„Ich bin dann mal weg!“ Mit diesen Worten packte Doris Neubauer ihren Koffer und machte sich für drei Monate auf nach Hawaii in die Yoga- und Retreat-Community Kalani. Das Ziel ihrer Reise war, dort zu sich selbst zu finden. Doch was sie fand, war viel mehr. Während ihres Aufenthalts lernte sie viel über hawaiianische Küche, Kultur und Yoga, rostige Autos und die Herausforderung auf 25 Quadratmetern mit einem wildfremden Menschen zusammenzuleben.
Hawaii wurde zu einem Abenteuer, das nicht nur im Innen, sondern auch im Außen stattfand: Von Kalani aus startete sie ereignisreiche Touren über die Inseln Big Island, Maui, Kauai und Oahu. Dort entdeckte sie große Städte, kleine Dörfer, brodelnde Vulkane, traumhafte Strände, schwarze Lavafelder und tiefgrüne Urwälder.
Doris Neubauer berichtet in diesem Buch, was Sie bei einem Hawaii-Besuch und dem Leben in einer Community auf keinen Fall versäumen dürfen, aber auch, worauf Sie verzichten sollten.
Inhalt
Vorwort
Wie alles begann
Am Anfang stand ein Flirt
Eine Community als Basislager
Reisevorbereitungen
Visum und Papierkram
Das Abbrechen der heimatlichen Zelte
Exkurs: Intentional Communities ‒ Gemeinsam sind wir stark
Omega Institute for holistic Studies
Ionia
Mount Madonna
Fazit
Kalani: Zwischen Himmel und Erde
Mahalo, Aloha ... Kalani!
Hawaiianische Göttinnen
Kultur pur: Hula und Huna
Feuerlöscher, Mäulerstopfer, Einheizer: Kalani in der Gemeinde
Die ersten Wochen auf Hawaii
Die Ankunft
Die Fahrt nach Kalani
Der erste Eindruck
Ein Überraschungsausflug
Seelisches Auf und Ab
Arbeitsalltag in der Küche
Hilo: Großstadt à la Hawaii
Abenteuer Bus
Hauptsache weg!
Der Farmers Market
Spaziergänge in Hilo mit Meli
Mit dem Auto einmal um die Insel
Besuch aus der Heimat
Lava überall – der Volcano National Park
Meeresschildkröten im Punaluu Beach Park
Der lange Marsch zum Green Sand Beach
Wer couchsurft, sollte stets die Referenzen prüfen!
St. Benedict’s Painted Church
Historischer Boden: Kealekekua Bay und Puuhonua o Honaunau
Der Delfin-Mensch
Kona, Waikoloa, Waipio Valley und zurück nach Kalani
Ausflüge rund um Kalani
MacKenzie State Park
Wasserfälle, Orchideen und Leckereien rund um Hilo
Kalani-Bräuche und eine spirituelle Tante
Geheime Verehrer und ekstatische Tänze
Weisheit oder Wahrheit?
Ein versöhnlicher Trip nach Kona
Ein traumhafter Strandtag
Abschiede
Sterne, Yoga-Barone und ein Traumstrand
„Sternderlschauen“ auf dem Mauna Kea
Der Baron und mein Zen-Moment
Haena Beach, Traumstrand gefunden!
Von der Katastrophe verschont
Der Tag des Tsunamis
Eine Trommel für die Welt
Road Trip, der Zweite
Waimea statt Waimanu Valley
Sushi in Hawi
Eine Audienz beim König und ein spektakulärer Ausblick
Abschied ist ein bisschen wie sterben
Hawaii-Tipps und ein Interview
Meine Lieblingsrezepte aus der Yoga-Küche
Zum Frühstück
Appetitmacher:
Nichts für Suppenkasper
Für zwischendurch
Hauptspeise
Süßes danach
Mein Survival-Guide für die Community
Interview mit Dr. Javier Rius
Maui: Die „magische Insel“ erleben
Der richtige Start: Sonnenaufgang auf Haleakala
Mauis Strände
Road to Hana – die Straße ins Paradies
Iao Needle, das Wahrzeichen Mauis
Kauai: die grünste Insel auf Hawaii
Wandern über Stein und Wasserfälle
Über den Wolken per Hubschrauber
Strandfeeling
Poi machen will gelernt sein
Oahu: Massentourismus und Naturspektakel in einem
Mekka für Nachtschwärmer und Powershopper: Honululu und Waikiki
Surfin’ Oahu am North Shore
Schnorchelparadies im Osten
Militärgeschichte in Pearl Harbor
Mein Hawaii-ABC
Buchtipps
Websites
Bildnachweis
Vorwort
„Machen Sie sich Notizen und schreiben Sie alles genau auf, es wird anderen noch einmal eine Hilfe sein.“ Ich erinnere mich an diese Worte einer weisen Frau und ärgere mich wieder einmal grün und blau, dass ich kluge Ratschläge nun mal gerne in den Wind schlage. Natürlich habe ich in den drei Monaten viel geschrieben, die ich auf Big Island, Hawaii, in einer Community gelebt und gearbeitet habe. Ich habe fluchend, jauchzend, fragend, klagend, schwärmend und jammernd meinen Gefühlen Ausdruck verliehen – oft auch aus Mangel an Gelegenheit, mit Anderen in meiner Muttersprache zu sprechen. Von genauem Aufschreiben kann allerdings zugegebenermaßen wahrlich nicht die Rede sein. Es sind eher wirre Kritzeleien, die selbst ich nicht immer entziffern kann, obwohl es meine eigenen sind.
Warum schreibe ich denn kein Buch über diese Zeit? Irgendwann war dieser Gedanke aus dem Nichts aufgetaucht. Noch ein paar Monate zuvor hatte ich staunend einer Freundin zugehört, die einen Buchvertrag erhalten hatte. Das könnte ich nicht, hatte ich gedacht. Außerdem wollte ich es auch nicht. Doch plötzlich war der Impuls dann doch da. Und wie das so oft ist mit Ideen, deren Zeit reif ist, ein paar Tage später kam eine Bekannte auf mich zu und erzählte mir, dass ein befreundeter Verlag Reisebuchautoren suche ...
Um es kurz zu machen: Aus dem Angebot wurde nichts, es hat nicht gepasst. Aus dem nächsten, dem besseren, allerdings sehr wohl. Das Ergebnis seht Ihr vor Euch!
Ich wühlte mich durch E-Mails, versuchte, die Ereignisse aus diesen und den Blogposts, die ich für Plattformen wie tripwolf geschrieben hatte, zu rekonstruieren. Ob es mir gelungen ist? Das könnt nur Ihr als Leser beurteilen. Im Moment des Erlebens ist vieles anders, dramatischer, prägender als im Rückblick betrachtet, das kennen wir vermutlich alle aus unseren Lebensgeschichten. Also lest Ihr jetzt eine Mischung aus damals und heute, aus Hawaii und Österreich, aus hier und dort, aus persönlichen Geschichten und Reisetipps, aus Kochrezepten und Routenplänen. Es ist ein Puzzle geworden, das durchaus meinem Leben entspricht.
