Die Arbeit untersucht die Entstehung und Säkularisierung frühchristlicher und frühjüdischer Apokalyptik. Das in den Apokalypsen zum Ausdruck kommende Denken setzte sich später in politisch-revolutionären Ideologien teilweise fort. Seit Beginn der Moderne steht dieses Denken in einer dialektischen Spannung zu Aufklärung und Fortschrittsglaube. Noch heute ist es lebendig. Als aktuelles Beispiel dient hier der französischen Essay „Der kommende Aufstand“ (2005). Tatsächlich malt dieser das Bild einer Welt, die dem Untergang geweiht ist und es auch nicht besser verdient hat. Der Leser wird aufgerufen, den Niedergang zu beschleunigen, denn ohne den totalen 'Crash' sei ein Entkommen aus den Widersprüchen der Zivilisation unmöglich. „Der kommende Aufstand“ geht in die Millionenauflage und wurde ausführlich in renommierten Feuilletons besprochen; lange war keine radikale aktivistisch-politische Schrift in Europa und den USA mehr so erfolgreich. Ausgehend von der düsteren Zeitanalyse des „Unsichtbaren Komitees“ wirft die Magisterarbeit einen Blick auf verwandte kulturkritische Entwürfe in Philosophie, Kunst und Populärkultur und analysiert Muster, Funktionen und Folgen apokalyptischer Weltsicht. Wie hängen Utopien und Vernichtungssehnsüchte zusammen? Woher rühren die kreativen und vitalisierenden Aspekte des (göttlichen) Zorns? Ist die gesamte Politik der Moderne, wie der englische Philosoph John Gray meint, wirklich ein Kapitel der Religionsgeschichte? Und kann, wer den Status Quo verändern will, das apokalyptische Denken überhaupt vermeiden?
Inhaltsverzeichnis
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- Begriff der Apokalypse
- Spannungsfeld und Autoren der Apokalypse
- Die apokalyptische Gattung
- Eschatologie und Chiliasmus
- Eingrenzung des Apokalypsebegriffes
- Thematische Felder
- Ästhetik der Apokalypse
- Kulturgeschichtliche Entfaltung
- Vom Ursprung
- Die Entstehung der jüdischen Apokalyptik
- Die Entstehung der christlichen Apokalyptik
- Die thymotische Deutung der Apokalypse
- Thymoskonzepte bei Platon, Fukuyama und Sloterdijk
- Thymos, Kultur und Politik
- Apokalypse als thymotische Gattung
- Der göttliche Zorn
- Thymos und Naherwartung
- Gewinn des Schreibers
- Die Weiterentwicklungen der Apokalyptik
- Das christliche Abrücken von der Apokalypse
- Herrschaftskonforme Pseudoapokalyptik
- Konservativ-kulturpessimistische Untergangszenarien
- Apokalyptische Sekten und Reformation
- Aufklärung und bürgerliches Zeitalter
- Das apokalyptische Geschichtsdenken
- Zorn und Zeit
- Der Heilsplan
- Zwei verschiedene Eschatologien der Zeit
- Restgeschichte und Messianische Zeit
- Das Böse
- Säkulare Apokalyptik und politische Religionen
- Der Marxismus
- Der deutsche Nationalsozialismus
- Was kann 'säkular' für die Apokalypse bedeuten?
- Metaphysische Revolte
- Der kommende Aufstand
- Das Buch
- Rezeption
- Historischer Hintergrund
- Struktur
- Fight Club als ergänzendes Beispiel
- Der Erste Kreis: Identität. Apokalyptische Offenbarung und Psychose
- Die Diagnose des Unsichtbaren Komitees
- Die Hypothese des Ichs
- Innere Apokalypse und die Psyche des Heroen
- Zweiter Kreis: Eine Gesellschaft ohne Gemeinschaft
- Diagnose des Unsichtbaren Komitees
- Die apokalyptische Gemeinschaft
- Auseinandersetzung mit dem marxistischen Gesellschaftsmodell
- Anschluss an den Anarchismus
- Die thymotische Gemeinschaft
- Eros versus Thymos
- Dritter Kreis: Arbeit — das thymotische Surrogat
- Die Diagnose des Unsichtbaren Komitees
- Die thymotische Verheißung
- Vom Ende der Arbeit
- Vierter Kreis: Die Metropole
- Rückblick: Die Stadt in der Apokalypse
- Die Heraufkunft der 'Metropole'
- Die Diagnose des Unsichtbaren Komitees
- Angriff auf die Metropole
- In den Ruinen
- Fünfter Kreis: Der falsche Glaube an die Ökonomie
- Die Diagnose des Unsichtbaren Komitees
- Ökonomie in der Apokalypse
- Die ökonomischen Empfehlungen des Unsichtbaren Komitees
- Der eigentliche Apokalyptiker
- Sechster Kreis: Lieber ein tödliches Verhältnis zur Natur als keines
- Die Diagnose des Unsichtbaren Komitees
- Die Lösungen sind das Problem
- Naturmächte in der Apokalypse
- Zurück zur Natur?
