1. Einleitung
Kinder kommen in Berührung mit Sterben, Tod und Trauer – sind dies nicht Themen, vor denen sie in ihrem Alltag eher beschützt werden sollten? Ähnliche Gedanken mögen sich Erwachsene häufig machen, wenn sie über die kindliche Konfrontation mit dem Tod nachdenken. Doch was geschieht bei einem konkreten unvorhergesehenen Ereignis, beispielsweise wenn das Haustier eines Kindes oder auch ein geliebter Mensch aus der Umgebung stirbt? Kinder stellen Fragen und ihre natürliche Neugier macht auch vor schwierigen Themen nicht Halt [...].
Erwachsene stehen in solch einer Situation häufig vor der Frage, wie sie das betroffene Kind im Ernstfall trösten und mit ihm über das Geschehene sprechen können. Allgemein stellt hierbei nicht nur das Zuhause, sondern auch die Schule einen Ort dar, an den Kinder jene Dinge mitbringen, die ihnen besonders am Herzen liegen – seien es positive oder negative Ereignisse [...] Wie kann damit umgegangen werden, wenn ein Kind vom Tod eines Haustieres oder Familienmitgliedes erzählt und offenbar sehr davon betroffen ist? Wie fängt die Lehr-kraft die Klasse auf, wenn ein Schicksal die gesamte Gruppe betrifft? In solchen Situationen ändert sich der Schulalltag von einem auf den anderen Moment, entweder für einzelne Kinder oder für die Klassengemeinschaft als Ganzes [...]
Da nicht alle Kinder den familiären Rückhalt bekommen, den sie gerade in einer solch schwierigen Phase bräuchten, kann die Schule für sie eine entscheidende Institution in Zusammenhang mit ihrer Trauer darstellen [...]
Es geht allgemein darum, die Tabus des Gesprächs über den Tod und des Trauerns aufzuheben und bereits Kindern deutlich zu machen, wie wichtig und hilfreich Trauer zur Verarbeitung von persönlichen Verlusten ist und dass über das Sterben und den Tod gesprochen wer-den darf. Auf welche Art und Weise dies geschehen kann, wird im Verlauf der vorliegenden Arbeit thematisiert [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der zeitliche Wandel im Umgang mit Tod und Trauer
2.1. Was bedeutet Trauer?
2.2. Ein Blick in die Geschichte der Menschheit
2.3. Der aktuelle Umgang mit Tod und Trauer
2.4. Gegenwärtige Entwicklungen - auf dem Weg der Enttabuisierung?
2.5. Bezüge zur Trauerarbeit mit Kindern
3. Die kindliche Konfrontation mit Tod und Trauer
3.1. Kinder und der Tod
3.1.1. Die Auseinandersetzung der Begleitperson mit dem Tod
3.1.2. Entwicklungspsychologische Todesvorstellungen im Kindesalter
3.1.3. Mögliche Vorerfahrungen der Kinder
3.2. Kinder und Trauer
3.2.1. Wie Kinder trauern
3.2.1.1. Verschiedene Ausdrucksweisen auf der Gefühlsebene
3.2.1.2. Phasen der Trauer
3.2.2. Aufgaben der Trauer und ihre grundsätzliche Bedeutung für die Psyche
4. Die präventive Thematisierung von Tod und Trauer im Schulalltag der Grundschule
4.1. Vorgaben des Rahmenplans Sachunterricht - Ist Tod überhaupt ein Thema?
4.2. Das Projekt Hospiz macht Schule
4.2.1. Beschreibung des Projekts
4.2.2. Medienecho
4.2.3. Rückmeldungen der Lehrer
4.2.4. Rückmeldungen der Schüler
4.3. Fazit der präventiven Konzepte
5. Die situative Konfrontation mit Tod und Trauer im Schulalltag der Grundschule
5.1. Maßnahmen auf der Ebene der Institution Schule
5.2. Die Rolle des Klassenlehrers als Trauerbegleiter und seine Grenzen
5.3. Formen der Konfrontation und Handlungsmöglichkeiten
5.3.1. Betroffenheit eines einzelnen Kindes
5.3.2. Betroffenheit der gesamten Klasse
5.3.2.1. Tod eines Mitschülers
5.3.2.2. Tod eines Kollegen
5.3.2.3. Problematische Reaktionsmuster der Lehrkraft
5.3.2.4. Schulische und außerschulische Rituale im Trauerprozess
5.3.2.5. Kinderbücher als Unterstützung im Umgang mit Tod und Trauer
5.3.3. Kontakt zu den Eltern
6. Fazit
I. Literaturverzeichnis
II. Abbildungsverzeichnis
III. Anlagen
a. Kurzfassung der Trauerphasen: Merkmale und Hinweise
b. Evaluationsbogen der Schülerin Anna
c. Bild des Schülers Tim über den Ablauf der Projektwoche
d. Elternbriefe bei einem Todesfall
1. Einleitung
Kinder kommen in Berührung mit Sterben, Tod und Trauer - sind dies nicht Themen, vor denen sie in ihrem Alltag eher beschützt werden sollten? Ähnliche Gedanken mögen sich Er- wachsene häufig machen, wenn sie über die kindliche Konfrontation mit dem Tod nachden- ken. Doch was geschieht bei einem konkreten unvorhergesehenen Ereignis, beispielsweise wenn das Haustier eines Kindes oder auch ein geliebter Mensch aus der Umgebung stirbt? Kinder stellen Fragen und ihre natürliche Neugier macht auch vor schwierigen Themen nicht Halt, wie Abbildung 1 verdeutlicht:
Abbildung 1: Herr Muffin
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Nilsson/Tidholm 2007, ohne Seite.
Das kleine Meerschweinchen Herr Muffin ist gestorben. Fragen über Fragen stellen sich dem Kind, dem das Meerschweinchen gehörte, wie der Ausschnitt aus dem Kinderbuch Adieu, Herr Muffin zeigt (vgl. Nilsson/ Tidholm 2007, o.S.) . Häufig ist der Verlust des geliebten Haustieres für Kinder der erste Kontakt mit dem Tod und kann bei ihnen zu vielen Fragen und zu einer anhaltenden Trauer führen, die sie verarbeiten müssen (vgl. Ennulat 2011, S. 26). Erwachsene stehen in solch einer Situation häufig vor der Frage, wie sie das betroffene Kind im Ernstfall trösten und mit ihm über das Geschehene sprechen können. Allgemein stellt hier- bei nicht nur das Zuhause, sondern auch die Schule einen Ort dar, an den Kinder jene Dinge mitbringen, die ihnen besonders am Herzen liegen - seien es positive oder negative Ereignis- se. Der Erzählkreis könnte zum Beispiel eine solche Situation sein, in der das Erlebte der Klasse und der Lehrkraft mitgeteilt wird. Besonders schwere, tragische Erlebnisse bringen die Lehrkraft hierbei in eine Situation, die nicht immer leicht zu bewältigen ist, da die psycholo- gische und pädagogische Forschung über kindliche Gefühle und Vorstellungen rund um das Thema Tod bisher noch nicht so weit fortgeschritten ist wie für Erwachsene (vgl. Jennessen 2007, S. 1 f.). Wie kann damit umgegangen werden, wenn ein Kind vom Tod eines Haustieres oder Familienmitgliedes erzählt und offenbar sehr davon betroffen ist? Wie fängt die Lehr- kraft die Klasse auf, wenn ein Schicksal die gesamte Gruppe betrifft? In solchen Situationen ändert sich der Schulalltag von einem auf den anderen Moment, entweder für einzelne Kinder oder für die Klassengemeinschaft als Ganzes.
