Diese Hausarbeit, mit dem Thema „Die badische Volkskunde, Elard Hugo Meyer und seine Fragebogenaktion“, ist im Rahmen des Proseminars „Basistexte der europäischen Ethnologie I – von Weinhold bis Maus“ entstanden. Sie beruht auf einem Referat zum Thema Elard Hugo Meyer und soll dessen Leistungen für die Volkskunde verdeutlichen. Die Arbeit beschäftigt sich zum einen mit der Person Elard Hugo Meyer und zum anderen, mit seiner Fragebogenaktion und deren Ergebnissen. Außerdem werden einige Hintergründe zur Entstehung und Bedeutung dieser Aktion aufgedeckt. Ich werde speziell auf die badische Volkskunde eingehen und dabei auch Informationen über die Stellung des Volkes in der Literatur dieser Zeit, so wie Meyer dies bewertet hat, geben.
Ein wichtiger Punkt der Arbeit wird das „Volk“ an sich sein. In diesem Zusammenhang ist zu klären, was Meyer unter „Volk“ verstand. Für ihn besteht das Volk aus der unteren und einem Teil der mittleren Gesellschaftsschicht. Dementsprechend hat er auch seine Forschungen durchgeführt und strukturiert, denn er beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Landvolk bzw. mit den Bauern. Ein weiterer Aspekt werden die Ergebnisse der Umfrage sein, auf welche ich aber nur kurz eingehen werde, da ich das Hauptgewicht der Hausarbeit auf die Fragebogenaktion an sich gelegt habe.
Inhalt
1. Einleitung
2. Zur Biografie
3. Zur badischen Volkskunde
a. Die Stellung und Entwicklung des Volkes in der Literatur
b. Die Entwicklung der badischen Volkskunde
4. Die Fragebogenaktion
a. Das „Vorbild“ zu E.H. Meyers Fragebogen – die Mannhardt Umfrage
b. Die Vorarbeit zur Fragebogenaktion
c. Allgemeines zu E.H. Meyers Fragebogen
d. Zum Inhalt E. H. Meyers Fragebogen
5. Meyers Ausführungen und Erklärungen zum Inhalt des Fragebogens
a. Orts-, Flur-, Personennamen, Hausbau und Nahrung
b. Volkstracht
c. Gewerbebräuche
d. Märchen und Lieder
e. Sagen
f. Sitten und Bräuche
g. Sprachliches
6. Die Verarbeitung des Gesammelten Materials
7. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Diese Hausarbeit, mit dem Thema „Die badische Volkskunde, Elard Hugo Meyer und seine Fragebogenaktion“, ist im Rahmen des Proseminars „Basistexte der europäischen Ethnologie I – von Weinhold bis Maus“ entstanden. Sie beruht auf einem Referat zum Thema Elard Hugo Meyer und soll dessen Leistungen für die Volkskunde verdeutlichen.
Die Arbeit beschäftigt sich zum einen mit der Person Elard Hugo Meyer und zum anderen, mit seiner Fragebogenaktion und deren Ergebnissen. Außerdem werden einige Hintergründe zur Entstehung und Bedeutung dieser Aktion aufgedeckt. Ich werde speziell auf die badische Volkskunde eingehen und dabei auch Informationen über die Stellung des Volkes in der Literatur dieser Zeit, so wie Meyer dies bewertet hat, geben.
Ein wichtiger Punkt der Arbeit wird das „Volk“ an sich sein. In diesem Zusammenhang ist zu klären, was Meyer unter „Volk“ verstand. Für ihn besteht das Volk aus der unteren und einem Teil der mittleren Gesellschaftsschicht1. Dementsprechend hat er auch seine Forschungen durchgeführt und strukturiert, denn er beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Landvolk bzw. mit den Bauern.
Ein weiterer Aspekt werden die Ergebnisse der Umfrage sein, auf welche ich aber nur kurz eingehen werde, da ich das Hauptgewicht der Hausarbeit auf die Fragebogenaktion an sich gelegt habe.
2. Zur Biografie von Elard Hugo Meyer
Elard Hugo Meyer wurde am 6.10.1837 in Bremen geboren. Er studierte bis 1860 in Bonn, Tübingen und Berlin die deutsche Philologie. Danach begann er mit der Erforschung der historischen Bestandteile und der Sagenentwicklung im Orendel und Oswalt. Ab 1863 arbeitete Meyer als Lehrer an der Hauptschule in Bremen. Von 1865 bis 1867 entwarf er eine Biografie über J.M. Lappenberg und editierte 1875-1878 J. Grimms Mythologie neu, in der er auch die Nachträge dieses Werkes verwertete. Während dieser Zeit (1876) übernahm Meyer das Amt des Direktors der Handels- (Real-) Schule in Bremen, welches er 1882 allerdings aus gesundheitlichen Problemen wieder niederlegen musste. Anschließend siedelte er nach Freiburg über. In dieser Zeit entstand der Aufsatz über „Sprüche des (zerstörten) Bremer Rathstuhls“. 1883 erschien der erste Band der „Germanischen Mythen“; 1887 der zweite heraus. Im selben Jahr habilitierte Meyer an der Universität in Freiburg und wurde 1890 Honorarprofessor. Ein Jahr später wurden seine Werke „Germanische Mythologie“ und „Die eddische Kosmologie“ veröffentlicht. Die „Germanische Mythologie“ sollte als Lehrbuch für Studenten dienen.
