In der vorliegende Arbeit werden verschieden Deutungen von Genesis 22 untersucht. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der Verhältnisbestimmung von Moral und Erzählung. Dazu werden neuere Untersuchungsansätze aus der Theoriebildung der Narrativen Ethik herangezogen.
INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung
2. Theoretische Grundlagen zum Verhaltnis von Moral und Erzahlung
2.1. Moralvermittlung und Moralkritik durch Erzahlungen
2.2. Die Forderung von Identitats- und Empathieentwicklung
2.3. Die Modellethik in Erzahlungen
3. Die Opferung Isaaks
3.1. Die Pflichteinkollision
3.2. Das Prufungsmotiv
3.3. Das Opfermotiv
3.4. Die Deutung von Gen 22 aus ethischer Perspektive
3.5. Die Gottesvorstellung der Erzahlung
4. Konklusion
5. Literatur
1. Einleitung
Die Bibel ist eine wahre Schatzkammer grofiartiger Gedanken. In ihr finden sich viele Stellen, die eine uberwaltigende Zartheit und Menschlichkeit ausstrahlen: „Dies ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe“ (Joh 15,12)
Es gibt allerdings auch eine andere, dunkle Seite der Bibel. Passagen und Geschichten die grausam und unmenschlich sind:
,,So spricht der HERR der Heerscharen: Ich habe bedacht, was Amalek Israel angetan, wie es sich ihm in den Weg gestellt hat, als Israel aus Agypten heraufzog. Nun zieh hin und schlage Amalek! Und vollstreckt den Bann an ihnen, an allem, was es hat, und verschone ihn nicht, sondern tote Mann und Frau, Kind und Saugling [sic!], Rind und Schaf, Kamel und Esel!“ (1Sam 15,1-3)
Diese und andere Stellen fordern dazu auf, Wege aufzuzeigen, wie die verschiedenen ethisch hoch problematischen Passagen vor dem Hintergrund des christlichen Gottesbildes gedeutet werden konne. Diese Stellen sind neuralgische Punkte, an denen sich entweder eine aufgeklarte Religiositat herausbildet oder ein Ruckschritt in fundamentalistische und radikale Positionen stattfindet. Eine der bekanntesten Problemstellen des Alten Testaments ist Kapitel 22 der Genesis, die Opferung Isaaks. Diese Erzahlung soll im Folgenden interpretiert werden. Fur dieses Vorhaben bietet es sich an, auf Ansatze der ,,Narrativen Ethik“ zuruckzugreifen.
Im ersten Teil werden wesentliche Thesen narrativer Ethik kurz skizziert. Der Schwerpunkt liegt auf Aspekten der Theoriebildung, die fur die Losung der ethischen Schwierigkeiten von Gen 22 fruchtbar gemacht werden konnen. Im zweiten Teil werden grundlegende theologische Deutungsstrategien zu Gen 22 vorgestellt und diskutiert. Die hier vorgenommene Interpretation soll die moralischen Implikationen des Textes herausstellen und Moglichkeiten und Strategien aufzeigen, wie mit dieser schwierigen Geschichte vor dem Hintergrund gegenwartiger gesellschaftlicher Probleme umgegangen werden konnte.
2. Theoretische Grundlagen zum Verhaltnis von Moral und Erzahlung
Der Begriff „Erzahlung“ ist kaum in die ethische Theoriebildung eingeflossen und das Verhaltnis von Erzahlung und Moral wurde wenig beachtet. Die „Narrative Ethik“ ist aktuell immer noch eine recht exotische Stromung. Eine mogliche Ursache konnte darin liegen, dass sich moderne Philosophie und Ethik am Ideal exakter Wissenschaftlichkeit orientieren. Da es in den Geisteswissenschaften kaum moglich ist, Thesen durch empirische Forschung zu uberprufen, wird in den Geisteswissenschaften der wissenschaftliche Anspruch vor allem durch eine klare, rationale und allgemein nachvollziehbare Argumentation eingelost. Erzahlungen bilden aufgrund ihres subjektiven und teilweise fiktionalen Charakters einen Gegenpol zum wissenschaftlichen Ideal. Sie liefern i.d.R. keine expliziten Thesen und keine rationale und stringente Argumentation.[1] Dadurch scheinen sie fur eine wissenschaftliche Reflexion auf Moral wenig Relevanz zu besitzen. Diese Diagnose wird durch Vertreter der ,,Narrativen Ethik“ bestritten. Sie binden den Begriff „Erzahlung“ in die Theoriebildung ein und versuchen das Verhaltnis von Erzahlung und Moral zu bestimmen.
