1. Sachanalyse - fachliche Grundlagen zu Vollbeschäftigung und Arbeitslosigkeit
1.1. Arbeitslosenzahlen und Maßnahmen dagegen in der BRD
Nach einem Bericht der Bild-Zeitung hat die Bundesregierung kürzlich ihre Prognosen zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach oben korrigiert. Demnach geht die R egierung inzwischen davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt 2003 auf mehr als 4,4 Millionen im Jahresdurchschnitt steigen werde. Für das laufende Jahr wurde ein Anstieg der Erwerbslosenzahl um 340.000 bis 400.000 gegenüber 2002 errechnet. Damals waren im Jahresdurchschnitt 4,06 Millionen Menschen ohne Arbeit. Im EU-Vergleich steht Deutschland mit seinen 9,4 % damit hinter Spanien (11,4 %) an zweiter Stelle der Länder mit der höchsten Arbeitslosigkeit. Der EU-Durchschnitt liegt bei 8 %.
Die große Regierungsmaßnahme zum Abbau der Arbeitslosigkeit ist die Harzt-Kommuission. Unter dem Vorsitz von Peter Harzt, dem VW-Manager, arbeiten 15 Vetreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft an einer Arbeitsmarktreform. Unter dem Motto „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ hat die Hartz-Kommission im August 2002 nach fünfmonatigen Beratungen Vorschläge für eine Reform und Belebung des Arbeitsmarktes in Deutschland vorgelegt.
Mit „13 Modulen zum Abbau der Arbeitslosigkeit und zur Reform der Bundesanstalt für Arbeit soll die Zahl der Arbeitslosen bis Ende 2005 halbiert und die Schwarzarbeit abgebaut werden. Dazu hat die Hartz-Kommission u.a. so genannte Personalservice-Agenturen vorgeschlagen, in denen Arbeitslosen eine Beschäftigung als Leiharbeiter angeboten werden soll, oder die „Ich-AG“, bei der Arbeitslose, die sich selbstständig machen, mit Zuschüssen und Steuervergünstigungen gefördert werden. Ferner soll die Vermittlung von Arbeitsplätzen beschleunigt und durch verschärfte
Zumutbarkeitsregelungen gefördert werden. Auch die Neuregelung der „Mini-Jobs“ geht auf Vorschläge der Hartz-Kommission zurück.
Inhaltsangabe
1. Sachanalyse – fachliche Grundlagen zu Vollbeschäftigung und Arbeitslosigkeit
1.1. Arbeitslosenzahlen und Maßnahmen dagegen in der BRD
1.2. Begriffsdefinition von Vollbeschäftigung und Arbeitslosigkeit
1.3. Die Entwicklung von der Vollbeschäftigung zur hohen Arbeitslosigkeit und ihre Gründe
1.4. Prognosen und Ausblick
2. Unterrichtspraktisches Beispiel
2.1. Lernziele nach Lehrplan
2.2. Unterrichtssequenz und kurze Beschreibung der Stunde
2.3. Unterrichtsverlaufsskizze
3. Anhang
3.1. Unterrichtsmedien
3.2. Literaturangaben
1. Sachanalyse – fachliche Grundlagen zu Vollbeschäftigung und Arbeitslosigkeit
1.1. Arbeitslosenzahlen und Maßnahmen dagegen in der BRD
Nach einem Bericht der Bild-Zeitung hat die Bundesregierung kürzlich ihre Prognosen zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach oben korrigiert. Demnach geht die Regierung inzwischen davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt 2003 auf mehr als 4,4 Millionen im Jahresdurchschnitt steigen werde. Für das laufende Jahr wurde ein Anstieg der Erwerbslosenzahl um 340.000 bis 400.000 gegenüber 2002 errechnet. Damals waren im Jahresdurchschnitt 4,06 Millionen Menschen ohne Arbeit.
Im EU-Vergleich steht Deutschland mit seinen 9,4 % damit hinter Spanien (11,4 %) an zweiter Stelle der Länder mit der höchsten Arbeitslosigkeit. Der EU-Durchschnitt liegt bei 8 %.
Die große Regierungsmaßnahme zum Abbau der Arbeitslosigkeit ist die Harzt-Kommuission. Unter dem Vorsitz von Peter Harzt, dem VW-Manager, arbeiten 15 Vetreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft an einer Arbeitsmarktreform.
