Für die Fans eines Fußballvereins sind sie die Höhepunkte des Jahres: Derbys gegen den Lokalrivalen. Dabei kann man in zwei Derby-Kategorien unterscheiden. Auf der einen Seite stehen Rivalitäten zwischen Vereinen benachbarter Städte wie Dortmund und Gelsenkirchen. Auf der anderen Seite stehen stadtinterne Duelle wie in München zwischen 1860 und dem FC Bayern. Nicht immer, aber sehr häufig entwickeln sich diese Rivalitäten im Kontext sportlicher Konkurrenzfähigkeit.
Wie aber erfolgt die Zuordnung der Fans zu ihrem jeweiligen Verein? Und gibt es kulturelle sowie strukturelle Unterschiede zwischen den Anhängern zweier Lokalkonkurrenten? Bei der erstgenannten Form der Rivalität scheint die Antwort einfach: Denn die Entwicklung einer Fan-Identität ist oft durch regionale Verortung begünstigt. Deutlich schwieriger wird die Analyse bei stadtinternen Duellen. Auch hier gibt es Rivalitäten, die mit regionalen Bezügen erklärt werden: So gilt in Berlin der 1. FC Union als Ost-Verein, während Hertha BSC seine Fan-Basis im Westen der Stadt haben soll. Anders sieht es beispielsweise in Glasgow aus: Dort gelten die Rangers als Club der Protestanten und Celtic als Club der Katholiken.
In dieser Arbeit wird der Frage nachgehen, was die Rivalität zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli ausmacht. Es bestehen bestimmte Vorurteile: So reproduzieren Medien und Verein immer wieder das in den 1980er Jahren kreierte Bild vom Nebeneinander von „Fans, Punks und Schicks“ beim FC St. Pauli. Der HSV wird hingegen als (klein-)bürgerlicher Verein verstanden, der aus seinen Spielen ein Familien-Event macht. Zudem kursieren Vermutungen über den üblichen Bildungsstand, durchschnittliche Einkommen, bevorzugte Lebensstile und regionale Verortung der jeweiligen Fangruppen.
Die Arbeit soll in Form eines narrativen Reviews bisherige Erkenntnisse. Als Grundlage dienen in erster Linie wissenschaftliche Texte, aber auch Fan-Literatur, Medienberichte und dokumentierte Fan-Aktionen. Bei der Auswahl der Quellen wurde eine möglichst strukturierte Vorgehensweise angestrebt. Die Suche erfolgte in mehreren Schritten und in der Gewichtung standen wissenschaftliche Texte über anderen Quellen wie Vereinsenzyklopädien, Zeitungsberichten oder Videos und Fotos aus Fußballstadien. Grundlage der Arbeit ist eine sozialisationstheoretische Argumentation, nach der verschiedene Faktoren wie Erziehung und sozialstrukturelle Bedingungen auf die Beziehung des Fans zu seinem Fanobjekt Einfluss nehmen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretischer Rahmen
- 2.1 Fußball als Thema soziologischer Forschung
- 2.1.1 Forschungsstand: Wissenschaftliche Analysen über Fans
- 2.1.2 HSV und St. Pauli als wissenschaftliche Forschungsfelder
- 2.2 Zum Verständnis des Begriffs „Fan“
- 2.2.1 Konzepte zur Kategorisierung von Fans
- 2.2.2 Schlussfolgerungen für diese Arbeit
- 2.3 Fans und Sozialisation
- 2.3.1 Zum Verständnis des Begriffs „Sozialisation“
- 2.3.2 Das integrative Erklärungsmodell von Skrobanek/Jobst
- 2.3.3 Ergänzungen zur Sozialstruktur
- 2.3.4 Ergänzungen zur Lebensstil- und Milieuforschung
- 2.3.5 Schlussfolgerungen für diese Arbeit
- 3. HSV und St. Pauli - eine besondere Rivalität
- 3.1 Sportlich und wirtschaftlich ein Duell „Groß gegen Klein“
- 3.2 Rivalitäts-Rituale der Fans
- 3.3 Analyse der vorliegenden Quellen
- 3.3.1 Dimension der Identitätsbildung
- 3.3.2 Dimension der politischen Einstellung
- 3.3.3 Dimension der Wählbarkeit des Fanobjekts
- 3.3.4 Dimension der regionalen Zugehörigkeit
- 3.3.5 Dimension des Geschlechts
- 3.3.6 Dimension der Bildung
- 3.3.7 Dimension des Einkommens
- 3.3.8 Dimension der Lebensstile und Milieus
- 4. Formulierung der Hypothesen
- 5. Ausblick für die Forschung
- 5.1 Politisches Interesse und politische Ausrichtung
- 5.2 Wählbarkeit des Fanobjekts
- 5.3 Regionale Zuordnung
