Durch das Lesen von Büchern können Kinder in fremde Welten eintauchen, sich in andere Menschen hineinfühlen und ihr Vorstellungsvermögen erweitern.
Mit kompletter Unterrichtseinheit zur Ganzschrift von Paul Maar - Planung, Durchführung, Reflexion
„Hilf den Kindern nicht, mit der Literatur aus der Welt zu fliehen. Hilf ihnen, ihre Welt zu verstehen, zu durchschauen, zu bezweifeln, zu befragen und wenn es nötig ist, anzugreifen.“
Peter Härtling anlässlich der Verleihung des Deutschen Jungendliteraturpreises 1976
Zur Entscheidung, im Rahmen meiner Examensarbeit eine Ganzschrift zu lesen, bewegte mich zum einen meine persönliche Faszination für (Kinder-) Literatur und zum anderen die Bedeutung von Büchern im Leben der Kinder.
Die Medienerfahrungen der Schüler sind heute jedoch zunehmend von elektronischen Medien, wie beispielsweise Videofilmen und Computerspielen, geprägt.
Aufgrund dieser Tatsache entschloss ich mich, eine Ganzschrift auszuwählen, die die Lust am Lesen bei den Kindern wecken und fördern kann. Denn "darauf, die Leselust zu wecken, können wir nicht verzichten. Nicht etwa, weil Lesen etwas elitär Besseres sein sollte als Fernsehen, Musikhören oder Computerspiele, sondern weil es auf die Informationsgesellschaft am besten vorbereitet. Vielleicht werden wir eines Tages alle den Zugang zu allen Informationen haben - aber nur wenige werden zu unterscheiden wissen zwischen brauchbaren und fragwürdigen Informationen. Geübte Leser, die auch zwischen den Zellen lesen können, werden es leichter haben."
Ein weiteres Kriterium für die Auswahl der Lektüre war für mich die Frage, ob der Inhalt den Kindern bei der Bewältigung ihrer aktuellen und zukünftigen Lebenswelt behilflich ist. Die Lebenswelten, in denen sich die Kinder heute bewegen, sind längst in einen weltumspannenden Zusammenhang eingebettet. Daher können häufig auch Geschehnisse im sozialen Nahbereich ohne den Blick auf den globalen Kontext nicht mehr angemessen begriffen und bewältigt werden. Wer den Kindern also, wie Peter Härtling fordert, helfen möchte, ihre Welt zu verstehen, muss ihnen auch „einen Blick über den Tellerrand“ ermöglichen. Dazu gehört ohne Zweifel die Förderung der Entwicklung einer »interkulturellen Kompetenz« und die damit verbundene Begegnung mit anderen (fremden) Kulturen.
Inhaltsverzeichnis
I. Planung der Unterrichtseinheit
1. Einleitung
2. Übersicht über die geplante Unterrichtseinheit
3. Lernbedingungen
3.1 Allgemeine Lernbedingungen
3.1.1 Die Schule
3.1.2 Der Klassenraum
3.1.3 Die Lerngruppe
3.1.4 Das Arbeits- und Sozialverhalten
3.1.5 Die Lehrperson
3.2 Spezielle Lernbedingungen
3.2.1 Entwicklungspsychologische Voraussetzungen
3.2.2 Lesefertigkeit/Lesefähigkeit der Kinder
3.2.3 Schulische und private Vorerfahrung mit Ganzschriften
3.2.4 Vorerfahrungen zur Thematik und Methodik
3.3 Folgerungen für den Unterricht
4. Inhaltsanalyse
4.1 Sachanalyse
4.1.1 Über den Autor und die Illustratorin
4.1.2 Die Ganzschrift „Neben mir ist noch Platz“
4.1.2.1 Bibliographische und formale Angaben
4.1.2.2 Inhaltsangabe und Aufbau
