Die Wüstung Berslingen wurde in den 1960er Jahren in einer der größten Grabungen der Schweiz untersucht. Dabei wurde die ehemalige Siedlung, die etwa von 600 an bis in das 15. Jahrhundert hinein bewohnt gewesen ist, zu drei viertel ausgegraben. Mithilfe der Befunde konnte die Geschichte Berslingens rekonstruiert werden, wobei eine Phase des Wachstums von etwa 600 bis zur Jahrtausendwende und ein langsames Sterben der Siedlung danach festgestellt werden konnte. Es stellte sich heraus, dass Berslingen ein relativ armes Bergdorf gewesen ist und die Bewohner zunächst vor allem von der Viehwirtschaft, später auch von der Eisenverhüttung gelebt haben.
Neben der Archäologie beschäftigten sich aber auch andere Disziplinen mit der Erforschung der Wüstung, von denen Geographie, Ortsnamenkunde und Geschichtswissenschaft in dieser Arbeit vorgestellt werden sollen. Dabei soll vor allem der Frage nachgegangen werden, welche Rolle diese anderen Disziplinen eingenommen haben und welche Erkenntnisse durch sie gewonnen werden konnten. Dabei soll auch untersucht werden, welche dieser Methoden nicht nur im Fall von Berslingen sondern allgemein in der Wüstungsforschung angewendet werden können oder angewendet werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Geographie
3 Namensforschung
4 Geschichtswissenschaft
4.1 Erste urkundliche Erwähnung
5 Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Die Wüstung Berslingen wurde in den 1960er Jahren in einer der größten Grabungen der Schweiz untersucht. Dabei wurde die ehemalige Siedlung, die etwa von 600 an bis in das 15. Jahrhundert hinein bewohnt gewesen ist, zu drei viertel ausgegraben. Mithilfe der Befunde konnte die Geschichte Berslingens rekonstruiert werden, wobei eine Phase des Wachstums von etwa 600 bis zur Jahrtausendwende und ein langsames Sterben der Siedlung danach festgestellt werden konnte. Es stellte sich heraus, dass Berslingen ein relativ armes Bergdorf gewesen ist und die Bewohner zunächst vor allem von der Viehwirtschaft, später auch von der Eisenverhüttung gelebt haben.
Neben der Archäologie beschäftigten sich aber auch andere Disziplinen mit der Erforschung der Wüstung, von denen Geographie, Ortsnamenkunde und Geschichtswissenschaft in dieser Arbeit vorgestellt werden sollen. Dabei soll vor allem der Frage nachgegangen werden, welche Rolle diese anderen Disziplinen eingenommen haben und welche Erkenntnisse durch sie gewonnen werden konnten. Dabei soll auch untersucht werden, welche dieser Methoden nicht nur im Fall von Berslingen sondern allgemein in der Wüstungsforschung angewendet werden können oder angewendet werden.
Die Literaturlage ist sehr gut, im Jahr 2000 erschien ein sehr umfassendes Übersichtswerk über die gesamte Forschungsgeschichte Berslingens und dieses Werk bildet auch die Grundlage für diese Arbeit.
2 Geographie
Der traditionelle Ansatz, mithilfe historischer Landkarten aufgegebene Siedlungen zu finden, konnte im Fall von Berslingen nicht angewendet werden, was mehrere Gründe hatte. Zum einen entstanden die ersten Karten der Region erst nach dem Ende der Besiedlung im 16. und 17. Jahrhundert, zum anderen konnte auf diesen Karten aufgrund der hohen Siedlungsdichte kein weißer Fleck ausgemacht werden, anhand dessen man auf den Standort Berslingens hätte schließen können. Auch der Ort selbst war darauf nicht mehr vermerkt. Sehr genaue Karten entstanden für die Region Schaffhausen erst im 19. Jahrhundert. Diese waren aber ebenso wenig aufschlussreich (Stromer 2000, 190).
Da über die Untersuchung von Karten keine genauen Erkenntnisse gewonnen werden konnten, konzentrierte man sich vor allem darauf, die Lage geeigneter Böden für den Ackerbau festzustellen, um daraus die mögliche Lage einer Siedlung zu rekonstruieren. Bei dieser Methode ist aber nicht nur zu beachten, welche Qualität der Boden aufweist, sondern auch, wie das Mikroklima im Untersuchungsgebiet gewesen ist, in welcher Höhenlage gesiedelt wurde und wie die Struktur des Gebietes aussah, als die Siedlung gegründet worden ist (Krenzlin 1983, 206). Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden im Stadtgebiet von Schaffhausen eine relativ große Anzahl von Ackerterrassen aufgefunden, die weder den Siedlungen Merishausen oder Stetten noch der Stadt Schaffhausen zugerechnet werden konnten. Die Vermutung, dass diese Terrassen deshalb zu Berslingen gehört haben könnten, liegt daher nahe (vgl. Egli 1983). Allerdings gibt es keine Möglichkeit diese Vermutung weiter zu bestätigen, da die genaue Dokumentation über die Nutzung des Bodens erst in der frühen Neuzeit einsetzte, als die Pachtverhältnisse in der Gegend schriftlich fixiert worden sind (Stromer 2000, 182 - 183).
3 Namensforschung
Die Erforschung von Ortsnamen um diese in eine bestimmte Zeit einzuordnen, basiert auf der Annahme, dass bestimmte Namen in bestimmten Zeiträumen entstanden und verwendet worden sind. Für die Nordostschweiz wird, nach dem Ende der römischen Herrschaft, die Siedlungsentwicklung in drei Phasen eingeteilt. Die erste war die Landnahme durch die Alemannen im 6. Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts. Als zweite Phase wird der Zeitraum von der Mitte des 7. Jahrhunderts bis in das 8. Jahrhundert definiert, in der ein Ausbau der vorhandenen Siedlungen stattgefunden hat. Die dritte Phase schließlich war die zweite Ausbauperiode vom 8. bis in das 11. Jahrhundert. Siedlungen, die in einer dieser Phasen gegründet worden sind, erhielten bestimmte Endungen, aufgrund derer man sie zeitlich einordnen kann. Die Siedlungen der alemannischen Landnahme haben die Endungen -ingen und -heim, Berslingen gehört also zeitlich in diese Phase. Dies lässt sich auch anhand des Fundmaterials bestätigen. In der ersten Ausbauphase wurden die Endungen -ikon, -hofen, -hausen und zum Teil auch -sellen verwendet. In der zweiten Ausbauphase schließlich wurde vor allem die Endung -wil verwendet (Stromer 2000, 183 - 184).
Diese Einteilung ist allerdings nur sehr grob und keinesfalls immer korrekt. So würde Merishausen aufgrund der Endung -hausen eigentlich in die erste Ausbauphase datiert werden. Dies kann aber aufgrund der archäologischen Befunde nicht stimmen. Die Siedlung wurde bereits während der Alemannischen Landnahme besiedelt. Genau umgekehrt verhält es sich mit Herblingen, das nicht vor 700 besiedelt gewesen ist, zumindest dem gefundenen Material zufolge, und somit mindestens ein halbes Jahrhundert später besiedelt worden ist, als der Name vermuten lässt. Dies zeigt, dass man sich keineswegs auf die Ortsnamenforschung stützen kann, sondern diese nur als grober Anhaltspunkt dienen sollte (Burzler 2000, 47 f.).
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- Citation du texte
- Julian Freche (Auteur), 2010, Die Methoden unterschiedlicher Disziplinen zur Erforschung der Wüstung Berslingen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213589
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