Zu Beginn der Videoclipanalyse möchte ich einige relevante Kriterien nennen und sie auf ihre Anwendbarkeit bezüglich des Musikvideos von Peaches (Diddle My Skiddle) untersuchen. Dabei liegen der Analyse die visuelle, semantische, auditive Ebene sowie die im Videoclip enthaltene Geschlechterkonstruktion im Vordergrund. Im Anschluss der gewonnenen Erkenntnisse, möchte ich zeigen, wie Merril Nisker alias Peaches der immer noch bestehenden patriarchalischen, sexuellen Hegemonie der Männerwelt in ihrem Videoclip zu „Diddle My Skiddle“ entgegentritt, wie sie männliche Gebärdensprache parodiert und mit welchen technischen sowie Mitteln sie dies wirkungsvoll erreicht und umsetzt. Ausgehend von diesem Wissenstand möchte ich der Frage nachgehen, ob diese Art der Video-Performance eine offene Kritik an bestehende Wertesysteme der westlichen Gesellschaften ist, ob es sich um ein künstlich geschaffenes Produkt der Musikindustrie handelt, dass mit Hilfe der visuellen, sexuellen Provokation positive Verkaufszahlen schreiben möchte oder ob es sich bei diesem Musikvideo um eine besondere, vielleicht schon künstlerische Art handelt, konventionelle Themen darzulegen, zu thematisieren und auszudrücken.
1. Klassifizierung von Musikvideos
Musikvideos, die in narrative-, semi- narrative-, performance- oder in Art-Clip zu kategorisieren sind, decken nach Springsklee (Rötter 2000) heutzutage die gängigen Musikvideofelder ab - den Mainstream. Das zur Analyse vorliegende Video von Peaches ist jedoch nicht eindeutig diesen Kategorien zu zuordnen, da es sich weder um eine reine Darstellung der Musikerin in Ausübung ihrer Tätigkeit noch um einen Artclip handelt, der Gestaltungselemente aus dem Bereich der Kunst aufgreift. Ebenso ist die Zuordnung in die Bereiche narrativ und seminarrativ nicht eindeutig, da es sich hier nicht um eine reine Erzählung handelt, in der Bildfolgen eine Kurzgeschichte oder Story beschreiben, noch um eine Mischform aus der im Clip vorhanden Performance der Musiker und der peripheren Filmeinblendungen, die einen Textbezug zu einer Geschichte herstellen. Ute Bechdolf beschreibt in einem Aufsatz (Bechdolf 1997) weitere Unterscheidungsmerkmale von Musikvideos, sogenannte Repräsentationsstrategien.
Inhaltsverzeichnis
0. Einleitung
1. Klassifizierung von Musikvideos
2. Visuelle Ebene
2.1 Traditionelle Inszenierung oder neue Form der Stilisierung – wie mit wenigen Mitteln viel Ausdruck zu erreichen ist.
2.1.1 Das Intro
2.1.2 Der Hauptteil
2.1.3 Das Outro
3. Technische Umsetzung – der Rahmen, der Schnitt, die Dynamik - und warum man den Musikclip nicht abschalten kann.
3.1 Der Rahmen
3.2 Der Schnitt und die Dynamik
4. Auditive Ebene
4.1 Text, Töne und Geräusche – der perfekte Minimalismus
4.2 Interpretation – Text und Bild
5. Weiterführende Überlegungen
6. Literaturverzeichnis
0. Einleitung
Zu Beginn der Videoclipanalyse möchte ich einige relevante Kriterien nennen und sie auf ihre Anwendbarkeit bezüglich des Musikvideos von Peaches (Diddle My Skiddle) untersuchen. Dabei liegen der Analyse die visuelle, semantische, auditive Ebene sowie die im Videoclip enthaltene Geschlechterkonstruktion im Vordergrund. Im Anschluss der gewonnenen Erkenntnisse, möchte ich zeigen, wie Merril Nisker alias Peaches der immer noch bestehenden patriarchalischen, sexuellen Hegemonie der Männerwelt in ihrem Videoclip zu „ Diddle My Skiddle“ entgegentritt, wie sie männliche Gebärdensprache parodiert und mit welchen technischen sowie Mitteln sie dies wirkungsvoll erreicht und umsetzt.
