Dynamische Märkte erfordern dynamische Unternehmensstrukturen. Um sich an das
ständig ändernde Marktumfeld anpassen, innovative Produkte entwickeln und neue
Märkte erschließen zu können, sind Unternehmen permanent auf der Suche nach
Möglichkeiten zur Steigerung von Schnelligkeit und Flexibilität. Die Idee des virtuellen
Unternehmens, d. h. die Konzentration auf Kernkompetenzen und gleichzeitige
Kooperationen, gilt seit einiger Zeit als der Schlüssel zum Erfolg. Die aus realen
Unternehmen aufgebauten integrierten Logistikketten entwickeln sich hin zu dynamischen
Netzwerken [SCHU98, S. 16-25].
Inhaltsverzeichnis
1 Auf der Suche nach der geforderten Flexibilität
2 Basisüberlegungen
2.1 Definition Supply Chain Management
2.2 Referenzmodell
2.3 Supply Chain Modelle
2.4 Ansatzpunkte für eine Weiterentwicklung des SCM
3 Von SCM zur Supply Network Logistik
3.1 Begriffsabgrenzung und Definition
3.2 Umsetzung von Supply Network Logistik
3.2.1 Anbahnung und Konfiguration des Netzwerks
3.2.2 Koordination der logistischen Prozesse
3.2.3 Dezentrale Planung und Steuerung
3.2.4 Kommunikation zur Erreichung vollständiger Transparenz
3.2.5 Erhöhung der Flexibilität
3.3 Auswirkungen und Potentiale
4 Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis.
1 Auf der Suche nach der geforderten Flexibilität
Dynamische Märkte erfordern dynamische Unternehmensstrukturen. Um sich an das ständig ändernde Marktumfeld anpassen, innovative Produkte entwickeln und neue Märkte erschließen zu können, sind Unternehmen permanent auf der Suche nach Möglichkeiten zur Steigerung von Schnelligkeit und Flexibilität. Die Idee des virtuellen Unternehmens, d. h. die Konzentration auf Kernkompetenzen und gleichzeitige Kooperationen, gilt seit einiger Zeit als der Schlüssel zum Erfolg. Die aus realen Unternehmen aufgebauten integrierten Logistikketten entwickeln sich hin zu dynamischen Netzwerken [SCHU98, S. 16-25].
2 Basisüberlegungen
Um eine gemeinsame Basis für die weiteren Überlegungen zu schaffen, werden zunächst das Supply Chain Management (SCM) und zu Grunde liegende Modelle näher betrachtet sowie die Grenzen des SCM aufgezeigt.
2.1 Definition Supply Chain Management
Das SCM ist ein Organisationskonzept, welches mehrere in einem vertikalen Güter- austausch stehende Unternehmen verbindet (‚from your supplier’s supplier to your customer’s customer’). Dies bedeutet, Unternehmen hintereinander liegender Wert- schöpfungsstufen werden zu einer homogenen Kette verbunden [SCHI00, S. 27f.].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2-1: Supply Chain (in Anlehnung an [SCHI00, S. 29])
Zu den Akteuren als Elemente der Supply Chain (SC) zählen Zulieferer, Produzen- ten, Distributoren, Händler und Kunden. Beim SCM werden aber nicht nur Güter- ströme betrachtet, sondern auch die in entgegengesetzter Richtung fließenden Infor- mationen, welche die SC-Aktivitäten auslösen und steuern, sowie die Geldströme, welche zwischen den Akteuren fließen (vgl. Abb. 2-1) [KLAU98, S. 434f.]. Hieraus wird ersichtlich, dass einzelne Unternehmen nicht isoliert zu betrachten sind. Ent- scheidend ist vielmehr die Integration aller Beteiligten, um eine Verbesserung des Gesamtprozesses zu erreichen. Das schwächste Glied einer solchen Versorgungskette bestimmt dabei den Gesamterfolg [SCHI00, S. 27f.]. SCM ist folglich die aktive Gestaltung und Verbesserung der Wertschöpfungskette mit dem Ziel der Sicherung und Steigerung des Erfolgs aller beteiligten Unternehmen [KLAU98, S. 435].
