Die Psychoanalyse nach Sigmund Freud lenkte auch in der literarischen Textinterpretation erstmals den Blick auf die unbewusste geistige Tätigkeit des Autors beim Verfassen von Texten.
Ähnlich wie in der Schleiermach´schen Hermeneutik steht die Autorintention im Vordergrund dieser Interpretation. Allerdings wird in der Psychoanalyse nicht mehr nur die Intention des Autors erforscht, sondern der Seelenzustand des Autors, der nach Freud seinen Schreibvorgang unbewusst beeinflusst. Freud setzt dazu eine Analogie zwischen (Tag-)Traum und literarischem Text voraus und damit auch zwischen Träumendem und Autor: Beim Träumen würden unbewusste Ängste/Wünsche („latente Traumgedanken“) in verschlüsselter, chiffrierter Form in einen manifesten Traumgedanken überführt, an den man sich nach dem Aufwachen erinnern könne. Da diese Wünsche oder Ängste vom Bewusstsein als so anrüchig empfunden werden, lässt es sie nur in zensierter Form zu. Die Aufgabe des Traumdeuters sei es dann, diese verschlüsselten Gedanken wieder zu dechiffrieren um so die psychischen Konflikte des Träumers lösen zu können.
Diesen Gedanken überträgt Freud auf einen literarischen Text, indem er sagt, dass auch dieser nur eine Verschlüsselung von unbewussten Ängsten, Wünschen, Kindheitsproblemen oder anderen psychischen Konflikten sei. Daraus schlussfolgert er, dass bei der Textinterpretation das Seelenleben des Autors untersucht werden könne. Freud sieht den literarischen Text als den (unbewussten) Versuch des Autors unbewusste Konflikte im realitätsfreien Raum zu lösen. Diese Herangehensweise an eine Interpretation entspricht dem Therapiemodell der psychoanalytischen Textdeutung.[...]
Das Unbewusste nach Freud – Eine fruchtbare Möglichkeit für die Textinterpretation?
Die Psychoanalyse nach Sigmund Freud lenkte auch in der literarischen Textinterpretation erstmals den Blick auf die unbewusste geistige Tätigkeit des Autors beim Verfassen von Texten.
Ähnlich wie in der Schleiermach´schen Hermeneutik steht die Autorintention im Vordergrund dieser Interpretation. Allerdings wird in der Psychoanalyse nicht mehr nur die Intention des Autors erforscht, sondern der Seelenzustand des Autors, der nach Freud seinen Schreibvorgang unbewusst beeinflusst. Freud setzt dazu eine Analogie zwischen (Tag-)Traum und literarischem Text voraus und damit auch zwischen Träumendem und Autor: Beim Träumen würden unbewusste Ängste/Wünsche („latente Traumgedanken“) in verschlüsselter, chiffrierter Form in einen manifesten Traumgedanken überführt, an den man sich nach dem Aufwachen erinnern könne. Da diese Wünsche oder Ängste vom Bewusstsein als so anrüchig empfunden werden, lässt es sie nur in zensierter Form zu. Die Aufgabe des Traumdeuters sei es dann, diese verschlüsselten Gedanken wieder zu dechiffrieren um so die psychischen Konflikte des Träumers lösen zu können.
Diesen Gedanken überträgt Freud auf einen literarischen Text, indem er sagt, dass auch dieser nur eine Verschlüsselung von unbewussten Ängsten, Wünschen, Kindheitsproblemen oder anderen psychischen Konflikten sei. Daraus schlussfolgert er, dass bei der Textinterpretation das Seelenleben des Autors untersucht werden könne. Freud sieht den literarischen Text als den (unbewussten) Versuch des Autors unbewusste Konflikte im realitätsfreien Raum zu lösen. Diese Herangehensweise an eine Interpretation entspricht dem Therapiemodell der psychoanalytischen Textdeutung. Der Autor wird sozusagen, wie der Patient beim Psychologen, auf die Couch gelegt und therapiert. Allerdings spielt hierbei die Heilung des Autors keine Rolle, es sollen lediglich neue Bedeutungsschichten im Text gefunden und begründet werden.
Diese Methode kann durchaus fruchtbar für die Textinterpretation sein. Es erscheint einleuchtend, dass Autoren in ihren Texten eigene traumatische Erfahrungen einfließen lassen. Betrachtet man beispielsweise die Exilliteratur Deutschlands, findet man durchaus Texte, in denen die Autoren die psychisch-belastenden Erfahrungen während des Exils in ihren Romanen verarbeiten und thematisieren (vgl. z.B. Simon Kronberg´s Der Tod im Hafen, Der Augenzeuge von Ernst Weiß oder Alfred Döblin´s Schicksalsreise).
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- Martina Lakotta (Author), 2011, Das Unbewusste nach Freud – Eine fruchtbare Möglichkeit für die Textinterpretation?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210944
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