„[Wenn nämlich ein Staat viele große Gefahren überstanden und eine hervorragende, unbestrittene Machtstellung erreicht hat, dann wird infolge des Wohlstandes, der sich für längere Zeit in diesem Staat heimisch macht, offensichtlich die Lebensführung aufwendiger, und die Bürger zeigen mehr Ehrgeiz als nötig bei der Bewerbung um die Ämter und bei anderen Vorhaben.]“
(Pol. Hist. 6, 57, 5.)
Der Wahlkampf in der Römischen Republik kannte weder politische Programme noch Parteien im modernen Sinn, dafür Politiker, die jährlich wechselten, mit ihren persönlichen Finanzen hafteten und mit maximalen Einsatz für politische Ämter kandidierten, welche unbesoldet waren. Im zweiten Jahrhundert vor Christus nahm der Ansturm auf diese Ämter, insbesondere auf das höchste, das Konsulat, zu und einige Spezifika und Modifikationen des Wahlvorgangs kristallisierten sich, bzw.stellten sich als notwendig heraus.
Die genaue Betrachtung dieser Vorgänge erscheint dahingehend als sinnvoll um das spezielle und sehr komplexe politische System der fast 500 Jahre existierenden Römischen res publica, welches bis etwa zur Mitte des 2. Jahrhundert besonders gefestigt erschien, zu verstehen. Die Königsdisziplin (sic!) der politischen Akteure, der Kampf um das Oberamt, muss dabei als ein Vorgang mit zahlreichen stereotypen Erscheinungen begriffen werden, der für die Römische Republik und das Römische Selbstverständnis kennzeichnend sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das politische System Roms als bestimmender Faktor der Macht
- Polybios: Charakterisierung der Verfassung als ein Konglomerat mit demokratischen, aristokratischen und monarchischen Elementen - Volksversammlung, Senat, Konsulat - cursus honorum, lex villia annalis - mos maiorum
- Das Patronage-, bzw. Klientelsystem-Das Verhältnis zwischen Stadtadel und Volk - Jovialität
- Der Wahlkampf
- Voraussetzungen der Kandidaten, „Stimmenfang“ und Ablauf der Wahl
- Spezifika/Modifikationen im 2. Jahrhundert: lex villia annalis, die Geheime Abstimmung - die Einführung der Stimmtäfelchen, ambitus
- Die Rolle der öffentlichen Kommunikation als symbolische Vermittlung zwischen Regierenden und Regierten
- Die Responsivität der Außenpolitik auf den Wahlkampf - Militärische Erfolge und steigender Aufwand auf dem Weg zum Konsulat
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Wahlkampf in der Römischen Republik im 2. Jahrhundert v. Chr. und analysiert, wie sich der Kampf um das Oberamt in dieser Zeit verstärkte. Dabei wird das politische System Roms als Rahmenbedingung des Wahlkampfes betrachtet, insbesondere die Institutionen, die den cursus honorum prägten sowie das Patronageverhältnis zwischen römischer Aristokratie und Volk.
- Das politische System der römischen Republik und die Institution des cursus honorum
- Das Patronageverhältnis zwischen römischer Aristokratie und Volk
- Der Wahlkampf in der römischen Republik: Voraussetzungen, "Stimmenfang" und Ablauf
- Öffentliche Kommunikation und symbolische Vermittlung zwischen Regierenden und Regierten
- Der Einfluss der römischen Expansionspolitik auf den Wahlkampf
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext des Wahlkampfes in der römischen Republik beleuchtet und die Forschungsfrage stellt: Warum verschärfte sich der Kampf um das Oberamt im 2. Jahrhundert v. Chr.? Das zweite Kapitel analysiert das politische System Roms als Fundament des Wahlkampfes, wobei der Fokus auf die politischen Institutionen und das Patronageverhältnis zwischen römischer Aristokratie und Volk liegt. Im dritten Kapitel wird der Wahlkampf selbst betrachtet: Die Voraussetzungen der Kandidaten, der "Stimmenfang" und der Ablauf der Wahl werden detailliert dargestellt, wobei auch Spezifika des 2. Jahrhunderts wie die lex villia annalis und die Einführung der geheimen Abstimmung behandelt werden. Das vierte Kapitel beleuchtet die Rolle der öffentlichen Kommunikation als symbolische Vermittlung zwischen Regierenden und Regierten in der römischen Republik. Schließlich analysiert das fünfte Kapitel den Einfluss der römischen Expansionspolitik auf den Wahlkampf und untersucht, wie militärische Erfolge und der steigende Aufwand auf dem Weg zum Konsulat die politische Landschaft veränderten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen: römische Republik, 2. Jahrhundert v. Chr., Wahlkampf, Konsulat, cursus honorum, Patronage, Klientel, öffentliche Kommunikation, Expansionspolitik, militärische Erfolge, ambitus, lex villia annalis, mos maiorum, Polybios, Livius, Cicero.
- Quote paper
- B.A. Sven Brajer (Author), 2013, Der Kampf um das Oberamt in der Römischen Republik im 2. Jahrhundert vor Christus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215905