[...] Das Fragezeichen im Titel deutet schon darauf hin, dass in diesem
Themenbereich keine Einigkeit über allgemeingültige Aussagen besteht. Es kann sich daher bei
dieser Arbeit eher um eine Thesensammlung und Vorstellung als um das Ziehen eines
endgültigen Schlusses handeln. Unter Gewalt wird im folgenden „Personale Gewalt“, bzw.
Aggression nach der Definition von Michael Kunczik verstanden: „Die beabsichtigte physische
und/oder psychische Schädigung einer Person, von Lebewesen und Sachen durch eine andere
Person“ (Bundesministerium des Inneren, 1996, S. 14). Psychische Schädigung ist weiterhin als
die „ Schädigung des Selbstbewusstseins und der Gefühle von Menschen, durch Beleidigung,
Bedrohung und Unterdrückung mit Worten“ und physische Schädigung, als „körperliche
Schädigung anderer Menschen durch den Gebrauch von Körperkraft oder Waffen“ definiert
(Theunert & Schorb, 1995, S. 133). Erweiternd sei hinzuzufügen, dass Schädigungen die nicht
von Personen im eigentlichen Sinne, sondern z. B. von Zeichentrickfiguren wie Tom und Jerry
ausgeübt werden auch als Gewalt zu verstehen sind.
Zunächst werde ich das Thema in den Kontext der aktuellen Medienausstattung in der BRD
einbetten und somit die Möglichkeiten der Mediennutzung für Kinder und Jugendliche
aufzeigen. Um deutlich zu machen, wie intensiv diese Medien genutzt werden, möchte ich
anschließend Nutzungsdaten aus aktuellen Studien des „Medienpädagogischen Forschungsverbundes
Südwest“ zum Medienkonsum Kinder und Jugendlicher vorstellen. Dabei gehe ich
insbesondere auf das Fernsehen, die Computernutzung inklusive Computerspielen und
nochmals extra auf das Internet ein. Weitere Medien wie Tonträger, Radio, Handys etc. werde
ich nur am Rande erwähnen und nicht im einzelnen darstellen. Im weiteren suche ich nach
Gründen und Motivationen für das Konsumieren von Gewaltdarstellungen. Anschließend
beschäftige ich mich mit der Rezeption und der Wirkung von Gewaltdarstellungen auf Kinder
und Jugendliche. Da es eine Fülle von Wirkungstheorien gibt, werde ich mich auf die
gängigsten und daher am häufigsten in der Literatur vertretenen beschränken. Zum Schluss
steht die Frage nach dem Schutz von Kindern und Jugendlichen vor gefährlichen Inhalten und
ob es überhaupt möglich, beziehungsweise nötig ist Kinder vor medialer Gewalt zu schützen.
Hierbei möchte ich auf die Rolle des Jugendschutzes und der Erziehungspersonen aufmerksam
machen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Zugänglichkeit der Medien für Kinder und Jugendliche
