[...] Diese Seminararbeit soll einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten der Kursprognose und der Kurssicherungsgeschäfte geben. Hierzu werden in Kapitel 2 die Theorien des Wechselkurses beschrieben, Kapitel 3 erläutert die verschiedenen Methoden der Kursprognose, Kapitel 4 nennt wichtige Kurssicherungsinstrumente. Kapitel 5 faßt die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit zusammen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Wechselkurs
2.1 Grundlagen
2.2 Theorien des Wechselkurses
2.2.1 Kaufkraftparitäten
2.2.2 Gedeckte versus ungedeckte Zinsparität
2.2.3 Monetäre Wechselkurstheorie
2.2.4 Portfoliotheorie
2.2.5 Neuere Ansätze
3. Kursprognosen
3.1 Technische Analyse versus Fundamentalanalyse
3.2 Quantitative Analyse
4. Kurssicherungsinstrumente
4.1 Interne Kurssicherungsinstrumente
4.1.1 Fakturierung in Inlandswährung
4.1.2 Sonstige interne Kurssicherungsinstrumente
4.2 Externe Kurssicherungsinstrumente
4.2.1 Devisenmärkte
4.2.2 Finanzmärkte
4.2.3 Terminbörsen
5. Zusammenfassung und Konklusion
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Wechselkurs-Mengen-Diagramm
Abb. 2: Beziehungen bei Forfaitierung von Devisenforderungen
Abb. 3 Beziehungen beim echten Export-Factoring
Abb. 4: Struktur eines Währungs-Swaps
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Im Jahr 1973 brach das Währungssystem von Bretton Woods, nachdem es bereits mehrmals kurz vor dem Zusammenbruch stand, endgültig zusammen. Es handelte sich hierbei um ein System fixierter, aber anpassungsfähiger Wechselkurse, in dem die Zentralbanken die Aufgabe hatten, Angebots- und Nachfrageüberschüsse am Devisenmarkt zum fixierten Kurs auszugleichen und somit die Währungen zu stabilisieren.[1] Gründe für diesen Zusammenbruch waren destabilisierende Währungsspekulationen sowie steigende Zahlungsbilanzdefizite (Zahlungsbilanzüberschüsse) und die Weigerung der Defizitländer (Überschußländer), ihre Währungen abzuwerten (aufzuwerten). Nach dem Zusammenbruch des Währungssystems von Bretton Woods gingen die wichtigsten Länder zu Währungssystemen mit flexiblen Wechselkursen über, der gleichgewichtige Devisenkurs bildet sich durch Angebot- und Nachfrage auf den internationalen Devisenmärkten. Währungssysteme mit fixierten, aber anpassungsfähigen Wechselkursen haben den Vorteil, daß der Wechselkurs langfristig nur geringfügigen Schwankungen unterliegt. Wechselkurse lassen sich somit sehr genau prognostizieren. Hiervon profitieren vor allem international tätige Unternehmen und Investoren, die Devisengeschäfte tätigen. Die erwarteten Rückflüsse aus Auslands- und Fremdwährungsinvestitionen lassen sich präziser bestimmen als in Währungssystemen mit flexiblen Wechselkursen, da die Wechselkursrisiken erheblich verringert werden.[2] In Währungssystemen mit flexiblen Wechselkursen unterliegen Rückflüsse aus Auslands- und Fremdwährungsinvestitionen teilweise einem hohen Wechselkursrisiko.[3] International tätige Unternehmen und Investoren versuchen, dieses Risiko durch möglichst genaue Kursprognosen und durch Kurssicherungsinstrumente zu minimieren.
Diese Seminararbeit soll einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten der Kursprognose und der Kurssicherungsgeschäfte geben. Hierzu werden in Kapitel 2 die Theorien des Wechselkurses beschrieben, Kapitel 3 erläutert die verschiedenen Methoden der Kursprognose, Kapitel 4 nennt wichtige Kurssicherungsinstrumente. Kapitel 5 faßt die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit zusammen.
2. Wechselkurs
Der internationale Güter- und Kapitalverkehr wird erst durch den Umtausch von heimischer in fremde Währung, sogenannte Devisen, möglich. Devisenangebot und Devisennachfrage treffen auf den internationalen Devisenmärkten zusammen und bestimmen den Wechselkurs. Kapitel 2.1 erläutert die Grundlagen, Kapitel 2.2 die verschiedenen Theorien des Wechselkurses.
