Das Internet gilt im 21. Jahrhundert noch vor Fernsehen und Buch als das wichtigste Medium für die deutsche Bevölkerung und ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Es offeriert jede Menge neuer Möglichkeiten und vereinfacht so das Leben vieler Menschen. Neben sozialen Netzwerken, Verkaufsplattformen und Nachrichtendiensten bietet das Internet heutzutage auch Möglichkeiten zur Partnersuche auf speziell dafür angelegten Online-Dating Plattformen. Dort können Internetnutzer bequem von zu Hause aus und unabhängig von Zeit und Raum nach der großen Liebe suchen und dem Singledasein ein Ende bereiten. Man spricht auch häufig vom „Internet als Heiratsmarkt“ und bezeichnet den Computer als ein „Beziehungsmedium“ , da virtuelle Kommunikation Menschen weltweit miteinander verbindet. Im Internet gibt es über 2500 verschiedene Plattformen , die vom Flirten über erotische Abenteuer bis hin zur festen Partnerschaft alles ermöglichen. Die computerunterstützte Partnersuche ist für jedermann zugänglich und weist somit eine weitreichende Auswahl an potenziellen Partnern auf.
Online-Dating hat die klassische Kontaktanzeige nach und nach abgelöst und im Laufe der Jahre einen immensen Zulauf erfahren. Was in den 90er Jahren klein anfing , entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem Massenphänomen. Statistiken beweisen, dass alte Klischees wie Online-Dating sei nur etwas für „verzweifelte Singles, die im realen Leben keine Chance haben einen Partner zu finden“, hinfällig sind. In den Jahren 2011 und 2012 gab es rund 16 Millionen Singles in Deutschland, von denen circa sieben Mil-lionen einen Partner im Netz gesucht haben. Dies führte dazu, dass im Jahre 2012 jede dritte Beziehung online entstand. Die Partnersuche im Internet hat sich gesellschaftlich etabliert und tritt immer mehr in den öffentlichen Diskurs. Marktführer wie Parship.de und ElitePartner.de investieren Millionen in Fernsehwerbung und werben so immer mehr Mitglieder. Der demografische Wandel und die damit verbundene steigende Le-benserwartung der Menschen sorgen für neue Verhältnisse in Bezug auf die Lebensführung, womit die Sorge im Alter alleine zu bleiben, wächst. Dieses Beispiel ist nur eines von vielen, das die hohe Nachfrage nach Online-Dating erklären soll. Die Anbieter werben mit Slogans wie „Liebe ist kein Zufall“ oder „Hier verliebt man sich“ und suggerieren somit Simplizität und Planbarkeit bei der Entstehung einer Liebesbeziehung.
Inhaltsverzeichnis
I Einleitung
1. Ausgangssituation
2. Aufbau und Zielsetzung der Arbeit
3. Verortung im Fach
4. Forschungsstand
5. Methodik
5.1 Das qualitative leitfadenorientierte Interview
5.2 Quellen: Darstellung und Problematiken
5.3 Der Leitfaden
5.4 Wahl der Interviewpartner
II Begriffsbestimmungen und Definitionen
1. Virtuelle Raume
2. Identitat und virtuelle Identitat
3. Selbstdarstellung
4. Authentizitat
III Dating-Plattformen
1. Online-Dating
2. Allgemeine Informationen
IV Empirische Untersuchung
1. Darstellung der Ergebnisse
2. Beweggrunde und Einstieg
3. Selbstdarstellung und Authentizitat der Darstellung
4. Ubergang vom Virtuellen zum Realen
5. Tatsachliche Begegnung
6. Annaherung Online vs. Offline
V Fazit
VI Ausblick
VII Literaturverzeichnis
Sekundarliteratur
Intemetquellen
Anhang
I Einleitung
1. Ausgangssituation
Das Internet gilt im 21. Jahrhundert noch vor Femsehen und Buch als das wichtigste Medium fur die deutsche Bevolkerung1 und ist aus dem Alltag nicht mehr wegzuden- ken. Es offeriert jede Menge neuer Moglichkeiten und vereinfacht so das Leben vieler Menschen. Neben sozialen Netzwerken, Verkaufsplattformen und Nachrichtendiensten bietet das Internet heutzutage auch Moglichkeiten zur Partnersuche auf speziell dafur angelegten Online-Dating Plattformen. Dort konnen Internetnutzer bequem von zu Hau- se aus und unabhangig von Zeit und Raum2 nach der grofien Liebe suchen und dem Singledasein ein Ende bereiten. Man spricht auch haufig vom ,,Internet als Heirats- markt“3 und bezeichnet den Computer als ein „Beziehungsmedium“4, da virtuelle Kommunikation Menschen weltweit miteinander verbindet. Im Internet gibt es uber 2500 verschiedene Plattformen5, die vom Flirten uber erotische Abenteuer bis hin zur festen Partnerschaft alles ermoglichen. Die computerunterstutzte Partnersuche ist fur jedermann zuganglich und weist somit eine weitreichende Auswahl an potenziellen Partnern auf.
Online-Dating hat die klassische Kontaktanzeige nach und nach abgelost und im Laufe der Jahre einen immensen Zulauf erfahren. Was in den 90er Jahren klein anting6, entwi- ckelte sich im Laufe der Jahre zu einem Massenphanomen. Statistiken beweisen, dass alte Klischees wie Online-Dating sei nur etwas fur ,,verzweifelte Singles, die im realen Leben keine Chance haben einen Partner zu finden“7, hinfallig sind. In den Jahren 2011 und 2012 gab es rund 16 Millionen Singles in Deutschland, von denen circa sieben Mil- lionen einen Partner im Netz gesucht haben. Dies fuhrte dazu, dass im Jahre 2012 jede dritte Beziehung online entstand.8 Die Partnersuche im Internet hat sich gesellschaftlich etabliert und tritt immer mehr in den offentlichen Diskurs. Marktfuhrer wie Parship.de und ElitePartner.de investieren Millionen in Fernsehwerbung9 und werben so immer mehr Mitglieder. Der demografische Wandel und die damit verbundene steigende Le- benserwartung der Menschen10 sorgen far neue Verhaltnisse in Bezug auf die Lebens- fuhrung, womit die Sorge im Alter alleine zu bleiben, wachst. Dieses Beispiel ist nur eines von vielen, das die hohe Nachfrage nach Online-Dating erklaren soll. Die Anbie- ter werben mit Slogans wie ,,Liebe ist kein Zufall“11 oder ,,Hier verliebt man sich“12 und suggerieren somit Simplizitat und Planbarkeit bei der Entstehung einer Liebesbezie- hung. Doch ist es wirklich so einfach online einen Lebenspartner zu finden, wo Aspekte wie die Korpersprache, Mimik und Gestik oder ein Blickkontakt wegfallen? Sind Lie- besideale wie ein uberspringender Funken auch im Internet moglich? Online-Dating wird von Kritikern haufig mit Skepsis betrachtet. Es heifit unter anderem, dass die Ro- mantik des Kennenlernens13 durch die rein textbasierte Kommunikation zerstort werden wurde und dass ,,die Vorlaufphase - die Phase, in der noch keine Absichten gehegt werden, in der man vom anderen 'einfach bewegt ist'“14, fehlt. Dennoch versuchen weltweit Millionen Menschen auf diesem Weg einen Partner zu finden. Was sind die Grunde dafur? Wie funktioniert Online-Dating? Wie gehen die Nutzer im virtuellen Raum vor? Verfolgen sie bestimmte Strategien, um Erfolg zu haben? Liegt eine Diskrepanz zwi- schen Realitat und Virtualitat vor?
