Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Ein deutsch-franzözischer Vergleich


Hausarbeit, 2011

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Leistungen des deutschen Wohlfahrtsstaates

3. Leistungen des französischen Wohlfahrtsstaates

4. Die Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit
4.1. Bildungsexpansion
4.2. Erwerbsbeteiligung von Frauen

5. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang – Abbildungen

1. Einleitung

Die meisten europäischen Länder sehen sich seit einigen Jahren mit einem allgemeinen Geburtenrückgang konfrontiert, der in den einzelnen Ländern unterschiedlich ausgeprägt ist. Hinzu kommt die gestiegene Lebenserwartung, was zum Problem einer „veralteten Gesellschaft“ führt - ein Problem, das noch lange nicht seinen Höhepunkt erreicht hat. Eine weitere Herausforderung ist das Zerbrechen der traditionellen Familienstrukturen und die Veränderung der regulären Arbeitsverhältnisse: die Zahl der teilzeit- und zeitweise-Beschäftigten steigt, was für den Wohlfahrtsstaat zu mehr Ausgaben führt und die Entscheidung für die Gründung einer Familie im Lebensverlauf nach Hinten verschiebt oder gar nicht mehr relevant werden lässt.

Die Erwerbsbeteiligungsquote von Frauen unterscheidet sich in den europäischen Ländern, was auf unterschiedliche Regelungen und Gesetze in verschiede Politikbereiche, wie z.B. Arbeitsmarkt- Sozial- und Familienpolitik basiert. In Deutschland liegt die Differenz zwischen Männern und Frauen in der Erwerbsquote bei 17,7% (Männer: 79,9% ; Frauen: 62,2%), was im europäischen Vergleich in Mittelfeld einzuordnen ist. Die geringste Differenz verzeichnet Schweden mit nur 4,8% und die höchste Italien mit 28,5%. (vgl. Pfarr 2002: 32).

Das Ziel dieser Arbeit ist es zwei europäische Wohlfahrtsstaaten, und zwar Deutschland und Frankreich, in Bezug auf Wohlfahrtsleistungen und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gegenüber zu stellen. Es werden sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede betrachtet und nach dem Grund gesucht wieso die Geburtenraten sich doch so sehr unterscheiden. Im Falle Deutschlands betrachten wir die Gesamtentwicklung, ohne zwischen Ost und West zu unterscheiden. Die Unterschiede sind vor allem im Bereich der Familienpolitik und Kinderbetreuung noch deutlich zu verzeichnen, jedoch würde eine Ost-West Vergleich zusätzlich zum Vergleich zu Frankreich den Rahmen dieser Arbeit überschreiten.

Laut dem OECD-Bericht „Doing Better for Families“ (2009) lag die Geburtenrate im Jahr 2009 in Frankreich auf einem Spitzenplatz, mit 1,99 Kinder pro Frau, wohingegen Deutschland im Ländervergleich weit hinten in der Tabelle anzutreffen ist, mit nur 1,36 Kinder pro Frau (siehe Abb.1 und Abb. 2 im Anhang) und damit deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 1,74 liegt.

Eine erste Vermutung für diesen Unterschied zwischen Frankreich und Deutschland könnte das ausgebaute Betreuungsangebot und die höhere steuerliche Entlastung für Großfamilien in Frankreich sein, wohingegen das Betreuungsangebot von Kindern, vor allem bei den unter 3-Jährigen, in Deutschland noch viele Defizite aufweist und den Frauen oft nicht die Option lässt: arbeiten gehen ja oder nein.

Im ersten Teil der Arbeit werden die Leistungen der beiden Wohlfahrtsstaaten in Bezug auf Familienpolitik aufgeführt und gegenüber gestellt.

Danach schauen wir uns die Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit an, in Zusammenhang mit der Bildungsexpansion in den 1970er Jahren, die Erwerbsbeteiligung von Frauen und die neuen Erwerbsformen – Teilzeitbeschäftigung, Minijob usw.