4.1.2.3 Fremdverstehen/Integration: Thematische Schwerpunktsetzung und Aktualität
4.2 Didaktische Erschließung und Begründung
4.2.1 Zur Bedeutung der Leseförderung durch eine Ganzschrift
4.2.2 Zur Bedeutung der Fremdbegegnung
4.3 Bezüge zum hessischen Rahmenplan Grundschule
5. Unterrichtskonzeption und Methode
5.1 Handlungs- und Produktionsorientierung
5.2 Artikulationsstufen im Deutschunterricht
5.2.1 Motivation
5.2.2 Antizipation
5.2.3 Textrezeption
5.2.4 Textanalyse und -reflexion
5.2.5 Ergebnissicherung
5.3 Differenzierung
5.4 Modifikation durch die Schüler
II. Durchführung der Unterrichtseinheit
6. Reflektierende Darstellung des durchgeführten Unterrichts
6.1 Erste Sequenz: Einführung der Ganzschrift und kennen lernen der Hauptfiguren
6.2 Zweite Sequenz: Steffi und Aischa nähern sich einander an und werden Freunde
6.3 Dritte Sequenz: Durch Unwissenheit und Missverständnisse entsteht ein Bruch in der Freundschaft
6.4 Vierte Sequenz: Steffi und Aischa müssen Abschied nehmen
6.4.1 Ausführliche Darstellung der 11. Stunde: Das Ende der Ganzschrift: Naima kommt in die Klasse
6.4.1.1 Zur Stellung der Stunde in der Unterrichtseinheit
6.4.1.2 Lernbedingungen
6.4.1.2.1 Spezielle Lernbedingungen
6.4.1.2.2 Folgerungen für die Stunde
6.4.1.3 Ergänzende Inhaltsanalyse
6.4.1.3.1 Sachanalyse
6.4.1.3.2 Didaktische Analyse mit Bezug zum Rahmenplan
6.4.1.4 Lernziele
6.4.1.5 Verlaufsplanung
6.4.1.6 Reflexion des tatsächlichen Stundenverlaufs
6.5 Fünfte Sequenz: Sicherung und Reflexion der Einheit
III. Auswertung der Unterrichtseinheit
7. Auswertung der Ergebnisse
7.1 Reflexion der Unterrichtseinheit anhand der Leitfragen
7.1.1 Werden die Kinder durch die Ganzschrift angeregt, sich mit der Thematik der Fremdbegegnung /des Fremdverstehens auseinanderzusetzen und bietet es ihnen auch eine Hilfe für ihre Lebenswelt?
7.1.2 Inwieweit sind die gewählten Methoden, insbesondere die Handlungs- und Produktionsorientierung, geeignet, um die Auseinandersetzung mit der Thematik des Fremdverstehens zu erreichen?
7.1.3 Tragen der inhaltliche Schwerpunkt sowie die gewählten Methoden der Einheit dazu bei, die Lust am Lesen zu wecken?
7.2 Resümee und Ausblick
IV. Anhang
IV. Anhang
A1 Literaturverzeichnis
I. Planung der Unterrichtseinheit
1. Einleitung
„Hilf den Kindern nicht, mit der Literatur aus der Welt zu fliehen. Hilf ihnen, ihre Welt zu verstehen,
zu durchschauen, zu bezweifeln, zu befragen und wenn es nötig ist, anzugreifen.“
Peter Härtling anlässlich der Verleihung des Deutschen Jungendliteraturpreises 1976
Zur Entscheidung, im Rahmen meiner Examensarbeit eine Ganzschrift zu lesen, bewegte mich zum einen meine persönliche Faszination für (Kinder-) Literatur und zum anderen die Bedeutung von Büchern im Leben der Kinder. Durch das Lesen von Büchern können Kinder in fremde Welten eintauchen, sich in andere Menschen hineinfühlen und ihr Vorstellungsvermögen erweitern.[1]
Die Medienerfahrungen der Schüler[2] sind heute jedoch zunehmend von elektronischen Medien, wie beispielsweise Videofilmen und Computerspielen, geprägt.
