Der Horrorfilm – so manchem mag er als anspruchslose und blutige Unterhaltung
gelten, andere sehen in ihm einen Spiegel desatröser gesellschaftlicher Zustände
oder eine Kritik an politischen Verhältnissen. Wie auch immer man den Horrorfilm
einordnen mag, über seine Grundsubstanz, über das, was einen Film zu einem
Horrorfilm macht, lässt sich schwerlich streiten:
In nahezu jedem Film dieses Genres wird zunächst einmal das normale Leben einer
Gruppe von Menschen oder eines Individuums gezeigt und vorgestellt. Nach einiger
Zeit passiert dann etwas Schreckliches; eine – wie auch immer geartete – Bedrohung
bringt das Alltagsleben gehörig aus den Fugen.
Der kanadische Filmkritiker Robin Wood erkennt in dieser (scheinbaren)
Gesetzmäßigkeit die elementare Formel des Horrorfilmes: „Die Normalität ist durch
das Monster bedroht“. Normalität bedeutet für Wood die Übereinstimmung mit den
vorherrschenden sozialen Normen; ein Leben, das meist mit den in der bürgerlich kapitalistischen Welt vorherrschenden gesellschaftlichen Grundsätzen der
Monogamie und Heterosexualität im Einklang steht.
Das Monster kann für Wood so ziemlich alles von einem Blutsauger oder einem
riesigen Ungetüm bis hin zu einem vom Teufel besessenen Kind oder einem
mutierten Zellklumpen sein. Entscheidend ist nicht die äußere Form des Monsters,
sondern das, was es verkörpert. Hierbei handelt es sich Wood zufolge um die
Konzepte des gesellschaftlich und individuell Verdrängten und des Anderen, die
durch die Figur des Monsters zum Ausdruck gebracht werden. Doch was bedeutet
diese Konzepte überhaupt?
Inhaltsverzeichnis
- Das Monster und die Normalität
- Über Sinn und Unsinn von Woods Horrorformel
- Die Formel: Monster-Normalität-Beziehung
- Beispiel 1: DR. JEKYLL AND MR. HYDE
- Beispiel 2: Die Formel in der Blütezeit des Horrorfilms (1970er)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text analysiert die Formel des Horrorfilms, die der kanadische Filmkritiker Robin Wood aufgestellt hat. Wood argumentiert, dass der Horrorfilm ein Spiegel gesellschaftlicher Zustände und verdrängter Triebe ist. Das zentrale Motiv ist die Konfrontation zwischen Normalität und Monster, wobei das Monster die verdrängten Anteile der Gesellschaft repräsentiert.
- Analyse von Woods Horrorformel
- Verdrängung und die Rolle des Monsters
- Kritik an gesellschaftlichen Normen
- Der Horrorfilm als Spiegel des menschlichen Selbst
- Die Beziehung zwischen Monster und Normalität
Zusammenfassung der Kapitel
In diesem ersten Kapitel werden die zentralen Thesen von Robin Wood zur Horrorformel vorgestellt. Er erläutert, dass der Horrorfilm das menschliche Bedürfnis nach der Zerstörung von Normen spiegelt und wie das Monster diese Bedrohung verkörpert.
Das zweite Kapitel analysiert Woods Formel anhand des Films MURDERS IN THE RUE MORGUE. Hierbei wird der Doppelgänger-Motiv als strukturierende Funktion des Films aufgezeigt und die Unmöglichkeit der Trennung zwischen Reinheit/Normalität und Erotik/Erniedrigung diskutiert.
Das dritte Kapitel untersucht die Formel anhand von zwei Beispielen aus unterschiedlichen Epochen: DR. JEKYLL AND MR. HYDE (1931) und einem nicht näher genannten Film aus den 1970er Jahren.
Schlüsselwörter
Horrorfilm, Formel, Normalität, Monster, Verdrängung, gesellschaftliche Normen, Robin Wood, Freud, Marcuse, Doppelgänger, Sexualität, Aggression, DR. JEKYLL AND MR. HYDE, MURDERS IN THE RUE MORGUE
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- Lea Horak (Autor), 2012, Das Monster und die Normalität, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207008