Wir leben in einer Zeit, in der wir alle Möglichkeiten haben. Wir können lernen, was wir wollen, wir können jeden Job haben, den wir möchten, wir können selbst darüber entscheiden, wen wir heiraten, wie groß unsere Familie werden soll, in welchem Ort wir unsere Familie gründen. Wir können machen, was immer wir wollen, wann immer wir es wollen und sind doch so unglücklich wie nie zuvor.
Doch warum waren wir in Zeiten, in denen wir nicht zweimal pro Jahr in den Urlaub gefahren sind, in denen wir keine technischen Hilfsmittel hatten, die uns den Arbeitsalltag erleichtert haben, weniger gestresst? Warum waren Frauen früher, als sie noch an den Herd gefesselt waren und keine Karriere machen durften, glücklicher? Warum nehmen in Zeiten, in denen wir alle Möglichkeiten haben, die psychischen sowie die Suchterkrankungen zu? Warum leiden immer mehr Menschen an Burnout, obwohl wir doch heute in beinahe jedem Ort Möglichkeiten haben, diesem vorzubeugen?
Warum waren wir in Zeiten, in denen es uns in die Wiege gelegt wurde, welchen Beruf wir ausüben und welche Schule wir besuchen, glücklicher als jetzt? Warum haben wir das Glück in einer solchen Zeit zu leben und sind dennoch nicht glücklich?
Warum macht uns Freiheit so unglücklich?
Durch diese Freiheit ist jeder für sein eigenes Leben verantwortlich. Wir alle haben die Wahl, was wir wann machen wollen. Doch wenn wir mit unserer Wahl nicht zufrieden sind, sind wir selbst daran schuld. Wenn wir eine dieser Möglichkeiten nicht wahrnehmen, haben wir die Chance darauf selbst verpasst. Doch welche dieser Möglichkeiten ist die Richtige für uns. Welche dieser Möglichkeiten können wir nicht nur haben, sondern wollen wir auch haben. In Zeiten dieser vielen Möglichkeiten müssen wir genau wissen, was wir wollen. Doch woher sollen wir das wissen?
In den ersten Lebensjahren bestimmen unsere Eltern, was wir wollen. In der Schule angekommen, bestimmen Lehrer, Politiker und unser Schulsystem was wir wann wollen. Und nach der Schule kommen wir in eine Welt mit unzähligen Möglichkeiten und sind von einem Tag auf den anderen selbst für uns verantwortlich.
