Der Blaubartstoff, der auf das Märchen Blaubart von Charles Perrault zurückgeht, ist im Verlauf der Zeit häufig aufgegriffen und verändert worden. Diese Veränderungen reichen von geringen Abweichungen und leicht veränderten Darstellungsweisen bis zu Erzählungen, die nur noch Elemente des Blaubartstoffes enthalten und teils durch die Weiterentwicklung des Menschenbildes, wie bei Frischs Darstellung, in der die Scheidung bereits möglich war, geprägt sind.
Max Frisch soll seine Anregungen nach Walter Schmitz (1985: 152) durch die Erzählungen von Ingeborg Bachmann Der Fall Franza und Anatole Frances Blaubarts sieben Frauen erhalten haben. Die Motivation durch Bachmann ergibt sich vermutlich aus der Tatsache, dass die beiden früher eine Beziehung geführt haben. Anatole France hat die Blaubartthematik umgedreht und Blaubart als einen unschuldigen, gütigen Menschen dargestellt, der aufgrund seiner Schüchternheit immer an die falschen Frauen gerät, die ihn ausnutzen, betrügen oder hintergehen. Frisch interessierte sich in seinen Texten eine Zeit lang sehr dafür, den Mann neben der Frau unschuldig darzustellen, wodurch er sich wahrscheinlich von France inspirieren ließ.
Diese Arbeit beabsichtigt eine Untersuchung vorzunehmen, wie Max Frisch und Ingeborg Bachmann mit der Blaubartthematik umgingen und welche Bezüge, Konvergenzen und Divergenzen zum ursprünglichen Blaubart nach Perrault bzw. zwischen den beiden Darstellungen bestehen. Dabei soll der Schwerpunkt auf die jeweilige Darstellung der Beziehung zwischen Mann und Frau bzw. Täter und Opfer und das dahinter stehende Machtverhältnis gelegt werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Täter und Opfer bei Charles Perrault
2.1 Perraults Blaubart
2.2 Die Frauen bei Perrault
2.3 Fazit
3 Täter und Opfer bei Ingeborg Bachmann
3.1 Jordan
3.2 Franza
3.3 Fazit
4 Täter und Opfer bei Max Frisch
4.1 Herr Schaad
4.2 Rosalinde Zogg
4.3 Fazit
5 Schlussbetrachtungen
6 Literatur
1 Einleitung
Der Blaubartstoff, der auf das Märchen Blaubart von Charles Perrault zurückgeht, ist im Verlauf der Zeit häufig aufgegriffen und verändert worden. Diese Veränderungen reichen von geringen Abweichungen und leicht veränderten Darstellungsweisen bis zu Erzählungen, die nur noch Elemente des Blaubartstoffes enthalten und teils durch die Weiterentwicklung des Menschenbildes, wie bei Frischs Darstellung, in der die Scheidung bereits möglich war, geprägt sind.
Max Frisch soll seine Anregungen nach Walter Schmitz (1985: 152) durch die Erzählungen von Ingeborg Bachmann Der Fall Franza und Anatole Frances Blaubarts sieben Frauen erhalten haben. Die Motivation durch Bachmann ergibt sich vermutlich aus der Tatsache, dass die beiden früher eine Beziehung geführt haben. Anatole France hat die Blaubartthematik umgedreht und Blaubart als einen unschuldigen, gütigen Menschen dargestellt, der aufgrund seiner Schüchternheit immer an die falschen Frauen gerät, die ihn ausnutzen, betrügen oder hintergehen. Frisch interessierte sich in seinen Texten eine Zeit lang sehr dafür, den Mann neben der Frau unschuldig darzustellen, wodurch er sich wahrscheinlich von France inspirieren ließ.
Diese Arbeit beabsichtigt eine Untersuchung vorzunehmen, wie Max Frisch und Ingeborg Bachmann mit der Blaubartthematik umgingen und welche Bezüge, Konvergenzen und Divergenzen zum ursprünglichen Blaubart nach Perrault bzw. zwischen den beiden Darstellungen bestehen. Dabei soll der Schwerpunkt auf die jeweilige Darstellung der Beziehung zwischen Mann und Frau bzw. Täter und Opfer und das dahinter stehende Machtverhältnis gelegt werden.
