Am 12. 4. 1829 um 23 Uhr verließen die Reisenden Berlin, um die Reise anzutreten, am 28. 12. 1829 um 10 Uhr abends, nach einer Abwesenheit von fast 9 Monaten trafen sie wieder in Berlin ein.
Die Russisch-Sibirische Reise hatte lange im Schatten der Amerikanischen Reise gestanden. Das Tagebuch der Reise oblag Gustav Rose, den Humboldt ermahnen musste, endlich was vorzulegen. In zwei Bänden, 1837 und 1842 erschienen, wurde schließlich ein Reisebericht von zusammen 1247 Seiten vorgelegt.
In den Biographien wurde die Vorgehensweise etwas kritisiert - ein eigentliches Tagebuch war es nicht.
„Roses eigentliches Urteil über sein Werk ist vielleicht zu bescheiden, aber es kommt der Wahrheit nahe. Es war kein allgemeiner Reisebericht, sondern vor allem eine Mineralogie der bereisten Gegenden daraus entstanden.“ [Beck, Hanno, S. 177, siehe unten.] Die allgemeine Auffassung im Hinterkopf hatte ich schon lange die Idee, das mal zu prüfen zumal ich das Werk aus der UB Bern damals noch kopieren (und binden) lassen konnte. Heute geht das aus restauratorischen Gründen nicht mehr …
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Humboldts Begleiter. Kurzbiographien Ehrenberg & Rose
Mineralogisch-gegnostische Reise
- Band 1:
- Band 2:
Register
Städte
Ströme
Seen
Meere
Gebirge
Bodenschätze
Geographische Objekte
Ethnologie, Völker
Biologie:
Botanik, Vegetation
Zoologie
Landwirtschaft
Personen
Objekte eingehender Betrachtung
Einleitung
Am 12. 4. 1829 um 23 Uhr verliessen die Reisenden Berlin, um die Reise anzutreten, am 28. 12. 1829 um 10 Uhr abends, nach einer Abwesenheit von fast 9 Monaten trafen sie wieder in Berlin ein.
Die Russisch-Sibirische Reise hatte lange im Schatten der Amerikanischen Reise gestanden.
Das Tagebuch der Reise oblag Gustav Rose, den Humboldt ermahnen musste, endlich was vorzulegen. In zwei Bänden, 1837 und 1842 erschienen, wurde schliesslich ein Reisebericht von zusammen 1247 Seiten vorgelegt.
In den Biographien wurde die Vorgehensweise etwas kritisiert – ein eigentliches Tagebuch war es nicht.
„Roses eigentliches Urteil über sein Werk ist vielleicht zu bescheiden, aber es kommt der Wahrheit nahe. Es war kein allgemeiner Reisebericht, sondern vor allem eine Mineralogie der bereisten Gegenden daraus entstanden.“ [Beck, Hanno, S. 177, siehe unten.]
Die allgemeine Auffassung im Hinterkopf hatte ich schon lange die Idee, das mal zu prüfen zumal ich das Werk aus der UB Bern damals noch kopieren (und binden) lassen konnte. Heute geht das aus restauratorischen Gründen nicht mehr …
Ich fing an, die Seiten zu durchblättern und Texte, die nicht mineralogisch-geognostisch waren, einfach gleich in den Computer zu setzen. Und ich muss gestehen, ich war höchst überrascht, wie ausführlichst Rose die Reise auf den diaristischen Seiten schilderte. Er hatte echt Freude daran, und es ist ein lebhafter Text entstanden. Der rote Faden des Werkes bildete dann auch der Reisebericht, der aber in den Fachthemen gefangen und verstrickt war. Zeigte aber auch, dass Gustav Rose ein hervorragender Mineraloge war. Dennoch nannte er Datum und Befindlichkeiten, Wetter, Überfahrten und Probleme, Einladungen, lernt uns das Flusssystem mit Zu – und Nebenflüssen plastisch vorzustellen, usw. usw. Ich habe den „diaristischen Kern“ etwas weitläufiger betrachtet als zuerst beabsichtigt. Landschaften, ihre Schilderungen, Natur und Umwelt, Pflanzen und Tierwelt, physische Geographie habe ich aufgenommen und Kürzungen angezeigt. Besuch von Montanwerken, Seifenwerken u.ä. in der Regel „den Weg dahin“ und dann auf Seitenangaben der Schilderung verweisen müssen. . „Schichten“ von Gebirgen rudimentär das wichtigste zu Beginn im Text gelassen und dann den Rest, das spezielle ausgelassen. Damit sieht der Leser auch die Vorgehensweise des Mineralogen Rose an ein „Objekt“ und was ihn an der Sache fasziniert und bewegt, ggf. Fragen dazu. In der Regel beschreibt er die Sache im Allgemeinen und kommt dann – auch mit hervorragenden Literaturkenntnisse ausgestattet - zum Speziellen und zu Analogien. Das ist sehr spannend, selbst wenn man nicht vom Fach ist. Die Schreibweise ist auch wunderbar verständlich für Laien. Anmerkungen im Text von Rose wurden z.T. von mir notiert oder ausgelassen. Zum Teil kurze (nur Quelle) oder lange bzw. längere Exkurse. Das wurde u.U. von mir stillschweigend übergangen. Mein Bestreben war ja der diaristische Kern herauszuschälen, nicht eine Neuauflage des Buches. Doch ich kann nur empfehlen, das Werk selber mal in die Hand zu nehmen.
Es würde mich freuen, wenn mit meiner Arbeit das Interesse an dieser Reise geweckt wird.
Sorge bereitete mir die Ausarbeitung eines Anhanges der die verschiedenen Stichwortverzeichnissen zu den Fachgebieten von mir erschliessen sollte.Rose schaute rückwärts und vorwärts, verwies auf Analogien und nannte z.B. Flüsse und Städte lange bevor er sie sah. Grund war sicherlich auch die späte Publikation nach der Reise – er hatte sich lange damit beschäftigen können und war u.a. natürlich Fachmann zum Flusssystem (Neben- und Zuflüsse), geologischen Formationen und Gebirgssystemen geworden.
Zu Humboldts Russisch-Sibirischen Reise gibt es natürlich eine Vielfalt von Aufsätzen und Bücher. Ich möchte nur auf folgende Publikationen hinweisen:
Hanno Beck: AvHs Reise durchs Baltikum nach Russland und Sibirien 1829. (280 S.). Aufgezeichnet von … Stuttgart (Edition Erdmann in K. Thienemanns Verlag) 1983. Darin zur Reise: eine Einführung, die Voraussetzungen, Erscheinung und Auftreten Humboldts in Russland – Wirkung auf das Volk, Auswertung der Reise, Anmerkungen und Literatur- Ergänzung.
- Oliver Lubrich: AvH. Zentralasien. (CCIII, 923 S.). Frankfurt/M. (S. Fischer) 2009. Darin Literaturverzeichnis. S. 900-918
- Markus Breuning: Bibliographie über AvH. (999 S.). Online unter „Alexander von Humboldt in Bern“ [Berner Forschungsprojekt. Leitung Prof. O. Lubrich]. Siehe www.humboldt.unibe.ch Hierin wurde unter dem Stichwort „Russ.-Sibirische Reise“ und anderen relevanten Stichworte die Literatur international verzeichnet.
Ich hatte das Glück, in frühester Jugend auf Alexander von Humboldt aufmerksam geworden zu sein und durch diese Bibliographie einen breiten Überblick der internationalen Literatur (ausser der russischen) vorlegen zu können.
Markus Breuning, Bern 2013
Humboldt’s Begleiter – Kurzbiographien.
Ehrenberg, Christian Gottfried
Naturforscher. *19.4. 1795 Delitzsch (Bezirk Leipzig); +27.6. 1878 Berlin
Bildung in Schulpforta. Studium der Theologie bald zugunsten von Medizin aufgegeben. Medizinisches Staatsexamen Berlin 1818, Dr. med. auf Grund seiner botanischen Diss. „Sylvae mycologicae Berolinensis“, in der er nicht weniger als 248 für Berlin neue Pilzarten beschrieb (62 davon waren überhaupt Novitäten), und für die Pilze eine geschlechtliche Fortpflanzung nachwies. Hierdurch kam er in engen Kontakt mit A. von Chamisso, AvH und anderen. Mitglied der Leopoldina in Halle/Saale ab 1818. 1820 Forschungsreise Rotes Meer. 1829 Begleiter Humboldts in Russland-Sibirien. Begann mikroskopische Forschungen über Infusorien. 1838 erschien „Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen“ – ohne Kenntnisse der gleichzeitig aufkommenden Zellenlehre. Als bahnbrecher der Mikrobiologie und Mikropaläontologie („Mikrogeologie“ 1854) wegweisend für seine Zeit. 1826 ao. 1839 o. Prof. der Medizin in Berlin. Mitglied der Akademie der Wissenschaften 1826.
[Aus: Deutsche Biographie. www.deutsche-biographie.de/sfz23253.html ]
Rose, Gustav
Mineraloge. *18.3.1798 Berlin, +15.7.1873 Berlin
Nach dem Tode des Vaters 1807 nahm sich der Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743-1817) der Erziehung Roses und seines Bruders Heinrich an. Lehre des Bergfachs an einer Eisengrube bei Tarnowitz (Schlesien). Aus gesundheitl. Gründen nach Berlin zurück, wo er bei Christian Samuel Weiss (1780-1856) Mineralogie studierte. 1820 promoviert. Dissertation über Titanit bzw. Sphen, die er als identisch erkannt hatte. 1821 ging er nach Stockholm zu Jöns Jakob Berzelius (1779-1848), um unter dessen Leitung seine mineralanalytischen Fertigkeiten zu vervollkommnen. 1822 Kustos Mineraliensammlung Breslau, 1823 PD, 1826 a.o. und 1839 o. Prof. für Mineralogie Univ. Berlin. Als Nachfolger von Weiss 1856 Leitung Mineralogisches Museum. 1829 begleitete er Humboldt und Ehrenberg nach Russland-Sibirien. 1848 zu den Gründern der Dt. Geol. Ges.
In etwa 125 Veröff. befasste er sich mit allen Aspekten der damaligen Mineralogie.
[Gekürzt aus: www.deutsche-biographie.de/pnd116609036.html]
Mineralogisch-geognostische Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere. (641 S.). Berlin 1837
Von Gustav Rose.
Erster Band: REISE NACH DEM NÖRDLICHEN URAL UND DEM ALTAI
[VII-XVI] Vorrede
[Beginn mit der von Humboldtschen zu dieser Zeit noch ungedruckten historischen Einleitung über die Vorgeschichte dieser Reise]. [ VII-X ]
[X] Es bleibt mir [Rose] nun noch übrig über die Entstehung und Bearbeitung dieses Werkes selbst einiges hinzuzufügen.
Einen bestimmten Plan über die nach Vollendung der Reise zu machenden Ausarbeitungen, hatte Herr von Humboldt mit Prof. Ehrenberg und mir vor der Reise nicht verabredet; jeder von uns sollte beoachten und sammeln, so weit es Zeit und Umstände gestatteten und später näher untersuchen und beschreiben, was darunter neu und bemerkenswerth wäre. Nachdem wir daher von der Reise zurückgekehrt waren, und ich die mitgebrachten mineralogischen und geognostischen Sammlungen geordnet hatte, war es meine Absicht, zuerst das Wichtigste in einzelnen Abhandlungen zu beschreien, und dasselbe später in einer allgemeinen geognostisch-mineralogischen Schilderung des Urals und des Altaischen Erzgebirges zusammenzufassen. Nach diesem Plane hatte ich auch die einzelnen Gegenstände zu bearbeiten und bekannt zu machen angefangen [Aufsätze!], als Herr von Humboldt [XI] mir bei seiner Abreise nach Paris im Sommer 1831 den Wunsch zu erkennen gab, dass ich jene allgemeine Schilderung zu einem Berichte über die ganze Expedition in Form eines Tagebuches erweitern möchte.
