Jeder Befragungsmodus ist in der empirischen Sozialforschung auf Grund seiner Eigenschaften durch verschiedene Stärken und Schwächen gekennzeichnet. Da es sich in der Umfrageforschung in der Regel um Fragen nach Denken, Fühlen oder Verhalten eines Teils der Zielpopulation handelt, welche auch verschiedene Forschungsthemen ansprechen, erfordert die Betrachtung unterschiedlicher Bereiche des sozialen Lebens angemessene Messinstrumente. Aus der Empirie weiß man, dass eigenspezifische Möglichkeiten und methodische Grenzen des jeweiligen Befragungsmodus einen großen Einfluss auf die Qualität der gewonnenen Daten und somit auf ein Forschungsergebnis haben.
Bei einer methodisch korrekten Umfrage ist immer zu berücksichtigen, dass man bei der Auswahl eines Befragungsmodus gleichzeitig potenzielle systematisch bedingte Fehlerquellen steuern kann. Diese Fehlerquellen (im englischen Sprachraum als Survey Errors bezeichnet) können unterschiedliche Ursachen für ihr Auftreten haben, wie z.B. verzerrende Interviewer- Einflüsse oder ein inkorrektes Erhebungsinstrument (Fragebogen) bis zu fehlerhafter Stichprobenbildung sowie Datenaufbereitung, -analyse und -interpretation. Die systematischen Fehlerquellen können aber noch während der Planungsphase einer Umfrage vorherbestimmt und minimiert werden. Larsen und Nusser bestätigen auch die Aussagen, dass die unterschiedlichen Befragungsmodi eine sorgfältige Betrachtung hinsichtlich möglicher Survey Errors und Überlegungen erfordern, wie man diese unter Berücksichtigung des Befragungszieles und der verfügbaren Ressourcen minimieren kann („Survey design involves careful consideration of each type of survey error, and how best to minimize errors in addressing survey objectives with available resources". Larsen; Nusser, 2008)1.
Von diesem Hintergrund ausgehend, besteht das Ziel der Arbeit darin - am Beispiel eines thematisch festgelegten Befragungskonzeptes, nämlich „Die medizinische Versorgung der jungen Bevölkerung in Berlin" - eine Art von Qualitätsbestimmung durchzuführen, und zwar hinsichtlich der Möglichkeiten und methodischen Grenzen des jeweiligen Befragungsmodus, um die bestmögliche Erhebungsmethode zu diesem Forschungsthema auszuwählen. Der Fokus wird im Rahmen der Analyse auf eine „Single-Mode-Study" gelegt. Zu den untersuchten Befragungsmodi gehören vier gängige Methoden der Umfrageforschung,
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Einführung
2. Theoretisches Befragungskonzept
3. Qualitätsbestimmung des telefonischen, schriftlich-postalischen, persönlich- mündlichen und Online - Befragungsmodus
3.1. Messfehler von der Seite des Interviewers (Measurement Error due to Interviewers)
3.1.1.Schulungen der Interviewer (Interviewer Training)
3.1.2.Kontrollmöglichkeiten der Interviewer (Interviewer Supervising)
3.2. Messfehler von der Seite des Befragten (Measurement Error due to Respondents)
3.2.1. Frageformulierung (Question Wording)
3.2.2. Fragebogenkonstruktion (Questionnaire Construction)
3.2.3. Fehlende Werte (Nonresponse Error at the Item Level)
3.3. Messfehler während der Stichprobenbildung (Respondent Selection Issues)
3.3.1. Zufallsfehler (Sampling Error)
3.3.2. Abdeckungsfehler (Coverage Error)
3.3.3. Teilnahmeverweigerung (Nonresponse Error at the Unit Level)
4. Vergleich der Befragungsmodi im Hinblick auf die untersuchten Survey Errors
5. Schlussfolgerungen
Literaturquellen
Internetquellen
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Haupttypen von Survey Errors
Abbildung 2 Mögliche Messfehler während der Stichprobenbildung
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Thematische Blöcke des geplanten standarisierten Fragebogens
Tabelle 2 Grobes Rahmenbudget für die Datenerhebung und die Durchführungszeit des jeweiligen Befragungsmodus
Tabelle 3 Zusammenfassender Vergleich der Befragungsmodi im Hinblick auf mögliche Fehlerquellen
1. Einführung
Jeder Befragungsmodus ist in der empirischen Sozialforschung auf Grund seiner Eigenschaften durch verschiedene Stärken und Schwächen gekennzeichnet. Da es sich in der Umfrageforschung in der Regel um Fragen nach Denken, Fühlen oder Verhalten eines Teils der Zielpopulation handelt, welche auch verschiedene Forschungsthemen ansprechen, erfordert die Betrachtung unterschiedlicher Bereiche des sozialen Lebens angemessene Messinstrumente. Aus der Empirie weiß man, dass eigenspezifische Möglichkeiten und methodische Grenzen des jeweiligen Befragungsmodus einen großen Einfluss auf die Qualität der gewonnenen Daten und somit auf ein Forschungsergebnis haben.
