Eine wissenschaftliche Arbeit über Arno Orzesseks Schattauers Tochter zu verfassen, bedeutet aus zweierlei Gründen ein Wagnis: Zum Einen ist bisher nur sehr wenig Sekundärliteratur zum Werk erschienen und zum Zweiten ist es ein sehr komplexer Text, der verschiedene Ebenen darstellt.
Daher erstreckt sich der zu untersuchende Zeitraum vom Beginn des Luftwaffenkrieges bis zum Ende des 13. Kapitels und zweiten Teiles; der Plünderungsszene.
Zunächst möchte ich auf den Produktionsprozess von Schattauers Tocher eingehen, um dann den Verlauf des Zweiten Weltkrieges kurz zu schildern. Dann werde ich beschreiben in welcher Beziehung die Hauptfiguren zu ihrem jeweiligen Umfeld stehen, sodass die Konstellation grafisch dargelegtwerden kann.
Zum Schluss gehe ich auf die Bedeutung des Zweiten Weltkrieges für die Handlung ein.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entstehungsgeschichte von Schattauers Tochter
3. Zeitliche Eingrenzung und historischer Überblick
4. Die Hauptfiguren
4.1 Marie Schattauer
4.2 Hermann Eckstein
4.3 Heinz Toll
4.4 Paula und Albert Eckstein
4.5 Evi Landshut
5. Die Figurenkonstellation
6. Bedeutung der Kriegszeit für die Kapitel 8, 10, 12 und 13
7. Bibliographie
1. Einleitung
Eine wissenschaftliche Arbeit über Arno Orzesseks Schattauers Tochter zu verfassen, bedeutet aus zweierlei Gründen ein Wagnis: Zum Einen ist bisher nur sehr wenig Sekundärliteratur zum Werk erschienen und zum Zweiten ist es ein sehr komplexer Text, der verschiedene Ebenen darstellt.
Daher erstreckt sich der zu untersuchende Zeitraum vom Beginn des Luftwaffenkrieges bis zum Ende des 13. Kapitels und zweiten Teiles; der Plünderungsszene.
Zunächst möchte ich auf den Produktionsprozess von Schattauers Tocher eingehen, um dann den Verlauf des Zweiten Weltkrieges kurz zu schildern. Dann werde ich beschreiben in welcher Beziehung die Hauptfiguren zu ihrem jeweiligen Umfeld stehen, sodass die Konstellation grafisch dargelegtwerden kann.
Zum Schluss gehe ich auf die Bedeutung des Zweiten Weltkrieges für die Handlung ein.
2. Entstehungsgeschichte von Schattauers Tochter
Arno Orzessek begann seine Arbeit an Schattauers Tochter 1996/97. Zu dieser Zeit hatte er ein paar Ideen für Romanfragmente, welche auf seine eigene Biographie zurückzuführen sind:
Hermann Ecksteins Karriere als Partisan und Fallschirmagent liegt die Lebensgeschichte eines Bekannten zugrunde.[…] womit Hermann Eckstein Züge einer frei erfundenen Figur, meines Bekannten und mehrerer anderer Menschen trägt, […].
Arno Orzessek wuchs in Osnabrück auf und studierte dann in Köln Philosophie und Kunstgeschichte. Das Grundgerüst der Erzählung bilden die Erlebnisse Eduard Mantheys mit Gustav Eckstein:
Irgendwann, während alles noch um das infernalische Duo G. Eckstein und E. Manthey kreiste, bemerkte ich, dass auch Eckstein eine Mutter gehabt habenmuss, und entdeckte so die Romanfigur Marie Eckstein, deren Geburtsnamen ich damals noch nicht kannte[1].
Erst durch die Beschäftigung mit der Figur Marie und ihrer Vergangenheit kam Orzessek auf den Gedanken Masuren als einen weiteren Schauplatz in seinen Roman zu integrieren und damit die Erinnerungen seiner Eltern bzw. seines Vaters zur Grundlage einer weiteren integrierten Erzählung zu erschließen. Weiterhin resultierten die Gedanken um Marie darin, dass die Zeitebene des gesamten Romans 1937 beginnt; in der Erzählung einer Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegsgeschichte hinzu zu der „Manthey-Eckstein-Rivalität“[2]. Die Verbindung der Geschichten dieser zwei Generationen sollte das Besondere an Orzesseks Roman werden: „Ich begann zu ahnen, dass der Clou des Romans die Verzahnung beider Zeitebenen sein könnte, müsste, sollte – und so kam es dann.“[3] Zunächst sollte die Kriegserfahrung Maries auf wenigen Seiten thematisiert werden, doch dann entschied Orzessek anders:
Aber das wäre eben ein Missverhältnis gewesen, zumal ein ästhetisches. Darum habe ich mich immer mehr aufs „Dritte Reich“ eingelassen – immer im Hinblick auf mein Romanpersonal, auf dessen Lebenswege und Probleme.[4]
Dabei stellt Orzessek dar, dass er die Handlung seiner Figuren häufig mit dem vorhandenen Material abglich, um nicht zu viel Aufwand bei der Recherche betreiben zu müssen.