Ungeachtet der vielen und grossen Bedenklichkeiten, die dabei in mir entstanden, und die hauptsächlich in der Schnelligkeit der Reise und in meiner für einen vollständigen Reisebericht nicht genügenden Vorbereitung zu derselben gegründet waren, konnte ich doch den Wunsch eines Mannes, dem ich so lange schon verpflichtet war, nicht unerfüllt lassen. Ich entschloss mich also zur Bearbeitung meines an Ort und Stelle niedergeschriebenen geognostischen Tagebuches. Mehrere specielle Untersuchungen … erlaubten mir nicht früher als im Herbste 1833 die Redaction zu beginnen. Der frische Eindruck, den die Reise gemacht hatte, war freilich nun verlöscht, aber wenn deshalb die Zögerung auch der Lebendigkeit der Darstellung nachtheilig wurde, so bot sie dagegen den ernsteren Gewinn dar, dass das Wesentliche von dem Unwesentlichen mehr geschieden blieb, und dass ich vermied, meinem Gedächtnisse mehr als meinem ausführlichen Tagebuche zu trauen.
Ich habe demnach einfach erzählt, was wir gesehen.
Die mineralogischen und geognostischen Beobachtungen, die den grössten Theil des Werkes ausmachen, sind nicht von den übrigen sehr verschiedenartigen getrennt, daher das Buch doch eigentlich nur für Mineralogen und Geognosten geschrieben ist, und auch für diese allein von einigem Interesse sein kann. [Hervorhebung: M.B.]
Herr von Humboldt hat die Güte gehabt, mich auf die liberalste Weise bei der Ausarbeitung des Werkes zu unterstützen; … er ist [XII] mit mir sein ganzes Tagebuch, … durchgegangen, … Ich habe die sibirische Reise wohl unter den günstigsten Verhältnissen gemacht, unter denen man so grosse Länderstrecken des östlichen Europa und nördlichen Asien durchwandern kann. Ueberall war für ein möglichst schnelles Fortkommen auf das zweckmässigste gesorgt; auf allen Berg- und Hüttenwerken wurden wir erwartet, gleich nach unserer Ankunft mit allem Sehenswerthen bekannt gemacht und auf den Exkursionen von den Beamten der Werke auf das gefälligste begleitet. Auf diese Weise blieb uns keine Zeit ungenutzt, wir konnten die Gegenstände viel schneller kennen lernen, als unter andern Umständen möglich gewesen wäre, und haben so in dem kurzen Zeitraum von noch nicht 6 Monaten *) den Ural auf fast 9 Breitegrade von Bogoslowsk bis Orsk, und den Altai von Barnaul bis zur mongolisch-chinesischen Gränze am Irtisch bereist; wir haben Astrakan besucht und das kaspische Meer beschifft. Bei der grossen Schnelligkeit, mit der diese Reise ausgeführt werden musste, um nicht von dem Winter ereilt zu werden, konnten freilich zusammenhängende geognostische Untersuchungen nicht angestellt werden, wir mussten uns mit allgemeinen Uebersichten begnügen; und wenn wir gleich viel beobachtet haben, und eine spätere Stelle oftmals erklärte, was eine frühere undeutlich gelassen hatte, so musste meine Darstellung geognostischer Verhältnisse doch öfters unvollständig und lückenhaft bleiben; auf Analogien gegründete Vermuthungen haben mehrmals den Mangel einer vollständigen Beweisführung ersetzen müssen, und mögen Irrthümer und Fehler veranlasst haben, welche einst [XIII] Diejenigen berichtigen werden, die durch ihre Lage begünstigt, den wichtigen Untersuchungen über die Reihenfolge und Verbreitung der Formationen mehr Musse schenken können.
Je weniger ich demnach auf vollständige Darstellung dessen Anspruch machen darf, was die Reise schnell vorüber führte, um so genauer glaubte ich daher in dem sein zu müssen, was ich unbeeilt und mit Benutzung aller mir zu Gebote stehenden Hülfsmittel bearbeiten konnte. [… … … ]. [XV] Die Beschreibung der sibirischen Reise wird auf diese Weise im Ganzen 2 Bände ausmachen; der erste, … enthält die Reisen in dem mittlern und nördlichen Ural und in dem Altai, der zweite … wird die Reisen in dem südlichen Ural und nach Astrakan nebst einigen besondern Abhandlungen enthalten … […].
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*zu S. XII: Wir verliessen Petersburg am 20. Mai und kehrten dahin wieder am 13. Nov. zurück. Bei der oben angegebenen Zahl von mehr als 2000 geographischen Meilen (15 auf den Grad), die wir in diesem Zeitraume zurückgelegt haben, sind die kleineren Excursionen von den einzelnen Werken, wenn sie gleich oft sehr bedeutend waren, nicht eingerechnet. In Katharinenburg und den nächsten Umgebungen waren wir 16 Tage.
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[XVII-XXVII] INHALTS-UEBERSICHT [sehr detailliert, mit Etappen, Exkursionen, Objekte usw., mit Seitenangaben im Band]
[XXIX-XXX] Zur Erläuterung der Tafeln.
I. Reise von Berlin nach Petersburg. [S. 1-60]
[1] Wir verliessen Berlin den 12ten April 1829, Abends um 11 Uhr, Herr von Humboldt, Herr Ehrenberg und ich, in zwei Wagen, da eine Reise durch das nördliche Asien einen Apparat von astronomischen und physikalischen Instrumenten, von Büchern und Vorrichtungen zu chemischen Versuchen und naturhistorischen Sammlungen nothwendig machte. Die Abreise war anfangs etwas später, nämlich in den ersten Tagen des Mai’s festgesetzt, die Nachricht aber, dass Se. Majestät der Kaiser von Russland schon in diesen Tagen Petersburg verlassen und zur Krönung nach Warschau reisen würde, hatte sie beschleunigt.
In Berlin war schon seit längerer Zeit milde Frühlingswitterung eingetreten, und so hofften wir ohne Aufenthalt nach Petersburg zu kommen, aber wir erfuhren bald, dass wir gerade die schlimmste Zeit zu einer nordischen Reise hatten wählen müssen. Schon den folgenden Tag trafen wir Schnee an, der, im Schmelzen begriffen, die Wege verdarb, und später [2] hatten wir das Ungemach, fast alle Flüsse, die wir zu passiren hatten, im Eisgange anzutreffen. Dieser musste nun bei allen erst abgewartet werden, wodurch unsere Reise ausserordentlich verzögert wurde.
In den ersten Tagen hatten wir indessen diese Uebelstände noch wenig empfunden. Die grosse Kunststrasse, die bis nach Königsberg führt, war durch den thauenden Schnee nicht sehr verdorben, und in Dirschau, wo wir am 14ten in der Frühe ankamen, fanden wir die Weichsel schon seit acht Tagen offen, und konnten daher mit der Fähre ohne Aufenthalt übersetzen. Das Wasser stand sehr hoch, es hatte in den Niederungen bei Danzig die Dünen durchbrochen und grossen Schaden angerichtet. Zwei Meilen weiter setzten wir über den zweiten Arm der Weichsel, die Nogat, jenseits welcher Marienburg liegt. Die Besichtigung des alten Schlosses der deutschen Ritter, das jetzt im ursprünglichen Style hergestellt ist, gewährte uns einige Stunden frohen Genusses. Jenseits Marienburg bis Elbing fanden wir wieder die ganze Gegend zu beiden Seiten der Strasse so überschwemmt, dass diese nur wenig aus der alles bedeckenden Wassermasse hervorragte.
Wir erreichten Königsberg am 15ten Morgens und verlebten dort zwei sehr angenehme Tage in der Erneuerung alter Bekanntschaften und in der Anknüpfung von neuen. Herr von Humboldt machte hier zuerst die persönliche Bekanntschaft des Herrn Prof. Bessel, bei dem der Eindruck allgemein bewunderter Talente durch liebenswürdige Einfachheit des Umganges erhöht wird. Er zeigte uns alle Einzelheiten seiner vortrefflich eingerichteten Sternwarte, die auf einer zu den ehemaligen Festungswerken der Stadt gehörigen Anhöhe gelegen ist und mit der grössten Zweckmässigkeit eine grosse Bequemlichkeit verbindet, indem die Räume, in denen der Meridiankreis und das grosse Heliometer von Reichenbach aufgestellt sind, dem [3] Arbeitszimmer des Astronomen im untern Stockwerke so nahe liegen, dass die Instrumente bei jeder Aufhellung des Himmels benutzt werden können. Am Mittage fanden wir bei Prof. Bessel einen grössern Kreis aus den Gelehrten und Aerzten Königsbergs versammelt, in deren heitern und belehrenden Gesellschaft schnell der Abend heranrückte. […]
[Mineraliensammlung der Universität, beschrieben, mit Berlin verglichen. – Bernstein – . (S. 3-9)]
[9] Der weitere Weg von Königsberg nach Petersburg führte zur Zeit unserer Reise noch über Memel, da die neue Kunststrasse, die jetzt über Tilsit und Tauroggen nach Mitau geht, noch nicht angelegt war. Nach Memel selbst kann man von Königsberg auf zwei Wegen gelangen; ein Weg geht über Tilsit an der Ostseite des Haffs, ein zweiter auf der Kurischen Nehrung an der Westseite des Haffs entlang. Der erste Weg ist weiter, geht aber ohne Unterbrechung fort, dagegen man bei dem zweiten genöthigt ist, sich am Ende der Nehrung über das Haff setzen zu lassen. Der erste Weg wird gewöhnlich von der Fahrpost genommen, der zweite meistentheils von den Extraposten gewählt; zu diesem mussten wir uns um so mehr entschliessen, da wir schon in Königsberg hörten, dass bei Tilsit der Memelfluss übergetreten sei und die Strasse unfahrbar gemacht habe. Wir indes- [10] sen das Haff beschaffen sei, konnten wir nicht genau erfahren. Wir verliessen Königsberg am Morgen des 18ten Aprils.
Wir fanden aber den Weg noch schlechter, als wir erwartet hatten; der Schnee, der auf dem Felde schon geschmolzen war, hatte sich auf der Strasse, wo er durch früheres Fahren fest geworden, noch gehalten. Das Schneewasser der Felder hatte ihn indessen stellenweise untergraben; das über solchen Stellen befindliche Gewölbe von Eis konnte die Last des Wagens nicht mehr halten, weshalb wir häufig einbrachen. Ein Versuch, den der Postillon von einem unserer Wagen machte, auf dem Lande zur Seite der Strasse zu fahren, kostete mehrere Stunden Aufenthalt, der Wagen sank bald darauf bis über die Axen in den erweichten Boden ein und konnte nur mit Hülfe vieler Menschen, die aus einem benachbarten Dorfe geholt werden mussten, und mit Hebebäumen und Brettern herbeieilten, wieder herausgehoben werden. Auf diese Weise konnten wir den ganzen Tag nicht weiter als bis Sarkau, dem ersten Dorfe auf der Nehrung und der zweiten Station von Königsberg gelangen, die wir bei untergehender Sonne erreichten, und in welcher wir die Nacht über blieben.