Aufgrund dieser Tatsache entschloss ich mich, eine Ganzschrift auszuwählen, die die Lust am Lesen bei den Kindern wecken und fördern kann. Denn "darauf, die Leselust zu wecken, können wir nicht verzichten. Nicht etwa, weil Lesen etwas elitär Besseres sein sollte als Fernsehen, Musikhören oder Computerspiele, sondern weil es auf die Informationsgesellschaft am besten vorbereitet. Vielleicht werden wir eines Tages alle den Zugang zu allen Informationen haben - aber nur wenige werden zu unterscheiden wissen zwischen brauchbaren und fragwürdigen Informationen. Geübte Leser, die auch zwischen den Zellen lesen können, werden es leichter haben."[3]
Ein weiteres Kriterium für die Auswahl der Lektüre war für mich die Frage, ob der Inhalt den Kindern bei der Bewältigung ihrer aktuellen und zukünftigen Lebenswelt behilflich ist. Die Lebenswelten, in denen sich die Kinder heute bewegen, sind längst in einen weltumspannenden Zusammenhang eingebettet. Daher können häufig auch Geschehnisse im sozialen Nahbereich ohne den Blick auf den globalen Kontext nicht mehr angemessen begriffen und bewältigt werden. Wer den Kindern also, wie Peter Härtling fordert, helfen möchte, ihre Welt zu verstehen, muss ihnen auch „einen Blick über den Tellerrand“ ermöglichen. Dazu gehört ohne Zweifel die Förderung der Entwicklung einer »interkulturellen Kompetenz«[4] und die damit verbundene Begegnung mit anderen (fremden) Kulturen.
Diese Überlegungen verhalfen mir, mich für die Ganzschrift „Neben mir ist noch Platz“ von Paul Maar zu entscheiden. Die Geschichte um die Integration der Protagonistin „Aischa“ liefert einen Inhalt, der den Kindern andere, neue Perspektiven näher bringt und sie insbesondere zu einem offenen und toleranteren Denken hinführen kann. Außerdem stellt die Einbettung der Thematik in eine Kinderfreundschaft den Bezug zur Erfahrungswelt der Schüler her und kann dazu beitragen, eine Identifikation zu erleichtern. Neben meinem Interesse, die Schüler zum Lesen zu motivieren intendiere ich mit der Unterrichtseinheit, die Kinder gerade mit Erfahrungen und Sichtweisen in Kontakt zu bringen, die in ihrer eigenen Biographie nicht oder kaum enthalten sind. Aus diesem Grund halte ich es für mehr als sinnvoll, auch in einer Klasse mit nur einem Aussiedler-Kind eine sozial kritische Lektüre mit dem Bemühen, die Kinder zur Kontaktaufnahme mit unbekannten Kulturen und Lebensformen hinzuführen und sie für das »Andere« zu öffnen[5], einzusetzen. Gleichzeitig möchte ich durch die Unterrichtseinheit dazu beitragen, den Kindern bewusst zu machen, dass »Anderssein« nicht ausschließlich mit »Ausländersein« in Verbindung steht, sondern facettenreicher ist.
Auch die eingangs angestellten Überlegungen zur Realitätserfahrung heutiger Grundschulkinder, welche durch mediale Wirklichkeitsinterpretationen geprägt sind, bestärken meine Entscheidung hinsichtlich der Ganzschrift. Gerade Computer- und Videospiele sind oft verbunden mit krassen Freund-Feind-Schemata und gänzlich auf die äußere Handlung abgestellt. Vom differenzierten Hineinversetzen in Figuren und Persönlichkeiten wird dabei abgesehen. Da Literatur, mit ihrem Angebot sich verweilend in andere Gedanken und Empfindungen hineinzudenken, den Schülern dazu ein Gegengewicht bieten kann, kommt dem literarischen Fremdverstehen eine besondere Bedeutung zu.[6]
Um zu überprüfen, inwieweit es mir gelingt, meine Ziele im Rahmen der Unterrichtseinheit zu verwirklichen, formuliere ich folgende Leitfragen:
1. Werden die Kinder durch die Ganzschrift angeregt, sich mit der Thematik der Fremdbegegnung/des Fremdverstehens auseinanderzusetzen und bietet es ihnen auch eine Hilfe für ihre Lebenswelt?
2. Inwieweit sind die gewählten Methoden, insbesondere die Handlungs- und Produktionsorientierung, geeignet, um die Auseinandersetzung mit der Thematik des Fremdverstehens zu erreichen?