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Krankenstände in Österreich
3. Burnout
3.1. Was ist Burnout?
3.2. Wie kommt es zum Burnout?
3.3. Was stresst uns?
4. Die Qual der Wahl
4.1. Der Marmeladenversuch
4.2. Der Schokoladeversuch
4.3. Der Kugelschreiberversuch
4.4. Das Regenbogenphänomen
5. Warum machen uns mehr Gestaltungsmöglichkeiten nicht glücklicher?
5.1. Höhere Kosten
5.2. Höhere Alternativkosten
5.3. Erwartungen
5.4. Schuldgefühle, Reue
6. Wie können wir die Gestaltungsmöglichkeiten einschränken?
7. Das menschliche Gehrin
7.1. Die Funktionsweise des Gehirns
7.1.1. Der Hippokampus
7.1.2. Die Amygdala (Der Mandelkern)
7.1.3. Aufbau der Neuronen (Nervenzellen)
7.1.4. Sensible Phasen des Gehirns
7.2. Die Arbeitsweise des Gehirns
7.2.1. Erwerb komplexer Fähigkeiten
7.2.2. Wie lernt das Gehirn Regeln?
7.2.3. Auswirkungen von Angst und Stress auf Lernen
7.2.4. Das Belohnungssystem
7.3. Welche Begabungen bringen unsere Kinder mit auf die Welt?
7.3.1. Liebe und Zuneigung
7.3.2. Offenheit und Entdeckerfreunde
7.3.3. Kreativität und Gestaltungslust
7.3.4. Vertrauen und Zuversicht
7.3.5. Beharrlichkeit und Eigensinn
7.3.6. Achtsamkeit und Mitgefühl
7.4. Welche Faktoren sind entscheidend für den Erfolg in der Schule?
8. Das österreichische Schulsystem
8.1. Leistungsfeststellung in öffentlichen Schulen
8.1.1. Mitarbeit der Schüler im Unterricht
8.1.2. Mündliche Prüfungen
8.1.3. Mündliche Übungen
8.1.4. Schularbeiten
8.1.5. Schriftliche Überprüfungen
8.1.6. Praktische Leistungsfeststellungen
8.1.7. Graphische Leistungsfeststellungen
8.2. Leistungsbeurteilung in öffentlichen Schulen
8.2.1. Beurteilungsstufen (Noten)
8.2.2. Fachliche Aspekte für die Beurteilung von Schularbeiten
8.2.3. Leistungsbeurteilung für eine Schulstufe (Jahreszeugnis)
8.2.4. Durchführung von Feststellungs- und Nachtragsprüfungen
8.2.5. Durchführung von Wiederholungsprüfungen
9. Das finnische Schulsystem
10. Alternativschulsysteme
10.1. Waldorfpädagogik
10.2. Freinet-Pädagogik
10.3. Montessori-Pädagogik
10.3.1. Grundzüge der Montessori-Pädagogik
10.3.2. Das Erste Kindheitsstadium
10.3.3. Das Zweite Kindheitsstadium
10.3.4. Das Jugendalter
10.3.5. Die vorbereitete Umgebung
10.3.6. Der Ordnungssinn
10.3.7. Das Material
10.3.8. Die Rolle des Erwachsenen
10.3.9. Grenzen der Freiheit
10.4. Gemeinsamkeiten
11. Das Bildungsprogramm der UNESCO
11.1. Wissen systematisch mehren
11.2. Erwerb jeweils notwendiger Fertigkeiten und Qualifikationen
11.3. Fähigkeit zur Anpassung
11.4. Fähigkeit zu lebenslangem Lernen
12. Die neue Mittelschule
12.1. Was ändert die Neue Mittelschule
12.2. Charakteristika der Neuen Mittelschule
13. Zusammenfassung
14. Literaturverzeichnis
15. Abbildungsverzeichnis
16. Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
Wir leben in einer Zeit, in der wir alle Möglichkeiten haben. Wir können lernen, was wir wollen, wir können jeden Job haben, den wir möchten, wir können selbst darüber entscheiden, wen wir heiraten, wie groß unsere Familie werden soll, in welchem Ort wir unsere Familie gründen. Wir können machen, was immer wir wollen, wann immer wir es wollen und sind doch so unglücklich wie nie zuvor.
Doch warum waren wir in Zeiten, in denen wir nicht zweimal pro Jahr in den Urlaub gefahren sind, in denen wir keine technischen Hilfsmittel hatten, die uns den Arbeitsalltag erleichtert haben, weniger gestresst? Warum waren Frauen früher, als sie noch an den Herd gefesselt waren und keine Karriere machen durften, glücklicher? Warum nehmen in Zeiten, in denen wir alle Möglichkeiten haben, die psychischen sowie die Suchterkrankungen zu? Warum leiden immer mehr Menschen an Burnout, obwohl wir doch heute in beinahe jedem Ort Möglichkeiten haben, diesem vorzubeugen?
Warum waren wir in Zeiten, in denen es uns in die Wiege gelegt wurde, welchen Beruf wir ausüben und welche Schule wir besuchen, glücklicher als jetzt? Warum haben wir das Glück in einer solchen Zeit zu leben und sind dennoch nicht glücklich?
Warum macht uns Freiheit so unglücklich?
Durch diese Freiheit ist jeder für sein eigenes Leben verantwortlich. Wir alle haben die Wahl, was wir wann machen wollen. Doch wenn wir mit unserer Wahl nicht zufrieden sind, sind wir selbst daran schuld. Wenn wir eine dieser Möglichkeiten nicht wahrnehmen, haben wir die Chance darauf selbst verpasst. Doch welche dieser Möglichkeiten ist die Richtige für uns. Welche dieser Möglichkeiten können wir nicht nur haben, sondern wollen wir auch haben. In Zeiten dieser vielen Möglichkeiten müssen wir genau wissen, was wir wollen. Doch woher sollen wir das wissen?
In den ersten Lebensjahren bestimmen unsere Eltern, was wir wollen. In der Schule angekommen, bestimmen Lehrer, Politiker und unser Schulsystem was wir wann wollen. Und nach der Schule kommen wir in eine Welt mit unzähligen Möglichkeiten und sind von einem Tag auf den anderen selbst für uns verantwortlich.
