Gemälde, Fotografien, Bücher, Fernsehbilder, Filme, Briefe, Schallplatten
und Tonbänder zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Einzelnen mit
etwas Unberührbaren, Entfernten, Vertrauten oder gänzlich Unvorstellbaren
in Kontakt bringen, um im selben Moment jedoch zu gewährleisten,
dass dieses auf Distanz bleibt. Diese Medien sind allesamt real-materielle
Vermittlungsinstrumente von Informationen und zählen zum Forschungsspektrum
kulturwissenschaftlicher Disziplinen. So wie diese vermag auch
das Display das Fremde, Vertraute und Entfernte ästhetisch zu domestizieren.
Im Gegensatz zu der ausschließlich konsumierbaren Form erstgenannter
Medien, können die im Display auftauchenden Inhalte (weitgehend)
frei generiert, verändert und gewissermaßen partizipativ erschlossen
werden. Der digitale Medienumbruch und die damit einhergehenden neuen
Technologien und Wahrnehmungsweisen zeichnen sich nicht nur durch
neue Interaktionsformen im Umgang mit computerisierten Umwelten aus,
sondern auch durch ein Diskursparadigma, wonach Realität infolge dieser
Techniken selbst zur Disposition steht. Als oft genannte Gründe hierfür
müssen die weltweite Vernetzung und die damit einhergehenden globalen
Kommunikationsmöglichkeiten und Datentransporte sowie die immer ausgefeilteren
grafischen Computeroberflächen angeführt werden.
Ob zwischen netzbasierten Informationsdatenbanken und medialisierten
Kommunikationsstrukturen zwischenmenschliche Verbindlichkeit bzw.
jeglicher sinnlicher Kontakt zu realen Gegebenheiten in einer digitalen
Welterfahrung substituiert wird, soll als übergeordnete Kernfrage verstanden
werden. Als weitgehend unberücksichtigter Untersuchungsgegenstand
soll das Display, die Schnittstelle, an der die digitalen (immateriellen) Informationen
in visuell und auditiv wahrnehmbarer Form erscheinen, betrachtet
werden. Fest in die Alltagspraxen und Wahrnehmungsweisen der
Menschen implementiert sind es diese technischen Anzeigen, die computerisiertes
bzw. maschinelles Verhalten abbilden, um dieses dadurch erst
für einen breiten Anwenderkreis ersichtlich und handhabbar zu machen.
Zwischen Fahrkartenkauf, Wissenschaftsbetrieb, Finanzwesen, Bürokommunikation
und Recherche bieten Displays, als sinnlich wahrnehmbare Oberfläche des Computers, in Sekundenbruchteilen die Antwort bzw.
Rückversicherung der Eingaben.[...]
Inhaltsverzeichnis
A
1 / Einleitung
1.1 / Herangehensweise und Aufbau
2 / [Be-] Entschleunigen
3 / Raum und Nicht-Ort
4 / Netzeuphorie und realen Infrastrukturen
4.1 / Modus der (sozialen, technologischen) Verknüpfung
5 / Digitale Technik - Strategien/Taktiken
B
6 / Display
6.1 / Neue Sichtbarkeit und unablässiges Prozessieren
7 / Mediamorphe Stadt
7.1 / Dematerialisierung von Urbanität oder New Songdo City
8 / Personal Nomadic Mobile Displays - Nomadische Oberflächen
8.1 / Soziale Medien und neue Raummodelle
8.2 / Dazwischengedacht - Update/Exkurs
9 / Der Blick von oben - Geoweb/Geomedien
10 / Urban Screens
11 / Virtual Layers - Das Ende des Cyberspace [Conclusio]
12 / Literatur
1 Einleitung
Gemälde, Fotografien, Bücher, Fernsehbilder, Filme, Briefe, Schallplatten und Tonbänder zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Einzelnen mit etwas Unberührbaren, Entfernten, Vertrauten oder gänzlich Unvorstellba- ren in Kontakt bringen, um im selben Moment jedoch zu gewährleisten, dass dieses auf Distanz bleibt. Diese Medien sind allesamt real-materielle Vermittlungsinstrumente von Informationen und zählen zum Forschungs- spektrum kulturwissenschaftlicher Disziplinen. So wie diese vermag auch das Display das Fremde, Vertraute und Entfernte ästhetisch zu domestizie- ren. Im Gegensatz zu der ausschließlich konsumierbaren Form erstge- nannter Medien, können die im Display auftauchenden Inhalte (weitge- hend) frei generiert, verändert und gewissermaßen partizipativ erschlossen werden. Der digitale Medienumbruch und die damit einhergehenden neuen Technologien und Wahrnehmungsweisen zeichnen sich nicht nur durch neue Interaktionsformen im Umgang mit computerisierten Umwelten aus, sondern auch durch ein Diskursparadigma, wonach Realität infolge dieser Techniken selbst zur Disposition steht. Als oft genannte Gründe hierfür müssen die weltweite Vernetzung und die damit einhergehenden globalen Kommunikationsmöglichkeiten und Datentransporte sowie die immer aus- gefeilteren grafischen Computeroberflächen angeführt werden.
Ob zwischen netzbasierten Informationsdatenbanken und medialisier- ten Kommunikationsstrukturen zwischenmenschliche Verbindlichkeit bzw. jeglicher sinnlicher Kontakt zu realen Gegebenheiten in einer digitalen Welterfahrung substituiert wird, soll als übergeordnete Kernfrage verstan- den werden. Als weitgehend unberücksichtigter Untersuchungsgegenstand soll das Display, die Schnittstelle, an der die digitalen (immateriellen) In- formationen in visuell und auditiv wahrnehmbarer Form erscheinen, be- trachtet werden. Fest in die Alltagspraxen und Wahrnehmungsweisen der Menschen implementiert sind es diese technischen Anzeigen, die compu- terisiertes bzw. maschinelles Verhalten abbilden, um dieses dadurch erst für einen breiten Anwenderkreis ersichtlich und handhabbar zu machen. Zwischen Fahrkartenkauf, Wissenschaftsbetrieb, Finanzwesen, Bürokom- munikation und Recherche bieten Displays, als sinnlich wahrnehmbare Oberfläche des Computers, in Sekundenbruchteilen die Antwort bzw. Rückversicherung der Eingaben. Im Sinne einer erweiterten Sachkulturfor- schung soll das Display, fernab einer Genealogie der (optischen) Medien, als materielles Artefakt betrachtet werden, dessen Relevanz sich nicht nur allein dadurch begründet, dass es zum nahezu alle Arbeitswelten dominie- renden Werkzeug geworden ist. Nichts geht mehr ohne digitale Eingabe- masken, e-Mail-Verkehr und dem (un)eingeschränkten Zugriff auf globale Datenbanken. Die technischen Innovationen der letzten Jahre haben au- ßerdem in offensichtlich gravierender Weise Einfluss auf tradierte Rituale und Erfahrungen unserer Alltagswelt genommen. Man ist scheinbar unun- terbrochen mit dem Beobachten des auf dem Display ersichtlichen Schauspiels beschäftigt. Ein kurzer Blick auf das Mobiltelefon, bevor man sich entscheidet, den Anruf seines Vorgesetzten am Samstag Vormittag doch nicht anzunehmen. Man denke an die bekannten filmischen Darstel- lungen des Abschieds, die uns Hollywood in den letzten hundert Jahren präsentierte. Doch Abschiede währen nicht mehr lange, Tränen trocknen schnell, ganz der textlichen Qualität der nächsten auf dem Display des Mobiltelefons eingehenden Textnachricht geschuldet. Doch jenseits dieser alltäglichen audiovisuellen Grunderfahrungen vernetzter Computer sind es die oft proklamierten, aus eben diesem auftauchenden ‚möglichen Welten‘ und ‚virtuellen Räume‘, die postmoderne Medientheoretiker, aber auch zahlreiche Sozial- und Kulturwissenschaftler dazu veranlasst, nicht nur von (sich kulturgeschichtlich immer wieder) wandelnden Zeit- und Räumlich- keitskonzepten zu sprechen, sondern von physikalischen Gesetzmäßigkei- ten, die infolgedessen in Frage gestellt sind. Im Interdependenzgeflecht von Raum, Stadt und Computer sollen die auf digitaler Technologie basie- renden Transformationsprozesse betrachtet werden, die keinen autono- men Datenkörper (Cyberspace) entstehen lassen, sondern sich in Gestal- tung, Ausbreitung und Anwendung auf den realen physischen Raum be- ziehen.
