Es ist eine der grundsätzlichen Aufgaben des Kunstunterrichtes in der Oberstufe, die Schüler an zeitgenössische Formen der Kunst theoretisch und praktisch heranzuführen. Dabei ist sowohl die Vermittlung von Kompetenzen zu Betrachtung und Analyse jener Kunstformen, wie sie sich ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt haben, als auch das Erproben eigener künstlerischer Handlungen dieser Art in den Blick zu nehmen.
Im Rahmen meines Unterrichts in der Vorstufe stellte ich fest, dass die SuS sehr stark traditionellen Vorstellungen von Kunst verhaftet waren. Kunst bedeutete für sie in erster Linie naturgetreu abbilden zu können. Dies wurde auch im Zusammenhang mit der Beschäftigung mit Street Art deutlich. Gerade diese Kunstform, die sich erst auf dem Weg befindet, Teil des Kunstkanons zu werden, schien mir jedoch geeignet, die Vorstellungen der SuS von Kunst aufzubrechen und sie zu einer Beschäftigung mit irritierenden, unkonventionellen Formen von Kunst anzuregen. Dazu stellte ich jedoch nicht bekannte Techniken von Street Art wie zum Beispiel Stencils oder Paste Ups etablierten Formen von Kunst gegenüber, sondern ließ die SuS künstlerische Handlungen im Bereich der Street Art selbst erforschen, die traditionelle Vorstellungen von Kunst überschreiten. Da diese Handlungen auch für Street Art ungewöhnlich sind, nenne ich sie in meiner Arbeit Erweiterte Street Art. Ziel war, den SuS zu einer neuen Sichtweise auf Kunst zu verhelfen, und somit eine komplexe Form künstlerischen Denkens, wie ich es nenne, anzubahnen.
In meinem Unterrichtsversuch erprobte ich hierzu vier verschiedene Interventionen, die eine Ausbildung solchen komplexen künstlerischen Denkens befördern sollten:
1. Stellte ich Formen Erweiterter Street Art vor,
2. vermittelte ich den Zusammenhang von Material, Form und Inhalt in Hinblick auf die Wirkung eines Kunstwerks,
3. leitete ich eine Analyse der bei Intervention 1 vorgestellten Beispiele Erweiterter Street Art unter Einbezug der Erkenntnisse aus Intervention 2 an
und
4. führte ich ein Werktagebuch ein, in welchem die SuS ihre künstlerische Arbeit dokumentieren sollten und stellte dazu einen Leitfaden bereit.
In der vorliegenden Hausarbeit beschreibe und begründe ich diese Interventionen und werte ihr Potenzial anhand von im Rahm der Einheit entstandenen Schülerarbeiten aus.
Einleitung
„Ich dachte wir zeichnen jetzt mal was, aber jetzt machen wir schon wieder so was Kreatives!“ Schülerin Luise zum Thema Es ist eine der grundsätzlichen Aufgaben des Kunstunterrichtes in der Oberstufe, die Schüler an zeitgenössische Formen der Kunst theoretisch und praktisch heranzuführen. Dabei ist sowohl die Vermittlung von Kompetenzen zu Betrachtung und Analyse jener Kunstformen, wie sie sich ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt haben, als auch das Erproben eigener künstlerischer Handlungen dieser Art in den Blick zu nehmen.
Im Rahmen meines Unterrichts in der Vorstufe stellte ich fest, dass die SuS sehr stark traditionellen Vorstellungen von Kunst verhaftet waren. Kunst bedeutete für sie in erster Linie naturgetreu abbilden zu können. Dies wurde auch im Zusammenhang mit der Beschäftigung mit Street Art deutlich. Gerade diese Kunstform, die sich erst auf dem Weg befindet, Teil des Kunstkanons zu werden, schien mir jedoch geeignet, die Vorstellungen der SuS von Kunst aufzubrechen und sie zu einer Beschäftigung mit irritierenden, unkonventionellen Formen von Kunst anzuregen. Dazu stellte ich jedoch nicht bekannte Techniken von Street Art wie zum Beispiel Stencils oder Paste Ups etablierten Formen von Kunst gegenüber, sondern ließ die SuS künstlerische Handlungen im Bereich der Street Art selbst erforschen, die traditionelle Vorstellungen von Kunst überschreiten. Da diese Handlungen auch für Street Art ungewöhnlich sind, nenne ich sie in meiner Arbeit Erweiterte Street Art. Ziel war, den SuS zu einer neuen Sichtweise auf Kunst zu verhelfen, und somit eine komplexe Form künstlerischen Denkens, wie ich es nenne, anzubahnen.