2.2 Referenzmodell
Beim SCM als auch bei der später betrachteten Supply Network Logistik (SNL) werden bestehende Prozesse erfasst und bewertet. Hierzu müssen sich die teilnehmenden Unternehmen auf eine einheitliche Prozesssprache einigen und möglichst identische Methoden und Werkzeuge anwenden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2-2: SCOR-Referenzmodell (in Anlehnung an [KNOL02, S. 4])
Für diesen Zweck wird vom Supply Chain Council, einem Verbund von mehr als 300 Unternehmen, ein Referenzmodell bereitgestellt. Das sog. SCOR-Modell besteht aus den vier Teilprozessen Planen, Beschaffen, Herstellen und Liefern (vgl. Abb. 2- 2). Diese werden weiter in Prozesskategorien zerlegt, welche wiederum branchen- bzw. kooperationsspezifisch auszugestalten und zu konkretisieren sind [KALU99, S. 21-25].
2.3 Supply Chain Modelle
Grundsätzlich sind drei SC-Modelle zu unterscheiden - das zentralisierte, dominierte und koordinierte. Anzumerken ist, dass aktuelle Lösungen sich durch eine gemeinsame Planung auszeichnen.
Im zentralistischen Modell übernimmt eine neutrale Instanz im Sinne eines ‚wohl- wollenden Diktators’ die Koordination der SC. In einem zentralen System werden alle relevanten Informationen wie Bedarfe, Liefertermine, Kapazitätsbelegung, Bear- beitungszeiten, Auftrags- und Materialbestände sowie Liefersituationen und Progno- sen im Beschaffungsbereich gesammelt und geplant. Die Ergebnisse dieser unterneh- mensübergreifenden Planung werden den Teilnehmern dann für deren Feinplanung zur Verfügung gestellt.
Die Koordination der Material-, Geld- und Informationsflüsse erfolgt im dominierten Modell ähnlich wie im zentralisierten. Allerdings befindet sich das zentrale Planungssystem bei einem Teilnehmer der SC. Meist ist dies der Hersteller des vom Kunden nachgefragten Produktes.
Im koordinierten Modell ist keine zentrale Planungsinstanz mehr vorgesehen. Vielmehr erfolgt die Koordination und Planung dezentral, d. h. verteilt bei den Teilnehmern der SC [THOM01, S. 1524].
2.4 Ansatzpunkte für eine Weiterentwicklung des SCM
Das Konzept des SCM weist einige Schwächen auf, welche eine Weiterentwicklung dieses Ansatzes erforderlich machen.
Oftmals sind Unternehmen Teilnehmer bei diversen SC (Mehrfachbindung) mit un- terschiedlichen Partnern, die gleichzeitig auf Kapazitäten und Ressourcen zugreifen sowie verschiedene logistische Anforderungen stellen [HART02, S. 1]. Des weiteren werden horizontale Kooperationen, d. h. eine Zusammenarbeit zwischen Unterneh- men gleicher Wertschöpfungsstufe zur gemeinschaftlichen Erfüllung logistischer Aufgaben, nicht berücksichtigt. Hierzu zählen bspw. gemeinsame Transporte. Auch reicht die Integration meist nur vom Rohstofflieferanten bis zum Endkunden als letztes Kettenglied. Vernachlässigt werden dabei aber die Entwicklungs- sowie Entsorgungslogistik [PFOH97, S. 14-16]. Nicht zuletzt liegt es einem Unternehmen fern, sich einer zentralistischen Planung zu unterwerfen, da hierdurch die eigene Planungshoheit gefährdet wird [DANG01, S. 1374].