Den folgenden Tag fuhren wir auf der Nehrung entlang, jener schmalen Landzunge, die sich bis in die Nähe von Memel, 13 ½ Meile weit erstreckend, das Kurische Haff von der Ostsee trennt. Obgleich sie kahl und mit Flugsand bedeckt ist, den der Wind bald hier bald dorthin aufhäuft, befinden sich auf ihr doch ausser Sarkau noch mehrere Dörfer, deren Einwohner sich grösstentheils von der Fischerei ernähren. Die Dörfer liegen alle auf der östlichen Seite an dem Haffe, der Weg dagegen geht auf dem westlichen Ufer entlang, wo man zur Bezeichnung desselben Bäume gepflanzt hat; da er aber zwischen diesen nicht anders wie an jeder Stelle ist, so nimmt man ihn, wo man sol- [11] chen am besten findet, gewöhnlich unmittelbar am Ufer, wo der durch die Wellen bespülte Sand mehr Festigkeit gewährt. In der Mitte der Landzunge zieht sich ein fast ununterbrochener Dünenzug hin, der die Aussicht auf die Dörfer und grösstentheils auch auf das Haff verbirgt. Da nun auch die Postillone, wenn sie in der Nähe der Stations-Dörfer angekommen sind, auszuspannen, mit den Pferden allein in die Dörfer zu reiten und die neuen Postillone mit den Pferden herauszuschicken pflegen, um nicht nöthig zu haben den Dünenzug zweimal zu überfahren, so bekommt man auf diese Weise die Dörfer gar nicht zu Gesicht.
Erst spät am Abend waren wir auf der Spitze der Nehrung, Memel gegenüber angekommen, als wir zu unserm Bedauern sahen, dass das Haff mitten im Eisgange begriffen und die Ueberfahrt nach Memel jetzt unmöglich sei. Wir mussten also in dem einzelnen Wirthshause, welches sich hier befindet und der Sandkrug heisst, den Eisgang abwarten.
Der Eisgang wurde aber den folgenden Tag nur um so stärker und nahm von da an erst ab, so dass wir zwei volle Tage vergeblich auf die Ueberfahrt warten mussten. Die Strömung, die, wie schon aus der Gestalt der Nehrung hervorgeht, gewöhnlich an dem östlichen Ufer am stärksten ist, hatte sich ganz auf das diesseitige westliche Ufer hingezogen; in der schmalen Meerenge zusammengedrängt, unterwühlen die Eismassen das steile, wohl 60-80 Fuss hohe Sandufer, so dass dieses beständig zusammenstürzte. Schon vor unserer Ankunft war ein bedeutendes Stück des Ufers fortgerissen, diese Einstürze nahmen am 20sten vor unsern Augen immer zu, der Wirth des Sandkruges war deshalb genöthigt, eine Windmühle, die er nicht mehr für sicher hielt, abzubrechen; am 21sten war von der Stelle, wo sie gestanden hatte, schon nichts mehr zu sehen, und als wir am Morgen des 22sten den Sandkrug verliessen, war man beschäftigt, noch ein zweites [12] Gebäude, welches dem Ufer näher lag als das eigenthliche Wohngebäude, und nach der Aussage des Wirthes noch vor einigen Tagen 500 Fuss vom Ufer entfernt gestanden hatte, abzubrechen. Diese Verwüstungen geschahen nicht nur an einer Stelle, sondern an dem ganzen Ufer der Nehrung, soweit wir es sehen konnten. Der mit fortgerissene Sand musste sich, wenn sich die Schnelligkeit des Stroms beim Eintritte in das Meer verminderte, wieder absetzen und drohte so die Einfahrt in den Hafen zu verhindern, was man in Memel, wie wir gleich erfuhren, mit grosser Besorgnis erwartete.* [*Es folgt 18 Zeilen Fussnote].
Abgesehen aber von den für unsern Wirth so traurigen Wirkungen, war dieser ausserordentliche Eisgang ein sehr schönes Schauspiel. Die Grösse der Eismassen war ebenso bedeutend, als die Schnelligkeit, mit welcher sie vom Strome fortgerissen wurden. […]. [Strömung – Conchylien. S. 12-13]
[13] Den ersten Tag unseres Harrens hatten wir das heiterste Wetter von der Welt, und in einem freundlichen gemüthlichen Zimmer einquartirt, wäre, ohne die verdriessliche Verzögerung der Reise, unsere Lage gar nicht unangenehm gewesen. Wir hatten aus dem Zimmer die Aussicht auf Memel, das nächste Ziel [14] unserer Wünsche; vor uns lag die Meerenge, auf welcher die Eismassen ihr Spiel trieben, links von uns die See mit der Rhede, auf welcher die Zahl der Schiffe sich stündlich mehrte, die gleich uns das Ende des Eisganges abwarteten, um in den Hafen einzulaufen; zunächst um uns war alles öde, aber diese Öde vermehrte nur die Eigenthümlichkeit der Ansicht, der Boden war reiner Flugsand, von dem die Sonne schon den Schnee geschmolzen hatte, nirgends sah man eine Spur des Anbaus, selbst die wenigen Häuser waren der Beweglichkeit des Sandes kein Hindernis, man hatte sie auf Pfählen erbaut, um ihr Versanden zu verhindern.
[Humboldt: Ebene Haus Neigung Magnetnadel, Intensität magnetischen Kräfte bestimmt. 16 Z.]
Wie die Schiffe am Ausgange der Meerenge, so mehrte sich auch die Zahl der Passagiere im Sandkruge. Am zweiten Tage kam die fahrende Post, welche wegen der Ueberschwemmungen des Memelflusses bei seiner Mündung in das Haff ihren Weg über die Nehrung genommen hatte. Bei der Zahl der Gäste fingen schon an die Lebensmittel zu fehlen, daher wir [15] angenehm überrascht wurden, als am Abend des 21sten, wo schon kleine Boote über das Haff geschickt werden konnten, Herr Ober-Post-Director Goldbeck in Memel uns gütigst damit versah. Den 22sten Morgens hatte endlich der Eisgang so nachgelassen, dass auch in grösseren Booten, in welche man die Wagen setzte, die Ueberfahrt bewerkstelligt werden konnte, mit denen wir denn glücklich am andern Ufer anlangten.
Wir konnten es den freundlichen Einladungen des Herrn Postdirectors Goldbeck nicht versagen, den Vormittag des 22sten noch in Memel zuzubringen. Er führte uns in der Stadt umher und auf die Citadelle, welche letztere auf einer Anhöhe, hart am Haffe, zur Linken des Dangestroms liegt, der sich bei derselben in das Haff ergiesst und Memel in zwei Theile theilt. Von den Wällen der Citadelle hat man eine schöne Aussicht auf die Stadt, den Hafen und die Meerenge, die durch die Schiffe belebt war, welche jetzt zum Theil mit vollen Segeln dem Hafen zueilten. [Memel, Handel, 8 Z.]
Nach einem heitern Mahle bei dem Herrn Postdirector reisten wir von Memel ab. Der Weg war nicht viel besser als hinter Königsberg; mehrmals blieben wir im Schmutze stecken und konnten nur mühsam uns herausarbeiten lassen, doch kamen wir weiter. Vier Meilen hinter Memel verlässt man das Preussische Gebiet, die erste Russische Gränzstadt ist Polangen; die Befehle des Russischen Finanzministers, Grafen von Cancrin, uns ungehindert passiren zu lassen, waren längst angekommen, wir konnten also, nachdem [16] wir eine Podoroschna, oder einen Erlaubnisschein mit Postpferden reisen zu können, gelöst hatten, unsere Reise sogleich fortsetzen. Bei dem Dorfe Schrunden setzten wir den Abend des folgenden Tages über die Windau; der Eisgang war hier schon vorüber, aber das hohe Wasser und die schlechten Ufer, die durch den Eisgang sehr beschädigt waren, erschwerten sehr die Ueberfahrt. Eben so hielt uns den folgenden Tag ein kleiner Fluss, die Schwete auf, über welchem die Brücke zwar noch stehen geblieben war, doch wie eine Insel in einem weiten See hervorragte. Mit dem Ungemach der bösen Wege kämpfend wurden wir durch die gastliche Freundlichkeit des Herrn Starosten von der Ropp auf Paplacken (zwischen Tadaiken und Oberbartau) überrascht, der uns durch seinen jüngern Sohn, einen muntern Knaben, Erfrischungen schickte. Der Starost hat angefangen, auf seine Kosten die vaterländischen Vögel in einzelnen Heften zu beschreiben. Am Abend kamen wir nach Mitau. Die Aa und Düna, über die wir jenseits Mitau setzen mussten, waren wegen des hohen Wassers in der Nacht nicht zu befahren, wir entschlossen uns daher die Nacht in Mitau zu bleiben, wo wir eine Deichsel wieder in Stand setzen liessen, die während des Tages zerbrochen war.
Auf dem Wege von Polangen nach Mitau sieht man nur wenig grosse Dörfer. Die Gehöfte der Bauern liegen einzeln und zerstreut, wie auch die Güter der Edelleute, wodurch aber die Gegend viel Abwechselung und Leben erhält, und in einer bessern Jahreszeit auch recht angenehm zu bereisen sein muss. Jetzt aber war hier noch völliger Winter.
Die Ueberfahrt über die Aa am Morgen des 24sten ging trotz des hohen Wassers recht gut, schwieriger war die Ueberfahrt bei Riga über die Düna, die noch im Eisgange begriffen war. Die Wagen wurden einzeln in grosse Boote geladen, auf denen wir mit vollen Segeln immer zwischen den Eisschollen durchsegelten. [17]
Riga hat das Ansehn einer alten Hansestadt mit seinen hohen Giebelhäusern, schmalen Strassen und dem Leben auf denselben. Erst am Nachmittage konnten wir Riga verlassen; wir fuhren durch die weitläuftigen Festungswerke und die Vorstädte, die neu sind, da sie bei der Belagerung von 1812 ganz abgebrannt waren, und kamen in der Nacht glücklich über die kleine Aa, worauf wir, ohne weiter durch übergetretene Flüsse aufgehalten zu werden unsern Weg bis Dorpat weiter fortsetzten.Wir erhielten jetzt eine Probe von der Schnelligkeit, mit der man in Russland reist. Herr General v. Schöler in Petersburg hatte uns einen Courier entgegengesandt, der uns in Riga schon erwartet hatte und nun vor uns die Pferde auf den Stationen bestellte; so legten wir die 239 Werste von Riga nach Dorpat, trotz der sehr schlechten Wege in 33 Stunden zurück. Es war uns lieb durch diese Gegend recht schnell zu reisen; sie ist uninteressant, sandig und zum Theil mit Fichtenwaldung bedeckt. Man kommt nur durch eine kleine Stadt, Walk; bei einer andern Wolmar, einige Stationen vorher, ist man zur Seite vorbeigefahren. In Dorpat kamen wir den 27sten April ganz früh am Morgen bei einem heftigen Schneegestöber an.
Die Verzögerung, die unsere Reise schon erlitten hatte, nöthigte uns ungeachtet des grossen Interesses, welche Dorpat als ein wissenschaftliches Institut natürlich in uns erregen musste, nur so kurze Zeit als möglich in dieser Stadt zu verweilen. Wir hatten diese nöthige Eil um so mehr zu beklagen, als wir durch den Umgang so vieler ausgezeichneten Männer, deren mehrere uns gleich bei der Ankunft so herzlich bewillkommneten, wie durch den Reichthum und die Vortrefflichkeit der wissenschaftlichen Sammlungen uns angezogen fühlten. Um unsere Zeit zu benutzen, mussten wir uns vereinzeln, und ich folgte gern dem Herrn Professor v. Engelhardt auf das mineralogische Museum, während Herr v. Humboldt mit Herrn Prof. Struve nach [18] der weitberühmten Sternwarte und Herr Ehrenberg mit den Herren Prof. v. Ledebour und Meyer dem botanischen Garten zueilten.