3. Tragen der inhaltliche Schwerpunkt sowie die gewählten Methoden der Einheit dazu bei, die Lust
am Lesen zu wecken?
Am Schluss der vorliegenden Arbeit sollen diese Leitfragen noch einmal aufgegriffen und reflektiert werden. Zuvor bedarf es jedoch der genauen Kenntnis der Planung der Unterrichtseinheit, die im ersten Teil dieser Arbeit beschrieben werden soll. Nach einer Übersicht über die geplante Unterrichtseinheit in Kapitel 2 werden die speziellen Lernbedingungen (Kapitel 3) erläutert. Außerdem wird in Kapitel 4 der Inhalt analysiert. Resultierend aus dieser Analyse werden Vorüberlegungen zur Unterrichtskonzeption und Methode (Kapitel 5) vorgenommen. Als zweiter Teil der Arbeit folgt die reflektierende Darstellung des durchgeführten Unterrichts, der sich die Reflexion der gesamten Einheit in Hinblick auf die Leitfragen anschließt. Mit einem Ausblick auf mögliche anknüpfende Vorhaben soll die Arbeit schließen.
2. Übersicht über die geplante Unterrichtseinheit
Die geplante Examenseinheit zur Ganzschrift „Neben mir ist noch Platz“ soll unter dem Schwerpunkt „Das Fremde spüren - dem Anderen begegnen“ durchgeführt werden. Um diesem Schwerpunkt gerecht zu werden, ist eine fächerübergreifende Planung zwingend erforderlich. Das Leben im Libanon (aus diesem Land kommt die Protagonistin Aischa) sowie die libanesische Kultur können im Rahmen des Deutschunterrichts nur kurz angeschnitten werden. Um den Kindern eine Begegnung mit „dem Fremden“ dennoch wirklich zu ermöglichen, wird der Sachunterricht in der Planung in besonderem Maße miteinbezogen. Die Kinder müssen ein Basiswissen für die Thematik erhalten, indem sie sich zunächst bewusst werden, dass es neben den ihnen bekannten Ländern wie Deutschland, Italien, Holland etc. noch viele weitere Länder, wie zum Beispiel den Libanon gibt. Sie sollen erfahren, wo dieses kleine Land liegt, wie es dort aussieht, wie die Menschen dort leben, wie sie sich kleiden und wie die Kinder dort zur Schule gehen.[7] Eine Fremdbegegnung der intensiven Art soll das Kochen libanesischer Speisen und das anschließende Verspeisen nach den in der Lektüre beschriebenen Essensregeln herbeiführen.
Erst wenn die Schüler über das »Fremde« informiert sind, kann gemeinsam überlegt werden, warum dies häufig abgelehnt wird. Ein weiterer Aspekt für den Sachunterricht ist die Ausländerfeindlichkeit an sich. Für die meisten Kinder wird es etwas Neues sein, dass es fremdenfeindliche Übergriffe auf Ausländer gibt. Sie müssen daher ihrem Alter angemessen über Ursachen, Beweggründe, Gewaltformen und Abhilfen informiert werden. Nur so können sie auch die Hintergründe für Aischas Rückkehr in den Libanon verstehen. Gleichzeitig soll aber auch thematisiert werden, was wir für die Integration ausländischer Menschen tun können bzw. was andere bereits tun. Auch der erst 1991 beendete Bürgerkrieg soll in diesem Zusammenhang angesprochen werden, damit die Kinder verstehen, was es heißt, ein Flüchtling zu sein. Außerdem sollen begleitend zur Lektüre die Themen „Freundschaft“ und „Streit“ behandelt werden. Hierbei sollen die Kinder die Mädchenfreundschaft in der Lektüre reflektieren, eigene Erwartungen benen-nen und erkennen, dass Freundschaft etwas Wechselseitiges ist. Genauso sollen sie ihre Erfahrungen über das „Streiten und Vertragen“ einfließen lassen und Möglichkeiten des Aufeinanderzugehens erarbeiten.
