Die vorliegende Arbeit widmet sich dem Komplex des Interpendenzverhältnisses von Emotion und Rezeption, wie es in der mittelalterlichen Literatur, speziell bei Hartmann von Aue, konzipiert wurde. Anhand des Armen Heinrich soll die Funktion von literarischen Emotionsdarstellungen hinsichtlich des Figurenpersonals, sowie raum-zeitlicher und lexikalischer Semantik beleuchtet werden, wobei auch strukturelle Mittel auf ihr rezeptionelles Potential hinsichtlich der Emotionsevokation miteinbezogen werden. Dabei ist zu klären, welche Emotionen intendiert von einer Figur in Szene gesetzt werden. Insbesondere ist auch danach zu fragen, welche Funktionen Gefühlsexpressionen auf textexterner Ebene übernehmen, aber auch welche Inszenierungsstrategien überhaupt eine emotionale Reaktion des Rezipienten hervorrufen könnten. Rezpientenemotionen, die auf Figuren oder Erzähler ausgerichtet sind, möchte ich auf sympathietragende Vorgänge der Interaktion zwischen Erzähltechnik bzw. Text und Leser zurückführen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Etablierung der Emotionswissenschaften
- Emotionsgeschichte und germanistische Mediävistik
- Methodenreflexion und Terminologie
- Begriffsdefinition >Emotion<
- Das Referenz-Problem
- Analyseinstrumentarium
- Begriffsdefinition »Sympathie«
- Sympathiesteuerungsverfahren
- Dialektik von sozialen Normen und Figurenverhalten
- Selbstbehauptung und Protagonistenbonus
- Figurenkonstellation
- Literarische Konventionen
- Äußerungen des Erzählers
- Fokalisierung
- Fokussierung
- Raumkontext
- Positionierung
- Perspektivenabweichung und Perspektivenübernahme
- Themenvorgabe
- Die Frage nach dem Wirkungspotential
- Der außerliterarische Bezugsrahmen
- Der Arme Heinrich Hartmanns von Aue
- Weichenstellung im Prolog (V. 1-132)
- Vage Schuldzuweisung zu Handlungsbeginn (V. 133-266)
- Eremitendasein auf dem Maierhof (V. 267-300)
- Einführung der Meierstochter (V. 301-349)
- Die Schuldbekenntnis Heinrichs (V. 350-459)
- Die Entscheidung zum Selbstopfer (V. 459-1026)
- Die Krise und ihre Überwindung in Salerno (V. 1055-1386)
- Ergebnisse der Analyse
- Anlagen
- Literaturverzeichnis
- Quellen und Nachschlagewerke
- Internetdokumente
- Forschungsliteratur
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Interdependenzverhältnis von Emotion und Rezeption in der mittelalterlichen Literatur, speziell bei Hartmann von Aue. Anhand des Armen Heinrich wird die Funktion von literarischen Emotionsdarstellungen hinsichtlich des Figurenpersonals, sowie raum-zeitlicher und lexikalischer Semantik beleuchtet. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, welche Funktionen Gefühlsexpressionen auf textexterner Ebene übernehmen und welche Inszenierungsstrategien überhaupt eine emotionale Reaktion des Rezipienten hervorrufen könnten. Rezpientenemotionen, die auf Figuren oder Erzähler ausgerichtet sind, werden auf sympathietragende Vorgänge der Interaktion zwischen Erzähltechnik bzw. Text und Leser zurückgeführt.
- Emotionsdarstellungen in der mittelalterlichen Literatur
- Funktion von literarischen Emotionsdarstellungen
- Sympathiesteuerung im Armen Heinrich
- Rezeptionslenkung durch Erzähltechnik
- Interdependenz von Emotion und Rezeption
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Bedeutung von Emotionen in der mittelalterlichen Literatur und führt in die Thematik ein. Im zweiten Kapitel wird die Etablierung der Emotionswissenschaften beleuchtet. Hier werden die drei zentralen Korrekturen im Kontext der Definition von Emotionalität in den verschiedenen Wissenschaften vorgestellt: Die Widerlegung des irrationalen Charakters von Emotionen, die Auffassung von Kultur als Zeichensystem und die Abkehr von der Universalität und Ahistorizität von Emotionen.
Das dritte Kapitel widmet sich der Methodenreflexion und Terminologie. Es werden die verschiedenen Begriffsdefinitionen von Emotionen sowie das Referenz-Problem in der Emotionsforschung beleuchtet. Anschließend wird das Analyseinstrumentarium vorgestellt, das für die Untersuchung der Emotionsdarstellungen im Armen Heinrich verwendet wird. Im Mittelpunkt steht dabei Dimpels Theorie der "Sympathiesteuerung" und die verschiedenen Verfahren zur Lenkung der Rezeptionswertung.
Im vierten Kapitel werden die einzelnen Kapitel des Armen Heinrich analysiert. Hier werden die Inszenierungsstrategien Hartmanns von Aue im Hinblick auf die Sympathielenkung untersucht. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Darstellung der beiden Protagonisten, Heinrich und der Meierstochter, sowie auf der Analyse der verschiedenen Denkmodelle, die im Text zum Tragen kommen.
Das fünfte Kapitel fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen. Es wird deutlich, dass der Arme Heinrich die Problematik der Schuld und der Gottesfurcht in der mittelalterlichen Welt aufgreift. Die Analyse zeigt, dass die beiden Protagonisten ambivalent gezeichnet sind und dass die Geschichte durch die Wechselwirkung von zwei gegensätzlichen Denkmodellen, dem »Tun-Ergehen-Zusammenhang« und dem »unverschuldeten Unglück«, geprägt ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Emotionsdarstellungen in der mittelalterlichen Literatur, die Funktion von literarischen Emotionsdarstellungen, die Sympathiesteuerung im Armen Heinrich, die Rezeptionslenkung durch Erzähltechnik, die Interdependenz von Emotion und Rezeption, Hartmann von Aue, der Arme Heinrich, Emotionsgeschichte, Mediävistik, Literaturwissenschaft, Erzähltheorie, Rezeptionsästhetik, Narratologie, Psychologie, Theologie, »Tun-Ergehen-Zusammenhang«, »unverschuldetes Unglück«, »primacy-effect«, »Protagonistenbonus«, »Fokalisierung«, »Perspektivenübernahme«, »Positionierung«, »Raumkontext«, »Themenvorgabe«, »Sympathiesteuerung«, »Engagement«, »Distanz«, »Antipathie«, »Bewusstseinsdarstellung«, »Nullfokalisierung«, »Tabula-Rasa-Perspektive«, »interne Fokalisierung«, »externe Fokalisierung«, »Innensichtfilter«, »Prolepse«, »Modellleser«, »Figurenkonstellation«, »Emotionswörter«, »Wortfeldanalyse«, »Kultursemiotik«, »Emotionsmodell«, »historische Semantik«.
- Quote paper
- Tamara Niebler (Author), 2012, Fragwürdige Helden. Sympathielenkende Erzählmethoden im "Armen Heinrich", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/229874
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