Im Westen nichts Neues, im Osten nichts Gutes. Also „business as usual“ im Westen und Emergenz zweifelhafter Kräfte im Osten. Der Westen hat es bislang nicht vermocht, seine Systeme in sozialverträglicher, menschengerechter Weise umzustrukturieren. Ein stets zunehmender Teil der Bevölkerung in vielen Ländern verarmt. Die ungleiche Vermögensverteilung ist in Deutschland besonders krass. Alle Regierungen, gleich welcher Couleur, tendieren dazu, mit dem vermeintlich Stärkeren zu sympathisieren. Über die Besteuerung und andere Mechanismen führt dies zu einer zunehmenden Vermögensdiskrepanz zwischen Armen und Reichen, ein Phänomen, das als Öffnung der sozialen Schere bekannt ist.
Im ferneren Osten, wo nunmehr das Gros der Weltbevölkerung lebt, löst man die Probleme seit Menschengedenken durch die harten Bandagen des Zentralismus, des Autoritarismus und der nicht zu hinterfragenden Unterordnung in allen Bereichen des Lebens.
Inhalt
1. Im Westen nichts Neues, im Osten nichts Gutes: Der Verlust des menschlichen Gesichtes der Gesellschaft
2. Macht versus Demokratie
3. Das Schwinden des demokratischen Bewusstseins
1 Im Westen nichts Neues, im Osten nichts Gutes Der Verlust des menschlichen Gesichtes der Gesellschaft
Im Westen nichts Neues, im Osten nichts Gutes. Also „business as usual“ im Westen und Emergenz zweifelhafter Kräfte im Osten. Der Westen hat es bislang nicht vermocht, seine Systeme in sozialverträglicher, menschengerechter Weise umzustrukturieren. Ein stets zunehmender Teil der Bevölkerung in vielen Ländern verarmt. Die ungleiche Vermögensverteilung ist in Deutschland besonders krass. Alle Regierungen, gleich welcher Couleur, tendieren dazu, mit dem vermeintlich Stärkeren zu sympathisieren. Über die Besteuerung und andere Mechanismen führt dies zu einer zunehmenden Vermögensdiskrepanz zwischen Armen und Reichen, ein Phänomen, das als Öffnung der sozialen Schere bekannt ist.
Im ferneren Osten, wo nunmehr das Gros der Weltbevölkerung lebt, löst man die Probleme seit Menschengedenken mit den harten Bandagen des Zentralismus, des Autoritarismus und der nicht zu hinterfragenden Unterordnung in allen Bereichen des Lebens. Doch diese Modelle des soziopolitischen Menschen sind hier nicht oder nicht mehr verwert- und verwendbar. Die Religionen und Ismen jener Breiten lösen dadurch irreversibel und unumstößlich unter dem Damoklesschwert extremer Folgen bei Zuwiderhandlung das Gender Problem, sowie auch das Problem des Verhältnisses zwischen den maßgeblichen strategischen Akteuren und den weniger maßgeblichen. Ein über Jahrtausende eingeübtes Kasten-, konfuzianisches oder islamistisches System, verquickt mit archaischem Recht, halten den Menschen in einem nichthinterfragbaren Werte- und Verhaltenskorsett und viabilisieren auf diese Weise eine auf einem entsprechenden Niveau funktionsfähigen Gesellschaft.
Werden autoritäre Impulse und andere Inputs von dort hierher übertragen, so können sie ebensowenig, wie extrem liberalistische, demokratische Impulse aus dem Westen sinnvoll identitätsstiftend integriert werden. Die kulturellen Präferenzen sind nicht einfach übertragbar und keinem Volk bleibt es daher erspart, seine eigene Kultur und Identität zu entwickeln. Was passiert aber, wenn ein Volk in diesem Bereich seine Hausaufgaben nicht macht?
Der Säkularisierungstrend, der in einem neoliberalen Umfeld keine ethische Verankerung und letzte Rechenschaftspflichtigkeit mehr kennt, verstärkt diesen Trend. Wir steuern auf lateinamerikanische Verhältnisse zu, in denen einige wenige alles und das Gros der Bevölkerung nichts mehr haben. Das erzeugt, à la longue, zwangsläufig einen Nährboden für Terrorismus, Faschismus und sogar Kommunismus.