2.1 Grundlagen
Als nominalen Wechselkurs bezeichnet man das Austauschverhältnis zwischen zwei Währungen. Die Preisnotierung w des nominalen Wechselkurses entspricht dem Preis einer fremden Währung in heimischer Währung, während die Mengennotierung w‘ des nominalen Wechselkurses die Menge der ausländischen Währungseinheiten bezeichnet, die man für eine Einheit der heimischen Währung erhält. Es gilt:
w = 1 / w‘.[4] Der gleichgewichtige nominale Wechselkurs ergibt sich, wenn sich Devisenangebot und Devisennachfrage am Devisenmarkt ausgleichen.[5] Wird die heimische Währung aufgewertet, so sinkt (steigt) der preisnotierte (mengennotierte) Wechselkurs w (w‘).[6]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Wechselkurs-Mengen-Diagramm
In Abbildung 1 ergibt sich der gleichgewichtige preisnotierte Wechselkurs w0 durch den Schnittpunkt der Devisenangebotskurve A0 und der Devisennachfragekurve N0. Die gehandelte Devisenmenge beträgt x0. Erhöht sich das Devisenangebot, so verschiebt sich A0 nach rechts auf A1, der Wechselkurs sinkt von w0 auf w1, die gehandelte Devisenmenge steigt von x0 auf x1, die heimische Währung wird aufgewertet.
Erhöht sich die Devisennachfrage, so verschiebt sich N0 nach rechts auf N1, der Wechselkurs steigt von w0 auf w2, die gehandelte Devisenmenge steigt von x0 auf x2, die heimische Währung wird abgewertet. Bildet sich der gleichgewichtige nominale Wechselkurs in Währungssystemen mit flexiblen Wechselkursen durch Eingriffe der Zentralbanken, spricht man auch von „dirty“ oder „managed floating“. In Wechselkurssystemen mit fixierten Wechselkursen wird der gleichgewichtige Wechselkurs durch die Zentralbank oder die Regierung festgelegt. Angebots- oder Nachfrageüberschüsse müssen von der nationalen Zentralbank ausgeglichen werden. Der reale Wechselkurs wreal ergibt sich aus dem Verhältnis der Kaufkraft der Währung im Inland zu der Kaufkraft im Ausland. Es gilt: wreal = (w . p*) / p .[7]
2.2 Theorien des Wechselkurses
Die Höhe des Wechselkurses wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflußt. Traditionelle Wechselkurstheorien nutzen beobachtbare makroökonomische Größen zur Bestimmung des Wechselkurses (sog. Fundamentaldaten) und betrachten den Devisenmarkt als effizienten Markt.[8] Bei den traditionellen Wechselkurstheorien unterscheidet man zwischen reinen Gütermarktansätzen (Kaufkraftparitätentheorie, Einkommenstheorie), reinen Finanzmarktansätzen (Zinsparitätentheorie, Portfoliomodelle) und Ansätzen einer Verbindung von Güter- und Finanzmärkten (Mundell-Fleming Modell, monetäre Wechselkurstheorie).[9] Nachfolgend werden einige ausgewählte Theorien für die Bestimmung des Wechselkurses dargestellt.
2.2.1 Kaufkraftparitäten
Die Kaufkraftparität basiert auf dem Gesetz der Unterschiedslosigkeit der Preise[10] und besagt, daß sich der Wechselkurs langfristig aus dem Verhältnis der Kaufkraft von heimischer und ausländischer Währung bildet. Es gilt: w = p / p*.[11] Man bezeichnet diese Darstellung der Kaufkraftparität auch als die absolute Form der Kaufkraftparität. Voraussetzung für die Gültigkeit der absoluten Form der Kaufkraftparität ist die Homogenität und Handelbarkeit der Güter, sowie die Abwesenheit von Transportkosten, Steuern, Zöllen und anderen Handelshemmnissen.[12] Da diese Bedingungen in der Realität in der Regel nicht erfüllt werden, läßt sich eine relative Form der Kaufkraftparität formulieren: w = p / (k . p*). Der Faktor k besagt, daß sich die Preise des inländischen und ausländischen Güterbündels in inländischer Währung nicht genau angleichen müssen. Durch die Konstanz von k erhält man jedoch eine proportionale Veränderung von p und p*. Setzt man k = 1, so erhält man die absolute Form der Kaufkraftparität. In der Realität weicht der gleichgewichtige Wechselkurs w fast immer von der Kaufkraftparität ab. Hauptgrund für diese Beobachtung ist der internationale Kapitalverkehr, der erhebliche kurzfristige Änderungen des Wechselkurses verursacht. Langfristige, rein monetär verursachte Änderungen des Wechselkurses, lassen sich dagegen mit Hilfe der Kaufkraftparität sehr gut beobachten und erklären.[13]