Der Begriff „Moral“ bezeichnet konkrete Regeln, Prinzipien und Werte, die das Leben einzelner Menschen, Gruppen und Kulturen pragen. Menschliche Existenz ist wesentlich dadurch gekennzeichnet, dass sie moralisch strukturiert ist, d.h. dass Menschen ihr Handeln nach Werten ausrichten, die sie fur richtig halten. Auch wenn Werthaltungen in diversen Kulturen, Gruppen oder zu verschiedenen Zeiten teilweise stark von einander abweichen, existieren stets irgendwelche Normen oder Werthaltungen, die das Leben der betreffenden Gruppe bestimmen. Ebenso verhalt es sich mit Erzahlungen. Jede Kultur besitzt ihre Erzahlungen. In diesen Geschichten wird ein ,,als Handlungsablauf fassbares Geschehen mitgeteilt“[2], Sie sind ein wesentlicher Bestandteil menschlichen Lebens. Wir wachsen mit Erzahlungen auf und nutzen sie in vielfaltigen Formen uber das ganze Leben hinweg. Geschichten begegnen uns als Romane, Filme, religiosen Erzahlungen, Biografien oder als alltagliche Erzahlung, in der uns ein Mensch an seiner personlichen Erfahrung teilhaben lasst.[3] In welcher Beziehung stehen diese beiden Bereiche, Moral und Erzahlung, zueinander? Moral wissenschaftlich reflektieren bedeutet, durch Argumentation die Tragfahigkeit von moralischen Urteilen nachzuweisen oder zu widerlegen, normative Pramissen, aus denen sich moralische Urteile ableiten lassen herauszuarbeiten oder zu begrunden, (Normative Ethik). Eine andere Methode wissenschaftlicher Ethik ist, verschiedene Moralvorstellungen in unterschiedlichen Kulturen oder Gruppen zu beschreiben (Deskriptive Ethik). Geschichten hingegen erzahlen uns lediglich ein Geschehen und sind dadurch strukturell von Argumentation und Deskription unterschieden.[4] Trotz dieser strukturellen Differenz untersucht narrative Ethik die Beziehung zwischen diesen beiden Phanomen und fragt, welche Bedeutung das Erzahlen und bestimmte Erzahlungen (Narrationen) fur die Gestaltentwicklung der Moral haben.“[5]
2.1. Moralvermittlung und Moralkritik durch Erzahlungen
Eine erste Verbindungslinie kann durch die Narrative aufgezeigt werden, die mit einem eindeutigen moralischen Interesse geschrieben und verbreitet werden. Diese Erzahlungen haben den Sinn, bestimmte Werte dem Leser oder Horer einer Geschichte zu vermitteln. In der Kindererziehung wurden und werden solche Erzahlungen gerne eingesetzt. Ein bekanntes Beispiel ist ,,der Struwwelpeter“. Er vermittelt Kindern sehr klar und eindeutig Normen, nach denen sie ihr Handeln ausrichten sollen, z.B. keine Tiere zu qualen, nicht mit dem Feuer zu spielen oder den Teller aufzuessen. Dazu werden kleine Geschichten erzahlt, in welchen die Protagonisten sich moralisch falsch verhalten und daraufhin drastische Konsequenzen erleiden. Auch wenn eine Erzahlung nicht, wie der Struwwelpeter, mit einem eindeutigen Erziehungsinteresse geschrieben ist, transportiert sie haufig, nahezu automatisch, die moralischen Uberzeugungen des Erzahlers oder der Kultur, bzw. Subkultur, in der die Erzahlung entsteht. Sehr beeindruckend ist, wie stark sich eine gesellschaftliche Veranderung moralischer Uberzeugungen in Erzahlungen erkennen lasst. So hat sich z.B. die Darstellung des Geschlechterverhaltnisses in Filmen innerhalb der letzten Jahrzehnte stark gewandelt. In den Abenteuerfilmen der 50er und 60er Jahre wird immer wieder das Stereotyp von mannlichen Helden und zu rettenden Frauen gezeichnet, die wahrend Gefechten unter Mannern verangstigt daneben stehen und sich um ihren Helden sorgen. Der Asymmetrie im Film entspricht die Asymmetrie der damaligen Lebensverhaltnisse. Dahinter liegt die Uberzeugung, dass der Mann in der Arbeitswelt zu bestehen hat, wahrend es die Aufgabe der Frau ist, fur sein Wohl zu sorgen. Im Kontrast dazu erzahlen heutige Action-Filme oft Geschichten von Seite an Seite kampfenden Manner und Frauen (z.B. Matrix, Avatar). Dies ist ein narrativer Ausdruck fur die moralische Norm der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Durch die narrative Darstellung der Rollenverteilung wird diese Norm unseres Kulturkreises bestatigt. Es lasst sich festhalten: ,,Erzahlungen artikulieren Werte und Normensysteme.“[6]