[Mineralogisches Museum …, Sammlungen, Beschrieb Geologie, Formationen der nahen- und ferneren Nachbarschaft. Humboldt und von Buch. S. 18-33]
[33] Den 28sten April früh Morgens verliessen wir Dorpat unter demselben Sturm und Schneegestöber, mit welchem wir den Tag vorher auch angelangt waren, doch voll von der angenehmsten Erinnerungen an den gestrigen Tag achteten wir des bösen Wetters nicht. Nach der dritten Station von Dorpat erreichten wir den Peipus See, der hier ganz Flache Ufer und bei seiner bedeutenden Breite ein ganz meerähnliches Ansehen hat. Den Abend näherten wir uns den Küsten des Finnischen Meerbusens, dessen Anblick uns jedoch die Dunkelheit der Nacht entzog, und waren am Morgen des folgenden Tages in Narva. Leider erfuhren wir aber auch hier noch einen Aufenthalt, auch die Narowa [34] .fanden wir im Eisgange begriffen; die schöne Brücke mit massiven Pfeilern, über welche wir bei der Rückreise fuhren, war noch nicht vollendet, und mit der Fähre über den Fluss zu setzen noch unmöglich. Wir mussten also wieder warten bis der Eisgang aufgehört hatte, und in der Hoffnung, dass sich diess schon am Nachmittage erreignen würde, benutzten wir sogleich diesen Aufenthalt, um eine kleine Excursion nach den Wasserfällen der Narowa, einige Werste aufwärts von der Stadt zu machen.
Die Narowa ist der Ausfluss des Peipus-Sees in den Finnischen Meerbusen; sie ist ziemlich breit und hat bei Narwa ziemlich steile Ufer, die von einem dichten Kalkstein gebildet werden, die derselbe ist, welcher an der ganzen Küste ansteht. Es war das erste anstehende Gestein, dessen wir auf dieser Reise ansichtig wurden. Oberhalb der Wasserfälle theilt sich der Strom in zwei Arme, die eine kleine Insel umschliessen, und sich eine kurze Strecke vor ihrer Vereinigung eine bedeutende Höhe herunterstürzen. Eine hölzerne Brücke, die dicht unter dem linken Wasserfall angelegt ist, verbindet das linke Ufer mit der Insel, und führt zu einer Schneidemühle, die zu ihrem Aufschlagewasser den rechten Fall benutzt. An dem linken Ufer des Flusses ist eine Tuchfabrik angelegt, an dem rechten steht das Dorf Juala; die Insel selbst wie auch die Ufer sind mit grossen schönen Bäumen besetzt. Der Anblick der sich herabstürzenden Wassermasse war jetzt bei dem hohen Stande des Wassers vorzüglich prächtig, nicht weniger muss er es, wenn auch bei niedrigerm Wasserstande, im Sommer sein, wo das Grün der Bäume und Ufer eine lebhaftere Einfassung bildet, als jetzt der alles bedeckende Schnee.
Unsere Hoffnungen, schon am Nachmittage über den Strom setzen zu können, gingen nicht in Erfüllung; wir mussten anderthalb Tage in Narwa warten, ehe der Eisgang aufgehört hatte, und die Fähre in Stand [35] gesetzt werden konnte; doch wurde uns diese Zeit durch den Umgang mit dem Herrn Obersten v. Pott und dem Herrn Oberstlieutenant v. Bulmering, deren Bekanntschaft wir machten, angenehm verkürzt. Ersterer führte uns in der Stadt und auf den Wällen umher, die zwar nicht mehr unterhalten werden, doch von bedeutender Höhe sind, und eine gute Uebersicht über die Stadt und die umliegende Gegend gewähren. Die Stadt ist eng zusammengebaut und unfreundlich. Hart an dem Ufer liegt ein alter Thurm mit dicken Mauern, der Hermannsthurm genannt, welcher von den Schwerdtrittern erbaut ist; diesem gegenüber auf dem rechten Ufer die alte von Iwan Wassiljewitsch dem Grossen gegründete Festung Iwanowgorod. An sie schliesst sich auf dem jenseitigen Ufer die Vorstadt an, die ganz allein von Russen bewohnt wird, während man in der Stadt selbst noch meistentheils deutsch sprechen hört. Am Markte der Stadt steht das alte Rathhaus, das bis vor einiger Zeit noch einige Merkwürdigkeiten von Carl XII. enthielt, die aber jetzt nach Petersburg gebracht sind.
An dem steilen Ufer der Narowa unter dem Hermannsthurm tritt unter dem Kalkstein Sandstein hervor. [Beschaffenheit, usw. 12 Z.].
Den 30sten April, Nachmittags um 4 Uhr, war die Fähre endlich so weit in Stand gesetzt, dass wir hin-[36] über fahren konnten. Von hier fängt nun die grosse nach Petersburg führende Chaussee an, auf welcher wir schnell vorwärts eilten. Jenseits der Narowa erhebt sich das Land noch etwas; man kann die Stadt noch lange sehen, die, so unfreundlich sie auch im Innern ist, mit ihren vier hohen Kirchthürmen, dem alten Hermannsthurm, dem man ein neumodisches Dach gegeben hat, und der alten Feste Iwanowgorod ein alterthümlich schönes Ansehen hat. Den Abend wurden wir in Jamburg noch etwas aufgehalten; das Wasser in der Luga, einem Strome, der von nicht geringerer Breite als die Narowa ist, war schnell gefallen und hatte die Ufer verschlämmt. Es musste deshalb eine neue Anfahrt für die Fähre eingerichtet werden, womit man bei unserer Ankunft noch beschäftigt war. Der Aufenthalt währte indess nur einige Stunden, womit wir, nicht verwöhnt, recht sehr zufrieden waren. Auch an den Ufern der Luga sahen wir dieselben Gesteinsschichten wie an der Narowa anstehn, der Kalkstein war aber hier noch durch die vielen Körner von Grünerde, die er enthält, ausgezeichnet. Von nun hatten wir keinen Aufenthalt bis Petersburg, wo wir endlich am ersten Mai um 2 Uhr ankamen.
Schon von Strelna, der letzten Station vor Petersburg, fängt eine fortlaufende Reihe der schönsten Landhäuser an. [Beschreibung des Weges, 13 Z.]. – [37] Wir waren länger als eine Stunde in den breiten Strassen im schnellsten Trabe gefahren, als wir endlich in der Gagarin-Strasse, im Hause des Preussischen Gesandten, Herrn General-Lieutenants v. Schöler anlangten, der Herrn v. Humboldt als einen alten Freund begrüsste, und der, ein Mann von ausgezeichneter Geistesbildung und regem Antheil an dem Gelingen unseres wissenschaftlichen Unternehmens, uns zu inniger Dankbarkeit verpflichtet hat.
Der Eindruck, den Petersburg auf den Fremden macht, ist überraschend, selbst wenn man andere grosse Städte, wie Paris und London gesehen hat. Von dem Eckzimmer unserer Wohnung hatten wir die Aussicht auf die Newa, auf welche die Gagarin-Strasse rechtwinklig stösst. Sie erschien hier fast von unübersehbarer Breite, da der Strasse gegenüber sich der erste Arm der Newa, die grosse Newka, von ihr trennt, und in der Richtung der Strasse eine Zeit lang fortzieht. Ich konnte es nicht unterlassen, noch denselben Nachmittag nach einigen Augenblicken der Erholung mit meinem Freunde Ehrenberg auf sie zuzueilen. Der grosse mächtige Strom war noch ganz mit Eis bedeckt; man hatte etwas weiter abwärts von der Newka Bretter quer über das Eis gelegt, und dadurch eine Brücke gebildet, die zu der Festung, einer kleinen Insel in der Newa, führte, und die wir 830 Schritte lang fanden. [Eindrück, S. 37-39] – [39] Aber wir setzten unsere Wanderung nicht weiter fort und kehrten voll der grossartigsten Eindrücke nach unserer Wohnung wieder zurück. Nach einigen Tagen trat auch hier der Eisgang ein, wodurch uns der jenseitige Theil der Stadt auf länger als acht Tage unzugänglich wurde. ----
Die vielen Mineraliensammlungen, welche in Petersburg sind, bieten dem Mineralogen reichliche Beschäftigung dar. […]. [S. 39-54 enthusiastische Beschreibung staatlicher- und privaten Sammlungen, Diamanten, lokale und regionale Fundstücke verschiedenster Arten].
[54] Was in Petersburg ausser dem Angeführten [S. 39-54] noch einen Gegenstand meiner besondern Aufmerksamkeit ausmachte, war die Platinreinigung und die Goldscheidung. [54-56].
[56] Ueber die geognostische Beschaffenheit der Gegend von Petersburg haben wir wegen der zum Theil noch ungünstigen Witterung und aus Mangel an Zeit keine eigenen Beobachtungen angestellt. [56-60].
II. Reise von Petersburg nach Katharinenburg. [61- 132]
[61] Am 20sten Juni Morgens waren alle Anstalten zu unsrer Reise vollendet; wir konnten Petersburg verlassen. Unsere Reisegesellschaft hatte sich nun vermehrt; wir hatten durch die Vorsorge des Hrn. Grafen v. Cancrin zu unsrer Begleitung einen Russischen Bergofficier erhalten, Hrn. Oberhütten-Verwalter Menschenin, der der französischen Sprache vollkommen und etwas auch der deutschen mächtig, uns als Führer und Dolmetscher dienen sollte; ferner hatte Hr. v. Humboldt noch einen Courier engagiert, der die Pferde auf den Stationen bestellen und bezahlen sollte, und einen Koch, der bei einer grösseren Reisegesellschaft eine nothwendige Person ist, da schon jenseits Moskau die Wirthshäuser aufhören und man auf den Stationen auf dem Lande nur die Pferde und die Freiheit erhält, in einem für die Reisenden reservirten Zimmer sich auf- [62] zuhalten, und in der Küche des Hauses sich die Speisen zu bereiten, so gut als es die Gelegenheit gestattet. In den Städten haben sich die wohlhabenden Bürger verpflichtet, die Reisenden aufzunehmen; man hat bei der Ankunft in einer Stadt sich an den Polizeimeister zu wenden, der dem Reisenden sein Quartier in demjenigen Hause anweist, das gerade an der Reihe ist, in welchem man dann bei der mit Recht so gerühmten Sibirischen Gastfreiheit nicht nur Aufenthalt, sondern häufig auch Bewirthung erhält, zumal wenn man etwas der Russischen Sprache mächtig, es versteht, sich seinen Wirthen angenehm zu machen. Zu unserer auf Befehl des Kaisers unternommenen und einem öffentlichen Zwecke gewidmeten Expedition war durch die grosse Strecke von 14'500 Wersten (über zwei tausend geographische Meilen), die wir zurückzulegen hatten, überall auf das beste für Pferde und Wohnung gesorgt. Bei unserer durch den Courier gemeldeten Ankunft, wurden wir in der Regel schon an den Thoren von dem Polizeimeister bewillkommnet und nach dem für uns bestimmten Quartiere geführt.
Eine Vorsichtsmaassregel hatten wir jedoch vernachlässigt; wir hatten uns nicht mit Matratzen, versehen, die man in Russland ganz gewohnt ist auf Reisen mitzunehmen, da man an den Orten, wo man übernachtet, in der Regel nie Betten, häufig zwar mit Leder überzogene Sophas, aber ebenso häufig auch nur hölzerne Sopha-Gestelle findet. In Katharinenburg wurde daher diesem Mangel abgeholfen, wodurch unser Gepäck zwar sehr vermehrt, aber auch ein fast unabweisliches Bedürfnis befriedigt wurde.
Wir hatten zur Reise drei ganz neue Wagen erhalten, eine halbe Chaise für Hrn. v. Humboldt und einen von uns dreien, eine grössere, auch auf Federn ruhende sogenannte Britschke, und einen offenen Wagen für den Courier und den Koch. Ich kann es nicht unterlassen, die Vortrefflichkeit der beiden ersten Wa- [63] gen zu rühmen; sie haben die ganze Reise ausgehalten und erst auf der Rückreise in Astrakan eine Reparatur von einiger Bedeutung nöthig gemacht, was bei dem steten Gebrauche derselben, meistens Tag und Nacht, und bei den steinichten Wegen im Ural und Altai gewiss nicht wenig sagen will. Der dritte Wagen war fertig gekauft und bedurfte freilich einer öftern Ausbesserung.