Diesen und weiteren Fragen soll in der folgenden Arbeit anhand von Fallbeispielen nachgegangen werden.
2. Aufbau und Zielsetzung der Arbeit
Das Ziel dieser Arbeit ist es herauszufinden, welche Strategien Nutzer auf OnlineDating Plattformen anwenden. Im Verlauf der Arbeit sollen die Motive von Menschen, die einen Partner im Internet suchen, ermittelt werden. Des Weiteren soll aufgezeigt werden, weshalb sie sich bewusst von der traditionellen Partnersuche abwenden. Daran anknupfend stellt sich auch die Frage, wie sich diese Menschen in einem virtuellen Raum positionieren und prasentieren, was sie dort versuchen zu vermitteln und welche Vorgehensweise sie anwenden, um Erfolge zu erzielen. Der Begriff Positionierung be- zieht sich auf das Verhalten eines Nutzers innerhalb eines virtuellen Raumes mit spezi- ellen Werte- und Selbstdarstellungsrastern. Daraus ergibt sich folgende Forschungsfra- ge: Welche Strategien verfolgen Nutzer beim Online-Dating und wie positionieren und prasentieren sie sich in einem virtuellen Raum? Der Fokus dieser Arbeit liegt nicht auf der Analyse einzelner Plattformen, sondern auf den Interviews, die fur diese Arbeit mit vier Personen gefuhrt wurden. Alle Befragten waren uber einen langeren Zeitraum auf einer Dating-Plattform angemeldet und haben dort nach einem geeigneten Partner ge- sucht. Die Interviewteilnehmer wurden unter anderem nach den Motiven fur die Nut- zung einer computerunterstutzten Partnersuche befragt sowie uber ihre Darstellungs- moglichkeiten auf den einzelnen Plattformen. Ebenso wurden sie uber ihre Strategien zur erfolgreichen Online-Partnersuche und uber ihre Erfahrungen beim Treffen mit po- tenziellen Partnern interviewt. Hier lag der Schwerpunkt insbesondere auf der Frage, ob sich die virtuelle Darstellung mit der realen Darstellung einer Person vereinbaren lasst oder ob es Diskrepanzen gibt. Der Liebesbegriff steht bei der vorliegenden Arbeit im Vordergrund. Es geht jedoch weniger um seine Definition als vielmehr um seine Mog- lichkeiten sowie seine Entwicklung und Ausfuhrung in Bezug auf Virtualitat und Reali- tat.
Zu Beginn der Arbeit wird die Thematik des Online-Datings in den Bereich der Kultur- anthropologie eingeordnet, um im Folgenden den aktuellen Forschungsstand zu eror- tern. Daraufhin wird die als Methode gewahlte empirische Untersuchung vorgestellt. AnschlieBend werden einige Begriffe definiert, die fur die vorliegende Erhebung essen- tiell sind. Nach einer naheren Betrachtung des Online-Datings, in der die Thematik be- schrieben und Motive und Zielgruppen erlautert werden, wird in dem darauffolgenden Kapitel ein kurzer Blick auf die Plattformen geworfen und einige Fakten, wie zum Bei- spiel aktuelle Nutzerzahlen genannt. Als nachstes erfolgt dann die empirische Untersuchung. Diese beinhaltet zunachst eine kurze Darstellung der Ergebnisse. Daraufhin werden die Interviews mit Hilfe von zuvor gebildeten Kategorien analysiert und zu den im Vorfeld erorterten Aspekten und Fakten in Beziehung gesetzt. Die Arbeit wird durch ein Fazit abgerundet, das die elementaren Ergebnisse der Interviews noch einmal zusam- menfasst und die Anwendbarkeit der gewahlten Methodik erortert. Daran anknupfend erfolgt ein Ausblick, der sich insbesondere auf eine Prognose fur die Zukunft des Online-Datings fokussiert sowie weitere Forschungsfragen thematisiert, die sich auf der Grundlage der Interviews und deren Analyse ergeben haben.
3. Verortung im Fach
Der Gegenstandsbereich der Kulturanthropologie ist „die Alltagskultur, das selbstver- standliche Handeln, Erleben und Deuten von Subjekten in ihrer Lebenswirklichkeit.“15 Zu dieser Alltagskultur zahlen auch das kulturelle Phanomen des Online-Datings und das damit verbundene Medium Internet. Der Historiker Heinz Schilling merkt an: ,,Die bisherigen Forschungsansatze der Volkskunde zur Internet-Kultur konzentrieren sich einerseits auf Netz-Zugang, Nutzung und Umgangsformen, andererseits auf das Problem Realitat/Virtualitat.“16 Fur die vorliegende Arbeit stehen insbesondere die Internet- nutzung und die damit verbundene Online-Kommunikation sowie die Aspekte Realitat und Virtualitat im Vordergrund. Schilling merkt an „dafi Kultur stets Ergebnis von Kommunikation ist“.17 Auch die Netzkommunikation schafft durch den virtuellen Aus- tausch neue kulturelle Aspekte, wie zum Beispiel das Online-Dating. Dadurch verandert sich die Art der Kommunikation, sie kann nun unabhangig von Zeit und Raum stattfin- den.18
Das Internet hat grofien Einfluss auf den Alltag der Menschen genommen und auch im Hinblick auf die romantische Liebe traditionelle Vorstellungen durchbrochen. OnlineDating steht im Widerspruch zu romantischen Liebesidealen,19 die vom Menschen und durch seine Kultur geschaffen wurden. Vorstellungen wie die Liebe dem Zufall zu uber- lassen werden substituiert.20 Durch das Online-Dating verlauft die Liebesanbahnung kontrollierter, es entstehen neue, moderne Liebesideale. Die Ethnologin Julia Domb- rowski bezeichnet die romantische Liebe durch ihre vielen Facetten als ein schwer defi- nierbares Forschungsfeld.21 Die Partnersuche, die einen thematischen Aspekt des Online-Datings bildet, lasst sich in die Anfange der Ethnologie und spezieller in den Bereich der Verwandtschaftsforschung einordnen.22 Der Volkskundler Hermann Bausinger merkt an, dass Medien wie das Internet dazu beitragen, die Lebensmoglichkeiten der Menschen zu erweitem und ihre Orientierungen zu andern.23 Das Internet schafft virtu- elle Heiratsmarkte und bietet somit neue Moglichkeiten der Partnersuche. Medien wie das Internet sind aus dem Alltag der Menschen nicht mehr wegzudenken. Bausinger postuliert, „dass Medien nicht technische Installationen sind, die man einschaltet, um sie in ei- nem abgegrenzten Zeitrahmen fur klar definierte Zwecke zu nutzen (...); vielmehr sind sie integriert in den Lebensvollzug, in Ablaufe alltaglicher Art und in die ganze kulturelle Situation."24
