Die Augustinusregel gilt als die älteste schriftlich festgehaltene Mönchsregel im Westen. Allerdings befinden sich viele Textversionen seit dem frühen Mittelalter im Umlauf, die sich als Augustinusregel bezeichnen. Diese kann man auf drei Fassungen zurückführen. Die Ordo monasterii, die Regularis informatio und das Praeceptum, an dem sich auch heute noch über hundert Ordensgemeinschaften orientieren. Die heute verwendete Fassung, die Regula recepta ist eine Kombination des ersten Satzes aus der Ordo monasterii und dem Praeceptum.
In der Forschung ist es umstritten, wann das Praeceptum verfasst wurde. Van Bavel geht davon aus, dass es ca. im Jahre 397 in Hippo von Augustinus selbst verfasst wurde, als er sein Laienkloster dort verlassen musste. Davor war er die Regel in Person gewesen, nun brauchten die Mönche eine Orientierung. Das Praeceptum, das eine kurze Zusammenfassung der Grundprinzipien des Augustinus ist, sollte als solche dienen und den Mönchen einmal wöchentlich vorgelesen werden, damit jeder einzelne sich selbst kontrollieren konnten.
Doch welches sind diese Grundprinzipien an denen sich die Mönche orientieren und nach denen sie leben sollten? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der folgende Text. Dabei wird von den obengenannten drei Ursprungsfassungen nur auf das Praeceptum zurückgegriffen, da dieses am wahrscheinlichsten von Augustinus selbst verfasst wurde, sein Mönchsideal am besten wiedergibt und wie schon erwähnt den Kern der heutigen Regel bildet. Im folgenden Text wird nicht auf die direkte Übersetzung des lateinischen Textes, sondern auf eine deutsche Übersetzung der niederländischen Übersetzung von Tarsicius Jan van Bavel zurückgegriffen.
Zunächst soll unter IIA der Stellenwert der Gemeinschaft bei Augustinus erklärt werden. Dann folgt die Erläuterung der Bedeutung der drei evangelischen Räten bei Augustinus unter IIB–IID und bevor zum Abschluss in Kapitel IIF das spezifische der Augustinusregel, die Discretio, analysiert wird, wird in IIE der Sinn des Gebetes und der Askese bei Augustinus erläutert.
Inhaltsverzeichnis
I) Einleitung
II) Das monastische Lebensideal des Augustinus
A) Vorrang der Gemeinschaft
B) Armut
C) Gehorsam
D) Keuschheit
E) Gebet und Askese
F) Discretio[1] und Einzelfallgerechtigkeit
III) Resümee
IV) Literaturverzeichnis
A) Quellen
B) Sekundärliteratur
I) Einleitung
Die Augustinusregel gilt als die älteste schriftlich festgehaltene Mönchsregel im Westen. Allerdings befinden sich viele Textversionen seit dem frühen Mittelalter im Umlauf, die sich als Augustinusregel bezeichnen. Diese kann man auf drei Fassungen zurückführen. Die Ordo monasterii,[2] die Regularis informatio[3] und das Praeceptum, an dem sich auch heute noch über hundert Ordensgemeinschaften orientieren.[4] Die heute verwendete Fassung, die Regula recepta ist eine Kombination des ersten Satzes[5] aus der Ordo monasterii und dem Praeceptum.[6]
In der Forschung ist es umstritten, wann das Praeceptum verfasst wurde. Van Bavel geht davon aus, dass es ca. im Jahre 397 in Hippo von Augustinus selbst verfasst wurde, als er sein Laienkloster dort verlassen musste.[7] Davor war er die Regel in Person gewesen, nun brauchten die Mönche eine Orientierung. Das Praeceptum, das eine kurze Zusammenfassung der Grundprinzipien des Augustinus ist, sollte als solche dienen[8] und den Mönchen einmal wöchentlich vorgelesen werden, damit jeder einzelne sich selbst kontrollieren konnten.[9]
Doch welches sind diese Grundprinzipien an denen sich die Mönche orientieren und nach denen sie leben sollten? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der folgende Text. Dabei wird von den obengenannten drei Ursprungsfassungen nur auf das Praeceptum zurückgegriffen, da dieses am wahrscheinlichsten von Augustinus selbst verfasst wurde, sein Mönchsideal am besten wiedergibt und wie schon erwähnt den Kern der heutigen Regel bildet.[10] Im folgenden Text wird nicht auf die direkte Übersetzung des lateinischen Textes, sondern auf eine deutsche Übersetzung der niederländischen Übersetzung von Tarsicius Jan van Bavel zurückgegriffen.
