Die Gedichte des C. Valerius Catullus nehmen in der römischen Lyrik eine Sonderstellung ein. Sie werden in der Forschung meist als Beginn einer neuen Epoche in der römischen Literatur angesehen, der Entwicklung einer Lyrik, die persönliche Gefühle ausdrückt. Im Zuge dessen wird oft Catulls ,,Unmittelbarkeit"1 herausgestellt, allerdings oft mit der Einschränkung, sein Werk zerfalle ,,in ,spontane′ kleine Gedichte und schwer zugängliche alexandrinische Kunstgedichte". Die ,,spontanen" Gedichte haben sogar dazu geführt, in Catulls Dichtung eine Parallele zur Entwicklung der Lyrik im 20. Jahrhundert zu sehen, wie Quinn es in ,,The Catullan Revolution" getan hat. Darüber hinaus hat die singuläre Stellung, die Catull in seiner Epoche in der römischen Dichtung inne zu haben scheint, oft einen Genie-Gedanken genährt, wie beispielsweise Havelock ihn in ,,The Lyric Genius of Catullus" programmatisch vertritt.
Mit solchen Analogien und Bewertungen Catulls ist jedoch vorsichtig umzugehen. Es gibt keinen Dichter der Antike, der einen ähnlichen Bekanntheitsgrad genießt, über den aber gleichzeitig so wenig biographische Fakten überliefert sind und dessen Werk in vergleichbar schlechter Weise überliefert ist. Die gesamte moderne Überlieferung Catulls entstammt einem einzigen Codex aus dem 13. Jh., und von den wenigen überlieferten Lebensdaten sind einige widersprüchlich oder ohne sichere Autorität.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Selbstverständnis der poetae novi
- Das hellenistische Kunstprinzip in Rom vor Catull
- Entwicklung der hellenistischen Literatur
- Das hellenistische Epigramm
- Entwicklung des griechischen Epigramms bis zum ersten Jahrhundert v. Chr.
- Stilistische Merkmale des hellenistischen Epigramms
- Analyse von Kallimachos ep. 41
- Einfluss der hellenistischen Literatur in Rom
- Einflüsse griechischer Literatur in Catull außerhalb der Epigramme
- Vorbemerkung: Verschiedene Ansätze zur Unterteilung des Catulli liber
- Lange Gedichte
- Polymetra
- Einflüsse hellenistischer Epigramme in Catulls Epigrammen
- Hellenistische Epigramme als direkte Vorbilder
- Kallimachos ep. 25 und Catullus c. 70
- Kallimachos ep. 30 und Catull c. 80
- Allgemeine und indirekte Einflüsse hellenistischer Epigramme
- Analyse von Catull c. 78
- Analyse von Catull c. 85
- Analyse von Catull c. 77
- Hellenistische Epigramme als direkte Vorbilder
- Catulls dichterisches Selbstverständnis im Kontext der Epigramm-Rezeption
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit befasst sich mit der Rezeption griechischer Epigramme bei Catull. Die Arbeit untersucht die Entwicklung des griechischen Epigramms bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. und beleuchtet die stilistischen Merkmale des hellenistischen Epigramms. Dabei wird der Einfluss der hellenistischen Literatur auf die römischen Dichter vor Catull und die Rezeption des hellenistischen Kunstprinzips in Catulls Werk analysiert.
- Die Entwicklung des griechischen Epigramms bis zum ersten Jahrhundert v. Chr.
- Die stilistischen Merkmale des hellenistischen Epigramms
- Der Einfluss der hellenistischen Literatur auf die römischen Dichter vor Catull
- Die Rezeption des hellenistischen Kunstprinzips in Catulls Werk
- Das dichterische Selbstverständnis Catulls im Kontext der Epigramm-Rezeption
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Catulls Werk in der römischen Lyrik dar und beleuchtet die Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion seiner Biographie. Das Kapitel über die poetae novi untersucht die Abwendung von der Publikumserwartung und die Hinwendung zu einem Ideal des „Art pour l'art", das sich in der Beschäftigung mit den Alexandrinern und vor allem mit Kallimachos manifestiert.
Das Kapitel über das hellenistische Kunstprinzip in Rom vor Catull analysiert die Entwicklung der hellenistischen Literatur und das Kunstprinzip des Kallimachos, das sich in Kürze und Komplexität der Darstellung manifestiert. Es wird gezeigt, wie dieses Kunstprinzip in Rom durch Livius Andronicus, Naevius und Ennius rezipiert wurde und schließlich bei Catulus in seinen Epigrammen zur Anwendung kam.
Das Kapitel über die Einflüsse griechischer Literatur in Catull außerhalb der Epigramme untersucht die Rezeption griechischer Vorbilder in den langen Gedichten und den Polymetra. Es wird gezeigt, wie Catull griechische Motive und Formen auf seine Lebensumstände überträgt und so ein neues Selbstverständnis in seiner Dichtung ausdrückt.
Das Kapitel über die Einflüsse hellenistischer Epigramme in Catulls Epigrammen analysiert die Rezeption des hellenistischen Epigramms in Catulls Werk. Es werden zwei Epigramme Catulls mit direkten Vorbildern aus Kallimachos untersucht und die stilistischen Merkmale des hellenistischen Epigramms auf weitere Epigramme Catulls angewendet. Es wird gezeigt, wie Catull das hellenistische Epigramm als Vehikel für die Darstellung seiner eigenen Emotionen und Persönlichkeit nutzt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die griechische Epigrammdichtung, die hellenistische Literatur, Kallimachos, Catull, die poetae novi, das Kunstprinzip, die Rezeption, die Stilistik, die Motivik, die Emotion, das Selbstverständnis und die Technik.
- Citation du texte
- Cornelius Hartz (Auteur), 2001, Zur Rezeption griechischer Epigramme bei Catull, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2185
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