Die Traditionen aller drei Richtungen sind in Deutschland vorhanden; letztere durch den wiederintegrierten Osten und die zahllosen Migranten und Spätaussiedler aus dem ehemaligen Reich des Bösen. Der faschistisch, autoritäre Trend des menschenfeindlichen Nazismus wirkt immer noch in Deutschland nach. Die fundamentale Umerziehung der Deutschen ist bislang oberflächliche Kosmetik ohne reale Substanz geblieben. Und die Gegenkulturrevolution mit ihrer Eskalierung in den Terrorismus hätte ja beinahe den Staat bereits aus den Angeln gehoben. Alle drei Tendenzen sind Formen des politischen Fundamentalismus, der schlechthin auf das Konto eines unentwickelten demokratischen Bewusstseins und demokratischer Traditionen geht. Nimmt man dann noch den importierten islamischen Fundamentalismus hinzu, dann kann man, ohne ein Menetekel und eine sich selbst erfüllende Prophezeiung in die Welt setzen zu wollen, durchaus von einer Bedrohung der Demokratie sprechen. Und dies in dem Maße, wie die sozioökonomische Lage außer Kontrolle gerät und der Liberalisierungs- und Relativierungstrend der Säkularisierung zunimmt. Es wird unter Umständen so weit kommen, dass Deutschland wieder, vielleicht weniger einen ökonomischen, aber einen politischen Marshallplan und Hilfe durch die Demokratien der Alliierten und heute der Westlichen Allianz bedarf, weil es seine demokratischen Defizite nicht allein bewältigen kann.
Der Kern des Problems besteht darin, dass dieses Land durch geschichtliche, kulturell-religiöse Verwicklungen in einem Labyrinth der Regression gefangen ist, aus dem es sich nicht befreien kann. In diesem Labyrinth des menschlichen Geistes hat sich die Unmenschlichkeit in diversen Formen derart verfestigt, dass das Leben hierzulande Land häufig als unerträglich erfahren wird. Und dieser Zustand führt dann zwangsläufig zu den extremistisch-fundamentalistischen Optionen der Bürger angesichts der nicht vorhandenen Perspektive eines Lichtes am Ende des dunklen Tunnels, in dem dieses Land nach wie vor, trotz allen oberflächlichen Glanzes, gefangen sind.
Mit dem Verlust der wahren Humanität ist der Mensch verloren. Das gesellschaftliche Gesetz der Macht und Unmoral, der blanken Gier allein ist das Motiv des inhumanen Verhalten, weil der inhumane Zustand keinerlei sittliche Werte mehr kennt und die Gesellschaft mehr und mehr zu einem anarchischen Dschungel verkommt, in dem nur noch das unmenschliche Prinzip des Homo Hominid Lupus regiert.
Der Staat, die Gesellschaft, die Kirche und quasi alle Institutionen vermögen dem Trend nichts Substanzielles entgegenzusetzen. Der innere Mensch hat keine Identität, Kultur oder humane Werte erworben, warum auch immer. Auf jeden Fall prägen diese Faktoren nicht das gesellschaftliche menschliche Verhalten, sodass eine Art grundlegende Regression in vorzivilisierte Phasen der Menschwerdung und Vermenschlichung des Wesens Mensch latent vorhanden ist. Die Entindividuation und die damit einhergehende kollektive Dimension dieses Sachverhaltes bewirken, dass der Prozess sich relativ zeitgleich in der Gesellschaft repliziert und die ganze Bevölkerung dadurch erfasst wird. Und weder politische noch religiöse „Führer“ können den Trend aufhalten und steuern. Wenn ein mächtiger „Führer“ oder Apparat auftrifft, kann er dann, ähnlich wie Hitler, die fundamentalistischen, kollektivistischen Tendenzen für seine jeweiligen Agenden usurpieren. Weil, warum auch immer, keine konsolidierte Identität entwickelt werden konnte und somit ein unerfülltes geistiges Vakuum entstanden ist, pervertiert dies die liberalistischen Impulse aus dem Westen ebenso, wie die kollektivistischen Impulse aus dem Osten in einen identitätslosen Amalgam und geborgter Identität, die als Identitätsverwirrung zu regressiven und fundamentalistischen Reaktionen führt.
Entmenschlichung und Verweltlichung haben den Menschen also in der Zange, die sich wie eine um seinen Hals gelegte geistige Schlinge zuzieht und den normalen menschlichen und sozialen Atem entzieht und normales, menschliches Verhalten schwinden lässt. Dies endet irgendwann in einem Befreiungsschlag, da der Mensch somit quasi existenziell bedroht ist. Vermenschlichung und Entweltlichung, das heißt, Humanisierung und positive Spiritualisierung vermögen seinen Zustand lebensfördernd zu beheben. Solange die durch diese beiden Formen der Humanität bedingte wahre menschliche Identität, unabhängig von intrakulturellen Zugehörigkeiten nicht entwickelt werden kann, neigt er zu Regression als Kurzschließung des Humanisierungsprozesses.