Bei einer methodisch korrekten Umfrage ist immer zu berücksichtigen, dass man bei der Auswahl eines Befragungsmodus gleichzeitig potenzielle systematisch bedingte Fehlerquellen steuern kann. Diese Fehlerquellen (im englischen Sprachraum als Survey Errors bezeichnet) können unterschiedliche Ursachen für ihr Auftreten haben, wie z.B. verzerrende Interviewer- Einflüsse oder ein inkorrektes Erhebungsinstrument (Fragebogen) bis zu fehlerhafter Stichprobenbildung sowie Datenaufbereitung, -analyse und -interpretation. Die systematischen Fehlerquellen können aber noch während der Planungsphase einer Umfrage vorherbestimmt und minimiert werden. Larsen und Nusser bestätigen auch die Aussagen, dass die unterschiedlichen Befragungsmodi eine sorgfältige Betrachtung hinsichtlich möglicher Survey Errors und Überlegungen erfordern, wie man diese unter Berücksichtigung des Befragungszieles und der verfügbaren Ressourcen minimieren kann („Survey design involves careful consideration of each type of survey error, and how best to minimize errors in addressing survey objectives with available resources". Larsen; Nusser, 2008)1.
Von diesem Hintergrund ausgehend, besteht das Ziel der Arbeit darin - am Beispiel eines thematisch festgelegten Befragungskonzeptes, nämlich „Die medizinische Versorgung der jungen Bevölkerung in Berlin" - eine Art von Qualitätsbestimmung durchzuführen, und zwar hinsichtlich der Möglichkeiten und methodischen Grenzen des jeweiligen Befragungsmodus, um die bestmögliche Erhebungsmethode zu diesem Forschungsthema auszuwählen. Der Fokus wird im Rahmen der Analyse auf eine „Single-Mode-Study" gelegt. Zu den untersuchten Befragungsmodi gehören vier gängige Methoden der Umfrageforschung, nämlich: online („Computer Assisted Web Interview"), telefonische „CATI"(„Computer Assisted Telephone Interview"), schriftlich-postalische und persönlich-mündliche „CAPI" („Computer Assisted Personal Interview").
Nun taucht die grundlegende Frage auf, wie vorgegangen werden sollte, um die Auswahl des optimalen Befragungsmodus zu bestimmen. Dazu lassen sich sehr unterschiedliche Ansätze in der Literatur der empirischen Sozialforschung finden. Diese unterscheiden sich sowohl in der Konzeption von Qualität als auch in der Umsetzung dieser Konzeption.2 Da eine methodisch valide Umfrage ihren hohen Qualitätsstandard erst mit Blick auf unterschiedliche Fehlerkomponenten erweisen kann, soll zu der geplanten Betrachtung das komplex ausgebaute Konzept des „Total Survey Errors" (TSE) angewandt werden.
