Die Sicherheit spielt für viele Privatanleger bei der Geldanlage eine immer wichtigere Rolle. Umfragen und Erfahrungsberichte von Kundenberatern zeigen, dass die Vorsicht und der Schutz vor Verlusten für einen großen Teil der Anleger das primäre Ziel ist. Die Krisen an den Aktienmärkten zu Beginn des Jahrtausends sowie seit der Finanzkrise 2008 und die große Nervosität erhöhen die Ängste, das ersparte Geld durch riskante Investments zu verlieren. Besonders Anleger, die bereits negative Erfahrungen gemacht haben, möchten keinesfalls erneut Verluste machen.
Gleichzeitig führen die Unsicherheit über die weiteren Entwicklungen der Gemeinschaftswährung Euro und Inflationsängste dazu, dass einige Anleger, die vor Beginn der Finanzkrise 2008 nicht in Wertpapiere investiert hätten, dies nun verstärkt tun. Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus werden Alternativen zu Termingeldern gesucht, die Sach- und Substanzwerte darstellen und weniger abhängig von der zukünftigen Entwicklung des Euros sind. Zunächst widersprüchlich wirkt dabei die Feststellung, dass nicht das Streben nach höherer Rendite, sondern das Sicherheitsbedürfnis der Anleger die Bereitschaft, in Wertpapiere zu investieren, steigert.
Die Grundidee, dass bei Investitionen, die kursabhängig sind, eine Absicherung erfolgen soll, ist bei Derivaten ebenfalls vorhanden. Diese werden ursprüglich für die Absicherung von Güterpreisen eingesetzt. Beispielsweise konnten sich Landwirte bereits vor der Ernte die Option auf einen bestimmten Abnahmepreis sichern und zahlten dafür eine verhältnismäßig geringe Optionsprämie. Alternativ kann eine Preissicherung auch durch ein Future-Geschäft dargestellt werden. Der Grundgedanke derivativer Instrumente ist somit nicht die Spekulation, sondern die Absicherung gegen negative Entwicklungen.
Dieser Gedanke ist für Anleger, die bei ihrer eigenen Geldanlage keine hohen Risiken akzeptieren, erstrebenswert. Eine Verringerung des Risikos von Investments scheint mit Hilfe von Derivaten möglich zu sein. Da insbesondere Optionsscheine für geringe Geldbeträge zu erwerben oder veräußern sind, steht diese Möglichkeit auch Privatanlegern offen.
Wie diese Strategien zur Absicherung von Aktieninvestments mit Derivaten umsetzbar sind und welche Renditen sich in in der Vergangenheit ergeben haben, zeigt die nachstehende Analyse durch die historische Simulation am Beispiel des deutschen Aktienmarktes.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Symbolverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Methodik und Eingrenzung
2. Grundlagen von Optionen und Portfoliomanagement
2.1 Funktionsweise von Optionen
2.1.1 Eigenschaften und Grundpositionen
2.1.2 Gewinn/Verlust-Profil und Break-Even
2.1.3 Handel mit Optionen
2.1.4 Optionsbewertung
2.2 Portfoliomanagement nach Markowitz
2.2.1 Voraussetzungen und Annahmen
2.2.2 Effiziente Portfolios
2.2.3 Optimierung von Portfolios
3. Risk-Management mit Optionen
3.1 Grundgedanken des Risk-Managements
3.2 Protective Put als statische Portfolio Insurance
3.2.1 Eigenschaften des Protective Put
3.2.2 Auswahl der Kontrakte
3.3 Rolling Hedge als dynamische Portfolio Insurance
3.4 Hedging-Strategien in Abhängigkeit der Risikoparameter
3.4.1 Delta-neutrales Hedging
3.4.2 Gamma-neutrales Hedging
4. Analyse des Optionseinsatzes zum Risk-Management am Beispiel des deutschen Aktienmarktes
4.1 Analyse durch historische Simulation
4.2 Analyse von einjährigen DAX-Investments
4.2.1 Investition ohne Absicherung
4.2.2 Investition mit Absicherung durch Protective Put
