Das von dem „dunklen Zeitalter“ tief greifend geprägte Griechenland erlebte im Laufe der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. einige grundlegende Veränderungen, die später im Laufe des 7. und des 6. Jahrhunderts ihre Fortsetzung fanden. Die nachhomerische Welt des 7. und 6. Jahrhunderts, die auch als „archaische Epoche“ Griechenlands bezeichnet wird, war eine Zeit der Konsolidierung und des Umbruchs. Was sich bereits an gesellschaftlichen Veränderungen im 8. Jahrhundert herauskristallisierte, entwickelte sich weiter und führte schließlich zu einer Neuorganisierung der griechischen Gesellschaftsstrukturen. Neben der zunehmenden Herausbildung von Handelsbeziehungen und einem wirtschaftlichen Aufschwung, konnte sich seit dem ausgehenden 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung die Polis als neuer Staatstyp im gesamten Mittelmeerraum durchsetzen, wobei oftmals ein auf Erbfolge beruhendes System der Aristokratie die Spitze der Hierarchie in den Poleis bildete. Diese Zeit, von gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt, zeigte sich besonders deutlich bei der Gestaltung und Anpassung der politischen Verhältnisse an die ständigen fortschreitenden sozialen, ökonomischen und militärischen Faktoren, die das Leben vieler Gemeinwesen veränderten. So nahmen die Konflikte zwischen den führenden aristokratischen Familien um Macht, Einfluss und Kontrolle zu und führten meist zu erheblichen Spannungen zwischen Individuen und Kollektiven innerhalb der neu entstandenen Polisgemeinschaften. Derartigen Veränderungen unterzog sich im 6. Jahrhundert v. Chr. auch die attische Polis, welche sich auf dem griechischen Festland zu einer Hegemonialmacht zu entwickeln begann, zu der sich der Schwerpunkt der sozialökonomischen, politischen und kulturellen Fortschritte verlagerte. Neben der fortschreitenden Urbanisierung des städtischen Zentrums, einem Aufschwung der Wirtschaft und des Handels und der Entwicklung des kulturellen Lebens, unter anderem durch die Neuorganisierung der „Panathenäen“, kam es auch zu erheblichen Kämpfen zwischen einzelnen aristokratischen Familien um Macht und Einfluss, die oftmals im Bestreben einzelner gipfelte, die absolute Herrschaftsgewalt an sich reißen zu wollen. Diese Auseinandersetzungen und die Bildung einer Konkurrenz unter den aristokratischen Familien, führte schließlich zu einer entscheidenden Phase in der Entwicklung der attischen Polis im 6. Jahrhundert v. Chr., welche im Wesentlichen durch zwei aristokratische Familien maßgeblich geprägt wurde.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Quellenlage
III. Der kylonische Frevel
IV. Die Situation vor der Tyrannis der Peisistratiden
V. Übergangsphase innerhalb der attischen Tyrannis
V.1 Das Wirken der Alkmeoniden in Delphi
V.2 Der Sturz des Hippias und das Ende der Tyrannis
VI. Die Zeit zwischen der Tyrannis und der Reform des Kleisthenes
VII. Die Reformen des Kleisthenes
VIII. Schluss
IX. Quellen- und Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Das von dem „dunklen Zeitalter“[1] tief greifend geprägte Griechenland erlebte im Laufe der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. einige grundlegende Veränderungen, die später im Laufe des 7. und des 6. Jahrhunderts ihre Fortsetzung fanden. Die nachhomerische Welt des 7. und 6. Jahrhunderts, die auch als „archaische Epoche“[2] Griechenlands bezeichnet wird, war eine Zeit der Konsolidierung und des Umbruchs. Was sich bereits an gesellschaftlichen Veränderungen im 8. Jahrhundert herauskristallisierte, entwickelte sich weiter und führte schließlich zu einer Neuorganisierung der griechischen Gesellschaftsstrukturen. Neben der zunehmenden Herausbildung von Handelsbeziehungen und einem wirtschaftlichen Aufschwung, konnte sich seit dem ausgehenden 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung die Polis als neuer Staatstyp im gesamten Mittelmeerraum durchsetzen,[3] wobei oftmals ein auf Erbfolge beruhendes System der Aristokratie die Spitze der Hierarchie in den Poleis bildete. Diese Zeit, von gesellschaftlichen Umbrüchen geprägt, zeigte sich