Auf das gesamte geistige Leben im fränkischen Reich, vor allem auf die von Karl dem Großen eingeleiteten Reformen, übte die vom Herrscher ins Leben gerufene Akademie großen Einfluss aus. Diese rekrutierte sich aus brillanten Köpfen der Zeit, die Karl aus den verschiedensten Ländern Europas zusammenrief und die ihm als Berater zur Seite standen.
Die Rolle Karls wird in der Geschichte durch eine recht einseitige Blickrichtung der Quellen begründet, so dass der Anteil seiner Berater, Helfer und Beauftragten meist in unverdientem Halbdunkel bleibt. Dabei leisteten sie eine Menge, gerade im Bereich der Bildungsreform. Deswegen soll eine Auswahl von ihnen in dieser Arbeit im Mittelpunkt stehen. Karl der Große hat diese riesigen Leistungen, die die Geschichte mit seinem Namen verbindet, nun einmal nicht allein vollbracht, gar nicht vollbringen können. Seine Herrschaft wäre undenkbar gewesen ohne seine Berater und Helfer.
Gliederung
1. Paulus Diakonus
2. Einhard
3. Literatur
4. Onlinequellen
1. Paulus Diakonus
Paulus Diakonus wurde zwischen 720 und 725 in Cividale im nordostitalienischen Friaul geboren. Sein Vater war Warnefrit, seine Mutter Theodelinde. Die Familie stammte aus dem langobardischen Adel, kam 569 im Gefolge König Alboins nach Italien und unterhielt gute Beziehungen zum Hof des Herzogs von Friaul.
Er kam spätestens 744 zur Vertiefung seiner in Cividale begonnen Ausbildung, vermutlich im Gefolge Herzog Ratchis', an den königlichen Hof in Pavia, wo er Schüler des Grammatikers Flavianus wurde. Außerdem erhielt er Unterricht in den Rechtswissenschaften, wandte sich aber schon sehr bald der Theologie zu. Er studierte ebenfalls Sprachen und hatte eine auffalen gute antike Bildung. Während dieser Zeit trat er auch in den geistlichen Stand ein, möglicherweise im Peterskloster bei Civate in der Nähe des Comer Sees. Unter dem letzten Langobardenkönig Desiderius stieg er zu dessen Berater und zum Erzieher der Königstochter Adelperga auf. 758 begleitete er Adelperga zu ihrer Hochzeit mit Herzog Arichis II. nach Benevent, wo er sein schriftstellerisches Schaffen begann. Um 768/69 verfasste er sein erstes, vielfach rezipiertes historiographisches Werk, die Historia Romana, in zwölf Büchern, eine bis 552 reichende Erweiterung des „Breviarium“ Eutrops, das er seiner geschichtlich interessierten Schülerin Adelperga widmete.[1]
Spätestens im Jahr 769 kehrte er an den königlichen Hof zurück, wo er Desiderius bei dessen Auseinandersetzungen mit dem Papsttum und dem Frankenreich beriet. Nachdem das Langobardenreich 774 von Karl dem Großen erobert wurde, folgte Paulus Desiderius in die Verbannung in das Kloster von Montecassino, südlich von Rom gelegen. Hier legte er wahrscheinlich auch 775 oder 776 die Profess ab und er nahm seine literarische wie auch seine Lehrtätigkeit wieder auf.
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[1] Vgl.: Seibert, Hubertus: „Paulus Diaconus“, in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001)
- Citation du texte
- Svenja Gerbendorf (Auteur), 2012, Die anderen Berater: Paulus Diakonus und Einhard, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208635