Um dem Arbeitsziel zu folgen, soll zuerst im zweiten Arbeitsabschnitt das theoretische Befragungskonzept vorgestellt werden. Da die Auswahl der richtigen Methode - wie schon erwähnt- auf ein konkretes Beispiel abzielt, sollen auch andere bedeutsame Kriterien, nämlich die finanziellen und zeitlichen Forschungsrahmen, mitberücksichtigt werden. In den sozialwissenschaftlichen Publikationen lassen sich keine allgemeingültigen Angaben über die Finanzierung und die zeitlichen Konditionen von unterschiedlichen Befragungsmodi finden, daher sollen diese Kriterien lediglich nach einer groben Einschätzung aufgeführt werden.
Im dritten Arbeitsabschnitt erfolgt die Hauptanalyse in Hinblick auf unterschiedliche Survey Errors und deren möglicher Auftritt. Da die Qualitätsbestimmung des jeweiligen Befragungsmodus - wie bereits angeführt - auf das Konzept des „Total Survey Errors" gründet, stützt sich diese Betrachtung vor allem auf eine etablierte englischsprachige Publikation aus der empirischen Sozialforschung, nämlich: „The Total Survey Error Approach: A Guide to the New Science of Survey Research" (2005 - Herbert F. Weisberg). Im vierten Abschnitt soll ein zusammenfassender tabellarischer Vergleich der Befragungsmodi vorgelegt werden, um die gewonnenen Arbeitsergebnisse zu veranschaulichen und die Auswahl des optimalen Befragungsmodus besser nachvollzielbar darzustellen.
Im letzten Kapitel soll auf Grundlage der Arbeitsresultate die Antwort auf die Zielfrage:
Welcher Befragungsmodus stellt sich als praktikabel für das geplante Forschungsthema „Die medizinische Versorgung der jungen Bevölkerung in Berlin?" dar, beantwortet werden.
2. Theoretisches Befragungskonzept
Das Befragungskonzept - wie an der früheren Stelle ausgeführt - gründet lediglich auf einer theoretischen Vorüberlegung und stützt sich dabei auf ein gesundheitssoziologisches Themagebiet, nämlich - „Die medizinische Versorgung der jungen Bevölkerung in Berlin". Die Idee für das Untersuchungsthema entstand auf Grund diverser aktueller Diskussionen und Auseinandersetzungen über die Qualität sowohl der ärztlichen Versorgung als auch Patientenbetreuung im deutschen Gesundheitswesen. Darüber hinaus soll im Rahmen dieses Befragungskonzeptes als primäres Zielkriterium die Meinung der jungen Generation in Berlin zum deutschen Gesundheitssystem im Hinblick auf die allgemeine medizinische Versorgung möglich umfassend dokumentiert werden. Die zu erwartenden Ergebnisse sollen der Beschreibung und der Analyse des Versorgungsgeschehens und der Versorgungsqualität der jungen Generation dienen und somit einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Versorgungsforschung liefern. Die Daten sollen unter anderem auch dafür genutzt werden, um herauszufinden, wie sich sowohl die allgemeine Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung und als auch der Bedarf an aktiver Mitarbeit und Informationsbeschaffung im Rahmen der ärztlichen Betreuung im städtischen Raum Berlin abbildet. Die erhofften Resultate könnten bezüglich der Erfahrungs- und Beobachtungsberichte für Verbesserungsstrukturen sorgen, sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich der medizinischen Versorgung in der Bundeshauptstadt Berlin.
Die Beispielfragestellung wird offen gelegt und lautet: Wie wird die medizinische Versorgung von der jungen Generation in der Bundeshauptstadt Berlin beurteilt? Es handelt sich dabei um einen repräsentativen Querschnittsurvey der Bevölkerung. Die Teilnahme an dieser Befragung soll gänzlich anonym, freiwillig und in keiner Weise vergütet erfolgen.
Zielpopulation und Stichprobenumfang
Die Zielpopulation sollen sowohl männliche als auch weibliche Teilnehmer im Alter zwischen 18- 35 J. bilden, die ihren Wohnsitz in Berlin haben. Es wird keine weitere Begrenzung auf bestimmte Berufsgruppen, Herkunftsland, Familienstatus, erzieltes Einkommen, Krankenkassenzugehörigkeit bzw. Art der Versicherung (privat/gesetzlich) oder Sonstiges festgelegt. Es ist recht schwierig, die Frage nach dem notwendigen Stichprobenumfang für diese Studie zu beantworten, weil dieser häufig durch ein beschränktes Budget für die Erhebung und nicht durch statistische Formeln (Fallzahlberechnung) festgelegt werden kann. Darüber hinaus an der Stelle wäre wichtig zu betonen, dass der zu realisierende Mindeststichprobenumfang für die Umfrage auf die Teilnehmeranzahl von n = 1.000 festgelegt worden ist und lediglich auf einer subjektiven Überlegung der Verfasserin beruht.