Wie alles begann
Am Anfang stand ein Flirt
„Ich bin dann mal weg!“ Wer mit diesen Worten mitten im kalten österreichischen Winter sein altes Leben stehen und liegen lässt, der muss mit vielen „Ahs“, „Ohs“ und sonstigen Anerkennungsbekundungen seines Gegenübers rechnen. Spätestens, sobald der Zusatz „…und zwar auf Hawaii“ ausgesprochen wurde. Ich muss es wissen, denn ich habe es erlebt.
So fand der Sommer 2011 für mich schon von Januar bis April statt. Drei Monate Sonne, Strand und Meer anstelle von Schneegestöber, eingefrorenen Autoscheiben und Winterklamotten. Drei Monate Hawaii. Aber nicht irgendwo, sondern im Kalani Oceanside Retreat Center, einer Yoga Community auf Big Island, der größten aller hawaiianischen Inseln. Big Island ist übrigens der gängige Spitzname der Hauptinsel Hawaii.
„Da laufen alle nackt herum!“ oder „Wer nicht homosexuell ist, der gehört gar nicht dazu.“ Im Nachhinein bin ich froh, die Referenzen und Bewertungen anderer Bewohner auf Zeit erst in der letzten Sekunde entdeckt zu haben. Hätte ich sie schon früher gesehen, wäre ich vielleicht gar nicht erst nach Hawaii geflogen. Und wäre ich nicht geflogen, hätte ich dort nicht drei Monate verbracht, die mein Leben nachhaltig bereichert haben. Und keine Sorge, es ist nicht so wie die zitierten Referenzen vermuten lassen – zumindest nicht ganz. Aber zurück zum Anfang meiner Reise.
Schuld an allem war, wie so oft, die Liebe: „Du bist noch schöner als auf dem Foto im Internet“, mit diesen Worten begann mein vielversprechender Flirt mit einem US-Amerikaner, der an einem Augusttag 2008 mit seinem sonnigen Gemüt und braun gebrannt vor meiner Wohnungstür stand. Via Couchsurfing war er wie viele andere zuvor und danach auf meinem Sofa gelandet, aber anders als andere hatte er mein Herz im Sturm erobert. Keine drei Tage verbrachten wir zusammen, dann meinte er, seine Reise durch Europa fortsetzen zu müssen, um zwei Tage später wieder vor meiner Tür zu stehen. Kurz darauf kam aber tatsächlich der Abschied – natürlich tränenreich und mit dem Versprechen, uns etwas für eine gemeinsame Zukunft zu überlegen. Ob er das wirklich so gesagt hat, das weiß ich nicht mehr. Aber mich ließ der Gedanke nicht mehr los und ich begann zu überlegen: „Wo kann ich leben und arbeiten, während ich es mit ihm versuche?“ Und, Ihr werdet es Euch bereits denken können: Er lebte auf Big Island, Hawaii!
Eine Community als Basislager
Auf meiner Suche im Internet entdeckte ich Kalani, eine Community auf Hawaii, die Yoga- und andere Seminare für die umliegenden Orte anbietet und die Räumlichkeiten für Workshops zur Verfügung stellt. Und jetzt kam der interessante Teil für mich: In dieser Community kann man auf Zeit leben und arbeiten. Ob als Zimmermädchen für die Unterkünfte, als Gärtnerin, in der Administration des Seminarbetriebs oder in der Küche ‒ die Gäste der Yoga-Workshops, Tanzkurse oder Selbstfindungsseminare möchten schließlich gut versorgt sein. Darum kümmern sich dort die Bewohner der Community, zahlen je nach Aufenthaltsdauer eine mehr oder weniger geringe Geldsumme und können im Gegenzug auf dem Gelände wohnen, die drei täglichen Mahlzeiten genießen und selbst an so vielen Yoga-Einheiten, Meditationsseminaren, Kursen in Huna ‒ dem hawaiianischen Schamanismus ‒, oder Hula teilnehmen, wie sie möchten.
Letzteres war auch der Grund, weshalb mir Kalani auch noch lange nach meiner Internetrecherche im Gedächtnis blieb. Auch noch später, als die Liebschaft zwischen dem Amerikaner ‒ der übrigens nach Arizona zog und nie nach Hawaii zurückkehrte ‒ und mir schon längst Geschichte war. Das Bild von einer Gruppe bunt zusammengewürfelter Menschen, von einem üppig grünen Garten, sich in Yoga-Übungen verrenkenden Körpern – all diese Fotos, die ich ja nur aus dem Internet kannte, ließen mich nicht mehr los. Und so war es keine Überraschung, dass Kalani an erster Stelle stand, als ich im Sommer 2010 nach ersten Stationen für meine Weltreise Ausschau hielt.
Ja, es sollte eine Reise um die Welt werden, die ich da ab Januar 2011 geplant hatte. Den Traumjob in Österreich hatte ich zwar erfolgreich herbeigewünscht, stellte aber schließlich fest, dass er doch nicht so großartig war. Mein Beruf als Pressemitarbeiterin in einer NGO war zwar nett, aber nicht so erfüllend, dass ich ihn nicht für eine Reise aufgegeben hätte. Einen Partner hatte ich nicht, meine Eigentumswohnung konnte ich schnell vermieten. Nichts hielt mich – also ideale Voraussetzungen, um mich nach einer mehrmonatigen Reise durch Australien 2005 wieder einmal auf den Weg zu machen und mir diesmal meinen Traum einer Weltumrundung zu erfüllen. Hawaii sollte der Ausgangspunkt sein, ein guter Übergang zwischen meinem strukturierten Karriere-Business-Leben und dem süßen Nichtstun des Reisens: Freiwillig in einer Gemeinschaft arbeiten und von einer Basis aus ein Paradies wie Hawaii erkunden, was hätte besser passen können?
Reisevorbereitungen
Nach genau diesem Plan liefen auch meine Vorbereitungen ab: Einmal entschieden, ging es an die Bewerbung für die Community – und das war ein ganz schön langer Prozess, der bereits ein halbes Jahr vor der tatsächlichen Reise nach Hawaii begann.
Das liegt nicht daran, dass Kalani es einem so schwer machen würde, aber es gibt nun mal einige Anforderungen, die man erfüllen muss. Ein erstes Skype-Gespräch mit der damaligen Volunteer-Verantwortlichen ‒ ja, die braucht es bei rund 100 Freiwilligen vor Ort ‒ und das Ausfüllen der Bewerbungsunterlagen samt Passfoto waren noch die kleinsten Hindernisse.
Einen Flug zu buchen, war ebenfalls eine der leichteren Übungen. Er kostete mich rund 1.200 Euro und vor allem viele Stunden des Fliegens. Ich reiste via Honolulu, denn Direktflüge auf die einzelnen Inseln gab es damals vom US-Festland aus nicht. Ich buchte, da es günstiger war, gleich Hin- und Rückflug, auch wenn ich nicht die Absicht hatte, nach meinem Aufenthalt auf Hawaii direkt nach Österreich zurückzukehren. Der Plan war schließlich, weiter um die Welt zu ziehen.