Bereits die geplante, präventive Thematisierung der Themen Sterben, Tod und Trauer stellt Lehrkräfte vor eine pädagogische Herausforderung, doch der situative Kontext, also die plötz- liche Konfrontation mit dem Tod, macht es besonders schwer, die damit verbundene Trauer aufzugreifen und Hilfe in ihrer Bewältigung zu geben. Doch gerade dies ist wichtig, um späte- re Traumata zu vermeiden und den Kindern die Chance zu geben, das Erlebte auf ihre Art und Weise zu verarbeiten: „Trauern darf nicht länger als ‚Schwäche‘ betrachtet werden, sondern es ist ein psychologischer Prozess von höchster Wichtigkeit für die Gesundheit des Men- schen.“ (Kast 2000, S. 21). Da nicht alle Kinder den familiären Rückhalt bekommen, den sie gerade in einer solch schwierigen Phase bräuchten, kann die Schule für sie eine entscheidende Institution in Zusammenhang mit ihrer Trauer darstellen. Lehrkräften eröffnen sich in diesem Zusammenhang wichtige Fragen, wie sie bereits der griechische Psychologe Jorgos Canacakis formulierte:
„ Welche vorbeugenden Ma ß nahmen für Trauerereignisse, die jeden von uns ohne Aus nahme treffen werden, stehen uns zur Verfügung? Welches pädagogische Verhalten ist im Vorfeld nötig, damit wir zur Trauer fähig werden? Was sollen wir in Trauerkrisen unter nehmen? “ (Canacakis 1992, S. 14 f.).
Auch wenn diese Fragen aus der Sicht des Trauernden gestellt sind, so können sie auch auf die Begleitung trauernder Personen übertragen werden. Dies würde bedeuten, dass sich die Begleitperson fragt, was sie bereits vor oder während einer Trauerkrise für den Betroffenen tun kann, um ihn zur Trauer zu befähigen.
Es geht allgemein darum, die Tabus des Gesprächs über den Tod und des Trauerns aufzuhe- ben und bereits Kindern deutlich zu machen, wie wichtig und hilfreich Trauer zur Verarbei- tung von persönlichen Verlusten ist und dass über das Sterben und den Tod gesprochen wer- den darf. Auf welche Art und Weise dies geschehen kann, wird im Verlauf der vorliegenden Arbeit thematisiert. Dafür gilt es, zunächst einige theoretische Hintergründe näher zu beleuch- ten, die insbesondere den Umgang mit Tod und Trauer im Laufe der Zeit aufzeigen und dabei das Augenmerk auf die gegenwärtige Situation legen. Zusätzlich wird sich dem Begriff der Trauer angenähert, um ein Verständnis dafür zu vermitteln, was Trauer ausmacht.
Mit diesem Hintergrundwissen werden anschließend die kindlichen Erfahrungen mit dem Tod und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Trauer dargelegt, um festzustellen ob und inwiefern die Enttabuisierung dieser schwierigen Themen in der Zusammenarbeit mit Kindern möglich ist. Ein Blick darauf, wie Kinder trauern und welche Bedeutung Trauer für die menschliche Psyche hat, dient als Grundlage dafür.
Hierauf aufbauend werden die Erkenntnisse über die kindliche Trauer in den schulischen Kontext eingebettet. Die Projektwoche Hospiz macht Schule zeigt exemplarisch ein Präven- tivkonzept, welches vor dem Ernstfall mit Kindern durchgeführt werden kann. Grundlegend hierfür ist der Blick in den Teilrahmenplan Sachunterricht des Bundeslandes Rheinland-Pfalz, um zu erfahren, inwiefern Tod und Trauer hierin verankert sind. Dennoch soll die situative Konfrontation mit dem Tod fokussiert werden, um beispielhaft aufzuzeigen, welche Hand- lungsmöglichkeiten Lehrkräfte haben, wenn sie einem trauernden Kind in ihrer Klasse begeg- nen oder in einem besonders schlimmen Fall die gesamte Klasse trauert. Somit wird das Hauptaugenmerk der vorliegenden Arbeit darauf gerichtet, verschiedene Handlungsmöglich- keiten vorzustellen, welche es insbesondere innerhalb des schulischen Kontextes ermöglichen, dem oben zitierten Aufruf von Verena Kast nachzukommen, Trauer nicht als Schwäche zu betrachten, sondern im Sinne der Gesundheit zuzulassen (vgl. Kast 2000, S. 21).
2. Der zeitliche Wandel im Umgang mit Tod und Trauer
Mit dem Wandel der Gesellschaft im Laufe der Zeit hat sich auch die Einstellung zum Tod und zur Trauer verändert, da diese immer aus der Wechselwirkung zwischen Individuum und Umwelt entsteht.
„Jede Gesellschaft hat Versuche unternommen, den Tod unter Kontrolle zu halten und mit ihm fertig zu werden.“ (Mischke 1996, S. 26). Doch konnte beziehungsweise kann der Mensch den Tod und die daraus resultierende Trauer wirklich kontrollieren wie es das Zitat andeutet? Menschen haben stets versucht, den Tod in Bildern und Metaphern darzustellen, da es sich um ein für Menschen kaum zu verstehendes Phänomen handelt. Das Bild vom Tod und die Formen von Trauer wandeln sich folglich parallel zur veränderten Einstellung der Menschen. Abwehrhaltungen ziehen sich jedoch durch die ganze Menschheitsgeschichte, da der Tod das Symbol für die Endlichkeit des menschlichen Lebens ist (vgl. ebd., S. 1 ff.). Den- noch hat sich der allgemeine Umgang mit dem Tod im Laufe der Zeit geändert, was im Laufe dieses Kapitels schematisch aufgezeigt wird. Zunächst gilt es jedoch, die Frage zu stellen, was Trauer als Folge von Tod und Verlust bedeutet, um eine Grundlage für den Verlauf der Arbeit zu schaffen. Das nächste Kapitel wird daher eine Annäherung an den Begriff in verbildlichter Form aufzeigen.
2.1. Was bedeutet Trauer?
Generell neigt der Mensch dazu, Bilder und Metaphern zu verwenden, um den Tod und alles thematisch Verbundene für sich zu erklären. Einen Versuch hierzu wagt auch der griechische Psychologe Jorgos Canacakis in seinem Werk Ich sehe deine Tränen, um zu verbildlichen, wie man sich Trauer vorstellen kann (vgl. Canacakis 1992, S.25).
