Professionalisierung der Ausbildung zur Sozialarbeit ist Alice Salomon die wohl wichtigste Person auf diesem Gebiet. Sie war eine der führenden Personen der deutschen Frauenbewegung mit großem internationalen Ansehen und eine der ersten Frauen Deutschlands, die promovierte. Wie viele andere wichtige Soziologinnen ist sie fast vergessen, obwohl erst im Jahr 1993, 45 Jahre nach ihrem Tod, die Berliner Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in „Alice Salomon Fachhochschule“ umbenannt wird. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Alice Salomons wichtigsten theoretischen Beiträgen zur sozialen Arbeit beschäftigen. Da dies ohne ein genaues Verständnis ihres Lebens nicht möglich ist, wird zunächst detailliert auf ihre Biographie eingegangen. Danach werden die, aus Sicht der Verfasserin, drei wichtigsten Fragestellungen behandelt: Was bedeutet der Begriff „Soziale Arbeit“? Ist soziale Arbeit frauenspezifisch? Wie wichtig ist eine Ausbildung für soziale Arbeit? Abschließend wird versucht, diese Fragestellungen in Alice Salomons Werk zu verankern und sie daraus zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Biographie
2.1 Kindheit und Jugend
2.2 Einschnitte
2.3 Studium und Promotion
2.4 Die soziale Frauenschule und Alice Salomons internationales Engagement im „International Council of Women“
2.5 Von Hitlers Deutschland und bis zum Lebensende von Alice Salomon
3. Theoretische Gedanken Alice Salomons zu wichtigen Grundfragen der Sozialen Arbeit
3.1 Der Begriff „Soziale Arbeit“
3.2 Soziale Arbeit und Frauen
3.3 Soziale Ausbildung
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Als Begründerin des sozialen Frauenberufes in Deutschland und Pionierin in der Professionalisierung der Ausbildung zur Sozialarbeit ist Alice Salomon die wohl wichtigste Person auf diesem Gebiet.
Sie war eine der führenden Personen der deutschen Frauenbewegung mit großem internationalen Ansehen und eine der ersten Frauen Deutschlands, die promovierte.
Wie viele andere wichtige Soziologinnen ist sie fast vergessen, obwohl erst im Jahr 1993, 45 Jahre nach ihrem Tod, die Berliner Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in „Alice Salomon Fachhochschule“ umbenannt wird.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Alice Salomons wichtigsten theoretischen Beiträgen zur sozialen Arbeit beschäftigen.
Da dies ohne ein genaues Verständnis ihres Lebens nicht möglich ist, wird zunächst detailliert auf ihre Biographie eingegangen.
Danach werden die, aus Sicht der Verfasserin, drei wichtigsten Fragestellungen behandelt:
Was bedeutet der Begriff „Soziale Arbeit“?
Ist soziale Arbeit frauenspezifisch?
Wie wichtig ist eine Ausbildung für soziale Arbeit?
Abschließend wird versucht, diese Fragestellungen in Alice Salomons Werk zu verankern und sie daraus zu beantworten.
2. Biographie
2.1 Kindheit und Jugend
Alice Salomon wird am 19. April 1872 in Berlin geboren und ist jüdischer Herkunft.
Ihr Vater, Albert Salomon, ist ein wohlhabender Kaufmann, der in dritter Generation einen erfolgreichen Lederhandel führt und die meiste Zeit des Jahres in der Niederlassung in London verbringt.
Ihre Mutter, Anna Salomon, stammt dagegen aus der in Breslau beheimateten Bankiersfamilie Potocky-Nelken. Sie denkt eher konservativ und ist auf die Einhaltung allgemeiner gesellschaftlicher Normen bedacht.
Die Familie lebt im ersten Stock des eigenen Hauses in der Königgrätzer Str. 28, zu dem ein großer Garten mit Teich gehört, in dem die Kinder spielen.
Alice wächst mit drei Schwestern und zwei Brüdern auf, von denen einer mit acht Jahren an Diphtherie stirbt.
Kurz vor ihrem sechsten Lebensjahr im April 1877 darf Alice in die christlich - protestantische „Zimmermannsche Höhere-Töchter-Schule“ gehen, wo sie auch am christlichen Religionsunterricht teilnimmt.
Sie schreibt darüber in ihrer Autobiographie:
„Viel Gedanken über die Geeignetheit einer Schule machten sich die Eltern damals nicht. (...) Ich war brennend gern in der Schule.“(Salomon 1928, S.4, in: Berger S. 16)
Im Jahr 1886 stirbt dann plötzlich Alice Salomons Vater an einer verschleppten Brustfellentzündung.
Aus finanziellen Gründen zieht die Familie jetzt in eine kleinere Wohnung und Alice verläßt mit 15 Jahren die Schule.