2 Täter und Opfer bei Charles Perrault
2.1 Perraults Blaubart
Bei Perrault wird der Blaubart sehr wohlhabend dargestellt. Er hat jedoch einen blauen Bart, was ihn so hässlich macht, dass ihn alle Frauen meiden. Dazu kommt die Tatsache, dass er schon mehrere Frauen hatte, von denen man nicht weiß, was aus ihnen geworden ist. Der Leser erfährt, dass sich ein junges Mädchen nach anfänglichem Sträuben dazu entschließt, Blaubart zu ehelichen, weil „der Herr des Hauses (…) gar keinen so blauen Bart mehr [habe] und (…) ein höchst ehrenwerter Mann [sei]“ (Perrault, 1998: 83). Blaubart verbietet ihr in seiner Abwesenheit eine kleine Kammer zu betreten, um sie auf die Probe zu stellen. Als er feststellt, dass sie sich nicht an sein Verbot gehalten hat, wird er sofort ungeduldig, drohend und grausam: „[A]ber Blaubart hatte ein Herz, das war härter als Stein.“( Perrault, 1983: 87). Er beabsichtigt, ihr mit einem Hirschfänger den Kopf abzuschlagen, was aber verhindert werden kann.
2.2 Die Frauen bei Perrault
Bei Perrault tritt nur die siebente Frau auf. Genau wie der Blaubart hat sie keinen Namen. Es wird nichts Weiteres über ihr Äußeres gesagt, als dass sie wunderschön ist. Des Weiteren erfährt man, dass sie sehr
ungeduldig und neugierig ist, da sie sogleich in die ihr verbotene Kammer gucken möchte. Dabei ist sie so sehr von ihrer Neugier geplagt, dass sie ihre Gäste allein lässt und so schnell die Treppe herunter läuft, dass sie sich fast den Hals bricht. Ihre Brüder retten sie am Ende; eigenständig wäre sie wohl nicht dazu in der Lage gewesen.
2.3 Fazit
Perraults Blaubart ist sehr grausam und intelligent, da er sich gekonnt verstellen kann, wenn es um die Werbung einer Frau geht. Doch nach der Eheschließung unterzieht er die Frau immer wieder der gleichen Probe, auf die jede Frau hereinfällt. Die Wiederholung dieser Probe ist bei ihm zwanghaft, da er kein Vertrauen in eine Frau aufbauen kann, was darauf beruht, dass er ein schlechtes Bild von der Frau, vor allem von der weiblichen Neugier, hat. Blaubart soll den Typ eines grausamen Mannes verkörpern, da er weder einen Namen trägt noch eigenständige Züge eines Charakters aufweist.
Er nimmt in der Beziehung eindeutig die Position des Täters und der mächtigeren Person ein. Dies gelingt ihm jedoch ausschließlich durch seine Aggressivität und Grausamkeit. Diese Tatsache und sein Zwang zur wiederholten Prüfung der Frau sprechen für seine eigene Schwäche, die er hinter seinen Aggressionen zu verbergen scheint.
Bei Perrault werden alle Frauen hilflos und unselbständig dargestellt. Die siebte entkommt zwar, aber nur durch die Hilfe ihrer Brüder. Ihr Charakter wird auch nicht dargestellt, sondern nur der Typ einer Frau. Die einzigen Eigenschaften, die ihr zugesprochen werden, sind vor allem ihre Neugier, Furcht und Reue. Menschen sollen in Märchen ihren Charakter wieder finden. Deshalb sind die Protagonisten Stellvertreter für Charaktertypen.
Die Frau nimmt hier die Opferrolle ein, aus der sie nur durch äußere Hilfe befreit werden kann. Dadurch wird der Rolle der Frau eine gewisse Abhängigkeit vom männlichen Geschlecht zugeschrieben. Darüber hinaus hat sie sich selbst in diese Notlage und somit in die Opferrolle gebracht, da sie − genau wie ihre sechs Vorgängerinnen − ihre Neugier nicht zügeln konnte. Dieses Handeln ist allen sieben Frauen gemein, was ein allgemeines Bild der Frau entwirft, das von Neugier und Schwäche geprägt ist.