Erzahlungen transportieren nicht nur moralische Uberzeugungen, sondern konnen ebenso eine gegensatzliche Funktion haben. Sie konnen moralische Uberzeugungen auch in Frage stellen. Ein gutes Beispiel fur diese Funktion sind die Erzahlungen uber das Verhalten Jesu am Sabbat. Er lasst seine Junger am Sabbat Nahrung sammeln[7] und heilt Kranke.[8] Diese biblische Erzahlung stellt die strenge judische Auslegung des Sabbat-Gebots in Frage. In der Erzahlung wird eine allgemeine Norm mit einem konkreten Fall konfrontiert. Der Einzelfall zeigt Probleme oder sogar handfeste Widerspruche auf, die durch die geltenden Normen oder Regeln erzeugt werden. Dies kann dazu fuhren, dass sich die Haltung einzelner Menschen bezuglich einer geltenden Norm andert und die Norm evtl. selbst verandert wird. Ein aktuelles, schockierendes Beispiel ist der Fall der 16 Jahrigen Marokkanerin Amina Al Filali. Nachdem ein Gericht, wie es ein marokkanisches Gesetzt vorsieht, entschieden hatte, dass sie den Mann, der sie zuvor vergewaltigt, heiraten sollte, nahm sie sich das Leben. In Marokko hat dieser Fall zu Protesten vom mitfuhlenden Menschen gefuhrt, die auf Anderung des betroffenen Gesetztes drangen.[9]
Hieran zeigt sich, wie bestimmte Wertvorstellungen eines Kulturkreises durch Geschichten irritiert und in Frage gestellt werden.
Durch Erzahlungen werden nicht nur einzelne Werturteile in Frage gestellt. Durch sie wird auch eine grundlegende Schwierigkeit moralischen Urteilens aufgezeigt. Ein moralisches Urteil hat die Form: X ist moralisch gut, oder X ist moralisch schlecht. Wird eine Handlung moralisch beurteilt, bedeutet dies zwangslaufig, dass mit dem Urteil uber einen Sachverhalt auch ein Urteil uber die Person gefallt wird, die X ausubt oder unterlasst. Wenn eine Person (P) X tut und X moralisch schlecht ist, impliziert dies, das P sich moralisch schlecht verhalt. Judith Butler verwendet in diesem Zusammenhang den Ausdruck ,,ethische Gewalt“.[10] Diese Formulierung klingt sehr drastisch. Sie ist allerdings auch nicht von der Hand zu weisen. Unter „Gewalt“ wird i.d.R. eine Handlung verstanden, die ein Individuum physisch schadigt Dieser Gewaltbegriff muss um psychische Formen von Schadigung erweitert werden, damit er auf moralisches Urteilen anwendbar ist. Es ware dann legitim, von ethischer Gewalt zu sprechen. wenn gezeigt werden kann, das moralisches Urteilen Individuen schadigt. Dies kann am Beispiel des Ideal eines jungfraulichen Eintritts in die Ehe, das vor allem in islamisch gepragten Kulturkreisen noch weit verbreitet ist, verdeutlicht werden. Dieses Ideal fuhrt dazu, dass Menschen, insbesondere Frauen, einem hohen sozialen Druck ausgesetzt sind. In diesen Kulturen konnen Menschen ihren Bedurfnissen nach korperlicher Nahe nicht nachgehen, ohne soziale Sanktionen furchten zu mussen. Dies kann ein enormes Mafi an Leiden verursachen. Menschen plagen sich mit evtl. Schuldgefuhlen und Selbstzweifel oder werden gezwungen Handlungen oder Meinungen zu verbergen, wenn sie die Norm nicht erfullen oder abweichende Ansichten haben, weil sie soziale Ausgrenzung furchten. Das es Situationen gibt, in denen rigide Moralvorstellungen Schaden verursachen, ist der Begriff „ethische Gewalt“ durchaus berechtigt.[11] Geschichten konfrontieren normative Diskurse mit individuellen Schicksalen. Dadurch unterbrechen sie das moralische Urteilen und konnen eine gewisse Korrekturfunktion zur normativen Moral entfallen. Trotz dieser aufgezeigten Problematik muss festgehalten werden, dass auf normative Moral nicht vollstandig verzichtet werden kann. Sie hat eine Orientierungs- und Entlastungsfunktion fur den Einzelnen und ist somit ein notwendiger Bestandteil menschlicher Existenz.