Auch wenn im Folgenden keine Beobachtungseinheiten isoliert wer- den, die mit dem volkskundlichen Methodenrepertoire erfasst werden, so liegt die Relevanz dieser Arbeit doch in einem ‚Erkennen‘ von Feldern und Beobachtungseinheiten, deren Reflektion bisher kaum stattfindet. Um es mit dem Ethnologen Marc Augé zu sagen: „Wenn die Anthropologie des Hier und Jetzt sich ausschließlich an bereits bestehenden Kategorien orientieren müsste und keine neuen Objekte konstruieren dürfte, dann hätte die Erschließung neuer Forschungsfelder lediglich mit Neugier zu tun und nicht mit Notwendigkeit.“1
1.1 Herangehensweise und Aufbau
Eine Europäische Ethnologie/Kulturanthropologie, die sich den alltäglichen Routinen und Standards widmet, muss den Computer, der sich vom Exper- ten- zum profanen Alltagsgegenstand gewandelt und somit dafür gesorgt hat, dass sich ein großer Teil des Alltagslebens in und mit den computeri- sierten Informationswelten abspielt, als Forschungsgegenstand ernst neh- men. Da jedoch weder die Europäische Ethnologie noch andere universitä- re Fächer eine gesicherte methodische Herangehensweise zur Verfügung stellen, um mit digitalen Datennetzen und Kommunikationsumgebungen zu agieren, müssen andere Ansätze verfolgt werden. Die zahlreichen Publika- tionen, die sich den Anwendungsgebieten im Spannungsfeld des digitalen Medienumbruchs widmen, zeichnen sich eher durch eine Vielfalt der Ent- würfe als durch fundierte theoretische Herangehensweisen aus. Die philo- sophischen Ausblicke in die Zukunft, die sich Peter Weibel, Friedrich Kitt- ler, Paul Virilio und Vilém Flusser zu den teilweise zu ihrer Zeit keinesfalls als institutionalisiert zu betrachtenden digitalen Technologien und deren Möglichkeiten gemacht haben, müssen als wegweisend betrachtet werden. Die Annahmen und Analysen Flussers2 und Virilios3, die in dem digitalen Medienumbruch einen radikalen Einfluss auf die individuellen und gesell- schaftlichen Lebensverhältnisse zu erkennen glauben, dienen als weiter zu bearbeitende Grundkategorien dieser Arbeit. In ähnlicher Weise argumentiert der Soziologe Dirk Baecker4, der in dem Auftauchen des neuen Verbreitungsmediums Computer und den damit verbundenen Veränderungsprozessen der Struktur und Kultur der Gesellschaft von neuen, hierfür erforderlichen Orientierungsmustern und Denkmodellen spricht.
Um sich den Logiken des Displays im Kontext eines digitalen [Stadt] Raumes zu nähern und um somit die Wechselwirkungen zwischen digitaler Technologie und menschlicher Kultur zu beschreiben, ist ein interdiszipli- närer Ansatz vonnöten. Der Medientheoretiker und -künstler Lev Mano- vich, der mit Language of New Media den Versuch unternahm, die forma- len Eigenschaften des digitalen Codes zu untersuchen, muss hinsichtlich dessen interdisziplinärem Verständnis als wichtiger Ansatzpunkt in einem zumeist von Widersprüchen gekennzeichneten Diskurs gesehen werden. Manovich geht in ähnlicher Weise wie Baecker davon aus, dass die Om- nipräsenz des Computers die gesamte menschliche Kultur zu formen be- ginne. Es soll jedoch an dieser Stelle erwähnt sein, dass das Display Ge- genstand dieser Arbeit ist und nicht digitale Technologie generell, wobei eine Trennung zwischen beiden verschwimmt. Warum jedoch im Zuge die- ser Analyse von Displays, in Abgrenzung zu Manovich, keine Fernsehge- räte, Kinoleinwände und Bildschirme und somit „klassischen Bildmedien“ relevant sind, lässt sich damit erklären, dass hier nicht die Frage nach dem Bild, sondern nach digital begründeten Medienkonvergenzen im Fokus steht. Das Display, im hier verstandenen Sinne, ist das Instrumentarium, das dank der digitalen Meta-Sprache erlaubt, alle zuvor getrennten ‚analo- gen‘ Medien in dessen Rahmen darzustellen: Zeitungen, Fotos, Radio, Fernsehen, Töne, Texte, Musik etc..
Die einzige Publikation, die sich vor diesem Hintergrund konkret mit dem Display beschäftigt, ist die von Tristan Thielmann und Jörg Schröter bzw. die von dem Siegener Forschungskolleg Medienumbrüche herausge- gebene Zeitschrift Navigationen. In den Ausgaben Display I - Analog 5 und Display II - Digital 6 versucht eine interdisziplinäre Autorenschaft sich den Phänomenen des Displays auf vielfältigste Weise zu nähern. Da das Disp- lay jedoch nicht getrennt von der Eigenlogik des Computers betrachtet werden kann, weil es in gewisser Weise die sinnlich wahrnehmbare Ober- fläche der digital prozessierten Datenproduktion, -speicherung und - verbreitung darstellt, finden sich in jeglichen Publikationen, die sich den Computerwelten widmen, Hinweise und Ansichten über diese Kontaktstel- le. Im Fach Europäische Ethnologie ist es Manfred Faßler, der sich vor- zugsweise mit diesen unumgänglich von Computern geprägten ‚cyberneti- schen‘ Umwelten im Kontext von Vernetzung, Simulation, Virtualität und digitalen Wissenskulturen befasst. Dessen Publikationen zeichnen sich weniger durch stringente Ansätze als durch ein Konglomerat an Ideen, Vorschlägen und Analysen aus und dienen als Basisliteratur der hier ver- fassten Abhandlung.
Um sich in der ausufernden Literatur, die sich den neuen Rollen wid- met, die die digitalen Technologien den Nutzern zuschreiben, zu orientie- ren, sind einige Einschränkungen notwendig. So stehen weder neue Identi- tätsentwürfe oder Spielewelten noch neue Vergesellschaftungsmodelle und Wissenskulturen im Zuge der partizipativ zu nutzenden vernetzten Online-Welten im Fokus, kategorisch ausschließen lassen sich diese je- doch ebenfalls nicht. Was all diese theoretischen Herangehensweisen an die digitale Medienkultur gemein haben, die sich mit eben erwähnten The- men befassen, jedoch zumeist als Selbstverständlichkeit unberücksichtigt bleibt, ist die Tatsache, dass zur Verbreitung und Darstellung der Daten sowohl Computer als auch sachlich-materielle Infrastrukturen unerlässlich sind. Demzufolge wurde die Literatur in besonderem Maße auf das Ver- hältnis Nutzer-Maschine, die Schnittstelle (Interface), an der die digitale Ästhetik in sinnlich wahrnehmbarer Form erscheint, sondiert: das Display. Für die Marburger Medienwissenschaftlerin Petra Missomelius grenze die- ses Display die „‚virtuelle Welt’, innerhalb der unsrigen der ‚realen’ ab. [...] [Es] ist eine rechteckige Fläche, die in der gegenständlichen Welt existiert und die Welt der Repräsentationen darstellt.“7 Diese weit verbreitete Auf- fassung eines Dualismus von Realität und Virtualität, wobei immer mehr gesellschaftliche Funktionen, zwischenmenschliche Kommunikationen in die künstlich geschaffene Datenwelt ausgelagert werden, führe zu einer Entsinnlichung der realen Wahrnehmung. Virilio spricht davon, dass die „Wahrnehmungsfähigkeiten des menschlichen Körpers [...] nacheinander auf Maschinen übertragen [werden].“8 Die Kulturwissenschaftlerin Ute Süßbrich vermutet das Dahinschwinden „von einstmals signifikanten Be- griffen wie Natur, Umwelt oder Wirklichkeit“, da die computergenerierten Welten ihrer Meinung nach als „bessere Alternative[n] für die als begrenzt empfundene Wirklichkeit“9 (miss)verstanden werden. Auch Wolfgang Ka- schuba geht davon aus, dass sich infolge der Vernetzung und Digitalisie- rung der Beziehungs- und Wissenswelt der „Bereich unserer eigenen em- pirischen Erfahrung reziprok verengt.“10
Diese Aufzählung ließe sich mit ähnlichen Sichtweisen nach Belieben verlängern. Im Zuge der weltweiten Vernetzung11 scheint es als Konsens zu gelten, dass real physikalisches Handeln nur noch zweitrangig und die „Zeit lokaler Welten nun endgültig vorbei“12 seien, da von nun an scheinbar in dem medial trivialisierten und imaginierten Modell ‚virtueller Raum’ agiert werde. Diese Arbeit versucht, diese Annahme berücksichtigend, den Dis- kurs um neue Aspekte zu erweitern, denn die Portale (Displays) in den vermeintlich ‚virtuellen Raum’ befinden sich nicht mehr nur im Büro oder auf dem heimischen Schreibtisch. Displays werden mobil, der User räum- lich flexibel, denn Navigationssyteme, sich zum PNMD (Personal Nomadic Mobile Display) wandelnde Mobiltelefone, Notebooks und somit die Infor- mationsübertragungen zwischen Automaten und Menschen mischen sich unter die alltäglichen Erfahrungen sich im realen Raum physisch bewe- gender Individuen. Neben der grundsätzlichen Erscheinungsform und Lo- gik des digitalen Displays steht die Frage im Fokus, inwiefern neue Über- legungen und Ansätze zur Interdependenz von digitaler Technologie und realem physikalischem Raum notwendig sind.