Visum und Papierkram
Obwohl ich nur drei Monate auf Hawaii bleiben wollte, bildete ich mir ein B1 Visum ein, das mich für die nächsten 10 Jahre zu einem 6-monatigen Aufenthalt in den USA berechtigte. Fragt bitte nicht, warum. Vielleicht, weil ich mich nicht auf die exakt 90 Tage des allgemeinen Visums verlassen wollte? Vielleicht auch, um sicher zu gehen, dass ich dort freiwillig arbeiten durfte? Schließlich war ich ja nicht nur des Urlaubs wegen in den USA. Ich kann es mir bis heute nicht erklären, weshalb ich das aufwendigere Visum beantragte, denn so gern mag ich Behördengänge auch wieder nicht. Trotzdem nahm ich sie auf mich: Nach einer telefonischen Terminvereinbarung ging es auf das Konsulat – und nachdem ich den Beamten dort erfolgreich meine Kontoauszüge unter die Nase gehalten, primär aber bewiesen hatte, dass ich nicht in den USA bleiben wollte, hatte ich das Visum in der Tasche.
Was – außer meiner Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit – dafür notwendig war:
- Ein Antragsformular DS-160 (Österreichische Botschaft), schon vorab online ausgefüllt und die einseitige Bestätigungsseite mit dem Barcode.
- Ein gültiger Reisepass.
- Ein aktuelles Foto – ich nenne es „Meuchelfoto“. Die Fotobestimmungen sind nämlich alles andere als schönheitsförderlich: Kein Schmuck, kein Make-up, die Haare aus dem Gesicht gekämmt – mich erschreckt es jetzt noch, wenn ich mir mein Bild vom Visum anschaue.
- Der Beweis, die Visumbearbeitungsgebühr von 128 Euro bezahlt zu haben.
- Ein adressiertes und frankiertes Rückkuvert, damit mir mein Pass samt Visum zurückgeschickt werden konnte.
- Besonders wichtig: Eine offizielle Einladung von Kalani selbst, die bestätigte, wann und für wie lange ich dort sein würde.
Formulare über Formulare, Dokumente über Dokumente – und es ging noch weiter. Denn die amerikanischen Behörden waren nicht die einzigen, auch Kalani forderte seinen Papierkram-Tribut:
- Leumundszeugnis
- Bestätigung einer Krankenversicherung
- Flugdaten samt der Versicherung eines Rückflugs
- Einen 250 Dollar-Einsatz, der vorab zu entrichten war
Und nachdem ich im Dezember von meiner Wunschstelle in der Gartenarbeit von Kalani in die Küche versetzt wurde, musste ich auch noch einen negativen Tuberkulose-Test vorweisen. Ha, nichts einfacher als das: Man gehe zum Gesundheitsministerium und mache einen Haut-Test, zahle weitere 12 Euro, bekomme ein negatives Resultat (heißt: gut) und ein deutsches Attest. Dass das nicht ins Englische übersetzt werden musste, zeigt wohl, wie „notwendig“ und „ernst“ man die Sache auf Hawaii erachtete.
Das Abbrechen der heimatlichen Zelte
Das Vermieten meiner Wohnung, das Kündigen meines ohnehin befristeten Jobs in einer Nonprofit-Organisation, das Ausräumen, Ausmisten, Sachen-Loswerden ‒ ich war in den Monaten vorher vor allem auf Flohmärkten und Tauschbörsen unterwegs. Eine wirkliche Herausforderung aber kam ungeplant, wie so oft: Ich hatte mich vor dem Start meiner Weltreise erneut verliebt.
Kurz nachdem ich meinen Flug gebucht und sämtliche „Verträge“ unterzeichnet hatte, war ich offenbar innerlich frei genug, mein Herz zu öffnen. Von geplant kann man in dieser Situation nicht sprechen, wenn man seinem Liebsten schon in der ersten Nacht das Geständnis machen muss: „Übrigens, ich bin dann mal mindestens drei Monate weg.“ Dass er dennoch bei mir geblieben ist, rechne ich ihm hoch an. Und so gab ich nicht nur schon früher als gedacht meine Wohnung auf und zog vorsorglich mit meinem für Hawaii gepackten Rucksack und ein paar anderen Habseligkeiten zu ihm. Wir planten außerdem die Weiterreise von Hawaii aus gemeinsam fortzusetzen. Neue Umstände verlangen nach neuen Ideen, und unsere war: Nach den drei Monaten auf Big Island sollte es für uns beide zusammen weiter nach Südamerika gehen.
Aber zuvor hieß es am 13. Januar 2011: Aloha, Hawaii!
Exkurs: Intentional Communities ‒ Gemeinsam sind wir stark
„Egalitäre Kommunen“, nein, charmant ist der deutsche Ausdruck für Intentional Communities (vom lateinischen communitas; cum = miteinander und munus = Geschenk) wie Kalani tatsächlich nicht. Dabei bedeutet es nichts anderes als ein freiwilliges Zusammenleben von Menschen, die sich an bestimmten Wertvorstellungen orientieren und gemeinsame Entscheidungen treffen. Ein gleichberechtigter Zugang zu Informationen und Ressourcen ist genauso wichtig wie ein meist starkes Interesse an Umweltschutz sowie nachhaltiger Entwicklung. Von Eco-Dörfern bis Ashrams, vom israelischen Kibbuz bis zur Hippie-Kommune aus den 70ern, von kleinen Lebensgemeinschaften bis hin zu großen Zentren wie dem Kalani Oceanside Retreat Center. Manche legen mehr Wert darauf, ökologische Fußspuren zu hinterlassen, anderen geht es eher um das spirituelle Wachstum. Es gibt nichts, was es nicht gibt.
Wie umfassend das Spektrum ist, zeigt die Website des Fellowship for Intentional Communities: Diese Organisation hat sich die Stärkung der einzelnen Gemeinschaften zur Aufgabe gemacht und hilft beim Netzwerken miteinander.
Hier ein paar Beispiele der ältesten in den USA gegründeten Communities:
Omega Institute for holistic Studies
Deepak Chopra, Oprah Winfrey, Eckhard Tolle ‒ das Omega Institute hat(te) sie alle: 1977 gegründet ist das Omega Institute mittlerweile das größte und renommierteste Zentrum für Wellness und persönliches Wachstum. 23.000 Menschen sind zu Workshops, Konferenzen und Retreats nach Rhinebeck/New York gekommen – und mindestens ebenso viele haben sich online Zugang zum dort vorhandenen Wissen verschafft. Die Nonprofit-Organisation legt vor allem Wert auf Spiritualität, natürliche Heilmethoden, Kreativität und einen dazu passenden Lebensstil.
Persönliche Transformation als Basis für die Veränderung in der Welt ist die Richtlinie des Omega Instituts. Genau das wird in der Community gelebt: 30 bis 40 Stunden pro Woche arbeitet man im Omega Institut in Maintenance (Instandhaltung), Housekeeping (Zimmerservice), Food Service (Essensservice), Luggage Handling (Gepäckbeförderung), Administration (Verwaltung) oder als Lifeguards (Rettungsschwimmer) und sorgt dafür, dass das Institut und das Business perfekt laufen. Dafür bekommt man zwar meist kein Geld, erhält aber Zugang zu sämtlichen Angeboten des Omega Instituts, wie z. B. zahlreiche Workshops, Klassen in Yoga, Tai Chi, Meditation sowie ein Wellness-Bereich, Discounts für den Buchladen und drei vegetarische beziehungsweise vegane Mahlzeiten pro Tag.