Um die Unterschiede der beiden Kulturen und somit auch Aischas Verhalten besser einschätzen zu können, ist es notwendig, den Kindern im Religionsunterricht den Islam näher zu bringen. In den Fächern Kunst und Musik wird außerdem „die Annäherung an das Fremde“ aufgegriffen, indem entsprechende Kunstwerke und Stabpuppen entstehen sowie Lieder und Tänze eingeübt werden.
Generell sollen sich die Kinder in der Einheit aktiv und kreativ mit der Ganzschrift auseinandersetzen. Durch einen handlungs- und produktionsorientierten Umgang soll die Freude am Lesen und an der Arbeit mit Büchern geweckt und gefördert werden.
Um die Reflexion zu erleichtern habe ich die Ganzschrift in 5 Sequenzen unterteilt. Die im Folgenden dargestellten Stunden können bei Bedarf modifiziert werden.
1. Sequenz: Einführung der Ganzschrift und kennen lernen der Hauptfiguren.
1. Stunde (bis Seite 9): Einführung in die Ganzschrift „Neben mir ist noch Platz“ von Paul Maar
Die Kinder sollen anhand der Illustration Vermutungen zum Buchinhalt anstellen sowie den Inhalt des Geschichtenanfangs durch den Lehrervortrag erfassen und mündlich wiedergeben können.
Außerdem sollen sie sich in die Perspektive der Protagonistin Aischa versetzen können, indem sie einen Denkmonolog verschriftlichen.
2. Stunde (bis Seite 14 ): Aus welchem Land kommt Aischa? (Ausgabe der Bücher)
Die Schüler sollen überlegen, wie sie Steffis Verhalten beurteilen und anschließend erste Informationen über Aischas Herkunft aus dem Text herausarbeiten. In einer Hausaufgabe sollen sie Erfahrungen mit arabischen Schriftzeichen sammeln.
3. Stunde (bis Seite 20): Erstellen von Plakaten zum Thema: Wie lebt Steffi? Wie lebt Aischa?
Die Schüler sollen ihre Erfahrungen mit der arabischen Schrift verbalisieren und nachvollziehen, wie schwer es für Aischa sein muss, Deutsch zu lernen. Außerdem sollen sie durch Lesen in Partnerarbeit Unterschiede der beiden Mädchen herausfinden und dazu ein Plakat gestalten.
2. Sequenz: Steffi und Aischa nähern sich einander an und werden Freunde.
4. Stunde (bis Seite 25 ): Steffis Besuch bei Aischa
Die Kinder sollen den Inhalt der Seiten 21-25 durch ein Hörspiel kennen lernen, Fragen dazu beantworten und die libanesischen Essgewohnheiten herausarbeiten. Durch ein kurzes Rollenspiel sollen sie diese wiederholen und anschließend in Form einer Sprechblase aufschreiben.
5. Stunde (bis Seite 28): Steffi ist gern bei ihrer Freundin
Die Kinder lesen gemeinsam den Inhalt. Anschließend sollen sie die Frage von Steffis Mutter, warum Steffi so häufig bei Aischa ist, schriftlich beantworten und erkennen, dass sich Steffi bei Aischa trotz bzw. wegen der Unterschiede immer wohler fühlt.
6. Stunde (bis Seite 33): Anschlag auf das Asylantenheim
Anhand zweier Illustrationen (Asylantenheim von außen und innen) sollen die Kinder antizipieren, was geschehen sein könnte und ggf. ihre eigenen Erfahrungen zur Thematik einfließen lassen. Nach der Textrezeption sollen die Kinder durch ein kurzes Rollenspiel auf den Schreibanlass (Tagebucheintrag von Steffi oder Aischa) vorbereitet werden und diesen anschließend eigenständig verfassen.
3. Sequenz: Durch Unwissenheit und Missverständnisse entsteht ein Bruch in der Freundschaft.
7. Stunde (bis Seite 37) : Steffis Geburtstag
Nachdem die Schüler in einem Gespräch vermuten, wie der Geburtstag verlaufen könnte, sollen sie den Inhalt durch ein Hörspiel kennen lernen sowie anschließend den Streit der Mädchen reflektieren. Außerdem sollen sie sich Alternativen überlegen und diese im Kartontheater umsetzen.