2.2. Die Forderung von Identitats- und Empathieentwicklung
Der oben geschilderte Fall des marokkanischen Madchens, Amina, geht unter die Haut. Es macht betroffen, dass ein Madchen, das Opfer eines Verbrechens wurde, durch ein Gericht und ihre Eltern dazu gedrangt wird, die Ehefrau ihres Peinigers zu werden. Das Opfer wird bestraft, wahrend der Tater nicht nur straffrei weiter leben kann, sondern von einem Gericht ermoglicht bekommt weiter sexuell uber sein Opfer zu verfugen.
Das Beispiel zeigt besonders deutlich, wie stark die Erzahlung einer einzelnen Lebens- und Leidensgeschichte den Leser innerlich beruhrt. Man fuhlt sich in die Situation ein und leidet mit Amina, die keinen anderen Ausweg aus dieser furchtbaren Situation fand, als sich das Leben zu nehmen. Erzahlungen haben die Kraft, Betroffenheit zu erzeugen. Eine abstrakte Erorterung uber Ethik kann dazu fuhren, dass eine ethische Norm oder ein Begrundungskonzept, wie z.B. Kants kategorischer Imperativ, als vernunftig erkannt wird, erzeugt aber i.d.R. keine Betroffenheit. Die narrative Ethik macht somit auf eine Schwache herkommlicher akademischer Ethik aufmerksam. Diese kreist hauptsachlich um die rationale Moralbegrundung. Es genugt aber nicht, eine Norm als richtig zu erkennen, Menschen benotigen auch eine Motivation zum moralischen Handeln. Sie mussen grundlegende Fahigkeiten herausbilden, die sie in die Lage versetzen, nach den Werten zu handeln, die sie als vernunftig erkennen. Um moralisch zu handeln, benotigt ein Individuum eine personale Identitat, d.h. es muss zunachst eine Vorstellung von sich selbst, einen positiven Selbstwert und ein Gefuhl von Zugehorigkeit aufbauen. Hierzu schreibt Hille Haker:
In diesem Sinn kann gesagt werden, daB eine gelungene Individuation im Sinne der Entwicklung und Bewahrung von Autonomie und Authentizitat und Individuation im Sinne der Entwicklung von kontinuierlich wirkenden Uberzeugungen und Haltungen uberhaupt erst Steigerungsmoglichkeiten der Moralfahigkeit freisetzt.[12]
Daruber hinaus muss ein Mensch in der Lage sein, sich in sein Gegenuber einzufuhlen. Wenn keine Wahrnehmung fur die Gefuhle eines Anderen vorhanden ist, fehlt ein emotionaler Bezugspunkt fur moralisches Handeln. Folglich sind die entscheidenden Faktoren, die eine Sensibilitat fur moralische Fragen fordern und damit moralisches Handeln begunstigen die Entwicklung einer Identitat und die Empathiefahigkeit. Neben anderen Faktoren[13], die diese Fahigkeiten fordern sind Geschichten ein Baustein, der diesen Prozess ermoglicht, erzeugt, stabilisiert und dynamisiert.[14]
2.3. Die Modellethik in Erzahlungen
Oben wurde gezeigt, dass Erzahlungen Funktionen fur die moralische Entwicklung haben. Im Folgenden wird dargelegt, auf welche Art und Weise sie wirken. Erzahlungen zeigen uns Personen in verschiedenen Situationen. Geschichten werden besonders ethisch relevant, wenn sie von Figuren in moralischen Konflikt- oder Entscheidungssituation erzahlen. Diese Figuren haben dann die Funktion eines Modells. Sie sind Vorbilder fur moralisches Handeln oder negative Beispiele fur schlechtes Handeln, wie im Struwwelpeter. Oft wird eine Person in der Erzahlung mit einer bestimmten Tugend in Verbindung gebracht. In religiosen Erzahlungen ist es der Glaube, der besonders herausgestellt wird. Religiose Figuren sind aus dem Vertrauen auf Gott handelnde Personen. In der Schilderung der Person Jesu tritt die Liebe als Tugend noch besonders hervor. Jesus ist das Modell einer Person, die aus Glaube und Liebe handelt. Jesus dient Christen als Vorbild und wird ihnen somit in moralischen Entscheidungssituation ein MaBstab zur Orientierung sein. Im Idealfall wird durch die Orientierung an Christus das personliche Gottvertrauen und die Liebe zu anderen Menschen gefordert. Durch Erzahlungen werden folglich die Handlungsdispositionen (Tugenden) gefordert, die durch die Figur einer Erzahlung verkorpert werden.[15]
[...]