Um sich den (mobil gewordenen) Displays im öffentlichen Raum zu nähern, sollen drei hierfür konstitutive und für das Verstehen unerlässliche Grundkategorien herausgearbeitet werden. Anknüpfend an Marshall McLuhan, der vor dem Hintergrund der Massenmedien davon spricht, dass sich das „Zentralnervensystem zu einem weltumspannenden Netz ausge- weitet, und damit [...] Raum und Zeit aufgehoben“13 hat, soll in [Be-] Ent- schleunigen und Raum und Nicht-Ort diesen veränderten Raum- und Zeitlichkeitsentwürfen nachgespürt werden. Als wichtige Publikationen in diesem Kontext müssen Die Ü berwindung der Distanz von Wolfgang Ka- schuba und Das Tempo-Virus 14 von Peter Borscheid genannt werden. Während Kaschuba eine Geschichte der veränderten Zeit- und Räumlich- keitskonzepten, zwischen technologischem Fortschritt und den dadurch bedingten neuen Wahrnehmungsverhältnissen nachzeichnet, widmet Bor- scheid sich der in allen Bereichen unseres Lebens ersichtlichen, zuneh- menden Beschleunigung.
In Netzeuphorie und realen Infrastrukturen sollen die für die hier beschriebenen Display-Anwendungsgebiete notwendigen Vernetzungs- strukturen im Zentrum stehen. Dass es sich bei technologischen Netzen um materiell-physische Infrastrukturen handelt, wird allzu gerne ignoriert, was manche Kultur- und Sozialwissenschaftler dazu veranlasst, unkom- mentiert von ‚hierarchiefreien Netzen’ zu sprechen. Um für Klarheit zu sor- gen, ist ein interdisziplinärer Dialog zwischen Kultur-/Sozialwissenschaften und Informatik/Physik notwendig, da es zu vermeiden gilt, sich ohne tech- nologischem Vorwissen den komplexen Vernetzungsstrukturen zu widmen. Rainer Fischbach zeigt, dass es sich bei Netzen immer um diskrete, endli- che Strukturen im physikalischen Raum handelt und widerspricht damit all denen, die glauben, hierin eine ontologische Kategorie zu erkennen. Die Kapitel zwei bis fünf müssen als Erweiterung dieses Einführungskapitels betrachtet werden, in deren Verlauf weitere Annahmen, Fragestellungen und Forschungsstände dargelegt werden.
Im zweiten Abschnitt soll in Display zunächst eine Annäherung an die Ästhetik, Denkmodelle und Funktionszusammenhänge des Displays als Schnittstelle der Mensch-Maschine-Kommunikation und Mensch- Maschine-Mensch-Kommunikation zwischen Sichtbarkeit und Interaktivität herausgearbeitet werden. Mediamorphe Stadt soll dazu dienen, Stadt und dessen urbane Infrastruktur als jenen physikalischen, euklidischen Raum zu betrachten, in dessen Rahmung deutliche mediale Transformationspro- zesse sichtbar werden. Der Medienwissenschaftler Scott McQuire15 und der Soziologe Frank Eckardt16 gehen in ihren Publikationen der Frage nach, inwiefern sich Städte unter dem Einfluss technologischer Neuerun- gen zu mediatisierten Umgebungen gewandelt haben. Ihrer Meinung nach seien Medien und Städte untrennbar miteinander verwoben.
Mobil telefonierende Menschen in der Stadt sind keine Seltenheit mehr, doch von nun an kann auch mit Hilfe des portablen Endgerätes (PDA - Personal Digital Assistent, Mobiltelefon) auf die vom heimischen PC bekannten Online-Inhalte und -Funktionen zurückgegriffen werden. Die Veränderungen, die sich durch diese neue Vernetzungsstruktur erge- ben, sind vielfältig. In Personal Nomadic Mobile Display - Nomadische Oberflächen wird erläutert, wie das Display zum alltäglichen Organisati- onsinstrument des Users wird. Die oft proklamierten Formulierungen und Logiken des grenzenlosen ‚virtuellen Raums‘ sollen infolgedessen hinter- fragt werden, denn digitale Daten und der geographische Standort des Users gehen zunehmend Hand in Hand. Informationen werden ortsabhän- gig. Geoweb knüpft an diese Erkenntnisse an und zeichnet nach, in wel- cher Weise neue vernetzte Software Anordnungen, die speziell für den mobilen Gebrauch gedacht sind, dafür sorgen, dass digitale Ebenen (Internet, GPS, WLan) zunehmend mit real-lokalen Kontexten verwoben werden - hier in Form von Navigationsdisplays. Als zentrale Publikation muss in diesem Kontext der von Tristan Thielmann und Jörg Döring he- rausgegebene Sammelband Mediengeographie 17 genannt werden. Die Herausgeber widmeten sich u.a. der, insbesondere für diese Arbeit, inter- essanten Frage, inwiefern georeferenzierende Medien (GoogleEarth, GPS etc.) den Umgang mit Räumen und Orten soziotechnisch neu organisieren.
In Urban Screens sollen schließlich die kollektiv im öffentlichen Raum wahrnehmbaren Displays im Fokus stehen. Neben den zuvor beschriebe- nen individuellen Displays sind es vor allem diese öffentliche Displays, die als automatisierte Bedien- und Beratungsstrukturen (Infoscreens, Geldau- tomaten etc.) sowie als großflächige Info-und Werbetafeln die Dynamik moderner Gesellschaften in anschaulicher Weise charakterisieren.
Der Dualismus Realität - Virtualität soll in Virtual Layers - Das Ende des Cyberspace [Conclusio] durch die Idee der allgegenwärtigen digita- len Ebene ersetzt werden. Dem physischen Raum soll hierbei die Rolle zukommen, die er vor den Deterritorialisierungsthesen inne hatte: der Rahmen, in dem Menschen physisch handeln, auswählen, kommunizieren und sich bewegen. Die digitalen mobilen Displays und die dort auftau- chenden Netzwelten (Foren, Blogs, social software, eBay, Navigationsan- weisungen, ICQ, Skype, Internet-Telefonie etc.) müssen als Erweiterung der allgemein phänomenologischen Erfahrung unserer ‚realen‘ Umwelt verstanden werden.