In meinem Unterrichtsversuch erprobte ich hierzu vier verschiedene Interventionen, die eine Ausbildung solchen komplexen künstlerischen Denkens befördern sollten: 1. Stellte ich Formen Erweiterter Street Art vor,
2. vermittelte ich den Zusammenhang von Material, Form und Inhalt in Hinblick auf die Wirkung eines Kunstwerks, 3. leitete ich eine Analyse der bei Intervention 1 vorgestellten Beispiele Erweiterter Street Art unter Einbezug der Erkenntnisse aus Intervention 2 an und
4. führte ich ein Werktagebuch ein, in welchem die SuS ihre künstlerische Arbeit dokumentieren sollten und stellte dazu einen Leitfaden bereit. In der vorliegenden Hausarbeit beschreibe und begründe ich diese Interventionen und werte ihr Potenzial anhand von im Rahm der Einheit entstandenen Schülerarbeiten aus.
Für ein besseres Verständnis schildere ich hierzu zunächst die Entstehung der Untersuchungsfrage. Anschließend stelle ich die Beispiele Erweiterter Street Art vor und beschreibe das Vorgehen bei ihrer Analyse. Die SuS-Arbeiten werden unter Einbezug von Kriterien, die Aufschluss über den erreichten Stand komplexen künstlerischen Denkens geben, untersucht. Den Abschluss meiner Arbeit bildet ein Blick auf das Potenzial einzelner Interventionen in Bezug auf die Entwicklung komplexen
künstlerischen Denkens sowie sich daraus ergebende Schlussfolgerungen für meine zukünftige
Unterrichtspraxis. Der Anhang veranschaulicht mit seinem Bild- und Dokumentenmaterial Fortgang und Ergebnis des Unterrichtsversuchs.
1.1 Lerngruppenbeschreibung
Der zweistündige Kurs „Bildende Kunst“, in welchem ich die Unterrichtseinheit durchgeführt habe, bestand aus 21 SuS (9 Jungen/12 Mädchen) zweier verschiedener elfter Klassen. Alle SuS hatten sich freiwillig für das Fach Bildende Kunst statt Musik oder Darstellendes Spiel entschieden. Einen Großteil der SuS hatte ich zu Beginn der Einheit Street Art bereits ein halbes Jahr unterrichtet. Einige von ihnen unterrichtete ich ebenfalls im Fach Deutsch. In dem der Unterrichtseinheit vorausgehenden Halbjahr hatte sich eine Arbeitsatmosphäre gebildet, die von gegenseitigem Respekt und hoher Selbstständigkeit der SuS geprägt war. Während dieser Zeit haben sich die SuS mit dem Gestalten von Plastiken und Skulpturen befasst. Es zeigte sich, dass die SuS gewissenhaft mit dieser Aufgabe umgingen. Sie entwickelten selbstständig Ideen und benötigten im Allgemeinen nur bei der Materialbeschaffung Hilfe. Viele arbeiteten über die Unterrichtszeit hinaus zu Hause an ihren Werken. Spezielles Arbeitsmaterial, welches nicht zur Schulausstattung gehörte, besorgten sie sich selbstständig. Auf Grund dieser positiven Erfahrung entschied ich mich, den SuS auch im zweiten Halbjahr viel Raum für selbstständiges Arbeiten und eigene Entscheidungen zu lassen. In Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist es außerdem wichtig zu wissen, dass sich die Lerngruppe im Verlauf der Arbeit mit Plastiken und Skulpturen auch mit den One-Minute-Sculptures von Erwin Wurm beschäftigt hatte. Um die Grundbegriffe zur Beschreibung von Plastiken und Skulpturen zu klären, hatten die SuS solche mit ihren Körpern gestellt. Es fand also ein erster Kontakt zu Kunstformen, die ein gängiges Verständnis von Kunst überschreiten, statt.
1.2 Street Art als schülerorientiertes Thema
Zu Beginn des Schuljahres hatte ich mit den SuS ihre persönliche Interessen und Vorlieben in Bezug auf Kunst gesammelt und besprochen. Hierbei wurde mehrfach das Phänomen Street Art genannt und ich entschied mich, den Wunsch nach einer Beschäftigung mit diesem Thema aufzugreifen.