8. Stunde: Anderssein hat viele Facetten
Die Schüler sollen erkennen, warum Aischa abgelehnt wird und über ihre eigenen Erfahrungen bezüglich des Gefühls »anders als die anderen sein« berichten.
4. Sequenz: Steffi und Aischa müssen Abschied nehmen.
9. Stunde (bis Seite 42): Aischa muss Deutschland verlassen, weil „jetzt hier Krieg ist“
Die Kinder sollen den Inhalt zunächst still lesen. Anschließend sollen sie Aischas Einlenken sowie die Zeit des Streits reflektieren und gemeinsam herausarbeiten warum Aischa Deutschland verlassen muss.
10. Stunde (bis Seite 45): Steffi erhält einen Brief aus dem Libanon
Durch eine Unterbrechung des Vortrags an der Stelle an der Steffi verkündet „Ich geh´ lieber allein“, sollen die Kinder angeregt werden, die Veränderung der Freundschaft von Steffi zu Roland und Marie-Luise zu beschreiben. Die Kinder sollen sich in Steffis Perspektive hinein fühlen und einen Brief an Aischa verfassen.
11. Stunde (bis Buchende): Das Ende der Ganzschrift: Naima kommt in die Klasse
Die Schüler sollen durch einen Lehrervortrag und ein Hörspiel das Ende der Lektüre kennen lernen sowie in einem Unterrichtsgespräch herausarbeiten, dass und warum Steffi aus der Freundschaft zu Aischa gelernt hat. In einem Schreibanlass (Verfassen eines Traums) sollen die Kinder die Geschichte auf die eigene Person übertragen und aufschreiben, wie sie selbst reagieren würden.
5. Sequenz: Sicherung und Reflexion der Einheit
12. Stunde: Durch Ordnen und Schreiben zu Bildern der Lektüre sollen die Kinder unter Beweis stellen, wie sicher sie mit dem gesamten Inhalt der Ganzschrift sind. Außerdem dürfen sie sich einzelne „Lieblingsszenen“ heraussuchen und diese im Kartontheater nachspielen.
13. Stunde: Indem die Kinder im Gespräch sowie auf einem Fragebogen die Unterrichtseinheit reflektieren, sollen sie sich noch einmal mit dem Inhalt der Geschichte auseinandersetzen. Abschließend bekommen sie ihre „Lese-Medaillen“ verliehen und binden sich ihr eigenes „Neben mir ist noch Platz-Buch“.
3. Lernbedingungen
3.1 Allgemeine Lernbedingungen
3.1.1 Die Schule
Die Grundschule am Kirschberg liegt am Ortsrand des Dorfes Neuenbrunslar. Sie wird von Kindern aus drei Ortsteilen besucht: Neuenbrunslar, Altenbrunslar und Wolfershausen. Außerdem werden die Kinder des Therapiezentrums „Böddiger Berg“ während des Aufenthaltes ihrer Eltern in dieser Institution in der Grundschule unterrichtet. Die Schule umfasst vier Schuljahre. Die Schülerzahl beläuft sich zurzeit auf ca. 100 Schüler, so dass zwei Klassen im ersten und dritten Schuljahr und je eine Klasse im zweiten und vierten Schuljahr gebildet werden konnten. Die Klassenstärke beträgt ca. 20 Kinder. Die geringe Schülerzahl ermöglicht ein familiäres Schulleben und einen guten Kontakt zwischen Lehrkräften und Schülern. Unterrichtet werden die Kinder von sieben Lehrerinnen, zwei Referendaren sowie der Pfarrerin. Jede Klasse hat zwei Klassenlehrerinnen, die sich die Wochenstunden teilen.
Die Grundschule verfügt über sechs Klassenräume, einen Werkraum, einen Arztraum und eine Küche. In
der Küche findet nach der Schule die Schülerbetreuung statt. Aufgrund der Betreuungszeit vor und nach dem Unterricht besitzt die Schule feste Öffnungszeiten, d.h. die Eltern können ihre Kinder jeden Morgen um 7.45 Uhr in die Schule bringen und erst um 14.00 Uhr wieder abholen.