- Siebter Kreis: Das Ende von Staat, Kultur und Zivilisation
- Die Diagnose des Unsichtbaren Komitees
- Für eine Re-Thymotisierung der Politik
- Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit dem Denken der konservativen Revolution
- Endlich! „Das Ende"
- Auf der Suche nach dem spezifisch Apokalyptischen
- Das apokalyptische Imaginäre
- Der apokalyptische Ton
- Die Dialektik von Offenbarung und Geheimnis
- Gegenaufklärung?
- Das thymotische Wahrheitskonzept
- Apokalypse und magisches Denken
- Mystik und Autorenschaft
- Umrisse einer Kritik des apokalyptischen Denkens
- Die Dialektik zwischen Aufklärung und Apokalyptik
- Fiktionalität der apokalyptischen Utopie
- Der Abgrund der Apokalypse
- Apokalypse und reale Gewalt
- Autoritär und kritisch zugleich
- Jenseits des apokalyptischen Denkens?
- Schlusswort
- Anmerkungen zur Zitation und zu Fußnoten
- Wissenschaftliche Quellen
- Nichtwissenschaftliche Quellen
- Zitate auf der Anfangsseite
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit „Das apokalyptische Denken und seine Bedeutungen für die Gegenwart" untersucht die Entstehung und Entwicklung des apokalyptischen Denkens in verschiedenen historischen und kulturellen Kontexten. Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Motiven, Bildern und Konzepten der Apokalypse, insbesondere mit dem Einfluss des Thymos, dem Zorn und der Rache, auf das apokalyptische Denken.
- Die kulturhistorische Entwicklung des apokalyptischen Denkens
- Die Rolle des Thymos und seine Bedeutung für die Apokalypse
- Die Dialektik zwischen Aufklärung und Apokalypse
- Die säkulare Apokalypse und ihre Auswirkungen auf die Gegenwart
- Die Analyse des Buches „Der kommende Aufstand“ als Beispiel für zeitgenössische Apokalyptik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit der Definition des Apokalypsebegriffes und der Analyse seiner zentralen Merkmale. In der Einleitung werden die wichtigsten thematischen Felder und die ästhetischen Besonderheiten der Apokalypse beleuchtet.
Im zweiten Kapitel wird die kulturgeschichtliche Entfaltung des apokalyptischen Denkens untersucht. Dabei werden die Ursprünge in der zoroastrischen Religion, die Entstehung der jüdischen und christlichen Apokalyptik sowie die wichtigsten Texte und Autoren dieser Epochen beleuchtet.
Das dritte Kapitel widmet sich der thymotischen Deutung der Apokalypse. Anhand des Thymos-Konzeptes von Platon, Fukuyama und Sloterdijk werden die emotionalen und motivationalen Ebenen des apokalyptischen Denkens untersucht.
Im vierten Kapitel wird die Weiterentwicklung der Apokalyptik in der Neuzeit betrachtet. Dabei wird die theologische Distanzierung von der Apokalypse im Zuge der Institutionalisierung des Christentums, die Entstehung von herrschaftskonformen Formen der Apokalyptik sowie die Auseinandersetzung mit der Aufklärung und dem bürgerlichen Zeitalter untersucht.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit dem apokalyptischen Geschichtsdenken und den damit verbundenen Zeitvorstellungen. Die Arbeit analysiert die Vorstellung eines göttlichen Heilsplans, die Entstehung linearer Geschichtskonzepte und die Dialektik zwischen Fortschrittsglauben und Apokalyptik.
Im sechsten Kapitel werden die säkularen Formen der Apokalypse im Marxismus, dem deutschen Nationalsozialismus und in der postmodernen Kulturkritik untersucht. Die Arbeit analysiert die Bedeutung des Thymos und die Rolle des Zorns in diesen Kontexten.
Das siebte Kapitel widmet sich dem Buch „Der kommende Aufstand“ des Unsichtbaren Komitees als Beispiel für zeitgenössische Apokalyptik. Die Arbeit analysiert die sieben zentralen Kapitel des Buches und beleuchtet die Themen Identität, Gesellschaft, Arbeit, Raum, Ökonomie, Ökologie und Zivilisation.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das apokalyptische Denken, die Eschatologie, den Thymos, die Kulturkritik, die Aufklärung, den Marxismus, den Nationalsozialismus, die Postmoderne, „Der kommende Aufstand", das Unsichtbare Komitee, die Metropole, die Ökonomie, die Ökologie, die Zivilisation, die Identität, die Gemeinschaft und die Entfremdung.
- Citation du texte
- Simon Brückner (Auteur), 2012, Das apokalyptische Denken und seine Bedeutung für die Gegenwart, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229964
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