Das Gleichnis vom verlorenen Schaf (Lk 15,1-7) bildet mit den bei Lukas anschließenden Gleichnissen von der verlorenen Drachme (Lk 15,8-10) sowie dem Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32) eine in sich geschlossene Reihe von Gleichnissen, welche sich mit dem Verlieren und dem Finden beschäftigt. Diese Gleichnisse gehören zu den bekanntesten des neuen Testaments. Insgesamt bilden sie im Lukasevangelium eine umfassende Reihe von Gleichnissen zur neuen Ordnung im Himmelreich und sind dem Wirken und den Lehren Jesu auf seinem Weg von Galiläa nach Jerusalem zuzuordnen.
Ausgangspunkt für das Gleichnis vom verlorenen Schaf ist die Empörung der Pharisäer und Schriftgelehrten über den Umstand, dass sich Jesus mit Sündern und Zöllnern umgibt und mit ihnen isst. Jesus erzählt dann das Gleichnis, in welchem ein Mensch eine Herde von 100 Schafen hütet und ein Schaf von diesen 100 verloren geht. Der Hirte lässt daraufhin die übrigen 99 Schafe zurück um das verlorene Schaf zu suchen und, sobald er es gefunden hat, das Schaf auf seine Schultern zu nehmen, um es nach Hause zu tragen. Dort ruft er all seine Freunde und Nachbarn zusammen, damit sich diese mit ihm freuen können. Im Anschluss an das Gleichnis deutet Jesus selber das Gleichnis und sagt, dass die Freude im Himmel über jeden umgekehrten Sünder größer ist als über 99 Gerechte, die eine Umkehr nicht nötig haben.
In dieser Arbeit wird das Gleichnis vom verlorenen Schaf aus dem Evangelium nach Lukas näher betrachtet und dabei insbesondere der Frage nach der Möglichkeit zur Buße und zur Umkehr nachgegangen.
Die Schafsherde im Himmelreich:
Wie Gott selbst nach seinen Schafen sucht
„Das grausame Spiel, Einfaches kompliziert und Triviales schwierig auszudrücken, wird leider traditionell von vielen Soziologen, Philosophen usw. als ihre legitime Aufgabe angesehen. So haben sie es gelernt und so lehren sie es.“ (Popper 2011, S. 112), so beklagt der Philosoph Karl Popper die Arbeit einiger seiner Kollegen und führt weiter einige Beispiele solch komplizierter Trivialitäten aus und bietet passende Übersetzung in einfache, alltägliche Sprache an.
Ähnlich mag es sich mit den Gleichnissen Jesu verhalten, augenscheinlich einfache Sachverhalte werden kompliziert aufbereitet und von Jesus vorgetragen. Dabei ist häufig Unverständnis der Normalfall, nicht nur in der heutigen Zeit. Auch die Hörer und Hörerinnen Jesu sowie seine eigene Jünger müssen ihn regelmäßig um die Deutung seiner Gleichnisse und Parabeln bitten (vgl. Mk 4,10 oder auch Lk 8,9). Gleichnisse bedürfen also immer einer besonderen Deutung, allerdings zeigt sich dadurch auch, dass eben diese Deutung, die Suche nach dem Sinn und letztendlich das Verständnis eines Gleichnisses nicht so einfach ist, wie sie auf den ersten Blick scheinen mag (vgl. Zimmermann 2008, S. 4). Jesus selber sagt, dabei handele es sich um die Geheimnisse des Reich Gottes (vgl. Mk 4,11-12). Sie thematisieren grundlegende Wesenszüge des Glaubens und des Christseins, müssen allerdings erschlossen werden. Die Aktualität der Gleichnisse hat in den letzten 2000 Jahren nicht abgenommen, sie sind auch heute noch so aussagekräftig und rätselhaft wie zur Zeit Jesu und fordern damals wie heute zum Nachdenken auf. Dabei brechen sie mit bisher gültigen Konventionen und wirken auf die Zuhörer bisweilen auch provozierend, fordern den Zuhörer geradezu auf, sich zu wundern und zu staunen. Die Rätselhaftigkeit der Gleichnisse ist zu einem charakteristischen Merkmal der Lehren Jesu geworden (vgl. Zimmermann 2008, S. 5).
