Die Gothic - Szene ist alles andere als homogen, dennoch erkennt der Außenstehende ihre Mitglieder sofort: In schwarzen Mänteln, Kleidern und Schuhen, mit schwarzgefärbten Haaren und oftmals bleich geschminkt, inszenieren die Anhänger sich selbst und ihr vermeintlich pessimistisches Lebensgefühl. Doch wer sind diese Gothics, Schwarze oder Grufties? Was verbirgt sich hinter ihrer schwarzen Kluft? Wie ist ihre Weltanschauung? Haben sie tatsächlich etwas mit Satanismus zu tun? Und was steckt hinter dem Vorwurf, die Szene würde neuerdings rechte Tendenzen aufweisen? Auf all diese Fragen können im Rahmen dieser Arbeit selbstverständlich keine allumfassenden und klärenden Antworten gegeben werden. Dennoch möchte ich sie als „roten Faden“ nutzen, um einen pointierten Einblick in die Szene zu geben und vor allem zu klären, warum diese Szene vermutlich wie keine Zweite mit so vielen Vorurteilen behaftet ist. Diese Arbeit baut auf den Inhalten des Referates vom 05.01.2012 auf und soll diese noch vertiefen.
Gothic – Eine Szene zwischen Ästhetik und Vorurteil
Die Gothic - Szene ist alles andere als homogen, dennoch erkennt der Außenstehende ihre Mitglieder sofort: In schwarzen Mänteln, Kleidern und Schuhen, mit schwarzgefärbten Haaren und oftmals bleich geschminkt, inszenieren die Anhänger sich selbst und ihr vermeintlich pessimistisches Lebensgefühl. Doch wer sind diese Gothics, Schwarze oder Grufties[1] ? Was verbirgt sich hinter ihrer schwarzen Kluft? Wie ist ihre Weltanschauung? Haben sie tatsächlich etwas mit Satanismus zu tun? Und was steckt hinter dem Vorwurf, die Szene würde neuerdings rechte Tendenzen aufweisen? Auf all diese Fragen können im Rahmen dieser Arbeit selbstverständlich keine allumfassenden und klärenden Antworten gegeben werden. Dennoch möchte ich sie als „roten Faden“ nutzen, um einen pointierten Einblick in die Szene zu geben und vor allem zu klären, warum diese Szene vermutlich wie keine Zweite mit so vielen Vorurteilen behaftet ist. Diese Arbeit baut auf den Inhalten des Referates vom 05.01.2012 auf und soll diese noch vertiefen.[2] Allein die erste Frage „Wer sind die Gothics?“ ist nicht ohne Weiteres und eindeutig zu beantworten: Dies liegt vor allem an der hohen Vielschichtigkeit, die eine abgrenzende Subsummierung zu „einer“ Szene und ihrer Anhänger fast unmöglich macht. Gothic als Bewegung entstand in England Ende der 1970er Jahre als „entpolitisierte“ Antwort auf die Fundamentalopposition des Punk, bei der an die Stelle politischer und sozialer Rebellion ein selbstversponnenes, gefühlsintensives Ausklinken aus der Gesellschaft trat.[3] In den 1990ern veränderte sich die in erster Linie durch Musik geprägte Gothic – Szene nachhaltig, da die Bedeutung der ursprünglich vorherrschenden Musikstile abnahm bzw. fast völlig verschwand. Um als Szene nicht zu verschwinden bzw. unbedeutend zu werden, öffneten sich stattdessen neue musikalische Felder, die eine regelrechte „Umwälzung“ der Gothic - Szene zur Folge hatte.[4] Vor allem durch zahlreiche Überlagerungen mit anderen Musikrichtungen bzw. Subkulturen (beispielsweise Metal, Medieval, Electro) stellt die heutige Gothic – Szene keine in sich geschlossene Gruppe dar, sondern vielmehr ein Sammelbecken verschiedener schwarzer Jugend- und Musikkulturen. Doch auch wenn sich die Szene aufgrund dieser Entwicklung heute „irritierend vielschichtig“[5] präsentiert, so verbindet die einzelnen Anhänger doch zunächst ein ganz offensichtliches Merkmal: die „Farbe“ Schwarz. Diese dominiert nicht nur die Kleidung und Frisur der Gothics, sondern spielt darüber hinaus auch in deren Leben eine umfassendere Rolle. Aber warum eigentlich ausgerechnet „Schwarz“? Was bedeutet Schwarz in unserer Gesellschaft und welche Wirkung wird mit dieser verbunden? Schwarz ist – sowohl im christlichen als auch wissenschaftlichen Verständnis – die (Nicht-)Farbe des Universums und durch die Abwesenheit von Licht charakterisiert.