1894/95 führte Meyer zusammen mit Friedrich Kluge und Fridrich Pfaff eine Frage- bogenaktion, nach dem Beispiel seines Lehrers W. Mannhardt, durch, auf deren Bedeutung und Verwendung ich im weiteren noch eingehen werde.
1896 veröffentlichte er seinen Aufsatz über die Totenbretter im Schwarzwald und 1898 erscheint sein Werk „Deutsch Volkskunde“. Zwei Jahre später publiziert er sowohl die Ergebnisse der Fragebogenaktion in dem Buch „ Badisches Volksleben im 19. Jahrhundert“, als auch die 3. Bearbeitung des „ Deutschen Volksaberglaubens der Gegenwart“. Weitere drei Jahre später, also 1903, kommt das Werk „Mythologie der Germanen“ heraus. Im folgendem Jahr führt Meyer Untersuchungen zu den indogermanischen Pfluggebräuchen durch.
Am 11.02.1908 stirbt Elard Hugo Meyer in Freiburg nach einer langen Krankheit.
3. Zur „Badischen Volkskunde“
a) Die Stellung und Entwicklung des „Volkes“ in der Literatur
Meyer beginnt mit der Kritik am Desinteresse der Schriftsteller, Geschichtsschreiber und Ethnologen gegenüber allen Schichten der Gesellschaft. Volk setzt sich für ihn aus den niederen Ständen und einem Teil des Mittelstandes zusammen. Dieses Volk findet in der „großen Literatur“ fast keine Beachtung. Über Jahrtausende hinweg waren die Hauptthemen Götter, Könige, Helden, Ritter, Heilige, Feldherren und Staatsmänner. Viel zu selten wurden Handwerder, Bauern, Tagelöhner oder Hirten von Autoren berücksichtig. Und so gut wie nie suchten Schriftsteller das Volk bei der Arbeit auf oder beobachteten dessen Leben. Das ist darauf zurückzuführen, dass sie, ebenso wie Ethnologen und Geschichtsschreiber ihr eigenes Volk als selbstverständlich ansehen und sich so lieber dem Fremden und Unbekannten zuwenden. Dieses Phänomen tritt schon in der mittelalterlichen Poesie auf. Oft werden Burgen, Paläste, Kirchen oder Klöster beschrieben, aber kaum Bürgerhäuser, Bauernhöfe oder Arbeiterhütten. Durch diese Darstellungsweisen entstand ein verschobenes Bild der Gesellschaft. Es wurde dem Menschen falsche Tatsachen vorgespielt. Man bekam keinen Eindruck von den unteren Schichten, denn das Reale und die Gegenwart wurden nicht beschrieben. Im Prinzip übt Meyer an dieser Stelle Kritik an der Romantik, welche die Welt idealisiert, in der Vergangenheit die Vollkommenheit sieht und sich von der Wirklichkeit abkehrt. Dennoch untersucht er selbst letztendlich nicht die Gegenwart, sondern forscht in der Vergangenheit des badischen Volkes, in den Sitten und Bräuchen, Märchen und Sagen usw. und damit arbeitet er nach romantischer Vorstellung und widerspricht sich so genaugenommen selbst.02
Meyer zeichnete die Entwicklung des Volkes in der Literatur weiter. Gegen Ende des Mittelalters tritt das Volk in Form von Meistersang, Städtechroniken, Fastnachtsspiel und Volkslied in der Literatur in Erscheinung. Doch mit Luthers Bibelübersetzung und der Reformation wird die Gesellschaft und die Kirche schwer erschüttert. Während dieser Zeit existiert viel Rohheit, aber es entwickelt sich auch eine Art deutsches Volksgefühl. Dennoch verschwindet das Volk danach wieder aus der Literatur.
Es folgt die Epoche der Aufklärung. Hier bildet sich eine neue Achtung vor dem Volkstum heraus und ebenso ein wachsendes Interesse am Volk selbst. Es kommt sogar zu einem beachtlichen Austausch zwischen den Ständen. Nunmehr ist der Grundstein zu einer wirklichen Geschichte des deutschen Volkes gelegt worden. Eine Bremsung erfährt die Entwicklung durch Napoleon und die Französische Revolution.