Durch die Vielseitigkeit, die der Begriff Trauer mit sich bringt, ist es grundsätzlich schwierig eine genaue Definition festzulegen, sowie Merkmale und Eigenschaften von Trauer abzugren- zen. Dennoch ist es wichtig, grob einordnen zu können, was sich hinter Trauer verbirgt und welches Verständnis von Trauer dieser Arbeit zugrunde gelegt wird. Canacakis verwendet folgendes Bild, um Trauer zu beschreiben: Er vergleicht die Vielfalt der menschlichen Trauer mit einem Gebirgssee inmitten einer schönen Berglandschaft, der beeinflusst wird von ver- schiedenen Jahreszeiten, von Regenfällen, die seinen Pegel ändern und von kleinen Bächen, die ihm zulaufen. Übertragen auf den Mensch stellt der See unsere Gefühlswelt dar, in der sich alle Arten von Gefühlen vermischen, wobei die zufließenden Bäche die verschiedenen Wege sind, durch die er seine Gefühle ausdrückt. Blockiert der Mensch nun einen dieser We- ge, so wird - wieder bildlich gesprochen - einer der Bäche blockiert, was das Gleichgewicht des Sees als harmonisches Ganzes zerstört. Der Mensch erstickt in diesem jeweiligen Gefühl; es bedrückt ihn und verursacht Schmerzen. Im Falle des Sees würde es zu einem Dammbruch kommen, der alles um sich herum zerstört. So kann es auch mit einem trauernden Menschen geschehen: Brechen die angestauten Gefühle aus ihm heraus, so kann es dazu kommen, dass auch er seine Umgebung zerstört. Außerdem zerstört er sich selbst, da sich die Gefühle wie Schlamm im See ablagern, die Abflüsse blockiert werden und der See seine Lebensfähigkeit verliert (vgl. ebd., S. 25 ff.).
Da das Gefühl der Trauer immer mit Verlust zusammenhängt, ist es besonders intensiv wahr- zunehmen. Sie ist besonders schmerzlich, wodurch sie sich immer auch in körperlichen und seelischen Reaktionen zeigt (vgl. ebd., S. 27). Das Bild stellt ansatzweise dar, wie sich dem Phänomen Trauer angenähert werden kann. Es versucht, verständlich zu machen, was in ei- nem trauernden Menschen passiert und vorgeht. Auch Canacakis‘ abschließende Definition von Trauer fasst zusätzlich zu seiner Metapher noch einmal zusammen, was trauern bedeutet: „Trauer ist also eine spontane, natürliche, normale und selbstverständliche Antwort unseres Organismus, unserer ganzen Person auf Verlust.“ (ebd., S. 28). Im späteren Verlauf der Arbeit wird zusätzlich zu dieser grundlegenden Annäherung an den Begriff Trauer auf ihre Aufgaben und ihre Bedeutung für die Psyche eingegangen, wobei die beschriebene Metapher eine hilf- reiche Darstellung sein kann.
Doch zunächst wird im Folgenden ein Blick auf die Vergangenheit geworfen, um Aufschluss darüber zu bekommen, ob und inwiefern sich der Umgang mit dem Tod und der Trauer im Laufe der Zeit verändert hat: Wie sind die Menschen früher mit persönlichem Verlust umgegangen? Wie haben sie das Sterben eines Menschen erlebt, seinen Tod und die Trauerphase danach? Einen Überblick darüber gibt das kommende Kapitel.
2.2. Ein Blick in die Geschichte der Menschheit
In diesem Kapitel werden einige Grundzüge des Umgangs mit Tod und Trauer in der Vergangenheit dargestellt. Dies soll im weiteren Verlauf der Arbeit helfen, zu verstehen, wie und warum der Tod in der heutigen Zeit noch häufig tabuisiert wird und von der Gesellschaft unbeachtet bleibt und ob ein Blick in die Vergangenheit unserer Geschichte gegebenenfalls sogar helfen kann, dem Tod gegenüber wieder offener zu werden.
Der Tod befand sich im Grunde genommen immer zwischen Integration und Ausschluss: Ei- nerseits sollte er integriert werden, um ihn für den Menschen greifbarer zu machen und ihn als Teil des Lebens zu akzeptieren, andererseits war dies gerade zur Zeit der Aufklärung nicht mit dem gesellschaftlichen Leben vereinbar, denn der Tod konnte nicht mit dem Verstand erklärt werden. Doch auch bei Ausschluss bleibt er ein Störfaktor, der nicht kontrolliert werden kann. Im Laufe der Geschichte sind die Grenzen in Bezug auf das Wissen über den Tod nicht geringer geworden und er kann weder vollständig ins Leben integriert noch vollständig ausgeschlossen werden (vgl. Mischke 1996, S. 2 f.).
Bis ins 19. Jahrhundert war der Tod nicht zuletzt durch die geringe Lebenserwartung der Menschen alltäglich. Die Sterberate bei Säuglingen und Kindern war hoch und als Vierzigjäh- riger Mensch galt man für damalige Verhältnisse als alt. Der Gedanke, jeden Tag mit dem Tod rechnen zu müssen, war zur Zeit des Mittelalters folglich wesentlich stärker präsent und weniger leicht zu verdrängen als heutzutage. Es ist wenig über die Gefühle von Sterbenden dieser Zeit bekannt, aber es ist anzunehmen, dass die tägliche Auseinandersetzung mit dem Tod zwar nicht zu dessen Verdrängung führen konnte, wie es heutzutage häufig der Fall ist, aber dafür zu einer Art Abstumpfung und Normalität, was für den Trauerprozess ebenso we- nig förderlich ist wie die Verdrängung (vgl. ebd., S. 26 ff.). Trotzdem wurde der Tod im Mit- telalter in aller Regel akzeptiert und zum Teil des sozialen Lebens. Sterbende erfuhren oft- mals große Unterstützung ihrer Mitmenschen und wurden durch Rituale begleitet. Eine mit- telalterliche Hausgemeinschaft war geprägt von Solidarität, da jeder auf jeden angewiesen war. Aus diesem Grund gingen auch Ereignisse wie Geburt, Krankheit und Tod jeden etwas an und wurden von jedem miterlebt. Diese soziale Sicherheit vermochte sicherlich in vielen Fällen, die Angst vor dem eigenen Tod beziehungsweise Sterben zu mindern (vgl. ebd., S. 35 ff.). Geprägt von der christlichen Todesvorstellung war der Tod zu dieser Zeit zusätzlich die Folge der Erbsünde und die Befreiung aus dem leidvollen Erdenleben. Das Sterben wurde somit zu einer öffentlichen Zeremonie, bei der sich eine ganze Gemeinschaft, zu der nicht selten Fremde gehörten, am Sterbebett versammelte und betete. Der Tod und das Sterben wurden öffentlich gemacht und nahezu vertraut und ohne Furcht erlebt (vgl. ebd., S. 41 f.). So wurden folglich auch Kinder automatisch mit Tod und Sterben konfrontiert. Zum Trauerver- halten sei gesagt, dass während der Trauerphase nicht gefeiert oder getanzt werden durfte und die Pflicht bestand, schwarze oder bleiche Kleidung zu tragen. Je nach finanziellen Verhält- nissen dauerte diese Phase bei wohlhabenden Menschen bis zu einem Jahr, bei ärmeren circa einen Monat; die Witwe war in der Pflicht am längsten zu trauern. Ähnlich wie heutzutage war die Trauerphase auch mit Besuchen verbunden (vgl. ebd., S. 50 f.). Aus dieser Beschrei- bung des mittelalterlichen Umgangs mit dem Tod sei die Phase der Pest ausgeklammert, da es in dieser Phase galt, sich von Toten fernzuhalten. Der Tod hatte in dieser Phase eine hoff- nungslose Macht, die durch Erklärungsversuche der Menschen zu verringern versucht wurde (vgl. ebd., S. 65 f.).