- 5.4 Bildung, Geschlecht und Einkommen
- 5.5 Lebensstile und Milieus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die soziokulturellen und soziostrukturellen Unterschiede zwischen den Fans des Hamburger SV und des FC St. Pauli. Ziel ist es, Hypothesen zu diesen Differenzen zu formulieren und wissenschaftliche Forschungsansätze zu beleuchten. * Soziologische Forschung zum Thema Fußballfans * Vergleichende Analyse der Fan-Kulturen von HSV und St. Pauli * Einfluss von Sozialisation und Sozialstruktur auf die Fan-Identität * Analyse der Rivalität zwischen HSV und St. Pauli * Identifizierung soziokultureller und soziostruktureller UnterschiedeZusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und veranschaulicht die Bedeutung von Derbys im Fußball anhand von Fan-Aussagen. Sie unterscheidet zwischen stadtübergreifenden und stadtinternen Rivalitäten und stellt die Forschungsfrage nach den soziokulturellen und strukturellen Unterschieden zwischen den Anhängern rivalisierender Vereine. Es wird auf die Komplexität der Fan-Identitätsbildung, besonders bei stadtinternen Rivalitäten, hingewiesen. Beispiele aus verschiedenen Städten (Berlin, Glasgow, Barcelona) illustrieren die vielfältigen Faktoren, die die Fan-Zugehörigkeit beeinflussen. 2. Theoretischer Rahmen: Dieses Kapitel legt den theoretischen Grundstein der Arbeit. Es beleuchtet den Forschungsstand zu Fußballfans und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Vereinen HSV und St. Pauli. Der Begriff „Fan“ wird definiert und verschiedene Konzepte zur Kategorisierung von Fans vorgestellt. Ein bedeutender Teil widmet sich der Sozialisation und deren Einfluss auf die Fan-Identität. Hier wird das integrative Erklärungsmodell von Skrobanek/Jobst sowie ergänzende Überlegungen zur Sozialstruktur und Lebensstilforschung eingebunden, um den Prozess der Fan-Werdung umfassender zu verstehen. 3. HSV und St. Pauli - eine besondere Rivalität: Dieses Kapitel analysiert die spezielle Rivalität zwischen dem HSV und St. Pauli. Es beleuchtet die sportlichen und wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den beiden Vereinen, bezeichnet als ein "Duell Groß gegen Klein". Die Rivalitätsrituale der Fans werden betrachtet, bevor eine detaillierte Analyse verschiedener Dimensionen der Fan-Profile erfolgt. Diese Analyse untersucht Identitätsbildung, politische Einstellungen, Wählbarkeit des Fanobjekts, regionale Zugehörigkeit, Geschlecht, Bildung, Einkommen und Lebensstile der Fan-Gruppen im Vergleich. 4. Formulierung der Hypothesen: Dieses Kapitel, aufbauend auf der theoretischen Grundlage und der empirischen Analyse im vorherigen Kapitel, formuliert konkrete Hypothesen zu den soziokulturellen und strukturellen Unterschieden zwischen den Fans des HSV und St. Pauli. Hier werden die aus der Datenanalyse gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst und in überprüfbare Annahmen über die Fan-Gruppen transformiert. 5. Ausblick für die Forschung: Dieses Kapitel gibt einen Ausblick auf weiterführende Forschungsfragen. Es werden offene Punkte benannt und Vorschläge für zukünftige Untersuchungen gemacht, die auf den Ergebnissen der Arbeit aufbauen. Die Forschungsfragen konzentrieren sich auf die Dimensionen politische Ausrichtung, Wählbarkeit des Fanobjekts, regionale Zugehörigkeit, sowie soziodemografische Faktoren und Lebensstile der Anhänger beider Vereine.Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Soziokulturelle und Soziostrukturelle Unterschiede zwischen HSV und St. Pauli Fans
Was ist das Thema der Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit untersucht die soziokulturellen und soziostrukturellen Unterschiede zwischen den Fans des Hamburger SV (HSV) und des FC St. Pauli. Das Ziel ist die Formulierung von Hypothesen zu diesen Unterschieden und die Beleuchtung wissenschaftlicher Forschungsansätze.