Trotzdem kommt es zu einem Volksliedaufschwung in der Romantik, deren wichtigste Vertreter, neben vielen anderen Romantikern, wohl A. v. Arnim und C. Brentano, zwei Heidelberger Romantiker und die Gebrüder Grimm, deren besonderer Verdienst die Sammlung von Sagen, Mythen, Märchen, Bräuchen und Sitten ist. Außerdem baute Jacob Grimm drei der vier Pfeiler der Volkskunde neu auf, die da wären:
1. Wissenschaft der deutschen Sprache
2. Wissenschaft des deutschen Rechts
3. Wissenschaft der deutschen Sitte
4. Wissenschaft des deutschen Glaubens.
Anfangs arbeiteten die deutschen Volksforscher mit großer Emsigkeit, um Erkenntnisse über das Volk und seine Eigenheiten zu erringen. Allerdings hatte bald jede deutsche Landschaft ihr eigenes Sagenbuch, was dazu führte, dass die Erforschung der Bräuche und des Aberglaubens mit weniger Elan betrieben wurden. Dies wiederum hatte die Überlegenheit anderer Länder auf diesem Gebiet der Wissenschaft zur Folge. Das äußerte sich vor allem in einer großen Anzahl von Vereinen und Zeitschriften für Volkskunde und Folklore, von denen es in Deutschland nur einen einzigen in Berlin gab, welcher nicht in der Lage war bis in alle Einzelgebiete Deutschlands vorzudringen.1881 nannte er sich „Am Urdbrunnen“ und 1892 „Am Urquell“. Des weiteren existiert seit 1888 die Zeitschrift „Veckenstedts Zeitschrift für Volkskunde“. Man sieht also, dass die Bemühungen im Gegensatz zu anderen Ländern in Deutschland sehr gering waren. Innerhalb Deutschlands lag, was die Erforschung des Volkes anbetraf, Baden an letzter Stelle.
b) Die Entwicklung der badischen Volkskunde
Elard Hugo Meyer zählt in seinem Aufsatz die „geringen“ Leistungen badischer Wissenschaftler auf dem Gebiet der Volkskunde auf. So entstanden im 18.Jahrhundert von Franz Steyrer und später von dem Pfarrer Jäck Schilderungen über die freie Bauernkunst der Uhr- und Glasmacherei des Schwarzwaldes. Es folgten um 1820 in Form von historischen Schriften Beiträge zur Kunde, der Sage, des Brauches und des Aberglaubens von Fr. J. Mone, Jos. Bader und H. Schreiber. Danach erschienen weitere Sagenbücher von Schnezler (1846) und von B. Baader (1851+59). Auch C.G. Fecht, Lucian Reich, Schäble, V. Scheffel und der Pfarrer Hansjakob „stellten eingehend und ... mit bezaubernder Frische das Volksleben einzelner Landschaften dar“. Allein das Werk „Das Großherzogtum Baden“ (1883) gibt einen kleinen Überblick über die Volksarten und die Denk- und Lebensweise des badischen Volkes. Weitere wichtige Erkenntnisse erlangten Bacmeister, Buck und Birlinger. Letzterer schuf und leitete die Zeitschrift Alemannia bis zu seinem Tod. Er trug viel, allerdings sehr zerstreutes volkskundliches Material zusammen. 1892 erschien ein weiteres Werk „Die Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes“ von Gothein, welches Licht in die Charaktere und Sitten und Bräuche der Bauern brachte. Trotz all dieser Leistungen kritisiert Meyer den Stand der badischen Volkskunde. Er ist der Meinung, dass dieser nicht ausreichend war, da andere Gebiete in Deutschland weiterentwickelt waren. So besaß Baden zum Beispiel kein Wörterbuch der Mundarten, welches in vielen anderen Gebieten, beispielsweise in Bayern („von Schmeller) oder in Schwaben ( „von Schmid’s) vorhanden ist. Außerdem gibt es kaum Volkslied-, Sprichwörter-, oder Rätselsammlungen. Während in den deutschen Berglandschaften, vom Rheinland bis nach Mittel- und Süddeutschland, in Oberschwaben und sogar in Siebenbürgen Volksschauspiele, Weihnachts-, Dreikönigs- und Passionsspiele aufgeführt werden, sind diese in Baden fast nicht mehr bekannt. Hier existiert nur noch das Sternsingen, einige dürftige Dreikönigslieder, wenige Pfingstaufzüge und Sprüche zu Bräuchen. Aufgrund dieser Mängel sollen Bräuche nun genau beschrieben und gesammelt werden. Der Sinn und der Ursprung musste untersucht, sowie die Stellung innerhalb des alten Festkalenders erkannt werden.
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1 Meyer, Badische Volkskunde
2 Meyer, Badische Volkskunde
- Citar trabajo
- Patricia Laukó (Autor), 2003, Die badische Volkskunde, Elard Hugo Meyer und seine Fragebogenaktion, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20721
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