Oyewumi verweist auf die Tatsache, dass die Geschichte des Kolonialismus aus der Sicht der Männer verfasst worden ist (Oyewumi 1997: 121), und erläutert zudem die für sie erkennbaren vier hierarchischen Kategorien, die durch die bio-logische westliche Kultur in den afrikanischen Kolonien vorherrschte: Ganz oben steht der Mann (Europäer), dann die europäische Frau, gefolgt von den Einheimischen (Afrikaner) und die Gruppe der „Others“ (Oyewumi 1997: 122), die afrikanische Frauen miteinschließt (Oyewumi 1997: 122). Trotz dieser hohen Aufmerksamkeit Oyewumi bezüglich race und gender, beschreibt sie darauffolgend, dass der afrikanischen Frau eine „doppelte Kolonialisierung“ (Oyewumi 1997: 122) wiederfährt, sowohl durch die europäische Dominanz als auch durch die von afrikanischen Männern aufgezwungene indigene Tradition (Oyewumi 1997: 122). Was die Autorin dabei unter der europäischen Dominanz versteht, bleibt beim Leser aber unklar: Handelt es sich bei den „Europäern“ nur um Männer oder waren vielleicht auch europäische Frauen dafür verantwortlich, dass afrikanische Frauen nicht nur wegen ihrer Hautfarbe, sondern auch wegen ihres Geschlechts zu „second-class subjects“ wurden (Oyewumi 1997: 128)?
Titel: Wie du mir so ich denen? – Die Unterdrückung der kolonisierten Frau durch Weiße Frauen im Kolonialismus
These: Die Anwesenheit von deutschen Frauen in den deutschen Kolonien trug entscheidend zu der Unterdrückung der kolonisierten Frauen in der durch den Kolonialismus hergestellten Öffentlichkeit bei.
Vor wenigen Wochen schaute ich mir im Kino Tarantinos „ Django Unchained“ an und beobachtete - geschult durch das Seminar - die Darstellung der Schwarzen und Weißen Frauen im kolonialisierten Umfeld. Besonders verwundert hatte mich dabei die Darstellung der Schwester von Calvin Candie, dem Besitzer der großen Plantage „Candyland“ in Mississippi: Sie sah immer schön aus, grinste meistens nur und gehorchte auf das Wort ihres Bruders. Sie erschien nicht als besonders autark. Dabei hatte ich immer, wenn ich an Weiße Frauen in den Kolonien dachte, das Bild der ausgewanderten, selbstständigen und taffen Weißen Farmerin im Kopf, die es schafft sich mit ihrer Farm, auch durch die Hilfe von schwarzen MitarbeiterInnen (nicht Sklaven) gegen die Männerwelt durchzusetzen. Ich wurde unsicher: Welche Darstellungsform war die richtige? Waren nicht beide Bilder der Weißen Frau romantisiert und sogar falsch? Wie war es denn nun aber mit den Weißen Frauen in den deutschen Kolonien? Waren sie selbstständig oder waren sie nur die „Gefährtin“ ihres Mannes, und wie verhielten sie sich gegenüber der einheimischen Bevölkerung bzw. den einheimischen Frauen?
Oyewumi verweist auf die Tatsache, dass die Geschichte des Kolonialismus aus der Sicht der Männer verfasst worden ist (Oyewumi 1997: 121), und erläutert zudem die für sie erkennbaren vier hierarchischen Kategorien, die durch die bio-logische westliche Kultur in den afrikanischen Kolonien vorherrschte: Ganz oben steht der Mann (Europäer), dann die europäische Frau, gefolgt von den Einheimischen (Afrikaner) und die Gruppe der „Others“ (Oyewumi 1997: 122), die afrikanische Frauen miteinschließt (Oyewumi 1997: 122). Trotz dieser hohen Aufmerksamkeit Oyewumi bezüglich race und gender, beschreibt sie darauffolgend, dass der afrikanischen Frau eine „doppelte Kolonialisierung“ (Oyewumi 1997: 122) wiederfährt, sowohl durch die europäische Dominanz als auch durch die von afrikanischen Männern aufgezwungene indigene Tradition (Oyewumi 1997: 122). Was die Autorin dabei unter der europäischen Dominanz versteht, bleibt beim Leser aber unklar: Handelt es sich bei den „Europäern“ nur um Männer oder waren vielleicht auch europäische Frauen dafür verantwortlich, dass afrikanische Frauen nicht nur wegen ihrer Hautfarbe, sondern auch wegen ihres Geschlechts zu „second-class subjects“ wurden (Oyewumi 1997: 128)?