Die Internetnutzung sowie die Nutzung von Online-Dating Plattformen wird immer alltaglicher. Im Jahre 2001 belauft sich die Zahl der Internetnutzer in Deutschland auf 37 Prozent. Im Jahre 2012 konnte bereits die doppelte Anzahl und zwar 75,6 Prozent, verzeichnet werden.25 Und auch fur die Liebe im Internet gibt es Erfolgsstatistiken, denn jede dritte Beziehung entsteht heutzutage online.26 Diese Zahlen unterstreichen Bausingers These, dass das Medium Internet einen hohen Stellenwert im Alltag vieler Menschen einnimmt und somit auch die Kultur pragt, da Medien den Alltag ,,selbstver- standlicher dennje durchdringen.“27
Generell muss das Internet als Quelle mit Vorsicht betrachtet werden. Die Volkskundle- rin Dagmar Hanel erklart die Grunde dafur:
,,Das Internet ist ein Spiel mit Identitaten, die Ebenen Virtualitat und Realitat lassen sich oft nicht klar voneinander trennen. Diese Potenziale machen auf der einen Seite den besonderen Reiz dieses Mediums aus, bergen aber auf der anderen Seite fur den Forscher eine permanente Unsicherheit. Trotzdem kann das Internet mit seiner Be- deutung fur das gegenwartige Alltagsleben eine wichtige Beobachtungsplattform fur die Kulturwissenschaften sein. Beim wissenschaftlichen Umgang mit dieser Quelle mussen aber Fragestellung, Methodik und Ergebnis immer wieder aufs Neue hin- sichtlich quellenkritischer Kategorien reflektiert werden.“28
Die Suche nach der Liebe im Netz hat der Kulturanthropologie neue Forschungsfelder eroffnet. Der Computer ist zu einem Medium menschlichen Ausdrucks geworden. In Bezug auf das Online-Dating lassen sich durch die Nutzerprofile Ruckschlusse auf Selbstdarstellungsstrategien oder das Flirtverhalten ziehen. Auch die Ursachenfor- schung fur diese neue Art der Partnersuche spielt eine grofie Rolle. Somit konnen neue Wege der Partnerwahl ergrundet werden. Ebenso erfahren Grundbegriffe der Kultur- anthropologie, wie zum Beispiel Identitat, neue Definitionen. Es treten virtuelle Identitaten hinzu, die den Identitatsbegriff erweitern und ihm neue Dimensionen einraumen. Der Partnerschaftsbegriff unterliegt einem steten Wandel und bedarf standig neuer Definitionen. Online-Dating bietet dafur einen neuen, spannenden Zugang, der einen stan- digen Wandel im Hinblick auf die Forschungsfelder bedeutet.
4. Forschungsstand
Das Thema Online-Dating ist interdisziplinar gepragt und im kulturanthropologischen Diskurs nur bedingt vertreten. Werke aus den Bereichen Soziologie, Medienwissen- schaft und Kommunikationswissenschaft sind essentiell fur eine umfangreiche Analyse dieses Themas. Ebenso spielen psychologische Aspekte bei der computerunterstutzten Partnersuche eine Rolle.
In Bezug auf das Thema Identitat kann auf kulturanthropologische Basisliteratur zu- ruckgegriffen werden. Hier lassen sich insbesondere die Ausfuhrungen Bausingers in Grundzuge der Volkskunde29 aus dem Jahre 1999 sowie die Darlegungen des Volks- kundlers Wolfgang Kaschuba in Einfuhrung in die europaische Ethnologie30 aus dem Jahre 2006 nennen. Ebenso bietet die Dissertation Identitaten im Internet. Selbstdarstel- lung auf privaten Homepages31 von der Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin Sabina Misoch aus dem Jahre 2004 einen guten Einstieg in die zentralen Themen Identitat und Selbstdarstellung. Der Soziologe Erwing Goffman hat den Begriff Selbstdarstel- lung nachhaltig gepragt. In seinem Werk Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag32 aus dem Jahre 2009 beschreibt er das Selbstdarstellungsverhalten der Men- schen mit Hilfe von Begriffen aus dem Bereich des Theaters. Die Medien- und Kom- munikationswissenschaftlerin Nicola Doring befasst sich in dem Werk Sozialpsycholo- gie des Internet. Die Bedeutung des Internet fur Kommunikationsprozesse, Identitaten, soziale Beziehungen und Gruppen31 aus dem Jahre 2003 mit Theorien zur computer- vermittelten Kommunikation, das fur diese Arbeit somit ebenso bedeutsam ist. Doring beschaftigt sich in ihren Abhandlungen mit den Themen Selbstdarstellung und Identitat sowie mit romantischen Beziehungen im Netz. Ihr gleichnamiger Aufsatz erschien im Jahre 2000 in dem Werk Soziales im Netz. Sprache, Beziehungen und Kommunikations- kulturen im Internet34 von der Medienwissenschaftlerin Caja Thimm. In der Kulturanth- ropologie finden sich uberwiegend empirische Arbeiten zum Thema Online-Dating. Als zentrales kulturanthropologisches Werk lasst sich die Dissertation Die Suche nach der Liebe im Netz: Eine Ethnografie des Online-Datings35 von Julia Dombrowski aus dem Jahre 2011 nennen. Diese ist sehr aktuell und beinhaltet eine empirische Studie zum Thema Emotionen beim Online-Dating. Auch die Ethnologin und Soziologin Evelina Buhler-Ilieva veroffentlichte im Jahre 2006 das Werk Einen Mausklick von mir entfernt - Auf der Suche nach Liebesbeziehungen im Internet36, das ebenfalls eine soziologische Studie enthalt, die mit den Nutzern der schweizerischen Datingplattform partnerwin- ner.ch durchgefuhrt wurde und sich unter anderem mit den Grunden fur die computer- basierte Partnersuche befasst. In Bezug auf den Aspekt der Authentizitat lasst sich das im Jahre 2012 veroffentlichte und somit hochaktuelle Werk Renaissance der Authentizi- tat? Uber die neue Sehnsucht nach dem Ursprunglichen37 von den Kulturwissenschaft- lern Michael Rossner und Heidemarie Uhl nennen. Dieses beschaftigt sich mit der Viel- falt und Auslegung des Begriffs uber mehrere Epochen hinweg.38
Auch der Soziologe Florian Schulz hat mit seiner Dissertation Verbundene Lebenslaufe: Partnerwahl und Arbeitsteilung zwischen neuen Ressourcenverhaltnissen und traditio- nellen Geschlechterrollen. Empirische Analysen zur Partnerwahl im Internet und zur Arbeitsteilung im Haushalt als Prozess39 aus dem Jahre 2010 einen entscheidenden Bei- trag zum Thema Online-Dating geleistet.