„Wir waren alle entzückt, wir alle erkann- ten, daß wir Verwirrung und Unsinn hin- ter uns ließen und die einzige und edle Funktion unserer Zeit erfüllten, in Bewe- gung zu sein.“18
„There will be a road. It will not connect two points. It will connect all points. Its speed limit will be the speed of light. It will not go from here to there. There will be no more there.”19 So lautete die verheißungsvolle Botschaft, mit der das weltweit agierende Telekommunikationsunternehmen MCI in einer TV-Werbung aus dem Jahre 1993 seine Produkte bewarb. Was hier angedeutet und von der postmodernen Medientheorie radikalisiert wurde, ist die Auffassung, wonach Raum und Zeit durch moderne Kommunikati- onstechnik überwunden werden können. “The ad invites us to imagine a future in which we will never be outside, never ‘there’ but permanently ‘here’.”20
Der französische Philosoph Paul Virilio machte bereits 1977 im Rah- men seiner ‚dromologischen‘ Medientheorie auf eine technologisch indu- zierte ‚Ästhetik des Verschwindens‘ aufmerksam und knüpfte damit an die zeit- und raumverändernden Konsequenzen von Eisenbahn und Elektrifi- zierung im 19. Jahrhundert an. Neu dabei war jedoch, dass Virilio den Raum- und Zeitlichkeitskonzepten nun keine reine Veränderung mehr, sondern deren Dekonstruktion und Auflösung prognostizierte. Das Ver- sprechen scheinbar universaler Mobilität, „die Eroberung des neuen und letzten Kontinents, des Kontinents der Geschwindigkeit“21, sieht Virilio zu- nächst in den modernen Verkehrsmitteln Concorde, TGV und Airbus reali- siert. „Gleichwohl geraten Raum und Entfernung durch die Beschleunigung der modernen Verkehrsmittel jetzt überall in eine Krise [ ] Hier wird deut- lich, wie sehr sich der geophysikalische Raum scheinbar zusammenzieht.“22 Für Virilio ist der Verkehr die zentrale Mobilitätsfigur der Moderne, durch ihn werden Entfernung und Dauer verdichtet und Geschwindigkeit zum zentralen Faktor in einer sich in allen Lebensbereichen immer be- schleunigenderen Welt erhoben.23 Dass Raum und Distanz als kein Hin- dernis mehr empfunden werde, so Kaschuba, bestimme „mittlerweile kapi- talistische Operationslogiken wie kulturelle Konsumentenhorizonte.“24 Der individuelle Verkehr erweitert den Mobilitätsradius des Einzelnen und sorgt somit nicht nur für eine gesteigerte Frequentierung des öffentlichen Raums, sondern trägt dazu bei, dass der postmoderne Kosmopolit, der mehrere Räume gleichzeitig bewohnt und sich praktisch immer zwischen den Orten befindet, erst entstehen kann. „Dass man sich zwischen den Orten bewegen kann und dafür allenfalls auf die passenden Verkehrsmit- tel, aber nicht auf die Zustimmung der Zeitgenossen angewiesen ist, wird zu der vielleicht wichtigsten strukturellen Inklusionsbedingung der moder- nen Gesellschaft. Der Aufbruch, die Reise und die Rückkehr, der Wechsel zwischen Wohnort, Arbeitsort und Orten des Vergnügens und nicht zuletzt der Strom der Menschen in den Straßen der Städte werden in dieser Ge- sellschaft so selbstverständlich, dass nur noch ihre Einschränkungen unangenehm auffallen.“25 Doch nahezu ohne Einschränkungen wird an der Gestaltung der Landschaft und des städtischen Raums gearbeitet, um dem Menschen eine automobile Infrastruktur zu bieten. Straßen, Tunnels, Am- peln, Parkplätze, Tankstellen und Tiefgaragen beginnen den öffentlichen Raum verkehrstechnisch zu strukturieren und machen den physischen Ortswechsel alltäglich.
Der französische Ethnologe Marc Augé sieht indes in der „Vermeh- rung der bildlichen und imaginären Konnotationen und in der spektakulä- ren Beschleunigung der Verkehrsmittel“26 eine Überfülle der Ereignisse und des Raumes begründet. Für Augé ist genau diese, durch den indivi- duellen Verkehr bedingte physische und psychische Dauermobilität, die Ursache für die postmoderne Orts- und Heimatlosigkeit. Als zentralen Ausdruck dieses Umstandes wählt Augé den ‚Nicht-Ort‘, einen Ort der we- der durch Geschichte, Relation noch Identität gekennzeichnet ist. Die „Nicht-Orte [sind] das Maß unserer Zeit, ein Maß, das sich quantifizieren lässt und das man nehmen könnte, indem man - mit gewissen Umrech- nungen zwischen Fläche, Volumen und Abstand - die Summe bildete aus den Flugstrecken, den Bahnlinien und den Autobahnen, den mobilen Be- hausungen, die man als ‚Verkehrsmittel’ bezeichnet (Flugzeuge, Eisen- bahnen, Automobile), den Flughäfen, Bahnhöfen, Raumstationen, den großen Hotelketten, den Freizeitparks, den Einkaufszentren und schließ- lich dem komplizierten Gewirr der verkabelten oder drahtlosen Netze, die den extraterrestrischen Raum für eine seltsame Art der Kommunikation einsetzen, welche das Individuum vielfach nur mit einem anderen Bild sei- ner Selbst in Kontakt bringt.“27 Die von Augé hier skizzierten Passagen- räume und Vernetzungsansätze stehen für eine Epoche, in der die Wahr- nehmung von Zeit und Raum in noch nie zuvor dagewesener Weise an die Techniken des Transports (von Daten, Individuen, Waren) gebunden ist. Bewegung und Beschleunigung verändere über mechanische Hilfsmittel wie über technologisch-mediale Vermittlungsformen den individuellen menschlichen Wahrnehmungsapparat und zugleich die gesellschaftlichen Erfahrungssysteme, so Kaschuba.28
Doch mit der aufkommenden digitalen Vernetzung scheint die media- le Vermittlung den physischen Transport obsolet werden zu lassen. Der vernetzte Computer wird zum Inbegriff des Zugriffs auf seine Umwelt, die heutigen Flaneure und Nomaden bewegen sich sitzend vor den Bildschir- men und Monitoren, die als Ankunfts- und Abflugterminal fungieren, so Idensen und Krohn.29 Diese Beschleunigung der sinnlichen Wahrneh- mung, die jedoch mit der Entkoppelung der körperlichen Eigenbewegung einhergeht, wird auch für Virilio zur nächsten Phase der Beschleunigung.
„Virilio is describing a new ’urban ecology’ of a global city ‘totally depen- dent’ on telecommunications. From television to cell phones to video con- ferencing and cyberspace, we are immersed in speed-space, what Virilio calls the ‘dromosphere’. Geographical space has been obliterated by the lightning-speed communications technologies that enable users to traverse the globe without making the effort of a physical voyage.”30 Nicht mehr die Bewegung eines Körpers von einem Ort zum anderen, sondern die Wahr- nehmung wird zum medial induzierten Geschwindigkeitsmoment.31 So wie ein Blindenstock für Maurice Merleau-Ponty32 den real-biologischen Körper zum virtuell-technologischen Körper transformiert, und Marshall McLuhan Medien als sinnliche Erweiterung des eigenen Körpers betrachtet, so scheint für Virilio die Geschwindigkeit an sich ein zur Sinneszone gewor- denes ‚Artefakt‘ zu sein. „Durch Geschwindigkeit können wir uns nicht bloß leichter fortbewegen, vor allem können wir dadurch intensiver sehen, hö- ren und wahrnehmen, d.h. die heutige Welt erfassen. [ ] In Zukunft wer- den wir auch noch auf Distanz handeln können, unabhängig vom Einfluss- bereich des menschlichen Körpers und seiner Ergonomie.“33 Nach der Revolution des Transportwesens durch moderne Verkehrsmittel ist es vor allem die Revolution der Übertragungsmedien, die die audiovisuelle Wahr- nehmung beschleunigen. Virilio nennt diese Übertragungsmedien, in alter Terminologie behaftet, „statisch-audiovisuelle Fahrzeuge.“ Das sogenann- te dritte Intervall, das Lichtintervall, welches einer Kulturrevolution gleiche, so Virilio, beschreibt die Geschwindigkeit, mit der nun digital kommuniziert und jegliches bekanntes Erleben von Zeitlichkeit ausgelöscht werde. „Da die Lichtzeit (oder die Zeit der Lichtgeschwindigkeit) von nun an zum abso- luten Maß für das unverzügliche Handeln, die direkte Teleaktion wird, überlagert die intensive Dauer des ‚Echtzeit’-Augenblicks auch das was zuvor Dauer hieß: die ausgedehnte und verhältnismäßig kontrollierbare Zeit der Geschichte, d.h. jener langer Zeitraum, zu dem noch Vergangen- heit, Gegenwart und Zukunft gehörten.“34 Doch Virilio geht in seiner Ar- gumentation von falschen Prämissen aus, denn weder handelt es sich bei der Lichtgeschwindigkeit um eine absolute Geschwindigkeit, noch ereignet sich die digitale Informationsübertragung tatsächlich in Echtzeit. Somit muss davon ausgegangen werden, dass wir uns keineswegs am Ende oder im Prozess der Überwindung von Zeit und Raum (was noch zu zeigen sein wird) befinden. „Die Vorstellung einer jeden Transport aufhebenden und damit unbedingte Gegenwart stiftenden Echtzeit, mit der die postmo- dernen Phantastiker hausieren gehen, ist eine hypertrophierte, infantile Allmachtsphantasie, die sie mit einer pseudowissenschaftlichen Fassade aufgemacht haben. Auch der Grenzfall einer Kommunikation mit Lichtge- schwindigkeit schließt immer Transport ein. In der Realität wird es immer Zonen unterschiedlicher Informiertheit und unterschiedlichen Zugangs zu den Möglichkeiten der technischen Kommunikation geben und damit auch die Notwendigkeit des Transports von Information bzw. Signalen und Da- ten.“35
Auch wenn Virilios Aussagen in ihrer Radikalität in jedem Fall relati- viert werden müssen, so trifft dessen nun gefilterte Grundthese durchaus zu. Auch wenn natürlich-empirische Kommunikationszusammenhänge kei- neswegs verschwinden (wie es Virilio vorhersagt), so läutet der neuerliche Medienumbruch doch ein auf Digitalität und Technologie basierendes Zeit- regime der (reinen) Geschwindigkeit ein (z.B. eMail, Online-Banking). Dass die Menschen dadurch jedoch sensorisch „‚depraviert’ [sind], weil sie nicht wirklich mehr fühlen und sich nicht wirklich mehr bewegen, sondern dies nur mehr mittels technologischer Prothesen tun“36, kann auch im Hinblick auf die zu untersuchenden neuen Display-Technologien nicht zugestimmt werden.