Ausgehend von diesem Wissenstand möchte ich der Frage nachgehen, ob diese Art der Video-Performance eine offene Kritik an bestehende Wertesysteme der westlichen Gesellschaften ist, ob es sich um ein künstlich geschaffenes Produkt der Musikindustrie handelt, dass mit Hilfe der visuellen, sexuellen Provokation positive Verkaufszahlen schreiben möchte oder ob es sich bei diesem Musikvideo um eine besondere, vielleicht schon künstlerische Art handelt, konventionelle Themen darzulegen, zu thematisieren und auszudrücken.
1. Klassifizierung von Musikvideos
Musikvideos, die in narrative-, semi-narrative-, performance- oder in Art-Clip zu kategorisieren sind, decken nach Springsklee (Rötter 2000) heutzutage die gängigen Musikvideofelder ab – den Mainstream. Das zur Analyse vorliegende Video von Peaches ist jedoch nicht eindeutig diesen Kategorien zu zuordnen, da es sich weder um eine reine Darstellung der Musikerin in Ausübung ihrer Tätigkeit noch um einen Artclip handelt, der Gestaltungselemente aus dem Bereich der Kunst aufgreift. Ebenso ist die Zuordnung in die Bereiche narrativ und seminarrativ nicht eindeutig, da es sich hier nicht um eine reine Erzählung handelt, in der Bildfolgen eine Kurzgeschichte oder Story beschreiben, noch um eine Mischform aus der im Clip vorhanden Performance der Musiker und der peripheren Filmeinblendungen, die einen Textbezug zu einer Geschichte herstellen.
Ute Bechdolf beschreibt in einem Aufsatz (Bechdolf 1997) weitere Unterscheidungsmerkmale von Musikvideos, sogenannte Repräsentationsstrategien. Sie analysiert verschiedene
(de-)konstruierte Geschlechterbilder[1] und kategorisiert sie in „Crossdressings“ (Bechdolf 1997) – der Übernahme von Kleidung, Gestik und Mimik des jeweils anderen Geschlechts, in Demaskierung von Männlichkeit/ Weiblichkeit als kulturelle Konstruktion, in Androgynität, die eine diskursive Grenze zwischen Geschlechtern verwischt und „in die Strategie des Close-Dressings, das androgyn auftretende Personen, die sich mit Kleidung und Körpersprache dem anderen Geschlecht nähern, beschreibt“ (Bechdolf 1997).
Im Folgenden werde ich den Videoclip unter technischen, visuellen und auditiven Gesichtspunkten analysieren.
2. Visuelle Ebene – “Diddle my Skiddle” von Peaches
Zu dem Song „ Diddle My Skiddle “ von Peaches, der auf dem Debütalbum „ The Teaches Of Peaches “ im September 2000 erschien, entstand ein Musikclip, dass einige kontroverse Diskussionen über Bewunderung – „hört ihr zu, sie hat mehr zu sagen als andere zu träumen wagen“ (http://www.sabath-media.de/site/html/news/mar03/cd.htm), bis hin zur völligen Ablehnung: „…was für platte Texte“ (http://www.unisex-musicmail.de/new_back_p.htm), auslöste.
2.1 Traditionelle Inszenierung oder neue Form der Stilisierung – wie mit wenigen Mitteln viel Ausdruck zu erreichen ist.
Das Musikvideo ist in 3 Teile, in ein Intro, in einen Hauptteil und in ein Outro, unterteilt, welche ich nachfolgend näher betrachten und analysieren werde.
2.1.1 Das Intro
Zu Beginn wird Merril Nisker alias Peaches aus Toronto, Kanada, derzeit wohnhaft in Berlin, Deutschland, mit weißen Stiefeletten, rosafarbene Leggins und ein einfaches T-Shirt tragend, einführend in einer „Groß-Aufnahme“ (Beller 2000) gezeigt. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, wo die Handlung stattfindet. Der Blickpunkt des Betrachters ist auf den gezeigten Körperausschnitt beschränkt und lässt keinerlei Abweichungen zu. Ziel ist es, Neugierde zu wecken und Spannung zu erzeugen.
