Es gibt laut Neuberger keine wahren oder richtigen Definitionen des Mobbings, sondern nur zweckmäßige. Es sind Vorschläge, sich auf eine bestimmte Sichtweise zu verständigen. Sie beschreiben Wirklichkeitsausschnitte so, dass die anderen sie genauso sehen können.
Der Begriff Mobbing wird vom Englischen „to mob“ hergeleitet.
„to mob“ = (jemanden) bedrängen, anpöbeln, attackieren, angreifen; über jemanden herfallen; sich zusammenrotten
Das semantische Umfeld des Begriffs wird durch Umschreibungen charakterisiert, die in den Texten über Mobbing auftauchen: Psychoterror, Kleinkrieg, Kollegen- Killing, Fertigmachen, Psychostress, Wegekeln, Rufmord, Pöbeleien, pausenloses Kompetenzgerangel, Tratsch, Demütigungen, Erpressungen, Schikanen, Intrigen, Machtspiele u.ä.
1. Was ist Mobbing? Beschreibungen / Definitionen
„Jemand spielt einem übel mit und man spielt wohl oder übel mit“
Oswald Neuberger (1999)
Es gibt lt. Neuberger keine wahren oder richtigen Definitionen des Mobbings, sondern nur zweckmäßige. Es sind Vorschläge, sich auf eine bestimmte Sichtweise zu verständigen. Sie beschreiben Wirklichkeitsausschnitte so, dass die anderen sie genauso sehen können.
Der Begriff Mobbing wird vom Englischen „to mob“ hergeleitet.
„to mob“ = (jemanden) bedrängen, anpöbeln, attackieren, angreifen; über jemanden herfallen; sich zusammenrotten
Das semantische Umfeld des Begriffs wird durch Umschreibungen charakterisiert, die in den Texten über Mobbing auftauchen: Psychoterror, Kleinkrieg, Kollegen- Killing, Fertigmachen, Psychostress, Wegekeln, Rufmord, Pöbeleien, pausenloses Kompetenzgerangel, Tratsch, Demütigungen, Erpressungen, Schikanen, Intrigen, Machtspiele u.ä.
‚Mobbing‘ wird 1976 von Brodsky, einem amerikanischen Arbeitsrechtler, wie folgt definiert:
„Beeinträchtigendes Verhalten beinhaltet wiederholte und fortdauernde Versuche einer Person, eine andere Person zu quälen, zu zermürben zu frustrieren oder sie zu einer Gegenreaktion zu provozieren. Es ist eine Behandlung, die eine andere Person fortdauernd provoziert, unter Druck setzt, ihr Angst einjagt, sie einschüchtert oder ihr auf andere Weise Unannehmlichkeiten bereitet... . Das Problem beginnt, wenn die Beeinträchtigung exzessiv ist oder wenn die Toleranz des Beeinträchtigten für eine solche Behandlung niedrig ist und er sie als negative Einschüchterung erlebt“.
(Neuberger; 1999, S.4)
Die erste, die das Schlagwort Mobbing einer breiteren Öffentlichkeit in Deutschland nahegebracht hat, war Monika Moebius. Sie veröffentlichte 1988 in der Zeitschrift ‚Psychologie heute‘ ihren Beitrag „Psychoterror im Betrieb“. Ihre Definition:
„Sozialen Stress nennen Arbeitspsychologen, was sich in der Arbeitswelt tagtäglich zwischen Kollegen und Vorgesetzten an Ärger, Streit, Schikanen und übler Nachrede abspielt. Als Psycho- Terror, der langfristig die Opfer krank macht ...“
(Neuberger; 1999; S.2)
Einem schwedischen Psychologen und Psychiater, Heinz Leymann, verdankt die breite Öffentlichkeit die Sensibilisierung des Themas „Mobbing“.
Mit Mobbing ist lt. Leymann eine kommunikative Situation gemeint, die für den Einzelnen gravierende psychische (und somit auch körperliche) Folgen mit sich zu bringen droht. Mobbing ist ein zermürbender Handlungsablauf. Einzelne Handlungen werden erst dann zum Mobbing, wenn sie sich ständig wiederholen.