4.2.3 Vergleich einjähriger Investments im Bezug zur Volatilität
4.3 Analyse von dreijährigen DAX-Investments
4.3.1 Investition ohne Absicherung
4.3.2 Investition mit Absicherung durch Protective Put
4.3.3 Vergleich dreijähriger Investments im Bezug zur Volatilität
4.4 Analyse von fünfjährigen DAX-Investments
4.4.1 Investition ohne Absicherung
4.4.2 Investition mit Absicherung durch Protective Put
4.4.3 Vergleich fünfjähriger Investments im Bezug zur Volatilität
5. Beurteilung des Optionseinsatzes aus der Sicht von Privatanlegern
5.1 Bewertung der Analyseergebnisse
5.2 Praxisanwendung und Transaktionskosten
5.3 Einbindung von Protective Puts in Portfolios von Privatanlegern
6. Fazit
Anhang
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: G/V-Profil Long Call
Abb. 2: G/V-Profil Short Call
Abb. 3: G/V-Profil Aktie + Short Call
Abb. 4: G/V-Profil Protective Put
Abb. 5: Vergleich Protective Puts
Abb. 6: Gamma-Hedging
Abb. 7: EZB-Leitzins
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Renditen einjähriger DAX-Investments
Tab. 2: Renditen einjähriger Protective Puts
Tab. 3: Einjährige Renditen mit Volatilität
Tab. 4: Renditen dreijähriger DAX-Investments
Tab. 5: Renditen dreijähriger Protective Puts
Tab. 6: Dreijährige Renditen mit Volatilität
Tab. 7: Renditen fünfjähriger DAX-Investments
Tab. 8: Renditen fünfjähriger Protective Puts
Tab. 9: Fünfjährige Renditen mit Volatilität
Tab. 10: Portfoliostruktur mit Aktien
Tab. 11: Portfoliostruktur mit Protective Puts
Tab. 12: DAX- und VDAX-Werte
Symbolverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
1.1 Problemstellung
Die Sicherheit spielt für viele Privatanleger bei der Geldanlage eine immer wichtigere Rolle. Umfragen und Erfahrungsberichte von Kundenberatern zeigen, dass die Vorsicht und der Schutz vor Verlusten für einen großen Teil der Anleger das primäre Ziel ist.[1] Die Krisen an den Aktienmärkten zu Beginn des Jahrtausends sowie seit der Finanzkrise 2008 und die große Nervosität erhöhen die Ängste, das ersparte Geld durch riskante Investments zu verlieren. Besonders Anleger, die bereits negative Erfahrungen gemacht haben, möchten keinesfalls erneut Verluste machen.
Gleichzeitig führen die Unsicherheit über die weiteren Entwicklungen der Gemeinschaftswährung Euro und Inflationsängste dazu, dass einige Anleger, die vor Beginn der Finanzkrise 2008 nicht in Wertpapiere investiert hätten, dies nun verstärkt tun. Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus werden Alternativen zu Termingeldern gesucht, die Sach- und Substanzwerte darstellen und weniger abhängig von der zukünftigen Entwicklung des Euros sind. Zunächst widersprüchlich wirkt dabei die Feststellung, dass nicht das Streben nach höherer Rendite, sondern das Sicherheitsbedürfnis der Anleger die Bereitschaft, in Wertpapiere zu investieren, steigert.[2]
Die aktuelle Situation ist damit für Privatanleger als schwierig zu bezeichnen. Auf der einen Seite führen sichere Anlagen wie Termingelder aufgrund des niedrigen Zinsniveaus nach Abzug von Steuern und Inflation oft zu einer negativen realen Nettorendite.[3] Das Ziel des Vermögenserhalts oder Vermögenszuwachses wird somit nicht erreicht. Gleichzeitig herrscht Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung des Euros und somit über den Wert solcher Anlagen.[4] Auf der anderen Seite werden die Finanzmärkte von Unsicherheit und Spekulationen dominiert und unterliegen somit starken Schwankungen. Das Risiko, mit Wertpapieren gerade kurzfristig Kursverluste zu erleiden, erscheint sehr groß. Gegen beide Alternativen der Geldanlagen sprechen viele Argumente, sodass eine gute Anlageentscheidung schwer zu treffen ist. Dabei ist jedoch zu beachten, dass viele Anleger, die bereits Verluste mit Wertpapieren gemacht haben, diese durch eine Absicherung ihres Portfolios hätten vermeiden können.[5]