Von der ersten bis zur achten Schulstufe wird uns gesagt, was wir wann lernen und können müssen. Welche Dinge uns zu welcher Zeit zu interessieren haben, für welche Dinge wir gerade reif sind. Spätestens mit Ende der achten Schulstufe sollen wir dann von einem Tag auf den anderen selber wissen, ob wir mehr lernen möchten und eine weitere Schule besuchen wollen, oder ob wir uns lieber einen Lehrberuf aneignen möchten. Wir sollen von einem Tag auf den anderen selbst wissen, was wir wann möchten und was uns wann interessiert, damit wir unter all diesen Möglichkeiten selektieren können. Es stellt sich ja nicht nur die Frage, Schule oder Lehre, sondern auch welche Schule und welche Lehre. So werden wir nach ungefähr 15 Jahren, in denen wir jeden Tag gesagt bekommen, was uns heute zu interessieren hat auf einmal vor ungefähr einhundert Möglichkeiten gestellt und uns wird gesagt: Entscheide dich, du kannst heute alles werden, was du willst. Doch woher sollen wir wissen, was wir wollen?
2. Krankenstände in Österreich
In Österreich liegt die durchschnittliche Dauer von Krankenständen bei 11 Tagen. Über diesem Durchschnitt liegen Krankheiten des Muskel-Skelet-Systems (17,2 Tagen) und Unfälle mit zwischen 20 und 28 Tagen. Die längsten Fehlzeiten verursachen besonders schwere Erkrankungen wie Krebs und cerebrovaskuläre Krankheiten. Über dem Gesamtdurchschnitt liegen jedoch auch psychische Krankheiten mit 35,8 Tagen (siehe auch Abbildung 3). Die Anzahl der Krankenstandstage aufgrund von psychischen Erkrankungen hat sich seit den 1990er Jahren mehr als verdoppelt, während die Krankenstandstage aufgrund der restlichen Krankheiten sogar minimal gesunken sind. Die tatsächliche Bedeutung von psychischen Problemen ist allerdings von diesen Zahlen nicht unmittelbar abzulesen, da davon auszugehen ist, dass sich die Bereitschaft der Ärzte, gesundheitliche Probleme dem psychischen Bereich zuzuschreiben erhöht hat. Auf der anderen Seite werden zahlreiche Krankheiten, die mitunter psychische Ursachen haben, wie Allergien, Magenschmerzen und Kreislaufprobleme anderen Krankheitsgruppen zugeschrieben.[1]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Psychische Erkrankungen im Zeitverlauf (Quelle: Wifo, Fehlzeitenreport 2011, (2011) 51)
Speziell in den letzten 5 Jahren sind die Krankenstandstage aufgrund von psychischen Erkrankungen sehr stark gestiegen. Diesem Trend muss entgegen gewirkt werden, denn unsere Unternehmen brauchen gesunde Mitarbeiter.
Von Bedeutung sind die psychischen Erkrankungen auch hinsichtlich ihrer langfristigen Folgen. In Österreich sind die psychischen Erkrankungen die häufigste Ursache von Invaliditätspension bei Frauen, bei Männern die zweithäufigste. Speziell bei den jungen Arbeitskräften bis 30 Jahren ist die Invalidisierung aufgrund von psychischen Problemen mit ungefähr 65% alarmierend.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Verteilung der Neuzugänge zur Invaliditätspension nach Diagnosegruppen und Alter (Quelle: Wifo, Fehlzeitenreport 2011, (2011) 76)
Unser Staat braucht gesunde Menschen. Durch die demografische Entwicklung haben wir derzeit bereits das Problem, dass es immer mehr ältere Menschen und immer weniger jüngere Menschen gibt. Dies führt zu Problemen im Pensionssystem. Wenn nun die jungen, arbeitsfähigen Menschen aufgrund von psychischen Erkrankungen wegfallen bedeutet dies für den Staat enorme Kosten, da auf der einen Seite die Einnahmen der Arbeiter wegfallen und auf der anderen Seite auch noch die Kosten erhöht werden.
Krankenheitsgruppenstatistik
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Krankheitsgruppenstatistik (Quelle: Wifo, Fehlzeitenreport 2011, (2011) 47)
3. Burnout
In diesem Kapitel wird zuerst gefragt was Burnout eigentlich ist. Im Anschluss wird gefragt wie es zum Burnout kommt und was uns stresst.