Die Wagen waren geräumig genug, um uns und unsere Instrumente aufzunehmen, und uns einen für eine lange Reise wohl wünschenswerthen, bequemen Aufenthalt zu gewähren; doch dauerte diess wegen der anwachsenden Sammlungen nicht lange. Bei der grossen Entfernung des Ural und Altai von Petersburg mussten wir die Möglichkeit voraussetzen, dass nicht alle Kisten, worin wir die an den Verschiedenen Orten gesammelten Gegenstände verpackten, regelmässig ankommen würden; wir suchten daher von allem etwas, was wir für das wichtigste hielten, selbst mitzunehmen. Dadurch wurde aber der Raum zuletzt so beschränkt, dass wir oft nur sehr unbequem sassen, was uns bei der Schnelligkeit der Reise, die meistens auch bei der Nacht fortgesetzt wurde, sehr lästig geworden wäre, wenn wir uns nicht daran gewöhnt hätten. Diese Vorsicht, die wir für unsre Sachen trugen, ist zwar ganz unnöthig gewesen, denn von den vielen Kisten, die in verschiedenen Transporten nach Petersburg und von da nach Berlin gesandt worden sind, ist auch, Dank sei es der Fürsorge der Russischen Behörden, nicht eine einzige verloren gegangen, aber die Klugheit gebot es doch, die Früchte unsrer Reise nicht aufs Spiel zu setzen.
Der Weg nach Moskau führt auf der grossen Kaiserstrasse entlang, die meistens in schnurgerader Richtung fortgeht und eine ausserordentliche Breite hat. Sie übertrifft in derselben die Preussischen Kunststrassen wohl um das Doppelte, was bei den grossen Entfernungen in Russland um so auffallender scheint, [64] da man in derselben Zeit und mit denselben Kosten die Chausseen, wenn auch nicht noch einmal, doch um ein Drittheil weiter hätte führen können. Doch muss man bedenken, dass man in Russland fast stets im Galopp von einer Station zur andern fährt, und die Pferde sehr häufig zu vieren in einer Reihe spannt, von denen die zu den Seiten laufenden meistens die Köpfe nach auswärts zu tragen gewöhnt sind, wodurch sie einen bedeutenden Raum einnehmen; dass man die Wege also auch so breit machen muss, dass zwei auf diese Weise bespannte Fuhrwerke im Galopp bequem vorüberfahren können. Aber bei alle dem scheint doch die Breite überflüssig gross zu sein. Auf den Stationen findet man vortrefflich eingerichtete Posthaltereien, die auf einigen Stationen besonders luxuriös eingerichtet sind. Diese sind auf den gedruckten Reiserouten besonders angemerkt, daher der Reisende, der Bequemlichkeit und einen guten Tisch liebt, sich danach richten kann.
Wir verliessen bald hinter Petersburg die gerade Strasse nach Moskau und bogen rechts ab nach dem Städtchen Zarskoje-Selo, um das daselbst befindliche Kaiserliche Lustschloss zu besuchen. Das Städtchen liegt am dem Abhange der höhern Ebene, die sich in 15 bis 20 Werste Entfernung von der Newa und dem Finnischen Meerbusen erhebt; das Schloss schon auf der Höhe selbst. Es ist mit grosser Pracht ausgeführt und erinnert in seiner Bauart an das Schloss von Versailles. … Hinter dem Schlosse liegt der Garten, in welchem eben das erste Grün zu sprossen anfing; es war ein schöner heitrer Tag; die Temperatur des Mittags 15 R.
In Ischora, der ersten 33 Werste von Petersburg entfernten Station, erreichten wir wieder die gerade Strasse. Mit dieser Station hört auch bald der Anbau [65] des Landes auf, und ein dichter, grösstentheils sehr sumpfiger Wald empfing uns, in welchem wir auch die Nacht hindurch fuhren. Um 7 Uhr des folgenden Morgens erreichten wir Nowgorod, die alte, vormals so berühmte Hansestadt. Sie hat eine schöne Lage auf dem rechten Ufer des Wolchow, wo dieser aus dem Ilmen-See heraustritt. Nur ein kleiner Theil der Stadt mit der alten Sophienkirche liegt auf dem linken westlichen Ufer des Flusses; zu ihm führt eine Brücke, auf welcher man eine weite Aussicht, den Wolchow abwärts sowohl als aufwärts, nach dem Ilmen-See hat, der jetzt noch ganz mit Eis belegt war.
Nach einigen Stunden Aufenthalt fuhren wir weiter. Eine schöne steinerne Brücke mit eisernem Gelände führt über den kleinen Wolchow, und eine ähnliche wurde über die darauf folgende Msta gebaut; da sie noch unvollendet war, setzten wir mit einer Fähre über den Fluss. Dieser wie der kleine Wolchow ergiessen sich bald nach einander und östlich von dem Austritt des grossen Wolchow in die Nordseite des Ilmen-See. Jenseits der Msta liegt das Dorf Bronnitzü, an dessen südwestlicher Seite ein grosser kegelförmiger Hügel sich erhebt, der oben durch eine Kirche gekrönt ist.
So freundlich auch die Russischen Dörfer von fern aussehen, da sie meistens alle eine steinerne Kirche haben, deren weisse Mauern und grüne Kuppeln schon von Ferne entgegenleuchten, so einförmig und traurig sehen sie doch im Innern aus. Die Häuser sind wie die Schwedischen und Norwegischen Bauernhäuser aus übereinander gelegten roh behauenen Baumstämmen aufgeführt, vorn mit allerlei Schnitzwerk oft ganz kunstreich verziert, doch alle nach einem Style erbaut. Sie stehen mit ihrer Giebelseite nach der Strasse und sind durch grosse hölzerne Zäune untereinander verbunden. Auch die Strasse ist mit grossen hölzernen Bohlen belegt, und daher, um nicht zu viel Holz dazu [66] zu gebrauchen, nicht sehr breit. Kein Baum ist in dem ganzen Dorfe zu sehen, kein Garten trennt die Häuser voneinander, deren Abwechselung den Dörfern Deutschlands oft ein so heitres Ansehen giebt. Alles ist eng zusammengebaut, und offenbar mehr auf den Winter, als auf den Sommer berechnet; aber man kann sich des Grauens nicht erwehren, wenn man bedenkt, wie schnell ein entstehendes Feuer um sich greifen und wie gross dann die Gefahr sein muss, da nicht allein die Häuser, sondern auch die Strassen brennen. Man wird zu dieser Betrachtung um so mehr veranlasst, wenn man die Unvorsichtigkeit sieht, mit welcher die Bauern mit dem Feuer umgehen, da sie sich selten der Lichter oder Laternen, sondern gewöhnlich eines brennenden Holzspans zum Leuchten bedienen.
Bei einbrechender Nacht waren wir in dem Städtchen Waldai, das auf dem kleinen Höhenzuge gleiches Namens liegt, welcher die Wasserscheide für die in die Ostsee und das Kaspische Meer fallenden Gewässer bildet. Um denselben etwas näher kennen zu lernen, blieben wir den Rest der Nacht in der etwa eine Stunde von Waldai entlegenen Station Simogorie und wandten den folgenden Vormittag dazu an, die bedeutendsten Höhen zu besuchen und barometrisch zu bestimmen. Wir gingen wieder nach Waldai zurück, besuchten von da aus zuerst den See im Osten und sodann die grossen Höhen im Westen der Stadt. Der See war noch mit Eis bedeckt; seine südlichen Ufer sind flach, die östlichen dagegen mit bewaldeten Hügeln umgeben; an seinem nördlichen Ende liegt auf einer Insel ein Kloster, das im Sommer eine sehr angenehme Lage haben muss. Den grössten Hügel im Westen der Stadt bildet die Popowa Gora, welche jedoch nur die geringe Höhe von ungefähr 800 Fussen über dem Meere hat, wie gleich näher angeführt werden wird. Etwas weiter südlich liegt der Seliger-See, der sein Wasser der Wolga zuführt.
[67] [Geologie der Hügel. 29 Z.]
Gleich hinter Simogorie senkt sich der Boden allmählig, doch im Ganzen nicht sehr bedeutend bis zur folgenden Station Jedrowo, die wiederum an einem See liegt, dessen Ufer mit einer grossen Menge von Feuersteingeschieben bedeckt sind. Bis hierher war nur die Chaussee vollendet, wir kamen nun wieder auf die alte Landstrasse, was wir sehr übel empfanden, da der Weg stellenweise überaus sandig war. Doch dauerte diese [68] Unterbrechung glücklicher Weise nicht lange, denn von der Stadt Twer an, die wir am Mittag des folgenden Tages erreichten, kamen wir wieder auf Chaussee, die von hier bis Moskau schon ganz fertig war.
Die nächste Stadt hinter Waldai, durch welche der Weg führt, ist Wüschni-Wolotschok. Sie liegt schon an der Twerza, einem Nebenfluss der Wolga, und ist durch den Kanal merkwürdig, der von hier aus bis zur Msta geführt ist. Dieser Kanal verbindet daher das Kaspische Meer mit der Ostsee und macht es möglich die Produkte Astrakans zu Wasser bis nach Petersburg zu bringen.* [*Hier folgt ausführliche Fussnote zu Kanal, Hydrologie, Handel usw. auf S. 68-69. 65 Zeilen Kleinschrift] – Wir erreichten indessen [69] den Ort erst in der Nacht und reisten daher gleich weiter, ohne von der sonst sehr merkwürdigen Art der Beschiffung dieses Kanals nähere Kenntnis zu nehmen.
Der Weg folgt nun von Wüschni-Wolotschok dem Laufe der Twerza bis zu ihrer Einmündung in die [70] Wolga bei Twer, und geht ohne ihre Krümmungen mitzumachen, bald auf dem linken bald auf dem rechten Ufer. Am Morgen des 23sten waren wir in Torschok, den Mittag in Twer, der grössten Stadt, die auf dem Wege von Petersburg bis Moskau liegt, von wo wir nun schnell auf der wiedererlangten Chaussee nach Moskau fuhren, und dort am Mittag des 24sten Mais, also nach einer Reise von 4 ½ Tagen von Petersburg aus, den Aufenthalt in Zarskoje-Selo und in Waldai mitgerechnet, eintrafen. [Es folgen S. 70-71 Barometermessungen].
[71] Eine Stunde vor Moskau kommt man bei dem Petroskischen Pallast vorbei, … [72]. Der Anblick, den Moskau schon in der Ferne gewährt, hat die Bewunderung aller Reisenden erregt. Die unendliche Menge von Thürmen, die sich bald mit vergoldeten oder grün angestrichenen Kuppeln, bald in der Form von Minarets erheben, die vielen Gärten und Bäume zwischen den Häusern geben der Stadt ein ganz orientalischen Ansehen. Man übersieht sie am besten von dem Iwan Welikoi, dem grossen Iwansthurme in dem Kreml, welcher den Mittelpunkt der Stadt bildet. Dieser liegt mit dem östlich darangränzenden Kitai-Gorod (der sogenannten mittlern Stadt) auf dem hohen nördlichen Ufer der Moskwa, und zwar an der äussern Seite eines nach Norden gerichteten Bogens, welchen ihr Lauf hier bildet. Den Kreml und Kitai-Gorod umgiebt an der dem Flusse abgewandten Seite hufeisenförmig der Beloi Gorod (die weisse Stadt) und diesen wiederum ringförmig der Semlenoi-Gorod (die Erdstadt), der auch auf das jenseitige linke Ufer der Moskwa hinüberreicht. An den Semlenoi-Gorod schliessen sich nach allen Seiten die weitläufigten Vorstädte an, an deren Ostseite sich eine bebaute hüglichte Landschaft hinzieht, dagegen an der Westseite den Horizont eine Hügelreihe, die Sperlingsberge genannt, begränzt, über welche die Strasse nach Smolensk führt.
