Seit über zehn Jahren bin ich im pädagogischen Bereich tätig. Ich habe in einem Schulkindergarten gearbeitet und mehrere Praktika in Schulen absolviert. Dabei fielen mir immer wieder die Verschiedenheit der Kinder auf. Damit meine ich nicht das Aussehen oder die unterschiedlichen Charaktere. Vielmehr war es die Ausstattung der Schultasche oder Federmappe. Während manche Kinder die neusten Taschen und Stifte mit zur Schule brachten, befanden sich in anderen Federmappen lediglich ein Bleistift und drei kurze Buntstifte. Anfangs sprach ich die Kinder an und bat sie mit einer vollständigen Federmappe in die Schule zu kommen. Leider tat sich in dieser Hinsicht nichts. Je mehr Erfahrungen ich in der Institution Schule machte, desto häufiger fiel mir dieses Ungleichgewicht auf. Einige Schüler hatten alles, während andere gerade so viel besaßen, dass sie schreiben konnten. Dementsprechend waren die gut ausgestatteten Schüler immer sehr beliebt unter den Mitschülern, weil sie so viel hatten, das sie mit anderen teilen konnten. Dass dann Stifte von den Lehrern gestellt wurden, war eine großzügige und logische Konsequenz. Somit waren die Unterschiede nicht mehr ganz so auffällig.
Doch leider waren die Differenzen zwischen den einzelnen Schülern nicht nur in der Ausstattung der Federmappe auffällig. Ab der Mitte des Monats brachten einige Schüler kein Pausenbrot mehr mit. Sie erzählten auch, dass sie kein Frühstück gegessen haben und hungrig seien. Schon zu meiner Grundschulzeit gab es Kinder, die regelmäßig das Pausenbrot der Klassenlehrerin bekamen. Es waren auch diese Kinder, die ihre Geburtstage nicht gefeiert haben und demnach auch nicht zu den Geburtstagen der Mitschüler eingeladen wurden. Doch auch unter diesen Schülern gab es gravierende Unterschiede. Einige meiner Mitschüler erbrachten keine guten Schulleistungen und galten als „Klassenclowns“, die sich durch ihre Rebellion im Klassenzimmer beliebt machten. Als ich mich vor einiger Zeit bei ehemaligen Klassenerfahrungen nach anderen Mitschülern erkundigte, war ich über den Werdegang einiger meiner ehemaligen Mitschüler sehr schockiert. Sie sind teilweise nach der neunten Klasse von der Schule gegangen, haben ihre Berufsausbildung abgebrochen und sind sehr früh Eltern geworden. Ohne eine Wertung abzugeben, gehe ich davon aus, dass der Werdegang ihrer Kinder ähnlich verlaufen wird, wenn nicht interveniert wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Genderaspekt
- Das Resilienzkonzept
- Das Konzept der Salutogenese
- Zum Begriff der Resilienz
- Das Konzept der Risiko- und Schutzfaktoren
- Resilienzmodelle
- Das Kompensationsmodell
- Das Herausforderungsmodell
- Das Interaktionsmodell
- Das Kumulationsmodell
- Das Rahmenmodell der Resilienz nach Kumpfer
- Die Anfänge der Resilienzforschung
- Die Kauai-Studie
- Die Bielefelder Invulnerabilitätsstudie
- Das Konzept der Risikofaktoren
- Die soziale Benachteiligung
- Die relative Armut als Risikofaktor
- Einkommensarmut
- Lebenslagekonzept
- Kinder in Armut
- Das Bildungspaket
- Unterschiedliche Auswirkungen der familiären Armutslage auf Jungen und Mädchen
- Materielle Notlage und Fehlernährung
- Bedeutung von Kinderarmut für die Bildungszukunft
- Resilienzförderung
- Das Konzept der Bewältigungsstrategien
- Protektive Faktoren
- Handlungskonzepte zur Resilienzförderung
- Das kindzentrierte Konzept nach Edith Grotberg
- Resilienzförderung in der Institution Schule
- Ganztagsschulangebot von bildungspolitischer Seite
- Was macht Schulen zu Brennpunktschulen?