Eine grundsätzliche Veränderung erfuhr das Todesbild in der Neuzeit nach dem Zusammen- bruch der Ständegesellschaft. Im Zuge der Säkularisierung begannen die Menschen, das Le- ben aus einem anderen Blickwinkel als dem des Todes und des Jenseits zu betrachten; die Welt wurde nicht mehr nur noch als Werk Gottes betrachtet, sondern auch als Werk des Men- schen. Im Laufe der Zeit wurde der Tod stark individualisiert was in der Zeit der Romantik zu einer Intensivierung der Trauer führte. In dieser Phase war die Familie nicht nur eine Art Pro- duktionsgemeinschaft, sondern eine Gemeinschaft der Zuneigung und Liebe. Da auch Ehen vermehrt aus der Liebe heraus geschlossen wurden, folgten nach dem Tod Gefühle des Al- leinseins und auch der Glaube bot keinen ausreichenden Halt mehr (vgl. ebd., S. 95 ff.).
Im Zuge der Industrialisierung wurde versucht, den Tod strikt vom Leben zu trennen, doch auch dadurch konnte er nicht beherrscht werden. Stattdessen wurde er zu einem individuellen Schicksal, weg von sozialem Leben und Gesellschaft, „zu einem Problem für die Hinterbliebenen“ (ebd., S. 102). Es begann eine Phase des verdrängten Todes, sodass nicht selten auch Sterbenden ihr Schicksal vorenthalten wurde. Grundzüge dieser Phase ziehen sich bis in unsere heutige Zeit, da durch wissenschaftliche Fortschritte der Tod häufig rein biologisch betrachtet wird und seltener als Macht aus religiöser Sicht. Dies zeigt sich auch darin, dass heutzutage viele Menschen im Krankenhaus sterben (vgl. ebd., S. 102 f.).
Schieben wir unsere eigene Machtlosigkeit im Umgang mit dem Tod an Krankenhäuser und ähnliche Institutionen ab, um uns nicht damit auseinandersetzen zu müssen? Ist unsere heutige Zeit überhaupt noch von einer Verdrängung des Todes geprägt? Auf diese Fragen wird das folgende Kapitel näher eingehen.
2.3. Der aktuelle Umgang mit Tod und Trauer
„Das Leben in der Industriegesellschaft wirkt so, als ob niemand stirbt.“ (Mischke 1996, S. 140). Dieses Zitat spiegelt jenen Umgang mit dem Tod wider, den wir in unserer Gesellschaft oftmals wiederfinden - dessen Verdrängung. Dass der Tod häufig in Krankenhäuser oder Al- tenheime verlagert wird, ist angesichts der medizinischen Fortschritte nahezu selbstverständ- lich geworden. Das Leben wird durch Behandlungen über die natürliche Grenze hinaus ver- längert, wodurch dem sterbenden Menschen nicht selten sein Zustand verheimlicht wird. Die Entscheidung über Leben und Tod scheint in diesen Fällen in den Händen der Mediziner zu liegen. Krankheiten sind nicht mehr länger das von Gott gewollte Schicksal, sondern ein Feind, wodurch letzen Endes auch der Tod zum Feind wird. Daraus resultierend sehen Ärzte den Tod eines Patienten als eigenes Versagen, was zusätzlich von dem vorherrschenden Bild des ewigen Daseins auf der Erde unterstützt wird (vgl. Hövelmann 2009, S. 10). Dadurch neigt der Mensch dazu, persönliche Schicksale in die Hand der Mediziner zu geben, sodass er in der Regel nicht am Sterben Anderer beteiligt ist, und damit auch seine eigene Sterblichkeit verdrängt. Jennessens Abbildung zur gesellschaftlichen Institutionalisierung des Sterbens verdeutlicht dies zusätzlich (siehe Abbildung 2).
Abbildung 2: Gesellschaftliche Institutionalisierung des Sterbens
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Jennessen 2007, S. 13.
Die allgemeine Rationalisierung des Todes zeigt sich außerdem auch auf Friedhöfen. Mischke beschreibt es mit den Worten „Heute gehören Friedhöfe in den Flächennutzungsplan, und bundeseinheitliche Regelungen über Platzansprüche sind in Vorbereitung […] und heute gibt es nur noch befristeten Aufenthalt“ (Mischke 1996, S. 107). Fast schon sarkastisch beschreibt sie, was im Umgang mit dem Tod im Laufe der Zeit geschehen ist.
Leben und Tod erfahren häufig eine strikte Trennung voneinander und anonyme Bestattungen nehmen zu, da die Sterbenden keine weitere Belastung für die Hinterbliebenen darstellen wol- len, die oftmals weit weg wohnen. „Die frühere Vorstellung, daß sich Leben und Tod austau- schen, wird in der verwissenschaftlichten Gesellschaft von heute nicht mehr akzeptiert.“ (ebd., S. 111). Mit der Tabuisierung des Todes geht auch eine Tabuisierung der Trauer einher. Auch wenn die Hinterbliebenen großen Schmerz verspüren, so zeigen sie ihn immer weniger, obwohl die Psychologie die Wichtigkeit der Trauer für die eigene Gesundheit aufzeigt. Au- ßerdem ist gerade heutzutage ein Verlust häufig wesentlich tiefgreifender als früher, da Fami- lien kleiner werden und sich nicht mehr auf einen großen Kreis von Angehörigen und Freun- den verteilt; die Bindungen in heutigen Familien sind meist enger (vgl. ebd., S. 115 ff.). Gera- de dadurch scheint es kaum verständlich, dass Trauernden relativ wenig Zeit gelassen wird, sich mit ihrer neuen Situation auseinanderzusetzen beziehungsweise dass die Trauernden sich selbst die Zeit nicht nehmen. „So wird der Hinterbliebene zwischen dem Gewicht seines Schmerzes und dem des gesellschaftlichen Tabus zermahlen“ (ebd., S. 119). Auch wenn Mischkes Werk bereits vor über 15 Jahren verfasst wurde, so zeigt dieses Zitat wohl dennoch eine weiterhin bestehende Diskrepanz innerhalb unserer Gesellschaft. Trotzdem soll das folgende Kapitel aufzeigen, welche neuen Ansätze sich seit mehreren Jahren entwickeln und die Themen Sterben, Tod und Trauer zu enttabuisieren versuchen.
2.4. Gegenwärtige Entwicklungen - auf dem Weg der Enttabuisierung?
Dass der Tod in unserer heutigen Gesellschaft häufig verdrängt wird, hängt nicht zuletzt mit den vielen Todesnachrichten zusammen, die über die Medien verbreitet werden. Dies kann insbesondere dann zum Problem werden, wenn auch bei persönlicher Betroffenheit die Trau- ergefühle abgeschaltet werden, um in unserer auf Leistung bedachten Gesellschaft nicht auf- zufallen. Um dies zu verhindern und Sterben, Tod und Trauer gegenwärtig zu machen und zu enttabuisieren, gibt es sowohl von medizinischer als auch von seelsorgerischer Seite Unter- nehmungen, die zu einer stärkeren Auseinandersetzung führen sollen. So gibt es beispielswei- se das Selbstbestimmungsrecht des Patienten, welches ihm die Möglichkeit gibt, bei medizini- schen Entscheidungen mitzubestimmen und so ein würdevolles Sterben, was nicht auf ge- zwungene lebensverlängernde Maßnahmen gestützt ist, zu ermöglichen - je nach Wille des Patienten.