3 Täter und Opfer bei Ingeborg Bachmann
3.1 Jordan
Bei Ingeborg Bachmann tritt der Blaubart, Leopold Jordan, nicht handelnd auf, sondern es wird lediglich über ihn gesprochen. Er ist ein wohlhabender, angesehener Psychiater in der Wiener Gesellschaft und verspürt den Drang, alles untersuchen zu wollen: „Warum ist mir [Franza] das nie aufgefallen, da[ss] er alle Menschen zerlegte, bis nichts mehr da war, nichts geblieben außer einem Befund [.] (…) [E]r konnte keinen Menschen verlängert sehen, über seine Grenze hinaus, die er ihm setzte. “ (Bachmann, 1966: 402-403). Scheinbar hat er Angst, dass ihm ein Mensch oder eine Situation aus der Kontrolle geraten könnte.
Er betrachtet alles rein wissenschaftlich, scheinbar nicht dazu in der Lage, Berufliches und Privates zu trennen. Dabei geht es ihm nicht mehr um den entsprechenden Menschen, sondern nur noch um sein Forschungsobjekt. Trotz seiner angesehenen Stellung in der Gesellschaft, in der er sich absolut korrekt verhält, ist er ein kranker Mann.
Jordan geht in seinem Zerstörungstrieb der Frau sehr berechnet und taktisch vor. Er lässt Franza immer wieder Notizen über sie finden, Notizen wie: „F’s Vorliebe für Zungenku[ss] Stopp[p], Gier nicht Sinnlichkeit stop[p] (…) F. bei Telefongespräch beobachtet. F. vermutlich lesbisch. (…) F. zur Rede gestellt. F. bittet um Verzeihung, hätte E. nie getan. Insofern Unterschied. stop[p].“ (Bachmann, 1966: 407-408), von denen er weiß, dass sie sie neugierig auf weitere machen, wodurch sie sich anfängt, quälende Fragen über seine Person zu stellen.
Was andere Mädchen auch wollen, ich mu[ss] wohl getrieben worden sein, ins letzte Zimmer zu schauen, der Amnadostrieb [das ist der Opferlammtrieb], die Blaubartehe, auf das letzte Zimmer neugierig, auf geheimnisvolle Weise und zu geheimnisvolle Zwecken getötet zu werden und mich zutodrätseln an der einzigen Figur, die für mich nicht durchschaubar war. (Bachmann, 1966: 400)
Hier wird der Bezug zu Perrault durch das Vergleichen der Situation mit den Zimmern hergestellt. Franza beginnt sich derart in die Situation hineinzusteigern, dass sie plötzlich manchmal keine Luft mehr bekommt, woraufhin er ihr Medikamente gibt, um das „Gehabe“ (Bachmann, 1966: 406) zu vermeiden. Unter „Gehabe“ versteht sie Ängste, die sie künftig plagen, die psychosomatische Formen anzunehmen scheinen, und vollkommen berechnet von Jordan ausgelöst worden sind. Zu dem Zeitpunkt wird ihr klar, dass er beabsichtigt, sie zu ermorden: „Ich werde ermordet, helft mir.“ (Bachmann, 1966: 406). Sie weiß jedoch nicht, an wen sie sich wenden könnte, da sie keinerlei Beweise hat. In den Notizen wird klar, dass er sie nicht als seine ihm gleichberechtigte Frau ansieht, sondern als seinen Fall. Genau wie seine Ex-Frau, E., mit der er Franza vergleicht. Jordan war wie Perraults Balubart auch schon mehrmals verheiratet. Scheinbar hat er seine anderen Ehefrauen genauso weit gebracht wie Franza, da die eine sich nicht mehr aus dem Haus traute und die andere sich umbrachte. Auch Franza begeht nach ihrer Flucht und dem langen Kampf, den sie dagegen führte, Selbstmord.
3.2 Franza
Franza ist die dritte Ehefrau von Jordan und wird aus der nüchternen Erzählinstanz ihres Bruders Martin beschrieben. Sie ist ein sehr sensibeler Mensch, passt sich ihrem Ehemann vollkommen an und verleugnet
ihre Vergangenheit. In ihrer Kindheit hatte sie eine innige Beziehung zu Martin, den sie früher beschützt hat und nun umgekehrt von ihm abhängig ist, womit er überfordert wird. In der Ehe zu Jordan ist sie ein anderer Mensch geworden, eine schicke Dame, die in gehobenen Kreisen verkehrt.