Das Thema Online-Dating gilt als hochaktuell, was sich anhand der Erscheinungsdaten der Werke zu diesem Bereich zeigt. Der kulturanthropologische Umgang mit der virtu- ellen Liebe ist jedoch noch nicht sehr weit fortgeschritten, was sich zunachst damit be- grunden lasst, dass sich Singleborsen erst vor weniger als zehn Jahren40 in der Gesell- schaft etabliert haben.
Auch im Bereich der Ratgeberliteratur finden sich unzahlige Werke zum Thema OnlineDating, was erneut auf die Aktualitat, aber auch auf die Kalkulierbarkeit der Liebe im Netz verweist. Fur diese Arbeit ist die Ratgeberliteratur aber nicht weiter relevant.
Das Internet ist, wie in Kapitel 1.3 bereits erwahnt, als Quelle stets mit Vorsicht zu be- trachten, da Wissenschaftlichkeit nicht gewahrt werden kann.
5. Methodik
„Die Fragestellung der Untersuchung entscheidet uber die Wahl der Methode.“41 Fur die vorliegende Forschungsfrage ist eine empirische Untersuchung sinnvoll. Es soll alltags- nah geforscht werden42, weshalb sich qualitative Interviews anbieten. Die Thematik wird anhand von Fallbeispielen erlautert, um so auf kulturelle Muster schlieBen zu kon- nen. Um eine hohe Vergleichbarkeit zu erzielen wurde mit allen Befragten dieselbe In- terviewvariante durchgefuhrt. Im Folgenden wird diese kurz erlautert.
5.1 Das qualitative leitfadenorientierte Interview
Seit dem fruhen 19. Jahrhundert gelten mundliche Erhebungen als zentrales Instrument der Volkskunde.43 Es lassen sich verschiedene Arten von Interviews nennen, die auf die jeweilige Gesprachssituation zugeschnitten sind und somit unterschiedliche Zwecke erfullen. Fur die Definition einzelner Interviewgattungen bieten sich insbesondere die Ausfuhrungen der Ethnologin Brigitta Schmidt-Lauber an. Die dieser Arbeit vorliegende Erhebungsvariante ist das sogenannte qualitative leitfadenorientierte Interview. Ein qualitatives Interview ist ,,an Bedingungen alltaglicher Gesprachsfuhrung geknupft, ohne deren Regeln einhalten zu konnen.“44 Es gilt als ,,offenes, weiches, nichtstruktu- riertes Interview“45, da es sich von den starren Frage-Antwort-Schemata abhebt und somit einen groBeren Spielraum in Bezug auf den Fragenden und den Interviewten lasst46 Das Ziel ist es, eine entspannte Gesprachssituation zu schaffen und somit dem Gesprachspartner zu ermoglichen, „[seine] Erfahrungen und Vorstellungen in einer ihm angemessenen und vergleichsweise gewohnten Form zur Sprache zu bringen.47 “ Das leitfadenorientierte Interview basiert auf einem Fragenkatalog, der ein komplexes, vorab gut bekanntes Thema beinhaltet und keine festen Antwortvorgaben erfordert.48 Die im Vorfeld angefertigten Interviewfragen dienen dazu, den Gesprachen eine starkere Struk- turierung und Vereinheitlichung zu ermoglichen, um somit insbesondere den Grad der Vergleichbarkeit zu erhohen.49 Schmidt-Lauber bezieht sich auf die Soziologin Christel Hopf, um die negativen Aspekte des leitfadenorientieren Interviews zu erlautern. Die Technik des Leitfadens kann sich als kontraproduktiv erweisen, da sie die entspannte Gesprachssituation gefahrden, in ein Ausfragen ubergehen und somit nach Hopf in eine Leitfadenburokratie munden konnte.50 Im besten Falle sollte der Interviewfuhrer ,,den Leitfaden im Kopf haben und sich flexibel in der Abfolge der Fragen, ihrer Vollstan- digkeit und der Berucksichtigung neuer Problemfelder zeigen.“51
Qualitative Forschung ist meist darauf ausgelegt deskriptiv-explorierend oder thesenge- nerierend zu arbeiten, da es weniger um die Uberprufung von Hypothesen geht.52 Dies bedeutet fur diese Arbeit, dass aus den vorliegenden Interviews Thesen und Argumente abgeleitet werden, um diese „anschliefiend in theoretische Zusammenhange“53 einzu- ordnen und somit letztendlich die Forschungsfrage zu beantworten. Hierzu werden Ka- tegorien gebildet, die jeweils unterschiedliche thematische Bereiche abdecken und in denen aus den gefuhrten Interviews Beispiele zitiert und analysiert werden, um durch ausgewahlte Interviewpassagen eine „selektive Plausibilisierung“54 voranzutreiben.
5.2 Quellen: Darstellung und Problematiken
Dieser Arbeit liegen vier Interviews vor, die als Quelle dienen und aus denen sich der Hauptteil, die empirische Untersuchung, ergibt. Die Interviewpartner entstammen dem privaten Umfeld. Sie konnen als Bekannte oder entfernte Bekannte charakterisiert werden. Diese Konstellationen sicherten die Grundlage fur eine entspannte Gesprachssituation. So ergab sich eine eher lockere Unterhaltung und kein rigides Frage-Antwort- Spiel. Die Gesprachsatmosphare wirkte ungezwungen, da zumindest mit den Familien- angehorigen und Bekannten eine Vertrauensgrundlage gegeben war. Dennoch wurde die fur ein Interview notige Distanz und Objektivitat gewahrt. Die Gesprache fanden mit allen Personen in ihren Haushalten statt und hatten somit einen sehr privaten Charakter, der fur das Thema Online-Dating notwendig ist, da es sich um Herzensangelegenheiten, Sehnsuchte und Wunsche handelt, die man womoglich nicht in der Offentlichkeit be- sprechen mochte. Ein weiterer Vorteil war, dass mit der Wahl der privaten Wohnung der Befragten als Interviewort eine stille Umgebung vorlag und die Gesprachspartner sich einzig und allein auf die Fragen konzentrieren konnten.