Als zweite große Entwicklung in heutiger Zeit gilt die Hospiz-Idee, die versucht, zwei Grund- ängste in Bezug auf Sterben zu lindern: Sterben mit großem Leiden und Sterben in Einsam- keit. „Die Hospiz-Idee bedeutet, dass ein Mensch in Würde bis zuletzt leben kann. Denn wir bejahen das Leben. Das Sterben ist Leben für uns - das Leben vor dem Tod.“ (Hospiz in Kob- lenz o.J., S. 2). Diese Beschreibung zeigt, in welche Richtung die Hospiz-Arbeit sich bewegt: Es geht um die Aufrechterhaltung des Selbstwertgefühls und um den Aufbau eines menschli- chen Verhältnisses zu Tod und Sterben. Des Weiteren werden Angehörige in ihrer Trauer und ihren Sorgen begleitet (vgl. Mischke 1996, S. 157 ff.). Mittlerweile sind aus der Hospiz- Bewegung heraus auch einige Hospize für Kinder entstanden, die sich speziell auf lebensbe- grenzend kranke Kindern und deren Familien spezialisieren. Gerade bei kranken Kindern ist es wichtig, die Eltern zu unterstützen, ihnen bei verschiedenen Entscheidungen zur Seite zu stehen und auch für gesunde Geschwisterkinder da zu sein (vgl. Jennessen 2007, S. 19).
Doch inwiefern sind Geschichte und Gegenwart des Umgangs mit Tod und Trauer in Bezug auf die Trauer von Kindern von Bedeutung? Das folgende Kapitel versucht, diese beiden thematischen Aspekte in Verbindung zu bringen und zu erklären, welcher Zusammenhang hergestellt werden kann.
2.5. Bezüge zur Trauerarbeit mit Kindern
Bei Betrachtung der Geschichte des Umgangs mit Tod und Trauer wird deutlich, dass es in der Menschheitsgeschichte Zeiten gab, zu denen Kinder nahezu automatisch mit dem Tod und dessen Folgen konfrontiert wurden. Wie bereits erwähnt trugen häusliche Gemeinschaften und die allgemein höhere Sterblichkeitsrate zu dieser Konfrontation bei (vgl. Kapitel 2.2.). Auch wenn dies nicht gleichzeitig bedeutet, dass die verschiedenen Epochen eine erfolgreiche und kindgerechte Auseinandersetzung mit dem Tod vorzuweisen hatten, so wurde er dennoch, beispielsweise zur Zeit des Mittelalters, nicht einfach verdrängt und verleugnet beziehungsweise in verschiedenste Institutionen verlagert, wie es heutzutage häufig der Fall ist. Können wir also in dieser Hinsicht aus der Vergangenheit lernen?
Ein logischer Schluss in Bezug auf den Umgang mit Tod ist jedenfalls der, dass durch den Verlust der Traditionen in Bezug auf Sterbebegleitung und Beerdigung den Kindern automa- tisch der Umgang mit Sterbenden fehlt. Sie werden lediglich durch die Medien mit dem Tod konfrontiert, der dort häufig verherrlicht wird, was zur Entfremdung des realen Todes führt (vgl. Freese 2001, S. 146). Dies könnte allein dadurch verbessert werden, dass dem Wunsch vieler kranken Menschen nachgegangen werden würde, die gerne zuhause sterben möchten. So ist gemeinsames Abschied nehmen möglich und gleichzeitig nehmen auch Kinder den Tod als Teil des Lebens wahr (vgl. ebd.). Ein Hauptproblem besteht jedoch häufig darin, dass Er- wachsene selbst dazu tendieren, den Tod als Teil des Lebens zu verdrängen und nicht wahr- haben zu wollen. Wenn sie sich selbst nicht mit ihm auseinandersetzen, so kann davon ausge- gangen werden, dass sie in dieser Hinsicht kein Vorbild für ihre Kinder sein können. Denn ihre eigene Auseinandersetzung mit diesem schwierigen Thema gilt als Voraussetzung für die Kommunikation und die aus dem Tod resultierende Trauerarbeit mit anderen Menschen. Die- se Kommunikation und Trauerarbeit mit Kindern wiederum ist wichtig für deren psychische und physische Gesundheit, die durch Verdrängung und Verschweigen maßgebend beeinträch- tig werden kann (vgl. ebd., S. 118 f.).
Hieraus kann geschlussfolgert werden, dass der Blick in die Vergangenheit zu einem Ver- ständnis verhilft, warum der Tod nach und nach verdrängt wurde. Gleichzeitig kann es als Hilfe angenommen werden, aus Teilen der Vergangenheit zu lernen, sowie neu zu beginnen, den Tod als Teil des Lebens zu verstehen und Kindern, die innerhalb des Familien- oder Freundeskreises damit konfrontiert werden, Unterstützung zu geben. Um dies zu ermöglichen, muss der Erwachsene zunächst seine eigene Auseinandersetzung mit Sterben und Tod erfah- ren haben. Dürfen Kinder überhaupt mit dem Thema Tod konfrontiert werden oder beschütze ich sie durch Verschweigen? Diese Frage stellen sich sicher viele Erwachsene, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Aus diesem Grund bedarf es zusätzlich zur eigenen Ausei- nandersetzung auch einem Grundverständnis, wie Kinder den Tod sehen, wie sie trauern und inwiefern mit ihnen darüber gesprochen werden kann. Auch wenn es sich von Fall zu Fall unterscheidet, so gibt es dennoch einige Hintergründe, die in den folgenden Kapiteln darge- stellt werden, um Trauer nicht nur im privaten häuslichen Umfeld aufzufangen, sondern zu- sätzlich dazu auch im schulischen Kontext mit trauernden Kindern umgehen zu können.
3. Die kindliche Konfrontation mit Tod und Trauer
„Helft Kindern, den Tod zu begreifen“ - Mit diesem Titel ruft der Fachverlag des deutschen Bestattungswesens dazu auf, den Kindern gegenüber die Existenz des Todes nicht länger zu verschweigen, sondern ihnen angemessen zu helfen, den Tod zu verstehen (Fachverlag 2007, Titelblatt). Eltern wollen ihre Kinder grundsätzlich beschützen, wozu unter anderem das Verschweigen unangenehmer Dinge gehört. Auch in Bezug auf Sterben und Tod werden Kinder häufig von Begegnungen und Gesprächen ausgegrenzt, um sie nicht damit zu belasten. Erwachsene finden es schwer, auf kindliche Äußerungen, die den Tod betreffen, zu reagieren und Antworten auf ihre Fragen zu finden, weswegen sie versuchen, solche Gesprächsthemen zu vermeiden (vgl. Specht-Tomann/ Tropper 2011, S. 8 f.).
Ähnlich kann die Reaktion einzelner Lehrkräfte aussehen, die in der Schule mit dem Thema Tod konfrontiert werden, sei es durch einen schwerkranken Schüler1 in der Klasse oder durch persönliche Erfahrungen eines Schülers. Da mit Kindern Zukunft assoziiert wird, neigt der Erwachsene dazu, zu verdrängen, dass der Tod auch in der kindlichen Erfahrungswelt eine Rolle spielen kann. Jedoch brauchen gerade diese Kinder Unterstützung in ihrer Situation, da sie viele grundlegende Fragen diesbezüglich haben werden (vgl. Jennessen 2007, S. 2 f.).