(Leymann, 1993, S.21)
Eine praxisrelevante Definition von Mobbing gibt Walter:
„Mobbing bezeichnet Konflikte,
- bei denen alle nur verlieren;
- bei denen auf die Dauer einzelne Personen deutlich unterliegen. Und zwar nicht nur in bezug auf diesen einen Konflikt, sondern mit ihrer ganzen Persönlichkeit;
- die nichts mehr mit der Suche nach einer Lösung, einem Kompromiss zu tun haben, sondern die nur um ihrer selbst willen geführt werden;
- die aus unsichtbaren, irrationalen Interessen geführt werden;
- bei denen Verhaltensweisen an den Tag gelegt werden, die alle Parteien grundsätzlich verurteilen und für die beide Seiten keine Verantwortung übernehmen;
- bei denen die Parteien sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich machen;
- bei denen ein sichtbarer Streitgrund, der rational zu lösen wäre, nicht oder nicht mehr erkennbar ist;
- bei denen alle Beteiligten eine rationale Auseinandersetzung ablehnen und auf der in ihren Augen berechtigten emotionalen Position bestehen;
- die sich durch beiderseitige Hilflosigkeit auszeichnen“
(Walter, 1993, S.38)
Ulrike Brommer sagt, dass Mobbing keine Mode- Erscheinung ist. Mobbing ist eine sehr ernste, eine sehr traurige, oftmals eine sehr tragische Angelegenheit, die die dunklen, destruktiven Seiten des zwischenmenschlichen Umgangs sehr deutlich offenbart (das herzlose ‚Miteinander‘).
(Brommer, 1995, S.7)
Oswald Neuberger präsentiert eine Sammlung von Definitionen von Mobbing. Einige Beispiele:
Niedl (1995):
„Unter Mobbing am Arbeitsplatz werden Handlungen einer Gruppe oder eines Individuums verstanden, denen von einer Person, die diese Handlungen als gegen sie gerichtet wahrnimmt, ein feindseliger, demütigender oder einschüchternder Charakter zugeschrieben wird. Die Handlungen müssen häufig auftreten und über einen längeren Zeitraum andauern. Die betroffene Person muss sich zudem aufgrund wahrgenommener sozialer, ökonomischer, physischer oder psychischer Charakteristika außerstande sehen, sich zu wehren oder dieser Situation zu entkommen.“
Prosch (1995):
„Mobbing stellt einen sozialen Konfliktprozess dar, in dessen Verlauf mit zunehmender Eskalation eine Personifizierung von Streitpunkten stattfindet. Der Ursprung der Entstehung liegt primär in strukturellen und sozialen Faktoren, die sich auf das Verhaltensmuster der am Konfliktprozess beteiligten Personen auswirken.
Die dabei gezeigten Konfliktverhaltensweisen sind gekennzeichnet durch systematische feindselige Handlungen, die von einem Individuum oder einer Gruppe nachhaltig gegen eine bestimmte Person gerichtet werden, welche dem Konflikt auf Dauer deutlich unterliegt und für diese Person, wie auch für den Betrieb negative Folgen mit sich bringen.“
Die von Leymann mitbegründete „Gesellschaft gegen psychosozialen Stress und Mobbing e.V.“ schlägt folgende Definition vor:
„Unter Mobbing wird eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen verstanden, bei der die angegriffene Person unterlegen ist (1) und von einer oder einigen Personen systematisch, oft (2) und während längerer Zeit (3) mit dem Ziel und/ oder dem Effekt des Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis (4) direkt oder indirekt angegriffen wird und dies als Diskriminierung empfindet.“
(Neuberger, 1999, S.13ff)
Axel Esser, ein Arbeitspsychologe, beschreibt:
Beschäftigte oder Vorgesetzte handeln feindselig gegen eine einzelne Person. Die Feindseligkeit wird in einer Grauzone zwischen erlaubten und verbotenen Handlungen ausgetragen. Sie wird oft intrigant (verdeckt, versteckt oder anonym) vorgetragen. Die Angriffe werden so geplant, dass die Böswilligkeit nur schwer zu beweisen ist. Bevorzugt werden Arglosigkeit und Schwachstellen des Opfers ausgenutzt. Alle Möglichkeiten zu einer gleichberechtigten Auseinandersetzung werden ausgeschlossen. Es wird versucht, die Möglichkeit der Gegenwehr zu vereiteln oder systematisch zu untergraben. Die Feindseligkeit wird über längere Zeit ausgeübt.