Erhebungsinstrument
Als Erhebungsinstrument zu der vorliegenden Fragestellung soll ein standardisierter Fragebogen angewandt werden, was bedeutet, dass bei allen Befragten die Fragen mit der gleichen Formulierung und in der gleichen Reihenfolge gestellt werden. Der Fragebogen soll sowohl eine hohe Anzahl an geschlossenen Fragen als auch eine kleinere Anzahl an halboffenen Fragen beinhalten. Anhand einer hohen Anzahl von geschlossenen Fragen können die Resultate gut miteinander verglichen und ein hohes Maß an Validität und Reliabilität der ermittelten Daten gewonnen werden. Mittels der halboffenen Fragen wäre es möglich, neue Einsichten durch überraschende Antworten zu generieren und bisher wenig bekannte, subjektive Aspekte in der ärztlichen Versorgung neu zu berücksichtigen. Der Fragebogenumfang soll insgesamt zwischen 15- 20 Fragen beinhalten und beim Ausfüllen nicht länger als 20- 30 Minuten Zeit in Anspruch nehmen. Der geplante standardisierte Fragebogen soll in folgende 5 thematische Kategorien eingeteilt werden:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1 Thematische Blöcke des geplanten standarisierten Fragebogens Quelle: Eigene Erstellung
Einschätzung der finanziellen und zeitlichen Forschungsrahmen
Da die finanziellen und zeitlichen Forschungsrahmen bei der Entscheidung für einen Befragungsmodus immer eine bedeutsame Rolle spielen, soll auch das grobe Rahmenbudget für die Datenerhebung sowie die Durchführungszeit für den jeweiligen Befragungsmodus eingeschätzt werden. Dieser Erkenntnisgewinn - wie bereits erwähnt- soll zum Abschluss während der Methodenauswahl mitberücksichtigt werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2 Grobes Rahmenbudget für die Datenerhebung und die Durchführungszeit des jeweiligen Befragungsmodus
Quelle: Eigene Erstellung *geschätzter Stundenlohn eines Interviewers bzw. einer Hilfskraft in Berlin 10 EUR /h (brutto)
3. Qualitätsbestimmung des telefonischen, schriftlich-postalischen, persönlich mündlichen und Online - Befragungsmodus
Der - in der Einführung schon angesprochene - Ansatz des „Total Survey Errors" (TSE) bildet ein sehr komplexes Konstrukt zur Qualitätsbestimmung eines Surveys. Der kritische Ansatz hat sich als ein geprüftes Instrument zur Qualitätsbeurteilung erst in den letzten Jahren im Zuge einer nachholenden Entwicklung im angloamerikanischen Raum als eine eigenständige sozialwissenschaftliche Teildisziplin herausgebildet.3 Der Idee des Konzepts des „Total Survey Errors" nach sind sowohl inhaltliche als auch prozessgenerierte Fehlerkomponenten so zu systematisieren, dass sie einen potenziellen negativen Einfluss auf die Datenqualität einer Umfrage vordefinieren können („Total survey error is a conceptual framework used to systematically consider types of survey error during the design process and in describing its quality when completed.", Larsen; Nusser, 2008)4. Zu den Fehlerkomponenten des „TSE", welche sich auf einzelne Phasen und Entscheidungen des gesamten Forschungsprozesses beziehen, zählen nach Weisberg (2005) fünf folgende Haupttypen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Haupttypen von Survey Errors
Quelle: Eigene Erstellung in Anlehnung an Weisberg H. (2005, s. 11, Tables Types of Survey Error)
Wie sich anhand der oberen Abb. 1 zeigt, zählen zu den potenziellen, allgemein klassifizierten Survey Errors: „Sampling Error" (Zufallsfehler); „Measurement Error due to Interviewers or due to Respondents" (Messfehler, welche entweder durch den Interviewer oder den Befragten bedingt sein können); „Nonresponse Error at the Unit Level or at the Item Level" (Nonresponse-Fehlerarten); „Coverage Error" (Abdeckungsfehler) und „Postsurvey Error".5 Die genaue Definition der einzelnen - eben erwähnten - Survey Errors wird in diesem Abschnitt in einzelnen Schritten erläutert. Der einzige Error, der aus der Analyse außer Acht