Jordan zerstört sie psychisch. Auf der anderen Seite lässt sie sich zerstören, weil sie sich seiner Intelligenz
unterwirft, keine andere Lösung als das Weglaufen kennt und das Gewesene nicht überwinden kann. Für ihre Schwäche spricht auch, dass sie ihn nur fürchten und nicht hassen kann. An einer Textstelle gibt sie an, dass er ihr alle ihre Eigenschaften genommen habe, sogar ihr Lachen. Dies gelingt ihm vor allem durch sein sachliches Vorgehen:
Das waren englische Küsse [Franzas erste Küsse]. Jordan, der ohne Interpretation keinen Satz durchgehen ließ, unterbrach sie, das ist allerdings interessant, was du da sagst, englische Küsse, das ist eine Fehlleistung, denn du wirst gemeint haben angelische, und sie sagte heftig, nein, aber nein, und er sagte, unterbrich mich bitte nicht immer, und er studierte das kleine Problem und analysierte ihre Küsse, von der sprachlichen Seite her und dann von der Erlebnisseite, und Frieden und Sire fielen nun endgültig unter den Tisch, unbrauchbar. Franza ließ sich, angestrengt zuhörend, analysieren und unterbrach ihn nicht mehr, bis sie ihre englischen Küsse gewogen, zerlegt und pulverisiert, eingeteilt und untergebracht wu[ss]te, sie waren nun säuberlich und sterilisiert an den richtigen Platz in ihrem Leben und mit dem richtigen Stellenwert gekommen. (Bachmann, 1966: 384)
Barbara Agnese bezeichnet die hier beschriebene Gewalttätigkeit Jordans als ein reduktionistisches Rationalisierungsverfahren, in dem der andere zum erschaffenden Gegenstand einer Theorie wird. Dabei geht es ihm nicht darum, Franzas Natur zu erkennen, sondern er will etwas erzwingen, wozu er pseudo-wissenschaftliche Mittel benutzt, um Franza geistig zu enteignen und die Natur des Opfers zum Schweigen zu bringen. Agnese bezeichnet die Mystifikation der Sprache als Hauptbeispiel des raffinierten Verbrechens (Agnese, 1989: 205-206). Nachdem er sie ihres eigenen Wesens beraubt hat, ist sie hilflos, regelrecht entmenschlicht, ein „Spätschaden“ (Bachmann, 1966: 407) − wie sie sich selbst bezeichnet − und hat vor allem ihre eigenständige Lebensfähigkeit verloren. Das wird besonders deutlich, als sie nicht mal mehr fähig ist, Martin zu sagen, dass sie Hilfe braucht. Dies deutet darauf hin, dass sie ihre Sprache verloren hat bzw. die Fähigkeit diese für ihre Zwecke und Bedürfnisse zu gebrauchen:
Franza wand sich im Schlamm, in den Mund rann der Sand, in die Augen, sie erstickte schon. Noch eine Regung, dann würde sie wirklich ersticken. Wenn sie schrie, dann würde der Sand zustoßen und ihr die Luftröhre füllen. Martin zog sie hoch, und es gelang ihm nicht, sie zu bewegen, er schlug die erstarrten Schlammstücke von ihr. Warum hast du denn nichts gesagt, warum sagst du denn nichts! Sie taumelte ins Wasser mit tränenden Augen, spuckte den Sand aus, tauchte in den Nil. Ich wollte ja schreien. Aber ich habe ja nie schreien können. (Bachmann, 1966: 433-434)
Diese Hilflosigkeit wird auch noch in Form einer Gesellschaftskritik deutlich: „Ich werde ermordet, helft mir. Das hätte ich sagen müssen, aber stell dir vor, in dieser Gesellschaft, wenn einer kommt und sagt: ich
werde ermordet. Bitte wie und von wem und warum, bitte Angaben, Beweise.“ (Bachmann, 1966: 406-407). Darüber hinaus löst das, was Jordan ihr angetan hat, bei ihr eine Entwicklung aus, in der sie sich fragt, wie man danach noch weiterleben kann und in der sie sich bewusst wird, dass sie ein „Spätschaden“ ist. Diese Entwicklung ist verbunden mit der intensiven Wahrnehmung der Ungerechtigkeit und des Leids
