Chronische Krankheiten sind auf dem Vormarsch. Sie betreffen nicht nur den Körper, sondern auch psychische und soziale Bereiche der Betroffenen.
Dazu gehört auch die Multiple Sklerose. Ungefähr 100.000 Bundesbürger in Deutschland haben MS. Ihren Anfang nimmt die MS vornehmlich bei jungen Erwachsenen, wobei eher Frauen erkranken als Männer. Das Erschreckende an dieser Erkrankung ist, dass es bisher noch keine Heilungsmöglichkeiten gibt, dass die Krankheitsursache noch immer nicht vollends erforscht ist und der Verlauf dieses Leidens unberechenbar ist. Deshalb haben die Patienten meist Angst vor dem, was sie nach der Diagnose erwartet.
Seelische Reaktionen auf die Krankheitsbestimmung sind hauptsächlich Schock, Verleugnung, Zorn, Wut, Verhandeln mit dem Schicksal, Depression und Angst. Der Bewältigungsprozess chronisch Kranker ist den Stadien ähnlich, die unheilbar Kranke erfahrungsgemäß durchmachen. Wobei die Lebenszeit durch die MS nicht unbedingt verkürzt ist.
Einen eindrucksvollen Erfahrungsbericht gibt der amerikanische Journalist Richard Cohen in seinem Buch „Schritte voller Hoffnung“ ab. Darin schildert er seine Erkrankung sehr plastisch: „Klar ist, dass die Multiple Sklerose eine fortschreitende Krankheit ist, eine schreckliche Massenkarambolage auf den Bahnen des zentralen Nervensystems. Die Krankheit befällt motorische und sensorische Nerven, an denen sich zahlreiche Plaqueansammlungen bilden, nachdem sich die schützende Myelinscheide abgelöst hat. Der Krankheitsprozess ähnelt einem Anschlag auf eine altmodische Telefonvermittlung, bei dem durch Abziehen der Kabelisolierungen Telefonleitungen miteinander kurzgeschlossen werden. Signale überkreuzen sich. Das Leben gerät aus der Bahn. Träume entgleisen“.
Dr. Weihe, ein anerkannter Facharzt für Neurologie mit Schwerpunkt MS schildert in seinem Buch Multiple Sklerose – Eine Einführung mehrere Fallbeispiele, in denen von Menschen mit dieser Erkrankung berichtet wird. Darin wird auch klar, dass MS weder zwangsläufig ein Todesurteil, noch eine sichere Aussicht auf schwerste Behinderungen nach sich zieht. Sie kann durchaus gutartig verlaufen oder gar unbemerkt bleiben.
Scharlatane haben bei Multiple Sklerose-Kranken besonders viel Angriffsfläche, weil niemand genau weiß, wann ein Schub auftritt, warum er auftaucht und wann er wieder nachlässt, können sie mit angeblichen Heilungsmethoden handeln, ohne dass ihnen eine kriminelle Tat unterstellt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition von Multiple Sklerose
3. Ursachen und Symptome
4. Diagnosestellung
5. Psychische Probleme und Krankheitsverarbeitung
5.1. Das soziale Umfeld Multiple Sklerose-Kranker
5.2. Multiple Sklerose in Familien
5.3. Multiple Sklerose im Erwerbsleben
6. Therapiemaßnahmen und Rehabilitation
7. Behinderung durch Multiple Sklerose
8. Schlussbetrachtung
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Chronische Krankheiten sind auf dem Vormarsch. Sie betreffen nicht nur den Körper, sondern auch psychische und soziale Bereiche der Betroffenen (vgl. Krauder 2006, 5).
Dazu gehört auch die Multiple Sklerose. Ungefähr 100.000 Bundesbürger in Deutschland haben MS (vgl. Weihe 2000, 7). Ihren Anfang nimmt die MS vornehmlich bei jungen Erwachsenen, wobei eher Frauen erkranken als Männer (vgl. Krämer 2008, 2). Das Erschreckende an dieser Erkrankung ist, dass es bisher noch keine Heilungsmöglichkeiten gibt, dass die Krankheitsursache noch immer nicht vollends erforscht ist und der Verlauf dieses Leidens unberechenbar ist. Deshalb haben die Patienten meist Angst vor dem, was sie nach der Diagnose erwartet.