Unter dem Motto „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ hat die Hartz-Kommission im August 2002 nach fünfmonatigen Beratungen Vorschläge für eine Reform und Belebung des Arbeitsmarktes in Deutschland vorgelegt.
Mit „13 Modulen zum Abbau der Arbeitslosigkeit und zur Reform der Bundesanstalt für Arbeit soll die Zahl der Arbeitslosen bis Ende 2005 halbiert und die Schwarzarbeit abgebaut werden. Dazu hat die Hartz-Kommission u.a. so genannte Personalservice-Agenturen vorgeschlagen, in denen Arbeitslosen eine Beschäftigung als Leiharbeiter angeboten werden soll, oder die „Ich-AG“, bei der Arbeitslose, die sich selbstständig machen, mit Zuschüssen und Steuervergünstigungen gefördert werden. Ferner soll die Vermittlung von Arbeitsplätzen beschleunigt und durch verschärfte Zumutbarkeitsregelungen gefördert werden. Auch die Neuregelung der „Mini-Jobs“ geht auf Vorschläge der Hartz-Kommission zurück[1].
1.2. Begriffsdefinition von Vollbeschäftigung und Arbeitslosigkeit
Bevor man dazu übergehen kann, die Ursache des Wandels von Vollbeschäftigung zur Arbeitslosigkeit zu behandeln, müssen zuallererst die Begriffe eindeutig geklärt und fassbar gemacht werden.
Vollbeschäftigung:
Zusammen mit den anderen drei Zielen Preisniveaustabilität, Zahlungsbilanzgleichgewicht und angemessenes Wachstum gilt Vollbeschäftigung in den meisten Industrieländern als viertes Ziel des sog. „magischen Vierecks“[2].
Vollbeschäftigung gilt dabei für Wissenschaft und Politik als erreicht, wenn die Zahl der Arbeitslosen die Zahl der offenen Stellen nicht übersteigt und eine vorher festgelegte durchschnittliche Arbeitslosenquote (zwischen 0.8 % im Jahre 1968 und momentan 4 %) nicht überschritten wird.
Folgende Formel[3] könnte hierfür stehen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Begriff Vollbeschäftigung geht dabei auf John Maynard, Baron Keynes of Tilton (1883-1946) zurück, einen englischen Nationalökonom, der eine Liquiditätstheorie des Zinses und eine statische Theorie des Gleichgewichts bei Unterbeschäftigung entwickelte.
In seiner „Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ von 1936 sagt er dazu:
„Wir haben aber gezeigt, daß das Maß wirksamer Ersparnis notwendigerweise von der Skala der Investition bestimmt wird, und daß die Skala der Investition durch einen niedrigen Zinsfuß gefördert wird, vorausgesetzt, daß wir nicht versuchen, sie auf diese Weise über den Punkt anzuregen, der mit Vollbeschäftigung übereinstimmt. Es ist somit zu unserem besten Vorteil, den Zinsfuß auf jenen Punkt im Verhältnis zur Tabelle der Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals zu senken, auf dem Vollbeschäftigung besteht.“[4]
Arbeitslosigkeit:
Wenn in einer Volkswirtschaft nicht alle erwerbswilligen Arbeitskräfte einen Arbeitsplatz bekommen, spricht man von unfreiwilliger Arbeitslosigkeit.
Die Arbeitslosenstatistik erfasst aber nur die registrierten Arbeitsuchenden, die nicht arbeitsunfähig erkrankt sind, das 65. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und nicht in Ausbildung stehen. Da einerseits neben der registrierten Arbeitslosigkeit auch noch eine "unsichtbare" Arbeitslosigkeit existiert, andererseits aber auch in der registrierten Arbeitslosigkeit freiwillig oder ökonomisch motivierte Arbeitslose enthalten sind, bereitet die Erfassung der tatsächlichen Arbeitslosigkeit erhebliche Probleme.
Man unterscheidet vier Formen der Arbeitslosigkeit[5]:
Zuallererst wäre hier die friktionelle Arbeitslosigkeit zu nennen. Sie entsteht meist zwischen zwei Arbeitgeberwechseln und dauert demzufolge nicht sehr lange.
Zu der saisonalen Arbeitslosigkeit rechnet man alle die Arbeitslosen, die zwar in der Saison Arbeit haben, sich für die Zeit der Nicht-Saison allerdings arbeitslos melden. Aufgrund der saisonalen Art ihrer Arbeit sind sie für die Zeit dazwischen nicht vermittelbar, und werden deshalb von vorneherein als feste Größe in die Arbeitslosenprognosen mit einberechnet. Darunter fielen z.B. saisonale Berufe aus dem Bau- und dem Gaststättengewerbe.