Auch die Kulturwissenschaftlerin Ute Süßbrich kommt nicht umher, in den neuen digitalen Möglichkeiten, deren technische Grundstruktur aus- geklammert bleibt, eine nahezu transzendentale Erfahrung zu erkennen. Auch wenn Süßbrich in ihrer Dissertation die ‚Virtuelle Realität‘ in den Fokus stellt, so lassen sich ihre Beschreibungen kaum von dem unterschei- den, was wir heute als Internet kennen. „Mit dieser spezifisch medialen Vermittlung von Zeit und Raum kommt der bis heute andauernde Delokali- sierungsprozess in unserem Denken zu tragen, der dazu führt, dass das leibliche Hier und Jetzt nicht mehr der selbstverständliche Ausgangspunkt ist, sondern zu einer möglichen Perspektive wurde.“37 Genau dieser Um- stand einer Telepräsenz und die rasante Steigerung der Geschwindigkeit, mit der wir die Welt wahrnehmen, führt für Virilio zu einem das dritte Jahr- tausend kennzeichnenden Paradoxon: ‚der rasende Stillstand‘. Denn in dem von Menschen evozierten technologisch-beschleunigtem Wirbel wird dieser plötzlich zum Stillstand kommen. „Das zur Trägheit verdammte Interaktionswesen überträgt seine natürlichen Fähigkeiten zur Fortbewe- gung auf Sonden und Sensoren, die es sofort über eine weit entfernt lie- gende Realität informieren und seine eigenen Fähigkeiten, Reales aufzu- fassen, verkümmern lassen. Das erinnert an einen halb- oder beidseitig Gelähmten, der jedoch in der Lage ist, seine häusliche Umgebung durch Fernsteuerung zu beeinflussen. [ ] So ist der Mensch nicht nur mobil und automobil, sondern bald auch motil, insofern er freiwillig die Einflußzone seines Körpers auf ein paar Gesten und Zeichen wie etwa beim Zapping beschränkt.“38 Insofern scheinen alle die zu einer unterprivilegierten Schicht zu gehören, die paradoxerweise überhaupt noch in der Lage sein müssen Distanzen physisch zu überwinden, denn für Virilio wird selbst die „Fahrt von einem Ziel zum anderen, von einer Stadt zur anderen [ ] zum bloßen Unwohlsein des Wartens auf die Ankunft...“.39
Die bereits angedeutete und für die kommenden Kapitel zentrale Form der Beschleunigung liegt bereits im Namen der Informations- und Kommunikationstechnologien begründet, die zunehmende Geschwindig- keit der Informationsverarbeitung, -erzeugung und -weitergabe. „He [Viri- lio] is writing during the mid-1990s, a time of rapidly expanding digital net- works, especially the Internet. To him, the problem is information, but especially information that has gathered electronic speed.”40 Virilios prognos- tiziertes Fern-handeln bleibt vorerst ein Fern-sehen, doch nun unter den Parametern eines veränderten, jetzt digitalen Medienensembles. Interakti- vität wird zum Schlagwort und vorgegebene Strukturen in gewissen Rah- men veränderbar, individuell abrufbar. Mit was wir es zu tun haben, ist ein flexibler, beschleunigter und höchst subjektbezogener Informationskonsum (und -austausch). Von Brechts Radiotheorie41 über die Fluxus- Bewegung42 der 60er Jahre war es ein immer wiederkehrender Wunsch, die bekannten medialen Strukturen, das Sender-Empfänger-Schema der Broadcast-Medien und somit den passiven kulturellen Konsumismus zu- gunsten eines offenen Austauschs an Informationen zu überwinden. In der emphatischen Pionierphase des Internet galt Interaktivität als Fetisch , so sehr wollten uns die Cybertheoretiker (und -praktiker) vom Nutzen der ei- genen Gestaltungsfreiheit eben dieser interaktiven Medien überzeugen. In der Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace von John Perry Barlow spricht dieser von frei gestaltbaren Welten, die nicht reglementiert werden können, denn „unsere persönlichen Identitäten haben keine Körper“.43 Bar- low soll hier als Paradebeispiel einer ganzen Reihe theoretischer Manifes- te und Deklarationen dienen, die eine leibliche Interaktion des Users und die materialästhetische Grundlage digitaler Medien gänzlich ausblendet. Doch genau diese immaterielle Informationsbeschleunigung in der vernetz- ten Welt kann nicht bloß auf sich selbst reduziert werden, sondern muss vor dem Hintergrund einer generellen Beschleunigung des Lebenstempos in Gesellschaften im Zentrum der Industrialisierung betrachtet werden. Ka- schuba folgend kommt es zu einer Verdichtung und Intensivierung der all- täglichen Zeitrhythmen, „denn durch die Flexibilisierung und Vervielfälti- gung der Lebensstil-Modelle ist in Mode und Sport, in Musik und Film, in Selbstinszenierung und Starkult ein immer schnellerer Wechsel der Stile und Trends zu verzeichnen, damit auch eine immer schnellere Verfallszeit des Geltenden und Bestehenden“44. Dafür verantwortlich sind auch die neuen Schaltungszustände, durch die uns Informationen erreichen und wir diese weitergeben. Nicht mehr der Fernsehapparat, sondern vernetzte Computer sind der Ausdruck dieser Beschleunigungswelle. Diese digitale Beschleunigung, so Thomas Hylland Eriksen, führe dazu, dass es zu viel Informationen gebe, und man sich gegen die 99% der Informationen, die man nicht will, schützen müsse.45 Auch der spanische Medienwissen- schaftler Ignacio Ramonet hat für eine jedoch recht fragwürdige Gegenü- berstellung nachgewiesen, „daß in den letzten 30 Jahren weltweit mehr Informationen produziert wurden, als in den 5000 Jahren zuvor, und daß ‚ein Exemplar’ der New York Times mehr Informationen enthält als ein ge- bildeter Mensch des achtzehnten Jahrhunderts im Laufe seines Lebens aufnahm.“46
Das digitale Display ist das Spiegelbild dieses Transformationspro- zesses und gleichzeitig dessen Generator. Vom heimischen Computer, E- Paper, Handy und Navigationssystem bis zu Großbild-Displays in urbanen Zentren sind Display-Technologien gerüstet für jeden neuen Wandel und stellen sich mit ihren Millionen von Pixeln auf immer neue und veränderba- re Zustände und Informationsniveaus ein, in aller Farbenpracht, Detailver- liebtheit und Bewegung.