Zunächst soll unter II A der Stellenwert der Gemeinschaft bei Augustinus erklärt werden. Dann folgt die Erläuterung der Bedeutung der drei evangelischen Räten[11] bei Augustinus unter II B – II D und bevor zum Abschluss in Kapitel II F das spezifische der Augustinusregel, die Discretio, analysiert wird, wird in II E der Sinn des Gebetes und der Askese bei Augustinus erläutert.
II) Das Monastische Lebensideal des Augustinus
A) Vorrang der Gemeinschaft
Ein erstes monastisches Ideal für Augustinus ist der Vorrang der Gemeinschaft vor dem Einzelnen, dabei hat Augustinus das Idealbild der Güter und Liebesgemeinschaft der Jerusalemer Urgemeinde vor Augen, über die in der Apostelgeschichte geschrieben steht, dass sie „ ein Herz und eine Seele“ waren.“[12] So steht es auch zu Beginn des Praeceptum „Zu allererst sollt ihr einmütig zusammenwohnen, wie ein Herz und eine Seele.“[13]
Mit dem Motiv „ein Herz und eine Seele“ zu sein, deutet Augustinus auch das Wort monachos[14]. Die Mönche werden durch ihr Zusammensein zum monos[15], also zu einem einzigen Wesen mit einem Herz und einer Seele in Gott.[16] So sollen sie auch, wenn sie sich außerhalb des Klosters befinden, beisammen bleiben[17] und jede Art von Streit vermeiden oder so schnell wie möglich beseitigen.[18]
Eine weitere Begründung die Gemeinschaft über den Einzelnen zu stellen findet Augustinus bei Mt 18,20. Dort steht „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Christus begegnet man demnach in der Gemeinschaft der Gläubigen. Das bedeutet für den Einzelnen sich nicht mehr um sein eigenes Wohl zu sorgen, sondern um das Wohl aller. Er muss sich ganz und gar von seinem eigenem Ich loslösen und sich vollkommen mit allem was er hat für die Gemeinschaft einsetzten. Dabei hilft die Gemeinschaft dem Einzelnen sich von seinen selbstsüchtigen Trieben zu befreien und wacht zum anderen darüber, dass keiner seinem eigenen Heil oder dem Wohl der Gemeinschaft schadet.[19]
[...]
[1] Die Fähigkeit zur rechten Unterscheidung. Vgl. Merkt, Mönchtum, S. 177.
[2] Die Ordo monasterii stellt eine äußerliche Ordnung des Klosterlebens dar. Hümpfner ist der Ansicht, dass Augustinus im Jahre 388/89, nachdem er sein erstes Kloster in Tagaste gegründet hatte verfasst hat. Vgl. Hümpfner, Ordensregeln, S. 138. Verheijen hingegen nimmt an, das Alypius, ein Freund des Augustinus, diesen Ordo um das Jahre 395 verfasst hat und Augustinus diesem nur zugestimmt hat. Vgl. Merkt, Mönchtum, S. 173.
[3] Dieser Regeltext für Frauen stammt höchstwahrscheinlich nicht von Augustinus, sondern wurde eher von dem Heiligen Fruktuosus verfasst. Vgl. Hümpfner, Ordensregel, S. 149f. .
[4] Vgl. Merkt, Mönchtum, S. 173f.
[5] Dieser dient als Einleitung und lautet „Vor allen Dingen, geliebte Brüder soll Gott geliebt werden, sodann der Nächste; denn das sind die Hauptgebote, die uns gegeben worden sind. Vgl. Hümpfner, Augustinus, S. 158.
[6] Vgl. Bavel, Augustinusregel, Sp. 1250.
[7] Hümpfner ist der Meinung, dass das Praecceptum eine Ergänzung der Ordo Monasteri ist. Laut ihm hat Augustinus es 391, nachdem er vom Bischof von Hippo zum Priester geweiht worden war geschrieben und erläutert und begründet in ihr die asketisch-moralischen Aufgaben und Verpflichtungen des Mönchs. Vgl. Hümpfner, Ordensregeln S. 138f.
[8] Vgl. Bavel, Augustinus, S. 10-13.
[9] Vgl. Augustinerregel VIII 2, S. 137f.
[10] Vgl. Merkt, Mönchtum, S. 174.
[11] Diese sind Armut, Gehorsam und Keuschheit. Vgl. Untergrasmair, Evangelische Räte, Sp. 1048.
[12] Merkt, Mönchtum, S. 175.
[13] Augustinerregel I 2, S. 125.
[14] Griechisch Mönch.
[15] Ein Wesen.
[16] Hümpfner, Ordensregeln, S. 152.
[17] Vgl. Augustinerregel IV 2, S. 129.
[18] Vgl. ebd. VI 1, S. 135.
[19] Vgl. Merkt, Mönchtum, S. 175.
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- Anónimo,, 2011, Die Mönchsregel des Augustinus von Hippo, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210271
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