Der Letzte Teil der Arbeit beschäftigt sich dann mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Hinblick auf das Betreuungsangebot für Vorschulkinder in den beiden Ländern.

Im Anschluss, werde ich dann versuchen anhand der vorgestellten Entwicklungen und Fakten einen Vergleich zu ziehen und zu prognostizieren wie sich die Situation in Deutschland weiterentwickeln wird, bzw. was man von Frankreich übernehmen könnte um aus dem „Babyfrust“ wieder einen „Babyboom“ zu machen.

2. Leistungen des deutschen Wohlfahrtsstaates

In Deutschland ist das Modell des Einzelernährers, des Mannes als Vollzeitbeschäftigten und „Bread Winner“ und der Frau als Hausfrau und Mutter noch immer dominierend und beeinflusst dadurch auf direkter oder indirekte Weise auch die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen die eine Integration der Frauen auf dem Arbeitsmarkt in Vergleich zu Frankreich eher hemmt (vgl. Dingeldey/Reuter 2003: 662).

Eine erste Besonderheit gegenüber des französischen Modells ist das in Deutschland existierende Ehegattensplitting, was sich immer mehr zum Problem der Förderung der Frauenerwerbsbeteiligung herausstellt. Das Splitting ist für Ehepaare konzipiert, unabhängig davon ob diese Kinder haben oder nicht. Im Gegensatz dazu werden Lebensgemeinschaften, mit oder ohne Kinder, nicht gesplittet besteuert.

In diesem Modell werden die Jahreseinkommen der Partner addiert, durch zwei geteilt und dann als zwei getrennte Einkommen versteuert, mit dem entsprechenden Steuersatz. Das Modell begünstigt also Ehepaare die zwei sehr unterschiedliche Einkommen haben. Je mehr sich die beiden Einkommen einander nähern, desto weniger Steuervorteile ergeben sich. Dadurch wird eine Teilzeitbeschäftigung der Frau promoviert und führt dazu, dass das Bild des männlichen Ernährers immer weiter vorherrschend bleibt (Dingeldey 2000: 15), obwohl man davon wegkommen möchte und eine Gleichstellung von Mann und Frau immer wieder von der Politik als erstrebenswert propagiert wird.

Konkret auf die Familienpolitik bezogen, soll die Elternzeit genannt werde. Dadurch wird die Kleinkinderbetreuung staatlich gefördert, indem, zumeist die Mutter obwohl beide Elternteile Anspruch darauf haben, bis zu drei Jahre von ihrer Erwerbstätigkeit freigestellt wird und während dieser Zeit ein Entgelt von mind. 300€ monatlich bekommt. Laut den neuesten Regelungen des BMFSFJ die ab dem 1.1.2011 in Kraft getreten sind „orientiert sich das Elterngeld am laufenden durchschnittlich monatlich verfügbaren Erwerbseinkommen, welches der betreuende Elternteil im Jahr vor der Geburt erzielt hat. Es beträgt höchstens 1.800 Euro und mindestens 300 Euro.“ (BMFSFJ 2011). Dieses Entgelt ist eine kleine Hilfe, kann jedoch nicht als Lohnersatz oder Entschädigung für den vorübergehenden Ausstieg aus dem Berufsleben angesehen werden.

Eine weitere Art von finanzieller Unterstützung stellt das Kindergeld dar, das in Deutschland ab dem ersten Kind gezahlt und nach Kinderzahl gestaffelt ist. Es wird unabhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt und beträgt zur Zeit 184€ monatlich fürs erste und zweite Kind, für das dritte Kind 190€ und für das vierte und jede weitere Kind 215€. Das Kindergeld wird bis zum 25. Lebensjahr gezahlt, sofern sich das Kind noch in Ausbildung befindet, sonst endet der Anspruch des Kindergeldes bei Erreichen des 18. Lebensjahres.