in der Welt. Nach Sabine Grimkowski hat Franza vor der Ehe „in der Magie ihrer Bedeutungen gelebt“ (Grimkowski, 1992: 64). Durch Jordan wird sie mit den Gesetzen einer Welt konfrontiert, in der Humanität innerhalb eines gemeinsamen Zusammenlebens weitgehend ausgelöscht ist. Diese Erkenntnis bringt ihr nach Grimkowski den Tod, da sie von nun an überall Spuren der Barbarei entdeckt und an einer solchen Welt nicht teilhaben kann. Agnese gibt an, dass die öffentlichen historisch-politischen Gewaltbilder in der Bachmannschen Prosa eine neue, ausschließlich auf das Individuum zentrierte Dimension gewinnen. Dies beschreibt sie „[a]ls ob die Gewalt von einer öffentlichen immer mehr auf eine private Bühne überginge, um schließlich und unauslöschlich im Innenleben der einzelnen zu erstarren. (…) Die geschichtliche Erfahrung des Nationalsozialismus und des Faschismus wird bei Bachmann zum bevorzugten Bild, um die geheime Gewalt der sakrifiziellen Beziehungen zwischen Menschen in der Gegenwart zu schildern[.] (Agnese, 1989: 203-204). Dies ist im Text sehr deutlich, da er ständig auf den Nationalsozialismus anspielt. Zum einen, weil Jordan mit Franza ein Buch über die Versuche der Deutschen schrieb, wegen des Auftritts des untergetauchten Doktor Körners und wegen der direkten Verbindung zwischen Jordan und den Methoden des Nationalsozialismus:
Heut [N]acht hab ich [Franza] geträumt, ich bin in einer Gaskammer, ganz allein, alle Türen sind verschlossen, kein Fenster, und Jordan befestigt die Schläuche, und lä[ss]t das Gas einströmen[.] (Bachmann, 1966: 407)
Du sagst Faschismus, das ist komisch, ich habe das noch nie gehört als Wort für ein privates Verhalten (…) [U]nd ich habe es bisher nicht bemerkt, wenn die Sadisten nicht nur auf psychiatrischen Abteilungen und in den Gerichtssälen zu finden sind, sondern unter uns sind, mit blütenweißen Hemden und Professorentitel, mit den Folterwerkzeugen der Intelligenz[.] (Bachmann, 1966: 403-404)
Darüber hinaus gerät Franza in Panik, als sie eine brutal gefesselte Frau in Kairo sieht: „Immer wird diese Frau in Kairo sein, Franza nickte, ich bin die Frau geworden, das ist es. (…) Ich liege dort an ihrer statt. Und mein Haar wird, zu einem langen, langen Strick gedreht, von ihm [Jordan] in Wien gehalten. Ich bin gefesselt, ich komme nie mehr los.“ (Bachmann, 1966: 459-460).
Als weiteres Bild des Leids begleitet sie in ihrem Prozess der Kolonialismus. Sie macht sich Gedanken über die Papuas, die australischen Ureinwohner. Diese sterben aus, ohne dass man dies medizinisch erklären kann: „[E]s ist eine tödliche Verzweiflung bei den Papuas, eine Art des Selbstmordes, weil sie glauben, die Weißen hätten sich all ihrer Güter auf magische Weise bemächtigt[.]“ (Bachmann, 1966: 413). Franza reflektiert weiter, dass Jordan ihr auch ihre Güter, wie z.B. ihr Lachen, ihre Zärtlichkeit, ihre Animalität und ihr Strahlen, genommen hat, weshalb sie zu dem Schlu[ss] kommt: „[I]ch bin eine Papua[.] (Bachmann, 1966: 414). Von all diesem Leid hat sie keinen Abstand mehr, sondern verbindet sich regelrecht damit. Anspielungen auf die Ungerechtigkeit des Kolonialismus finden sich immer wieder in ihren Gedanken. Diese innerlichen Gedanken begleiten ihre physische Zerstörung. Immer öfter hat sie ihre Anfälle: Atemnot, Schwindelanfälle, Angst und leichte Wahnvorstellungen, die daran deutlich werden, dass sie sich beispielsweise mitten am Tisch in Gesellschaft vom Nil bedroht fühlt.
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- Citar trabajo
- Angelina Kalden (Autor), 2003, "Blaubart" - Ein Vergleich zwischen den Darstellungen Max Frischs und Ingeborg Bachmanns mit Schwerpunkt auf die Täter-Opfer-Beziehungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21716
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