besonders deutlich bei der Gestaltung und Anpassung der politischen Verhältnisse an die ständigen fortschreitenden sozialen, ökonomischen und militärischen Faktoren, die das Leben vieler Gemeinwesen veränderten. So nahmen die Konflikte zwischen den führenden aristokratischen Familien um Macht, Einfluss und Kontrolle zu und führten meist zu erheblichen Spannungen zwischen Individuen und Kollektiven innerhalb der neu entstandenen Polis gemeinschaften. Derartigen Veränderungen unterzog sich im 6. Jahrhundert v. Chr. auch die attische Polis, welche sich auf dem griechischen Festland zu einer Hegemonialmacht zu entwickeln begann, zu der sich der Schwerpunkt der sozialökonomischen, politischen und kulturellen Fortschritte verlagerte. Neben der fortschreitenden Urbanisierung des städtischen Zentrums, einem Aufschwung der Wirtschaft und des Handels und der Entwicklung des kulturellen Lebens, unter anderem durch die Neuorganisierung der „ Panathenäen “[4], kam es auch zu erheblichen Kämpfen zwischen einzelnen aristokratischen Familien um Macht und Einfluss, die oftmals im Bestreben einzelner gipfelte, die absolute Herrschaftsgewalt an sich reißen zu wollen. Diese Auseinandersetzungen und die Bildung einer Konkurrenz unter den aristokratischen Familien, führte schließlich zu einer entscheidenden Phase in der Entwicklung der attischen Polis im 6. Jahrhundert v. Chr., welche im Wesentlichen durch zwei aristokratische Familien maßgeblich geprägt wurde und schließlich die Bildung der ersten demokratischen Staatsform zuließ. Während zum einen die Peisistratiden als Tyrannen über die attische Polis herrschten, Athen zur neuen Blüte verhalfen und den Weg für demokratische Grundstrukturen weiter ebneten, waren es vor allem die Familienmitglieder der Alkmeoniden, welche durch unterschiedliche Maßnahmen und einem erbitterten Widerstand gegen die Tyrannei, sowie der Umsetzung und Etablierung entscheidender Reformen innerhalb der Polis, der ersten Form der Demokratie[5] zur Geburt verhalfen. Die Rolle der Alkmeoniden während den gesellschaftlichen Veränderungen der attischen Polis und dessen politischer Neugestaltung im 6. Jahrhundert v. Chr. ist deshalb für eine nähere Untersuchung von großer Bedeutung, da deren Mitwirken am gesellschaftlichen und politischen Miteinander nicht nur kurzweilig währte, sondern auf einem längeren Prozess beruhte, der bereits vor den Reformen des Solon[6] seinen Anfang nahm und sich bis ins 5. Jahrhundert fortsetzte. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich daher im Wesentlichen mit der Rolle der Alkmeoniden hinsichtlich der gesellschaftlichen Veränderungen, die die attische Polis im 6. Jahrhundert unternahm, sowie der politischen Neugestaltung, die die Grundvoraussetzungen für unser Verständnis einer demokratischen Lebensweise im staatlichen und gesellschaftlichen Sinne überhaupt erst möglich machte. Zunächst soll auf die Problematik der Quellenlage eingegangen werden, bevor der Einstieg zum eigentlichen Themenbereich beginnt. Dabei erfolgt zunächst ein kurzer Exkurs ins 7. Jahrhundert v. Chr., in dessen Zeit ein Ereignis fällt, welches das Geschlecht der Alkmeoniden bis in das Jahr 508/507 v. Chr. begleiten sollte. Darauf folgend werde ich mich näher mit der Geschichte und dem Einfluss der Alkmeoniden vor der Tyrannis der Peisistratiden beschäftigen, bevor die sich für die Alkmeoniden verändernde Situation mit der Tyrannis des Peisistratos[7] und dessen Söhne, Hippias und Hipparchos[8], aufgezeigt werden soll. Hierzu soll auch das Wirken der Alkmeoniden in Delphi jener Zeit näher untersucht werden. Im Anschluss daran soll die Zeit zwischen der Tyrannis und den Reformen des Kleisthenes näher betrachtet werden, bevor abschließend auf die Reformen des Kleisthenes an sich eingegangen werden soll, die die bisherige Struktur der attischen Polis radikal veränderten. Diesbezüglich soll die Frage geklärt werden, ob es alleine den Alkmeoniden zu verdanken sei, dass sich Athen von einer Herrschaft der Aristokratie, die zu einer länger andauernden Tyrannis führte, schließlich zu einer Demokratie entwickeln konnte.