Seelische Reaktionen auf die Krankheitsbestimmung sind hauptsächlich Schock, Verleugnung, Zorn, Wut, Verhandeln mit dem Schicksal, Depression und Angst. Der Bewältigungsprozess chronisch Kranker ist den Stadien ähnlich, die unheilbar Kranke erfahrungsgemäß durchmachen (vgl. Krauder 2006, 6). Wobei die Lebenszeit durch die MS nicht unbedingt verkürzt ist (vgl. Krämer 2008, 2).
Einen eindrucksvollen Erfahrungsbericht gibt der amerikanische Journalist Richard Cohen in seinem Buch „Schritte voller Hoffnung“ ab. Darin schildert er seine Erkrankung sehr plastisch: „Klar ist, dass die Multiple Sklerose eine fortschreitende Krankheit ist, eine schreckliche Massenkarambolage auf den Bahnen des zentralen Nervensystems. Die Krankheit befällt motorische und sensorische Nerven, an denen sich zahlreiche Plaqueansammlungen bilden, nachdem sich die schützende Myelinscheide abgelöst hat. Der Krankheitsprozess ähnelt einem Anschlag auf eine altmodische Telefonvermittlung, bei dem durch Abziehen der Kabelisolierungen Telefonleitungen miteinander kurzgeschlossen werden. Signale überkreuzen sich. Das Leben gerät aus der Bahn. Träume entgleisen“ (Cohen 2005, 36).
Dr. Weihe, ein anerkannter Facharzt für Neurologie mit Schwerpunkt MS schildert in seinem Buch Multiple Sklerose – Eine Einführung mehrere Fallbeispiele, in denen von Menschen mit dieser Erkrankung berichtet wird. Darin wird auch klar, dass MS weder zwangsläufig ein Todesurteil, noch eine sichere Aussicht auf schwerste Behinderungen nach sich zieht. Sie kann durchaus gutartig verlaufen oder gar unbemerkt bleiben.
Scharlatane haben bei Multiple Sklerose-Kranken besonders viel Angriffsfläche, weil niemand genau weiß, wann ein Schub auftritt, warum er auftaucht und wann er wieder nachlässt, können sie mit angeblichen Heilungsmethoden handeln, ohne dass ihnen eine kriminelle Tat unterstellt werden kann (vgl. Weihe 2001, 175).
Wichtig ist daher vor allem, einen guten Mediziner zu finden, der sich mit Multiple Sklerose auskennt und den Menschen in der Entwicklung der Krankheit unterstützt. Dazu muss er vor allem die Sorgen der Patienten anhören und ernst nehmen, was sie belastet. Am bedeutsamsten ist aber die Eigenschaft, den Betroffenen Lebenslust und Tapferkeit zusprechen zu können (vgl. Weihe 2000, 43).
2. Definition von Multiple Sklerose
Multiple Sklerose bedeutet viele Narben. Sie ist auch bekannt unter dem Namen Enzephalomyelitis disseminata, was soviel bedeutet wie: verstreute Entzündungen (vgl. Weihe 2001, 16). Diese chronische Erkrankung betrifft das Zentralnervensystem in dem sich meist mehrere Entzündungsherde ansiedeln. Diese Herde vernarben, wodurch die ursprünglichen Körperfunktionen nicht mehr wie gewohnt funktionieren (vgl. Krämer 2008, 1).
Ein schonender Verlauf zeigt sich, indem nach 10-15 Jahren noch kein schwerwiegender Behinderungsgrad eingetreten ist und die Störungen durch die Schübe komplett zurückgebildet werden. Das heißt der Erkrankte kommt absolut selbstständig und ohne Beeinträchtigungen in seinem Alltagsleben zurecht (vgl. Weihe 2001, 92).
Die meisten MS-Patienten machen zuerst einen schubförmigen Verlauf durch, der dann in die chronisch-progrediente Phase übergeht, das bedeutet, dass nur noch wenige Verbesserungen dieser klinischen Störungen eintreten und die Schübe scheinbar ineinander übergehen (vgl. Krämer 2008, 16).
Die Myelinschicht wird durch eine Überreaktion des Immunsystems teilweise zerstört, weil ein bis heute unbekannter Erreger in die weiße Hirnsubstanz eindringt und sich dort über Jahre als körpereigenes Gewebe tarnt. Irgendwann verlässt es den Einbettungsort wieder und die Immunabwehr erkennt ihn als Schädling an und mobilisiert alle Kräfte, um ihn zu zerstören. Leider wird hierbei auch die eigene Myelinscheide zerstört (vgl. Weihe 2000, 8).
