Mit dem Ausbruch der Französischen Revolution beginnt ein Umwälzungsprozess in
Europa, der die Aristokratie in einen permanenten Spannungszustand versetzt.
Neben dem Krieg und dessen Folgen strahlt die Revolution offenkundig ideell
insbesondere auf die deutschen Einzelstaaten aus. Die Herrscher geraten
angesichts liberalistischer, anti-aristokratischer Strömungen unter Druck. Im
Spannungsfeld der napoleonischen Kriege, der Neuordnung der Territorialverhältnisse
im deutschsprachigen Raum, wiederkehrender Aufstandsbewegungen
und einer neuen, liberal geprägten Publizistik bilden sich liberale und als Konterpart
dazu restaurative Regierungsstile heraus. Die Gefahr einer Revolution im Hinterkopf,
werden dem Bürgertum von den Regenten mehr Freiheiten zugesprochen. Der
Gefahr einer Revolution bürgerlicher Kräfte wird mit liberalen Tendenzen begegnet.
Das Gleichgewicht der Mächte bekommt eine neue Normung, weg vom Adel, hin zu
Bürger- und Beamtentum.
Diese paneuropäischen Nachwirkungen der Revolution haben auch Auswirkungen
auf das Theater- und Musikleben in Berlin. Unter der Herrschaft Friedrich Wilhelms
III. behauptet sich die preußische Hauptstadt während der napoleonischen Kriege
gegen die Besatzer und die mit der Besatzung verbundenen Belastungen. Es
herrschen chaotische Zustände. Der königliche Hofstaat und mit diesem weitere
wohlhabende Familien fliehen ins Königsberger Exil. Erst mit der Rückkehr Friedrich
Wilhelms III. 1809 findet wieder ein eingeschränktes höfisches Musikleben statt,
doch die Verhältnisse haben sich geändert. Die Bürgerlichkeit bestimmt während der
Besatzung das kulturelle Leben Berlins. Eine bürgerliche Konzertkultur, autark von
den professionellen vom König subventionierten Musikern, gedieh während der
Absenz des Königs und seiner Hofkapelle. Dieses – im wahrsten Sinne des Wortes –
größtenteils eigenständige Kulturleben der erstarkten bürgerlichen Kreise soll
bestimmend sein für das gesellschaftliche Leben, auch für das höfische, das sich
besonders in Berlin zunehmend bürgerlich gibt, wie schon Goethe bemerkt.
Nun bleibt die Frage, ob dies wirklich eine eigenständige, unabhängige Musikkultur
des erstarkten Bürgertums ist, oder ob diese von einer etwaigen Kulturpolitik seitens
des Preußischen Staates gemaßregelt oder subventioniert wurde. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Quellenlage
- Die Berliner Institutionen und ihr Verhältnis zum Königshaus
- Das Königliche Nationaltheater
- August Wilhelm Iffland — Der Vermittler
- Die Königlichen Schauspiele
- Die Königliche Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin
- Privattheater
- Das Königliche Nationaltheater
- (Musik.) Theaterzensur
- Opernzensur
- Die Theaterzensur
- Politische Zensur im Berlin Preußens unter Friedrich Wilhelm III.
- Der Einfluss Friedrich Wilhelms III. auf das Musikleben Berlins
- Fazit
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Einfluss Friedrich Wilhelms III. auf das Musikleben Berlins um 1810. Dabei wird die Frage gestellt, inwieweit der König die bürgerliche Errungenschaft einer eigenständigen Konzert- und Theaterkultur kontrollierte oder institutionell beeinflusste. Der Fokus liegt auf der Analyse der musikalischen Institutionen Berlins und deren Verhältnis zum Hof, einschließlich des Nationaltheaters, der Königlichen Schauspiele, der Akademie der Künste und der Privattheater. Darüber hinaus wird die Rolle der Zensur in der Oper und im Theater sowie die politische Zensur im Berlin Preußens unter Friedrich Wilhelm III. beleuchtet.
- Die Entwicklung des Musiklebens in Berlin im Kontext der Französischen Revolution und der napoleonischen Kriege
- Die Rolle des Königs als Patron und Geldgeber der Berliner Kulturlandschaft
- Die Bedeutung des Nationaltheaters als Forum für deutsche Klassik und der Einfluss des Hofes auf dessen Repertoire und Verwaltung
- Die Zensur als Instrument der Kulturpolitik und die Auswirkungen auf die Oper, das Theater und die Privattheater
- Die Auswirkungen der königlichen Kulturpolitik auf die Entwicklung der bürgerlichen Konzertkultur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und beleuchtet die Auswirkungen der Französischen Revolution und der napoleonischen Kriege auf das Theater- und Musikleben in Berlin. Sie stellt die Forschungsfrage nach dem Einfluss Friedrich Wilhelms III. auf die Berliner Kulturlandschaft und skizziert die Struktur der Arbeit.
Das Kapitel „Zur Quellenlage" analysiert die verfügbaren Quellen zur Kulturpolitik in Berlin um 1810 und zeigt die Herausforderungen bei der Recherche auf. Es werden wichtige Publikationen und Online-Ressourcen vorgestellt und deren Relevanz für die Arbeit bewertet.
Das Kapitel „Die Berliner Institutionen und ihr Verhältnis zum Königshaus" untersucht die wichtigsten musikalischen Institutionen Berlins und deren Verbindung zum Königshaus. Es werden das Königliche Nationaltheater, die Königlichen Schauspiele, die Königliche Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin sowie die Privattheater betrachtet.
Das Kapitel „(Musik.) Theaterzensur" analysiert die Rolle der Zensur in der Oper und im Theater. Es werden die unterschiedlichen Formen der Zensur, ihre historischen Hintergründe und die Auswirkungen auf die künstlerische Freiheit beleuchtet.
Das Kapitel „Der Einfluss Friedrich Wilhelms III. auf das Musikleben Berlins" untersucht den Einfluss des Königs auf die Berliner Kulturlandschaft. Es werden die Auswirkungen seiner Entscheidungen auf die Hofkapelle, das Nationaltheater, die Privattheater und die Entwicklung der bürgerlichen Konzertkultur analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Kulturpolitik Friedrich Wilhelms III., das Berliner Musikleben um 1810, das Königliche Nationaltheater, die Königliche Schauspiele, die Akademie der Künste, die Privattheater, die Opernzensur, die Theaterzensur, die politische Zensur, die bürgerliche Konzertkultur und die Entwicklung der deutschen Oper.
- Citar trabajo
- Jens Fischer (Autor), 2009, Kulturpolitik in Berlin um 1810, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213318
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