Welche Aspekte werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit umfasst soziologische Forschung zum Thema Fußballfans, eine vergleichende Analyse der Fankulturen von HSV und St. Pauli, den Einfluss von Sozialisation und Sozialstruktur auf die Fan-Identität, die Analyse der Rivalität zwischen HSV und St. Pauli und die Identifizierung soziokultureller und soziostruktureller Unterschiede.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Theoretischer Rahmen, HSV und St. Pauli - eine besondere Rivalität, Formulierung der Hypothesen und Ausblick für die Forschung. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Thematik, beginnend mit der Einführung des Themas und der Forschungsfrage bis hin zur Formulierung von Hypothesen und dem Ausblick auf weiterführende Forschung.
Was wird im Kapitel "Theoretischer Rahmen" behandelt?
Das Kapitel "Theoretischer Rahmen" legt den theoretischen Grundstein der Arbeit. Es beleuchtet den Forschungsstand zu Fußballfans und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Vereinen HSV und St. Pauli. Der Begriff „Fan“ wird definiert, verschiedene Konzepte zur Kategorisierung von Fans vorgestellt und der Einfluss der Sozialisation auf die Fan-Identität wird ausführlich diskutiert. Das integrative Erklärungsmodell von Skrobanek/Jobst sowie ergänzende Überlegungen zur Sozialstruktur und Lebensstilforschung werden einbezogen.
Wie wird die Rivalität zwischen HSV und St. Pauli analysiert?
Die Rivalität zwischen HSV und St. Pauli wird im dritten Kapitel als "Duell Groß gegen Klein" (sportlich und wirtschaftlich) beschrieben. Die Arbeit analysiert die Rivalitätsrituale der Fans und untersucht detailliert verschiedene Dimensionen der Fan-Profile, einschließlich Identitätsbildung, politischer Einstellungen, Wählbarkeit des Fanobjekts, regionaler Zugehörigkeit, Geschlecht, Bildung, Einkommen und Lebensstile.
Welche Hypothesen werden formuliert?
Aufbauend auf der theoretischen Grundlage und der empirischen Analyse werden im vierten Kapitel konkrete Hypothesen zu den soziokulturellen und strukturellen Unterschieden zwischen den Fans des HSV und St. Pauli formuliert. Die aus der Datenanalyse gewonnenen Erkenntnisse werden in überprüfbare Annahmen über die Fan-Gruppen transformiert.
Welche Ausblicke für die Forschung werden gegeben?
Das fünfte Kapitel gibt einen Ausblick auf weiterführende Forschungsfragen und benennt offene Punkte für zukünftige Untersuchungen. Die Forschungsfragen konzentrieren sich auf politische Ausrichtung, Wählbarkeit des Fanobjekts, regionale Zugehörigkeit, soziodemografische Faktoren und Lebensstile der Anhänger beider Vereine.
Welche Methoden werden verwendet?
Die genaue Methodik der Arbeit wird im Text nicht explizit genannt. Jedoch wird anhand der Kapitelzusammenfassungen deutlich, dass vergleichende Analysen von Fan-Profilen in verschiedenen Dimensionen (Identität, Politik, Region, Soziodemografie, Lebensstil) im Zentrum der Arbeit stehen.
- Quote paper
- Bernd Schlüter (Author), 2012, Die Fans vom Hamburger SV und dem FC St. Pauli im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212109