2.2.2 Gedeckte versus ungedeckte Zinsparität
Wie bereits oben angeführt, werden kurzfristige Änderungen des Wechselkurses überwiegend von internationale Kapitalbewegungen verursacht.[14] Grundlage für kurzfristige internationale Kapitalbewegungen ist die Zinsparität. Anleger nutzen international bestehende Zinsdifferenzen, um die erwarteten Erträge ihres Portfolios durch Umschichtungen zu erhöhen. Ist der Inlandszins größer als der Auslandszins, führt dies zu einem verstärkten Kapitalfluß ins Inland, einer verstärkten Nachfrage und einer Aufwertung der inländischen Währung. Bei der Anlage von Vermögen V im Inland für den Zeitraum t zum inländischen Zins it erhält man den Auszahlungsbetrag V . (1 + it). Bei der Anlage von Vermögen im Ausland muß zuerst das Vermögen zum Kassakurs w in die fremde Währung getauscht werden. Nach der Verzinsung zum ausländischen Zinssatz it* in der Periode t erfolgt ein Rücktausch in inländische Währung zum erwarteten Wechselkurs we. Der gesamte Auszahlungsbetrag beläuft sich somit auf V / w . (1 + it*) . we. Solange die Erträge zwischen einer Auslandsanlage und einer Inlandsanlage nicht identisch sind, führen internationale Kapitalanleger Zinsarbitrage durch. Entspricht die erwartete Rendite einer Anlage im Inland der erwarteten Rendite einer Anlage im Ausland, ist die ungedeckte Zinsparität erfüllt. Es gilt: V / w . (1 + it*) . we = V . (1 + it) oder it = it* . (we - w) / w. Bei der ungedeckten Zinsparität tragen die Marktteilnehmer ihr Wechselkursrisiko selbst. Nutzen die Marktteilnehmer zur Reduzierung ihres Wechselkursrisikos den Devisenterminmarkt[15], erhält man die gedeckte Zinsparität. Der nun sichere Rückzahlungsbetrag einer Auslandsanlage ergibt sich aus V / w . (1 + it*) . wt, mit wt als Devisenterminkurs. Es gilt: V / w . (1 + it*) . wt = V . (1 + it) oder it = it* . (wt - w) / w.[16] Internationale Zinsdifferenzen werden somit durch Änderungen des Wechselkurses ausgeglichen. Empirische Untersuchungen sehen die Bedingungen der gedeckten Zinsparität als erfüllt, die Bedingungen der ungedeckten Zinsparität als überwiegend erfüllt an.[17]
[...]
[1] Vgl. Demmler, H. (1997), S. 867
[2] Währungssysteme mit fixierten Wechselkursen haben jedoch den Nachteil, daß für Zentralbanken die Möglichkeit einer autonomen Geldpolitik entfällt, da sie sich an der Zahlungsbilanz orientieren müssen. Ebenso ist die simultane Realisierung von interner und externer Stabilität nicht möglich
[3] Vergleiche hierzu die Schwankungen des EUR/USD Wechselkurses im Zeitraum Januar 2003 bis Januar 2004
[4] Vgl. Demmler, H. (1997), S. 779
[5] Vgl. Borchert, M. (2001), S. 172
[6] Wird die heimische Währung abgewertet, steigt (sinkt) der preisnotierte (mengennotierte) Wechselkurs.
[7] p bezeichnet den Preis eines Güterbündels im Inland, p* den Preis des repräsentativen Güterbündels im Ausland. Ist wreal > 1, so ist die Kaufkraft im Inland größer als im Ausland. Ist wreal < 1, so ist die Kaufkraft im Inland kleiner als im Ausland.
[8] alle zur Kursbildung relevanten Informationen spiegeln sich unmittelbar im Wechselkurs wider
[9] Vgl. Frenkel, M. (1995), S. 8
[10] Vgl. Demmler, H. (1997), S. 833
[11] Zahlt man für ein Güterbündel im Inland 100 inländische Geldeinheiten und für ein identisches Güterbündel im Ausland 200 ausländische Geldeinheiten, erhält man gemäß der Kaufkraftparitätentheorie langfristig einen Wechselkurs von 0,5.
[12] Vgl. Kempa, B. (2001b), S. 1298
[13] Vgl. Demmler, H. (1997), S. 835
[14] Internationale Kapitalbewegungen werden in der Kapitalbilanz, einer Unterbilanz der Zahlungsbilanz, erfaßt
[15] der bekannte sichere Rückzahlungsbetrag der Anlage in ausländischer Währung wird zum bereits heute bekannten Devisenterminkurs verkauft. Der Vertragsabschluß liegt in der Gegenwart, der Tausch der Devisen in der Zukunft.
[16] Vgl. Demmler, H. (1977), S. 836ff
[17] Vgl. Kempa, B. (2001a), S. 955f
- Citar trabajo
- Frank Göttlicher (Autor), 2004, Wechselkursprognosen und Kurssicherungsmöglichkeiten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22236
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