Einer der wenigen Philosophen, dessen Name heutzutage nicht nur einem kleinen Kreis von eingeweihten Intellektuellen, sondern einem großen Teil der Gesellschaft zumindest dem Namen nach bekannt ist, ist Immanuel Kant. Quelle diesen „Weltruhm[s]“1 waren seine sogenannten kritischen Schriften, in denen er, beginnend mit der Kritik der reinen Vernunft2 (1781, ²1787) (ab jetzt: KrV), die Grenzen für ein neues System der Philosophie festsetzt.
Als Folge dieses von Kant proklamierten und seinen Zeitgenossen auch so empfundenen
Neuanfangs3 der Philosophie, mussten alle vorherigen philosophischen Schriften, einschließlich derer Kants, als diesem neuen System noch nicht angemessen, und darum als zu verwerfende betrachtet werden. Kein Wunder also, dass Kants Urteil über seine eigenen Werke vor 1770 ablehnend ausfiel, und ihre Relevanz für die Untersuchungen vieler Kantforscher, da sie sich an Kants Selbsteinschätzung hielten, von marginaler Bedeutung blieb4.
[...]
1 Enzyklopädie (2001), 208
2 Kant selbst benennt als erstes Werk der kritischen Phase seine Inauguraldissertation De Mundi Sensibilis atque Intelligibilis Forma et Principiis [vgl. Rockmore (2001), 8], in welcher er „die für seine spätere Erkenntnistheorie verbindlich bleibende Lehre von Raum und Zeit als den apriorischen Formen der Anschauung […], wie sie sich auch in der KrV wiederfinden, vorwegnimmt [Enzyklopädie (2001), 207, vgl. auch: Findlay (1981), 69]
3 vgl. Rockmore (2001), 8: „[Kant had the] conviction that prior to the critical philosophy there had never been any philosophy equal to its task, so that in his critical writings he really brought philosophy into being.“
4 z.b. Findlay (1981), 69: „Kant's precritical writings perhaps include nothing of the first philosophical importance
[...].“
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Hauptteil
- I. Propositionen I-IX der ND
- 1. Einführung und Überblick
- 2. Abschnitt 1 - Proposition I - III
- 3. Abschnitt 2 - Propositionen IV - XI
- a. Der Satz des bestimmenden Grundes
- b. Gott
- c. Der Beweis des Satzes des bestimmenden Grundes
- d. Die Folgen des Satzes des bestimmenden Grundes - die Freiheitsproblematik
- e. Das Scheitern
- II. Freiheit in der KrV
- 1. Übergang und Einführung
- 2. Kontinuität
- I. Propositionen I-IX der ND
- C. Anhang:
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Immanuel Kants 1755 veröffentlichte Habilitationsschrift „Principium Primorum Cognitionis Metaphysicae Nova Dilucidatio“ (ND) im Hinblick auf seine Lösungsversuche zur scheinbaren Unvereinbarkeit von Determinismus und Freiheit. Sie verfolgt das Ziel, Kants Auseinandersetzung mit diesem Problem in den Propositionen I-IX der ND darzustellen und anschließend mit seinem späteren Werk „Kritik der reinen Vernunft“ (KrV) zu vergleichen, um Kontinuitäten in seiner Position zu beleuchten.
- Kants vorkritisches Projekt zur Versöhnung von Newtonscher Physik und klassischer Metaphysik
- Die Freiheitsproblematik als zentraler Konfliktpunkt zwischen dem Newtonschen Modell und den klassischen, metaphysischen Annahmen
- Kants Argumentation in der ND, insbesondere die Bedeutung des Satzes des bestimmenden Grundes und die daraus resultierende Freiheitsproblematik
- Kontinuitäten und Unterschiede zwischen Kants Position in der ND und der KrV im Hinblick auf die Freiheit
- Die Rolle von Metaphysik und Epistemologie in Kants Denken
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung
Der Text stellt Immanuel Kant und seine Werke vor und betont die Bedeutung seiner vorkritischen Schriften für das Verständnis seiner späteren Philosophie. Es wird argumentiert, dass die vorkritischen Werke nicht als minderwertig betrachtet werden sollten, sondern eine kontinuierliche Entwicklung in Kants Denken aufzeigen.
B. Hauptteil
I. Propositionen I-IX der ND
1. Einführung und Überblick
Die ND wird als ein zentrales Werk im vorkritischen Projekt Kants beschrieben. Es wird darauf hingewiesen, dass der Titel des Werks, trotz seines epistemologischen Fokus, auch metaphysische Aspekte beinhaltet, da Kant die ontologischen Strukturen der Welt durch die Prinzipien metaphysischer Erkenntnis zu verstehen sucht.
2. Abschnitt 1 - Proposition I - III
Dieser Abschnitt behandelt die ersten Prinzipien der Erkenntnis, d.h. die Epistemologie.
3. Abschnitt 2 - Propositionen IV-XI
Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit dem Satz des bestimmenden Grundes und dessen Folgen für die Freiheitsproblematik. Es werden die Argumente Kants für die Gültigkeit dieses Satzes sowie die daraus resultierenden Schwierigkeiten für die Vorstellung von Freiheit dargestellt.
II. Freiheit in der KrV
1. Übergang und Einführung
Dieser Abschnitt führt in die KrV ein und beleuchtet die Relevanz von Kants früherer Position für das Verständnis seiner späteren Philosophie.
2. Kontinuität
Dieser Abschnitt vergleicht Kants Position in der ND mit seiner Argumentation in der KrV und untersucht, inwiefern sich seine Haltung zur Freiheit im Laufe seiner Entwicklung verändert hat.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Determinismus, Freiheit, Metaphysik, Epistemologie, das Newtonsche Modell, die Kritik der reinen Vernunft, Immanuel Kant, vorkritisches Projekt, Nova Dilucidatio, Satz des bestimmenden Grundes, Propositionen I-IX.
- Quote paper
- Johannes von Rosen (Author), 2012, Immanuel Kants Nova Dilucidatio, Propositionen I–IX: Die Freiheitsproblematik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206311