3 Raum und Nicht-Ort
Die Kategorie Raum hat in den Kultur- und Sozialwissenschaften Hochkon- junktur. Trotz oder gerade wegen des abstrakten Charakters des Terminus Raum wird dieser systematisch, aber zumeist ungenügend definiert ver- wendet. Raum ist ein Allzweckbegriff, stellt keine sichere Größe dar und wird für sämtliche Inklusions-/Exklusionsprozesse, medialisierte Lebens- welten zum Ordnungsmodul bestimmt. Manfred Faßler fragt, worin die Grenze eines Raumes besteht. „Wann wird sie von wem womit gemacht? Bestimmt Grenze Raum oder umgekehrt? Ist Raum Prozess oder erzeu- gen Mensch-Umwelt-Interaktionen die Raumoption, als kollaterales Ereig- nis, als zentrales Ergebnis?“48 Historisch betrachtet strukturierten Gebäu- de, Siedlungsräume, Felder, Lichtungen, Straßen und Wege Räumlichkeit bzw. dessen Bodenhaftung. Raum ist als euklidischer Raum zu verstehen, gebunden an Metrik und Kartographie, vor allem aber als konstante, unve- ränderbare Kategorie, in der sich zahlreiche machtvolle Raumoptionen zu entwickeln begannen. Stadträume, Marktplätze, Handelsstraßen und Fab- riken bleiben der Meßgrundlage einer stabilen Geographie, einer klar defi- nierten Räumlichkeit untergeordnet. „Alles fand auf demselben Territorium statt. Auch Kanäle, Eisenbahnen, Chausseenbau, Straßenbahnen, Elektri- zitätsüberlandleitungen überschritten dieses Muster der territorialen Ver- drängungsprozesse nicht.“49 Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts änderte sich diese Raumwahrnehmung durch neue technische Entwick- lungen in gravierender Weise. Neben der durch neuere mediale Entwick lungen (Radio, Telefon, Film, Foto- und Telegrafie) konstituierten bzw. im- aginierten medial vermittelten Räumlichkeit, waren es die bereits erwähn- ten TGV, Airbus und Automobil, „die als neue Transport- und Fortbewe- gungsmittel die Erfahrungen räumlicher Ausdehnung und Geschwindigkeit bedeutend veränderten. Allgemein formuliert, ließe sich also eine wahre Multiplikation von Räumlichkeit im Zuge der Moderne konstatieren.“50 Was besonders auffällt, ist die Doppeldeutigkeit mit der Raum versehen wird. Euklidischer Raum und Raum als Maß natürlicher und kultureller Bezie- hungen (medial vermittelte Räume) scheinen ineinander zu zerfließen. Für Faßler ist die „informationstechnologische Entgegenständlichung und Ent- territorialisierung“ und die damit zunehmende Komplexität menschlicher Kommunikation dafür verantwortlich, dass wir zunehmend Raumkonstrukte imaginieren. „Erst mit den überregionalen Telefonnetzen, den Transkonti- nental- und Transatlantikkabeln entstand eine neue Raumimagination: der teilnehmende Nutzer eines fernen (fremden) Raumes, in dem ein bekann- ter oder unbekannter Kommunikationspartner sitzt, steht, liegt.“51 Virilio spricht in diesem Zusammenhang, der weltweiten Vernetzung von Tele- technologien, vom Verschwinden des Raumes, der sich zunächst zusam- menzieht, dann gänzlich auflöst.52
Um sich diesen (verschwindenden bzw. imaginierten) Raum-Ideen anzunähern, ist es notwendig, zwei Raumvorstellungen zu unterscheiden. Zunächst Raum als geometrischer „Formstandard, d.h. als Behältnis (Con- tainer)“53, zweitens Raum als prozessuales, flottierendes, nur temporär stabiles (soziales, kommunikatives, konsumorientiertes etc.) Geschehen. „Nun erleben wir, dass territoriale und soziale Räume der (medientechno- logische) sendenden und empfangenden, der absichtlich mitteilenden und zielgerichtet auswählenden Menschen nicht mehr übereinstimmen.“54 So- mit ist für Faßler das von Martina Löw herausgearbeitete Prinzip des Raum-Containers55 vor dem Hintergrund der aktuellen technologischen
RAUM UND NICHT-ORT
Entwicklungen nicht mehr haltbar, da „Elektronische Telepräsenz [ ] den Machtgestus der Repräsentation unterlaufen [hat], Informationstechnologi- sche Echtzeit hat die Zeitsouveränität von Machtzentren weggespült, Terri- torien sind für die Reformulierung von kommunikationsintensiven Räumen unbedeutend, dingliche Figuren sind von Animation, digitalen Entwurfspra- xen, verflüssigt.“56 Telepräsent zu sein bedeutet nicht, ganz banal eine Distanz zu überbrücken, sondern sein Erleben und Wahrnehmen an einen neuen Raum zu binden, den „Nichtort der teletopischen Technologien“.57 Materieller Gegenständlichkeit und dem territorialem Ort werden massive Referenzverluste unterstellt. Entfernung scheint es nicht mehr zu geben. Der neue virtuelle, jedoch fast nie definierte Raum ‚Cyberspace‘ scheint viele Sozial- und Kulturwissenschaftler dazu zu animieren, gesellschaftli- che Umwälzungen auf eine analytische Leerstelle zu projizieren. „Soziale und physikalische Grenzen sind somit in Frage gestellt. Die Irreversibilität von Handlungen ist aufgehoben. Orte und Distanzen sind ortlos und wie alles andere zu Informationen, zu selektiven Ereignissen geworden. Tech- nische Operationen konditionieren soziale Erwartungsstrukturen und diese konditionieren ihrerseits technische Operationsbedingungen. Jegliches soziales Erleben und Handeln unterliegt im kybernetischen Sinnkontinuum des ‚Cyberspace‘ einer umfassenden ‚Vermöglichung‘ (Virtualisierung).“58 Trotz dieser ‚Vermöglichung‘ handelt es sich um kein chaotisches Ganzes, denn als komplexitätsreduzierend sollen Raumkonstrukte dienen, die von den Nutzern auch als solche erfahren werden. Dass Telekommunikati- onsmedien wie das Internet als räumliche Struktur verstanden werden, liege an der relationalen und interaktiven Verknüpfung von Personen und Daten, so Martina Löw et. al. .59 Dass infolgedessen jedoch physikalische Grenzen in Frage gestellt sind, wie es Udo Thiedeke behauptet, kann we- der von diesem begründet noch hier nachvollzogen werden.
Die für ein ursprüngliches Verständnis von Realität notwendige kör- perliche Anwesenheit, die multisinnliche Erfahrung eines materiellen Gegenstands sowie die Kopräsenz der Gesprächspartner werden zunehmend in virtueller Welterfahrung, virtueller Räumlichkeit substituiert. „Erkenntnis ist nicht mehr Erfahrung: Sie ist kaum noch unmittelbar sinnlich verankert, immer seltener wirken Haut und Nerven, Code und Bedeutung zusammen, um ein einheitliches Bild der Welt zu vermitteln. Der Mensch muss nicht mehr Reisen um der Welt zu begegnen. Unser Wissen über die Welt ist zunehmend medial vermittelt, erfahrbar in Simulationen der Außenwelt: hybrid und kopierbar.“60 Die virtuelle Reise führt zu jeder Information, zu jedem Ort und zu jedem Kommunikationspartner und dies in Echtzeit. So werden zumeist die Orientierungs- und Handlungsoptionen im Raum der neuen Informations- und Kommunikationsmedien gesehen. Eine ständige Wahlmöglichkeit und permanente Erreichbarkeit seien charakteristisch für dieses Raumkonstrukt, so Martina Zschocke.61 Doch wie lassen sich diese Aussagen bewerten, bedenkt man, dass als technologische Infrastruktur komplexe digitale Datennetze fungieren? Die technologischen Hintergrün- de werden jedoch zumeist ausgeblendet, um dem Schein des allumwäl- zenden Neuen nicht zu schaden. Doch um genau diesen digitalen Medien- umbruch adäquat beschreiben zu können, ist technologisches Vorwissen unabdingbar, sonst verwässert die wissenschaftliche Diskussion in es- sayistischem ‚technospiritistischen Obskurantismus’. „Die Idee der instan- ten, ubiquitären, permanenten und totalen Kommunikation - in ‚Echtzeit‘, immer, überall und mit allen -, von der so viele naturwissenschaftlich ah- nungslose Sozialwissenschaftler so unerhört fasziniert sind, ist ein magi- sches Phantasma. Die Vorstellung, den Raum vollständig zu erfüllen bzw. verzögerungslos zu überbrücken - was Allgegenwart bzw. unendliche Ge- schwindigkeit impliziert - hat in der Physik keinen Platz.“62
Der Spatial Turn zu Beginn der 90er Jahre, in dem die Begriffe Virtual Reality und Cyberspace Hochkonjunktur hatten, führte zu der Vermutung, dass der reale physische Raum in McLuhans ‚Global Village‘ nur noch eine untergeordnete Rolle spielen wird. „Der virtuelle Raum, in dem immer mehr Aktionen der Gesellschaft stattfinden, konnte den Eindruck erzeugen, als sei mit der radikalen Reduzierung der physischen Entfernung der physi- sche Raum selbst zum Verschwinden gebracht worden. Eine folgenreiche Illusion.“63 Virtuelle Räumlichkeit bleibt ein imaginiertes Raummodell, das sich vor allem in den zahlreichen Metaphern artikuliert: Chatroom, Global Village, Virtuelle Gemeinschaft, Cyberspace, Datenautobahn etc..