II. Quellenlage
Mit der Ausbildung eines Polis wesens und einer zunehmenden Differenzierung des politischen Lebens, verbunden mit dem Vollzug entscheidender Entwicklungen im griechischen Archaikum, kann dieser Zeitraum als eine bedeutende historische Epoche begriffen und beschrieben werden.[9] Doch gibt es hinsichtlich der Suche nach zeitgenössischen Quellen grundlegende Probleme, zumal diese mit Ausnahme von Dichtungen kaum existieren. Zwar kann man bezüglich dieser Dichtung einige Aussagen zur Verfassungsgeschichte und zur Sozialstruktur griechischer Poleis machen, doch sind diese grundsätzlich bezogen auf die Beschäftigung mit der politischen Geschichte mit Vorsicht zu genießen. Unsere Kenntnis der attischen Geschichte Griechenlands des 6. Jahrhunderts v. Chr. beruht im Wesentlichen auf zwei Quellen.[10] Zum einen sind uns die Berichte des Herodot zur Geschichte Athens[11] von der Machtergreifung des Peisistratos bis zu den Perserkriegen erhalten, zum anderen haben wir die Möglichkeit auf die später von Aristoteles verfasste Athēnaion politeia[12] zurückgreifen zu können. Doch ergibt sich diesbezüglich ein nicht unbedeutendes Problem für den Historiker, sich mit dem vorhandenen Quellenmaterial über jene Zeit auseinander zu setzen. Wie Franz Heidbüchel so passend formuliert, „ist es nun nicht so, dass diese beiden Hauptquellen für die frühe attische Geschichte in allem und jedem übereinstimmen. […] Vielmehr müsse man sich mit der Frage beschäftigen, in welchem Verhältnis die Zeugnisse der Autoren, die die Träger und Vermittler der atthidographischen Tradition sind […], zu deren Geschichtsdarstellungen stehen.“[13] Es ist diesbezüglich also anzumerken, dass es sich weder bei Herodot, noch bei Aristoteles, um Zeitgenossen der Geschehnisse des 6. Jahrhunderts v. Chr. handeln, sondern dass sie ihr Wissen durch Aufzeichnungen, Erzählungen oder anderweitiger Quellen bezogen haben müssen. Dies würde zumindest die jeweiligen Unterschiede zwischen beiden Quellen erklären. Als Möglichkeit sich mit Quellen jener Zeit auseinander zu setzen und um nähere Einzelheiten zu betrachten, kommen beide Quellen, Herodots „Historien“ und „Der Staat der Athener“ des Aristoteles, in Frage, weshalb ich im Folgenden mit beiden im gleichen Maße arbeiten werde. Eine unscheinbar größere Gewichtung soll dabei jedoch die Quelle des Herodot erhalten, welcher selbst schon von Cicero[14] als „Vater der Geschichtsschreibung“[15] bezeichnet wurde.
III. Der kylonische Frevel
Seit dem Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. wurde das innere Leben der attischen Polis zunehmend von Machtkämpfen zwischen verschiedenen Gruppen der Aristokratie bestimmt. Der Weg dorthin führte über innere Unruhen und die Auflehnung einzelner gegen die traditionelle Ordnung. In den meisten Fällen waren es einzelne Aristokraten selbst, die nach Machtgier strebten und so den Untergang der alten Ordnung herbeiführten, indem sie durch unterschiedliche Maßnahmen versuchten, sich als Tyrannen im Gemeinwesen der attischen Polis zu behaupten. Die Durchsicht der einschlägigen Quellen aus dem 6. Jahrhundert verdeutlicht jedoch, dass sich in dieser Zeit keine dauerhaften Formen institutionalisierter Alleinherrschaft entfalten konnten.[16] Lediglich an einigen wenigen Orten vermochten sich im Zuge der bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen Einzelherrschaften zu behaupten.[17] Diese individuellen Versuche der Aristokraten, eine Tyrannis zu errichten, begründete sich oftmals auf ihre ökonomische Überlegenheit, die sich durch die große Anzahl der Besitztümer zurückführen lässt, sowie auf ihre politische Stärke.[18] Doch auch der Handel ermöglichte es den Aristokraten durch große Einnahmen die eigene Position weiter auszubauen zu können. Die moderne Geschichtsforschung hat hinsichtlich der Institutionen im archaischen Athen keine älteren Anhaltspunkte als aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts v. Chr.[19] Das erste bekannte historische Ereignis ist der so genannte „kylonische Frevel“, bei dem um das Jahr 630 – in einem Olympiadenjahr, also 636, 632, 628 oder 624 – der athenische Olympionike Kylon bei dem Versuch blutig scheiterte, sich mit Militärhilfe zum Tyrannen zu machen.[20] Kylon, der adliger Herkunft war und als einer der Sieger der Olympischen Spiele um das Jahr 630 v. Chr. hervorging, war in Athen eine bekannte Persönlichkeit, doch konnte er bei seinem Versuch, während einer feierlichen Veranstaltung, sich der attischen Polis als Tyrann zu bemächtigen, nur auf seine persönlichen Anhänger sowie auf die Hilfe seines Schwiegervaters, des Tyrannen Theagenes von Megara, bauen. Die Unterstützung des demos besaß er dabei jedoch nicht. Die näheren Angaben bezüglich des gewaltsamen Versuches des Kylon, die alleinige Macht über Athen an sich zu reißen, sind uns von Herodot überliefert und ermöglicht einen knappen Rückblick auf jene Zeit.