3.1.2 Der Klassenraum
Die Kinder der Klasse 3b konnten ihren Klassenraum nach den Sommerferien wechseln. Der neue Raum bietet durch seine Größe und Helligkeit vielseitige Möglichkeiten für Lese-, Arbeits-, Gesprächs- und Spielphasen. Die Tische sind zurzeit hufeisenförmig angeordnet, so dass in der Mitte der Klasse ein freier Raum zur Verfügung steht, der auf unterschiedlichste Weise genutzt wird. Häufig finden sich die Kinder dort im Sitzkreis ein. Im hinteren Bereich der Klasse befindet sich eine Lese- und Spielecke mit einer Holzbank und einem runden Tisch zum gemütlichen Verweilen. Die Bücher der Leseecke werden von den Kindern ausgeliehen aber auch während des gleitenden Schulanfangs gerne gelesen. In einer weiteren Ecke befinden sich zwei Computer, auf denen die Kinder Lernspiele bearbeiten und ihre eigenen, überarbeiteten Texte abtippen können. Die Regale werden zur Ausstellung von Arbeiten und Projekten der Kinder genutzt. Um die Lernumgebung darüber hinaus mit Plakaten und Bildern ansprechend gestalten zu können, wurde die Rückwand des Klassenzimmers als Pinnwand umgestaltet.
3.1.3 Die Lerngruppe
Die Klasse 3b wird zurzeit von 17 Kindern, sechs Mädchen und 11 Jungen besucht. Die meisten Kinder kennen sich bereits aus dem Kindergarten, einige spielen auch nachmittags zusammen. Aus diesen Gründen konnte sich eine relativ gute Gemeinschaft entwickeln, die allerdings hin und wieder durch das Verhalten einiger „Einzelkämpfer“ auf die Probe gestellt wird. Es kam bisher bereits zu Veränderungen innerhalb der Klassengemeinschaft. Im vergangenen Schuljahr zog Denis nach Neuenbrunslar und wechselte mit seinem Wohnort auch die Grundschule. In diesem Schuljahr verließ Isabell die Klasse wegen eines Umzugs. Max G. wiederholt die Klasse 3 wegen einer retardierten Entwicklung aufgrund seiner zu frühen Geburt. Bis auf Denis, der in Kasachstan geboren wurde und zu Hause Russisch spricht, haben alle Kinder Deutsch als Muttersprache.
3.1.4 Das Arbeits- und Sozialverhalten
Das allgemeine Lern- und Arbeitsverhalten der Klasse ist weitgehend positiv zu bewerten. Die meisten Kinder sind motiviert, Neues zu lernen und ihre Kenntnisse und Fertigkeiten zu erweitern. Den Schülern sind die unterschiedlichsten Arbeits- und Sozialformen bekannt. Vor allem der Sitzkreis, der Kinositz, die Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit sowie die Stationsarbeit sind den Kindern vertraut. Das Lernen an Stationen ist eine in der Klasse 3b überaus beliebte Arbeitsform, ob im Deutsch- oder im Sachunterricht. Darüber hinaus konnten die Kinder mit Rollenspielen und Fantasiereisen bereits Erfahrungen sammeln.
Der Leistungsstand der Klasse ist generell als sehr heterogen zu bezeichnen.
Denis kam mit seiner Familie vor etwas mehr als zwei Jahren nach Deutschland. Seine Eltern sprechen
kaum Deutsch, so dass zu Hause ausschließlich Russisch gesprochen wird. Beim Sprechen und Schreiben fehlen im häufig Vokabeln, daher kann er sich nicht angemessen ausdrücken. Aus diesem Grund wird er von seinen Klassenkameraden nur wenig akzeptiert. Selten bemühen sich die anderen Kinder, ihn zu verstehen und ihn beim Spielen miteinzubeziehen. Vor allem von einigen Jungen muss er sich gelegentlich Beleidigungen hinsichtlich seiner Sprachkenntnisse und Herkunft gefallen lassen.
Marvin und Falk gehören zu den leistungsstärksten Schülern der Klasse. Durch ihre mündlichen Beiträge bereichern sie den Unterricht. Sie erfassen Unterrichtsinhalte selbständig und arbeiten zügig und gewissen-haft.