Datennetzwerke und Computer seien zwar weder aus der modernen industriellen Produktion, noch aus den Kommunikationskulturen mehr wegzudenken, dennoch nehmen diese virtuellen Räume keine Ersatzfunk- tion der Alltagswelt ein, so Martina Löw et. al.. Die moderne Gesellschaft sei vielmehr durch eine „Konvergenz realweltlicher und virtueller Räume gekennzeichnet.“64 Deutlich radikaler postuliert Schlögel sogar den Sieg des Realen über die von der postmodernen Theorie, aber auch von ande- ren, prognostizierte Agonie des physischen Raumes. „Von Ground Zero aus wird die Welt neu vermessen. Die These vom Verschwinden des Raumes war so sinnlos wie die These vom Ende der Geschichte. Es be- darf offensichtlich immer wieder großer Ereignisse, um an die Dinge zu erinnern, die einmal selbstverständlich gewesen sind, unter bestimmten Bedingungen aber hatten ‚in Vergessenheit’ geraten können.“65 Der The- se, wonach örtlich gebundene Interaktionsformen sich in einem globalen Datenraum verflüssigen, kann in keinem Fall zugestimmt werden, da Terri- torialität selbst in einer ‚Netzwerkgesellschaft‘ für wirtschaftliche, soziale, kulturelle und politische Interaktionsprozesse elementar von Bedeutung bleibt. Die Geschwindigkeit, mit der Daten digital transferiert werden, lö- sche Räume nicht aus, sondern transformiere diese, so Thielmann und Döring. „Physische Territorialität wird sozio-technisch reorganisiert. Die Orte der Lebenswelt bleiben, aber sie sind nunmehr als medialisierte zu denken.“66
Der durch digitale Netzwerktechnologien induzierten Deterritorialisie- rungsbehauptung soll im Folgenden eine Reterritorialisierung entgegenge- setzt werden, in der die für das ‚Verschwinden des Raumes‘ verantwortlich gemachten Technologien nicht ausgeklammert, sondern gar zum Beo- bachtungsfokus erhoben werden. Es soll versucht werden, den digita- len[Stadt]Raum zu beschreiben, ohne sich in die Wirrungen einer Techno- Essayistik hineinziehen zu lassen, die den gegenwärtigen kultur- und sozi- alwissenschaftlichen Diskurs in großem Maße bestimmt, denn „Unter der Feier von Beschleunigung, Raumvernichtung und Immaterialität bleibt die fortbestehende Abhängigkeit von Raum, Zeit und Materie sowie die darin wurzelnde Verletzlichkeit aller menschlichen Einrichtungen schamhaft ver- borgen.“67 Demzufolge soll das Display in seiner materiellen Gegenständ- lichkeit den dort erscheinenden Software-Anwendungen und Netzwelten, bezüglich der Betrachtung, vorangestellt werden.
Eine Bedeutungsverlagerung ist vonnöten, nicht nur wegen der empi- rischen Unzulänglichkeit Cyberspace-Handeln adäquat zu erfassen68, sondern wegen einer grundsätzlichen Überschätzung und Überbewertung des neuen imaginierten Raummodells. So prophezeit der Philosoph Pierre Lévy in seinem Buch Die kollektive Intelligenz, dass im Cyberspace, womit er das Internet zu meinen scheint, nach dem Raum der Erde, dem Raum des Territoriums und dem Raum der Waren nun ein informationstechnolo- gischer Raum des Wissens entstehe.69 „Der Raum dieses neuen Noma- dentums ist weder das geographische Territorium noch das von Institutio- nen oder Staaten, sondern ein unsichtbarer Raum des Wissens, der Fä- higkeiten, des Denkvermögens, in dem sich menschliche Eigenschaften und gesellschaftsstiftende Handlungsweisen entfalten und mutieren. Die- sen Raum bestimmen weder die Organigramme der Macht noch die Gren- zen zwischen einzelnen Disziplinen oder Handelsstatistiken.
[...]
1 AUGÉ, Marc (1994): Orte und Nicht-Orte - Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit; Fischer Verlag, Frankfurt am Main; S.25
2 FLUSSER, Vilém (1997): Medienkultur; Fischer Taschenbuch Verlag; Frankfurt am Main
3 VIRILIO, Paul (1990): Das dritte Intervall - Ein kritischer Übergang; in: DECKER, Edith; WEIBEL, Peter (1990): Vom Verschwinden der Ferne: Telekommunikation und Kunst; DuMont, Köln; S.335 - 347
4 BAECKER, Dirk (2007): Studien zur nächsten Gesellschaft; Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
5 SCHRÖTER, Jens; THIELMANN, Tristan (2006): Navigationen - Display I: Analog; Jg.6, H.2; Schüren, Marburg
6 SCHRÖTER, Jens; THIELMANN, Tristan (2007): Navigationen - Display II: Digital; Jg.7, H.2; Schüren, Marburg
7 MISSOMELIUS, Petra (2006): Digitale Medienkultur. Wahrnehmung - Konfiguration
- Transformation; transcript Verlag, Bielefeld; S.76
8 VIRILIO, Paul (1990): S.336
9 SÜßBRICH, Ute (1997): Virtuelle Realität - Eine Herausforderung an das Selbstverständnis des Menschen; Inst. für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie, Frankfurt am Main S.144
10 KASCHUBA, Wolfgang (2004): Die Überwindung der Distanz - Zeit und Raum in der europäischen Moderne; Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main; S.254
11 Netz als technologisches Geflecht der Informationsübertragung, als digitale Infrastruktur umfasst im hier verstandenen Sinne alle Prozesse sich herausbildender ‚Teledichte‘, wozu neben dem Mobilfunk (GMS, UMTS) und den Funknetzen (WLAN, Bluetooth u.a.) vor allem die ‚interconnected Networks‘ (Internet) zählen.