„Die fluchbeladenen“ Athener wurden aus folgendem Grund so genannt: In Athen lebte ein Olympiasieger namens Kylon. Er maßte sich die Alleinherrschaft an. Nachdem er eine Schar von Altersgenossen für sich gewonnen hatte, versuchte er sich der Akropolis zu bemächtigen. Aber der Versuch misslang, und er setzte sich schutzflehend unter das Standbild der Göttin [Athene]“.
Wie zuvor schon angegeben, versuchte Kylon mit seinen Anhängern und mit ihm verbündeten Truppen seines Schwiegervaters Theagenes von Megara die Herrschaft über die attischen Polis an sich zu reißen, indem er das Heiligtum Athens, die Akropolis, stürmte und diese besetzte. Allerdings stieß Kylon bei seinem Unterfangen auf heftigen Widerstand innerhalb der Adelskreise und der Bürgerschaft, sodass er sich mit seinen Mitstreitern in den Athene-Tempel auf der Akropolis zurückziehen musste und dort unter dem Standbild der Stadtgöttin Athene selbst um Schutz bat. Ferner heißt es bei Herodot weiter:
„Die Vorsteher der Naukrarer, die damals die Leitung der Stadt inne hatten, veranlassten sie unter dem Zustand, dass sie zwar alle Strafen, aber nicht Hinrichtung zu erwarten hätten, ihren Zufluchtsort zu verlassen“.
Den Schutzsuchenden wurde tatsächlich freier Abzug zugesichert, doch als sie den schützenden Altar verließen, wurden sie gnadenlos von der wütenden Meute niedergemacht. Der genaue Ablauf der folgenden Ereignisse nach der Zusicherung gegenüber Kylon wird von den Geschichtsschreibern etwas unterschiedlich dargestellt. Doch trotz einiger Unterschiede zum Ablauf des Ereignisses um den kylonischen Frevel und dessen Details stimmt die mitteilungsärmere thukydideische Erzählung[21] im Wesentlichen mit den herodotischen Angaben überein.[22] Demnach scheint zumindest, dass der Alkmeonide Megakles[23] als eine Art Anführer der Gegner des Kylon agierte und diesen auf gewaltsame Weise ermordete, obwohl Kylon und dessen Begleitern sicheres Geleit zugesichert worden war, wenn sie bereit gewesen wären, den Zufluchtsort friedlich zu verlassen. Bei Herodot heißt es dann weiter:
„Die Schuld an ihrem Tode trifft also die Alkmeoniden. Dies ereignete sich aber schon vor der Zeit des Peisistratos“.[24]
Herodot gibt diesbezüglich nicht nur Auskunft über den Zeitraum, in welchem dieses Ereignis einzuordnen ist. Auch gibt er an, dass die alleinige Frage der Schuld bezüglich der Missachtung und des Bruchs des Asylrechts bei dem Alkmeoniden Megakles zu finden sei, wodurch die attische Polis und damit der demos fluchbeladen wurde. Ob Megakles die alleinige Schuld trifft, die zum Tode des Kylon führte, sei hier erst einmal dahingestellt. Allerdings wird in der neueren Forschung davon ausgegangen, dass sich Kylon durch seine Flucht der wütenden Meute entziehen konnte und nur seine Anhänger umgebracht wurden.[25] Jedenfalls wurden die Alkmeoniden auf Grund des Bruchs des Asylrechts zum Verlassen der Stadt Athen gezwungen und mussten ins Exil gehen. Nach der Darstellung bei Plutarch[26] wurden die Alkmeoniden längere Zeit nach dem Frevel auf Solons Bestreben hin vor Gericht gestellt und sind erst nach einem Schuldspruch des Landes verwiesen worden, wobei angeblich auch die Gebeine der bereits Verstorbenen ausgegraben und außer Landes gebracht worden seien. Doch in wie fern dies der Tatsächlichkeit entspricht, weiß man nicht. Jedenfalls wurde späteren Vertretern der Alkmeoniden fortan dieser Makel der Familienehre angelastet, welcher erst wieder allmählich unter dem Bestreben des Kleisthenes und später schließlich unter Perikles endgültig verflogen war, indem man Perikles zum „ersten Mann im Staate“[27] machte.