Sie besteht aus fettartigen Substanzen und Eiweißstoffen, die körpereigene Nervenfasern umhüllen, um sie zu isolieren und Nervensignale möglichst zeitnah weiterzuleiten (vgl. Weihe 2001, 53).
Die Entwicklung der Multiplen Sklerose hängt ebenso von der Position des Krankheitsherdes im Zentralnervensystem, wie von der Aktivität der Krankheit ab. Liegt ein Herd beispielsweise an einem Ufer der Seitenventrikel, bemerkt man keine krankhaften Veränderungen, befände sich aber der gleiche Entzündungsherd im Rückenmark, könnten beide Beine gelähmt sein. Die Krankheitsaktivität entspricht der Anzahl und der Größe der Entzündungsherde in einem Jahr. Handelt es sich um eine aggressive Form der Multiplen Sklerose, mit vielen großen Herden, kann sich bei dem Betroffenen innerhalb kürzester Zeit eine chronisch fortschreitende Verlaufsform entwickelt haben, die in der Pflegebedürftigkeit endet. Der sanftere Verlauf der Multiplen Sklerose, in dem nur wenige kleine Herde entzündet sind, zeigt sich in mehreren allmählichen Schüben und kann sogar zum Erliegen kommen (vgl. Weihe 2001, 90).
Schübe entfalten sich innerhalb von Tagen und Wochen, ab einem Zeitraum von 24 Stunden, spricht man von einem Schub. Hierbei kommt es zu klinischen Ausfällen, die sich dann meist recht kurzfristig wieder zurückbilden (vgl. Weihe 2001, 93).Diese Ausfälle sind vielfältig, es kann sich beispielsweise um Taubheitsgefühle, Müdigkeit, Darm- und Blasenentleerungsstörungen, Gleichgewichtsstörungen, Sehminderung, Spastiken, Kraftlosigkeit und Schmerzen handeln. Um nur die häufigste Symptomatik zu benennen (vgl. Krämer 2008, 14).
3. Ursachen und Symptome
Die Ursachen für die Multiple Sklerose sind bis heute unklar. Es gibt jedoch verschiedene Faktoren, die eine solche Krankheit begünstigen können (vgl. Weihe 2001, 57).
Angenommen wird, dass eine bestimmte Erkrankung in der Kindheit ein Grund für die Entstehung der Multiplen Sklerose sein kann, Beispiel hierfür können Röteln, Masern oder Windpocken sein. Weitere Studien unter anderem an Zwillingen ergaben, dass erbliche Faktoren geringfügig zum Tragen kommen können. Aus diesen verschiedenen Gesichtspunkten entstand in (...) „den 70er Jahren, die große vereinheitlichende Theorie´, dass die Multiple Sklerose eine Autoimmunkrankheit sei, die nach einer Infektion mit einem (langsamen?) Virus in der Kindheit bei erblich disponierten Personen auftritt“ (Weihe 2001, 14).
Doch selbst wenn ein Verwandter Multiple Sklerose krank ist, sind die Prozentzahlen der Neuerkrankungen in der Familie eher gering (vgl. Weihe 2001, 65). Das heißt. eine Empfänglichkeit für Multiple Sklerose besteht, jedoch um eine Erbkrankheit zu sein, müssten diese Prozentzahlen unter Geschwistern der Erkrankung bei mindestens 25 Prozent liegen, nach neuesten Erkenntnissen befinden sie sich dagegen aktuell bei 5% (vgl. Krämer 2008, 2).
Es gibt drei typische MS-Symptome, das Lhermittesche Zeichen, die Sehnerventzündung und das Korsettgefühl. Das Lhermittesche Zeichen sind kleine blitzartige Stromstöße in der Wirbelsäule, die Auftreten, wenn man den Kopf nach vorne beugt. Dieser Schmerz tritt auf, weil es einen Entzündungsherd im Halsmark gibt (vgl. Weihe 2001, 17).
Die Sehnerventzündung ist ein klassisches Symptom für eine MS- Erkrankung. Der Patient sieht wie hinter einem Schleier und sein Blickfeld ist größtenteils eingeschränkt (vgl. Weihe 2000, 57).
Bei dem Korsettgefühl empfinden die Betroffenen, als ob die jeweiligen Körperteile in einem Schraubstock eingeklemmt sind. Meistens verspürt man einen Druck im Brustbereich (vgl. Weihe 2000, 54).
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- Susanne Menken (Author), 2009, Die Auswirkung von Multipler Sklerose auf das soziale Leben der Betroffenen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208671
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