gelassen wird, ist der Postsurvey Error. Der Grund dafür ist, dass mit diesem Error diejenigen Fehlerkomponenten definiert sind, welche sich vielmehr auf die richtig angewandten statistischen Auswertungsmethoden beziehen und nicht nur auf die Korrektheit der Erhebungsmethode. Zu dem Postsurvey Error, um Beispiele zu nennen, zählen nach Weisberg: fehlerhafte Datenübertragung („data entry")6 ; Datengewichtung („adjustment error")7 ; inkorrekte Kategorisierung („coding error")8 ; Erstellung von Variablen („data management error")9 ; Anwendung von falschen statistischen Verfahren („estimation error")10. Wie sich also zeigen lässt, sind solche Fehlerarten stark prozessual orientiert angelegt und lassen sich in der Planungsphase einer Befragung schwer vorhersagen. Ergänzend soll noch gesagt werden, dass außer den eben aufgezählten Surveys Errors auch im „TSE" der so genannte „Comparability Effect"11 recht ausführlich behandelt wird. Dieser Fehler kann im allgemeinen Verständnis dann vorkommen, wenn unterschiedliche Befragungsstudien miteinander verglichen werden, und zwar wenn die erhobenen Daten entweder von unterschiedlichen Organisationen („House Effects"12 ), in verschiedenen Ländern („Cross- Cultural-Differences"13 ) oder zu anderen Zeitpunkten („Over-Time Differences"14 ) eruiert werden. In diesem Zusammenhang lässt sich der „Comparability Effect" als eine denkbare Fehlerquelle aus der geplanten Studie gänzlich ausschließen, da unsere Umfrage in Form einer Querschnittstudie von einem Forschungsinstitut in einer festgelegten Region (Berlin) durchgeführt werden soll. Daher kann der eventuelle Verdacht für diesen Error ausgeschlossen werden. In weiteren Schritten soll - wie bereits in der Einführung erläutert - die potenzielle Brauchbarkeit eines Befragungsmodus (telefonischer „CATI", persönlich- mündlichen „CAPI", online-gestützter „CAWI" oder schriftlich-postalischer) - in Bezug auf das theoretische Befragungskonzept zum Thema „Medizinische Versorgung der jungen Bevölkerung in Berlin" beurteilt werden. In der vorliegenden Ausarbeitung soll auf die meistbekannten denkbaren Fehlerquellen bzw. Survey Errors eingegangen werden, die mit den spezifischen Eigenschaften des jeweiligen Befragungsmodus korrelieren können. Die vorgestellten potenziellen Fehlerquellen stützen sich dabei auf breit angelegte Fehlerquellen, nämlich: den Interviewer, den Befragten bzw. den Fragebogen und die Stichprobenbildung.
3.1. Messfehler von der Seite des Interviewers (Measurement Error Due to Interviewers)
Der Measurement Error ist im allgemeinen Sprachgebrauch der Fehler, der auftritt, wenn der Forscher Werte erhält, die von den wahren Interessen abweichen („the error that occurs when the researcher does not obtain accurate measures of the phenomena of interest" Weisberg, 2005)15. Solche Fehlerkomponenten werden oft auch als „Observational Errors" bezeichnet. Das Konzept des Measurement Errors zählt vor allem auf die systematischen Verzerrungen, so genannte „Survey Bias", und darüber soll auch reflektiert werden. In diesem Abschnitt handelt es sich um systematisch bedingte Messfehler von der Seite des Interviewers, welche sich logischerweise als potenzielle Probleme darstellen, und zwar bei den mündlichen Arten von Befragungsmodi (persönlich-mündliche „CAPI" oder telefonische „CATI"). Da es sich im geplanten Befragungskonzept um einige sensible Fragen handelt, wie z.B. Erfahrungen mit ärztlichen Behandlungen oder Therapien, könnten in dem Fall so genannte „Interviewereffekte" einen unerwünschten Einfluss auf die Datenqualität ausüben. Daher sollen nun zwei methodische Ansätze angesprochen werden, die einen eventuellen Auftritt von den so genannten Messfehlern reduzieren oder gänzlich vermeiden können. Damit sind Schulungen der Interviewer („Interviewer Training") und seine Kontrollmöglichkeiten („Interviewer Supervising") gemeint.
