Ganz aktuell konnte man in den Medien viel über das Amt des Papstes, das soge-nannte Petrusamt lesen und hören. Benedikt XVI. trat am 28. Februar 2013 von seinem Amt zurück, am 13. März 2013 wählt das Konklave Franziskus zum neuen Nachfolger Petri. Doch wer war Petrus, auf den sich das Amt des Papstes grün-det? Was führte dazu, dass er aus dem Kreise der Apostel herausgehoben wurde und ihm eine besondere Rolle zugesprochen wurde? Was hat es für eine Bedeu-tung, dass Petrus von Jesus die „Schlüssel des Himmelreichs“ erhält? Dies soll im Folgenden auf der Grundlage des Neuen Testamentes genauer erläutert werden.
Ganz aktuell konnte man in den Medien viel über das Amt des Papstes, das soge- nannte Petrusamt lesen und hören. Benedikt XVI. trat am 28. Februar 2013 von seinem Amt zurück, am 13. März 2013 wählt das Konklave Franziskus zum neuen Nachfolger Petri. Doch wer war Petrus, auf den sich das Amt des Papstes grün- det? Was führte dazu, dass er aus dem Kreise der Apostel herausgehoben wurde und ihm eine besondere Rolle zugesprochen wurde? Was hat es für eine Bedeu- tung, dass Petrus von Jesus die „Schlüssel des Himmelreichs“ erhält? Dies soll im Folgenden auf der Grundlage des Neuen Testamentes genauer erläutert werden.
Simon Petrus
Simon, ein einfacher Fischer, gehörte zu den ersten Jüngern, die Jesus um sich versammelte. Von diesem Moment an erlebte Simon einen Aufstieg. Er bekennt sich als Sprecher und Stellvertreter der ersten Jünger zu Christus (Mt16,16). Je- sus selbst gibt ihm daraufhin den Titel des Felsens (Mt16,18). Allerdings erlebt der Aufstieg des Petri einen abrupten Halt, als er nicht nachvollziehen kann, dass Jesus freiwillig leiden will. Petrus versteht nicht. Dies wird zum Beispiel im Mo- ment der Verklärung Jesu sehr deutlich (Mk9,5). Er zeigt sich menschlich und wird deshalb von Jesus zurechtgewiesen und zurück in die Nachfolge berufen (Mk8,32-34). Der Höhepunkt des Versagens des Simon ist aber ohne Frage die Verleugnung Christi (Mk 14,30). Petrus weist den Vorwurf Jesu im Garten Ge- tsemani noch zurück, und kann dann doch nicht anders, ihn zu verleugnen, ehe der Hahn kräht. Doch geht es nach diesem Tiefpunkt wieder aufwärts für den einstigen Fischer. Jesus erscheint dem, der ihn verraten hat, nach der Auferste- hung nochmals, und verschafft ihm neue Anerkennung. Die Apostelgeschichte und die Petrusbriefe machen deutlich, dass er, der Prediger, ein Stellvertreter der Kirche und ein Vorreiter der Mission ist.
Mt 16,19 - Die Schlüssel des Himmelreiches
Mt 16,18 κἀγὼ δέ σοι λέγω ὅτι σὺ εἶ Πέτρος, καὶ ἐπὶ ταύτῃ τῇ πέτρᾳ οἰκοδομήσω μου τὴν ἐκκλησίαν, καὶ πύλαι ἅ|δου οὐ κατισχύσουσιν αὐτῆς.
19 δώσω σοι τὰς κλεῖδας τῆς βασιλείας τῶν οὐρανῶν, καὶ ὃ ἐὰν δήσῃς πὶ τῆς γῆς ἔσται δεδεμένον ἐν τοῖς οὐρανοῖς, καὶ ὃ ἐὰν λύσῃς ἐπὶ τῆς γῆς ἔσται λελυμένον ἐν τοῖς οὐρανοῖς.
Die vorliegende Bibelstelle ist „mehr als irgendeine andere Gegenstand der Aus- einandersetzungen um die Rolle des Petrus im Neuen Testament und die sich daraus ergebenden Folgerungen für die Kirche der Folgezeit“1. Während die vo- rangegangenen Verse sich ebenfalls bei Markus finden (Mk 8,27ff), erweitert Matthäus die Stelle um die Verse 17-19. Man spricht vom matthäischen Sonder- gut. Markus hatte Petrus „konsequent nur innerhalb der Nachfolge des irdischen Jesus positioniert“2, bei Matthäus tritt Petrus nun in einen nachösterlichen Blick. Dies wird dadurch unterstrichen, dass kurz nachdem Jesus Petrus die Sonderstel- lung zugesprochen hat, wir in Mt 16,21-23 die erste Leidens- und Auferstehungs- ankündigung finden.
Petrus erhält von Jesus persönlich die Schlüsselgewalt, nachdem Petrus kurz vor- her das Messiasbekenntnis durch göttliche Offenbarung gesprochen hat (Mt16,16f). Obwohl Petrus nie isoliert, sondern immer auch im Kreis der Jünger an- gesprochen wird, ist die Schlüsselgewalt, die zum „Lösen und Binden“ befähigt, an Petrus gebunden. Diese Sonderstellung soll allerdings im Folgenden belegt werden.
Bei der Behandlung der Frage nach der autoritären Funktion durch die Schlüssel- gewalt, gerät zusätzlich der Vers Mt 18,18 in den Blick. Man muss sich nämlich die Frage stellen, ob der erste Teil des Verses Mt 16,19 („Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben“3) auf einer gleichen Hierarchiestufe des Am- tes steht, wie der zweite Versteil („was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein“). Genauer meint dies: tritt neben die Schlüsselgewalt die Binde- und Lösegewalt, oder handelt es sich bei letzterem um einen Teilbereich der allgemeinen Schlüsselgewalt?4 In Mt 18,18 ist die Binde- und Lösegewalt nämlich der kompletten Jüngerschaft zugeordnet:
Mt 18,18 Ἀμὴν λέγω ὑμῖν, ὅσα ἐὰν δήσητε ἐπὶ τῆς γῆς ἔσται δεδεμένα ἐν οὐρανῷ καὶ ὅσα ἐὰν λύσητε ἐπὶ τῆς γῆς ἔσται λελυμένα ἐν οὐρανῷ.
[...]
1 Brown, Raymond E./ Donfried, Karl P./ Reumann, John (Hrsg.): Der Petrus der Bibel. Eine öku- menische Untersuchung, Stuttgart 1976, S.75.
2 Becker, Jürgen: Simon Petrus im Urchristentum, Neukirchen-Vluyn 2009, S.83.
3 Die Bibel. Einheitsübersetzung, Stuttgart 1980.
4 Vgl. Brown, Raymond E./ Donfried, Karl P./ Reumann, John (Hrsg.): Der Petrus der Bibel, S.85.
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- Rebekka Bolz (Autor), 2013, Die Schlüssel des Petrus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230170