[1] Kant differenziert zwischen historischer (cognitio ex datis) und rationaler Erkenntnis (cognitio es principiis). Erzahlungen konnen zwar Erkenntnisse im ersten Sinn, aber nicht im zweiten vermitteln. Vgl. Hofheinz, Marco: Narrative Ethik als <Typfrage>, 2009, 16.
[2] Hofheinz, Marco: Narrative Ethik als <Typfrage>, 2009, 16.
[3] Wenn im Folgenden die Begriffe „Erzahlung“ oder „Geschichte“ verwendet werden, werden sie in diesem weiteren Sinn verstanden.
[4] Vgl. Hofheinz, Marco: Narrative Ethik als <Typfrage>, 2009, 13.
[5] Ebd., 18.
[6] Haker, Hille: Narrative Ethik, 2010, 78.
[7] Vgl. Mk 2,23-28.
[8] Vgl. Mk 3,1-5 ; Lk 13, 10-17 ; Lk 14,1-6 und Joh 5,1-16.
[9] Erschutternd ist, dass diese Regelung auch im AT exakt so erwahnt ist, wie sie in einigen arabischen Staaten heute noch praktiziert wird: „Wenn ein Mann ein Madchen trifft, eine Jungfrau, die nicht verlobt ist, und ergreift sie und liegt bei ihr, und sie werden dabei angetroffen, dann soll der Mann, der bei ihr lag, dem Vater des Madchens funfzig Schekel Silber geben, und es soll seine Frau werden, weil er ihr Gewalt angetan hat; er kann sie nicht entlassen all seine Tage. (5 Mose 22,28-29) Zu dem geschilderten Fall Vgl. z.B. den Artikel von Farbio Ghelli vom 5.04.12 auf ZeitOnline.
[10] Butler, Judith: Kritik der ethischen Gewalt, zietiert nach: Haker, Hille: Narrative Ethik, 2010, 76. Vgl. auch Ohlschlager, Claudia: Narration und Ethik, 2009, 14.
[11] Die von Butler aufgezeigte innere Problematik moralischen Urteilens klingt bereits im neuen Testament an. Die Mahnung ,,nicht zu richten“ (Vgl. Mt 7) kann als klare Positionierung gegen rigide Anwendung normativer Moralvorstellungen verstanden werden. Eine Ahnliche Tendenz hat die Erzahlung von der Ehebrecherin (Joh 8,1-11).
[12] Haker, Hille: Moralische Identitat, 1998, 19.
[13] Ein sehr wichtiger Faktor fur die Entwicklung der Fahigkeit zu moralischem Handeln ist die Interaktion mit bedeutsamen Anderen. Die Erfahrungen von Liebe und Anerkennung durch Andere konnen diese Entwicklung fordern, wahrend Erfahrungen von Gewalt und Missachtung diese Prozesse negativ beeinflussen. Ebenso wichtig ist der soziale Kontext. Soziale Institutionen und Strukturen konnen diese Prozesse ermoglichen und fordern oder ihnen entgegenstehen.
[14] Vgl. Meuter, Norbert: Identitat und Empathie, 2007, 45.
[15] Vgl. Mieth, Dietmar: Moral und Erfahrung I, 1999, 86f.
- Quote paper
- Matthias Gloser (Author), 2012, Die Opferung Isaaks - Zum Verhältnis von Moral und Erzählung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208373
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