Street Art ist heute eine der populärsten Formen zeitgenössischer Kunst. Meist handelt es sich dabei um Zeichen oder Bilder, die mit Hilfe von Schablonen an öffentliche Wände gesprüht (Stencils), oder unter Einsatz von Papier und Kleister (Paste ups) angebracht werden. Darüber hinaus finden sich Skulpturen aus Plastiktüten, Kacheln und vieles mehr. 1 Street Art gilt als cool und ist meist in den sogenannten Szenevierteln der Großstädte dieser Welt zu finden. Sie ist verboten, doch gerade ihre Illegalität steigert ihren Reiz. Die Urheber von Street Art sind oft nur der eigenen Szene bekannt. So kennt bis heute niemand den echten Namen und das Gesicht des gegenwärtig bekanntesten Street Art-Künstlers, der unter dem Pseudonym „Banksy“ agiert und dessen Werke mittlerweile in namhaften Museen und Galerien zu sehen und zu kaufen sind. 2
Obwohl sich die Akteure der Street Art strafbar machen, hat diese Kunstrichtung längst auch Einzug in den Kunstunterricht an staatlichen Schulen gehalten. Das Interesse ist nach wie vor groß, und das Thema erweist sich als schülernah und motivierend. Für Hamburger SuS ist das Thema darüber hinaus besonders geeignet, da sich in der Hansestadt unzählige Werke der Street Art auf eigene Faust entdecken lassen.
1.3 Einstieg in die Unterrichtseinheit und ihr zentrales Ziel
Für das zweite Schulhalbjahr war also das Thema Street Art geplant. Übergeordnetes Ziel der Einheit war dabei die Erweiterung der Kompetenzen der SuS im Bereich „Produktion“ und in diesem Zusammenhang insbesondere der „konzeptionellen Fähigkeiten“ 3 , da die SuS selbstständig zu Lösungen gelangen sollten, Street Art zu gestalten. Die Unterrichtseinheit eröffnete mit der Hausaufgabe, selbst auf Entdeckungsreise zu einschlägigen Orten in Hamburg zu gehen, um dort Street Art zu fotografieren. Diese Bilder brachten die SuS anschließend in den Unterricht mit. Anhand dieser Beispiele wurden zunächst allgemeine Aspekte, die für die Untersuchung von Street Art wichtig sind, gesammelt und besprochen. Folgende Fragen ergaben sich: Was ist auf der Street Art abgebildet? Wie sehen die Abbildungen genau aus? Welche Technik wurde verwendet? Wo wurde diese Street Art gefunden? Die Ergebnisse wurden dann mit der Street Art verglichen, wie sie in dem Film „Exit through the Giftshop“, einer Dokumentation über Banksy, vorgestellt werden.
In der darauf folgenden Stunde begann die selbstständige künstlerische Arbeit der SuS. Als Anstoß und Orientierung für das eigene künstlerische Schaffen gab ich das Thema „Stadtutopien“ vor. Aufgabe für die SuS war, mit Hilfe von Street Art die Stadt entweder positiv zu verändern oder aber durch die eigenen Werke Denkanstöße zu geben, wie sie im positiven Sinne verändert werden könnte.
In diesem Zusammenhang diskutierten wir auch den Slogan „Reclaim your City“. Den SuS stand frei, mit ihren Werken Bezug zu dem gegenwärtig in den Medien viel diskutierten Begriff „Gentrifizierung“ zu nehmen und Anregungen aus diesem Bereich zu nutzen 4 . Die bereits gesammelten und besprochenen Beispiele von Street Art dienten als Anregung und Orientierung für die eigene Arbeit.