Ionia
Ionia in Alaska ist hingegen ein „Familienbusiness“, eine generationenübergreifende, kinderfreundliche Gemeinschaft, der besonders die Umwelt am Herzen liegt. Die Community hat sich zum Ziel gesetzt, den Zugang zu mentaler Gesundheit, Wellbeing (Wohlgefühl), Familie und Umweltbewusstsein zu verändern. Auf lange Sicht möchte sich Ionia, die es seit über 20 Jahren gibt, als Bio-Farm etablieren: Gemeinsames Lernen über das Land, das Korn, die eigenen Kräfte – das ist die Intention hinter dieser Community.
Mount Madonna
Den Lehren und dem Beispiel von Baba Hari Dass, einem schweigenden Yogi und Meister im Ashtanga Yoga, hat sich vor über 30 Jahren The Mount Madonna Center (MMC) verschrieben. Ihr Ziel ist es, eine Umwelt zu schaffen, die die Community-Bewohner und Gäste auf ihrem persönlichen und spirituellen Weg unterstützt. Gemeinsam arbeiten, essen, lernen und meditieren sind die Leitgedanken, dazu kommt die gemeinsame Leitung eines Retreat- und Konferenzzentrums sowie einer Kinderschule. Auch hier wird die meiste Arbeit durch Volunteers (Freiwillige) gemacht, die durch ihren selbstlosen Einsatz (auch Karma Yoga) spirituell und persönlich wachsen. Dabeisein kann jeder, der eine Tuition Fee (Studiengebühr) bezahlt und sich verpflichtet, nicht nur 24 Stunden wöchentlich zu arbeiten, sondern sich vor allem auch zwei Stunden in der Yoga-Philosophie, Pranayama und Meditation unterrichten zu lassen sowie vier Stunden für wöchentliche Meetings zur Verfügung zu stehen.
Fazit
Trotz all der Unterschiede zwischen den Intentional Communities, gibt es sehr wohl Gemeinsamkeiten. „In einer Community zu leben, erlaubt einem als Persönlichkeit zu wachsen“, trifft Autorin und Beraterin Diana Leafe Christian für mich den Nagel auf den Kopf. „Man lernt, wer man wirklich ist, aus der Perspektive von anderen, die gern Feedback und Anerkennung geben. Es ist der längste, intensivste Selbsterfahrungs-Workshop, den man besuchen kann.“ Und Kalani ist da keine Ausnahme.
Kalani: Zwischen Himmel und Erde
„Kalani Honua heißt Harmonie von Himmel und Erde, und das ist das, was wir möchten. Wir begrüßen alle mit dem Spirit von Aloha und sind von der Hawaiianischen Tradition der Ohana (hawaiianisch für „erweiterte Familie“) geprägt, voller Respekt für die Unterschiedlichkeit und trotzdem miteinander teilend.“ So heißt es ganz offiziell auf der Website von Kalani.
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Willkommen in Kalani
In den 70er Jahren, genauer gesagt 1975, kaufte das Tänzerpärchen Richard Koob und Earnest Morgan, der 1992 an AIDS verstorben ist, ein rund 485.000 Quadratmeter großes Grundstück und gründete das Kalani Oceanside Retreat Center. Ursprünglich als Rückzugsort für Homosexuelle ins Leben gerufen, wuchs es mit der Zeit zu dem, was es jetzt ist: Ein Yoga- und Retreat-Center, das vor allem durch die Freiwilligen geprägt ist, die dort leben und arbeiten. Bis zu 100 Personen jeglichen Geschlechts, jeder sexuellen Orientierung, jeden Alters und jedes Familienstands finden dort ein Zuhause und es gibt wohl wenige, die nur einmal nach Kalani kommen. Damit ist das hawaiianische Paradies eine der ältesten Intentional Communities weltweit.
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Der üppige Garten von Kalani – ein kleiner Vorgeschmack auf den Dschungel
Drei Mahlzeiten am Tag, Betten für ca. 200 Gäste, ein riesiger Gartenbereich, Pool-Area, zusätzliche Eco-Häuser, Workshops und vieles mehr – daraus ergibt sich eine Vielzahl an Tätigkeiten für die Volunteers in Kalani. Wer einmal kommt, um für ein bis drei Monate zu bleiben, der kann jeweils 30 Stunden pro Woche entweder in der Küche, in Agriculture (Garten), in Maintenance oder im Housekeeping arbeiten. Für diese Arbeit und eine Tuition-Gebühr erhält man nicht nur Kost und Logis, sondern wie gesagt auch die Möglichkeit, an allen Aktivitäten teilzunehmen. Das Angebot steht der umliegenden Gemeinde übrigens ebenfalls gratis oder auf Spendenbasis zur Verfügung. Es gibt jeden Tag etwas zu tun, langweilig wird es in Kalani sicher nicht!
Manche Volunteers, die meisten kommen aus den USA, Kanada, aber auch aus Europa ‒ mit mir waren noch eine Schweizerin, drei Italiener und etliche Briten gleichzeitig in Kalani ‒, bleiben tatsächlich die geplanten ein bis drei Monate. Andere wiederum kommen immer wieder, um im warmen Klima von Hawaii zu „überwintern“. Andere verlassen das Nonprofit-Unternehmen Kalani gar nicht mehr: Neben dem Gründer Richard, der seit Anbeginn dort wohnt und gerade als Geschäftsführer in Pension gegangen ist, gibt es noch einige andere, die schon seit fünf bis 20 Jahren in Kalani leben. Die Absichten dahinter sind so unterschiedlich wie die Bewohner der Community selbst – da ist der 21-Jährige, der erstmals seine Freiheit genießen möchte, neben dem 65-jährigen schwulen Pärchen genauso zu finden, wie die 55-jährige Dame aus gutem Hause neben dem karriereorientierten Mittvierziger, der gerade eine Midlife-Crisis zu überwinden hat. Gemeinsam haben die Mitglieder dieser Ohana (Familie) nichts. Noch nicht einmal den Wunsch nach dem Kennenlernen der hawaiianischen Kultur oder Weiterentwicklung, egal ob spirituell, in Sachen Yoga oder irgendwie sonst. Manche waren nie in einem der Kurse und lagen Tag für Tag am Pool, der ‒ optionale ‒ Nacktbadezone war.
Miteinander leben, arbeiten und aneinander wachsen – genau das können Menschen in solchen selbst gewählten „erweiterten Familien“ ‒ genau wie in einer echten Familie eben.
Mahalo, Aloha ... Kalani!
Aloha – nein, ich wurde bei meiner Ankunft nicht mit einem Blumenkranz von einer schönen Hawaiianerin im Bastrock empfangen und mit heißen Küssen bedacht. Das hätte bei mir auch wenig Erfolg gezeigt und mich vor allem nicht allzu sehr beeindruckt. Hätte es sich um einen heißen Hawaiianer gehandelt, vielleicht ... aber das ist eine andere Geschichte.
Dennoch war Aloha – kaum angekommen ‒ überall um mich herum: Ob für „Hallo“, „auf Wiedersehen“ oder als „Danke“ – das Wort wird in Kalani, auf Big Island, oder besser gesagt, auf ganz Hawaii für alles Erdenkliche verwendet. Genauso wie Mahalo, das zweite Wort, das mir aus dem Hawaiianischen in Erinnerung geblieben ist. Es steht für „Danke“ und kann zwar weniger vielseitig verwendet werden als Aloha, ist aber genauso wichtig.