Um als Lehrkraft auf trauernde Kinder im Schulalltag eingehen zu können und ihnen ein guter Gesprächspartner zu sein, ist es hilfreich, sich darüber zu informieren, wie Kinder dem Tod gegenüberstehen, welche Vorstellungen sie davon haben und wie sie Trauer erleben. Dieses Hintergrundwissen vermitteln die Folgekapitel, bevor konkreter darauf eingegangen wird, inwiefern und auf welche Arten Tod im Alltag der Grundschule zum Thema werden kann.
3.1. Kinder und der Tod
Erwachsene sollten sich bei der Frage danach, ob mit Kindern über den Tod und alles damit Zusammenhängende gesprochen werden darf grundsätzlich vor Augen führen, dass diese häu- fig weitaus mehr Erfahrung haben, als vermutet, wie das folgende Zitat von Elisabeth Kübler- Ross verdeutlicht, die sich als Psychiaterin viel mit dem Tod und dem Umgang mit Sterben- den beschäftigte:
„ Es gibt Tausende von Kindern, die den Tod kennen, weit über das hinaus, was Erwach sene wissen. Erwachsene hören diesen Kindern vielleicht zu, gehen aber achselzuckend darüber hinweg. Sie meinen vielleicht, da ß Kinder den Tod nicht begreifen, und weisen ihre Gedanken von sich. Doch eines Tages werden sie sich dieser Lehren erinnern, mög licherweise erst Jahrzehnte später, wenn sie ‚ dem gr öß ten Feind ‘ selbst ins Auge sehen. Dann werden sie erfahren, da ß diese kleinen Kinder die weisesten Lehrer und sie die Neulinge und Schüler waren. “ (Kübler-Ross 1998, S. 11)
Dieses Zitat zeigt, dass Kinder, in dem was sie bereits wissen oder zumindest zu verstehen vermögen, von ihren erwachsenen Bezugspersonen nicht unterschätzt werden sollten. Er- wachsene rechtfertigen das Verdrängen und Verschweigen häufig damit, dass sie es den Kin- dern leichter machen möchten, doch im Endeffekt stellt sich hierbei die Frage, ob sie vielmehr selbst der Konfrontation aus dem Weg gehen möchten. Denn auch wenn das Thema übergan- gen und verleugnet wird, spüren Kinder dennoch, dass etwas nicht stimmt und beginnen zu phantasieren. Die dadurch entstehenden Bilder können wesentlich schlimmer sein als das, was in Wirklichkeit geschehen ist (vgl. Diakonisches Werk 2010, S. 18). Deswegen ist es für Kin- der von großer Bedeutung, dass sie in Bezug auf ihre Fragen zu Sterben und Tod ernst ge- nommen werden. Ist dies nicht der Fall, verschließen sie sich und bleiben mit ihren Fragen alleine (vgl. Ennulat 2011, S. 18).
Doch wie können es Erwachsene schaffen, mit betroffenen Kindern offen über den Tod zu sprechen - das Thema was auch in der Erwachsenenwelt häufig umgangen wird? Um in sol- chen Situationen angemessen zu reagieren, ist es wichtig zu hinterfragen, auf welche Art und Weise mit Kindern Gespräche über den Tod stattfinden können, wozu zusätzlich das Wissen darüber gehört, welche Todesvorstellungen Kinder im Grundschulalter in aller Regel haben. Die Auseinandersetzung hiermit ist auch für Lehrkräfte, die ihren Schülern die Möglichkeit des Gesprächs bieten wollen, unumgänglich. Aus diesem Grund wird in den folgenden Kapi- teln aufgezeigt, welchen Weg Erwachsene selbst gehen sollten, um das Gespräch über Tod und Trauer zu ermöglichen und welche Vorerfahrungen Kinder dabei bereits haben können.
3.1.1. Die Auseinandersetzung der Begleitperson mit dem Tod
Bevor auf die Vorstellungen und Erfahrungen der Kinder zum Thema Tod und Sterben eingegangen wird, soll der Blick zunächst auf diejenigen gelenkt werden, die Kinder täglich begleiten und sich höchstwahrscheinlich der Aufgabe stellen müssen, Kindern Fragen dieses Thema betreffend zu reagieren.
Ein großes Problem dabei wird darin liegen, dass viele eigene Fragen der erwachsenen Be- gleitpersonen noch unbeantwortet sind. Sie selbst durften früher eventuell keine Fragen stel- len oder sie haben selbst aus verschiedenen Gründen nicht gefragt (vgl. Tausch-Flammer/ Bickel 2009, S. 19 f.). Um zu vermeiden, dass die Fragen der Kinder ebenso unbeantwortet bleiben wie die eigenen, ist die Bereitschaft zu einer individuellen inneren Auseinanderset- zung mit Erfahrungen und Gefühlen somit nahezu unumgänglich. Dieser Prozess hilft, Ge- danken über den Tod und das Sterben zu sortieren und somit offener damit umzugehen (vgl. ebd., S. 21). Die Leitfragen in Abbildung 3 von Tausch-Flammer und Bickel sind beispielhaf- te Fragen, die sich Erwachsene in der eigenen Auseinandersetzung mit diesem Thema stellen und gegebenenfalls schriftlich beantworten können:
Abbildung 3: Fragen zur inneren Auseinandersetzung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Tausch-Flammer/Bickel 2009, S. 22.
Mithilfe dieser Fragen werden Impulse geschaffen, die zum Nachdenken anregen und die ei- gene Auseinandersetzung leiten. Auch wenn es hierbei konkret um den Tod und die Vorstel- lungen darüber geht und noch nicht um Trauerarbeit an sich, so bildet es dennoch die Basis dafür. Denn wenn sich Gedanken über den Tod gemacht wurden, kann auch die daraus resul- tierende Trauer leichter bewältigt werden, da grundsätzliche Dinge innerlich geklärt sind (vgl. ebd., S. 22). Wichtig ist außerdem das Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass ohne schwierige Lebensbereiche völlige Ausgewogenheit nicht erreicht werden kann. Denn nur wem bewusst ist, dass Sterben zum Leben dazu gehört, kann das Leben entsprechend gestalten. Gerade Kinder brauchen Mitmenschen, die versuchen, ihre Gedankenwelt zu verstehen - auch wenn es sich um negative Gefühle handelt (vgl. Specht-Tomann/ Tropper 2011, S. 13 ff.).
Zusätzlich zur eigenen Auseinandersetzung mit Sterben und Tod ist es für den jeweiligen Be- gleiter in seiner Arbeit mit Kindern außerdem wichtig und hilfreich, theoretisches Hinter- grundwissen zu verschiedenen thematischen Unterpunkten zu haben. Um Kinder in ihrer Trauer begleiten zu können, gilt es zum Beispiel, sich ihre altersentsprechenden Todesvorstel- lungen bewusst zu machen und die eventuell vorhandenen Vorerfahrungen der Kinder im Hinterkopf zu haben. So kann verständlicher werden, was die Kinder besorgt, beängstigt oder auf eine andere Art und Weise beschäftigt. Hierauf wird in den folgenden Kapiteln näher ein- gegangen.