Studieren oder einen Beruf zu ergreifen ist für Frauen ihrer Schicht damals nicht möglich, und so beschäftigt sie sich mit den typisch weiblichen Tätigkeiten zu jener Zeit, wie Blumen gießen, Klavier spielen, Handarbeiten und auf einen Ehemann zu warten.
Als dann zwei Jahre später auch noch ihre jüngere Schwester an Diphtherie stirbt ist das ein Schock, von dem sich Alices Mutter nie mehr ganz erholt.
Rückblickend bezeichnet Alice Salomon diese Zeit zwischen ihrem 15. und 20. Lebensjahr als „die unglücklichste meines Lebens“. (Salomon 1928, S.6, in: Berger S.18)
2.2 Einschnitte
Im Dezember 1893 bekommt Alice Salomon wie viele Frauen ihres Wohnbezirks eine Einladung zur Gründungsversammlung der „Mädchen- und Frauengruppe für soziale Hilfsarbeit“.
Die bürgerlichen Mädchen und Frauen sollen ehrenamtlich unter fachlicher Anleitung praktische Arbeit leisten, die durch eine theoretische Ausbildung, Vorträge über Wohlfahrtspflege und Staatsbürgerkunde, ergänzt wird.
Zuerst hilft Alice Salomon in einem Mädchenhort, dann macht sie Hausbesuche bei Menschen, die einen Unterstützungsantrag bei der „Auskunftsstelle für Wohlfahrtsanstalten“ gestellt haben.
Diese Kontakte und Einblicke in andere Lebenssituationen, speziell auch von Frauen, verändern ihre Sichtweisen radikal.
Unterstützt wird Alice Salomon dabei von ihrer mütterlichen Freundin und Mentorin Jeanette Schwerin.
Diese bringt sie auch in Kontakt mit führenden Persönlichkeiten der deutschen Frauenbewegung. Und als Jaenette Schwerin 1898 wegen einer Erkrankung nicht zum Treffen des BDF (Bund deutscher Frauenvereine) fahren kann, fährt Alice Salomon allein.
Bis 1899 bilden sich ihre drei wesentlichen Interessenschwerpunkt heraus: die praktische soziale Arbeit, die Frauenbewegung und die internationale Arbeit.
1898 gründet sie zusammen mit anderen das erste „Arbeiterinnen Clubheim“ in Berlin.
Nach dem Tod von Jaenette Schwerin wird Alice Salomon Vorsitzende der Berliner Gruppen.
Im selben Jahr startet der erste Jahreskurs für „ehrenamtliche Berufsarbeit in der Wohlfahrtspflege“ unter ihrer Leitung, der eine berufliche Ausbildung in sozialer Arbeit ermöglicht.
1900 schließlich wird Alice Salomon jüngstes Mitglied im Vorstand des BDF, wird Schriftführerin und später bis 1920 dann stellvertretende Vorsitzende.
2.3 Studium und Promotion
Auf der Doktorfeier von Else von Richthofen im Jahre 1900 kommt Alice Salomon näher in Kontakt mit Professor Max Sering, der sie bestärkt, einen Antrag auf Zulassung zum Gaststudium zu stellen, denn in Preußen wurden Frauen erst 1908 offiziell zum Studium zugelassen.
Im Sommersemester schreibt sich Alice Salomon schließlich für die Fächer Nationalökonomie und Sozialwissenschaften an der Friedrich- Wilhelm- Universität in Berlin ein.
Die Nationalökonomie ist zu dieser Zeit eine Disziplin, „die sich mit soziologischen Methoden der sozialen Fragen“ beschäftigt. (Vgl. Kuhlmann 2000, S. 95)
„Nach Elisabeth Gnauck-Kühne konnte die nationalökonomische Wissenschaft damals geradezu als „Fachausbildung für die soziale Arbeit“ bezeichnet werden.“ (Kuhlmann 2000, S.95)
Die Gebühren für die Universität verdient sich Alice Salomon mit volkswirtschaftlichem Unterricht und durch eigene Publikationen.
Eine wissenschaftliche Hausarbeit, die sie im dritten Semester für Professor Adolf Wagner über die „Böhm-Bawerksche Grenz-Nutzentheorie“ verfaßt, beeindruckt so, daß sie ermuntert wird, diese These in einer Dissertation weiter auszuführen.
1906 gelingt es Alice Salomon schließlich, gegen alle Widerstände erfolgreich zum Dr. phil. zu promovieren.
Allerdings schlägt sie danach keine wissenschaftliche Laufbahn ein, sondern kehrt zu ihrer früheren Arbeit zurück und gibt außerdem volkswirtschaftlichen Unterricht an Fachschulen für Frauen.
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- Quote paper
- Dunja Droske (Author), 2004, Alice Salomons wichtigste theoretische Beiträge zur Sozialen Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21767
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