IV. Die Situation vor der Tyrannis der Peisistratiden
Die archaische Zeit des späten 7. Jahrhunderts bzw. des frühen 6. Jahrhunderts v. Chr. war für die attische Polis eine Zeit der politischen, sozialen und ökonomischen Unruhen, in welcher sich die griechische Gesellschaft in freie und abhängige Individuen teilte.[28] Dies änderte sich jedoch mit den Solonischen Reformen.[29] Die Zeit nach den Reformen des Solon ist hingegen nur sehr schlecht dokumentiert und wirft zahlreiche, auch chronologische Probleme auf. Sicher ist jedoch, dass Solons Reformen zwar die sozialökonomischen Grundlagen der Polis, nicht aber die Kontinuität der politischen Machtverteilung sichern konnte.[30] So hielt im 6. Jahrhundert v. Chr. die Unzufriedenheit des demos an, da die Wohlhabenden glaubten, zu viel verloren und die Armen zu wenig gewonnen zu haben. Vielmehr traten jetzt einzelne Adlige in das weitere politische Geschehen, die ihren Reichtum und ihr Ansehen im Rahmen der Gesamtentwicklung der Polis entsprechend steigern konnten, in härtere Konkurrenz zueinander.[31] In den 560er Jahren v. Chr. kam es dann schließlich zu heftigen Machtkämpfen zwischen drei ehrgeizigen Aristokraten, von denen einer wiederum der Familie der Alkmeoniden angehörte, welche unter Solon wieder nach Athen zurückkehren durften. Während dieser Auseinandersetzungen, zerfiel die attische Bevölkerung nach Angaben von Herodot und Aristoteles in drei rivalisierende Gruppen, zu deren Vertretern und Anführern sich jeweils prominente Adelsfamilien machten.[32] Herodot schreibt dazu:
[...]
[1] Mit dem „Dunklen Zeitalter Griechenlands“ bezeichnet man einen Zeitraum zwischen dem 12. und 8. vorchristlichen Jahrhundert im antiken Griechenland und Anatolien. Weil man aus diesem Zeitraum keine Schriftquellen und – von Keramik abgesehen – kaum archäologische Funke kennt, gilt diese Zeit als „Dunkles Zeitalter“. Das dem Schrifttum mächtige Griechenland versank nach der Zerstörung der mykenischen Zentren für einige Jahrhunderte in der Schriftlosigkeit.
[2] Die „archaische Epoche“ bezeichnet eine Zeit zwischen ca. 700 v. Chr. und ca. 500 v. Chr. in der politische und kulturellen Entwicklung Griechenlands.
[3] Vgl. Kreissig, Heinz: Griechische Geschichte bis 146 v. u. Z., Berlin 1981, S. 117.
[4] griech. Panathēnaia, waren das größte religiöse-politische Fest im antiken Athen zu Ehren der Schutzgöttin Athene.
[5] Die Form der Demokratie der Antike darf diesbezüglich nicht mit dem heutigen Verständnis dessen verwechselt werden.
[6] Solon war ein griechischer Lyriker und attischer Staatsmann, der um 640 bis etwa 560 v. Chr. lebte und als Schlichter entscheidende Reformen in Athen durchsetze, auf die jedoch in dieser Arbeit nicht näher eingegangen werden sollen.
[7] Peisistratos herrschte nach seinem dritten Versuch, sich als Tyrann zu etablieren, seit etwa 546/545 v. Chr. für 18 Jahre.
[8] Nach dem Tod des Vaters, herrschten zunächst beide Söhne des Peisistratos gemeinsam über die attische Polis, bis Hipparchos im Jahre 514 v. Chr. ermordet wurde und sein Bruder sich noch bis zum Jahr 510 v. Chr. als Tyrann in Athen halten konnte. Schließlich wurde auch er vom demos und unter Einfluss der Alkmeoniden vertrieben, wodurch die Tyrannis in Athen ihr Ende fand.