Das Risiko von Aktienportfolios lässt sich bereits durch die Auswahl der Titel beeinflussen, da das unsystematische Risiko durch Diversifikation stark verringert werden kann. Zudem müssen Verluste bei einem langfristigen Anlagehorizont nicht sofort realisiert werden, sodass die Chance auf spätere Kurssteigerungen bestehen. Dadurch lässt sich die Wahrscheinlichkeit für Verluste zwar verringern, eine vollständige Absicherung ist jedoch nicht möglich.[6] Insbesondere die fehlende Möglichkeit, durch die Portfoliostruktur das Marktrisiko verringern zu können, führt zu möglichen Verlusten für Anleger. Es zeigt sich, dass die Korrelationen, ein entscheidender Faktor bei der Auswahl der Einzeltitel, vor allem in Krisenzeiten hohe Werte im Bereich um 0,9 annehmen, sodass der Diversifikationseffekt kaum Wirkung zeigt.[7]
Daher sollte der Blick auch in Richtung anderer Absicherungsstrategien gerichtet werden. Eine Möglichkeit stellt die Nutzung von Derivaten zur Wertsicherung von Aktienanlagen dar. Die Technik, Portfolios mit Hilfe von Terminkontrakten gegen negative Wertentwicklungen abzusichern, wurde zunächst in den USA eingesetzt und wird mittlerweile auch von vielen europäischen Kapitalanlagegesellschaften angewendet, um Produkte mit Teil- oder Vollabsicherung anbieten zu können.[8]
Die Idee, mit Derivaten das Risiko von Aktieninvestments zu verringern, mag zunächst widersprüchlich klingen, da besonders Optionen[9] einen negativen Ruf genießen.
„ Based on recent press reports, the current media definition sometimes seems to be a derivatives transaction is any transaction in which a large amount of money is lost.“[10]
Dieses Zitat der Finanzmarktaufseherin Mary L. Shapiro bezeichnet das Image von Finanzderivaten bereits im Jahre 1995 und ist auch heute noch Sinnbild für die Außenwahrnehmung von Optionen und Futures. Scheinbar bestätigt wird das Zitat am 10. Mai 2012, als die US-Großbank JP Morgan bekanntgibt, beim Handel mit Kreditderivaten ca. 2 Mrd. US-Dollar verloren zu haben.[11]
Weiterhin geprägt wird das negative Bild von Derivaten durch die Annahme, dass Akteure an Terminmärkten durch ihr Handeln Krisen und Zusammenbrüche an den Finanzmärkten verursachen. Der drohende Zusammenbruch des LTCM-Hedge-Fonds 1998 ist dabei nur ein erstes Beispiel. Spekulationen gegen von der Schuldenkrise betroffene Länder wie Griechenland und Spanien werden für hohe Refinanzierungskosten der Euro-Länder verantwortlich gemacht. Bei Börsencrashs und negativen Kursentwicklungen wird die Schuld oft bei Spekulanten gesucht.[12] Die Idee, mit negativen Entwicklungen, die sich auch auf die Realwirtschaft übertragen können, Gewinne zu erzielen, verstößt gegen das Werteverständnis vieler Bürger.
Ein Blick in die Historie zeigt jedoch, dass Optionen und Futures bereits vor Einführung des Börsenhandels auf Gütermärkten existierten. Die Grundidee dieser Derivate war die Absicherung von Güterpreisen. Beispielsweise konnten sich Landwirte bereits vor der Ernte die Option auf einen bestimmten Abnahmepreis sichern und zahlten dafür eine verhältnismäßig geringe Optionsprämie.[13] Alternativ kann eine Preissicherung auch durch ein Future-Geschäft dargestellt werden.[14] Der Grundgedanke derivativer Instrumente ist somit nicht die Spekulation, sondern die Absicherung gegen negative Entwicklungen.