2.1 Entstehung der Untersuchungsfrage
Bereits in derselben Doppelstunde zeigte mir ein Schüler seinen Entwurf: Ein einfach gezeichneter Comickopf über dem links eine Blume und rechts das Zeichen für Radioaktivität schwebte. In der Mitte befand sich ein spiegelverkehrtes Fragezeichen, welches, wie ich auf Nachfrage herausfand, jedoch aus Versehen falsch abgebildet war. Diese Zeichnung wollte der Junge vervielfältigen und mit Hilfe von Stencils in der ganzen Stadt verteilen. Nach eigener Aussage wollte er so dazu anregen über Natur und Atomkraftwerke nachzudenken. Noch in derselben Stunde präsentierte mir außerdem ein Mädchen ihre Idee: Sie hatte vor, die Schule mit Paste Ups zu plakatieren, die einen Pfarrer, einen Rabbi und einen Imam, welche sich gegenseitig an den Händen halten, zeigen. Beide waren in Sorge, dass ihre zeichnerischen Fähigkeiten für eine ansprechende Umsetzung nicht genügen würde. Sowohl der Junge als auch das Mädchen hatten also die Aufgabe verstanden und eine Lösung gefunden, sie umzusetzen. Doch obwohl sie damit alle Kriterien erfüllt hatten, waren ihre Lösungen dennoch nicht befriedigend für mich. Sowohl die dahinterliegenden Ideen als auch die angedachte praktische Umsetzung waren nicht innovativ. Was war geschehen? Wollten sie jede weitere kognitive Anstrengung vermeiden oder fehlten ihnen die entsprechenden Hilfestellungen, um interessantere und komplexere Ideen zu entwickeln?
2.2 Ursachenforschung (Lerngruppenbeschreibung 2) und ihre Konsequenzen für das weitere didaktische Vorgehen
In der Mittelstufe hatten sich die SuS hauptsächlich mit verschiedenen Techniken beschäftigt und praktisch gearbeitet. Hier bestand die Herausforderung darin, die gelernte Technik unter Einbezug von Gestaltungs- und Kompositionsprinzipien bei der Arbeit an einem eigenen Werk ästhetisch überzeugend anzuwenden. Dabei hatten weder die Ideenfindung und die Aussage, die mit dem Werk erzielt werden sollte, noch die durch die Arbeit gemachten Erfahrungen und persönlichen Erkenntnisse im Vordergrund gestanden, sondern die Kompetenzen der SuS bei der praktischen Umsetzung der Werke. Bei ihren Vorhaben zum Thema Street Art hatten der Schüler und die Schülerin daher kaum darüber nachgedacht, welche Idee sie ausdrücken wollten und weshalb. Darüber hinaus zeugten die Gedanken zur praktischen Umsetzung nicht von Mut zum Experiment. Stattdessen griffen die SuS auf
Klischees im Zusammenhang mit Umweltschutz und Toleranz zurück, von denen sie vermutlich glaubten, ich als Lehrkraft würde sie gutheißen. Ergebnis wären Werke gewesen, die erneut nur in Hinblick auf die Fähigkeiten der praktischen Umsetzung, hier Zeichnung und ihre Übertragung in eine Schablone, hätten besprochen werden können. Anhand dieser Beispiele wurde mir klar, dass ich, um ihnen zu neuen Ideen zu verhelfen und damit die Chance zu geben, auch neue Erkenntnisse zu gewinnen, bisher unbekannte Handlungsräume öffnen musste. Dazu war es wichtig, dass sie ihre gewohnten Grenzen künstlerischer Gestaltungsweisen durchbrachen. In diesem Sinne durfte Street Art nicht allein als gut oder schlecht gelungene Zeichnungen oder Fotografien in Form von Stencils oder Paste Ups verstanden werden. Es musste eine neue, erweiterte Sicht auf Street Art möglich gemacht und in diesem Zusammenhang einer komplexeren Weise künstlerisch zu denken der Weg geebnet werden.