Die Kolonialgeschichte – auch die deutsche – gilt, wie oben schon erwähnt, immer noch als eine reine Männergeschichte (Dietrich 2007: 283) und erscheint, egal ob in wissenschaftlichen oder in populären Darstellungen als eine männliche Domäne (Bechhaus-Gerst und Leutner 2009: 9) oder zumindest als eine geschlechtsneutrale Epoche (Momozai 2006). Aber auch deutsche Frauen wünschten sich eine „Entwicklung Deutschlands zur Kolonialmacht“ (Dietrich 2007: 237) und waren somit ab 1886 als Aktivistinnen in verschiedenen Kolonialverbänden tätig (Schilling 2009: 70).
Im Gründungsaufruf des Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft (bestehend 1907 bis 1914) können zentrale Motivationen und Argumentationsfiguren für die Auswanderung von deutschen Frauen in die Kolonien identifiziert werden (Walgenbach 2005: 86): Nach der „militärischen Unterwerfung“ (Walgenbach 2005: 86) bzw. der militärischen und wirtschaftlichen Eroberung der Kolonie durch den Mann (Walgenbach 2005: 119), sei es nun die Aufgabe der deutschen Frau, dass „Deutschtum“ zu etablieren. Die Kolonien sollten „innerlich deutsch“ werden (Eickelberg 2011). Dies sei die „nationale Pflicht“ der deutschen Frau (Walgenbach 2005: 86), und legitimiert somit die „Partizipation der deutschen Frau am kolonialen Projekt“ (Walgenbach 2005: 119). Um diese wichtigste „Legitimationsressource“ (Walgenbach 2005: 119) aufrecht zu erhalten, waren die deutschen Frauen natürlich entsprechend darum bemüht, rassistische Vorurteile zu verbreiten und zu verstärken. Durch ihre Betonung der Überlegenheit der Weißen Hausfrau und Mutter, konnten sie sich ihre „außergewöhnlich hohe soziale Mobilität“ (Loosen 2009: 44) und somit auch ihren vermuteten verbesserten Status in den Kolonien absichern. Denn viele Frauen erhofften sich mit dem Leben in den Kolonien, „ihre schlechte finanzielle Lage im Kaiserreich und die geringen Chancen auf eine berufliche Tätigkeit oder eine Versorgungsehe hinter sich zu lassen“ (Loosen 2009: 41).
Erwähnenswert ist, dass sich die Politik und auch die Kolonialverbände zunächst stark dagegen sträubten, Frauen in die Kolonialpolitik mit einzubeziehen. Erst durch das enorme Engagement kolonialbegeisterter, nationalistischer Frauen setzte sich die Überzeugung durch, dass Frauen für die koloniale Propaganda, die Organisation in den Kolonien und für die „kulturelle“ Sicherung der Kolonien nützlich sein könnten (Dietrich 2007: 238). Interessant erscheint, dass dabei die kulturelle Kolonialisierung weniger auf die Kolonisierten sondern auf die deutschen Kolonisten selbst abzielt (Walgenbach 2005: 120).
Schließlich bot die Debatte um die „Rassenmischung“ den deutschen Frauen eine erste große Möglichkeit (Dietrich 2007: 244), sich verstärkt in die Kolonialdebatten einzubringen und ihre Bedeutung für die Kolonialpolitik zu betonen: Da es in den deutschen Kolonien eine auffällig geringe Anzahl an Weißen Frauen im Gegensatz zu Weißen Männern gab, entstanden zahlreiche Mischverbindungen (Dietrich 2004: 96). Ab Mitte der 1890er Jahre wurden zur Verhinderung dieser „Mischehen“ Programme durchgeführt, um heiratsfähige Weiße Frauen in die Kolonien zu entsenden, und somit auch durch zahlreichen Nachwuchs die Rassenerhaltung zu gewährleisten (Dietrich 2004: 96) bzw. Verkaffern (Dietrich 2007: 246) zu verhindern. In der Verhinderung der Mischehen verknüpfte sich die Idee der bürgerlichen „westlichen“ Sexualmoral mit „rassepolitischen“ Zielen (Dietrich 2004: 95). Dies bestätigt die Aussage von der Schriftstellerin Wicomb, dass race und gender sozialpolitisch als wechselseitig bedingende Faktoren zu behandeln sind (Arndt 2000: 36).
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- Quote paper
- Anonymous,, 2013, "Wie du mir so ich denen?" – Die Unterdrückung der kolonisierten Frau durch Weiße Frauen im Kolonialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/215100
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