Kalani liegt auf Big Island, der größten und mit einer Million Jahren auch jüngsten hawaiianischen Insel. Und dieses Stück Land, das in seiner Fläche nicht größer als der kleine US-Bundesstaat Connecticut ist, prägt das dortige alternative und freie Lebensgefühl. Genauso wie die hawaiianische Sprache, die Kultur und die Geschichte, mit der die Yoga-Community untrennbar verbunden ist.
Hawaiianische Göttinnen
Die hawaiianische Kultur, die bringt alles zum Brodeln. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn Pele, die Göttin des Lavas und Feuers ist überall auf Big Island präsent: Ob als weißer Hund, als Hitchhiker, als junge Schöne, um alle Männer zu verführen, oder als hässliche Alte, als Feuer – man kommt in den Geschichten und Legenden der Insel genauso wenig um ihre vielen Erscheinungen herum, wie in den Souvenirshops für Touristen. Das wundert niemanden, schließlich gibt es auf der Insel, die so groß ist wie all die anderen hawaiianischen Inseln zusammen, gleich fünf Vulkane.
Einer davon ist Mauna Loa, einer der massivsten Berge der Welt, ein anderer Kilauea, der aktivste Vulkan der Erde. Pele ist vielleicht die mächtigste, aber sicher nicht die einzige Göttin auf der Insel. Eine ihrer größten Rivalinnen ist ihre Schwester Poliahu, die Göttin des Schnees – und ja, auch letzteren kann man auf Big Island finden, auf dem Vulkan Mauna Kea. Mit von der Partie im Schwesternreigen ist die „Partyschwester“ Hiiaka, die vor allem auf der touristischen Surfer-Seite Kona das Leben zelebriert. Als wäre das nicht schon genug „Frauenpower“, streitet Pele regelmäßig mit der Meeresgöttin Na-maka-o-kahai um die Macht.
Traditionen und Geschichten wie die der hawaiianischen Göttinnen zu pflegen, zu verbreiten und zu stärken, ist eine der Hauptaufgaben, die sich Kalani gestellt hat: Das hat vielleicht damit zu tun, dass das Land, auf dem jetzt die Community lebt, schon früher ein traditioneller ahupuaa war, ein Landabschnitt, der von einer ohana (Familie im weitesten Sinne gedacht) bewohnt wurde. Bis 1900 stand eine Schule der hawaiianischen Kultur, eine halau, auf der Meeresseite dem heutigen Kalani gegenüber. Diese Stätte mit ihren Pfaden, Lavawänden und flachen Steinböden ist eine der zwei alten Kulturstätten, die der Community bis heute erhalten blieben. Die zweite ist der Tempel heiau, samt einigen Gräbern.
Nicht, dass die beiden Kulturstätten im Alltag Kalanis besonders auffallen würden. Tatsächlich habe ich bis zum Schluss beide nicht eindeutig ausmachen können, wie ich zu meiner Schande gestehen muss.
Kultur pur: Hula und Huna
Sichtbarer und präsenter ist etwas anderes, das Kalanis Bemühungen um die hawaiianische Kultur zeigt: Neben den mehr als 50 verschiedenen Kursen und Aktivitäten in 13 verschiedenen Yoga-Stilen, Wellness, Kunst, Tanz und Meditation werden auch die Traditionen der Insel weitergegeben. Die Kunst der Lomi Lomi-Massage zum Beispiel. Auch Hula, bei dem man mit Gesten und seltsamen Verrenkungen von aufblühenden Blumen oder ebensolchen Mädchen erzählt, steht im wöchentlichen Stundenplan. Gerade dieser Tanz ist ein besonderes Steckenpferd des Gründers und ehemaligen Tänzers Richard, der bei meiner einmaligen Teilnahme an diesem Kurs als Lehrer vor uns stand. Er war dabei so ambitioniert, dass ich gleich bei der ersten Bewegung zu „schwingenden Knospen“ nicht mehr mitkam und aufgab. Rund um Hula dreht sich auch die gleichnamige Hula Heritage-Woche, die jedes Jahr Anfang April stattfindet.
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Hula in Kalani
Da ich schon in der Hula-Stunde keine besonders gute Figur gemacht hatte, versuchte ich die traditionelle Webart der hawaiianischen Frauen gar nicht erst. Nicht, dass ich nicht wollte, doch ich schaffte es in drei Monaten zeitlich einfach nicht. Stattdessen gab es andere feste Termine in meinem Wochenplan. Einer davon war die Huna Healing-Stunde, die mir an schwermütigen Tagen – und davon gab es einige – zur großen Stütze wurde.
„Begrüßen wir uns einmal so, wie sich die Hawaiianer früher gegrüßt haben: Wir stehen einander gegenüber, so dass unsere Nase und Stirn die vom anderen berühren. Dann atme mit dem Partner ein und aus. Fühlst du ihn?“ Mit Übungen wie dieser brachte uns Stuart ‒ als gelernter Koch früher in der Kalani-Kitchen tätig, mittlerweile im nahen Pahoa angesiedelt und als Huna-Lehrer in Kalani ‒ den alten polynesischen Schamanismus näher. Vor allem aber verströmte er damit ganz viel Aloha: Nicht unbedingt nur Liebe, sondern in seiner ursprünglichen, in seiner tieferen Bedeutung des „freudigen (oha) Teilens (alo) der Lebensenergie (ha) in der Gegenwart (alo)“. Das Teilen der Energie soll Einheit mit der göttlichen Kraft, dem hawaiianischen Mana schaffen und wahre Gesundheit, Glück, Wohlergehen und Erfolg bringen. Mir war das egal, Hauptsache, mir ging es nach den Huna-Stunden besser als zuvor – und ja, das bewirkten die 50 Minuten immer.
Abgesehen davon war Huna einer der Gründe, warum ich überhaupt nach Kalani gekommen war, denn kennengelernt hatte ich diese alte Lehre, die wörtlich übersetzt „Geheimnis“ bedeutet, schon viel früher in Österreich. Meister der 5.000 Jahre alten Lehre wie Serge Kahili King oder Susan Gregg, sie alle leben auf Big Island und lehren dort unter anderem diese sieben Grundprinzipien von Huna:
1. IKE: „Die Welt ist, wofür du sie hältst.“
2. KALA: „Es gibt keine Grenzen.“
3. MAKIA: „Energie folgt der Aufmerksamkeit“
4. MANAWA: „Jetzt ist der Augenblick der Macht. Es gibt nur das Jetzt.“
5. ALOHA: „Lieben bedeutet, glücklich sein mit …“
6. MANA: „Alle Macht kommt von innen. Äußerer Einfluss ist Einbildung.“
7. PONO: „Wirksamkeit ist das Maß der Wahrheit.“
Lebensregeln, die auch Aunties und Uncles – so nennen die Hawaiianer ihre weisen Alten – kennen, und die Stuart in Kalani verströmte.
Feuerlöscher, Mäulerstopfer, Einheizer: Kalani in der Gemeinde
Abgesehen davon, dass mich Kalani – oder besser gesagt Stuart für Kalani – mit Huna und allem anderen glücklich machte, kümmerte sich die Community auch um das umliegende Land. aina nennen es die Hawaiianer, was so viel bedeutet wie „das, das uns nährt“.