(Esser, 1997, S.20)
Oswald Neuberger behauptet:
‚Mobbing‘ ist ein moderner Aufhänger, der es erlaubt, Erfahrungen und Probleme zu thematisieren, die vorhanden waren, aber nicht als eigener Komplex ausgesondert und aufbereitet wurden. Die Qualität der sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz war schon immer ein wichtiges Thema. Der Psychoterror bei der Arbeit hat nur einen neuen Namen bekommen und nicht zuletzt durch geschickte Marketing- Strategie ist er zum öffentlichen Thema geworden.
Und er argumentiert, dass ein neuer Name in einer wissenschaftlichen Diskussion durchaus vorteilhaft werden kann:
„Man muss sich weder mit der bisherigen Forschungsgeschichte, noch mit konkurrierenden Ansätzen beschäftigen – weil man ja etwas ‚Neues‘ untersucht – und kann sich auf diese Weise gegen Kritik immunisieren. Das mündet in die Strategie, externe KritikerInnen mit dem Argument von der Diskussion auszuschließen, sie verstünden nichts von der Sache, so wie sie die Eingeweihten nun einmal definierten.“
(Neuberger, 1999, S.7 f.)
Er sagt auch, dass am Mobbing–Diskurs sich „nicht nur Betroffene, sondern auch Parasiten“ beteiligen. Als letztere meint er Journalisten, Berater, Wissenschaftler, Therapeuten, Gewerkschafter, Kirchenleute und Sozialpolitiker. Sie alle engagieren sich nur aus eigenen Interessen (Artikel, Talkshows, Ratgeberliteratur, Anti-Mobbing-Kurse, Forschungsprojekte, Hilfsangebote, usw.) und nach eigenen Regeln.
Mobbing aus der Sicht der Wissenschaft, nach Leymann:
„Mobbing besteht aus systematischen Angriffen, die sehr oft (mindestens einmal die Woche) und über längere Zeit (mindestens ½ Jahr) ausgeübt werden. Die Angriffsformen bestehen aus einem Katalog von 45 Handlungen. Sie lassen sich in drei Themenbereiche zusammenfassen:
- die Kommunikation einschränken,
- das Ansehen angreifen,
- die Arbeitsaufgabe manipulieren.
(Walter, 1993, S. 25f.)
Mobbing aus der Sicht der Unternehmenspraxis nach Walter:
„Es gibt zahlreiche Fälle von psychischem Terror im Betrieb, die in viel kürzerer Zeit eskalieren. Auch wenn jemand nur über einen oder zwei Monate intensivem Terror ausgesetzt ist, der ihn in die Krankheit, in die Arbeitslosigkeit, Frührente oder schlimmstenfalls zu einem Selbstmordversuch treibt, ist er ein Mobbingopfer.“
(Walter, 1993, S.27)
Jede dieser Definitionen, so Oskar Neuberger, beinhaltet nähere Beschreibung des ‚Übels‘. Mobbing überfordert die Bewältigungsmöglichkeiten einer Person. Diese können beim einen Menschen schon nach wenigen Wochen, bei anderen erst nach Jahren so erschöpft sein, dass für andere Lebensinhalte keine Kraft mehr vorhanden ist. Diese Relativität gilt auch für die ‚Intensität‘. Was für eine Person eine Lappalie ist, kann eine andere aus dem Gleichgewicht bringen. Das Vorliegen einer systematischen zerstörerischen Feindseligkeit ist objektiv nicht zu belegen, da die Überforderung subjektiv ist.
2. Mobbing–Handlungen, Mobbingverlauf.
Mobbing – Handlungen
Leymann teilt Mobbing–Handlungen in fünf Kategorien ein:
1. Mitteilungsmöglichkeiten
2. Soziale Beziehungen
3. Soziales Ansehen
4. Qualität der Berufs- und Lebenssituation
5. Gesundheit
Die ersten drei beziehen sich auf Differenzierung kommunikativer Inhalte und Formen. Die zwei weiteren thematisieren die Qualität der Arbeit und körperliche Unversehrtheit.
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- Arbeit zitieren
- Diplom-Sozialarbeiterin (FH) Anna Breunig (Autor:in), 2001, Was ist Mobbing? Beschreibungen und Definitionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215258
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