3.1. Was ist Burnout?
Prof. Dr. Gert Kaluza bezeichnet in seinem Buch „Gelassen und sicher im Stress“ den Begriff „Burnout“ als einen andauernden und schweren Erschöpfungszustand infolge einer chronischen Stressreaktion mit sowohl körperlichen als auch seelischen Beschwerden. Beim Burnout handelt es sich nicht um ein fest umschriebenes Krankheitsbild, es stellt auch keine eigenständige psychiatrische Diagnose dar. Metaphorisch handelt es sich um eine lang andauernde Energieabgabe mit zumindest in späteren Phasen wenig Wirkung und geringem Energienachschub. Der Akku ist leer und kann nicht mehr aufgeladen werden. Burnout ist gekennzeichnet durch einen Verlust der natürlichen Fähigkeit zur Regeneration. Burnout passiert nicht von einem Tag zum anderen, sondern es ist ein langsamer schleichender Prozess. Ein voll ausgebildetes Burnout-Syndrom zeigt sich im körperlichen, im geistig mentalen, im emotionalen und auch im sozialen Bereich.[2]
Die wichtigsten Symptome des Burnout-Syndroms
Körperliche Erschöpfung
- Energiemangel, chronische Müdigkeit, Schwächegefühle
- Schlafstörungen
- Geschwächte Abwehrkräfte (häufige Infekte)
- Psychosomatische Symptome (Kopf-, Rückenschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Herz-Kreislauf-Störungen)
- Reduzierte Libido, sexuelle Störungen
Die körperlichen Erschöpfungssymptome werden oft durch vermehrten Konsum von Alkohol und Zigaretten sowie durch die Einnahmen von Schmerz-, Schlaf-, Beruhigungs- oder Aufputschmittel zu bekämpfen versucht.
Emotionale Erschöpfung
- Überdruss: Alles ist zuviel
- Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Ausweglosigkeit
- Gefühl von innerer Leere, von Abgestorbensein
Diese können wechseln mit
- Reizbarkeit, Ärger, Schuldzuweisung
Geistig-mentale Erschöpfung
- Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit, Konzentrationsmängel, Vergesslichkeit
- Verlust an Kreativität
- Negative Einstellung zur eigenen Person, zur Arbeit, zum Leben allgemein
- Zynismus
- Gedanken der Sinnlosigkeit
Soziale Erschöpfung
- Verlust des Interesses an anderen, sozialer Rückzug (nicht nur beruflich, auch privat)
- Gefühl, von anderen ausgesaugt zu werden, andere Menschen „nerven“, werden nur noch als weitere Belastung erlebt
- Verlust der Empathie (Verständnislosigkeit für andere, Nicht-zuhören-Können)
- Depersonalisierung („Entmenschlichung“): Andere Menschen werden entpersönlicht, nur noch als Fall oder Nummer behandelt
Abbildung 4: Die wichtigsten Symptome des Burnout-Syndroms (Quelle: Kaluza, Gelassen und sicher im Stress³ (2007) 37)
3.2. Wie kommt es zum Burnout?
Burnout ist die totale Erschöpfung, ausgelöst durch zuviel Stress, doch nicht jeder Stress macht krank. Jeder Mensch braucht ein gesundes Maß an Stress. Problematisch wird es dann, wenn zwischen den Stressphasen keine Erholungsphasen stattfinden. Dieser chronische Stress hat folgende körperliche Erkrankungen zur Folge.
Chronischer Stress und körperliche Krankheit
Langfristige Folgen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 5: Chronischer Stress und körperliche Krankheit (Quelle: Kaluza, Gelassen und sicher im Stress³ (2007) 34)
3.3. Was stresst uns?
Auch psychische Erkrankungen sind eine häufige Folge von Dauerstress. Laut Kaluza wird die Hitliste der Stressoren (=Dinge, die uns stressen) vom Zeitdruck angeführt. Man muss oder will zu viele Aufgaben in zu wenig Zeit erledigen. Doch oft führen nicht nur äußere Anforderungen zu Zeitdruck, sondern auch persönliche Einstellungen und Verhaltensweisen sowie eine ungünstige Zeitplanung.