Dieser Gedanke ist für Anleger, die bei ihrer eigenen Geldanlage keine hohen Risiken akzeptieren, erstrebenswert. Eine Verringerung des Risikos von Investments scheint mit Hilfe von Derivaten möglich zu sein. Da insbesondere Optionsscheine für geringe Geldbeträge zu erwerben oder veräußern sind, steht diese Möglichkeit auch Privatanlegern offen.
1.2 Methodik und Eingrenzung
Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten, mit derivativen Finanzinstrumenten zu handeln und diese einzusetzen, erfolgt zunächst eine Eingrenzung der Instrumente sowie der Basiswerte, die den Anlagegewohnheiten der überwiegenden Zahl der Privatanleger gerecht wird.
Als derivative Finanzinstrumente sind Forwards, Futures und Optionen zu nennen. Im Rahmen dieser Arbeit werden jedoch nur Optionen analysiert. Forwards werden im Regelfall zwischen Kapitalanlagegesellschaften, Investmentbanken und Unternehmen abgeschlossen. Sie sind nicht standardisiert, sondern werden individuell vereinbart.[15] Demzufolge gibt es für diese Kontrakte keinen organisierten Sekundärhandel. Aufgrund dieser Eigenschaften sind Forward-Kontrakte für Privatanleger nicht zur Absicherung ihrer Investments geeignet und werden im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht.
Bei Futures hingegen sind standardisierte Kontrakte und die Möglichkeit, diese Geschäfte über die EUREX als Terminbörse abzuwickeln, gegeben. Allerdings gibt es bei Future-Kontrakten an der EUREX festgelegte Kontraktgrößen. Diese liegen bei 100.000 Euro für den Euro-BUND-Future sowie bei 25 Euro je Indexpunkt beim DAX-Future.[16] Bei einem DAX-Stand von 6.000 Punkten entspricht dies einem Kontraktvolumen von 150.000 Euro. Da das Volumen eines einzigen Kontraktes bereits den gesamten Portfoliowert eines Privatanlegers übersteigen kann, stellen Futures keine Absicherungsalternative für die meisten Kunden dar und werden in dieser Thesis ebenfalls nicht weiter betrachtet.
Die Preise von Optionen hingegen sind sehr unterschiedlich und liegen zum Teil deutlich unter einem Euro. Zudem bestehen liquide Sekundärmärkte.[17] Daher stellt die Absicherung von Portfolios mit Optionen eine für Privatanleger mögliche Strategie dar, die weiter untersucht wird.
Eine weitere Eingrenzung erfolgt aufgrund der den Derivaten zugrundeliegenden Basiswerte. Waren und Güter werden als Basiswerte ausgeschlossen, sodass nur Finanzderivate untersucht werden. Des Weiteren wird die Untersuchung auf den deutschen Aktienmarkt eingegrenzt. Als potenzielle Basiswerte werden Aktien großer, national wie international tätiger Unternehmen untersucht, die im Regelfall in Indizes wie dem DAX, dem TecDAX oder dem MDAX notiert sind. Des Weiteren werden nur auf Euro lautende Aktien untersucht, sodass der Einfluss von Währungsschwankungen ausgeschlossen wird. Neben Einzelaktien werden auch Aktienindizes, die selbige Kriterien erfüllen, als Basiswerte betrachtet.
Es erfolgt eine Fokussierung auf Privatanleger, die bei der Geldanlage leichte Verluste tolerieren, denen das Risiko einer nicht abgesicherten Anlage in Aktien jedoch zu hoch ist. Diese Anleger können in die Risikoklassen II oder III eingeordnet werden.
Die Analyse bezieht sich auf Kunden des gehobenen Retail-Bankings. Das Finanzvermögen dieser Kunden liegt beispielhaft zwischen 50.000 Euro und 100.000 Euro.