Arno Orzesek arbeitete ungefähr sieben Jahre an Schattauers Tochter und verbrachte häufig 19 Stunden am Tag mit Schreiben, was in der Verwahrlosung seiner Wohnung und der Vernachläsigung der sozialen Kontakte mündete.
3. Zeitliche Eingrenzung und historischer Überblick
Der Behandelte Ramen erstreckt sich von dem Beginn des Luftkrieges bis zur Plünderungsszene in Schattauers Tochter. Arno Orzessek instrumentalisiert real existierende Örtlichkeiten, um seiner Erzählung wirklichkeitsgetreuen Charakter zu verleihen:
Um meiner Prosa Wirklichkeithärte zu geben, habe ich die Episoden an reale Schauplätze verlegt, diese genauer untersucht und nun auch dokumentarisches, wissenschaftliches und mündlich Überliefertes Material hinzugezogen[5].
Die angeführten Lokalitäten lassen schlussfolgern, dass der Aufenthaltsort von Orzesseks Protagonistin Marie Schattauer, die Villa der Familie Eckstein, welche später auch von Gustav Eckstein bewohnt wurde, in Osnabrück gelegen ist. Dieses wird an zahlreichen Ortsangaben in Schattauers Tochter deutlich. Im speziellen wird der Westerberg wiederholt als Schauplatz und zur Orientierung angegeben[6].
Jörg Friedrich stellt fest, dass der erste wesentliche Luftangriff auf Osnabrück, eine der am stärksten dem Krieg erlegenen Städte, am 20. Juni 1942 stattgefunden hat. Hingegen gibt die Homepage der Stadt Osnabrück den 23. Juni 1942 als Luftwaffenkriegsbeginn an[7]. Es waren britische Flugzeuge, die das Stahlwerk Klöckner angriffen. Aufgrund des ausgezeichneten Luftschutzes wurde jedoch lediglich ein Verlust von zehn Personen beklagt. Friedrichs Darstellung zufolge berichtet eine Augenzeugin: „Diese Nacht, die war schon grausam. Sie war grausam, weil das alles für die Leute so neu war.“[8] Der zerstörerischste Angriff der frühen Kriegszeit fand am 6. Oktober 1942 statt und mündete in einem Inferno; eine beträchtliche Anzahl von Straßenzügen wurden in Schutt und Asche gelegt. Die meisten Menschen fanden allerdings bei dem Tagesangriff der Amerikaner am 13. Mai 1944 den Tod. Insgesamt wurden 241 Opfer vezeichnet, darunter 49 Gefangene des Russenlagers Klöckner Werke. Am 13. September 1944 drestuierte ein enormer Brand Alt-Osnabrück, dessen verschonte Gebäude, sowie solche der Neustadt bei dem Palmsonntag-Angriff, 1945, dem schwersten der insgesamt 79 Luftangriffen, nahezu restlos zerstört wurden. Dieser Tag, der 25. März 1945 brachte 178 Menschen den Tod. An dieser Stelle wird berichtet, dass der Tag bis zum Angriff strahlend und frühlingshaft war (wie Arno Orzessek es auf S. 482 aufgreift). Weiterhin sind starke Angriffe im September 1944 und am 21. November 1944 zu erwähnen.
Das 13. Kapitel endet mit der Plünderungsszene der Heeresverpflegungsämter an der Winkelhausen-Kaserne in Haste am 03. April 1945.
[...]
[1] Carsten Gansel, „Landkarten der Möglichkeitswelt – Gespräch mit Arno ORZESSEK“. In: Der Deutschunterricht
58 (2006), H. 6. S.72 –76, hier S. 72 f.
[2] Carsten Gansel, Landkarten der Möglichkeitswelt, S.73.
[3] Carsten Gansel, Landkarten der Möglichkeitswelt, S.73.
[4] Carsten Gansel, Landkarten der Möglichkeitswelt, S.74.
[5] Carsten Gansel, Landkarten der Möglichkeitswelt, S.73.
[6] Arno Orzessek, Schattauers Tochter. Berlin 2005. S. 390.
[7] vgl. www. osnabrueck.de/9044.asp (09.09.2009).
[8] Jörg Friedrich, Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945. 3. Auflage. München 2002. S.204.
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