Einleitung
Ein siebenjähriges Mädchen fällt seiner Lehrerin auf, weil es sich nicht konzentrieren kann. Die Eltern bemerken, daß das Kind blaß ist und morgens über Bauchschmerzen klagt. Es schläft sehr schwer ein und rechnet laut im Schlaf. Es onaniert häufig, zeitweise täglich. Das Mädchen ist kontaktunfähig, weint leicht und verhält sich Erwachsenen gegenüber sehr gefügig. Zu dieser Symptomatik kommt eine extreme Ängstlichkeit, die es dem Kind unmöglich macht, z.B. bei
geschlossener Zimmertür einzuschlafen.(1)
Was führt zu einer derartigen Störung ? Welche Faktoren treffen bei diesem Kind aufeinander, um es so reagieren zu lassen ? Wie kann ihm geholfen werden ? Diese Arbeit befaßt sich mit einem Phänomen, das überzufällig häufig an den Schulen auftritt:
Schüler können bei mittlerer bis guter Intelligenz nicht lernen, obwohl ihr Entwicklungsstand und der Intelligenzquotient es vermuten ließen, daß sie das Klassenziel erreichen könnten. Wir haben
es hier mit einer psychogenen Lernstörung zu tun, die durch Gehemmtheiten in bestimmten Antriebsbereichen den Menschen daran hindert, seine Fähigkeiten voll auszuleben. Als Grundlage haben mir zu dieser Arbeit A. Dührssens „Psychogene Erkrankungen bei
Kindern und Jugendlichen“ sowie die Aufsätze „Psychisch bedingte Lernstörungen im Kindesund Jugendalter“ von K. Singer und „Neurotische Kinder und ihre Familien“ von E.v.Strachwitz
gedient. Für das Verständnis der Psychodynamik der Neurose im Allgemeinen und der Lernhemmung im Besonderen zog ich S. Mentzos, „Neurotische Konfliktverarbeitung“ und G. Wunderlichs
Werk „Neurosen“ heran. Diese Literatur ist die Grundlage des zweiten Kapitels, das sich einleitend mit den Voraussetzungen für die Entstehung solcher Störungen vor dem Hintergrund der frühkindlichen Entwicklung befaßt.
[...]
_____
1 Vgl. Singer 1970, S..254f
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehung neurotischer Störungen
- Phasen der kindlichen Entwicklung und ihre Bedeutung
- Die orale Phase
- Entstehung der intentionalen Störung
- Die Phase der handelnden Weltbewältigung
- Die Phase der theoretischen Weltbewältigung
- Phasen der kindlichen Entwicklung und ihre Bedeutung
- Die neurotische Lernhemmung
- Zwei Beispiele
- Erscheinungsbild des lerngehemmten Kindes
- Psychodynamik der Lernstörung
- Die Eltern als Hauptverursacher der Neurose
- Die Schule - Brutstätte gestörten Verhaltens ?
- Therapie
- Spieltherapie
- Beratung der Eltern
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Phänomen der neurotischen Schulstörung, die bei Schülern mit mittlerer bis guter Intelligenz auftritt, die jedoch aufgrund von psychogenen Hemmungen ihre Fähigkeiten nicht voll ausleben können. Die Arbeit analysiert die Entstehung neurotischer Störungen im Allgemeinen und der Lernhemmung im Besonderen, wobei die frühkindliche Entwicklung und die Rolle der Eltern als Hauptverursacher im Vordergrund stehen. Außerdem werden die Auswirkungen der Schule auf das Verhalten von Kindern mit Lernhemmungen beleuchtet.
- Die Entstehung neurotischer Störungen im Kontext der frühkindlichen Entwicklung
- Die psychodynamische Erklärung der Lernhemmung anhand des Dreiinstanzenmodells von Freud
- Die Bedeutung des elterlichen Erziehungsverhaltens für die Entstehung neurotischer Störungen
- Die Rolle der Schule als potenzielle Brutstätte gestörten Verhaltens
- Die Möglichkeiten der Therapie bei neurotischen Lernhemmungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der neurotischen Schulstörung ein und stellt die Problematik anhand eines Beispiels eines siebenjährigen Mädchens mit diversen Symptomen dar. Es werden die zentralen Fragen der Arbeit formuliert: Welche Faktoren führen zu einer solchen Störung, wie kann das Kind reagieren und wie kann ihm geholfen werden?
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Entstehung neurotischer Störungen im Allgemeinen. Es werden die verschiedenen Phasen der kindlichen Entwicklung nach Freud erläutert und deren Bedeutung für die Entstehung von Neurosen herausgestellt. Die orale Phase, die Phase der intentionalen Störung, die Phase der handelnden Weltbewältigung und die Phase der theoretischen Weltbewältigung werden genauer betrachtet.
Das dritte Kapitel widmet sich der neurotischen Lernhemmung. Anhand der Beispiele von Anne und Marco werden die Symptome und die psychodynamischen Ursachen der Lernhemmung dargestellt. Die Rolle der Eltern als Hauptverursacher der Neurose wird anhand von Lieberz' Untersuchung "Familienumwelt und Neurose" beleuchtet. Außerdem wird die Frage diskutiert, inwiefern die Schule als Brutstätte gestörten Verhaltens angesehen werden kann.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen neurotische Schulstörung, Lernhemmung, psychogene Störung, frühkindliche Entwicklung, elterliches Erziehungsverhalten, Schule, Therapie, Spieltherapie, Elternberatung.
- Citar trabajo
- Katje Binder (Autor), 1996, Neurotische Schulstörungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2286
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