Der Kreml enthält den alten Zarenpalast, mehrere Kathedralen, Kirchen und Klöster, das alte und neue Arsenal und eine Menge anderer Kronsgebäude. Er ist mit einer dicken und hohen Mauer, die ein unregelmässiges Polygon darstellt, und an jeder Ecke mit einem Thurme flankirt ist, umgeben, um welche sich statt der ehemaligen Wälle eine schöne und breite Allee hinzieht. Auch der Kitai-Gorod ist noch mit einer Mauer umgeben, der Beloi und der Semlenoi-Gorod sind dagegen mit Boulevards eingefasst, die schöne Spaziergänge darbieten. Der Kitai-Gorod ist [73] gedrängt gebaut und seine Häuser schliessen enge aneinander; hier befindet sich der Gostinoi-Dwor oder das Kaufhaus* [*5 Z. Anm.], und hier herrscht überhaupt die grösste Geschäftigkeit und das meiste Leben; die übrigen Stadttheile sind weitläuftiger gebaut, und die Häuser häufig mit Gärten voneinander und von den Strassen getrennt, wodurch der Anblick Moskaus von der Höhe ein überaus freundliches Ansehen erhält, die Entfernungen der verschiedenen Theile von einander aber noch grösser als in Petersburg werden.
Die Zahl der Thürme von Moskau ist ausserordentlich gross, da jede Kirche gewöhnlich deren mehrere und ausserdem noch einen Glockenthurm hat. Man zählt im Ganzen an 600 solcher Thürme. Sie haben wie die Russischen Kirchthürme überhaupt meistentheils ein eigenthümliches Ansehen, indem sie gewöhnlich sich in Spitzen endigen, die eine zwiebelförmige Erweiterung und auf derselben ein Kreuz tragen. Diese zwiebelförmigen Erweiterungen sind mit grün angestrichenem Eisenblech oder Kupferblech gedeckt, bei den Kathedralen des Kremls sind sie aber stark vergoldet, und ausserdem befindet sich über denselben noch ein nach oben gekehrter Halbmond, auf welchem dann erst das Kreuz steht. Bei diesem allgemeinen Ansehen weichen die Formen der Thürme doch im einzelnen sehr von einander ab, wie diess besonders bei der Kirche des Wassili Blaschenni (des seligen Basilius) im Katai-Gorod der Fall ist, deren Bedachung fast aus lauter Kuppeln und Thürmen besteht, die alle von einander verschieden sind, und durch die Sonderbarkeit der Formen und ihre bunten contrasti- [74] renden Farben auffallen, aber bei alle dem im hohen Grade Bewunderung und Interesse erregen.* [Anm. 5 Z.].
Diese vielen Thürme geben aber besonders Moskau das eigenthümliche Ansehen. Sie sind alle von Stein aufgeführt und grösstentheils auf Plätzen gelegen, und wurden daher bei dem Brande im Jahr 1812 von der Flamme nicht ergriffen, daher auch Moskau durch diesen von seinem eigenthümlichen Ansehen nichts oder wenig verloren hat, zumal da auch der Theil des Kremls, der durch Napoleon gesprengt wurde, ganz in dem nämlichen Styl wie früher wieder aufgeführt ist.
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In dem neuen Arsenal (Oruscheinaja Palata) im Kreml befindet sich der Schatz, in welchem die Kronen, Scepter, Throne, Waffen und Trinkgefässe der Grossfürsten und Zare Russlands nebst andern neuern Merkwürdigkeiten aufbewahrt werden. [25 Z.]
Die naturhistorischen Sammlungen befinden sich in dem Universitätsgebäude und sind unter der Leitung des Etatsrathes v. Fischer in grossen Sälen schön und zweckmässig aufgestellt. Sie sollen früher sehr bedeutend gewesen sein, sind aber bei dem Brande meistentheils untergegangen. Ein solcher Verlust kann freilich nur allmählig ersetzt werden, doch sind die jetzigen für das Bedürfnis des Unterrichts schon mehr als hinreichend. Für die mineralogische Sammlung wurde durch den Ankauf der Sammlung des Bergraths Freiesleben in Freiberg der Grund gelegt, die nach dem Kataloge, den Herr Etatsrath von Fischer darüber bekannt gemacht hat, aus einer oryktognostischen Sammlung von 6004 Stücken, einer geognostischen Sammlung von 981 Stücken und einer topographischen Sammlung von Mansfeld von 1070 Stücken besteht. Diese Freieslebensche Sammlung bildet noch die Hauptsammlung; an vaterländischen Erzeugnissen ist daher die akademische Sammlung noch nicht so reich, als ein Ausländer es wünschen könnte.* [*Meteorstein, Anm. S. 75-77 !].
[76] In der zoologischen Sammlung befindet sich unter andern wichtigen Gegenständen ein grosses Exemplar [77] eines Tigers, der dadurch an Interesse gewinnt, dass er in Sibirien erlegt ist, bis wohin sich zuweilen die Tiger aus dem Süden verirren. Sehr bedeutend ist endlich die anatomische Sammlung, die Loders berühmten Namen führt; sie ist die Hauptzierde des akademischen Museums.
[Privatsammlungen. Etatsrath v. Fischer, Versteinerungen, Werk. S. 77-78; Macquart; L. v. Buch. 78-79; Höhe von Moskau. 79-80; Anstalt Bereitung künstl. Mineralwasser. 80-81].
[81] Da wir auf unserer Rückreise auch durch Moskau kommen mussten, so war es unsere Absicht, jetzt nur so kurze Zeit als möglich hier zu bleiben, um keine Zeit zu Untersuchungen zu verlieren, für welche die gute Jahreszeit unumgänglich nothwendig war; dennoch mussten wir noch etwas länger verweilen, da wir unmöglich den dringenden Einladungen der Herren [82] Fischer und Loder, welche beide Jugendfreunde des Hrn. v. Humboldt waren, so wie vieler anderer widerstehen konnten. Wir wurden den 26sten Mai durch die ganze Universität geführt, um deren Einrichtungen einzeln kennen zu lernen, und wohnten den 27sten Mai einem Mittagsmahle bei, welches die Mitglieder der Universität in einem überaus grossen und schönen Saale veranstaltet hatten, wodurch wir zugleich mit den vornehmsten, durch Kenntnisse und Bildung ausgezeichnetsten Einwohnern der alten Kaiserstadt bekannt wurden. So verliessen wir erst Moskau am Morgen des 28sten Mais.
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Die nächste Umgebung von Moskau ist auf dem Wege, welchen wir zum Ural nahmen, ohne romantisch zu sein, doch recht angenehm. Die Landschaft ist sehr bebaut, Ackerfelder wechseln mit kleinen Wäldern ab, und jene prangten jetzt mit dem ersten Grün des Jahres, das bei dem heitern Wetter, welches wir hatten, nicht verfehlte uns in eben solche Stimmung zu versetzen. Bald aber wird die Gegend sumpfig und sandig, und nun auch der Weg schlechter. Die sumpfigen Gegenden, die oft grosse Strecken einnehmen, sind mit Bohlendämmen belegt, die zwar, so lange sie neu sind, wenn auch mit ausserordentlicher Holzverschwendung, die vortrefflichsten Strassen bilden, haben sie aber erst einige Zeit gedient und sind sie nicht unaufhörlich ausgebessert worden, wie diess gewöhnlich nicht der Fall ist, so werden sie bald eben so schlecht, als sie im Anfang vortrefflich waren. Die Strasse ist zum Theil mit Birken bepflanzt.
Am Mittage kamen wir durch eine kleine Stadt Bogorodsk, die nicht viel anders als ein grosses Dorf aussieht, das sie, einige steinerne Gebäude ausgenommen, ganz aus hölzernen Häusern besteht, und auch vollkommen das einförmige, traurige Ansehen der hie- [83] sigen Dörfer hatte. [9 Z.]. Hinter Bogorodsk setzten wir über die Kläsma, an deren linkem Ufer in mehr oder weniger grosser Entfernung der Weg nun bis Wladimir entlang geht.
Wir erreichten diese Stadt erst am Mittage des 29sten Mais, da wir wegen der schlechten Wege es vorgezogen hatten, die Nacht in dem kleinen Städtchen Pokrow zu bleiben, wo wir in dem Posthause reinliche, aber leere Zimmer fanden, und uns behalfen, so gut wir konnten. Wladimir liegt auf dem linken Ufer der Kläsma, das hier von einigen Anhöhen gebildet wird, während sich das rechte in eine grosse, weite Wiese ausbreitet. Die vielen Thürme von dem verschiedenartigsten Ansehen, meist weiss mit grünen Kuppeln, geben der Stadt von fern ein malerisches Ansehen; sie ist noch jetzt von Bedeutung, wenngleich wohl lange nicht mehr von der Grösse und dem Glanze wie früher, als sie noch der Hauptsitz der Grossfürsten war. Wir fanden hier noch ein vortrefflich eingerichtetes Gasthaus, eine Annehmlichkeit, die wir bald auf lange Zeit entbehren sollten. [Anhöhen von Wladimir, Geologie. 22 Z., S. 83-84].
[84] Die Wege waren jetzt etwas besser geworden, und verstatteten es daher auch die Nacht zur Fortsetzung der Reise zu benutzen. Wir erreichten auf diese Weise schon am Morgen des 30sten Mais die Stadt Murom und mit ihr auch die Oka. Die Stadt liegt an dem linken oder nördlichen hohen Ufer dieses beträchtlichsten Zuflusses der Wolga von ihrer rechten Seite. Mit ihren vielen Kirchen, Klöstern und Thürmen gewährt sie von fern einen ebenso malerischen Anblick wie Wladimir; näher betrachtet aber ist sie mit dieser Stadt durchaus nicht zu vergleichen, da sie meist nur aus unansehnlichen hölzernen Häuser besteht.
Bei Murom muss man über die Oka setzen, die auch schon im Sommer ein bedeutender Strom, jetzt durch das Schneewasser zu einer ausserordentlichen Breite angewachsen war, und das rechte Ufer weit und breit überschwemmt hatte. Dieser hohe Wasserstand erschwerte den Uebergang ungemein, und nöthigte uns den ganzen Tag darauf zuzubringen. Wir mussten zuerst nach einem 2 Werste unterhalb Murom [85] gelegenen Dorfe fahren; hier wurden unsere Wagen und Pferde auf zwei grosse Kähne geladen, mit denen wir nach fünfstündigem Rudern das jenseitige Ufer erreichten. Wir fuhren bei mehreren Inseln oder seichten Stellen vorüber, wo die Bootsleute in das Wasser sprangen und an den Rändern der Inseln entlang gehend, oder in den Untiefen watend die Kähne weiter zogen. Aber auch am jenseitigen Ufer angekommen, hatten wir noch mancherlei Aufenthalt, da wir mittelst Fähren, die nur jetzt für den hohen Wasserstand eingerichtet waren, mehrmals über kleine Arme oder Zuflüsse der Oka setzen mussten, so dass wir erst um 7 Uhr in Manakowa, der nächsten Station von Murom anlangten, die im Sommer bei dem gewöhnlichen Stande des Wassers und auf dem gewöhnlichen Wege nur 30 ½ Werste von diesem Orte entfernt ist. Das Wetter war übrigens den Tag über sehr heiter, und die Temperatur am Vormittage 17°,5 R., die des Wassers 14°,5 gewesen. Auf dem Wasser hatten wir noch eine vortreffliche Aussicht auf die Stadt Murom gehabt; nur unangenehm hatten sich dagegen die am linken Ufer gelegenen Dörfer ausgenommen, die hinter einem Walle von Dünger kaum sichtbar waren. Die Bauern fahren nämlich denselben nicht auf ihre Felder, die auch ohne ihn einen reichlichen Ertrag liefern, sondern werfen ihn als Damm gegen das Wasser hinter ihre Häuser. Dieselbe Sitte fanden wir später in allen Dörfern Russlands und Sibiriens, die an Flüssen oder kleinen Bächen liegen; sie ist aber gewiss ebenso schädlich als unangenehm, da die Düngerwälle nicht allein einen widrigen Anblick gewähren, sondern auch im Sommer eine so grosse Menge von Ungeziefer erzeugen, dass man daran gewöhnt sein muss, um es zu dieser Zeit in solchen Dörfern auszuhalten.
