Die Bandbreite der wissenschaftlichen Arbeiten zur Landschaftsthematik in der Literatur ist enorm. Selbst wenn man sich „nur“ mit der Goetheschen Auffassung beschäftigt, reicht der Rahmen einer Hausarbeit bei Weitem nicht aus. Aber gerade bei Goethe ist es eben diese Landschaft, die besondere Beachtung verdient. Seien es die Leiden des jungen Werther, das Universalwerk Faust oder eben die Wahlverwandtschaften – alle zeichnen sich durch die zentrale Bedeutung der Umwelt aus. Immer wieder wirkt diese nicht nur als Spiegel der Handlung, sondern auch als Vorbote einer Katastrophe. Die tragischen Elemente einer Handlung werden nicht nur von den Akteuren getragen, sondern auch oder vor allem durch „natürliche“ Elemente in deren Umgebung. Was wäre ein Werther inmitten einer Großstadt, ein Osterspaziergang durch die Korridore eines Schlosses und was wären die Wahlverwandtschaften ohne die herausragende Rolle des Parks?
Der folgende Text beschäftigt sich dementsprechend mit genau diesem Park, der Freiheit und Begrenztheit scheinbar möglich macht, am Ende aber doch nur eine Option zulässt. Es soll um ein natürliches Freiheitsgefühl gleich neben einer konstruierten Abgeschiedenheit gehen.
Vor allem wird das erste Kapitel untersucht werden, wobei Ausblicke auf den späteren Handlungsverlauf, speziell auf die Sterbeszene des Kindes, sicher nicht ausbleiben können.
Dazu wird zunächst die allgemeine Doppeldeutigkeit des Landschaftsbegriffs analysiert werden, um diese dann auf den Roman, seine Landschaft und die Protagonisten zu beziehen. Des Weiteren soll geklärt werden, wie sich die Landschaft im Verlauf der Handlung entwickelt und wie die Katastrophe am See durch verschiedene Elemente der Umwelt widergespiegelt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gestaltete Natur
- Über Natur und Landschaft
- Eduard — ein heraustretender Wanderer?
- Charlotte — ein Stadtmensch?
- Die Enge des Anwesens
- Die Insellage des Anwesens
- Die Metamorphose der Landschaft
- Die Katastrophe am See
- Schlussteil
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Bedeutung der Landschaft in Goethes "Wahlverwandtschaften" und untersucht, wie die gestaltete Natur die Handlung des Romans beeinflusst. Der Fokus liegt dabei auf der ersten Szene und der Entwicklung der Landschaft bis zur Katastrophe am See.
- Die Doppeldeutigkeit des Landschaftsbegriffs: Freiheit und Enge
- Die Rolle der Landschaft als Spiegel der Handlung und Vorbote der Katastrophe
- Die Gestaltung der Landschaft als Ausdruck der Sehnsüchte und Beziehungen der Protagonisten
- Die Insellage des Anwesens als Symbol für Abgeschiedenheit und Beengtheit
- Die Metamorphose des Gartens in einen Park als Ausdruck der Veränderung der Beziehungen und der wachsenden Unwirklichkeit der Idylle
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Landschaft in der Literatur und insbesondere in Goethes Werken ein. Sie stellt die zentrale Bedeutung der Umwelt in Goethes Romanen heraus und kündigt die Analyse des Parks in "Die Wahlverwandtschaften" an.
Das Kapitel "Gestaltete Natur" untersucht zunächst Goethes Naturbegriff und dessen Bedeutung für die Interpretation der Landschaft. Es werden die Gedanken von Joachim Ritter zum Landschaftsbegriff vorgestellt, der zwischen der Natur als Ganzes und der Landschaft als menschlicher Wahrnehmung unterscheidet. Die Analyse zeigt, wie sich die Landschaft in der Figur des Eduard als Ausdruck von Freiheit und in der Figur der Charlotte als Ausdruck von Enge und Abgeschiedenheit widerspiegelt.
Das Kapitel "Die Enge des Anwesens" beleuchtet die Bedeutung der Insellage des Anwesens, auf dem die Handlung spielt. Die Analyse zeigt, wie die Insellage die Beziehungen der Protagonisten beeinflusst und die Handlung auf das Anwesen beschränkt. Es werden verschiedene Interpretationen des Begriffs der Enge vorgestellt, darunter die historische Enge des Lebens im Adel, die bühnentechnische Enge der Handlung und die psychische Enge der Beziehungen.
Der Abschnitt "Die Metamorphose der Landschaft" untersucht die Entwicklung der Landschaft im Verlauf des Romans. Es wird gezeigt, wie der Garten in einen Park umgewandelt wird, was die Veränderung der Beziehungen und die wachsende Unwirklichkeit der Idylle widerspiegelt. Die Analyse zeigt, wie die Gestaltung der Landschaft von den Sehnsüchten und Beziehungen der Protagonisten beeinflusst wird.
Das Kapitel "Die Katastrophe am See" analysiert die Sterbeszene des Kindes am See als Höhepunkt der Handlung. Die Analyse zeigt, wie die Landschaft die Katastrophe vorwegnimmt und wie die Gestaltung der Landschaft durch die Protagonisten die Tragödie verursacht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Landschaft, die gestaltete Natur, die Wahlverwandtschaften, Goethes Naturbegriff, die Insellage, die Enge, die Metamorphose, die Katastrophe, die Freiheit, die Abgeschiedenheit, die Idylle, die Beziehungen der Protagonisten und die Rolle der Landschaft als Spiegel der Handlung.
- Arbeit zitieren
- Carolin Töpfer (Autor:in), 2008, Die Landschaft in Goethes "Wahlverwandtschaften", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208862
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