2.3 Komplexes künstlerisches Denken - Meine Definition
Die Bezeichnung „Komplexes künstlerisches Denken“ ist kein der Kunst, Kunsttheorie oder Kunstdidaktik entnommener, feststehender Begriff, welchen ich für meine Arbeit übernehme. In der vorliegenden Arbeit verstehe ich komplexes künstlerisches Denken als eine bestimmte Einstellung zu bzw. gegenüber künstlerischem Schaffen, die über die tradierte Vorstellung von Kunst hinausgeht. Wer eine solche Haltung einnimmt, spricht zunächst jeder Handlung künstlerisches Potential zu. Entscheidend ist nicht ihre Überzeugungskraft im Hinblick auf das gezeigte technische Können, sondern dass sie beim Kunstschaffenden selbst und/oder beim Betrachter zu einer Verschiebung der Wahrnehmung führt, zu kritischer Reflexion scheinbar gegebener Verhältnisse veranlasst und so eine Erweiterung des Denkens ermöglicht. In diesem Sinne wird eine Handlung beispielsweise künstlerisch, indem sie den persönlichen Fokus der oder des Kunstschaffenden auf die Welt herausstellt oder den Rezipienten bzw. die Rezipientin eine andere bestimmte Perspektive einnehmen lässt, die gewohnte Seh- und Wahrnehmungsweisen in Frage stellt. Weitergedacht können in diesem Zusammenhang durch Sozialisierung eingeübte Kategorisierungen gebrochen werden. Diese Art des künstlerischen Denkens beginnt aber schon damit, Dinge in den Fokus zu rücken, die normaler Weise nicht beachtet werden. Es geht darum, den Blick für das Bemerkenswerte im Alltäglichen zu schärfen und eine Verknüpfung zwischen Dingen herzustellen, die normaler Weise nicht verbunden werden. Komplexes künstlerisches Denken geschieht dort, wo über gängige Kategorien hinaus gedacht, neue Kategorien geschaffen, Neues und Ungewöhnliches ausprobiert, sowie Normen abgestriffen werden. Denken und Handeln gehen dabei ineinander über und bedingen sich gegenseitig. Kunst in diesem Sinne manifestiert sich insbesondere in Formen, die traditionelle Bereiche der Kunst wie Malerei, Zeichnung und Plastik überschreiten und die sich insbesondere seit Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt haben. Künstlerinnen und Künstler, die im Kontext der hier skizzierten künstlerischen Denk- und Handlungsweisen verortet werden können, nutzen Strategien aus den Bereichen Aktion, Performance, Body Art, Land Art, Konzept- und Kontextkunst.
Um eine Beliebigkeit des Handelns zu vermeiden, gilt es jedoch auch hier, wie bei allem künstlerischem Ausdruck, die Form und das verwendete Material auf ihre Wirkung hin zu überprüfen, denn ein wesentlicher Teil jeder künstlerischen Arbeit besteht darin, durch die Auswahl der Mittel zu einer besstimmten Aussage zu gelangen. Diesen untrennbaren Zusammenhang zwischen künstlerischer Intention und den technischen Verfahren ihrer Realisation für alle künstlerischen Handlungen konstatieren auch Johannes Kirschenmann und Frank Schulz in ihrem Buch „Praktiken der modernen Kunst“ : „Ein bestimmtes künstlerisches Anliegen lässt sich also nicht mit beliebigen Mitteln umsetzen, sondern diese müssen dem Anliegen optimal entsprechen - möglicherweise entwickeln sie sich auch erst mit dem Anliegen. ... Es wird sich zeigen, daß sich künstlerisches Können nicht in bloßer Handfertigkeit erschöpft. Das ist jedenfalls nicht das Können, von dem die Kunst kommt. Es gilt in Erfahrung zu bringen, worin künstlerisches Können tatsächlich besteht: nämlich darin, daß mit treffenden Mitteln Gefühle und Gedanken, die Befindlichkeit in der Zeit zum Ausdruck gebracht werden.“ 5 Diese Tatsache verlangt die Fähigkeit zu reflektiertem Vorgehen und ist ebenfalls Bestandteil des hier dargestellten komplexen künstlerischen Denkens.
2.4 Theoretische Bezüge
Meine Idee, durch die Auseinandersetzung mit Erweiterter Street Art erste Schritte hin zu einem komplexen künstlerischen Denken in der von mir dargestellten Form anzuleiten, beruht auf keinem einzelnen kunstpädagogischen Konzept oder einer bestimmten künstlerischen Strömung, sondern greift Impulse aus verschiedenen Ansätzen der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts und der Kunstpädagogik insbesondere des 21. Jahrhunderts auf.
In der Kunst sind hier vor allem Tendenzen wesentlich, bei denen institutionalisierte Orte wie Museen verlassen und Kunst in den Außenraum getragen wird. Vor allen anderen sind hier die Land Art 6 , die Site-Specific Art 7 und natürlich die gegenwärtig populäre Street Art zu nennen, die sich gerade erst auf dem Weg befindet, Teil des Kunstkanons zu werden.
Im Zusammenhang mit der Kunstdidaktik orientiere ich mich sowohl am Konzept der künstlerischen Bildung als auch an einer bildorientierten Didaktik. Basis des Konzepts der Künstlerischen Bildung, welches vor allem von Carl-Peter Buschkühle begründet und vorangetrieben wurde, ist der von Joseph
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- Berit Eichler (Author), 2012, Claim Your City - And Turn It Upside Down, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207732
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