Im zweiten Kapitel dieser Arbeit werden zunächst die Grundlagen der Optionen sowie des Portfoliomanagements dargestellt. Dafür werden zu Beginn die Funktionsweise sowie die Bewertung von Optionen betrachtet. Daraufhin werden die Grundzüge des Portfoliomanagements nach Markowitz beschrieben.
Im dritten Kapitel erfolgt eine Erläuterung der Grundgedanken des Risk-Managements. Daraufhin werden die relevanten Möglichkeiten, mit Optionen das Risiko von Aktieninvestments zu verringern, dargestellt und analysiert.
Im vierten Abschnitt dieser Arbeit erfolgt eine historische Simulation zum Vergleich von abgesicherten und nicht abgesicherten Aktieninvestments am Beispiel des DAX für den Zeitraum von 1998 bis 2012. Es werden das Risiko und die Renditechancen der Investments in Abhängigkeit des Anlagehorizonts und der Volatilität an den Aktienmärkten analysiert.
Im fünften Kapitel erfolgt zunächst eine Beurteilung der Analyseergebnisse des vorherigen Abschnitts aus der Sicht von Privatanlegern der Risikoklassen II und III. Daraufhin werden die Möglichkeiten der Umsetzung eines abgesicherten Aktieninvestments, der Einfluss von Transaktionskosten sowie die mögliche Einbindung in das Portfolio eines Privatanlegers bewertet.
Als Abschluss dieser Arbeit beinhaltet der sechste Abschnitt ein Fazit zu den vorher erarbeiteten Ergebnissen. Ebenfalls wird ein Ausblick darauf gegeben, ob mit Optionen abgesicherte Investments für Privatanleger in Zukunft eine höhere Relevanz für die Beratung von Privatkunden und die Generierung von Produkten haben sollten.
Ziel dieser Arbeit ist es, herauszufinden, in welcher Form der Einsatz von Optionen zur Absicherung von Aktieninvestments sinnvoll ist. Ebenfalls soll ermittelt werden, unter welchen Voraussetzungen und bei welchem Anlagehorizont diese Strategie für Privatanleger vorteilhaft ist und umgesetzt werden sollte. Zudem ist herauszufinden, auf welche Art die Umsetzung dieser Strategien erfolgen sollte.
2. Grundlagen von Optionen und Portfoliomanagement
2.1 Funktionsweise von Optionen
2.1.1 Eigenschaften und Grundpositionen
Beim Optionsgeschäft handelt es sich um ein bedingtes Termingeschäft. Der Käufer einer Option hat das Recht, zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt oder in einem vorgegebenen Zeitraum einen Basiswert (Underlying) zu kaufen (Call-Option) oder zu verkaufen (Put-Option). Der Käufer der Option kann entscheiden, ob er die Option ausübt oder sie verfallen lässt. Der Vertragspartner des Optionskäufers ist der Stillhalter. Bei Ausübung der Option ist er verpflichtet, das Geschäft zu erfüllen. Dafür erhält der Stillhalter vom Optionskäufer bereits bei Vereinbarung des Optionsgeschäfts eine Prämie, die unabhängig von der späteren Ausübung der Option ist.[18]
Wird die Option ausgeübt, muss der Stillhalter den Basiswert entweder physisch liefern bzw. abnehmen, oder es erfolgt ein Barausgleich. Der Preis (Strike), zu dem der Kauf oder Verkauf abgewickelt wird, ist bei Kauf der Option bereits festgelegt. Optionen, die nur am Ende der Laufzeit ausgeübt werden könne, werden als europäische Optionen bezeichnet, wohingegen man bei durchgehend ausübbaren Kontrakten von amerikanischen Optionen spricht.[19] Bei Optionen auf Aktienindizes spricht man von Indexoptionen, während Kontrakte mit einer Einzelaktie als Underlying Aktienoptionen sind.
In Abhängigkeit der Art der Option und der Stellung des jeweiligen Vertragspartners als Käufer oder Stillhalter sind bei Optionsgeschäften vier Grundpositionen möglich.