Unter konjunkturelle Arbeitslosigkeit rechnet man die Arbeitslosigkeit, die aufgrund von konjunkturellen Problemen wie Betriebspleiten, betriebsbedingte Kündigungen etc. entsteht. Ihre Zahl stieg seit etwa 1970 proportional zu den Pleiten an.
Von struktureller Arbeitslosigkeit im engeren Sinn spricht man, wenn Arbeitsplätze und Arbeitskräfte weder nach Qualifikationen noch nach Branchen und Regionen zusammenpassen.
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist zu etwa drei Vierteln strukturell bedingt. Das Risiko der Arbeitslosigkeit betrifft aber einzelne Personengruppen und Regionen in unterschiedlichem Maße. Besonders betroffen sind Ostdeutsche, Ältere, Ausländer und Geringqualifizierte, wie aus dieser Grafik des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, kurz IAB, deutlich hervorgeht[6]:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1.3. Die Entwicklung von der Vollbeschäftigung zur hohen Arbeitslosigkeit und ihre Gründe
Betrachtet man sich die folgende Grafik näher[7], wird ersichtlich, dass wir nach dem Krieg, also 1950, eine ähnlich hohe Arbeitslosenquote hatten wie 1990. Allerdings konnte sie in den folgenden zehn Jahren des Aufschwungs bis 1960 um etwa fünf Sechstel reduziert werden!
Auf diese Phase des Abbaus folgt eine etwa 15 Jahre lange Phase der Vollbeschäftigung, bis schließlich seit 1974 die Arbeitslosenzahl wieder ansteigt und innerhalb kürzester Zeit das Rekordhoch von heute erreicht hat.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Verantwortlich für den schnellen und doch gleichmäßigen Abbau der Arbeitslosigkeit zwischen 1950 und 1960 war vor allem die Währungsreform und der damit verbundene Wirtschaftsaufschwung. Es kam zu einem Exportboom und dem sog. Wirtschaftswunder in der BRD, die man schließlich sogar nur noch durch das Hinzuziehen von Gastarbeitern bewältigen konnte.
Einen weiteren wichtigen Faktor zur Schaffung von Arbeitsplätzen lieferte die Gewerkschaft. Mit ihrer rigiden Forderung und Durchsetzung der Arbeitszeitsenkungen konnten sogar Heimkehrer aus der Gefangenschaft und Flüchtlinge in die Arbeitswelt integriert werden. So wurde die Wochenarbeitszeit in den ersten zehn Jahren von 48 (1950) auf 44 Stunden (1960) verkürzt, in den nächsten fünfzehn Jahren noch einmal um vier Stunden auf die 40-Stunden-Woche (1975). Danach wurde die Arbeitszeitverkürzung von den Gewerkschaften für lange Zeit „eingefroren“
Aufgrund des Überschusses an freien Arbeitsstellen durch Arbeitszeitverkürzung konnte sich der Arbeitnehmer seine Stelle geradezu aussuchen.
Um 1975 kann man schließlich wieder ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit beobachten.
Dieses ist wohl unter anderem darauf zurückzuführen, dass mit diesem Datum auch die Arbeitszeiten festgeschrieben wurden, also keine neuen Arbeitsplätze geschaffen wurden. Gleichzeitig stiegen aber aufgrund einer Lohntarifpolitik der Gewerkschaften die Löhne, was zwar zuerst zu einer vergrößerten Kaufkraft führte, die jedoch bald gesättigt war. Anstatt dem Rückgang der Arbeitsmenge nun mit Arbeitszeitverkürzungen zu begegnen, entließen die Firmen unrentable Arbeitskräfte.
[...]
[1] Wagner und Schuldt, S. 7 f.
[2] www.chancenfueralle.de/Service___Termine/Lexikon/V/Vollbeschaeftigung.html
[3] vgl. Schiller, S.38
[4] Keynes, John Maynard, 1936, S. 316
[5] www.chancenfueralle.de/Service___Termine/Lexikon/A/Arbeitslosigkeit.html
[6] a.a.O.
[7] Creutz, Abb. 65
- Quote paper
- Alexandra Meier (Author), 2003, Vollbeschäftigung und Arbeitslosigkeit - fachliche Grundlagen und unterrichtspraktisches Beispiel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23000
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