Die Schweizer Kirchgemeinden sind einer in der Schweiz verbreiteten Ansicht zufolge Teil der ortskirchlichen Umsetzung der Volk-Gottes-Ekklesiologie des 2. Vatikanischen Konzils. Zudem verstehen viele Schweizer Katholiken die Pfarrgemeinde als eigentliche ‚Ortskirche‘, wo die Kirche an der ‚Basis‘ lebt und sich von dorther aufbaut. Die demokratische Mitgestaltung des Pfarreilebens mittels der Kirchgemeinde wird als theologisch legitime Ausübung des vom Konzil betonten Priestertums aller Gläubigen begriffen. Doch gibt es aus Sicht des 2. Vatikanischen Konzils eine theologische Dimension der Kirchgemeinde? Ist die Kirchgemeinde Teil der Kirche wie die Pfarrei? Welche Stellung kommt der Pfarrei in der Kirche zu? Wie unterscheiden sich Pfarrei und Kirchgemeinde aus konzilstheologischer Sicht? Um diese und weitere derartige Fragen beantworten zu können, ist eine Auseinandersetzung mit den konzilstheologischen Grundlagen der Pfarrei und den allenfalls vorhandenen der Kirchgemeinde erforderlich. Die vorliegende Seminararbeit setzt sich deshalb mit der Frage, ob die Pfarrgemeinde eine örtliche Kirche ist, der kirchlichen Stellung der Kirchgemeinde, der ekklesiologisch begründeten Zuordnung der Kirchgemeinde zur Pfarrei, den definitorischen Spannungsverhältnissen und strukturell bedingten Spannungsfeldern sowie dem Auseinanderdriften des Pfarrei- und Kirchgemeindeselbstverständnisses auseinander und wagt abschliessend einen Ausblick.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Pfarrgemeinde als Pfarreikirche?
- Ekklesiologische Stellung der Pfarrei
- In der Welt verfasste Pfarrgemeinde als Volk Gottes und Leib Christi in synodaler Gestalt
- Kirchliche Stellung der Kirchgemeinde
- Ekklesiologisch begründete Zuordnung der Kirchgemeinde zur Pfarrei
- Definitorische Spannungsverhältnisse
- Zweierlei Mitgliedschaft
- Kirchgemeindliche Ausgrenzung von Pfarreimitgliedern
- Zweierlei Ende der Mitgliedschaft
- Nichtidentische territoriale Abgrenzung
- Nichtidentischer Wohnsitzbegriff
- Divergierender Errichtungs-, Veränderungs und Aufhebungsgmnd
- Strukturbedingte Spannungsfelder
- Mitverantwortung der Gläubigen an der Pfarreiseelsorge via Kirchgemeinde?
- Demokratisches Selbstverständnis der Kirchgemeinde und Kirchgemeindeautonomle
- Kirchgemeinde als demokratische Ergänzung der hierarchisch verfassten Pfarrei
- Folgt aus der Kirchgemeindeautonomie kongregationalistische Pfarreiautonomie?
- Kirchgemeindliche Bestellung und Abberufung der Pfarreiseelsorger
- Bestellung
- Abberufung
- Gemeindeseelsorge im Spannungsfeld
- Einschränkung der bischöflichen Entscheidungsfreiheit
- Auseinanderdriften des Selbstverständnisses von Pfarrei und Kirchgemeinde
- Ausblick
- Thesen
- Materiali emerzeichm s
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Verhältnis zwischen Pfarrei und Kirchgemeinde in der Schweiz aus konzilstheologischer Sicht. Sie untersucht, wie die beiden kirchlichen Strukturen im Kontext der Volk-Gottes-Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils und des aktuellen Kirchenrechts (CIC/83) zueinander stehen.
- Die ekklesiologische Stellung der Pfarrei als Teil des Gottesvolkes und ihre Beziehung zur Diözese.
- Die kirchliche Stellung der Kirchgemeinde im Verhältnis zum kanonischen Recht und zur Pfarrei.
- Die Spannungsverhältnisse zwischen Pfarrei und Kirchgemeinde, insbesondere in Bezug auf Mitgliedschaft, Territorialgrenzen und die Besetzung von Pfarrstellen.
- Die Rolle der Kirchgemeinde bei der Mitverantwortung der Gläubigen an der Pfarreiseelsorge und die Herausforderungen der demokratischen Struktur im Kontext des hierarchischen Kirchenverständnisses.
- Die Bedeutung der Kirchgemeindeautonomie im staatlichen Recht und ihre Auswirkungen auf die Ekklesiologie der katholischen Kirche.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentralen Fragen der Arbeit vor. Kapitel 2 beleuchtet die ekklesiologische Stellung der Pfarrei als Teil des Gottesvolkes und als örtliche Kirche, die sich in der Welt konkretisiert. Kapitel 3 untersucht die kirchliche Stellung der Kirchgemeinde und zeigt auf, dass sie weder eine Ortskirche noch ein Bestandteil der kanonischen Kirchenverfassung ist. Kapitel 4 befasst sich mit der ekklesiologisch begründeten Zuordnung der Kirchgemeinde zur Pfarrei und stellt ein Subordinationsverhältnis fest. Kapitel 5 analysiert die definitorischen Spannungsverhältnisse zwischen den beiden Strukturen, insbesondere in Bezug auf Mitgliedschaft, Territorialgrenzen und die Besetzung von Pfarrstellen. Kapitel 6 behandelt die strukturellen Spannungsfelder, die sich aus dem Nebeneinander von hierarchischer Pfarrei und demokratischer Kirchgemeinde ergeben. Kapitel 7 beleuchtet das Auseinanderdriften des Selbstverständnisses von Pfarrei und Kirchgemeinde und die Herausforderungen, die sich daraus für die Einheit der katholischen Kirche in der Schweiz ergeben. Der Ausblick fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und skizziert mögliche Lösungsansätze.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Pfarrei, die Kirchgemeinde, die Ekklesiologie, das Zweite Vatikanische Konzil, das Kirchenrecht (CIC/83), das Volk Gottes, die Diözese, die Kirchgemeindeautonomie, die Pfarreiseelsorge, die Besetzung von Pfarrstellen, das Seelenheil und die Spannungsverhältnisse zwischen hierarchischer und demokratischer Struktur.
- Arbeit zitieren
- Dr.iur. Andrea G. Röllin (Autor:in), 2013, Das Verhältnis zwischen Pfarrei und Kirchgemeinde in der Schweiz aus konzilstheologischer Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208892
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