Die Position des Käufers einer Call-Option wird als Long Call bezeichnet. Da der Long Call das Recht hat, den Basiswert zu einem bestimmten Preis zu erhalten, profitiert diese Position von steigenden Kursen. Liegt der Börsenkurs über dem Strike der Option, könnte der Long Call einen Gewinn erzielen, in dem er die Option ausübt und die gelieferte Aktie zum Marktwert[20] an der Börse verkauft. Der Gewinn ist umso größer, je höher der Börsenkurs über dem Strike der Option liegt.[21] Der maximal mögliche Verlust des Long Call ist die Optionsprämie.
Die Gegenposition zum Long Call wird als Short Call bezeichnet. Als Kontrahent des Long Call profitiert der Stillhalter von stagnierenden oder sinkenden Kursen, da er bei einer Nicht-Ausübung der Option keine Verluste erleidet, sondern einen Gewinn in Form der Optionsprämie erzielt. Der maximale Gewinn des Short Call ist die Optionsprämie, der maximale Verlust hingegen ist unbegrenzt.[22]
Bei einer Verkaufsoption wird der Inhaber des Rechtes als Long Put bezeichnet. Die Position des Long Put ist umso besser, je stärker der Kurs der Aktie fällt, da dann durch den Verkauf zum festgelegten Strike ein Gewinn im Vergleich zum Verkauf an der Börse erzielt wird. Analog zum Long Call ist der maximale Verlust die Optionsprämie. Der mögliche Gewinn ist nur dadurch begrenzt, dass der Börsenkurs nicht unendlich, sondern nur bis Null sinken kann.[23]
Der Short Put als Kontrahent des Long Put profitiert von einer Nichtausübung der Option, da er dann die Optionsprämie einnimmt, ohne eine Gegenleistung zu erbringen. Dementsprechend setzen Marktakteure mit dem Verkauf einer Put-Option auf stagnierende oder steigende Kurse. Der maximale Gewinn des Short Put ist wieder auf die Optionsprämie beschränkt, während der mögliche Verlust bei fallenden Kursen nahezu unbegrenzt ist.[24]
Eine Option wird als „in the money“ oder „im Geld“ bezeichnet, wenn eine sofortige Ausübung für den Käufer der Option vorteilhaft ist. Dies ist der Fall, wenn der Kurs bei einer Call-Option über dem Strike liegt und bei einer Put-Option unter dem Strike. Ist der Kurs des Underlying identisch mit dem Ausübungspreis, spricht man von Optionen „am Geld“ bzw. „at the money“. Bedeutet die Ausübung einen Verlust im Vergleich zum direkten Kauf oder Verkauf an der Börse, handelt es sich um eine Option „aus dem Geld“ bzw. „out of the money“.[25]
2.1.2 Gewinn/Verlust-Profil und Break-Even
Für Anleger, die potenziell in Optionen investieren möchten, ist vor allem die Berechnung des Break-Even einer Option relevant. Dabei handelt es sich um den Kurs des Basiswertes, ab dem das Investment eine positive Rendite erzielt.[26]
Bei den Long-Positionen ist zu bedenken, dass bereits bei Kauf der Option eine Prämie gezahlt wird. Voraussetzung für eine positive Rendite ist, dass die Option während des Ausübungszeitraums in the money ist, denn bei Nichtausübung erleidet der Anleger einen Totalverlust in Höhe der gezahlten Prämie.[27] Die Abhängigkeit zwischen dem Ergebnis der Option und dem Kurs des Basiswertes zeigt das folgende Gewinn/Verlust-Profil eines Long Call. Beispielhaft liegt der Strike der Option bei einem Kurs von 100 Euro, die Optionsprämie beträgt 10 Euro.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: G/V-Profil Long Call, Quelle: eigene Darstellung.