Kalani ist als Zentrum für die Gemeinde kaum mehr wegzudenken: Hier finden Meetings des Katastropheneinsatz-Teams statt, hier werden Solaranlagen gebaut und Landwirtschaft betrieben. Aber nicht nur aufgrund von Business, sondern auch, wenn es ums Feiern geht, ist die Community wichtig für die Gemeinde. Kalani organisiert Festivals wie das „Kalani Performing Arts Festival“, das „Anuenue Freedom Festival“ und das „Puna Chefs’ and Farmers’ Culinary Festival“. Verpasst habe ich leider alle, gehört hatte ich schon damals viel über sie. Zum Beispiel über letzteres, bei dem aus Kalani Gaststudenten zu lokalen Bio-Farmen und Bauernmärkten gebracht werden, um zusammen mit Küchenchefs sowie Wissenschaftlern den Anbau von Obst und Gemüse zu studieren. Schließlich ist ein großes Ziel von Kalani, sich selbst einmal nur vom Eigenanbau zu ernähren – etwas, das derzeit noch in weiter Ferne liegt.
Als Beispiel für nachhaltige Landwirtschaft und Ökotourismus gilt Kalani trotzdem bereits jetzt. Dies zeigt sich durch die Lebensart der Community: Gratis werden wöchentlich für Besucher Touren über das Gelände organisiert, in denen Barcus Adams, der zuständige Bereichsleiter, Kalanis Essensherstellung, Energie-System und auch die Ökohäuser präsentiert. Ein ganzes Dorf daraus sollte übrigens damals für Volunteers, aber auch für Gäste, die die energieeffizienten Bambus- oder Holzgebäude bewohnen möchten, entstehen.
Die Vulkangöttin Pele würde sich über so ein Engagement sicher freuen, steht sie doch mit ihrer brodelnden Kraft immer für kreativen und vor allem schnellen Wandel.
Die ersten Wochen auf Hawaii
Die Ankunft
Es war früh am Morgen, als ich nach einer Nacht auf dem Flughafen in Honolulu in Hilo, der Hauptstadt Big Islands, ankam. Der Kontrast hätte nicht größer sein können. Nicht, dass der Flughafen in Honolulu so international und riesig gewesen wäre, aber der Vergleich mit dem Airport in Hilo machte ihn zu einem weltstädtischen Hot Spot. Holzwege zwischen den „Terminals“, ein paar Landebahnen, überdachte Wartesäle, die an Militärbarracken erinnerten: Nein, als prunkvoll konnte man den Flughafen in Hilo nun wirklich nicht bezeichnen. Alles war etwas schmuddelig, heruntergekommen und leicht lädiert.
Ich sollte von meiner Team- und Küchenleiterin Josie mit dem Auto von Hilo abgeholt werden. Sie zu erkennen, war nicht besonders schwierig. Hatte ich mir vorher ausgemalt, welch verrückte Gestalt – Ihr erinnert Euch an die Referenzen, die ich kurz vor der Abreise über die Hippie-/Nudisten-Community gelesen hatte ‒ mich begrüßen würde, war ich dann richtig erleichtert, dass vor mir eine etwas untersetzte, kleine Frau mit burschikosem Kurzhaarschnitt stand. Dass sie Gummistiefel trug, fiel mir zwar auf – aber damals wusste ich ja noch nicht, dass diese Beinbekleidung im Dschungel das einzig Richtige und somit die praktische Uniform der meisten Kalani-Bewohner war. Mindestens einmal am Tag gab es nämlich dort teils heftige Regenfälle. Ich hatte natürlich keine dabei. Sie standen zwar als Empfehlung auf der Liste, was man denn für einen Aufenthalt auf Hawaii einpacken sollte, aber das hatte ich geflissentlich übersehen.
„Mein Gott, bin ich froh, dass du ganz normal aussiehst!“, kam es mir über die Lippen. Manchmal könnte ich mich verfluchen, dass ich mein Herz so auf der Zunge trage. Josie schien es in diesem Fall nichts ausgemacht zu haben, sie plauderte ein bisschen über Kalani, wo sie schon einige Jahre wohnte und arbeitete, den Flug ‒ allgemeiner Smalltalk eben ‒, während wir zum Auto gingen.
Die Fahrt nach Kalani
„Was, mit dem kann man noch fahren?“ Diesen Gedanken behielt ich tunlichst für mich, manchmal klappt’s mit der Selbstbeherrschung glücklicherweise doch! Seitdem ich in Arizona einmal mit einem Bekannten mitgefahren war, dessen fahrbarer Untersatz innen komplett zerfleddert und mit Müll, Essensresten und sonstigem Undefinierbarem vollgestopft und außen mit mehr als fünf verschiedenen Farben (Rost nicht mitgezählt) gestrichen war, wunderte mich gar nichts mehr.
In Puna, dem Bezirk auf der Ostseite von Big Island, in dem sich auch Kalani befindet, sind die Straßen voll von heruntergekommenen Autos: „Puna Cars“ werden sie liebevoll genannt, die Schrottkisten, die in Österreich nicht einmal mehr eines mitleidigen Blickes gewürdigt werden würden. Hier auf Big Island sieht man sie überall – und auch Josie, die übrigens ebenfalls aus Arizona stammte, fuhr mit ihrem Auto, das schon einmal deutlich bessere Zeiten gesehen hatte, gerne herum. „Ja, ich brauche es, um manchmal aus Kalani rauszukommen“, erzählte sie mir, während sich aus dem Dunkel des Morgens der Tag langsam zu zeigen begann. Das Tageslicht gab nach einiger Zeit auf der Schnellstraße den Blick frei auf unendliche schwarze Lavafelder, aus denen Hawaii größtenteils besteht, auf üppige, leuchtend grüne Wälder und auf eine breite, leere Straße, die sich in einem steten Auf und Ab vor uns wand.
Und dann war da natürlich das Meer, das auf der einen Seite hinter der Lavamasse brodelte, zischte und brandete. Fast intensiver noch als das, was ich sah, waren die Geräusche und die Gerüche, die wie von Zauberhand durch die Wände des Autos hindurchdrangen. Die Geräusche der Wellen, die bedrohlich wild und unzähmbar gegen die Felsklippen schlugen, der Duft von Kokosnüssen, von exotischen Blumen, von einem seltsam verbrannten Stück Erde, von Unbekanntem. Und je mehr ich sah, je länger die Fahrt dauerte, desto mehr begann ich zu begreifen: Ich bin tatsächlich hier! Big Island, Hawaii. Das andere Ende der Welt. 13 Stunden vom kalten Österreich entfernt, aber auch von allem, was ich kannte und von allen, die mir lieb waren. Nein, das war für eine Vielreisende wie mich, die mit dem Begriff Heimat wenig anfangen kann, nichts Neues – doch die Gedanken kamen trotzdem.
„Was hast du gerade gesagt?“, Josie schaute mich erwartungsvoll an. Ich hätte mich wohl doch besser auf das Gespräch und die Landschaft konzentrieren sollen, statt in meinen Gedanken zu versinken. „Gleich sind wir da“, wiederholte sie mit ihrer tiefen, ruhigen Stimme und ihr wartender Blick intensivierte sich. Bevor ich noch weiter überlegen konnte, was ich denn jetzt antworten sollte, tauchte es vor mir auf: „Self Love“, ein Schild, einladend und bunt hing es vor mir auf dem Baum, an dem wir gerade vorbeifuhren. „Ja, genau, darum geht es, deshalb bin ich hier!“ – wollte ich schreien, doch die Worte blieben Gedanken und hallten in mir nach.