2.1 Aktuelle Ausstattung der Haushalte mit Medien
2.2 Andere Möglichkeiten der Mediennutzung
3. Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen
3.1 Fernsehen
3.2 Computer – Computerspiele/Videospiele
3.3 Internet
4. Motive zum Konsum von medialer Gewalt
5. Wirkungen von Gewaltdarstellungen in den Medien
5.1 Rezeption von Kindern und Jugendlichen
5.2 Die „gute“ Gewalt – Heldenbilder und Idole
5.3 Wirkungstheorien
6. Prävention?
6.1 Die neuen Jugendmedienschutzbestimmungen
6.2 Vermittlung von Medienkompetenz und selbstbestimmtem Umgang mit Medien
7. Fazit
8. Bibliographie
9. Anhang
1. Einleitung
In dieser Arbeit beschäftige ich mich mit Gewaltdarstellungen in den Massenmedien und den Auswirkungen die beim Konsum von medialer Gewalt bei Kindern und Jugendlichen zu erwarten sind. Das Fragezeichen im Titel deutet schon darauf hin, dass in diesem Themenbereich keine Einigkeit über allgemeingültige Aussagen besteht. Es kann sich daher bei dieser Arbeit eher um eine Thesensammlung und Vorstellung als um das Ziehen eines endgültigen Schlusses handeln. Unter Gewalt wird im folgenden „Personale Gewalt“, bzw. Aggression nach der Definition von Michael Kunczik verstanden: „Die beabsichtigte physische und/oder psychische Schädigung einer Person, von Lebewesen und Sachen durch eine andere Person“ (Bundesministerium des Inneren, 1996, S. 14). Psychische Schädigung ist weiterhin als die „ Schädigung des Selbstbewusstseins und der Gefühle von Menschen, durch Beleidigung, Bedrohung und Unterdrückung mit Worten“ und physische Schädigung, als „körperliche Schädigung anderer Menschen durch den Gebrauch von Körperkraft oder Waffen“ definiert (Theunert & Schorb, 1995, S. 133). Erweiternd sei hinzuzufügen, dass Schädigungen die nicht von Personen im eigentlichen Sinne, sondern z. B. von Zeichentrickfiguren wie Tom und Jerry ausgeübt werden auch als Gewalt zu verstehen sind.
Zunächst werde ich das Thema in den Kontext der aktuellen Medienausstattung in der BRD einbetten und somit die Möglichkeiten der Mediennutzung für Kinder und Jugendliche aufzeigen. Um deutlich zu machen, wie intensiv diese Medien genutzt werden, möchte ich anschließend Nutzungsdaten aus aktuellen Studien des „Medienpädagogischen Forschungs-verbundes Südwest“ zum Medienkonsum Kinder und Jugendlicher vorstellen. Dabei gehe ich insbesondere auf das Fernsehen, die Computernutzung inklusive Computerspielen und nochmals extra auf das Internet ein. Weitere Medien wie Tonträger, Radio, Handys etc. werde ich nur am Rande erwähnen und nicht im einzelnen darstellen. Im weiteren suche ich nach Gründen und Motivationen für das Konsumieren von Gewaltdarstellungen. Anschließend beschäftige ich mich mit der Rezeption und der Wirkung von Gewaltdarstellungen auf Kinder und Jugendliche. Da es eine Fülle von Wirkungstheorien gibt, werde ich mich auf die gängigsten und daher am häufigsten in der Literatur vertretenen beschränken. Zum Schluss steht die Frage nach dem Schutz von Kindern und Jugendlichen vor gefährlichen Inhalten und ob es überhaupt möglich, beziehungsweise nötig ist Kinder vor medialer Gewalt zu schützen. Hierbei möchte ich auf die Rolle des Jugendschutzes und der Erziehungspersonen aufmerksam machen.
2. Zugänglichkeit der Medien für Kinder und Jugendliche
Das Medienangebot für Kinder und Jugendliche hat in den letzen zwei bis drei Jahrzehnten enorm zugenommen. Mit dem Aufkommen der Massenmedien und die immer multimedialer werdende Ausstattung der Haushalte ist auch der Medienzugang erheblich leichter und günstiger geworden. Zwar entstand das erste Kindermedium schon Ende des 18. Jahrhunderts, mit ersten Zeitschriften und Büchern speziell an Kinder gerichtet, doch dauerte es durch die hohen Preise und mangelnde Lesekompetenz in den unteren Schichten lange Zeit bis diese ein Medium für die Allgemeinheit darstellten. Mit Einführung der Schulpflicht, Anfang des 20. Jahrhunderts, konnten sich dann auch die Kinder aus niederen sozialen Schichten dem Lesevergnügen widmen. Allerdings sahen die Erwachsenen gerade in dem Vergnügen des Lesens ein Problem und versuchten den Kindern nur die „wertvollen“ Leseerlebnisse mit pädagogischem Hintergrund zugänglich zu machen. Kinder und Jugendliche waren jedoch schon immer an Neuem und Neuestem interessiert und haben auch schon damals Dinge gelesen, die nicht für sie bestimmt waren. Über zwei Jahrhunderte blieben die Printmedien mit Büchern, Comics und jungendlich ausgerichteten Zeitschriften das vorrangige Kindermedium. Bis 1970 haben sich die Medien eher langsam verändert. Wie schon erwähnt lag dies wohl kaum an mangelndem Interesse der Kinder, sondern eher an mangelnden Möglichkeiten sich die Medien selbst zu finanzieren. Die Kinder unterlagen was zum Beispiel Kino und Filme anging noch sehr stark der Aufsicht ihrer Eltern und so wurde der „Schundfilm“ bereits 1911 rege vom Jugendschutz bekämpft. Erst 1965 mit Einführung der MusiCassette (MC) vom Phillips-Konzern erhielten die Kinder ein Medium, über das sie aufgrund des niedrigen Preises unkontrolliert von ihren Eltern verfügen konnten. Auch heute noch stellen MCs und CDs die ersten Medien dar, mit denen Kindern in Kontakt kommen (www.ifak-kindermedien.de, Heidtmann, 2002). In der Zwischenzeit sind auch viele andere Medien wie zum Beispiel Fernsehen, Computer und Internet für Kinder und Jugendliche ohne Probleme zu erreichen und zu nutzen. Wie die aktuelle Medienausstattung aussieht werde ich anhand der JIM-Studie 2002 und der KIM-Studie 2002 darstellen.