Die Interviews wurden mit einem Aufnahmegerat aufgezeichnet und anschlieBend reali- tatsgetreu transkribiert.55 Prinzipiell kann durch das Bewusstmachen der Aufnahme des Interviews die ungezwungene Artikulation behindert werden56. In diesem Fall sorgte das vorhandene Aufnahmegerat aber bei keinem der Befragten far eine spurbare Befan- genheit. Die Gesprachspartner konnten es sofort ausblenden. Die Interviewsituation wurde mit allen Befragten automatisch in eine alltagliche Gesprachssituation transfor- miert. Dies zeigte sich dadurch, dass Gegenfragen gestellt oder auch kleine, personliche Anekdoten erzahlt wurden. Die Reziprozitat, also die Wechselseitigkeit, die „eine der wesentlichen Regeln des Alltagsgesprachs ist“57, wurde somit eingehalten. Den Inter- viewpartnern wurde ein freier Spielraum fur die Beantwortung der Fragen gelassen. Die Interviews wurden im Dezember 2012 gefuhrt. Ab diesem Zeitpunkt lag die Anmeldung auf einer Online-Dating Borse bei allen Befragten drei bis sechs Jahre zuruck und liegt somit in der Vergangenheit. Dies fuhrte zunachst dazu, dass einige Denkpausen mit den Interviews einher gingen und diese somit in die Lange gezogen wurden. Des Weiteren bedeutet dies, dass das Gesagte durch die groBe Distanz zum Erlebten ubertrieben, be- schonigt oder gar verfalscht dargestellt werden kann. Es liegt sozusagen eine reflektier- te, vorzeigbare Version des Erlebten vor.58 Die Distanz zur Vergangenheit kann jedoch beispielsweise durch die Prasentation eines Fotos uberbruckt werden, indem dieses sub- jektive Erinnerungen hervorrufen und Erzahlungen uber Vergangenes anregen kann.59 So holte ein Befragter ein Foto hervor, das er bei der damaligen Partnersuche im Netz als Profilbild verwendet hatte. Die Betrachtung des Fotos half ihm bei der Vergegen- wartigung und somit bei der Beantwortung der Frage, worauf er denn damals bei sei- nem Profilbild geachtet habe. Ebenso muss darauf hingewiesen werden, dass sich das Thema Online-Dating zum Zeitpunkt der Anmeldung bei den Befragten gerade erst etablierte. Es gab wenige Erfahrungswerte und somit auch eine geringe offentliche Re- sonanz. Aus heutiger Sicht ist statistisch erwiesen, dass Online-Dating hohe Erfolge erzielt.60 Somit ist es moglich, dass die Befragten heute anders argumentieren und sich nicht nur auf ihre Erfahrungswerte stutzten, sondern beispielsweise von den Medien und deren positiver Resonanz beeinflusst wurden. Ein weiteres Problemfeld ist der Wahr- heitsgehalt bezuglich der Beantwortung der Fragen. Sollte ein Teilnehmer beispielswei- se falsche Angaben in Bezug auf sein Dating-Profil gemacht haben, wird er dies wo- moglich nicht offen zugeben.
5.3 Der Leitfaden
Im Folgenden wird der Leitfaden vorgestellt, der als Grundlage fur die empirische Un- tersuchung dient.61 Der Leitfaden besteht aus 15 Fragen, die situationsangemessen in das Gesprach eingebaut wurden.62 Beispielsweise entfielen bei einer Interviewpartnerin einige Fragen, da diese nicht uber ein Online-Dating Profil verfugte, sondern uber eine Radio-Dating-Seite die Moglichkeit hatte auch ohne Anmeldung und ein klassisches Profil auf potenzielle Partner zugreifen zu konnen. Acht Fragen des Leitfadens basieren auf den Interviewfragen, die Julia Dombrowski fur ihre empirische Untersuchung63 verwendet hat, da diese einen guten Einstieg in die Thematik bieten. Sieben weitere Fragen wurden erganzt. Alle Fragen des Leitfadens zielen auf die Beantwortung der Forschungsfrage ab.
Der Leitfaden lasst sich in sechs Teile einteilen, die unterschiedliche Themenfelder auf- fuhren. Das erste Themenfeld beabsichtigt von den Interviewpartnern Informationen uber die Online-Dating Plattform, auf der sie angemeldet waren, zu bekommen. Das darauffolgende Feld begrundet sich in den Motiven fur die Wahl zur computerunter- stutzten Partnersuche. Das dritte Teilgebiet umfasst die virtuelle Selbstdarstellung der Befragten und der vierte Teil konzentriert sich dann auf die Fremdeinschatzung und die Selektion der potenziellen Partner. Der anschliefiende Teilbereich bezieht sich auf den Ubergang vom Virtuellen zum Realen, der sich insbesondere in dem realen Treffen der Online-Dating Kontakte manifestiert. Der sechste und somit letzte Teil konzentriert sich auf eine allgemeine Sicht der Interviewpartner in Bezug auf das Online-Dating und des- sen Vor- und Nachteile.
5.4 Wahl der Interviewpartner
Es erwies sich zunachst als schwierig geeignete Interviewpartner zu finden, da es sich beim Thema Online-Dating um eine sehr personliche Angelegenheit handelt. Bei ersten Recherchen ergaben sich jedoch schnell Zugange zu Personen aus dem privaten Um- feld. Dadurch war ein sehr personlicher Zugang zu den Befragten moglich, der dafur sorgte, dass die Beantwortung der Fragen nicht an der Oberflache blieb. Dass die Mit- gliedschaft auf einer Online-Dating Plattform in der Vergangenheit liegt, war einer der Grunde fur die Wahl der Interviewpartner. Durch den bereits abgeschlossenen Prozess der Partnersuche im Internet verfugen sie uber andere Erfahrungen als Personen, die vielleicht aktuell noch angemeldet sind und konnen ihre Strategien der Partnerwahl re- flektierter formulieren. Zwei der Interviewpartner fuhren Beziehungen, die im Netz ent- standen sind und konnen so die Langfristigkeit und den Nutzen der Plattform besser einschatzen. Durch erlebte Treffen mit anderen potenziellen Partnern zur Zeit der Mit- gliedschaft kann der Blick auf die Diskrepanz zwischen Virtualitat und Realitat gelenkt werden. Bei neu angemeldeten Mitgliedern liegen womoglich noch keine Erfahrungen uber reale Treffen vor. Auch wurden sie den Nutzen der Plattform anders bewerten als Personen, die daruber erfolgreich waren.
Die Personen erklarten sich nach telefonischen und schriftlichen Anfragen sofort bereit, sich interviewen zu lassen. Des Weiteren war das Alter der Befragten fur eine empiri- sche Untersuchung zum Thema Online-Dating ausschlaggebend. Es wurde darauf ge- achtet, Personen aus verschiedenen Altersgruppen auszuwahlen, um das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten zu konnen. Das Alter der Interviewpartner liegt bei 25, 39, 48 und 60 Jahren. Ebenso verfugen die Befragten durch die Altersunter- schiede uber differenzierte Beziehungserfahrungen, was dazu fuhrt, dass sie sich im virtuellen Raum eventuell anders verhielten und verschiedene Herangehensweisen wahlten. Alle Befragten waren auf verschiedenen Plattformen angemeldet, so dass un- terschiedliche Betrachtungsweisen und Erfahrungen zu den Moglichkeiten spezieller Dating-Plattformen vorliegen. Im Folgenden werden die Interviewpartner kurz vorge- stellt.
Juliane ist 25 Jahre alt und studiert Medizin. Sie war vor circa drei Jahren auf der Sin- gleborse neu.de angemeldet, betrieb die Suche jedoch zunachst nicht ernsthaft, sondern aus reiner Neugierde. Juliane ist die jungste aller Befragten und dient somit als Fallbei- spiel fur diejunge Generation.