12 KASCHUBA, Wolfgang (2004): S.232
13 McLUHAN, Marshall (1964): Die magischen Kanäle. 'Understanding Media'; Econ Verlag, Düsseldorf; S.9
14 BORSCHEID, Peter (2004): Das Tempo-Virus. Eine Kulturgeschichte der Beschleunigung; Campus Verlag, Frankfurt am Main
15 McQUIRE, Scott (2008): The Media City - Media, Architecture and Urban Space; SAGE Publications, London
16 ECKARDT, Frank (Hrsg.)(2008): Media and Urban Space - Understanding, Investigating and Approaching Mediacity; Frank und Timme, Berlin
17 DÖRING, Jörg; THIELMANN, Tristan (2009): Mediengeographie. Theorie - Analyse, Diskussion; transcript Verlag, Bielefeld
18 VIRILIO, Paul (1975): Fahrzeug; in: ENGEL, Lorenz (Hrsg.)(1999): Kursbuch Medienkultur - Die maßgeblichen Theorien von Brecht bis Baudrillard; DVA, Stuttgart; S.166 - 184; Hier: S.171
19 McQUIRE, Scott (2008): The Media City - Media, Architecture and Urban Space; SAGE Publications, London, S.12
20 McQUIRE, Scott (2008): S.12
21 VIRILIO, Paul (1975): S.167
22 VIRILIO, Paul (1990): Das dritte Intervall - Ein kritischer Übergang; in: DECKER, Edith; WEIBEL, Peter (1990): Vom Verschwinden der Ferne: Telekommunikation und Kunst; DuMont, Köln; S.335 - 347; hier: S.335
23 Als erstes sprach der Geograph David Harvey von der viel zitierten „time-space- compression“; HARVEY, David (1995): The Condition of Postmodernity. An Enquiry into the Origins of Cultural Change, MA: Blackwell, Cambridge; S.VII
24 KASCHUBA, Wolfgang (2004): Die Überwindung der Distanz - Zeit und Raum in der europäischen Moderne; Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main; S.234
25 BAECKER, Dirk (2007): Studien zur nächsten Gesellschaft; Suhrkamp Verlag; Frankfurt am Main; S.168
26 AUGÉ, Marc (1994): Orte und Nicht-Orte - Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit; Fischer Verlag, Frankfurt am Main; S.44
27 AUGÉ, Marc (1994): S.94
28 Vgl. KASCHUBA, Wolfgang (2004): S.22
29 Vgl. IDENSEN, Heiko; KROHN, Matthias (1992): Bild-Schirm-Denken; in: Die Auflösung der Medien im elektronischen Raum, Kunstgespräche: 24. Oktober bis 25. Oktober 1992 Eremitage in Schweiz/Tirol
30 MURTHY, Rekha (2006): A theoretical grounding for the new urban annotation; in: First Monday, Special Issue #4: Urban Screens: Discovering the potential of outdoor screens for urban society, Februar 2006
31 Vgl. RÖTZER, Florian (1991): Mediales und Digitales - Zerstreute Bemerkungen und Hinweise eines irritierten informationsverarbeitenden Systems; in: RÖTZER, Florian (Hrsg.)(1991): Digitaler Schein - Ästhetik der elektronischen Medien; Suhrkamp Verlag, Frankfurt; S.9 - 80; Hier: S.33
32 Vgl. BECK, Stefan (1997): Umgang mit Technik - Kulturelle Praxen und kulturwissenschaftliche Forschungskonzepte; Akademie Verlag, Berlin; S.252
33 VIRILIO, Paul (1990): S.338
34 VIRILIO, Paul (1990): S.339
35 FISCHBACH, Rainer (2005): Mythos Netz - Kommunikation jenseits von Zeit und Raum?; Rotpunktverlag; Zürich; S.51
36 KASCHUBA, Wolfgang (2004): S.245
37 SÜßBRICH, Ute (1997): Virtuelle Realität - Eine Herausforderung an das Selbstverständnis des Menschen; Inst. für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie; Frankfurt a. M.; S.38
38 VIRILIO, Paul (1990): S.341
39 VIRILIO, Paul (1975): S.167
40 MURTHY, Rekha (2006)
41 Vgl. BRECHT, Bertolt (1932): Der Rundfunk als Kommunikationsapparat, in:
BRECHT, Bertolt (1967) Gesammelte Werke, Bd. 18; Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
42 Insbesondere Nam June Paik, der als Begründer der Videokunst gilt, versuchte
Feed-back Strukturen in seinen Arbeiten zu realisieren. Die Besucher der Ausstellungen sollten aktiv Einfluss auf die von ihm kreierten Exponate nehmen.
43 BARLOW, John Perry (1996): Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace; in:
BRUNS, Karin; REICHERT, Ramòn (2007): Reader Neue Medien: Texte zur digitalen Kultur und Kommunikation; transcript Verlag, Bielefeld; S.138 - 140; Hier: S.138
44 KASCHUBA, Wolfgang (2004): S.246
45 ERIKSEN, Thomas Hylland (2002): Die Tyrannei des Augenblicks; Herder, Freiburg, Basel, Wien; S. 34f.
46 RAMONET, Ignazio (1999): La Tyrannie de la communication; Galilée, Paris; S.184 ; zit. nach : BAUMANN, Zygmunt (2007): Leben in der flüchtigen Moderne; Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main; S.169
47 FOUCAULT, Michel (1992): Andere Räume; in: BARCK, Karlheinz (Hrsg.)(1992): Aisthesis. Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik; Reclam Verlag, Leipzig, S. 34 - 46; Hier: S.34
48 FAßLER, Manfred (2008a): Cybernetic Localism: Space, Reloaded; in: DÖRING, Jörg; THIELMANN, Tristan (2008): Spatial Turn - Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften; transcript Verlag, Bielefeld; S.185 - 217; Hier S.186
49 FAßLER, Manfred (2008a): S.188
50 SCHINDL, Thomas (2007): Räume des Medialen - Zum spatial turn in Kulturwissenschaften und Medientheorie; Verlag Werner Hülsbusch, Boizenburg; S.10
51 FAßLER, Manfred (2008a): S.188
52 Vgl. VIRILIO, Paul (1990): S. 345
53 FAßLER, Manfred (2008): Der infogene Mensch - Entwurf einer Anthropologie; Wilhelm Fink Verlag, München; S.259
54 FAßLER, Manfred (2008): S.259
55 Vgl. LÖW, Martina (2001): Raumsoziologie; Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
56 FAßLER, Manfred (2008): S.245
57 VIRILIO, Paul (1990): S.336
58 THIEDEKE, Udo (Hrsg.)(2004): Soziologie des Cyberspace - Medien, Strukturen und Semantiken; Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden; S.15f
59 Vgl. LÖW, Martina; STEETS, Silke; STOETZER, Sergej (2007): Einführung in die Stadt- und Raumsoziologie; Verlag Barbara Budrich, Opladen & Farmington Hills, Ulm; S.78
60 FAßLER, Manfred (2000): Die Exkommunikation des Bürger; in: BOLZ, Norbert; KITTLER, Friedrich (Hrsg.)(2000): Weltbürgertum und Globalisierung; Wilhelm Fink Verlag, München; S.89-108; Hier: S.91f.
61 ZSCHOCKE, Martina (2006): The multiverse universe: Identität, Raum und die neu- en Informations- und Kommunikationstechnologie; in: ECKARDT, Frank; ZSCHOCKE, Martina (2006): Mediacity; Verl. D. Bauhaus Univ. Weimar, Weimar; S.17 - 42; Hier: S.18
62 FISCHBACH, Rainer (2005): S.261f.
63 SCHLÖGEL, Karl (2004): Kartenlesen, Augenarbeit; in: KITTSTEINER, Heinz Dieter (2004): Was sind Kulturwissenschaften? 13 Antworten; Wilhelm Fink Verlag, Paderborn; S. 261 - 284; Hier: S. 268
64 LÖW, Martina; STEETS, Silke; STOETZER, Sergej (2007): S.81
65 SCHLÖGEL, Karl (2003): Im Raume lesen wir die Zeit; Carl Hansen Verlag, Mün- chen; S.34
66 DÖRING, Jörg; THIELMANN, Tristan (2008): Spatial Turn - Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften; transcript Verlag, Bielefeld; S.15
67 FISCHBACH, Rainer (2005): S.59
68 Faßler ist der Auffassung, dass qualitative Netzforschung nicht dem „Datendandy hinterher laufen, sondern selbst digitaler Flaneur werden [muss], um die Flüchtigkeit zu einer produktiven Kategorie der Beobachtung werden zu lassen.“ FAßLER, Manf- red (2009): Smarte Fremde. Aspekte qualitativer Netzforschung; in: fame-frankfurt.de
69 In erster Linie handelt es sich in den Netzwelten um einen Informationstransport, der die Vermittlung von Wissen keineswegs einschließt. Nicht nur die ungleiche Ver- teilung der technischen Mittel, sondern in gravierender Weise das individuelle Vermö- gen Informationen in Wissen zu verwandeln, lassen Lévys theoretischen Ansatz zwei- felhaft erscheinen.
- Arbeit zitieren
- Simon Hebler (Autor:in), 2009, Digitaler[Stadt]Raum - Vom kontemplativen Betrachter zum partizipativen User, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212778
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