Wir fuhren die Nacht hindurch; die Strasse ist gross und breit, doch sandig und zu beiden Seiten mit [86] Birkenalleen bepflanzt. Sie geht an dem rechten Ufer der Oka in mehr oder weniger grosser Entfernung entlang, und erlaubt nicht selten schöne Blicke auf das linke Ufer, das wir schon am Morgen des 31sten ganz niedrig erblickten, während sich das rechte immer mehr erhoben hatte, um sich den Höhen an der Wolga anzuschliessen, die auch auf dem rechten Ufer derselben liegen. Die Gegend ist durch die magnetischen Untersuchungen der Hrn. Hansteen und Erman merkwürdig geworden, welche gefunden haben, dass die Linie ohne Abweichung durch sie hindurch geht, oder genauer durch die Gegend zwischen Osablikowo, der zweiten, und Doskino, der fünften Station hinter Murom und der ersten Station vor Nischni-Nowgorod. Die Linie bewegt sich von Osten nach Westen, und man kennt die frühern Epochen, wo sie durch Tobolsk und Kasan ging.
Kurze Zeit vor Nischni-Nowgorod erblickten wir die Wolga, die jetzt im Frühjahr bei dem hohen Wasserstande einen äusserst imposanten Anblick gewährte. Nischni-Nowgorod liegt auf den Höhen an der Vereinigung der Oka mit der Wolga am rechten Ufer beider Ströme, und in dem etwas spitzen Winkel, welchen sie auf dieser Seite mit einander bilden; sie ist von ansehnlicher Grösse, hat Kirchen, Häuser und Gärten in buntem Gemisch miteinander, und ist von einer starken Mauer mit dicken runden Thürmen umgeben. Von dieser herab hat man eine weite Aussicht auf die niedern linken Ufer der Ströme, und von hier aus sahen wir auch die neue Jahrmarktstadt, worin alljährlich die grosse Messe stattfindet, die jetzt von Makarieff hierher verlegt ist; sie liegt der Stadt gegenüber auf der Landecke, die von der linken Seite der Oka und der rechten der Wolga bespült wird, in einer Niederung an dem bald sich erhebenden hohen Ufer der Wolga, und war jetzt wie immer im Frühjahr bei dem hohen Wasserstande der Flüsse unter Wasser gesetzt [87] und daher unzugänglich.* [*3Z.]. Nischni-Nowgorod hat ein grosses geschichtliches Interesse; daran erinnern ihre starken Mauern, die schon sehr alt, doch von dem Grossfürsten Wassili Ioannowitsch im Jahre 1508 zum Schutze gegen die Einfälle der Tataren sehr verstärkt wurden, sowie auch der Obelisk, der auf einem Platze in der Nähe der Wolga dem Andenken Minin’s und Poscharski’s errichtet ist, die von hier aus im Jahre 1611 die Befreiung Russlands von der Polnischen Herrschaft erkämpften.
In Nischni-Nowgorod trafen wir mit dem Grafen Polier zusammen, der, um die Güter seiner Gemahlin, einer geborenen Fürstin Schachowskoi zu besuchen, ebenfalls nach dem Ural reiste und sich von nun an uns anschloss. Er war Herrn von Humboldt schon bei seinem frühern Aufenthalt in Paris bekannt geworden, und unser Zusammentreffen mit ihm schon in Petersburg verabredet, das er nur kurze Zeit vor uns verlassen hatte. In seiner Begleitung befanden sich Herr Schmidt aus Weimar, den der Graf Polier zum Verwalter seiner Güter bestimmt hatte, Herr Dr. Göthe und Herr Mehring, wodurch unsere Reisegesellschaft einen bedeutenden Zuwachs erhielt.* [* über Polier, 7 Z.].
Graf Polier hatte sich in Nischni-Nowgorod eine Barke gemiethet, um die weitere 380 Werste lange Reise nach Kasan auf eine angenehmere und bequemere Weise als zu Lande, auf der Wolga zurückzu- [88] legen. Wir folgten darin seinem Beispiele um so lieber, da der Landweg bis Kasan nichts Interessantes versprach, und wir auf diese Weise Gelegenheit hatten, den wichtigsten Strom Russlands in seiner ganzen Grösse und Mächtigkeit kennen zu lernen. Unsere drei Wagen wurden auf ein anderes grosses Boot gebracht; in der Mitte desselben wurden aus einigen Brettern ein Tisch und zwei Bänke gezimmert, über welche man zum Schutze gegen die Sonne ein Segeltuch spannte, und auf dem Hintertheil mit einigen Mauersteinen ein kleiner Ofen zum Kochen vorgerichtet. Der Bedarf an solchen Lebensmitteln, die in den am Strome liegenden Dörfern nicht zu bekommen waren, wurde mitgenommen, und um aus diesen, was wir brauchten holen zu können, wurde noch ein kleinerer Kahn an das Boot gebunden. Die ganze Bemannung des Bootes bestand ausser dem Steuermann aus acht Ruderern, von denen die Hälfte sich jederzeit im Rudern mit der andern Hälfte abwechseln sollte.
So eingerichtet verliessen wir Nischni-Nowgorod den 1sten Juni Vormittags um 11 Uhr, denn so lange hatten die Vorbereitungen gedauert. Das Wetter war das heiterste von der Welt, und trug nicht wenig zur Annehmlichkeit der Fahrt bei; nur der Wind war uns nicht günstig, so dass wir weder jetzt noch später die Segel gebrauchen konnten, und uns stets der Ruder bedienen mussten; doch ging es stromabwärts und deshalb noch ziemlich schnell. Aber ruhig und behaglich im Boote sitzend, konnten wir, ohne von den Bohlendämmen zu leiden, die Ufer bei uns vorüberziehen sehen und uns der Fahrt erfreuen.
Wir schifften meistens in der Nähe des rechten Ufers entlang, das an der ganzen Wolga bedeutend hoch ist, und theils schroffe Wände, theils mehr geneigte Abhänge bildet, während das linke dagegen in eine weite flache Niederung ausläuft. Nur erst in grosser Entfernung erhebt sich diese zu einem höhern [89] Plateau, dessen Ränder wahrscheinlich in früherer Zeit bei höherem Wasserstande der Wolga das linke Ufer gebildet haben. Die Abhänge des rechten Ufers sind mit der schönsten Vegetation bedeckt, und in den Schluchten desselben liegen Dörfer mit schönen Kirchen, die die Landschaft beleben. Besonders üppig erscheint die Vegetation auf den Inseln, welche die Wolga nicht selten umschliesst, die mit Eichen und Schwarzpappeln bewachsen, einen romantischen Anblick gewähren. Auch an dem linken Ufer wechseln Wiesen, niederes Gesträuch und höhere Waldungen mit Dörfern ab, doch waren bei der Breite des Stroms die Gegenstände hier nicht mehr deutlich zu erkennen. Ein ebenso unterhaltendes Schauspiel wie die Ufer gewährte der Strom selbst, auf welchem sich die grossen Wolgaschiffe drängten, die den günstigen Wind benutzend, mit vollen Segeln stromaufwärts fuhren, um die Produkte des südlichen Russlands nach Petersburg zu führen, während in kleinen Kähnen Fischer überall beschäftigt waren, ihrem Gewerbe nachzugehn, und uns, wenn wir es wollten, um ein Geringes die trefflichsten, in Petersburg so hochgeschätzten Sterledde lieferten.
Die durch die Frühlingswasser angeschwollene Wolga breitete sich nach der Beschaffenheit des linken Ufers bald mehr bald weniger weit aus. An einer Stelle, wo sie nach der Versicherung unseres Steuermanns eine, für die jetzige Jahreszeit mittlere Breite hatte, und die Beschaffenheit des rechten Ufers es erlaubte, maassen wir die Breite des Stroms; das rechte Ufer bildete hier eine Terrasse, nach welcher es sich erst zu seiner gewöhnlichen Höhe erhob; diese Terrasse war ziemlich eben; auf ihr wurde mittelst der Messkette eine Basis gemessen, die mit einem am jenseitigen Ufer stehenden Baume ein Dreieck bildete. Herr von Humboldt bestimmte darauf mittelst eines Sextanten die beiden Winkel an der Basis, woraus [90] sich die Breite des Stroms zu 5240,7 Fuss ergab. Die Messung geschah am Mittag des dritten Tages, also in einer Entfernung von ungefähr 100 Wersten von Kasan.
Die steilen Ufer der Wolga bestehen aus einem sehr neuen Gestein; bei Nischni-Nowgorod sind es Schichten von einem thonigen rothen Kalkmergel, der hier wahrscheinlich auf einem rothen Sandstein liegt. […]. Die mittlere Höhe des Ufers der Wolga aber mag einige 100 Fuss betragen.
Den 4ten um 4 Uhr Morgens waren wir die Kasanka, an welcher Kasan liegt, hinaufgeschifft und bei der Stadt angekommen. Wir verweilten noch einige Stunden vor dem Landen in dem Boote, um den Tag abzuwarten, und wurden dann vom Grafen Polier bewillkommnet, der schon einige Stunden vor uns mit seinem Boote angekommen war. Wir fanden in dem Lokal der adeligen Gesellschaft ein vortreffliches Quartier, mit grossen geräumigen Zimmern und Sälen, in welchen wir uns nach Belieben ausbreiten konnten, und einen gefälligen Wirth, welcher ein Deutscher, Namens Herbert war.
Nachdem wir uns hier etwas eingerichtet hatten, gingen wir nach dem Universitätsgebäude, wo Herr v. Humboldt von dem Curator der Universität, Herrn v. Mussin Puschkin, dem Rector Herrn v. Lobatschewski und von den übrigen Mitgliedern der Universität empfangen wurde. Unter diesen befand sich auch der Professor der Astronomie, Herr Simonoff, der Herr v. Humboldt schon von Paris aus bekannt war, wo er sich einige Zeit aufgehalten hatte, nach- [91] dem er von seiner Reise um die Welt mit Capitain Bellingshausen zurückgekehrt war. Zu dieser Zeit (im Winter 1823-24) hatte auch ich ihn dort kennen gelernt, daher es mir eine grosse Freude machte, ihn hier wiederzusehen.
Wir wurden nun in dem Universitätsgebäude und in den darin aufgestellten Sammlungen herumgeführt. [17 Z.].