- Resilienzförderung versus Stigmatisierung
- Exkurs: Grunderkenntnis der modernen Neurobiologie
- Resilienzfördernde Kompetenzentwicklung im Unterricht
- Stärkung der Ich- und Sozialkompetenzen durch reformpädagogische Maßnahmen
- Der offene Unterricht
- Beispiele für den Unterricht zur Resilienzförderung
- Beteiligung von Eltern
- Fazit
- Anhang
- Schulprogramm der Peter Petersen Grundschule
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Resilienzförderung bei sozial benachteiligten Kindern. Sie setzt sich zum Ziel, die Problematik der sozialen Benachteiligung, insbesondere im Kontext von Kinderarmut, zu beleuchten und Lösungsansätze für die Förderung der Widerstandsfähigkeit von Kindern in diesen Lebenslagen zu erarbeiten. Die Arbeit greift dabei auf verschiedene Konzepte der Resilienzforschung zurück und analysiert die Bedeutung von Schutzfaktoren sowie die Herausforderungen der Resilienzförderung in der Institution Schule.
- Das Konzept der Resilienz und seine Bedeutung für die Entwicklung von Kindern
- Die Auswirkungen von sozialer Benachteiligung, insbesondere von Armut, auf die Entwicklung von Kindern
- Resilienzmodelle und ihre Anwendung in der Praxis
- Die Rolle der Schule in der Resilienzförderung von Kindern
- Möglichkeiten und Herausforderungen der pädagogischen Arbeit in Brennpunktschulen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Arbeit stellt die persönliche Motivation der Autorin dar, sich mit dem Thema der Resilienzförderung bei sozial benachteiligten Kindern auseinanderzusetzen. Sie schildert ihre eigenen Erfahrungen im pädagogischen Bereich und die Frage, wie Kinder mit ähnlichen Voraussetzungen sich so unterschiedlich entwickeln können.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Resilienzkonzept. Es werden verschiedene Definitionsansätze vorgestellt und die Entstehung der Resilienzforschung erläutert. Die Arbeit geht auf das Konzept der Salutogenese ein und beschreibt die Bedeutung des Kohärenzgefühls für die Bewältigung von Stresssituationen. Zudem werden die wichtigsten Resilienzmodelle vorgestellt, die die Wirkungszusammenhänge von Risiko- und Schutzfaktoren erklären. Die Kauai-Studie und die Bielefelder Invulnerabilitätsstudie dienen als Beispiele für empirische Untersuchungen der Resilienzforschung.
Kapitel 3 befasst sich mit dem Thema der sozialen Benachteiligung. Die Arbeit definiert die relative Armut als Risikofaktor und stellt verschiedene Armutskonzepte vor, darunter das Ressourcenkonzept und das Lebenslagekonzept. Es wird erläutert, wie sich die finanzielle Lage einer Familie auf die Entwicklung von Kindern auswirken kann und welche spezifischen Herausforderungen Kinder in Armut erleben. Die Arbeit geht auch auf die unterschiedlichen Auswirkungen der familiären Armutslage auf Jungen und Mädchen ein und beleuchtet die Problematik der materiellen Notlage und Fehlernährung.
Kapitel 4 untersucht die Bedeutung von Kinderarmut für die Bildungszukunft. Es wird gezeigt, dass Kinder aus armen Familien häufig einen verspäteten und verlangsamten Bildungsverlauf erleben. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen, die Schulen in sozial schwieriger Lage meistern müssen, um den Kindern einen adäquaten Lernraum zu bieten.
Kapitel 5 widmet sich der Resilienzförderung. Es werden verschiedene Konzepte der Resilienzförderung vorgestellt, darunter das kindzentrierte Konzept nach Edith Grotberg. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der Schule in der Resilienzförderung und geht auf die Bedeutung von Schutzfaktoren und Ressourcen ein. Es werden unterschiedliche pädagogische Ansätze zur Förderung der Ich- und Sozialkompetenz von Kindern vorgestellt, darunter der offene Unterricht und reformpädagogische Methoden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Resilienz, soziale Benachteiligung, Kinderarmut, Resilienzförderung, Schutzfaktoren, Risikofaktoren, Salutogenese, Kohärenzgefühl, Lebenslagekonzept, Bildungszukunft, Brennpunktschulen, offener Unterricht, reformpädagogische Ansätze, Peter Petersen, Jenaplan, Ganztagsschule, UNESCO-Projektschule, und die Entwicklung von Ich- und Sozialkompetenzen. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen der Resilienzförderung in der Institution Schule und setzt sich für die Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Kindern in schwierigen Lebenslagen ein.
- Citation du texte
- Katharina Garbrecht (Auteur), 2013, Resilienzförderung bei sozial benachteiligten Kindern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/230137
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