Die Graphik verdeutlicht, dass der Inhaber einer Call-Option erst dann einen Gewinn erzielt, wenn der Kurs des Basiswertes über den Ausübungspreis zuzüglich der gezahlten Optionsprämie steigt. Dieser Punkt wird als Break-Even bezeichnet.[28] Die Ausübung von Optionen im Geld, die unter dem Break-Even liegen, führt nur zu einer Verringerung der Verluste, die aus der Zahlung der Optionsprämie entstehen. Exakt gegenläufig mit nahezu unbegrenztem Renditepotenzial bei sinkenden Kursen verläuft das G/V-Profil eines Long Put. Der Break-Even, ab dem eine positive Rendite erzielt wird, liegt bei Verkaufsoptionen bei dem Ausübungspreis abzüglich der Optionsprämie.[29]
Da der Stillhalter einer Option der Kontrahent des Long Call bzw. des Long Put ist, ergibt sich dieses G/V-Profil aus der Spiegelung des Profils der Long-Position an der Abszisse, wie folgende Graphik zu den Gewinnen und Verlusten eines Short Call zeigt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: G/V-Profil Short Call, Quelle: eigene Darstellung.
Bleibt der Kurs unterhalb des Break-Even von 110 Euro, ist die Rendite des Short Call positiv. Er profitiert daher nicht nur von fallenden Kursen, sondern kann auch bei stagnierenden und sogar leicht steigenden Kursen einen Gewinn erzielen, ohne selbst Mittel einzusetzen. Analog dazu ergibt sich das Profil des Short Put. Der Kurs des Basiswertes darf für den Stillhalter einer Verkaufsoption nicht unter den Ausübungspreis abzüglich der Prämie fallen, um eine positive Rendite zu erzielen.[30]
2.1.3 Handel mit Optionen
Beim Handel mit Optionen ist zunächst zwischen dem börslichen und dem außerbörslichen Handel zu unterscheiden. Ebenfalls erfolgt eine Unterscheidung in den Handel mit Optionen sowie den Handel mit Optionsscheinen.
Im Handel am organisierten Markt mit Optionen ist vor allem die EUREX als elektronische Börse für Derivate zu nennen. Die Börsenteilnehmer, die über eine Zulassung verfügen müssen, sind zum Teil auch als Market Maker aktiv. In dieser Funktion sind sie für das Stellen von Geld- und Briefkursen für die jeweiligen Wertpapiere verantwortlich.[31]
Der Zugang zur EUREX erfolgt für Privatanleger über die jeweilige Hausbank. Es besteht die Möglichkeit, sowohl Long-, als auch Short-Positionen einzugehen. Bei Short-Positionen wird aufgrund des unbegrenzten Verlustrisikos ein Margin-Konto eingerichtet wird. Auf diesem Konto muss der Anleger eine Sicherheitsleistung hinterlegen, die mit den Verlusten aus dem Stillhaltergeschäft verrechnet wird. Bei Long-Positionen ist diese Margin-Zahlung nicht notwendig, da abgesehen von der bereits gezahlten Optionsprämie keine Verluste entstehen können.[32] Die Qualität der Kurse an der EUREX ist vom Handelsvolumen abhängig. Während bei liquiden Wertpapieren die Kurse einem fairen Wert entsprechen sollten, sind bei Derivaten mit geringen Umsätzen große Kursschwankungen möglich.[33]
Für den Käufer und den Verkäufer einer Option ist jeweils die Eurex Clearing AG der Kontrahent, der für die Erfüllung garantiert. Sie ist Teil der EUREX und führt neben der Abwicklung der Geschäfte auch die Besicherung durch, indem sie von dem jeweiligen Stillhalter die Margin-Zahlung verlangt.[34]
An der Terminbörse ist eine hohe Standardisierung der Produkte festzustellen. Als Basistitel sind deutsche Aktien und Aktien anderer europäischer Länder wie z.B. Schweiz, Italien und Frankreich sowie amerikanische Titel verfügbar. Zudem sind Optionen auf Indizes wie den DAX, EURO STOXX 50 und DOW JONES handelbar.[35]
Aktienoptionen an der EUREX sind amerikanische Optionen, die jederzeit ausgeübt werden können.[36] Bei im DAX notierten Basiswerten sind Restlaufzeiten von unter einem Monat bis zu 4-5 Jahren verfügbar. Die Laufzeit endet jeweils am dritten Freitag eines Monats. Ein Kontrakt bezieht sich in der Regel auf 100 Aktien des Basiswertes, bei Underlyings mit hohem Kurs kann ein Kontrakt auch auf 10 Aktien des Basiswertes lauten. Es werden Optionen im Geld, am Geld und aus dem Geld angeboten. Die Erfüllung erfolgt durch physische Lieferung der Aktien.[37]
Bei Indexoptionen kann keine physische Lieferung erfolgen, sodass für diese Optionen der Barausgleich vereinbart wird. Bei den deutschen Indizes sowie dem EURO STOXX 50 und dem DOW JONES liegt das Kontraktvolumen bei 5 Euro oder 10 Euro je Indexpunkt. Analog zu Aktienoptionen sind Laufzeiten von wenigen Monaten bis zu 5 Jahren verfügbar und der Verfalltag ist der dritte Freitag eines Monats. Beim DOW JONES sind sogar Laufzeiten bis zu ca. 10 Jahren verfügbar. Es sind ebenfalls Optionen in the money, at the money und out of the money handelbar. Ein Unterschied liegt jedoch darin, dass Indexoptionen an der EUREX europäische Optionen sind, die demnach nur am Ende der Laufzeit ausgeübt werden können.[38]
[...]