Nach der Besichtigung des Universitätsgebäudes fuhren wir in der Begleitung des Herrn von Mussin Puschkin in der Stadt umher, um dieselbe näher kennen zu lernen. Die Stadt liegt in der Nähe der Wolga, an der Südseite der Kasanka und an den Abhängen, die wahrscheinlich früher das alte linke Ufer der Wolga gebildet haben. Bei dem gewöhnlichen Wasserstande der Wolga ist sie wohl noch 6 Werste von dem Strome entfernt, jetzt schien sie aber unmit- [92] telbar an ihm zu liegen, da er fast die Vorstädte erreichte. Die höchsten Punkte auf der Nordseite von Kasan nimmt der Kreml oder die Festung ein, die unmittelbar an der Kasanka, welche hier ziemlich steile Ufer hat, gelegen ist. Im Süden und Westen ist die Festung von der Stadt, und diese wieder von drei Seiten, besonders von Süden zu, von den Sloboden oder Vorstädten umgeben. [Geschichte, 12 Z.]. Die eigentliche Stadt sowie auch die Sloboden haben gerade, breite Strassen, die sich meistens unter rechten Winkeln schneiden, und bestehen grösstentheils aus hölzernen Häusern, die selten mehr als ein Stockwerk haben, und häufig mit einem Garten umgeben sind. Auch hier stehen eine Menge Kirchen und Klöster mit Thürmen von oft wunderlicher Bauart, wie die Peter- und Paulskirche, die eine ganz japanische Form hat, und von aussen mit einer Menge Figuren in den grellsten Farben bemalt ist. Aber dieses bunte Gemisch macht denselben freundlichen Anblick, den auch die übrigen grösseren Russischen Städte gewähren, und an welchen wir nun schon seit Moskau gewöhnt waren. Die eigentliche Stadt wird meistens von Russen bewohnt, die Sloboden, die jedoch von der Stadt durch nichts getrennt und unterschieden sind, von Tataren. Diese machen etwa ein Drittheil der ganzen Bevölkerung von Kasan aus, die auf ungefähr 50'000 [93] Einwohner angegeben wird.* [*Siehe Erdmanns medicinische Topographie des Gouvernements und der Stadt Kasan, 1822]. Sie leben besonders vom Handel, haben aber auch viele Leder- und Seifenfabriken, deren Fabrikate sehr geschätzt und weit verschickt werden.
Wir fuhren auch in diese Vorstädte, und liessen uns von den Tataren in eins ihrer Bethäuser oder Medscheds führen, was sie mit Bereitwilligkeit thaten. Es war von Holz gebaut, und bestand aus einem Vorzimmer und einem quadratischen Saale, der einfach und reinlich war, durch welche Vorzüge sich überhaupt die Wohnungen der Tataren auszeichnen. Unsere Führer zogen vor dem Eintritt in den Saal ihre Pantoffeln aus, liessen es sich aber doch gefallen, dass wir denselben mit unsern Stiefel betraten.
Mit dickem Staub bedeckt, kehrten wir in unsere Wohnung zurück; die Strassen von Kasan sind nicht gepflastert; sie waren früher wie in vielen andern Russischen Städten mit hohl liegenden Balken belegt; als aber bei dem Aufstande Pugatscheffs im Jahre 1774 die Stadt in Brand gesteckt wurde, brannten nicht nur die Häuser, sondern auch das Pflaster, wodurch der Brand noch mehr vergrössert und das Löschen erschwert wurde. Seitdem sollte die Stadt mit Steinen gepflastert werden, was indessen bis jetzt noch nicht geschehen ist. Die Steine müssten zwar aus grösserer Ferne herbeigeschafft werden, da in der Nähe gar keine brauchbaren gefunden werden, doch würde diess bei den grossen schiffbaren Strömen, mit denen Kasan in Verbindung steht, weder mit so grossen Kosten noch mit besondern Schwierigkeiten zu bewerkstelligen sein. Das Pflastern scheint aber um so wünschenswerther, da noch unleidlicher als im Sommer nach lange ausgebliebener Regen der Staub, im Herbst bei anhaltendem Regenwetter oder im Frühjahr bei schmelzen- [94] dem Schnee der Schmutz in den Strassen sein soll, besonders in den tiefer liegenden Theilen der Stadt, zu denen das Wasser von den oberen Theilen hinzufliesst. [94-95: Höhe von Kasan, Barometerstand, meteorologische Beobachtungen].
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[96] 145 Werste südlich von Kasan (Breite 57°59’20’’), auch auf dem linken Wolga-Ufer, liegen die merkwürdigen Ruinen von Bulghar, der Hauptstadt der alten Wolga-Bulgharen, die als die grössten und ältesten Ruinen, die sich in Russland befinden, wir nicht unbesucht lassen durften. Wir schifften uns deshalb den Mittag des 5ten Juni auf einem der Wachtschiffe, welche die Wolga auf und niederfahren, mit dem Grafen Polier ein, nahmen aber unsere Wagen, die auf ein anderes Boot geladen wurden, mit, um zu Lande zurückkehren zu können, da die Rückkehr auf der Wolga, stromaufwärts zu lange gedauert haben würde. Wir fuhren zuerst die Kasanka hinab bis zur Wolga, wo wir noch den herrlichsten Blick auf die Stadt hatten, die sich an dem Abhange der Höhen höchst malerisch erhebt, und die Wolga gewährte uns nun wieder dieselbe angenehme Fahrt wie früher. Der grosse Strom war noch wie früher von den grossen Wolgaschiffen befahren, aber der ihnen günstige Wind hatte sich gelegt, daher sie alle ihre Segel eingezogen hatten. Sie mussten nun stromaufwärts gezogen werden, was auf die gewöhnliche Weise nicht geschehen kann, da an dem hohen steilen Ufer der Wolga kein Leinpfad vorhanden ist, sondern durch eine, am Vordertheil des Schiffes angebrachte Winde bewerkstelligt wird, mittelst welcher sich die Schiffsmannschaft zu Ankern heranzieht, die auf einem besondern Boote vorausgeführt und in gewissen Entfernungen von dem Schiffe ausgeworfen werden. Wir sahen diese mühsame Arbeit bei allen den Schiffen, bei denen wir vorüberfuhren, aber auch wir hatten keinen Wind; wir konnten nur mit Rudern vorwärts kommen, und brauchten auf diese Weise zu unserer Fahrt den Nachmittag, die Nacht und den Vormittag des folgenden Tages.
Erst gegen Mittag landeten wir. An dem Ufer erwarteten uns schon die Bauern des Russischen Dorfes Bolgarü mit ihren Pferden, die bestellt waren uns [97] weiter zu schaffen. Die Wagen wurden ausgeladen, und auf ihnen fuhren wir nach dem Dorfe, das auf und neben den Ruinen der alten Stadt, noch 9 Werste von dem Ufer entfernt liegt. Ein angenehmes Buschwerk bedeckt die Niederung, die hier wie überall das linke Ufer der Wolga bildet, und sich erst später zu dem höhern Plateau erhebt, auf welchem Bolgarü sowie auch Kasan erbaut ist. In dem Dorfe fanden wir alles in Bewegung, die ganze Dorfschaft war uns entgegengekommen und erwartete uns in besondere Gruppen vertheilt, die Männer, die Frauen und die Jugend. An der Spitze dieser Gruppen standen die Aeltesten des Dorfes, die Herrn von Humboldt bei seiner Ankunft nach Russischen Sitte Salz und Brod zum Zeichen ihrer Ehrerbietung überreichten.
Wir besahen nun die alten Ruinen. [97-105: Beschreibung, Dokumente & Urkunden, Geschichte …]. – [ 105]
Bei der Besichtigung der Ruinen Bulghars war der Abend herangerückt; wir mussten eilen nach Kasan zurückzukehren, da wir dort schon zu einem Mittagsmahle erwartet wurden, wozu der Herr Curator die sämtlichen Mitglieder der Universität eingeladen hatte. Nach einem kurzen Mahle brachen wir daher auf und konnten rechnen, bei der Art wie man in Russland reist, zur gehörigen Zeit in Kasan einzutreffen. Aber schon in der Stadt Spask, durch welche wir in der Nacht kamen, wurden wir durch ein Gewitter, welches mit einem heftigen Regenschauer begleitet war, einige Stunden aufgehalten, und einen noch grössern Aufenthalt erfuhren wir, als wir an der Kama anlangten, die wir zu passieren hatten. Die Kama ist der beträchtlichste Nebenfluss der Wolga auf ihrer linken Seite, und fast noch von grösserer Bedeutung als die Oka. Lange Zeit an der Westseite des Urals entlang fliessend, nimmt sie den grössten Theil der auf dieser Seite des Urals entspringenden Flüsse auf, und wächst dadurch zu einer bedeutenden Mächtigkeit an. Jetzt war sie ausserdem noch durch die Frühlingswasser zu einer solchen Breite angeschwollen, dass wir volle sieben Stunden brauchten, um nach der Kreisstadt Laischeff am jenseitigen Ufer zu gelangen.
Die Stadt ist von Tataren bewohnt, die auch die Bevölkerung der meisten benachbarten Dörfer ausmachen.* [Die Stadt treibt übrigens einen bedeutenden Verkehr, da das Salz von Solikamsk und die Produkte des Ural, welche auf der Kama // stromabwärts gehen, hier umgeladen und auf andere Schiffe gebracht werden müssen, in denen sie die Wolga stromaufwärts geben].
[106] Wir verweilten in der sehr reinlichen Wohnung eines derselben nur etwas, um Frühstück und Mittag zugleich einzunehmen, und vollendeten nun die 58 Werste bis Kasan in fast unglaublich kurzer Zeit. Die Tataren haben sämtlich viele und gute Pferde; sie fahren in der Regel noch schneller als die Russen, und unsere Fuhrleute thaten es darin noch allen zuvor, die uns bisher gefahren hatten. Der Weg ist gut, und führt durch einen Wald von Laubholz und über angebaute Felder. Vier Werste vor Kasan kamen wir noch bei dem Kloster Jerusalem, der Wohnung des Erzbischofs vorbei, das eine reizende Lage hat, worauf wir denn bald unser Ziel erreichten, aber freilich erst um 9 Uhr Abends, und viel zu spät für das angesetzte Mittagsmahl, das nun auf den folgenden Tag verschoben worden war.
Wir blieben demnach noch den folgenden Tag in Kasan; Graf Polier reiste dagegen schon am Vormittage ab, um so bald als möglich auf seine Güter bei Perm zu kommen, wo wir wieder zusammentreffen wollten. Auch schien es zweckmässig bis Perm getrennt zu reisen, da es sich leicht hätte treffen können, dass wir bei unserer grossen Gesellschaft nicht immer die nöthige Zahl von Pferden auf den Stationen gefunden hätten. Herr von Humboldt benutzte den Vormittag um die Inklination der Magnetnadel in Kasan zu bestimmen, welche er (am 8ten Mai 1829) 68°26’,7 fand. [15 Z.].
Wir hatten durch unsern längern Aufenthalt noch Gelegenheit den Saban, ein ländliches Fest der Tataren kennen zu lernen, das sie alljährlich nach beendeter Aussaat feiern. [107-108, siehe auch Anmerkung 108-110 Bedeutung des Wortes Tatar, von Humboldt Rose mitgeteilt].
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Den 9ten Juni früh setzten wir unsere Reise weiter fort. Von dem Balkon an der Hinterseite des [109] hochgelegenen Hauses, wo wir wohnten, warfen wir noch einen Blick auf den daran stossenden Garten und [110] die Stadt, die man von hier aus vortrefflich übersehen konnte, und nahmen Abschied vom Prof. Soimonoff und anderen Freunden, die uns am Morgen noch aufgesucht hatten.
Unser nächstes Ziel war also die Stadt Perm, welche von Kasan 574 Werste entfernt ist. Der Weg ist die ersten Stationen von Kasan nicht unangenehm, und führt zum Theil durch einen schönen Wald von Pappeln, Eichen und Linden, doch ist er äusserst sandig. Bei Arsk, der zweiten Station von Kasan, kamen wir aber auf einen festen fruchtbaren Lehmboden, welcher ziemlich den Tag über anhielt, und auf welchem uns die Tataren, die auch hier die umliegenden Ortschaften bewohnen, mit gewohnter Schnelligkeit beförderten.
Auf diesem Wege sahen wir zum ersten Mal einen Transport von Verbannten, die nach Sibirien geschickt wurden. Er bestand aus Frauen und Mädchen, etwa 60-80 an der Zahl. [110-111, 21 Z.]
Wir trafen den Tag über schon öfter anstehendes Gestein an. [15 Z.].
[...]
- Citation du texte
- Markus Breuning (Auteur), 2013, Rose: Mineralogisch-Geognostische Reise mit Humboldt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230437
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