3.1.1.Schulungen der Interviewer (Interviewer Training)
Dae sich in dem geplantem Befragungskonzept um ein relativ komplexes Themengebiet handelt, könnte die Anwendung von persönlich-mündlicher oder telefonischer Befragung als eine geeignete Methodik dienen. Dabei wären aber notwendigerweise kompetente Schulungen mit den angestellten Interviewern durchzuführen. Die Interviewer sollten im optimalen Fall mithilfe von erfahrenen Forschern so angeleitet werden, dass Verzerrungen in den Antworten der Befragten nicht hervorgerufen bzw. nicht provoziert werden. Die Interviewerschulung umfasst in der Regel einen komplexen Stand der Schulungsaspekte, die nicht nur Verhaltensregeln enthält, sondern auch eine thematisch- inhaltliche Kenntnis zu dem geplanten Forschungsthema liefert. Zu den Verhaltensregeln der Interviewer könnte im Falle eines persönlich-mündlichen „CAPI"- Interviews (Interviewer werden mit Laptops ausgestattet) ein Vorschlag gehören, dass bei den sensiblen bzw. heiklen Fragen (wie z.B. nach Verlauf einer ärztlichen Behandlung bzw. eine Therapie) die Antworten selbständig von dem Befragten in den Fragebogen eingetragen werden. Auf diese Weise könnte man vermutlich einen größeren Informationsgewinn bzw.
11,12,13,14 Vgl. Weissberg H. (2005), „ The Total Survey Error Approach: A Guide to the New Science of Survey Research ", 2005 by the University of Chicago, s. 305-306
[...]
1 Vgl. Larsen M., Nusser S. (2008) „Sample Surveys", s.5 (http://www.esourceresearch.org/Portals/0/Uploads/Documents/Public/Nusser_FullChapter.pdf)
2 Vgl. Groves, Fowler, Couper, Lepkowski, Singer, Tourangeau (2009) „Survey Methodology", Second Edition, Wiley Series in Survey Methodology, s. 9
3 Vgl. Weichbold M., Fuchs M. (2009) "Herausforderungen der Umfrageforschung" (http://www.ifs.tu-darmstadt.de /fileadmin/soziologie/Empirische_Sozialforschung/Vortraege/Herausforderungen_der_Umfrageforschung.pdf)
4 Vgl. Larsen M., Nusser S. (2008) „Sample Surveys" , s. 4 (http://www.esourceresearch.org/Portals/0/Uploads/Documents/Public/Nusser_FullChapter.pdf)
5 6 7 8 9 10 Vgl. Weisberg H. (2005) „The Total Survey Error Approach: A Guide to the New Science of Survey Research ", 2005 by the University of Chicago, s. 275 (Tables 11.1 Types of Postsurvey Error)
11 12 13 14 Vgl. Weissberg H. (2005), „ The Total Survey Error Approach: A Guide to the New Science of Survey Research ", 2005 by the University of Chicago, s. 305-306
15 Vgl. Weissberg H. (2005), „The Total Survey Error Approach: A Guide to the New Science of Survey Research" 2005 by the University of Chicago, s. 45
- Arbeit zitieren
- Anna Posyniak (Autor:in), 2012, Befragungsmodi: Ein Vergleich von telefonischen, schriftlich-postalischen, persönlich-mündlichen und Online-Befragungen im Hinblick auf medizinische Versorgung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206579
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