3.1.2. Entwicklungspsychologische Todesvorstellungen im Kindesalter
Die Todesvorstellungen einzelner Kinder können sehr unterschiedlich ausfallen. Dennoch werden aus entwicklungspsychologischer Sicht verschiedene Phasen beschrieben, die sich mit der Zeit entwickeln und die Vorstellung vom Tod in verschiedenen Altersstufen formt. Auch wenn dies nicht pauschalisiert werden darf, da jedes Kind seine eigene Geschwindigkeit in der Entwicklung durchläuft, so kann es dennoch als Orientierung dienen, um zu verstehen von welchem Denken Kinder einer bestimmten Altersstufe in aller Regel geprägt sind (vgl. Specht-Tomann/ Tropper 2011, S. 60). In diesem Kapitel wird zusammenfassend ein Über- blick über die wichtigsten Stufen der Todesvorstellungen im Kindesalter gegeben.
Bei kleinen Kindern bis zu drei Jahren wird aufgrund der sprachlichen Begrenztheit ihr Verständnis vom Tod nicht sehr deutlich. Für sie ist die Endgültigkeit eines Verlustes nicht realisierbar, weswegen sie nicht darüber sprechen können. Häufig denken sie, dass die verstorbene Person wieder kommt. Dennoch können sie spüren, dass etwas geschehen ist und mit einfachen Bilderbüchern kann ihrer Situation geholfen werden, indem sie auf symbolischer Ebene ansatzweise erfahren, was passiert ist (vgl. Ennulat 2011, S. 20).
Im Vorschulalter sehen sich die Kinder als Mittelpunkt der Welt und beginnen diese aus ihrer egozentrischen Perspektive zu erfahren. Hierbei werden auch unbelebten Dingen menschliche Eigenschaften zugeschrieben und alles Erfahrene wird grob gesprochen in gut und böse unter- teilt. Besonders negative Erlebnisse prägen sich im emotionalen Gedächtnis der Kinder ein und können tiefe Spuren hinterlassen (vgl. Specht-Tomann/ Tropper 2011, S. 61 f.). Die Grundschulzeit, die für die folgenden Kapitel von größter Bedeutung ist, spielt auch in der Entwicklung der Todesvorstellung eine wichtige Rolle, da Kinder im Alter von circa sechs Jahren damit beginnen, die Bedeutung des Todes zu verstehen. Ihr Interesse diesbezüg- lich ist meist eher sachlich; sie handeln wissbegierig in Bezug auf Friedhöfe und Beerdigun- gen. Sie sind mutig, haben selten Probleme mit Besuchen am offenen Sarg und bekommen allmählich eine Vorstellung davon, dass der Tod endgültig ist (vgl. Ennulat 2011, S. 20 f.). Dieses sachliche Interesse an der Thematik verdeutlicht folgendes Zitat eines betroffenen Kindes:
„ Wenn ich tot bin, liege ich in einem Sarg. Dort ist es ganz dunkel. Auch die Hasen ster ben, die Vögel - und überhaupt alle Tiere, wenn sie alt sind. Auch unser Hund Tino ist gestorben. Er war sehr krank. Aber nur wir Menschen bekommen einen Sarg. Ich möchte Blumen auf meinem Grab. “
(Agnes, 8 Jahre; in: Specht-Tomann/ Tropper 2011, S. 103).
Auch wenn diese Aussage zeigt, dass der Tod von dem jeweiligen Kind noch mit Alter in Verbindung gebracht wird, so verdeutlicht es dennoch, dass Agnes bereits das Wissen erlangt hat, dass der Tod jeden trifft und endgültig ist.
Zusätzlich dazu realisieren Kinder in diesem Alter - wie auch Agnes in ihrer Aussage es tut -, dass auch sie vom Tod betroffen sein können, wodurch sich einige Ängste in Bezug auf Krankheit und Sterben aufbauen. Dadurch tendieren sie dazu, Verlustängste aufzubauen, da sie denken, dass schon bald die eigene Familie betroffen sein kann. Durch das sich aufbauen- de Wissen, dass der Tod jeden treffen kann, entwickeln sie außerdem ein größeres Bedürfnis nach Sicherheit (vgl. Ennulat 2011, S. 21.). Eine große Schwierigkeit für Kinder stellt ihr Be- dürfnis nach Begründungen dar: Dadurch denken sie häufig, dass der Tod die Bestrafung für eine schlechte Tat ist, da in ihrer Sichtweise zusätzlich die Gegensätze Gut und Böse dominie- ren. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, die Todesursache kindgerecht zu erklären, um zusätzlich Schuldgefühle abzubauen (vgl. ebd.). Im höheren Alter und somit je nach Ent- wicklungsstand bereits gegen Ende der Grundschulzeit beginnen Kinder und Jugendliche, sich vermehrt mit dem Sinn des Lebens auseinanderzusetzen und fragen eventuell nach einem Le- ben nach dem Tod. Auch die Trauer wird bei älteren Kindern intensiver erlebt, da das Bewusstsein um die Endgültigkeit des Todes immer stärker wird (vgl. ebd., S.22 f.).2 Die hier beschriebenen Todesvorstellungen stehen immer auch mit persönlichen Vorerfahrungen und damit verbundenen Emotionen in Zusammenhang. Einen kurzen Einblick in die möglichen Erfahrungen, die Schüler in der Grundschule bereits mit dem Tod gemacht haben, soll daher im Folgekapitel gegeben werden, da es dies als Lehrkraft zu berücksichtigen gilt. Ein Kind, welches bereits des Öfteren mit Tod und Trauer konfrontiert wurde, geht eventuell anders damit um als ein Kind, für welches es das erste Mal ist.
3.1.3. Mögliche Vorerfahrungen der Kinder
Es kann davon ausgegangen werden, dass nahezu jedes Kind bereits in irgendeiner Form mit dem Thema Tod konfrontiert wurde. Schüler, die dem Tod noch nicht in der Realität begegnet sind, haben ihn meistens in Märchen oder Filmen erlebt (vgl. Leist 1987, S. 23). Auch solche Situationen prägen das Bild von Sterben und Tod ergänzend zu den bereits beschriebenen Todesvorstellungen. Sie sehen den Tod als Strafe, wenn die böse Hexe stirbt oder als Schein- tod, wenn Dornröschen hundert Jahre schläft. Auch dies trägt dazu bei, dass kleineren Kin- dern die Endgültigkeit des Todes nicht bewusst wird, denn schließlich wacht Dornröschen wieder auf (vgl. ebd. S. 23 f.).
Neben Filmvorstellungen begegnen viele Kinder dem Tod das erste Mal in Form eines toten Tieres. Bei fremden Tieren in der freien Natur bleiben Kinder häufig noch unbeeindruckt, da sie keine Bindung zu dem Tier haben. Dennoch kann ihnen in einer solchen Situation bereits annähernd erklärt werden, was tot sein bedeutet. Von Trauer begleitet wird der Tod dann, wenn es sich um ein geliebtes Haustier handelt. Hier wird deutlicher als bei fremden Tieren, dass Tod mit Schmerz, Trauer und Trennung verbunden sein kann. Bereits in einer solchen Situation werden viele Kinder Fragen stellen und ihre Trauer zeigen. Bereits hier können Er- wachsene das Phänomen Sterben und Tod näher erklären, beispielsweise indem das Tier be- erdigt wird. Außerdem kann auch in dieser Situation bewusst gemacht werden, wie wertvoll Erinnerungen sein können (vgl. ebd., S. 25 ff.).