Robbert ist 39 Jahre alt und als kaufmannischer Angestellter tatig. Er war vor sechs Jahren bei der kostenpflichtigen Partnervermittlung parship.de angemeldet und dort ernst- haft auf der Suche nach einer Partnerin. Er wurde ausgewahlt, da er der Einzige der Befragten ist, der auf einer Online-Dating Plattform angemeldet war, die auf Basis von Personlichkeitstests Partnervorschlage unterbreitet und erst bei Zustimmung dieser Kontaktanfrage die Moglichkeit bietet, Fotos des anderen zu sehen.
Manuela ist 48 Jahre alt und als Heilpraktikerin tatig. Sie war nie auf einer OnlineDating Plattform angemeldet, sondern hatte auf der Datingseite des RPRl-Radios die Moglichkeit sich Profile von Singles anzugucken, ihre Stimmen zu horen und ihnen eine Sprachnachricht zu hinterlassen. Manuela bildet somit eine Ausnahme, da sie die Einzige ist, die kein Profil auf einer einschlagigen Internetseite hatte. Sie war nur ein einziges Mal online und lernte so ihren Ehemann kennen.
Klaus ist 60 Jahre alt und von Beruf Versicherungsfachangestellter. Er war vor funf Jahren bei der Singleborse amio.de angemeldet und zahlt zur alteren Generation, die uber Alltagswege weniger Zugange zu potenziellen Partnern hat (siehe auch Kapitel III.l).
II Begriffsbestimmungen und Definitionen
1. Virtuelle Raume
Als virtuell wird etymologisch etwas potenziell Mogliches bezeichnet, das materiell jedoch noch nicht realisiert ist.64 Der Computer erzeugt eine solche Virtualitat und bie- tet somit einen Zugang zu virtuellen Raumen, in denen unabhangig von Zeit und Ort synchron kommuniziert werden kann. Laut Misoch erfahrt Kommunikation somit durch virtuelle Raume, ,,die ihrerseits nicht lokalisierbar sind“65, eine Erweiterung.66 Die Eth- nologin Ute SuBbrich bezeichnet Virtualitat als ,,das Ergebnis kunstlich erzeugter Sin- neseindrucke. Da nun diese Sinneseindrucke aber tatsachliche sind, handelt es sich um eine Sonderform von der ,Realitat‘.“67 Misoch spricht von der ,,zunehmenden Relevanz virtueller Raume“68, durch die der reale Raum, in dem man sich korperlich befindet, uberlagert wird. Beide Raume existieren parallel zueinander und „bilden zwei verschie- dene Erfahrungsebenen.“69 Beim Online-Dating steht die Virtualitat zunachst im Kon- trast zur Realitat. Im Laufe der Zeit mussen sich beide Raume und das damit verbunde- ne Erleben vereinbaren lassen, damit eine Liebesbeziehung entstehen kann.
2. Identitat und virtuelle Identitat
Der Begriff Identitat (vom lat. idem = das-, derselbe)70 gilt als ein zentrales Konzept der Kulturanthropologie und weist eine Vielzahl an Definitionen auf. Bausinger definiert Identitat wie folgt:
,,Identitat ist ein analytisches Konstrukt; aber Identitat ist gleichwohl direkt erfahr- bar: als Gefuhl der Ubereinstimmung des Individuums mit sich selbst und seiner Umgebung, und vielleicht noch deutlicher in der negativen Form: im Bewusstsein oder Gefuhl mangelnder Ubereinstimmung. Identitat bezeichnet die Fahigkeit des einzelnen, sich uber alle Wechselfalle und auch Bruche hinweg der Kontinuitat sei- nes Lebens bewusst zu bleiben.“71
Identitat meint also nach Bausinger das Gefuhl sich treu zu bleiben, trotz des standigen Wandels auberer Einflusse. Bausinger bezeichnet den Begriff Identitat auch als ein ,,Moment von Ordnung und Sicherheit“72 inmitten wechselnder Konstellationen. Er dis- tanziert sich jedoch von dem ursprunglich starren Begriffscharakter, indem er Identitat als „verhaltnismafiig elastisch“73 beschreibt. Die Kommunikationswissenschaftlerin Sabina Misoch stellt in ihrer Dissertation Identitaten im Internet. Selbstdarstellung auf privaten Homepages fest: ,,Ein Mensch stellt verschiedene soziale und situative Identi- taten dar, und er ist doch stets mit sich identisch.74 “ Auf einer Online-Dating Plattform entsteht automatisch eine virtuelle Identitat, die somit auch situationsabhangig ange- passt wird. Diese ist laut der Medienpsychologin Nicola Doring ,,eine subjektiv relevan- te Representation einer Person im Netz.75 “ Der Nutzer schreibt sich selbst bestimmte Eigenschaften zu und entwirft somit ein bestimmtes Bild von sich und seiner Identitat.76 Dieses konstruierte Selbstbild77, die Online-Identitat, lasst sich ebenso als elastisch und flexibel beschreiben. Der Nutzer hatjederzeit die Moglichkeit seine Profilinformationen und somit Teile seiner virtuellen Identitat zu andern und anzupassen. Eine Online- Identitat unterscheidet sich demnach von der realen Identitat, da das eigene Selbst sie neu und abweichend von ihr entwerfen und darstellen kann78 und sie somit neu konstru- iert. Die Soziologin Evelina Buhler-Ilieva postuliert, dass sich Nutzer im virtuellen Raum im Gegensatz zum realen Leben ,,Masken uberstulpen [konnen], die nach Lust und Laune an - und wieder ausgezogen werden konnen.79 “ Diese Masken bilden die virtuelle Identitat. ,,Identitaten konnen in virtuellen Raumen nur mittels Darstellung sichtbar d.h. sozial wirksam werden“80, was dazu fuhrt, dass ,,im Rahmen virtueller
Umgebungen Identitaten sich durch Selbstdarstellungen konstruieren mussen“81. Eine virtuelle Identitat ist somit immer auf Selbstdarstellung angewiesen.
Des Weiteren gilt Identitat als ,,eine grundlegende Voraussetzung fur soziales Han- deln“82 und funktioniert ausschlieBlich uber Interaktion mit anderen in der Gesell- schaft.83 Das Ziel ist es, das eigene Verhalten und die Erwartungen der anderen in ein ausgewogenes Verhaltnis zu bringen und somit gesellschaftlichen Anspruchen zu genu- gen ohne sich dabei selbst aufzugeben.84 GemaB Kaschuba meint der Begriff Identitat sowohl ,,eine Ich- als auch eine Wir-Identitat, zwei sich ineinander verschrankende Be- deutungsdimensionen von Selbstsein und Dazugehoren.“85 Identitat meint die Sicht des Individuums auf sich selbst sowie die Sicht der anderen auf das Individuum.