Der Schlüssel ist die Identität. Doch wie kommt man zu einer Identität im Kontext der Verweltlichung und Entmenschlichung des Wesens und der Gesellschaft. Hybris, Anmaßung und Gier versperren den Weg einer identitätsstiftenden Revolution der Humanität. Einem solchen Menschen und Volk kann nur von außen geholfen werden, da es sich nicht mehr aus seinem geistigen Kerker befreien kann. Die Erlösung durch die Heilsbotschaft des Evangeliums selbst wird fundamentalistisch interpretiert, sodass selbst dieser Versuch der Beseitigung der Kerkermauern diese noch unüberwindbarer macht statt sie zu sprengen. Das heißt, dass die eigentlich normale Lösung des Problems selbst derart problematisiert wird, dass sie nicht mehr ihr Heil bewirken kann. Vor der Ausweglosigkeit der Situation kapituliert der Mensch. Dies führt wiederum zu einer Indifferenz und geistigen fundamentalen Apathie und Resignation, die wiederum den Humus für diverse Fluchtmechanismen in diverse Ismen fördern.
Der Verlust der Identität und ihre Circuli Vitiosi führen sogar zu einer Zerrüttung des menschlichen Fundaments, der fundamentalen Identität der Wesen in ihrer Eigenschaft als Mann und Frau. Geschlechterkampf ersetzt die normale Interaktion zwischen den Menschen biologisch und geistig männlicher und weiblicher Natur. Dies schürt die Anarchie und Entmenschlichung bis zum Siedepunkt, weil die Gier vergeblich versucht, das Identitätsvakuum zu füllen, indem sie die dadurch bedingten Defizite durch die intimsten Attribute des Mitmenschen zu kompensieren sucht, was letztere wiederum in Mitleidenschaft im wahrsten Sinne des Wortes zieht und somit einen Zirkulus Vitiosus des Kampfes um eine nicht vorhandene geistige, kulturelle und menschliche Identität anheizt, der sich in permanentem sozialen Stress manifestiert, da das Vertrauen in den Mitmenschen selbst missbraucht wird.
Der menschliche Dschungel saldiert sich als eine Form des heidnisch regressiven biologischen Kannibalismus im weitesten Sinne, dessen Priorität nicht sittliche und kulturelle Werte, sondern ganz im Gegenteil, der Versuch des Identitätsdiebstahls und jenes der geistig-körperlichen Attribute der Mitmenschen ist. Was geschieht in einer Gesellschaft, die sich derart außerhalb der natürlichen, zivilisierten menschlichen Margen situiert? Sie gleitet immer weiter in Formen der Regression ab und endet in einem irreversiblen sozialen Chaos der Verwirrung, Verirrung und Enthumanisierung und einem ausweglosen Labyrinth der Unmenschlichkeit.
Dies muss – und es ist nur eine Frage der Zeit, falls dieser Enthumanisierungstrend sich fortsetzen sollte - zu einer autoritären Reaktion von außen oder innen führen, damit die Gesellschaft nicht einem Zustand der geistigen mit anschließender materieller Zerrüttung anheimfällt.
Hier kann nur noch Gott helfen, doch selbst der wird, soweit man ihn nicht vergessen und verbannt hat, auch problematisiert, von Gruppen entsprechend ihrem bedingten Fassungsvermögen anderen aufoktroyiert, sodass er als alles umfassendes Panaceum nicht greifen und heilbringend und erlösend wirken kann, denn auch dies erfordert ja eine gutwillige Kooperation. Und solange diese verweigert wird, fallen alle Selbsterlösungs- und Gruppenidentifikationen mit der erhofften erlösenden Stärkung im sozialen Machtkampf, dem Zeitlichen anheim. Braucht eine derartige Gesellschaft Züchtigung oder Hilfe oder beides, um ihren Weg der Entmenschlichung durch eine identitätsstiftende Humanisierung auf den Weg der Wahrheit und des Lebens zurückzuführen?
Die das physische Leben bedingende metaphysische Heilsoption ist selbst Gegenstand der Verwirrung durch progressive und konservative Fraktionen und durch intrakonfessionelle und interkonfessionelle Verwerfungen um eigener Verabsolutisierungsbedürfnisse willen geworden, die die Integrität des Mitmenschen ausschließen und somit, entgegen dem inhärenten, integrativen Potential der transzendenten-immanenten Heilsdimension, ihrerseits jene Konflikte verursacht, zu deren Lösung sie eigentlich in besonderem Maße berufen ist.
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- D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deißler (Author), 2013, Im Westen nichts Neues, im Osten nichts Gutes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211985
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