„Neugierde entsteht, wenn der Zuschauer nicht weiß, was die Filmfigur beabsichtigt und Spannung, wenn er nicht weiß, ob die Absicht verwirklicht oder vereitelt wird.“
(Vale 1996)
2.1.2 Der Hauptteil
Der Hauptteil des Musikvideos ist zweigeteilt und beginnt mit dem Einsetzen des „Hauptgegenstandes“, der Kugeln. Dieser ist an zwei Orten in einer für den Zuschauer unbekannten Stadt gefilmt worden. Der erste Ort des Videos, spielt vor einer abgelegenen Lagerhalle, in der Peaches als einzige Person auf einer Rampe vor einem Rolltor steht. Dort spielt sie zärtlich anmutig mit zwei Metallkugel in der Hand, reibt sie sich in sehr intensiven, langsamen Bewegungen an den Schenkeln entlang, um zwischen den Beinen anzuhalten. Sie hält sie an der Leistengegend fest und reibt sie so mit den Fingerspitzen, als wären sie etwas ganz besonderes, etwas erotisierendes (siehe Abb.1). Sie wackelt mit dem Gesäß leicht auf und ab, ohne die Hände von ihrem Schritt abzuwenden, nickt dabei rhythmisch mit dem Kopf, verzerrt dabei wohltuend das Gesicht und die Lippen. Sie lässt die Kugeln in ein vermutlich abgeschnittenes Strumpfhosenbein (im Musikclip nicht eindeutig zu erkennen) hineingleiten, bindet es sich um die Hüfte und steckt es anschließend so in die Leggins, dass symbolisch Hoden abgebildet werden (siehe Abb. 2 - access signs) –hier wird das traditionelle diskursive Geschlechterbild der Frau verwischt. Sie wippt mehrmals mit dem Becken vor und Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Abb.1: Screenshot „Diddle My Skiddle”. 2000[2] )
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Abb.2: Screenshot „ Diddle My Skiddle “. 2000[3] )
zurück und erfährt dabei, wie ‚cool’ es ist, ein ‚echter’ Mann zu sein. Sie nimmt ihre Sonnenbrille vom Kopf, setzt sie auf, wirft die Arme nach oben und springt von der Garagenrampe herunter in Richtung Hauptstraße.
Der zweite Ort des Hauptteils, zeigt Peaches vor einen Stapel Obst- und Gemüsekisten rücklings zu einer stark befahrenen Straße mit Blick auf vorbeigehende Passanten stehend. Sie spielt erneut mit den Händen an den Kugeln und stellt mimisch eine starke maskuline, willige, bereite Haltung dar. Sie prostituiert sich, indem sie sich mehrmals zwischen die Beine greift und ihr Geschlechtsteil vorbeigehenden Fußgängern anpreist. Sie schiebt ihre Lippen nach vorne, öffnet sie leicht, schlägt die Arme abwechselnd in die Luft und zeigt so ihr sexuelles Gebären (siehe Abb. 3).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Abb.3: Screenshot „Diddle My Skiddle”[4] )
[...]
[1] Die Dekonstruktion von Weiblichkeit zeigt sich am Beispiel von Annie Lennox in dem Musikvideo „Little Bird“ (1992). Hier treten verschiedene Personen, die Annie Lennox früher verkörpert hat, auf einer Bühne auf und versuchen, jede für sich, den besten Platz zu erringen. Die echte Annie Lennox, zum damaligen Zeitpunkt schwanger, hat große Mühe ihre eigenen Identitäten zurecht weisen.
[2] Der Screenshot wurde dem laufenden Streaming Video entnommen. Dieser ist auf der Webseite http://www.peachesrocks.com in der Rubrik „Pics+Vids+Music“ unter „Super8“ gelistet und mit einem RealOnePlayer als Streaming Video abspielbar.
[3] Ebd.
[4] Ebd.
- Citation du texte
- Oliver Dören (Auteur), 2004, Peaches - Videoclipanalyse zu "Diddle my Skiddle", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22903
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