[1] Vgl. Schneider (2010), S. 9 f..
[2] Vgl. o.V. (2011), S. 8.
[3] Vgl. o.V. (2011), S. 8.
[4] Vgl. Schneider (2010), S. 11.
[5] Vgl. Faber (2007), S. 1.
[6] Vgl. Faber (2007), S. 1 f..
[7] Vgl. Schneider (2011), S. 42.
[8] Vgl. Faber (2007), S. 1 f..
[9] Die Begriffe „Option“ und „Optionsschein“ werden in dieser Arbeit synonym verwendet.
[10] Shapiro (1995), o.S..
[11] Vgl. N-TV (Hrsg.) (2012), o.S..
[12] Vgl. Klotz/Philipp (2000), S. 15.
[13] Die Begriffe „Prämie“ und „Optionsprämie“ werden in dieser Arbeit synonym mit den Begriffen „Preis“ und „Optionspreis“ verwendet und bezeichnen den Börsenpreis einer Option.
[14] Vgl. Klotz/Philipp (2000), S. 15.
[15] Vgl. Breuer/Gürtler/Schuhmacher (2004), S. 57 f..
[16] Vgl. Grill/Perczynski (2009), S. 307.
[17] Vgl. Müller-Möhl (1999), S. 56 ff..
[18] Vgl. Lingner (1987), S. 5 ff..
[19] Vgl. Grill/Perczynski (2009), S. 310 f..
[20] Die Begriffe „Marktwert“ und „Marktpreis“ werden in dieser Arbeit als Synonym für den Börsenkurs eines Wertpapiers verwendet.
[21] Vgl. Lingner (1987), S. 10 ff..
[22] Vgl. Klotz/Philipp (2000), S. 45 ff..
[23] Vgl. Tolkmitt (2007), S. 320 f..
[24] Vgl. Klotz/Philipp (2000), S. 48 ff..
[25] Vgl. Tolkmitt (2007), S. 320.
[26] Vgl. Lingner (1987), S. 12.
[27] Vgl. Tolkmitt (2007), S. 321.
[28] Vgl. Lingner (1987), S. 12.
[29] Vgl. Klotz/Philipp (2000), S. 48.
[30] Vgl. Klotz/Philipp (2000), S. 48 f..
[31] Vgl. Grill/Perczynski (2009), S. 320.
[32] Vgl. Steiner/Bruns (2007), S. 503 f..
[33] Vgl. Klotz/Philipp (2000), S. 178 f..
[34] Vgl. Grill/Perczynski (2009), S. 323.
[35] Vgl. Steiner/Bruns (2007), S. 504 f..
[36] Vgl. Klotz/Philipp (2000), S. 183.
[37] Vgl. Grill/Perczynski (2009), S. 311.
[38] Vgl. Steiner/Bruns (2007), S. 547 ff..
- Citar trabajo
- Holger Niesmann (Autor), 2012, Einsatzmöglichkeiten von derivativen Finanzinstrumenten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212124
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