Der Aufwand zur Modellierung einer SC ist enorm, so dass eine Etablierung mit hohen Kosten und damit Ein- bzw. Austrittsbarrieren verbunden ist. Eine flexible Zusammenarbeit wird dadurch erschwert. Die Kooperation mehrerer Unternehmen im Sinne einer ‚echten’ SC findet somit kaum statt. Die meisten Praxisbeispiele dienen nur der innerbetrieblichen Ablaufverbesserung ohne nennenswerte unternehmensübergreifende Verbesserung [THOM01, S. 1526f.].
Der Fokus auf einzelne Lieferketten zieht unrealistische Grenzen, da eine gesamtheitliche Planung und Steuerung nur unter Betrachtung ganzer Unternehmensnetzwerke möglich ist. Der Ansatz muss deshalb in Richtung der SNL erweitert werden [HART02, S. 1].
3 Von SCM zur Supply Network Logistik
Im Folgenden werden der Übergang vom SCM zur SNL und daraus resultierende neue Anforderungen sowie mögliche Potentiale des Konzepts untersucht.
3.1 Begriffsabgrenzung und Definition
Eine exakte und einheitliche Definition von SNL ist momentan in der Literatur nicht zu finden. Ein umfassendes Verständnis lässt sich durch die Betrachtung der Re- striktionen aus Kapitel 2.4 sowie der Verknüpfung von Meinungen verschiedener Autoren erreichen, wobei drei Punkte besonders hervorzuheben sind. Erstens basiert das Konzept der Vernetzung im Supply Network (SN) auf der Über- lagerung von einzelnen SC (vgl. Abb. 3-1) und darüber hinaus auf der Integration von Unternehmen aus Entwicklung und Entsorgung [KNOL02, S. 3]. Zweitens zeichnet sich die SNL durch eine verteilte dezentrale Planung bei den Teilnehmern aus [THOM01, S. 1527f.]. Drittens verfügt das SN über eine im Vergleich zur SC höhere Flexibilität [THOM00, S. 96].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3-1: Supply Network (in Anlehnung an [KNOL02, S. 4])
Daraus ergibt sich in Anlehnung an den Begriff des SCM (vgl. Kapitel 2.1) folgende Definition: SNL ist die aktive Gestaltung und Verbesserung von Wertschöpfungs- prozessen innerhalb eines dezentral gesteuerten, flexiblen Netzwerks autonomer Unternehmenseinheiten mit dem Ziel, komplexe Produkte und Leistungen zu entwi- ckeln, herzustellen sowie zu vertreiben, und dabei den Erfolg der beteiligten Unter- nehmen zu steigern.
3.2 Umsetzung von Supply Network Logistik
Zu den drei Kernaufgaben der SNL zählen die verzögerungsfreie Bereitstellung rele- vanter Planungsinformationen an alle Teilnehmer, die unternehmensübergreifende Prozessintegration sowie die verbindliche Planung und Zusage von Lieferterminen [THOM01, S. 1523]. Im Zuge der Umsetzung des Konzepts müssen die einzelnen Teilnehmer ihre internen Abläufe und Strukturen auf die überbetriebliche prozessori- entierte Zusammenarbeit anpassen. Es bilden sich in einem ersten Schritt stabile Netzwerkarrangements und in weiteren Entwicklungsstufen wandelbare Unterneh- menskooperationen [LUTZ99, S. 117].
3.2.1 Anbahnung und Konfiguration des Netzwerks
Ein Netzwerkmanager muss die Planung und Anbahnung eines SN sowie die Gestaltung der Infrastruktur, d. h. des Informations- und Kommunikationssystems, übernehmen. Hierfür kommen die Großunternehmen des zukünftigen Verbundes in Frage. Dabei kann ein einzelnes Unternehmen diese Aufgabe erfüllen oder mehrere Partner in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit [HART02, S. 3].
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- Citation du texte
- Chris Kürschner (Auteur), 2002, Von SCM zur Supply Network Logistik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20720
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