2.1 Aktuelle Ausstattung der Haushalte mit Medien
Die „Kinder und Medien – Studie“, kurz KIM, als eine Basisuntersuchung zum Medienumgang 6-13-Jähriger, wird seit 1999 und die „Jugend, Information, (Multi-)Media – Studie“, kurz JIM, als eine Basisuntersuchung zum Medienumgang 12-19-Jähriger seit 1998 vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest regelmäßig durchgeführt um den permanenten Wandel im Mediensektor und die damit verbundenen Veränderungen der Mediensozialisation in Deutschland darzustellen.
Bei der KIM-Studie 2002 wurden die Mütter der befragten Kinder gebeten die Medienausstattung im eigenen Haushalt anzugeben (KIM 2002, S. 16). Nach diesen Angaben gibt es in jedem Haushalt mindestens einen Fernseher und einen Videorekorder, in gut 2/3 der Haushalte steht ein Computer und knapp die Hälfte besitzt einen Internetzugang. Vergleicht man diese Werte mit dem Jahr 2000, so fällt vor allem der Zuwachs um 20 % bei der Verbreitung des Internets auf. Auch die Ausstattung mit Computern hat in diesen zwei Jahren um 10 % zugenommen. Weiter sollten die Mütter angeben, welche Medien die Kinder selbst schon besitzen (S. 18). Beachtlich ist, dass schon mehr als ein Drittel der 6-13-Jährigen über ein eigenes Fernsehgerät verfügt, ein Viertel über eine Spielkonsole und auch 13 % schon einen eigenen Computer besitzen , von denen 5 % einen eigenen Internetanschluss haben.
Mit steigendem Alter nimmt die Medienausstattung von Kindern und Jugendlichen jedoch noch mehr zu, was sicher auch an höherer Selbstkaufkraft liegt. Betrachtet man die Zahlen der JIM-Studie 2002 zum Medienbesitz Jugendlicher, so besitzen hier schon zwei Drittel ein eigenes Fernsehgerät, knapp die Hälfte einen eigenen Computer, ca. ein Drittel eine Spielkonsole und einen Videorecorder und 28 % einen eigenen Internetzugang (JIM 2002, S. 16/17). Allgemein haben Mädchen weniger eigene Medien als Jungen und mit steigendem Alter nimmt auch die persönliche Medienausstattung Jugendlicher zu. So steigt beispielsweise der Fernsehbesitz von 12-13-Jährigen im Vergleich zu den 18-19-Jährigen von 56 % auf 72 % an (S. 15). Im Vergleich zu der ersten Erhebung 1998 hat sich der Versorgungsgrad der Jugendlichen mit Medien verzehnfacht, was aber wohl hauptsächlich auf den enormen Zuwachs der Handybesitze und die Erschwinglichkeit des Internets zurückzuführen ist (S. 17).
2.1 Andere Möglichkeiten der Mediennutzung
Kinder und Jugendliche können Medien nicht nur zu Hause nutzen, obwohl dies den primären Ort der Nutzung darstellt, sondern auch bei Freunden, in der Schule, in öffentlichen Jugendeinrichtungen, Kaufhäusern, Internet-Cafes etc. Gerade in der Schule wird der PC mehr und mehr in den Unterricht integriert und wird immer regelmäßiger genutzt (JIM 2002, S. 30; KIM 2002, S. 27/37). An den vorgestellten Daten ist recht deutlich zu erkennen, dass Kinder und Jugendliche heutzutage in einer multimedialen Welt aufwachsen und dass ihnen immer mehr Möglichkeiten gegeben werden die Medien auch zu Nutzen. Wie oft und von welchen Medien Kinder und Jugendliche vor allem Gebrauch machen, soll nun Thema des nächsten Kapitels sein.