Dies sind nur die drei wichtigsten familienpolitischen Maßnahmen die hier kurz vorgestellt werden sollen um einen Vergleich anstellen zu können. Dazu kommen noch eine Reihe weiterer Maßnahmen und Regelungen die sowohl die Familiengründung als auch die Frauenerwerbsbeteiligung fördern sollen, die hier aus Kapazitätsgründen nicht mehr genannt werden. Laut BMFSFJ sind es z.Zt. 145 Maßnahmen, mit einem Gesamtumfang von 184 Milliarden Euro (siehe auch Abb. 3 im Anhang). Dies bedeutet es handelt sich um staatlichen Ausgaben von 1,9% des Bruttoinlandsprodukts. Was relativ wenig ist, wenn man beachtet, dass Frankreichs Ausgaben sich auf 2,8% vom BIP beziehen. Pro Kind wären das in Deutschland rund 3.000€ jährlich, in Frankreich 3.800€ (vgl. Heidelberger Büro für Familienfragen 2007).

Widmen wir uns aber nun erstmal den Leistungen des französischen Wohlfahrtsstaates.

3. Leistungen des französischen Wohlfahrtsstaates

Die Familienpolitik in Frankreich ist viel mehr als in Deutschland auf die Teilhabe der Frauen am Erwerbsleben ausgerichtet (Dingeldey/Reuter 2003: 661). Der Trend geht dahin, dass Frauen und Männer egalitär, oder zumindest egalitärer als in Deutschland, am Arbeitsmarkt teilnehmen. Ein ersten Anhaltspunkt dafür ist die Besteuerung in Frankreich. Das Einkommenssteuersystem in Frankreich ist, anders als in Deutschland, auf die Familie ausgerichtet. So gibt es dort im Gegensatz zum Ehegattensplitting, ein „Familiensplitting“, d.h., dass das Jahreseinkommen eines Haushaltes addiert wird, jedoch nicht nur durch zwei geteilt wird, sondern durch die Gesamtanzahl der Familienmitglieder. Die Kinder werden also in die Rechnung mit einbezogen. Das Besteuerungssystem wird umso vorteilhafter, je mehr Kinder man hat (vgl. Dingeldey 2000: 15f.).

Ähnlich wie in Deutschland besteht auch in Frankreich die Möglichkeit nach der Geburt des Kindes eine Elternzeit in Anspruch zu nehmen, der sog. congé parental (bis zu 3 Jahren). Während dieser Zeit kann man zwei finanzielle Unterstützungen bekommen: die allocation pour jeune enfant (APJE), die dem deutschen Erziehungsgeld sehr ähnelt oder die allocation parentale d'education (APE), die für Familien mit mehr als zwei Kindern ausgerichtet ist und während dessen eine Teilzeitbeschäftigung möglich ist (vgl. Becker 2000: 210f.).

Das Kindergeld in Frankreich weist eine Besonderheit auf und zwar wird es, wie in Deutschland auch einkommensunabhängig gezahlt, jedoch erst ab dem zweiten Kind und beträgt gestaffelt zwischen 105 und 134€ monatlich (vgl. Schmid 2002: 267). Somit wird das Konzept der Großfamilie gefördert und es wird versucht die Fertilitätsrate zu steigern- was auch gelungen ist, denn wie vorhin schon erwähnt liegt die aktuelle Kinderzahl in Frankreich bei 1,99 Kinder pro Frau, und damit ist das Land Spitzenreiter in Europa. Ein weiterer Grund dafür ist wahrscheinlich auch das ausgebaute Betreuungssystem in Frankreich, über das ich im weiteren Verlauf der Arbeit noch zu sprechen kommen werden.

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Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Ein deutsch-franzözischer Vergleich
Hochschule
Universität Bremen
Note
2,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
18
Katalognummer
V208339
ISBN (eBook)
9783656356943
ISBN (Buch)
9783656358831
Dateigröße
651 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vereinbarkeit, Famile, Kindererziehung Frankreich
Arbeit zitieren
M.A. Michelle Pro (Autor:in), 2011, Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Ein deutsch-franzözischer Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208339

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