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Genau das, was ich suchte. Ein gutes Omen auf dem Weg nach Kalani.
Der erste Eindruck
Kalani. Da stand es, auf dem Holzhaus, das – wie ich später erfuhr – die Räumlichkeiten für die Yoga-Klassen und andere Kurse beherbergte. Eine Fahne in Regenbogenfarben flatterte im Wind. Wir waren da und bogen nach links von der asphaltierten Straße aus auf einen Weg ab. Schranken öffneten sich, „Hallo“, rief der/die Schrankenöffner/-in aus dem Gebäude, das am Anfang des Weges stand. Wir fuhren weiter bergauf, Steine begrenzten den Schotterweg, das Grün an den Seiten stand Spalier. Josie nahm die erste Abbiegung nach rechts und parkte das Auto.
„Das ist deine Cabana“, meinte sie und zeigte auf ein Holzhäuschen am Anfang einer ganzen Siedlung identischer Bauten, seltsamer Dreieckshäuschen und einiger anderer Gebäude. „Willst du deine Taschen gleich hineinstellen?“ Ohne meine Antwort abzuwarten, schnappte sie sich meinen Rucksack und stapfte los. Anders konnte man es nicht bezeichnen, denn das Gras und der Erdboden waren feucht von einem der vorherigen Regenfälle und machten elegantes Spazieren unmöglich. Die Gummistiefel taten ihr Übriges. Ich zögerte, war verwirrt und merkte langsam, wie sehr mir der wenige Schlaf und der Jetlag offenbar doch noch in den Knochen steckten. Was kam, ließ ich mit mir geschehen, ich hatte Hunger. So bekam ich kaum mit, dass die Türe von der Cabana von einem Mädel in meinem Alter geöffnet wurde. Auch sie in kurzen Hosen und Gummistiefeln. „Hi, ich bin Jenn“, stellte sich meine Mitbewohnerin vor, hieß mich willkommen, trottete aber gleich wieder los. Ihre Schicht im Garten begann.
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Home, sweet Home ‒ Meine Cabana
Drinnen in der Cabana, in der gerade einmal Platz für die zwei Betten und meine Taschen war, erwartete mich mein Zuhause für die nächsten drei Monate. Na gerade überwältigend sah es nicht aus. Man roch die Feuchtigkeit, die bei jedem Regen ein bisschen mehr wurde. An den Gittern der Fenster, die statt Glas vor dem Freien schützten, klebten Spinnweben und ein paar Überreste wovon auch immer. Nägel steckten in den Wänden, von denen ich bezweifle, dass sie einen Sturm überlebt hätten, und das Wellblechdach sollte mich in den darauffolgenden Nächten auch manchmal zur Verzweiflung bringen ‒ oder besser gesagt um meinen Schlaf. Aber immerhin war es sonst ganz sauber, und Jenns Hab-und-Gut stand fein geordnet in einer Ecke. Das hieß wohl, die zweite gehörte mir, schlussfolgerte ich so schnell es mein Zustand erlaubte und warf einiges in eben diese. Die restlichen Dinge wie Laptop und Handy legte ich auf mein Bett.
Es ging nämlich auch schon weiter: Josie wollte mir die Küche zeigen, wo sich gleichzeitig der Essensbereich befand. „Und meine Sachen?“, fragte ich, ganz offensichtlicher Neuling, als meine Chefin-auf-Zeit die Tür der Cabana nur zufallen ließ und mir bei dem Gedanken mulmig wurde, hier mein gesamtes Leben ‒ und vor allem meine Verbindung nach außen, meinen Laptop ‒ einfach so ungeschützt und unversperrt im Häuschen zu lassen. „Ach, in Kalani ist das schon in Ordnung“, beschwichtigte mich Josie – und ich war vermutlich von der Aussicht auf Frühstück angetrieben oder zu müde, zu widersprechen oder einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Allerdings ging ich nicht mit Josie mit, ohne auszuspähen, wo die nächsten Toiletten und Duschgelegenheiten waren. Die teilten sich nämlich die Bewohner der „Siedlung“. Gut, dass meine Cabana die erste auf der Wiese war – bei meiner Mini-Blase trieb es mich ohnehin jede Nacht mindestens einmal übers meist regennasse Gras.
Aber zurück zu meiner Führung über das Gelände, die Josie offenbar vorhatte. Mit dem Auto fuhren wir noch ein Stück den Weg entlang – ein Weg, den ich ab diesem Zeitpunkt täglich mehrfach hinauf- und hinunterlaufen würde. Keine Minute dauerte es, da waren wir schon vor Halle 2. Dort war nicht nur die Rezeption, sondern auch einige Wohnungen von Volunteers, zwei Gemeinschaftscomputer und vor allem das Büro für die Freiwilligen-Koordinatoren untergebracht.
„Ich zeige dir noch etwas Wichtiges“, nahm mich Josie an der Hand. Im hinteren Teil des Gebäudes war nämlich das Postfachsystem für die Volunteers. In Kalani war alles ein bisschen anders, so auch die Kommunikation. Nachdem Handys kaum Empfang hatten – mich schauderte es bei dem Gedanken – und Wifi nicht flächendeckend funktionierte, wurden Nachrichten zu Schichtänderungen, Treffpunkten, Anfragen oder auch Liebesbriefchen in die Postfächer gesteckt. Jeder Freiwillige hatte eines oder teilte sich ein solches mit einem Mitbewohner. Mein Name stand ebenfalls bereits auf einem Fach, das bei meiner Ankunft noch gähnend leer war. Auf einem Pin-Brett entdeckte ich mich dann nochmals, das heißt, mein Foto, das ich bei meiner Bewerbung losgeschickt hatte: „Doris Neubauer“, da stand mein Name, „Volunteer in the kitchen, staying with us for three months.“ Darunter wurden noch einige andere Freiwillige gelistet, die in diesem Monat in Kalani ihren Dienst antraten: George, Jenny, … an die Namen kann ich mich kaum noch erinnern. Irgendwann später, im Laufe der Zeit, verschwammen die An- und Abfahrtszeiten ohnehin, es war ein ständiges Kommen und Gehen und kaum ein Tag verging, an dem kein Volunteer abreiste und dafür ein anderer eintraf.