Zum Weiterdenken: Keine Zeit?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 6: Zum Weiterdenken: Keine Zeit? (Quelle: Kaluza, Gelassen und sicher im Stress³ (2007) 44)
Doch nicht nur die Arbeit stresst uns. Immer mehr Personen leiden an Freizeitstress. Obwohl wir heute immer mehr Methoden, Mittel und technische Hilfsgeräte, die für uns Aufgaben übernehmen, haben, klagen doch immer mehr Menschen über Zeitnot und Hektik in der Freizeit. Leistungsdenken, Perfektionismus, Ehrgeiz, Prestige und Konsumzwang bestimmen unsere Freizeit. Wir haben keinen Raum mehr für die innere Ruhe und für das „Nichts-Tun“. Heutzutage haben wir eine Vielfalt an Angeboten und Optionen, zwischen denen wir wählen dürfen, aber auch müssen.
Gert Kaluza schreibt dazu: „Wer seinen Weg selbst finden muss, braucht einen inneren Kompass, eigene Ziele und innere Unabhängigkeit. Wir dürfen und müssen wählen, aber können wir es auch? Nicht wenige Menschen fühlen sich von der großen Wahlfreiheit überfordert.“[3]
4. Die Qual der Wahl
Die US-Psychologen Sheena Iyengar von der Columbia University und Mark R. Lepper von der Stanford University führten eine Reihe von Versuchen zu dem Thema „When Choice is Demotivating: Can One Desire Too Much of a Good Thing?“ durch. Ihre Berichte wurden in der Fachzeitschrift Journal of Peronality and Social Psychology im Jahr 2000 veröffentlicht. Avni M. Shah und George Wolford vom Dartmouth College beschäftigten sich ebenfalls mit dieser Frage. Elena Reutskaja untersuchte 2008 in ihrer Dissertation Erscheinungen in einem Kernspintomographen.
In diesem Kapitel werden folgende Versuche dargestellt
- Der Marmeladenversuch
- Der Schokoladenversuch
- Der Kugelschreiberversuch
- Das Regenbogenphänomen
4.1. Der Marmeladenversuch
Die US-Psychologen Sheena Iyengar von der Columbia University und Mark R. Lepper von der Stanford University führten an einem gewöhnlichen Samstag in einem Supermarkt in Kalifornien einen Versuch durch. Es wurden 2 Tischvarianten aufgestellt, die stündlich wechselten. Auf einem der Tische standen sechs verschiedene Marmeladesorten, auf dem anderen 24 Sorten, die gekostet werden durften. Der Marmeladenversuch fand an zwei aufeinanderfolgenden Samstagen statt. Insgesamt besuchten zu dieser Zeit 754 Personen den Supermarkt. Die Tabelle zeigt die Ergebnisse:[4]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle1: Ergebnisse Marmeladenversuch
4.2. Der Schokoladeversuch
Die US-Psychologen Sheena Iyengar von der Columbia University und Mark R. Lepper von der Stanford University teilten ungefähr 100 Testpersonen in 3 Gruppen ein. Die erste Gruppe, durfte sich unter 6 Schokoladesorten eine Sorte wählen. Der zweiten Gruppe wurden 30 Sorten angeboten. Der dritten Gruppe wurde nur eine bestimmte Sorte in die Hand gedrückt. Nachdem die Testpersonen ihre Sorte gewählt bzw. erhalten haben, sollten sie auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht) bis 7 (sehr zufrieden) bewerten, wie zufrieden sie mit ihrer Entscheidung sind. Nach der Bewertung stellte man den Testpersonen die Frage, ob sie lieber 5 Dollar in bar, oder lieber Schokolade im Wert von 5 Dollar haben möchten. Folgende Ergebnisse wurden erzielt:[5]
- Die Gruppe, die ihre Wahl aus 6 Schokoladesorten gewählt hatte, war am meisten zufrieden mit ihrer Wahl
- Die Gruppe, die nur eine Schokoladesorte bekam, war am wenigsten zufrieden damit.
- Von der Gruppe die keine Wahl hatte, entschieden sich nur 10% für die Schokolade, während sich die anderen 90% für das Bargeld entschieden.
- Von der Gruppe mit den 30 Schokoladesorten wählten nur 12% die Schokolade, während sich 88% für das Bargeld entschieden.
- Von der Gruppe mit den 6 Schokoladesorten wählten 48% die Schokolade und 52% das Bargeld.
