Jeanne d' Arc im Urteil gegnerischer Parteien

Dossier / Travail de Séminaire , 2009 , 24 Pages , Note: 2,0

Histoire de l'Europe - Moyen Âge, Temps modernes

Jeanne d’Arc, die Jungfrau von Orlèans, ist heute nicht nur in der Fachliteratur, sondern auch in der Belletristik und im Film eine der populärsten historischen Figuren. Dieser Umstand ist nicht nur der Tatsache zuzuschreiben, dass die Akten zu ihrem Verurteilungs- und Rehabilitationsprozess ausführlich erhalten sind (wenn auch in den verschiedenen Sprachen teilweise unterschiedlich zu deuten), sondern auch den Mythen um ihre Wundertaten und Visionen sowie ihrer schillernden Persönlichkeit. Sehr oft wird besonders im Film und in der Populärliteratur ein Bild gezeichnet, dass die „Pucelle“ sehr positiv erscheinen lässt: Als eine von Gott erwählte, gerechte, gutherzige Wundertäterin, der letztendlich Unrecht widerfahren ist, als sie als Hexe, Blasphemikerin und Lügnerin verurteilt und verbrannt wurde. Doch stellt sich die Frage, wie Jeanne d’Arc seinerzeit von ihren Gegnern beurteilt wurde, denn nicht nur die Männer, die den Prozess gegen sie führten, waren gegen sie eingenommen und es ist abwegig zu glauben, dass die Verurteilung und der Tod der Jungfrau nur einer gegnerischen Gruppe, bzw. Institution zur Last gelegt werden könnte. Jede gegnerische Partei der Armagnacs – seien es die Burgunder oder die Engländer – und auch jede Institution im Land, die das Wohl der katholischen Kirche fürchten musste – wie etwa die Pariser Universität, die somit um ihr eigenes Wohl fürchten musste -, lieferte ihren Anteil zur Gefangennahme, Verurteilung und Hinrichtung der Pucelle. Aus jeder einzelnen derer Perspektiven ist der Prozess und der Tod Jeannes nachvollziehbar, wenn nicht gar gerechtfertigt, allerdings bleibt es dem Betrachter immer selbst überlassen, ob er die Sichtweise der gegnerischen Parteien annimmt und sie tatsächlich für gerechtfertigt hält, oder ob er sie zwar toleriert, aber sich immer darüber im Klaren ist, dass für jede gegnerische Partei ein politisches oder ideologisches Kalkül dahinter steht, welches immer im Hinterkopf zu behalten ist und aufgrund dessen deutlich wird, warum Jeanne auf diese Art betrachtet wird.
In Anbetracht der Tatsache, dass jede gegnerische Partei ein eigenes Ziel verfolgte und die einzelnen Motivationen zwar sehr unterschiedlich waren, aber dennoch alle zusammen spielten und demnach alle auf die Verurteilung und den Tod der Jungfrau hinaus wollten, soll in dieser Arbeit zwar Jeanne d’Arc im Urteil der gegnerischen Parteien betrachtet werden.

Inhaltsverzeichnis

• Jeanne d'Arc im Urteil gegnerischer Parteien
• Die Briefe des Duke of Bedford und König Henry V'.
• Zur Quellenlage burgundischer und englischer Chroniken des 15. Jahrhunderts
• Drei exemplarische zeitgenössische Chroniken
  • Enguerrand de Monstrelet: Der gemäßigte Chronist
  • Jean Lefévre de Saint-Remi: Der offensichtlich gegen Jeanne d'Arc eingenommene Chronist
  • Der Bourgeois de Paris: Der extrem feindlich gesinnte Chronist
• Fazit
• Literaturverzeichnis

Zielsetzung und Themenschwerpunkte

Die Arbeit befasst sich mit der Beurteilung Jeanne d'Arcs durch ihre Gegner im 15. Jahrhundert. Sie analysiert die unterschiedlichen Perspektiven und Motivationen der gegnerischen Parteien, die zur Verurteilung und Hinrichtung der Jungfrau führten. Dabei wird ein besonderer Fokus auf burgundische Chroniken gelegt, die als repräsentative Beispiele für die Sichtweise der Gegner dienen. Die Arbeit untersucht, wie Jeanne d'Arc von ihren Gegnern wahrgenommen wurde und welche Feindbilder von ihr gezeichnet wurden.

• Die verschiedenen Feindbilder von Jeanne d'Arc, die von ihren Gegnern geprägt wurden
• Die unterschiedlichen Perspektiven und Motivationen der gegnerischen Parteien
• Die Rolle der englischen und burgundischen Chroniken bei der Konstruktion des Bildes von Jeanne d'Arc
• Die Bedeutung der politischen und ideologischen Kalküle im Urteil der Gegner
• Die Frage der Objektivität und Glaubwürdigkeit der Quellen

Zusammenfassung der Kapitel

Das erste Kapitel untersucht zwei Briefe, einen von Duke of Bedford und einen von König Henry Vl., die das englische Bild von Jeanne d'Arc im 15. Jahrhundert veranschaulichen. Beide Briefe zeichnen ein negatives Bild der Jungfrau, das sie als politische Feindin, unehrenhaftes Mannweib und Hexe darstellt.

Das zweite Kapitel beleuchtet die Quellenlage burgundischer und englischer Chroniken des 15. Jahrhunderts. Es wird deutlich, dass englische Quellen zu Jeanne d'Arc rar sind, während burgundische Chroniken sie häufig erwähnen. Die burgundische Sichtweise ist grundsätzlich feindlich, aber weniger fixiert auf das Hexenbild als die englische. Die Chronisten sehen Jeanne d'Arc vor allem als politische Feindin.

Das dritte Kapitel analysiert drei exemplarische Chroniken: Enguerrand de Monstrelet, Jean Lefévre de Saint-Remi und der Bourgeois de Paris. Enguerrand de Monstrelet, ein gemäßigter Chronist, zeichnet ein nüchterneres Bild von Jeanne d'Arc und betont ihre politische Bedrohung. Jean Lefévre de Saint-Remi, ein offensichtlich gegen Jeanne d'Arc eingenommener Chronist, stellt sie als gestörte Anführerin dar, die von Gott berufen zu sein glaubt. Der Bourgeois de Paris, ein extrem feindlich gesinnter Chronist, verunglimpft Jeanne d'Arc und stellt sie als Blasphemikerin, Häretikerin und Zauberin dar.

Schlüsselwörter

Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Jeanne d'Arc, die Jungfrau von Orléans, die gegnerischen Parteien, die Burgunder, die Engländer, die Pariser Universität, die Chroniken des 15. Jahrhunderts, die Feindbilder, die politische Motivation, die Objektivität der Quellen, die Glaubwürdigkeit der Quellen, die Rehabilitation Jeanne d'Arcs.

• Université: Justus-Liebig-University Giessen (Mittelalterliche Geschichte)
• Cours: Jeanne d' Arc
• Note: 2,0
• Auteur: Janina Vahrenholt (Auteur)
• Année de publication: 2009
• Pages: 24
• N° de catalogue: V212900
• ISBN (ebook): 9783656409984
• ISBN (Livre): 9783656411680
• Langue: allemand
• mots-clé: Jeanne d'Arc, Jungfrau von Orleans, England, Burgund, Pariser Universität, Gegner, Mittelalterliche Quellen, Monstrelet, 100jähriger Krieg