Das Gleichnis vom verlorenen Schaf (Lk 15,1-7) bildet mit den bei Lukas anschließenden Gleichnissen von der verlorenen Drachme (Lk 15,8-10) sowie dem Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32) eine in sich geschlossene Reihe von Gleichnissen, welche sich mit dem Verlieren und dem Finden beschäftigt. Diese Gleichnisse gehören zu den bekanntesten des neuen Testaments. Insgesamt bilden sie im Lukasevangelium eine umfassende Reihe von Gleichnissen zur neuen Ordnung im Himmelsreich (vgl. Lk 13-19) und sind dem Wirken und den Lehren Jesu auf seinem Weg von Galiläa nach Jerusalem zuzuordnen.
Ausgangspunkt für das Gleichnis vom verlorenen Schaf ist die Empörung der Pharisäer und Schriftgelehrten über den Umstand, dass sich Jesus mit Sündern und Zöllnern umgibt und mit ihnen isst. Jesus erzählt dann das Gleichnis, in welchem ein Mensch eine Herde von 100 Schafen hütet und ein Schaf von diesen 100 verloren geht. Der Hirte lässt daraufhin die übrigen 99 Schafe zurück um das verlorene Schaf zu suchen und, sobald er es gefunden hat, das Schaf auf seine Schultern zu nehmen, um es nach Hause zu tragen. Dort ruft er all seine Freunde und Nachbarn zusammen, damit sich diese mit ihm freuen können. Im Anschluss an das Gleichnis deutet Jesus selber das Gleichnis und sagt, dass die Freude im Himmel über jeden umgekehrten Sünder größer ist als über 99 Gerechte, die eine Umkehr nicht nötig haben.
Im Folgenden soll nun das Gleichnis vom verlorenen Schaf aus dem Evangelium nach Lukas näher betrachtet und dabei insbesondere der Frage nach der Möglichkeit zur Buße und zur Umkehr nachgegangen werden; eine detaillierte Beschäftigung mit den analogen Textstellen im Evangelium nach Matthäus (Mt 18,12-14) sowie im gnostischen Thomasevangelium (Logion 107) kann im beschränkten Umfang dieser Auslegung nicht geleistet werden, sodass sich die eigentliche Analyse hauptsächlich auf die Überlieferung nach Lukas beschränkt und, sofern nötig, lediglich Querverweise auf entsprechende Stellen in den anderen Evangelien gemacht werden. Die Frage nach der Buße bzw. die Frage nach der Notwendigkeit ist ein stets aktuelles Thema, häufig wird der Kreuzestod Jesu als allumfassende Buße für die gesamte Menschheit interpretiert; allein der Glaube an Jesus Christus solle ausreichen, um den Einzug ins Himmelreich und damit das ewige Leben zu erlangen. Die Deutung dieser Gleichnisse soll Aufschluss darüber geben, ob diese Interpretation wirklich haltbar ist oder ob sie verworfen werden muss. Schlussendlich wird die Aktualität des Gleichnisses durch eine direkte Auslegung zur aktuellen Lage der Kirche unterstrichen.
Da das Gleichnis vom verlorenen Schaf im Evangelium nach Markus nicht vorhanden ist, ist der Ursprung der Redequelle Q zuzuschreiben. Einzelheiten, wie der Ort des Geschehens, variieren zwar bei Matthäus und Lukas (Matthäus setzt die Schafsherde in eine Gebirgslandschaft, Lukas spricht von einer Steppe (vgl. Mt 18,12 und Lk 15,4)), aber die Grundstruktur und der Aufbau des Gleichnisses sind in beiden Evangelien identisch. Allerdings setzen Lukas und Matthäus andere Schwerpunkte in der Erzählung, wodurch sich die Deutung des Gleichnisses verändern kann.
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- Markus Jansen (Autor), 2012, Die Schafsherde im Himmelreich: Wie Gott selbst nach seinen Schafen sucht, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/214562
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