4.3. Der Kugelschreiberversuch
Avni M. Shah und George Wolford vom Dartmouth College bauten im Jahr 2007 in einer Uni-Bibliothek einen Tisch auf, an dem 100 Testpersonen Kugelschreiber ausprobieren und zu einem günstigen Preis kaufen konnten. Die Grafik zeigt die Ergebnisse des Versuchs:[6]
Kugelschreiberversuch
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 7: Kugelschreiberversuch (Quelle: Kast, Ich weiß nicht, was ich wollen soll (2012) 38)
Es wurden jeweils 10 Personen zwischen zwei und zwanzig verschiedene Kugelschreibermodelle vorgeführt. Anhand der Grafik kann man erkennen, dass bei 10 verschiedenen Kugelschreibermodellen 9 von 10 Personen einen Kugelschreiber kauften. Während bei 20 Kugelschreibermodellen, nur noch 3 von 10 Personen sich zu einem Kauf entscheiden konnten.
Das Hinzufügen neuer Möglichkeiten führt ab einer gewissen Anzahl von Möglichkeiten nicht mehr zu einem Mehrwert, sondern zu einer Unlust.
4.4. Das Regenbogenphänomen
Elena Reutskaja untersuchte in ihrer Dissertation 2008 die Erscheinung des Kugelschreiberversuches (auch „Regenbogenphänomen“ genannt) auch bei Probanden in einem Kernspintomographen. So lässt sich dieser Überdruss an zu vielen Möglichkeiten auch im Hirn feststellen. Den Testpersonen wurden zuerst sechs, dann zwölf und anschließend 24 verschiedene Landschaftsfotografien vorgelegt, um ihr Lieblingsexemplar zu wählen. In jenen Hirnarealen, die allgemein mit Verlangen und Begehren in Verbindung gebracht werden, stieg die Erregung zuerst bei einer Auswahl von sechs auf zwölf Fotografien. Zeigte man den Testpersonen jedoch 24 Fotografien, flachte die Erregung wieder ab.[7]
5. Warum machen uns mehr Gestaltungsmöglichkeiten nicht glücklicher?
Bas Kast beschreibt in seinem Buch verschiedene Erklärungsansätze:[8]
- Höhere Kosten
- Höhere Alternativkosten
- Erwartungen
- Schuldgefühle, Reue
5.1. Höhere Kosten
Eine große Auswahl bringt nicht nur einen größeren Nutzen, sondern bringt auch größere „Kosten“. Hat man mehr Möglichkeiten muss man auch mehr Vergleiche anstellen, also mehr Informationen sammeln und verarbeiten, mehr hin und her überlegen.
5.2. Höhere Alternativkosten
Je zahlreicher die Alternativen, zwischen denen wir wählen können, desto mehr Alternativen gibt es auch, die wir abwählen müssen und denen wir nachtrauern können, sogenannte Alternativkosten. Die Freiheit hat ihre ganz eigenen Krallen. Viele Möglichkeiten befreien uns nicht nur, sie erzeugen zugleich einen eigentümlichen Druck: Sie fordern uns dazu auf, sie zu nutzen. Wer es nicht tut, zahlt jenen Preis namens Alternativkosten.
5.3. Erwartungen
Mit der Zahl der Alternativen steigen nicht nur die Alternativkosten, sondern auch die Erwartungen an die gewählte Alternative.
[...]
[1] Wifo, Fehlzeitenreport 2011 (2011) 48
[2] Kaluza, Gelassen und sicher im Stress³ (2007) 35f
[3] Kaluza, Gelassen und sicher im Stress³ (2007) 55
[4] Iyengar & Lepper, When Choice is Demotivating: Can One Desire Too Much of a Good Thing?, in Journal of Personality and Social Psychology Nr. 79, (2000) 995-1006.
[5] Iyengar & Lepper, When Choice is Demotivating: Can One Desire Too Much of a Good Thing?, in Journal of Personality and Social Psychology Nr. 79, (2000) 995-1006.
[6] Shah & Wolford, Buying behavior as a function of parametric variation of number of choices, in Psychological Science Nr. 18, (2007) 369-370
[7] Reutskaja, Experiments on the role of the number of alternatives in choice. Dissertation, online unter: http://www.tesisenxarxa.net/tesis_upf/available/tdx-0505109-125215/ter.pdf (2008)
[8] Kast, Ich weiß nicht, was ich wollen soll (2012) 43ff
- Arbeit zitieren
- Claudia Radlmair (Autor:in), 2012, Lösung gesellschaftlicher Probleme durch ein verändertes Schulsystem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211036
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