3. Selbstdarstellung
Um internetbasierte Selbstdarstellungen zu untersuchen, ist es unerlasslich den Begriff erst einmal in seinem Kern zu erfassen und zu definieren. Die Medienpsychologin Nicola Doring beschreibt Selbstdarstellung wie folgt:
,,Man spricht von Selbstdarstellungsverhalten (...) um zum Ausdruck zu bringen, dass wir unser soziales Verhalten in der Regel so gestalten, dass wir bei denjenigen Personen, die gerade anwesend sind oder denen unser aktuelles Verhalten bekannt werden konnte, einen gunstigen Eindruck hinterlassen. Ein gunstiger Eindruck ist nicht unbedingt ein positiver Eindruck, sondern ein zielkonformer Eindruck.“86
Dies bedeutet, dass Menschen ihre Handlungen und Verhaltensweisen bewusst einset- zen um sich selbst in ein gutes Licht zu rucken und somit vor anderen gut dazustehen. Dorings Definition lasst sich auch auf das Nutzerverhalten bei computerbasierter Part- nersuche im Internet beziehen. Insbesondere dort spielt Selbstdarstellung eine entschei- dende Rolle, da jede Internet-Plattform den Nutzern die Moglichkeit bietet, sich vor anderen Anwendern zu prasentieren und ihnen insbesondere durch positive Selbstbe- schreibungen zu imponieren. Diese sind jedoch teilweise auch notwendig, um aus der Masse der potenziellen Partner hervorzustechen. Eine kompetente Anwendung von Selbstdarstellungsstrategien, wie zum Beispiel die „attraktivitatssteigernde Idealisie- rung des eigenen Erscheinungsbildes konnen Kontaktschwellen bei der computerver- mittelten Kommunikation abbauen.87 “ Textuelle Selbstdarstellungsprozesse 88 „erfolgen durch das Sich-Selbst-Beschreiben, durch das Von-Sich-Schreiben bzw. durch Selbst- narrationen.“89 Die Selbstdarstellung ist somit subjektiv und teilweise manipulierbar.90 Angaben konnen beschonigt, ausgeschmuckt oder gar falsch aufgefuhrt werden. Un- wahre Selbstdarstellungen weisen geschlechts- und merkmalsspezifische Muster auf.91 So uberschatzen Manner auf ihrem Online-Dating Profil haufig ihre Korpergrofie und Frauen unterschatzen systematisch ihr Gewicht.92 Nutzer versuchen so korperliche De- fizite zu extrahieren, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
Die Psychologen Aronson, Wilson und Akert definieren den Begriff Selbstdarstellung als „Versuch, uns als den Menschen zu prasentieren, der wir sind oder von dem wir wollen, dass andere Menschen glauben, dass wir so sind; dies geschieht durch die Wor- te, die wir sprechen, unser nonverbales Verhalten wie auch unsere Handlungen.93 “ Nicht nur Identitat, sondern auch die mit ihr zusammenhangende Selbstdarstellung ist somit ebenso auf soziale Interaktion angewiesen. Mit dieser Strategie prasentieren sich Nutzer auf Dating-Plattformen, um einen geeigneten Partner zu finden. Die Art der Ausfuhrung dieses Selbstdarstellungsaktes unterscheidet sich jedoch erheblich von der, die Aronson, Wilson und Akert nennen. In Bezug auf das hier genannte nonverbale Verhalten sowie die Handlungen muss die ,,Korperlosigkeit der Selbstdarstellungsprozesse“94 im Internet genannt werden. Online-Dating funktioniert rein textbasiert und in den meisten Fallen stimmlos.95 Es findet kein korperlicher Ausdruck statt, da die Personen nicht als greifba- re Korper anwesend sind und somit gewissermafien als Subjekte entmaterialisiert werden.96 Dies fuhrt dazu, dass Aspekte wie die Korperhaltung, Mimik und Gestik durch Medien, wie zum Beispiel Bilder und Texte, ersatzweise dargestellt werden.97 Daruber hinaus bieten die Plattformen diverse Moglichkeiten fur Angaben, in denen beispiels- weise der Charakter, das Aussehen und personliche Starken so detailliert beschrieben werden konnen, dass dort viel Raum zur Selbstdarstellung geboten wird. So beinhalten alle Momente menschlicher Interaktion - und das Bereitstellen eines Online-Profils kann als Interaktion bezeichnet werden - Prozesse der Selbstdarstellung.98 “ Selbstdar- stellung ist somit dauerhaft prasent und in der Face-to-Face-Kommunikation schwer steuerbar. Internetspezifische Selbstdarstellung hingegen lasst sich partiell besser kon- trollieren. So konnen beispielsweise bei einem E-Mail Kontakt „zu ausgewahlten Zeit- punkten gezielt vorbereitete Botschaften ubermittel[t] [werden].“99
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1 http://www.focus.de/digital/computer/medien-internet-wichtigstes-medium-vor-tv-und- buch_aid_409120.html (Stand 12.03.2013).
2 Schulz, Florian: Verbundene Lebenslaufe zwischen neuen Ressourcenverhaltnissen und traditionellen Geschlechterrollen. Empirische Analysen zur Partnerwahl im Internet und zur Arbeitsteilung im Haushalt als Prozess. Wiesbaden 2010, S. 120.
3 Schulz (2010), S. 109.
4 Purer, Heinz: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. EinHandbuch. Konstanz 2003, S. 91.
5 http://www.singleboersen-vergleich.de/about.htm (Stand 12.03.2013).
6 Vgl. Buhler-Ilieva, Evelina: Einen Mausklick von mir entfernt. Auf der Suche nach Liebesbeziehungen im Internet. Marburg2006, S. 105.
7 http://www.ihr-singleboersen-vergleich.de/partnersuche-im-internet/ (Stand 12.03.2013).
8 http://www.singleboersen-vergleich.de/presse/online-dating-markt-2011-2012-de.pdf (Stand 12.03.2013).
9 http://de.statista.com/statistik/daten/studie/153231/umfrage/online-datingportale-mit-den-hoechsten- investitionen-in-tv-werbung/ (Stand 14.03.2013).
10 http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/durchschnittsalter-der-deutschen-wird-deutlich-ansteigen-a- 868019.html (Stand 14.03.2013).
11 http://www.elitepartner.de/ (Stand 14.03.2013).
12 http://www.online-partnersuche.de/singleboersen/neu-de/neu-de-erfahrungen.html (Stand 14.03.2013).
13 http://www.loverty.de/ratgeber/geschichte-der-partnersuche/die-romantik/ (Stand 14.03.2013).
14 http://www.loverty.de/ratgeber/geschichte-der-partnersuche/die-romantik/ (Stand 14.03.2013).
15 Schmidt-Lauber, Brigitta: Das qualitative Interview oder: Die Kunst des Reden-Lassens. In: Silke Gottsch/Albrecht Lehmann: Methoden der Volkskunde. Positionen, Quellen, Arbeitsweisen der europai- schen Ethnologie, 2. uberarb. u. erw. Auflage, Berlin 2007, S. 169-188, hier 169.
16 Schilling, Heinz: Medienforschung. In: Rolf W. Brednich: Grundrifi der Volkskunde. Einfuhrung in die Forschungsfelder der europaischen Ethnologie. 3. uberarb. u. erw. Auflage, Berlin 2001, S. 563-581, hier S. 579.
