Wer sich mit Kunstformen jedweder Art auseinandersetzt, kann der Frage nach der Art bzw. dem Vorhandensein von Bezügen zur Realität nur schwerlich ausweichen. In besonderem Maße trifft dies sicherlich auf die Techniken Fotografie und Film zu. Ein unbearbeitetes Foto oder auch ein kinematographisches Einzelbild zeigt einen Ausschnitt einer (vermeintlich) objektiven Realität. So scheint vor allem das bewegte Bild durch seine detailgetreue Abbildungsfunktion vergangener Realitäten und die auditive Untermalung des abgebildeten Geschehens wie kein anderes Medium prädestiniert, eine intersubjektiv nachvollziehbare Darstellung der Wirklichkeit zu garantieren. Ganz so ideal funktioniert die menschliche Wahrnehmung im Kino allerdings nicht: Von einer Abbildung der äußeren Wirklichkeit kann tatsächlich nur eingeschränkt ausgegangen werden. Bei näherer Betrachtung wird filmische Darstellung zweifellos als subjektiver Ausschnitt einer inszenierten Wirklichkeit enttarnt, denn Film hat nicht nur die Aufgabe, eine vermeintlich gegebene Realität abzubilden, sondern "[d]as Kino kann die Zuschauer in eine Welt jenseits des Intellekts entführen, in der sie sich ganz und gar ihrer eigenen Intuition anvertrauen müssen." Dieser Aussage entsprechen auch die Thesen, die gut drei Jahrzehnte zuvor in Baudrys Essay Le dispositif: approches métapsychologiques de l’impression de réalité formuliert werden, und die zu erklären versuchen, was der/die KinobesucherIn mit dem Kauf seiner/ihrer Eintrittskarte tatsächlich erwirbt.
Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit soll auf der Analyse bzw. Kritik der Inhalte dieses Aufsatzes, der als Grund- bzw. Meilenstein der frühen psychoanalytischen Filmtheorie gilt, liegen. Einführend wird in Kapitel 2 ein Überblick über die in der Filmforschung behandelten Themenbereiche vor 1970 bzw. über die danach entstehende Strömung der psychoanalytischen Filmforschung gegeben. Als einer der in dieser Strömung behandelten Aspekte wird im daran anschließenden Kapitel 3 die Theorie des filmischen Dispositivs näher beleuchtet. Vor allem auf die theoretischen Ansätze Baudrys soll dabei der Fokus gelegt werden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse werden in Kapitel 4 am Beispiel des Spielfilmes Caché auf ihre Praxistauglichkeit getestet. Im abschließenden Kapitel werden die (potentiellen) Schwächen des Essays zum filmischen Dispositiv kenntlich gemacht und die Ergebnisse der Arbeit resümiert.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Filmtheoretische Forschungsschwerpunkte
2.1 vor
2.2 nach 1970 – die Anfänge der psychoanalytischen Filmtheorie
3 Vertiefende Betrachtungen zum filmischen Dispositiv
3.1 Die Definition des Begriffs filmisches Dispositiv
3.2 Baudrys Konzeption des kinematographischen Apparats – Freuds Traum und Platons Höhle
4 Die Manifestation des filmischen Dispositivs in Caché
4.1 Abriss des Filminhalts
4.2 Interpretationsversuch hinsichtlich des filmischen Dispositivs
5 Resümee und Kritikpunkte am Konzept des filmischen Dispositivs
6 Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Sandra Bernhofer (Autor:in), 2009, Der Begriff des filmischen Dispositivs in Michael Hanekes Film "Caché" , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209345
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