Auch Anna-Lena, Antonia, Christian, Max S. und Johannes gehören zu den leitungsstarken Schülern. Sie bringen den Unterricht durch gute Beiträge voran und bearbeiten Arbeitsaufträge ohne zusätzliche Hilfe. Antonia fällt oft durch ihre außergewöhnlich kreativen Ideen positiv auf. Christian ist kognitiv sehr weit entwickelt und wird zurzeit wegen einer möglichen „Hochbegabung“ untersucht. Er hat jedoch Probleme mit seinem Arbeitstempo. Christian hat nicht viel Kontakt zu den anderen Kindern und ist daher eher ein Einzelgänger. Max S. muss permanent an die Gesprächsregeln erinnert und davon abgehalten werden, bei seinen Beiträgen vom Thema abzuschweifen. Immer wieder versucht er, sich in den Mittelpunkt zu stellen. Es fällt ihm schwer, leise zu sein und seine Mitschüler nicht zu stören.
Patrick gehört im schriftlichen Bereich in allen Fächern zu den leistungsstarken Kindern. Er ist allerdings ein äußerst ruhiges Kind und beteiligt sich mündlich eher selten.
Grit, Laurine, Max G., und Sandra gehören hinsichtlich ihrer mündlichen Beteiligung zu den ruhigeren Kindern der Klasse. Laurine arbeitet aufmerksam am Unterrichtsgeschehen mit. Ihr fällt es jedoch schwer selbständig zu sein. Sie sucht daher oft die Bestätigung der Lehrerin. Max G. konnte sich inzwischen relativ gut in die Klassengemeinschaft einfügen. Er zeigt jedoch oft noch ein kindliches Verhalten und verfällt, wenn er sich unsicher fühlt, beim Sprechen teilweise in die „Babysprache“.
Robin, Marc Kevin, Saskia, und Janis gehören zu den leistungsschwächsten Kindern der Klasse. Sie haben große Probleme, einen Text schriftlich zu verfassen und verwenden dabei häufig die rein phonetische Strategie. Auch ihre Leistungen beim Lesen sind schwach, selbst geübte Texte lesen sie stockend. Robin und Marc Kevin müssen außerdem oft an die Verhaltensregeln erinnert und davon abgehalten werden, die Mitschüler zu stören. Marc Kevin gelingt es zwar, geübte Wörter und Texte orthographisch korrekt zu schreiben, er beteiligt sich aber kaum am Unterrichtsgeschehen. Außerdem fallen ihm das Lesen und vor allem das kreative Schreiben schwer. Sein größtes Problem ist seine mangelnde Motivations- und Leistungsbereitschaft. Saskia lag bedingt durch eine Operation einige Tage im Koma und hat seitdem ein defizitäres Kurzzeitgedächtnis. Dennoch leistet sie treffende mündliche Beiträge. Janis hat im Arbeitsverhalten die größten Schwierigkeiten. Er arbeitet extrem langsam und ist nicht in der Lage, seine Sachen zu sortieren und ordentlich zu sein. Seine Schrift ist unstrukturiert. Zum Lesen benötigt er viel Zeit.
[...]
[1] Elke Heidenreich in einem Interview im Magazin „Stern“, 23. Juli 2003.
[2] Hier und im Folgenden ist auch immer die weibliche Form mitgedacht.
[3] Raecke 2000, S. 6.
[4] »Interkulturelle Kompetenz» meint die die Erweiterung der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit für Fremdes sowie die Fähigkeit, das Andere als anders zu akzeptieren und wird von der UNESCO sogar als Kern jeglicher Erziehung zum Frieden und zur Demokratie angesehen. Vgl: Gugel/Jäger 1999, S.20.
[5] vgl.: Spinner 2000, S.18.
[6] vgl.: Spinner 2000, S.18.
[7] vgl.: HKM 1995, S. 129.
- Quote paper
- Christina Damm (Author), 2004, Das Fremde spüren, dem Anderen begegnen. Ein drittes Schuljahr bearbeitet die Ganzschrift "Neben mir ist noch Platz" von Paul Maar, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21380
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