Dazu jedoch später. Unsere Tour war schließlich noch nicht zu Ende – hoffte ich, denn mein Magen schrie schon förmlich nach Essen! Das Wichtigste fehlte: Die Küche, mein neues Arbeitsumfeld. Vorbei an einem Swimming- sowie einem Whirlpool, kleinen Häuschen, in denen massiert und andere Wellness-Angebote für Gäste und Volunteers angeboten wurden, und weiteren Gebäuden. In diesen waren Gäste untergebracht, ich betrat sie allerdings in meiner Kalani-Zeit kaum. Schlussendlich ging es weiter in Richtung Essensareal, hawaiianisch Lanai genannt. Eine Buddha-Statue lächelte mir entgegen und ein Volleyballfeld passierten wir auf unserem Weg auch. „Da drüben ist der Campingplatz“, sagte Josie auf eine Linksabbiegung zeigend, während wir durch das vom letzten Regenguss noch feuchte Gras stapften. „Campingplatz?“, irgendwie merkte ich, wie wenig ich mich mit Kalani beschäftigt hatte. „Ja“, meint die US-Amerikanerin, „einige Gäste quartieren sich in Zelten ein, eigene oder ausgeborgte. Aber auch etliche Volunteers campen, statt in Cabanas zu leben.“
Bevor ich noch weiter nachfragen konnte, standen wir vor der Küche. Oder vielmehr vor Halle 1, wie das Gebäude hieß, in dem sich die Kochstätte befand. Im Moment sah ich allerdings bloß einen Bau, dessen überdachte Veranda mit Tischen, Stühlen und Bänken ausgestattet war, die auch im Gartenbereich davor herumstanden. Im Holzhaus selbst war im Untergeschoß die Küche untergebracht. Dort drinnen wurde auch schon fleißig gearbeitet, schließlich wollten in Kürze 200 hungrige Mäuler mit Frühstück gestopft werden. Der Duft von Kaffee stieg mir in die Nase – und da sah ich auch schon auf der Veranda eine Art Längstisch, offenbar das Buffet, auf dem eine Thermoskanne mit Kaffee stand. „Darf ich?“, doch noch bevor ich meine Bitte zu Ende ausgeführt hatte, deutete Josie schon auf die Becher, die herumstanden. „Möchtest du?“ Keine Frage, natürlich!
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Essenszeit in Kalani, Quelle: Kalani Oceanside Retreat
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Die Küche von Kalani in Halle1
Mit dem Kaffee in der Hand – Rettung, danke! ‒ nahm mich Josie mit in den 2. Stock des Gebäudes: Dort waren einige weitere Volunteer-Unterkünfte, aber auch das Büro von Küchen-Teamleiterin Josie und ihrer Crew. Ein Bereich, der wichtig für mich wurde, hingen dort doch wöchentlich im Vorhinein die Schichtpläne – und man durfte bei Josie mit kleinen Zettelbotschaften Wünsche zu freien Tagen deponieren. Im Moment war es noch recht ruhig da oben, ein, zwei verschlafene Gesichter schauten mir entgegen und ein Typ saß mit seinem Laptop auf der Couch. „Darf ich dir Tom vorstellen?“, unterbrach Josie mal wieder meine Gedanken, und zeigte auf einen hageren Mittzwanziger in Kochschürze, der gerade aus dem Küchenbüro kam. Tom war Josies Stellvertreter – gut zu wissen, schließlich musste man sich ja mit seinen Vorgesetzten gut stellen. Zeit hatte der aber gerade nicht, er würdigte mich eines flüchtigen Blickes und hetzte schon wieder die steilen Holzstiegen in die Küche hinunter – es wurde gerade Obst und Gemüse geliefert, sein Typ war also gefragt.
Ich sah mich weiter in dem Raum um und entdeckte in einem Eck einige Bücherschränke und Kisten mit jeder Menge Kleidung. „Was ist denn das?“, erkundigte ich mich verwundert bei Josie, die mir daraufhin mit Engelsgeduld die Free Box erklärte: Dort wurden Dinge deponiert, die die Volunteers nicht mehr benötigen, oder die Gäste – irrtümlich oder absichtlich – hinterließen. Jeder Freiwillige hatte Zugriff und konnte sich, wenn er etwas sah, was er brauchen konnte, bedienen. Eine wahre Fundgrube für Arbeitskleidung, Verkleidungen für Kostümfeste, die in Kalani einige Male stattfanden, oder einfach, um sich neu einzukleiden, wenn man von seinen alten Sachen die Schnauze voll hatte.
An diesem Tag hatte ich noch keine Nerven dafür, mich durch die Kisten und prall gefüllten Schränke zu wühlen – aber das sollte sich innerhalb der nächsten drei Monate ändern. Shorts, T-Shirts, die für Fettspritzer aus der Küche nicht zu schade waren, und ja, sogar meine liebsten Gummistiefel fand ich in der Free Box. Besonders lustig wurde es, wenn man Klamotten selbst in diese Wühlkiste warf und sie am nächsten Tag bei einer anderen Freiwilligen (oder einem Freiwilligen!) entdeckte. Doch ich greife schon wieder vor, soweit waren wir ja noch nicht. Ich kam gerade an und hatte noch nicht einmal Frühstück im Magen. Das musste geändert werden, aber schnell! Mein Kreislauf hatte auch schon bessere Tage erlebt, höchste Zeit für einen Schluck aus der Kaffeetasse!
Ein Überraschungsausflug
„Du bist die Neue, stimmt’s?“, irgendwie schaffte ich es hier nicht, meine Gedanken zu Ende zu führen. Vor mir stand der glatzköpfige Mittdreißiger, der zuvor noch auf der Couch ganz in sein Notebook vertieft gewesen war, während mir Josie Tom vorgestellt hatte. Dass der mich überhaupt bemerkt hatte! Offensichtlich, denn jetzt hatte er eine Frage an mich gerichtet, und kaum konnte ich antworten, stellte er schon die Nächste: „Hast du Lust, auf unseren Staff-Trip mitzufahren?“ Ähm, Staff was? Ich war doch tatsächlich an dem Tag eingetroffen, an dem der monatliche Gratis-Ausflug der Freiwilligen stattfand. Ziel heute: einer der schönsten Strände Big Islands!
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Weiße Strände nahe der Stadt Kona ‒ Kekaha Beach
Diese weißen Endlossandstrände, die jeder beim Gedanken an Hawaii im Kopf hat, lagen nämlich genau gegenüber von uns, auf der anderen Seite der Insel. Rund um die Stadt Kona reiht sich ein Paradies an das andere. Dies ist auch der Grund, warum die meisten Touristen nicht auf die stürmische, regnerische und wilde Hilo-Seite, sondern in den Westen fahren. Ähnlich sieht es übrigens auch auf allen anderen hawaiianischen Inseln aus: Es gibt eine ruhige, touristische, idyllische Seite – und eine, an der die Strände aus schwarzen kliffartigen Lavabrocken bestehen.
Der Nachbarstrand von Kalani ist so einer: Ein „Black Sand Beach“, wie die Lavafelder genannt werden, den man nur über einen steilen Abstieg erreichen konnte und der bekannt war fürs Nacktbaden und für Trommelzirkel der Hippie- und Aussteigergemeinde. Irgendwie wurden letztere nämlich von diesen rauen Stränden und Gegenden angezogen, wenn sie – meist vom US-amerikanischen Festland – „flüchteten“ und sich im sonnigen Paradies eine neue Welt schufen. Jedenfalls ging es an diesem Tag zu einem Strand, der sich gleich alle Mühe gab, mein Traumstrand zu werden: Kekaha, an den wir über ein schwarzes Lavafeld wandernd gelangten und dessen großflächige Sandwiese nahezu menschenleer war. Zumindest an diesem Tag.
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Schwarze Lavabrocken am Strand – ein „Black Sand Beach“
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- Quote paper
- Doris Neubauer (Author), 2013, Hawaii - zwischen Yoga, Lava und Kochtöpfen. Drei Monate in einer Community auf der Trauminsel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210415
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