Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Paul Celan und seiner "Todesfuge", die zur "Holocaustliteratur" gezählt wird. Seine Lyrik zeichnet sich durch Chiffren und Metaphern aus, die nicht ohne Weiteres zu verstehen sind. Dies soll anhand dieser Arbeit dargelegt werden. "Todesfuge" stellt Celans populären Durchbruch dar, weshalb dieses Gedicht eine besondere Bedeutung und Wichtigkeit für Celan hatte. Nicht zuletzt, da Celan in diesem Gedicht sein Lebenstrauma durch die Nationalsozialisten verarbeitete.
Aufgrund dessen ist die Fragestellung meiner Arbeit inwieweit Paul Celans Leben und der historische Kontext ausschlaggebend für die Interpretation des Gedichts "Todesfuge" sind.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Todesfuge
3. Historischer Kontext – Die Judenvernichtung Deutschlands
4. Biographie des Paul Celan
5. Analyse des Gedichts Todesfuge
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der folgenden Arbeit werde ich das 1945 in Bukarest entstandene Gedicht Todesfuge aus dem Band Der Sand aus den Urnen von Paul Celan, in Hinsicht auf ihre Bedeutung im nationalsozialistischen und biographischen Sinne, analysieren und interpretieren.
Den Anstoß, dieses Thema zu wählen, gab mir mein Vater, da er 1981 nach seinem Abitur für drei Monate in Israel lebte, in einem Kibbuz arbeitete und sich dort intensiv mit Paul Celan und seiner Dichtung befasste. Sobald ich alt genug war, diese doch recht anspruchsvolle Art der Lyrik zu verstehen, führte mich mein Vater in Leben und Dichtung Paul Celans ein. Nun widme ich mich bewusst seinem Gedicht Todesfuge, da es zum einen für jenes gehalten wird, welches Celans populären Durchbruch darstellt, zum anderen aber das entstandene Elend durch die Nationalsozialisten verkörpert (was auch Celan zu spüren bekam) und somit zur sogenannten „Holocaustliteratur“ gehört.
Um Paul Celans Dichtung, speziell seine Todesfuge, begreifen zu können, musste ich mich intensiv in sein Leben und seine Werke hineinarbeiten, was sehr zeitaufwändig war, ebenso die Literaturbeschaffung. Ich benötigte nicht nur Interpretationshilfen und Ansätze, sondern auch Biographien des Paul Celans und historische Literatur über die Nazi-Zeit. Letztendlich fand ich zwanzig Bücher, die ich inhaltlich durcharbeitete. Diese besorgte ich mir unter anderem aus der Uni-Bibliothek der Ruhr-Universität Bochum und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Zudem entdeckte ich, mithilfe eines Studenten, im Internet Fachzeitschriften wie „Kindlers Literatur Lexikon Online“ und „germanica. revues. org/1471“, die mir weiteren Aufschluss über das Denken des Paul Celan gaben.
Hauptaspekt meiner Facharbeit ist die Beantwortung der Frage durch eine Analyse, inwieweit das Leben des Paul Celan und der historische Kontext eine Rolle für das Verständnis der Todesfuge spielen. Dazu habe ich zunächst alle als wichtig erscheinenden Stellen in der Literatur gelesen, markiert und gekennzeichnet. Daraufhin habe ich mehrere Seiten handschriftliche Arbeit geleistet, die dann vollständig ausgearbeitet getippt werden konnte.
2. Die Todesfuge
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der
schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein
goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die
Sterne er pfeift seine Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der
Erde
er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich
abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der
schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein
goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in
den Lüften da liegt man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern
singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen
sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter
zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich
abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch
in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht
eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus
Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und
trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der
Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein
Meister aus Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith[1]
3. Historischer Kontext – Die Judenvernichtung Deutschlands
Entscheidend für die Interpretation des Gedichts Todesfuge sind die geschichtlichen Hintergründe. Die Todesfuge entstand 1944/45,[2] zum Ende des zweiten Weltkrieges.
Ab 1933 hatten es sich die Nationalsozialisten unter dem Befehl von Hitler zur Aufgabe gemacht, die gesamte jüdische Bevölkerung zu diskriminieren und letztendlich zu vernichten.[3] Ab dem Herbst 1941 erreichte der Hass gegen die Juden seinen Höhepunkt. Nun wurden sechs Vernichtungslager (Auschwitz, Majdanek, Belzec, Chelmno, Sobibor, Treblinka) errichtet, die einzig und allein zur Ermordung der Juden dienten; nicht wie die bisherigen Konzentrationslager, welche das Schicksal der Gefangenen noch offenließen.[4]
In den Gebieten, die unter deutscher Herrschaft standen,[5] wurden in etwa sechs Millionen Juden ermordet. Darunter dreihundertfünfzigtausend allein in Rumänien, der Heimat Paul Celans, was circa der Hälfte der dort lebenden Juden entspricht.[6] So schritt die Deportation, Ghettoisierung und Vernichtung der Juden voran. 1942 floh Benno Teitler, Vetter Paul Celans, aus einem der Lager und konnte diesem somit Bericht über die Ereignisse erstatten.[7]
[...]
[1] Paul Celan, Todesfuge und andere Gedichte, Herausgegeben u. Kommentiert von Barbara Wiedermann, Frankfurt a.M. 2004, S.11-12
[2] Freunde datierten Todesfuge auf 1944, Celan hingegen auf 1945, vgl. J. Felstiner, Eine Biographie, S.55-56
[3] Hans-Ulrich Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten, 1914-1949, Band 4, München 2008, S. 895-897; im Folgenden zitiert als: Wehler, Gesellschaftsgeschichte
[4] Wehler, Gesellschaftsgeschichte, S.891
[5] Vgl. Abbildung 14, Walther L. Bernecker, Europa zwischen den Kriegen 1914-1945, in: Peter Blickle (Hrsg.), Handbuch der Geschichte Europas, Band 9, S. 322-323
[6] Wehler, Gesellschaftsgeschichte, S.898
[7] Peter Goßens, II. Dichtung. Das Frühwerk bis zu Der Sand aus den Urnen, in: Markus May, J. Lehmann, P. Goßens (Hrsg.): Celan Handbuch, Leben-Werk-Wirkung, Stuttgart/Weimar 2008, S. 10, im Folgenden zitiert als: Goßens, Dichtung
- Citar trabajo
- Hanna Holtmann (Autor), 2013, Interpretation des Gedichts "Todesfuge": Historischer Kontext und biographische Gesichtspunkte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213890
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