3. Der Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen
Wenn man die zunehmende Medienausstattung betrachtet stellt sich zwangsläufig die Frage, ob die steigenden Zugangsmöglichkeiten nicht auch Auswirkungen auf die Freizeitaktivitäten von Kindern und Jugendlichen haben. Parallel zur Medienausstattung steigt mit zunehmendem Alter auch die Mediennutzung Kinder und Jugendlicher. Wie viel Zeit verbringen Kinder und Jugendliche aber nun wirklich mit Medien und welche Medien sind im Trend?
Nach den Ergebnissen der KIM kann man unschwer erkennen, dass das Fernsehen einen festen Platz im Alltag der Kinder einnimmt. Die Kinder sollten angeben, welchen Aktivitäten sie „jeden bzw. fast jeden Tag“ nachgehen. Hierbei nimmt das Fernsehen noch vor den Hausaufgaben den ersten Rang ein. Auch wird weniger draußen gespielt und Freunde werden nicht so oft getroffen wie fern geschaut (KIM 2002, S. 5). Vergleicht man diese Daten allerdings mit den Angaben der Lieblingsbeschäftigungen von Kindern, so fällt auf, dass das Fernsehen hier, zwar mit geringem Abstand, aber dennoch erst an dritter Stelle steht (S. 7). Dieser Unterschied lässt sich wohl so interpretieren, dass Kinder noch sehr viel zu Hause sind und auch einige Zeit mit der Familie vor dem Fernseher verbringen.
Mit zunehmendem Alter steigt die Attraktivität Freunde zu treffen oder einfach nichts zu tun, sich auszuruhen und der Großteil der Jugendlichen geht diesen Aktivitäten „täglich bzw. mehrmals pro Woche“ nach (JIM 2002, S. 5/6). Die Attraktivität Sport zu treiben nimmt allerdings ab, genauso das Interesse an gemeinsamen Familienunternehmungen. Die Fernsehnutzung ist auch bei Jugendlichen ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens, woran sich in den letzen fünf Jahren nicht viel geändert hat. Am gravierendsten ist der Unterschied bei der Computernutzung, diese hat sich in den letzen fünf Jahren um 22 % gesteigert (S. 18/19).
3.1 TV- Nutzung
Fernsehen ist und bleibt die beliebteste Medienbeschäftigung. Kinder schauen im Durchschnitt 100 Minuten pro Tag fern und verbringen eine halbe Stunde vor dem Computer, wobei die Nutzungsdauer bei den 6-7-Jährigen im Vergleich zu den 12-13-Jährigen jeweils um ca. eine halbe Stunde zunimmt (KIM 2002, S. 10/11). Auch bei den Jugendlichen ist Fernsehen das Medium Nummer 1, auf das am wenigsten verzichtet werden kann und der Konsum steigt noch weiter. Allerdings bevorzugen ältere Jungen den Computer noch vor dem Fernsehen (JIM 2002, S. 69). Doch unabhängig vom Alter bevorzugen Mädchen vor allem das regelmäßige Schauen von „Daily Soaps“, während Jungen sich eher auf Zeichentrick und Sportsendungen konzentrieren. Krimis und Mystery und auch das Schauen von Spiel- und Kinofilmen stehen in der Beliebtheitsskala von Kindern und Jugendlichen ziemlich weit unten (KIM 2002, S. 20; JIM 2002, S. 22/23). Bemerkenswert ist, dass Kinder und Jugendliche nicht vorrangig solche Sendungen bevorzugen in denen man mit großer Wahrscheinlichkeit Gewaltdarstellungen sieht.
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- Citar trabajo
- Ines Weihing (Autor), 2004, Multimedia - Auswirkungen von Gewaltdarstellungen in den Massenmedien auf Kinder und Jugendliche, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22675
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