[6] Und im Gegensatz zu anderen Farben ist Schwarz in unserem Kulturkreis besonders bedeutungsgeladen und unabhängig von ihrem Anwendungsbereich fast ausschließlich negativ besetzt, wogegen ihr Gegenteil Weiß primär positive Assoziationen weckt. Dies wirkt sich auch auf das Alltagsverständnis aus: Mit Ausnahme des Schornsteinfegers[7] fungiert Schwarz als Farbe des Bösen (z.B. schwarze Seele, jmd. anschwärzen), des Todes (z.B. Pest als schwarzer Tod, schwarz gekleideter Henker), der Trauer (z.B. schwarze Trauerkleidung), des Unglücks (z.B. Schwarzer Freitag, Verliererrolle „Schwarzer Peter“, Unglücksrabe), der Illegalität (Z.B. Schwarzarbeiter, Schwarzfahrer) und des Pessimismus (z.B. Schwarzmalen, Schwarzsehen). Weiß dagegen gilt als Farbe der Reinheit (z.B. weiße Berufskleidung, eine weiße Weste haben), der Göttlichkeit (z.B. Symbol der weißen Taube und des weißen Lamms) und der Unschuld (z.B. weißes Brautkleid).[8] Wie aus diesen Beispielen ersichtlich wird, können Farben, obwohl sie selbst eigentlich keine Bedeutungsträger sind, in einem bestimmten historischen sozio-kulturellen Kontext zu einem solchen gemacht. Der Ausspruch „Farbe bekennen“[9] für „die Wahrheit kundtun“ verweist auf die Verwendung von Farben als Zeichen. Im Rahmen der vestimentären Kommunikation hatten und haben Farben demnach einen besonderen Stellenwert. Schwarz als Kleiderfarbe hatte im Laufe der Zeit in unserem Kulturkreis unterschiedliche symbolische und existentielle Bedeutung. So war Schwarz beispielsweise seit dem 13. Jahrhundert Farbe der Trauer, Farbe der Armut und des niederen Standes. Vor allem seit dem Zweiten Weltkrieg aber wird es auch als Zeichen von Opposition und Distanz gegenüber Werten der etablierten Gesellschaft verwendet.[10] So grenzten sich beispielsweise in den 50er Jahren jugendliche Anhänger des Existentialismus durch schwarze Kleidung ab.[11]
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[1] Alle Begriffe werden in der Abhandlung synonym verwendet. Dies widerspricht zwar einigen Darstellungen in der Literatur, soll aber für diese Arbeit der Einfachheit halber genügen. Des Weiteren gibt es ausreichend Quellen, die mit der Synonymie der Begriffe konform gehen (bspw. http://www.remid.de/index.php?text=info_gothic).
[2] Siehe hierzu die Referatsausarbeitung „Gothic – Kultur, Musik und Anderes“ vom 05.01.2012
[3] Vgl. Jugendkultur - Guide. S.148
[4] Vgl. Peter Matzke, Tobias Seeliger: Gothic! Die Szene in Deutschland aus der Sicht ihrer Macher. Berlin 2000. S. 36
[5] Jugendkultur – Guide. S. 150
[6] Vgl. Doris Schmidt, Heinz Janalik: Grufties. Jugendkultur in Schwarz. Hohengehren 2000. S.66
[7] Laut Aberglaube bringt der Kamin- oder Schornsteinfeger trotz seiner schwarzen Kleidung Glück, da er dem Feuerteufel
Paroli bieten kann. (Vgl. Horst Haas. Pechschwarze Saubermänner. In: Illustrierte Wochenzeitung 1999, Nr. 52, S.7)
[8] Vgl. Schmidt, Janalik: Grufties. 2000. S.67
[9] Entstanden ist der Ausspruch im mittelalterlichen Rittertum: Damals verdeckten manche Ritter vor dem Kampf ihr
farbiges Wappen, das als persönliches Erkennungszeichen diente, mit einem Überwurf, um ihre Identität geheim zu
halten. Bekannten sie jedoch Farbe, gaben sie sich zu erkennen. (Vgl. Heidelore Kluge: Mit Farben heilen. Düsseldorf 1996.
S.20)
[10] Vgl. Schmidt, Janalik: Grufties. 2000. S.70-75
[11] Vgl. Eva Heller: Wie Farben wirken. Reinbek 1995. S. 101
- Citation du texte
- Melanie Witthof (Auteur), 2012, Gothic – Eine Szene zwischen Ästhetik und Vorurteil, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212899
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