17 Ebd., S. 580.
18 Schulz (2010), S. 120.
19 Vgl. Dombrowski, Julia: Auf der Suche nach der Liebe im Netz. Eine Ethnographie des Online- Datings. Bielefeld 2011, S. 8.
20 Vgl. ebd., S. 91.
21 Vgl. ebd., S. 8.
22 Vgl. ebd., S. 8f.
23 Vgl. Bausinger, Hermann: Vom Jagdrecht auf Moorhuhner. Anmerkungen zur kulturwissenschaftlichen Medienforschung. In: Zeitschrift fur Volkskunde 97 (2001), S. 1-14, hier S. 5.
24 Bausinger (2001), S. 2.
25 http://de.statista.com/statistik/daten/studie/13070/umfrage/entwicklung-der-internetnutzung-in- deutschland-seit-2001/ (Stand 25.02.2013).
26 http://www.singleboersen-vergleich.de/presse/online-dating-markt-2011-2012-de.pdf (Stand 26.02.2013).
27 Schilling (2001), S. 571.
28 Hanel, Dagmar: Gesprache uber Korper im virtuellen Raum. Das Diskussionsforum www.oschatzdessous.de. In: Beate Binder et al. (Hg.): Ort. Arbeit. Korper. Munster u. a. 2005, S. 447456, hier S. 448.
29 Bausinger, Hermann: Identitat. In: Ders. et al. (Hg.): Grundzuge der Volkskunde. Darmstadt 1999, S. 204-263.
30 Kaschuba, Wolfgang: Einfuhrung in die Europaische Ethnologie, 3. Auflage, Munchen 2006.
31 Misoch, Sabina: Identitaten im Internet. Selbstdarstellung auf privaten Homepages. Konstanz 2004.
32 Goffman, Erving: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. Munchen 2009.
33 Doring, Nicola: Sozialpsychologie des Internet. Die Bedeutung des Internet fur Kommunikationsprozesse, Identitaten, Soziale Beziehungen und Gruppen, 2., vollst. uberarb. und erw. Auflage. Gottingen 2003a.
34 Doring, Nicola: Romantische Beziehungen im Netz. In: Caja Thimm, Soziales im Netz. Sprache, Beziehungen und Kommunikationskulturen im Internet. Opladen 2000, S. 39-69.
35 Dombrowski, Julia: Auf der Suche nach der Liebe im Netz. Eine Ethnographie des Online-Datings. Bielefeld 2011.
36 Buhler-Ilieva, Evelina: Einen Mausklick von mir entfernt. Auf der Suche nach Liebesbeziehungen im Internet. Marburg 2006.
37 Rossner, Michael; Uhl, Heidemarie: Vorwort. In: Michael Rossner/Heidemarie Uhl (Hg.): Renaissance der Authentizitat? Uber die neue Sehnsucht nach dem Ursprunglichen. Bielefeld 2012, S. 9-12.
38 Vgl. ebd., S. 12.
39 Schulz, Florian: Verbundene Lebenslaufe zwischen neuen Ressourcenverhaltnissen und traditionellen Geschlechterrollen. Empirische Analysen zur Partnerwahl im Internet und zur Arbeitsteilung im Haushalt als Prozess. Wiesbaden 2010.
40 Siehe Kapitel I.1.
41 Schmidt-Lauber (2007), S. 174.
42 Vgl. ebd., S. 171.
43 Vgl. ebd., S. 170.
44 Ebd., S. 174.
45 Ebd., S. 174.
46 Vgl. ebd., S. 175.
47 Ebd., S. 175.
48 Vgl. ebd., S. 177.
49 Vgl. ebd., S. 177.
50 Vgl. ebd., S. 177.
51 Ebd., S. 177.
52 Vgl. ebd., S. 183.
53 Ebd., S. 183.
54 Ebd., S. 184.
55 Die Transkripte befinden sich im Anhang der Arbeit.
56 Vgl. Schmidt-Lauber (2007), S. 179.
57 Ebd., S. 179.
58 Vgl. ebd., S. 183.
59 Vgl. ebd., S. 179.
60 Siehe Kapitel III.2.
61 Der Leitfaden befindet sich im Anhang der Arbeit.
62 Vgl. Schmidt-Lauber (2007), S. 177.
63 Siehe Kapitel I.4.
64 Vgl. Kluge, Friedrich: Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache. 24. durchges. und erw. Aufl.,Berlin 2002, S. 865.
65 Misoch (2004), S. 86.
66 Vgl. ebd., S. 85.
67 SuBbrich, Ute: Virtuelle Realitat. Eine Herausforderung an das Selbstverstandnis des Menschen. In: KulturanthropologischeNotizen Nr. 56, Frankfurta.M. 1997, S. 30.
68 Misoch (2004), S. 86.
69 Ebd., S. 86.
70 Ebd., S. 18.
71 Bausinger (1999), S. 204.
72 Ebd., S. 204.
73 Ebd., S. 204.
74 Misoch (2004), S. 21.
75 Doring (2003a), S. 341.
76 Vgl. Misoch (2004), S.21.
77 Vgl. ebd., S. 132.
78 Vgl. ebd., S. 132.
79 Buhler-Ilieva (2006), S. 24.
80 Ebd., S. 134.
81 Buhler-Ilieva (2006), S. 134.
82 Ebd., S. 18.
83 Vgl. Bausinger (1999), S. 205.
84 Vgl. Bausinger, Hermann. Kulturelle Identitat. Tubingen 1982, S.11.
85 Kaschuba (2006), S. 134.
86 Doring (2003a), S. 334.
87 Ebd., S. 460.
88 Vgl. Misoch (2004), S. 131.
89 Ebd., (2004), S. 131.
90 Vgl. ebd., S. 132.
91 Zillmann, Doreen; Schmitz, Andreas; Blossfeld, Hans-Peter: Lugen haben kurze Beine. Zum Zusam- menhang unwahrer Selbstdarstellung und partnerschaftlicher Chancen im Online-Dating. In: Zeitschrift fur Familienforschung 23 (2011), S. 291-318, hier S. 291.
92 Schulz, Florian; Zillmann, Doreen: Das Internet als Heiratsmarkt. Ausgewahlte Aspekte aus Sicht der empirischen Partnerwahlforschung. Bamberg 2009, S. 20.
93 Aronson, Eliot; Wilson, Timothy D.; Akert, Robin M.: Sozialpsychologie. 4., aktualisierte Auflage. Munchen2004, S. 177.
94 Misoch (2004), S. 130.
95 Eine Ausnahme bildet hier die Online-Dating Plattform amio.de auf die in Kapitel III.2 naher einge- gangen wird.
96 Vgl. Misoch (2004), S.131.
97 Vgl. ebd., S.131.
98 Vgl. Misoch (2004), S. 29.
99 Doring (2003a), S. 341.
- Citar trabajo
- Lauretta Fontaine (Autor), 2013, Strategien und Positionierungen beim Online-Dating, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230445
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