Was jemand ist, was er sein möchte, als was er von anderen Menschen gesehen und beurteilt werden möchte, kurz: wie sich ein Mensch anderen gegenüber darstellt, das läßt sich auf vielerlei Art und Weise ausdrücken. So findet man im menschlichen Alltag eine Fülle von Ausdrucksweisen, in denen diese Tendenz zur Selbstdarstellung entweder besonders deutlich ausgeprägt ist oder die von vornherein und erklärtermaßen auch der Selbstpräsentation der Person, die sie hervorbringt, dienen. Werke aller Art, seien es handwerkliche Produkte, Autobiographien, Tagebücher, Theatervorstellungen, Performance oder Selbstportraits, wie das christusähnliche Selbstbildnis von Dürer, sind solche gewissermaßen‚ geronnenen verfestigten Äußerungen menschlicher Selbstdarstellung‘.
‚Selbstdarstellung‘ ist nach Mummendey (1995) immer ‚Darstellung des Individuums gegenüber einem wie auch immer gearteten Publikum‘. Egal, ob in der Kunst oder im Handwerk, im Beruf oder im Alltag - man stellt sich seiner sozialen Umwelt dar. Es kann sich hierbei eher um einen Interaktionspartner handeln oder man wendet sich ganz allgemein an die breite Öffentlichkeit, wie es im politischen Bereich vornehmlich praktiziert wird. Die Darstellung des Selbst spielt demnach in fast jeder sozialen Situation eine Rolle und so kann praktisch jedes menschliche Verhalten immer auch unter dem Gesichtspunkt der Selbstdarstellung aufgefaßt und interpretiert werden. Die Beschreibung und Klassifikation dieser mannigfaltigen Arten menschlicher Äußerungen ist natürlich auch für die Wissenschaft von besonderem Interesse und war bisher Anlaß für eine Vielzahl von Publikationen zum Thema.
Es ist schwierig, die Komplexität menschlicher Selbstdarstellung zu beschreiben und in Worte zu fassen. Diese Arbeit möchte trotzdem den Versuch wagen, den Selbstdarstellungsprozeß als alltägliche Leistung, v.a. im politischen Bereich, in ihren Grundzügen zu umreißen. Im ersten Teil sollen die wichtigsten Begriffsklärungen vorgenommen sowie motivationale Aspekte im Konstrukt der Selbstdarstellung näher differenziert werden. Der Schwerpunkt der Arbeit befaßt sich mit den Techniken der Selbstdarstellung - hier soll ein differenziertes Bild verschiedener Darstellungsformen in ihren Grundzügen entwickelt werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Selbstdarstellung
1.1 Theoretische Einordnung und Begriffsklärung
1.2 Politik - eine One-man-show?
2 Motive der Selbstdarstellung
2.1 Publikumorientierte Motivation
2.2 Individuumorientierte Motivation
2.3 Publikumserwartungen in der Politik
2.3.1 Der machiavellistische Politiker
2.3.2 Der authentische Politiker
2.3.3 Der Politiker als Superman
2.4 Erwartungen der SeminarteilnehmerInnen an einen Politiker
3 Selbstdarstellungsverhalten
3.1 Klassifikationen des Selbstdarstellungsverhaltens
3.2 Offensive, defensive und assertive Selbstdarstellungsformen
3.3 Offensive Selbstdarstellung
3.4 Defensive Selbstdarstellung
3.4.1 Leugnen
3.4.2 Umdeuten: ‚Es war nicht so, sondern anders!‘
3.4.3 Urheberschaft bestreiten: ‚Ich hab‘s nicht getan!‘
3.4.4 Rechtfertigen: ‚Es war notwendig!‘
3.4.5 Kontrollfähigkeit bestreiten: ‚Ich kann nichts dafür! Ich wollte das nicht!‘
3.4.6 Etikettierung verhindern: ‚Das tue ich sonst nicht!‘
3.4.7 Um Verzeihung bitten: ‚Es tut mir leid!‘
3.5 Assertive Selbstdarstellung
3.5.1 Ingratiation: ‚Ich mache mich beliebt‘
3.5.2 Self-promotion: ‚Ich stelle mich als kompetent dar‘
3.5.3 Exemplification: ‚Ich stelle mich als Vorbild dar‘
3.5.4 Intimidation: ‚Ich schüchtere andere ein‘
3.5.5 Supplication: ‚Ich stelle mich als hilfsbedürftig dar‘
3.5.6 Charakteristische Kombinationen von Sequenzen von Strategien
4 Selbstdarstellung im Spannungsfeld zwischen glaubwürdigen und vorteilhaften Eindrücken
4.1 Erwünschte Selbstdarstellung
4.2 Vermittlung von glaubwürdigen und vorteilhaften Eindrücken
4.3 Integrationsmodell von Laux & Schütz (1996)
5 Diskussion: Die Welt als große Bühne
5.1 Alles nur Theater? - Das Darstellungsspiel von Politikern
5.2 Was bleibt den Wählerinnen? - Ein Trainingsprogramm
5.3 Was ich will, das kann ich? - Motive, Formen und Kompetenzen der Selbstdarstellung
5.4 Man ist, wofür man gilt? - Persönlichkeit und Selbstdarstellung
5.5 Einmal defensiv, immer defensiv? - Die Frage nach der Selbstdarstellungstendenz
5.6 Mann und Frau im ganz alltäglichen Laienspiel
5.7 Gute Strategie - schlechte Strategie? - Bewertung der Selbstdarstellungsformen
6 Schluß: Man kann sich nicht nicht darstellen!
7 Anhang: ‚Leibchen für Lauftreff‘ - ein Blick auf den Wahlkampf der Grünen
Literaturverzeichnis
Abbildungsnachweis
- Arbeit zitieren
- Ulrike Roppelt (Autor:in), 1998, Strategien der Selbstdarstellung von Politikern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230701
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