Diese geplante Dissertation soll aus drei Bereichen bestehen: In einem ersten Entwicklungsschritt beabsichtige ich die österreichischen und bayerischen Lehrpläne seit 1945 hinsichtlich der Thematik des Holocaust zu untersuchen. Eingangs richtet sich der Fokus auf die Reimplementierung des Schulwesens in Österreich und Bayern nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus, zudem soll die Bedeutung des Faches „Geschichte und Sozialkunde“ im allgemeinen Fächerkanon eruiert werden. Bei der curricularen Analyse steht die Frage im Vordergrund, wann und weshalb die Holocaustthematik in den Lehrplänen zu finden ist, und welche Rolle die politischen Entscheidungsträger bei der Konzeptionierung der einzelnen Curricula einnahmen. Am Ende dieser Untersuchung sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der curricularen Entwicklung Bayerns und Österreich ersichtlich werden.
Im zweiten Teil meiner Doktorarbeit plane ich eine vergleichende Schulbuchanalyse durchzuführen, in deren Kontext ich die seit 1950 für die vierte Klasse der Sekundarstufe 1 verfassten Lehrwerke für Geschichte und Sozialkunde in Bayern und Österreich hinsichtlich des Holocaust untersuche. Insgesamt werde ich ein Sample von 46 Unterrichtswerken in die Analyse aufnehmen, sodass alle Dekaden seit 1950 ausreichend vertreten sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Begriff und Funktion des Lehrplanes
- Die Bedeutung des Lehrplanes
- Der politische Einfluss auf die Gestaltung des Lehrplanes
- Die österreichischen und bayerischen Lehrpläne
- Die Reorganisation des österreichischen Schulwesens
- Die Reorganisation des bayerischen Schulwesens
- Der österreichische Lehrplan 1946
- Der bayerische Lehrplan 1950
- Begriff und Funktion des Schulbuches
- Internationaler Schulbuchforschung
- Schwerpunkte der Schulbuchforschung
- Analyseverfahren
- Die deskriptive-analytische Methode
- Die Raumanalyse
- Exemplarische Darstellung der Analyseverfahren
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation zielt darauf ab, die Bedeutung des Holocaust und der Gedenkstättenpädagogik im Unterricht für Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung der Sekundarstufe eins in Österreich und Bayern zu untersuchen. Die Arbeit analysiert die curriculare Entwicklung, die Darstellung des Holocaust in Schulbüchern und die pädagogischen Konzepte der Gedenkstätten Dachau und Mauthausen.
- Die curriculare Entwicklung in Österreich und Bayern seit 1945 hinsichtlich der Thematik des Holocaust
- Die Darstellung des Holocaust in Schulbüchern für die Sekundarstufe 1 in Österreich und Bayern
- Der Vergleich der pädagogischen Konzepte der Gedenkstätten Dachau und Mauthausen
- Die mediale Resonanz auf bestimmte Ereignisse in Verbindung mit den Gedenkstätten
- Die thematische Relevanz des Holocaust im Geschichteunterricht aus der Sicht von Expert/innen, Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust in der politischen Bildung. Sie stellt das Engagement der österreichischen Politik und das Interesse der Schüler/innen an dieser Thematik dar. Zudem wird die Motivation für die Dissertation erläutert, die sich aus der ambivalenten Situation zwischen dem Interesse der Schüler/innen und dem Erstarken rechter Parteien ergibt.
Kapitel 2 beleuchtet den Forschungsstand zum Thema des Holocaust im Geschichteunterricht und zeigt das Fehlen breit angelegter quantitativer oder qualitativer Forschungen in Österreich auf. Die Arbeit von Heinz Peter Wassermann „Verfälschte Geschichte im Unterricht“ wird als Beispiel für eine bestehende, jedoch auf den Nationalsozialismus fokussierte Arbeit vorgestellt.
Kapitel 3 befasst sich mit dem Begriff und der Funktion des Lehrplanes. Es wird die Bedeutung des Lehrplanes sowie der politische Einfluss auf dessen Gestaltung untersucht. Die Reorganisation des österreichischen und des bayerischen Schulwesens nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus wird analysiert. Im Fokus steht die Frage, wann und weshalb die Holocaustthematik in den Lehrplänen auftaucht und welche Rolle die politischen Entscheidungsträger bei der Konzeptionierung der Curricula eingenommen haben.
Kapitel 4 behandelt den Begriff und die Funktion des Schulbuches. Es werden die Schwerpunkte der Schulbuchforschung und relevante Analyseverfahren erläutert. Die Arbeit plant eine vergleichende Schulbuchanalyse, in der die seit 1950 für die achte beziehungsweise neunte Schulstufe der Sekundarstufe 1 verfassten Lehrwerke für Geschichte und Sozialkunde in Bayern und Österreich hinsichtlich des Holocaust untersucht werden.
Schlüsselwörter
Die Dissertation beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Holocaust, Gedenkstättenpädagogik, Geschichteunterricht, Sozialkunde, Politische Bildung, Lehrplan, Schulbuch, Dachau, Mauthausen, Österreich, Bayern. Die Arbeit analysiert die curriculare Entwicklung, die Darstellung des Holocaust in Schulbüchern und die pädagogischen Konzepte der Gedenkstätten. Sie beschäftigt sich mit der medialen Resonanz auf bestimmte Ereignisse in Verbindung mit den Gedenkstätten und untersucht die thematische Relevanz des Holocaust im Geschichteunterricht aus der Sicht von Expert/innen, Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern.
- Citation du texte
- Mag. Wolfgang Bilewicz (Auteur), 2011, Die Bedeutung des Holocaust und der Gedenkstättenpädagogik im Geschichteunterricht der Sekundarstufe 1 - Ein historisch-pädagogischer Vergleich zwischen Bayern und Österreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206536