Häufig bleibt es jedoch nicht bei dem Haustier - auch Kinder werden meistens nicht vom Tod eines geliebten Menschen ihres näheren Umfeldes verschont. „Es wäre dem Kind zu wün- schen, daß es diese Erfahrung in Ruhe machen darf, daß die erste Begegnung mit dem Tod nicht als Schock kommt, etwa als Verkehrsunfall, sondern als der sinnvolle Abschluß eines Lebens voller Mühe, Arbeit und Sorgen.“ (ebd., S. 30). Ist dies der Fall, so kann das Kind verschiedene Aspekte, die mit dem Tod einhergehen, nach und nach verarbeiten und muss nicht alles auf einmal durchleben. Aber egal in welcher Form die Konfrontation mit dem Tod geschieht, kann nur immer wieder die Relevanz des Gesprächs betont werden, um die Realität und die Endgültigkeit der Trennung von einem geliebten Menschen begreifbar zu machen und Schuldgefühle oder Vorwürfe zu vermeiden. Erwachsenen wird folglich die Verantwortung zuteil, dass Kinder altersgerechte Erfahrungen mit Tod, Trauer und Sterben machen dürfen, Fragen über wahrgenommene Veränderungen stellen können und vor besonderen Belastungen beschützt werden (vgl. ebd., S. 30 ff.).
Da Lehrkräfte in der Regel ebenso als Bezugspersonen fungieren können wie die Eltern, so sollten auch sie sich in der Verantwortung sehen, trauernde Kinder zu begleiten und für ihre Fragen offen zu sein - nach dem Motto Ich sehe deine Tränen, wie der griechische Psycholo- ge Jorgos Canacakis einen seiner Buchtitel formulierte (Canacakis 1992). Hierfür ist neben dem Wissen über den Umgang mit dem Tod aus kindlicher Perspektive auch Wissen über das Trauerverhalten von Kindern hilfreich, da sich Trauer beispielsweise nicht zwangsweise in Tränen äußert. Um trotzdem ein Gespür dafür zu bekommen, welches Verhalten mit Trauer in Verbindung gebracht werden kann und welche Trauerphasen es gibt, wird folglich ein Blick auf diese Aspekte geworfen.
3.2. Kinder und Trauer
Nachdem Kapitel 3.1. Hintergründe zum kindlichen Umgang mit dem Tod und damit verbundenen Vorstellungen gegeben hat, gilt es im nächsten Schritt, einen Blick auf den Umgang mit Trauer zu werfen, um die Arten kindlicher Trauer und die damit zusammenhängenden Gefühle zu beleuchten.
Viele Erwachsene scheinen der Ansicht zu sein, dass Kinder gar nicht oder kaum trauern. Dies hängt häufig damit zusammen, dass sie lediglich nicht wissen wie Kinder trauern. Nicht selten legen die Kinder Verhaltensformen offen, die von erwachsenen Personen nicht in Ver- bindung mit Trauer gebracht werden. Erkennen sie es dennoch, so ist ihr Ziel häufig, die Kin- der von ihrer Trauer abzulenken und sie vor den Trauergefühlen zu beschützen. Dies hat je- doch zur Folge, dass Kinder den jeweiligen Verlust nicht verarbeiten können und Schwierig- keiten darin bekommen, schmerzhafte Situationen zu meistern (vgl. Pennells/ Smith 1995, S. 7). Im schlimmsten Fall können unverarbeitete Verluste in der Kindheit zu psychischen Er- krankungen im Erwachsenenalter heranwachsen (vgl. ebd., S. 8 und Kapitel 3.2.2). Doch wie trauern Kinder und können wir als Erwachsene Anzeichen erkennen und dementsprechend reagieren? Diesen Fragen wird im vorliegenden Kapitel nachgegangen, um mit entsprechen- dem Hintergrundwissen einige Voraussetzungen zu erlangen, welche die Trauerarbeit mit Kindern im Grundschulalter erleichtern können. Auch hierbei gilt es grundsätzlich, einen Blick auf unsere Gesellschaft zu werfen, um zu verstehen, warum Trauer so häufig verdrängt und somit auch von Kindern nicht verstanden und gelebt wird. Neben dem bereits erläuterten Problem des verdrängten Todes ist ebenso die verdrängte Trauer ein großes Problem bei der Verarbeitung eines Verlustes. Bereits in jungen Jahren bekommen viele Menschen gesell- schaftlich bedingt das Gefühl vermittelt, dass es besser ist, Gefühle zu verbergen und Trauer nicht öffentlich zu zeigen. Durch Tabletten, Entspannungsstrategien, andauernde Beschäfti- gung oder Alkoholkonsum versuchen Erwachsene, diese Gefühle zu unterdrücken (vgl. Canacakis 1992, S. 14).
In seinem Werk Ich sehe deine Tränen fordert Canacakis deswegen dazu auf, der Trauer in unserer schnelllebigen Zeit mehr Raum zu geben, die seit der Entstehung des Werkes durch den technischen Fortschritt sicher noch weitaus schnelllebiger geworden ist. Schon damals führt Canacakis die oftmals verdrängte Trauer unter anderem darauf zurück: „Unsere ideali- sierten Schöpfungen, die Maschine und der Computer, weinen und trauern nicht.“ (ebd.). Die- ses grundsätzliche Problem, Trauergefühle oder negative Gefühle im Allgemeinen nicht zuzu- lassen, führt dazu, dass auch Kinder nicht lernen können zu trauern, da ihnen vorgelebt wird, besser so weiter zu leben als wäre nichts passiert. Diesem Hauptproblem muss sich der Er- wachsene stellen, der mit trauernden Kindern arbeiten möchte. Hierbei ist es wie auch mit dem Tod wichtig, eigene Erfahrungen mit einzubeziehen und vor allen Dingen zuzulassen (vgl. Kapitel 3.1.1.). So können offene Gespräche entstehen, mithilfe derer die Kinder leichter in die Phase der Trauer integriert werden. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass jeder anders trauert und dass der Verlust eines geliebten Menschen für jede Person etwas anderes bedeutet. Dennoch sollten sich Erwachsene mit ihrer eigenen Trauer beschäftigen, da Trauer auch im- mer ein Ausdruck der Liebe zum Verstorbenen ist. Dies ist bereits eine einfache und verständ- liche Erklärung für die bereits Kinder Verständnis aufbringen können (vgl. Finger 2008, S. 187 ff.). Nicht zuletzt hat Trauer auch für die eigene psychische Gesundheit eine entscheiden- de Bedeutung. Darauf wird im weiteren Verlauf der Arbeit noch ausführlicher eingegangen. Zunächst wird jedoch ein Blick darauf geworfen, was Trauern bedeutet und weitergehend ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, welche speziellen Formen von Trauer von Kindern im Grundschulalter durchlebt werden können.
[...]
1 Schüler, Lehrer, Kollegen und weitere Personenbezeichnungen stehen in der gesamten vorliegenden Arbeit stellvertretend für die maskuline und feminine Form. Lediglich aufgrund der besseren Lesbarkeit wird hier das generische Maskulinum verwendet.
2 auf das Jugendalter wird an dieser Stelle nicht näher eingegangen, da der Fokus dieser Arbeit auf der Grundschulzeit liegt.
- Citar trabajo
- Katharina Krause (geb. Kühn) (Autor), 2012, Wenn Kinder mit dem Tod konfrontiert werden, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206110
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