[9] Vgl. Erhardt, Norbert: Athen im 6. Jahrhundert v. Chr.: Quellenlage, Methodenprobleme und Fakten, In: Euphronios und seine Zeit. Kolloquium in Berlin 19./20. April 1991, hrsg. v. I. Wehgartner, Berlin 1992, S. 12.
[10] Dies gilt aber nur dann, wenn man die spärlichen Überlieferungen des Thukydides und einzelne Inschriften außen vor lässt.
[11] Vgl. Herodot: Historien, Bücher I-IX, hrsg. und übers. v. Josef Feix, 7. Aufl., Düsseldorf 2006. (künftig zitiert als: Hdt.).
[12] Vgl. Aristoteles: Staat der Athener, übers. und erl. v. Mortimer Chambers, Bd. 10,1, Berlin 1990. (künftig zitiert als: Arist. Ath. Pol.)
[13] Vgl. Heidbüchel, Franz: Die Chronologie der Peisistratiden in der Atthis, In: Philologus 101, 1957, S. 70.
[14] Marcus Tullius Cicero, römischer Politiker und Philosoph lebte und wirkte von 103 – 43 v. Chr.
[15] Vgl. Cicero, Marcus Tullius: De legibus, hrsg. v. Rainer Nickel, 2. Aufl., Düsseldorf 2002. (Hier: De leg. 1,5).
[16] Vgl. Barceló, Pedro A.: Basileia, Monarchia, Tyrannis. Untersuchungen zu Entwicklung und Beurteilung von Alleinherrschaft im vorhellenistischen Griechenland, Stuttgart 1993, S. 110.
[17] Ebd. S. 110-111.
[18] Vgl. Kreissig: Griechische Geschichte bis 146 v. u. Z., 1981, S. 119.
[19] Vgl. Günther, Linda-Marie: Griechische Antike, Tübingen 2008, S. 67.
[20] Ebd. S. 67.
[21] Thukydides macht gar keine Zeitangabe zum Kylonenfrevel, siehe dazu Thukydides: Der Peloponnesische Krieg, übers. u. hrsg. v. Helmuth Vretska und Werner Rinner, Stuttgart 2002. (Hier: Thuk. I, 126).
[22] Vgl. Barceló: Basileia, Monarchia, Tyrannis, S. 121.
[23] Bezüglich der Familie der Alkmeoniden, vgl. Stanton, Greg R.: Athenian Politics c. 800-500 BC, a Sourcebook, London/New York 1994, S. 200ff.
[24] Hdt. V, 71.
[25] Vgl. Barceló: Basileia, Monarchia, Tyrannis, S. 120.
[26] Vgl. Plutarch: Lebensbeschreibungen. Theseus, Romulus, Lykurgos, Numa, Solon, Poplicola, Themistokles, Camillus, Perikles, Fabius Maximus, übers. v. Johann Friedrich Kaltwasser, München 1964. (Hier: Plut. Sol. 12)
[27] Thuk. II, 65.
[28] Vgl. Barceló: Basileia, Monarchia, Tyrannis, S. 103.
[29] Vgl. dazu auch die Darstellung von Brandt, Hartwin: Solon, In: Grosse Gestalten der Griechischen Antike. 58 historische Portraits von Homer bis Kleopatra, hrsg. v. Kai Brodersen, München 1999, S. 87. Solon habe angesichts der sich zuspitzenden Krise in Athen im Jahre 594 v. Chr. zum Archon gewählt, dem höchsten Amt im attischen Staate, die Gelegenheit erhalten als Schiedsrichter bzw. Versöhner, seine politischen und ethnischen Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Durch eine Reihe von Maßnahmen die Solon in Kraft setzte, sind diese in die Geschichte als die Solonischen Reformen eingegangen.
[30] Vgl. Dreher, Martin: Athen und Sparta, München 2001, S. 27.
[31] Ebd. S. 27.
[32] Vgl. Sellen, Albrecht: Geschichte 1. kurz & klar, Donauwörth 2008, S. 20.
- Arbeit zitieren
- B.A. Adrian Witt (Autor:in), 2011, Die Rolle der Alkmeoniden während der gesellschaftlichen Veränderungen der attischen Polis und dessen politischer Neugestaltung im 6. Jahrhundert vor Christus , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206982
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.